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Vor dem Haus
Der Augenblick begleitet Weidenzäune.
Das Binsengras, es steht im besten Saft.
Ein Herbsttag schenkt dem letzten Werden Kraft.
Es knurrt das alte Tor der Futterscheune,
als sei ein Atemzug hindurchgefahren.
Ein Mann betrachtet still ein Kindgesicht,
aus dessen Augen seine Jugend spricht.
Die Zeit vergessend, reist er in den Jahren,
in denen er die Weidenzäune baute,
das schwere Binsengras aufs Dach verlegte,
an einem Herbsttag einen Tod erlebte
und dem Alleinsein, das ihm wohlvertraute.
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Hallo Kater
Ich mag solche Gedichte, die von Vergänglichkeit und Erinnerungen erzählen. In meinem geistigen Auge entsteht hier das Bild eines alten Mannes, der seine eigene Jugend in den Augen seines Enkels sieht und sich erinnert, wie und was früher war. Gefällt mir gut.
Etwas sperrig kommt mir die 1 S vor. der/das/ein/es gleiten nicht wirklich resp. sind sie mir zu abgehackt für die tragende Stimmung, vielleicht wäre ja ein ‚und‘ nicht schlecht.
Aber was mir gar nicht zusagt ist Zeile 2. Dieses rückbezügliche ‚es‘, das sich dann gleich noch in der 4 Zeile wiederholt, gefällt mir gar nicht. Wie wärs z.B. so:
Das Binsengras steht noch/schon im besten Saft. ...(?)
Auch denke ich, das Gedicht wäre etwas direkter, wenn du ‚ein Mann‘ und ‚ein Kindgesicht‘ mit ‚der Mann‘ und ‚das Kindgesicht‘ ersetzen würdest. Vor allem, weil du den unbestimmten Artikel - ‚einen Tod‘ - schon weiter unten gebrauchst.
Die Schlusszeile ist zwar etwas ungelenk, kriegt man aber schon irgendwie auf die Reihe bzw. verzeiht man solche Hüpfer, wenn der Rest zusagt.
Das knurrende Tor ist übrigens meine Lieblingsstelle - finde ich klasse!
Gruss
Margot
Hallo Katerchen,
in diesem wehmütigen Gedicht ist kein Werden, nur ein Vergehen. Es ist stimmungsvoll, keine Frage, und auch handwerklich gut gemacht. Da es inhaltlich jedoch wie das lyrI letztendlich ins Leere läuft, fallen ein paar Stockfehler um so mehr auf.
Der Augenblick begleitet nichts, der Augen Blick sehr wohl. Wenn schon dichterisch, dann eher so etwas wie „Im Augenblick der Weidenzäune steht Binsengras im besten Saft“. Denn auch Zeile 2 glänzt nicht gerade mit der Konstruktion von „Das Binsengras, es..:“ Zeile 3 halte ich für sehr schön formuliert, Zeile 4 kann mit der verdrehten Syntax und dem erneut gedoppelten „Das Tor, es…“ nicht gefallen.
Der Strophen übergreifende Zeilensprung führt leider ins Nichts, der Gedanke ist abgeschlossen, in S2V2 tritt das lyrI auf, dessen Blick sich jetzt offenbar nach innen richtet. Das Kompositum „Kindgesicht“ empfinde ich als missglückt, es wirkt zu arg dem Metrum geschuldet. Das ist schhade, weil diese Sequenz ansonsten sehr gelungen ist. Das Partizip in V4 mag ich nicht leiden und inhaltlich widerspricht es sich zudem: Wenn ich gedanklich in den Jahren reise, habe ich sie offensichtlich nicht vergessen und vergesse sie auch nicht gerade.
