#1

nachts

in Düsteres und Trübsinniges 04.07.2009 15:51
von saddai (gelöscht)
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jagt
der purpurne Mann
seine Bluthunde
auf deine Seele, Kind
hetzt
seine Hengste vorwärts, vorwärts
peitscht
seine Biester weiter, vorwärts, vorwärts
jagt, jagt,jagt

und riecht den Schweiß der Angst
auf deinen Flügeln
der sich in dein Fleisch ätzt
bis auf die Knochen

taumelnd
bricht

deine Kehle

nachts

hat der schwarze Mann

Angst

vor den scharfen Splittern
unserer zerbrochenen Flügel

und du, Kind
du weinst
hinter der dunklen Mauer

allein



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#2

RE: nachts

in Düsteres und Trübsinniges 04.07.2009 15:57
von saddai (gelöscht)
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hallo ihr, ich weiß nicht, ob es hier üblich ist, sich vorzustellen. Nur in Kürze: Ich schreib nicht sehr viel, aber gerne. Ich kenn Maja über ein anderes Forum und hab sie gefragt, obs sie noch eins kennt. Deswegen bin ich hier. Ich vertrage Kritik sehr gut - bin im Gegenteil sehr dankbar auch für negative, selbst wenn sie noch so krass ist. Ich will lernen, und ich will wissen, wies wirkt.
Ich freu mich schon auf euch

saddai

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#3

RE: nachts

in Düsteres und Trübsinniges 06.07.2009 01:37
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Guten Tag, saddai und ein Willkommen!

Für Gegenwartsliteratur bin ich auf keinen Fall ein kompetenter Leser oder Kritiker, das will ich vorab feststellen.
Mit einer Empfehlung von Maja, was ein spontanes freundliches Lächeln bewirkt, hast Du schon einige Pluspunkte,
auch wenn von Dir faktisch noch kein Gedicht bekannt ist.

Mit vorliegendem Werk voll Eindringlichkeit, startest beginnst Du hier Deine Karriere. Es wird ein negatives Thema behandelt, deren es eine gewaltige und sich steigernde Fülle gibt, die erschrecken kann.
Du machst die Zündschnur der Phantasie glimmend. Die Einteilung, Betonung sind fast gleichwertiges Element zur Aussage.
Nur weil mich Unbehagen erfüllt, ist es nicht schlecht, könnte sogar gut sein. Erst bei besserer Kenntnis Deiner Art, mehrerer Werke von Dir, wäre die Treffsicherheit einer Beurteilung größer. Bei dieser ersten gelesenen Abgabe bin ich in Unkenntnis, ob Du die Stilmittel hier bewußt einsetzt oder ob sie in dieser oder ähnlicher Form in jedem Deiner Gedichte angewandt werden (so etwas soll es ja auch geben).
Ebenso, ob dieser knappe Vortrag, 'schlagwortgleich', hier sehr wohl angebracht, stets Deine Art ist.

Vielleicht ist mir die Möglichkeit genommen, mich auf genauere und detailliertere Kritik einzulassen, weil ich glaube, selbst traumatisiert zu sein.

Was mir als allgmeine Bemerkung gestattet sei, ist, wie mir auffällt, mit welcher Energie, ja Kraft, gelegentlich oft mit Besessenheit, Themen von Qual und Tod, Blut und Gewalt behandelt werden.
Da wünschte ich mir oft, zumindest die gleiche Energie sollte verwendet werden, um wachzurütteln gegen Mißstände auf Erden, und um für Gemeinsamkeit und Frieden, so wie Verständnis und gegenseitige Achtung zu plädieren.
Das könnte vielleicht bald der Fall sein, denn wer mit wenigen Worten grässliche Gefühle initiieren kann, in dem sollte auch diese Fähigkeit schlummern.

Gruß
Joame






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#4

RE: nachts

in Düsteres und Trübsinniges 06.07.2009 12:09
von saddai (gelöscht)
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Danke,Joame, dass du dir Zeit für meinen Text genommen hast. ich möcht nur was korrigieren: ich hab Maja nach nem Forum gefragt, - ob sie mich empfehlen würde, weiß ich nicht.
Zu deinem Kommentar sei mir eine Verständnisfrage gestattet. Inwiefern hat meine sonstige Art zu schreiben etwas mit der Qualität des vorliegenden Textes zu tun? Ich finde nicht, dass man ein Zusatz-wissen irgendwelcher Art braucht, um zu sagen, welcher Text einem gefällt und welcher nicht. Wenn er gut ist, ist er gut, selbst wenn ihn ein Idiot aus Versehn zufällig eingetippt hat.
Und warum ist eine Schilderung brutaler Gewalt für dich kein "Wachrütteln" ? Weil kein "man sollte" vorkommt?

