Hallo perry,
ein beliebtes Motiv, welches du hier verarbeitest: Das gealterte lyrische Ich verklärt seinen Blick in die Vergangenheit, nimmt Abschied. Nicht, dass ich nicht selbst schon viel zu häufig in diese sentimentale Kiste gegriffen hätte, aber den Splitter im Auge des Anderen erkennt man meist eher, als das eigene Brett vor dem Kopf. Denn zu häufig ist nichts anderes zu sehen, als ein selbstmitleidiger Blick eines Alten, der offenbar nicht nur sein Leben nicht mit den Träumen seiner Kindheit/Jugend füllte (wer tut das schon?), sondern auch nicht ersatzweise, jedenfalls nicht ansatzweise befriedigend, denn ansonsten fiele der Rückblick nicht so bitter aus.
Aber tut er das hier überhaupt? Erfreulicherweise nicht, wenn auch der Mittelteil mit der juvenil Angehimmelten und deren buntem Rock ein wenig in die Richtung driftete. Ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee war, auch diese Erinnerung so pointiert mit hinein zu bringen, denn letztendlich meine ich aus dem Gedicht zu lesen, dass das lyrische Ich noch nicht auf sein ganzes Leben zurückschaut, sondern wirklich nur auf seine Jugend und seinen Heimatort, dem er entwachsen ist und zu dem er offensichtlich nur noch anlässlich von Beerdigungen zurückkehrt. Die harte Landung lässt darauf schließen, dass es um nahe Anverwandte geht, von denen der Held sich längst entfernt hatte und das nicht nur räumlich. Auch Besuche zu Lebzeiten mögen daran gescheitert sein, dass es eben nicht möglich ist, Vergangenheit „auferstehen“ zu lassen. Die Entwicklung, die der Protagonist nahm, wurde von den Zurückgebliebenen nicht genommen, die Entfremdung damit vorprogrammiert. Insofern ist hier für meine Begriff nur der Abschluss eines Lebensabschnittes besungen und nicht gleich die ganz große Depression.
Was ist handwerklich zu sagen? Die durchgängige Kleinschreibung ist mir nicht einsichtig und erschwert, zusammen mit dem Verzicht auf strophische Gliederung und einigen willkürlich anmutenden Zeilenschaltungen die Lesbarkeit und Eingängigkeit. Mir ist daher nicht klar, warum du dir nicht größere Freiheit nahmst. Lediglich die Zeilen 11 bis 14 sind mir in ihrer Einteilung nachvollziehbar und da du nicht reimst, spricht für meine Begriffe nichts für die seltsamen Zeilensprünge.
Sprachlich habe ich kaum etwas zu kritteln. Bis auf die dem Erdboden gleich gemachten Bolzplätze, die früher offenbar hügelig und nicht plan waren, was die Bespielbarkeit sicher erheblich einschränkte, finde ich das alles gelungen. Mich hat es angesprochen. Wenn ich etwas vorschlagen dürfte, würde ich mindestens eine Unterteilung in Strophen vornehmen: Z1-4, Z5-10 und Z11 bis 14.
Beste Grüße
O.