Das erneut die Strophe übergreifende Enjambement erfüllt nun seinen Zweck, da der Gedanke fortgeführt wird. Das empfinde ich als sehr gut gemacht, auch dass die gesamte Strophe aus einer Aufzählung besteht, unterstützt die Dramatik, bringt Fahrt hinein und führt damit treibend zum Schluss. Das gefällt mir. Das Verlegen des Grases auf das Dach klingt dagegen nicht gut und der falsche Artikel in V4 auch nicht. Mir ist zwar bewusst, dass das Alleinsein dem Tod folgte und daher sinnlogisch auch folgen muss, von der dramatischen Steigerung ist es etwas schade. Wenn das Gedicht auch in der Abschlusszeile mit dem Tod geendet hätte, wäre mein Lob deutlicher ausgefallen.
So bleibt es etwas verhalten, aber zu loben ist es.
Gruß
Oliver
Gedichte und Kommentare in allerbester Absicht
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Hallo.
Ich bedanke mich zunächst mangels Zeit in Kurzfassung für Eure hilfreichen Kommentare.
Ich werde jeden Hinweis auf seine Brauchbarkeit prüfen, bevor ich ihn in meine Bearbeitung
einbeziehe, die ich hoffentlich bis zum Wochenende erledigt habe - dann auch ausführlich
zu Euren sonstigen Anmerkungen.
Margot:
In Antwort auf:
Ich mag solche Gedichte
Ehrliches Ansage, wie ich meine - darüber habe ich mich sehr gefreut.
oliver64:
In Antwort auf:
So bleibt es etwas verhalten
Evtl. ist diese Ansicht voreingenommen, weil "defensiv" meiner Erfahrung
entspricht. Mehr demnächst!
Viele Grüße
Katerchen
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Hallo, Katerchen!
Dein Verriß hat mich angeregt, dein Gedicht zu lesen.
Ich mag -wie Margot- solche Gedichte auch, könnte aber nie
ein so abgerundetes fertig bringen.
Inhaltlich irriterte mich beim zweiten Lesen, daß Z2 "das B.-gras steht"
aber in Z10 ist "das B.-gras" verlegt. Wäre anstelle von "das"Z10 nicht "und" besser?
In Z7 war mir nicht klar, ob sich das "seine Jugend" auf das nahe stehende
Kindgesicht oder den "Mann", beide in Z6, bezieht. (Hab für Letzteren entschieden.)
Obwohl es Margot so gefällt, wäre mir ein knarrendes Tor weniger gewollt erschienen.
Bei "knurren" denke ich sofort an Hunde und ganz verstehe ich auch nicht, warum
ein "hindurchfahrender Atemzug" Torknurren verursachen sollte.
Da der Mann noch lebt, kann er doch keinen Tod, sondern nur ein Sterben, erlebt haben,
es sei denn, er wäre eine Katze. Die haben bekanntlich sieben Leben.
Das ist nur meine unbedarfte Meinung, die dir Wurst sein kann.
FG
Hastanirwana
GHEG
Hallo gheggrun.
In Antwort auf:
könnte aber nie ein so abgerundetes fertig bringen.
Fertiggebracht ist es eben gerade noch nicht - die Bearbeitung
dauert an.
FG
Katerchen
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Hallo.
@Margot:Deine Anregungen werde ich sehr gerne berücksichtigen.
In Antwort auf::)
der seine eigene Jugend in den Augen seines Enkels
@oliver64:Ich bedanke mich für Deine (teils sinnfreien) Eindrücke
und das Lob.
@gheggrun:
In Antwort auf:Bekanntlich (eine Behauptung übrigens)
Die haben bekanntlich sieben Leben.
sind es neun Leben - siehe: Enneaden, Mau, Bastet, Bubastis,
Hathor, Eostre, mawkin, Graymalkins, Palmweide-pussywillow,
usw.usf., was allerdings mit dem Inhalt meines Textes nichts
zu tun hat.
In Antwort auf:
Das ist nur meine unbedarfte Meinung
Das habe ich bereits bemerkt.
MfG
Katerchen
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