Trotzdem, nochmals ein ehrliches Danke für deinen Kommentar

saddai

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#5

RE: nachts

in Düsteres und Trübsinniges 06.07.2009 14:28
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Schönen Tag, Saddai!

Du machst es richtig, nachzufragen, ob sonstige Werke für die Beurteilung eines Werkes von Belang sind; das hätte ich wahrscheinlich auch gemacht.
Prinzipiell sollte man keine Schlüsse ziehen und von einem einzigen Posting nichts ableiten. Dir selbst, als offensichtlich erfahrenem Forenbesucher, werden wohl auch schon Bekanntschaften widerfahren sein, die ausschließlich der Gewalt und dem Blute frönen, denen kaum ein Satz gelingt, wo nicht eine Wunde, Schnitte und Kadaver vorkommen. Auf diese Ebene will ich weder Dich noch Dein Werk stellen, will mein Interesse und die Neugier lieber zügeln und zuwarten, welche Themen es Dir hauptsächlich angetan haben.

Im vorliegenden Werk wird die Phantasie angestachelt, der Leser veranlaßt, selbst das Geschehen zu gestalten.
Es wäre wenig zielführend alles erfragen zu wollen, z. B. wer oder was mit Bluthunden und den Hengsten, den zersplitterten Flügeln, ... was doch nur symbolisch steht, gemeint ist.
Ich nahm zuerst den Gesamteindruck auf, ehe ich für mich Details interpretierte. Sehr früh kam mir der Gedanke, wie viel mehr eine Audioversion ausdrücken könnte.

Freundlichen Gruß
Joame

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#6

RE: nachts

in Düsteres und Trübsinniges 06.07.2009 23:23
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte

Hi und herzlich willkommen saddai

Also das ist ein ziemlicher Auflauf in dem Text. Wir hätten: den purpurnen Mann, ein kindliches Du mit Flügeln, den schwarzen Mann, ein allgemeines uns und wieder das Kind.

Es beginnt mit einer Jagdszene, eine Treibjagt. Das Wild: ein Engel. Er fürchtet sich und kann nicht mehr schreien. Bricht deine Kehle ist etwas unglücklich formuliert, erinnert an sich übergeben. Dann taucht ein schwarzer Mann auf (oder hat der andere die Farbe gewechselt?) der sich vor den zerbrochenen Flügeln eines ominösen Wir fürchtet. Und das Kind weint.

Also inhaltlich ist mir das zu wirr. Ich kann da nicht folgen. Mir ist unklar wer die Protagonisten sind, was sie antreibt, was sie fürchten und was mir das sagen soll… ganz grob würde ich schlichtweg auf die kindliche Furcht vor der Nacht tippen. Aber wer ist Uns? Und das Setting ist mir zu plakativ und zu beifallsheischend und viel zu dick aufgetragen, als dass mich das berühren könnte. Es wirkt eher wie ein Horrorfilm. In dem Fall, wäre weniger doch mehr gewesen.

Gruß
Simone

Ps
jetzt ist mir grad aufgegangen was gemeint ist. der Mann ist die hereinbrechende Nacht, wechselt also tatsächich die Farbe. gefällt mir aber auch nicht besser. die Nacht ist ja nicht prinzipiell böse und auf Kinderseelenfang, oder?

zuletzt bearbeitet 06.07.2009 23:25 | nach oben

#7

RE: nachts

in Düsteres und Trübsinniges 07.07.2009 11:00
von saddai (gelöscht)
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hallo Simone!

erstmal herzlichen Dank dafür, dass du dich mit meinem Text beschäftigt hast!
zur Erklärung: die erste Fassung hatte die Überschrift VERGEWALTIGUNG.
Ich hab schon befürchtet, dass es ohne diese Überschrift sehr unklar wird; aber wollts halt mal probieren. Es gibt keinen Engel. Nur einen Mann und eine Frau/Kind. ist es besser mit der Überschrift?

Dass es plakativ ist, weiß ich; empfind ich selber so. Und ich kann verstehen, wenns dich stört. Mich nicht, sonst hätt ichs ja nicht so geschrieben.

liebe grüße

saddai

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#8

RE: nachts

in Düsteres und Trübsinniges 07.07.2009 13:41
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte

In Antwort auf:
die erste Fassung hatte die Überschrift VERGEWALTIGUNG ... ist es besser mit der Überschrift?
der Titel und auch noch in Großbuchstaben, hätte mich mit Sicherheit davon abgehalten es überhaupt zu lesen.

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#9

RE: nachts

in Düsteres und Trübsinniges 07.07.2009 16:33
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte

mich würde ja doch mal interessieren, was genau du darstellen wolltest, denn mir ist das immer noch nicht klar. da kommt ein Kind vor, später wird aber von uns gesprochen, wer ist denn das? und sind der purpurne und der schwarze Mann ein und dieselbe Person?
ich finde gerade bei so einem Thema eine derart plakative Darstellung ungeeignet. du findest es auch plakativ und ich frage mich, wenn du es genauso siehst, warum du es so geschrieben hast. willst du es nicht mal aufdröseln?

Gruß
Simone

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#10

RE: nachts

in Düsteres und Trübsinniges 08.07.2009 14:16
von Kjub • 498 Beiträge | 499 Punkte

hallo miteinander, nur mal für nebenbei: das lyrische personal scheint größer zu sein, als du beabsichtigtest, ich frage mich ob du willst, dass der text verständlich ist oder nicht. er wirkt zerstückelt, zuerst diese prosaische schreibe, dann einzelne schlagworte - da ist ein wandel, den ich nicht nach vollziehen kann. irgendwann in der ersten strophe gibt es bezugsprobleme, da

In Antwort auf:
jagt
der purpurne Mann
seine Bluthunde
auf deine Seele, Kind
hetzt
seine Hengste v


klingt es, als hetzte das kind... kann man sich schon erklären, was du wahrscheinlich meintest, aber das kostet leseenergie und man bekommt keine belohnung... da lohnt sich nochmaliges drüberlesen und vielleicht eine anpassung. auch "moderne" lyrik darf rote fäden bieten, sie muss ja nicht alles erklären. mir gefallen die bilder, die du verwendest, zumindest losgelöst von deinem eigentlich beabsichtigten titel.

grüße
Kjub

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#11

RE: nachts

in Düsteres und Trübsinniges 09.07.2009 19:48
von saddai (gelöscht)
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hallo simone und kjub!

Ich wiederhole mich, und trotzdem möcht ichs nochmal sagen: Danke. Es ist nicht selbstverständlich, dass sich jemand die Mühe macht, einen Text zu beurteilen und die Gründe dafür auch noch erklärt. Erst recht nicht, wenn der Text nicht einmal gefällt. Mir hilft es aber enorm weiter. Mir war wirklich nicht klar, dass es so verwirrend wirkt - vermutlich weil mir die Bilder so klar vor Augen stehen. Natürlich, Simone, erkläre ich gern, was ich eigentlich gemeint hab. Die Erklärung wird den Text aber nicht besser machen - wenn ich den erklären muß, hab ichs falsch beschrieben.
Also, zum Personal:
Es gibt nur einen Mann, der einer Frau Gewalt antut. Das innere Kind dieser Frau spaltet sich ab ... sie sieht so quasi wie von außen auf sich. Nur einmal läßt sie das Kind wieder an sich heran: in "unseren" Flügeln eben. Oh gott, so klingts ja wirklich total schräg -- aber was hilfts, so hab ichs gemeint.
Dass die "Kehle bricht" an sich übergeben erinnert, versteh ich ... das könnt ich ja ganz leicht ändern, ohne dass es den Text groß verändert. Die Stelle mit dem" Kind - hetzt", auch.
Ich persönlich hab kein Problem mit Texten, die nur verschwommene Gefühlsbilder beschreiben - ich mag die sogar. Aber natürlich sollten wenigstens die protagonisten klar sein ... Wenn sich der Leser dauernd fragen muß, wer jetzt gemeint ist, wirken die besten Bilder nicht.
Zum Plakativen, Simone: Kann es sein, dass wir verschiedene Definitionen von plakativ haben? (Die Überschrift war im Original übrigens nicht in Großbuchstaben). Für mich bedeutet plakativ: grob, überzeichnet, derb, marktschreierisch, grell.
Sorry ... es geht um grobe Aggression. Willst du dich da zart und sanft mit dem Täter an einen Tisch setzen, erstmal Atemübungen machen und ihm erklären, er soll doch jetzt erstmal in Ruhe zuhören... so ginge es ja nicht? Ich will den Text nicht verteidigen ... im Zweifel hat immer der Leser recht. Ich bin in diesem Punkt aber andrer Meinung. Was mir persönlich an diesem Text so gut gefällt ( ja, doch, er gefällt mir) ist genau die Darstellung dieser zerstörerischen männlichen Aggression, und das geht halt nunmal nicht zart und dezent und in sanften Andeutungen. Da darf man schonmal brüllen und ein plakatives rotes Schild auf das Leserauge drücken. Find ich.
Ich hab den Titel hier zuerst weggelassen, weil ich nicht nur eine körperliche Vergewaltigung schildern wollte, sondern eben alle Arten, auch seelische und/oder verbale. Und der Titel schränkts dann doch zu sehr ein. Aber gut. Ich werd mir überlegen, ob und wie ich diesen Text überarbeite.
Kann auf jeden Fall viel mit euerm Feed-back anfangen.

lg

saddai

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