Zum Glatzenhaareraufen

In morgendlicher Abendstunde
ist’s schon heller dunkel
vor’m österlichen Weihnachstsfest,
an dem die Leute geben
den Priestern ihren Segen
und erstmals erzählen
die uralte Kunde
von der Geburt im Storchennest..
Dann leuchten ausgeschaltet grell
zum Schwarzlichtbirnentest
die Pyramideneier hell,
die der Krampus hat versteckt,
weil er gern Erwachs’ne schreckt.
Dies geschieht zur gleichen Unzeit,
in der die totgeheilten Kranken
aus dem Krematoriumslazarett
mit Freudensprüngen jubelnd wanken
und dabei schwere Nagelbretterbahren
leichtfüßig auf den Händen tragen,
auf denen die ungesunden
Krankenpfleger lustig schunkeln.
Zum Suizid bereit
prosten sie sich zu:”Gesundheit!”
Sie üben schon mit kahlen,
langbehaarten Besenstielen
und ungezielten Kinnspitzhaken.
Herzschmerzkultmassagen
am frischgefüllten Rindermagen.
Warnend mit leisem Kuhgebell
kommt schneckenschnell
ein Radlosrettungswagen,
langsam, doch in größter Eile,
um die rundgebog’ne Ecke
schwebend angewälzt,
der mit jedem Hüpfer, den er stelzt,
gewinnt eine
zweimillimeterlange Meile.


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Zum Glatzenhaareraufen 2

Darin gänzlich Stumme sitzen,
halbiert, außen stehend, schweigend,
aber ins oberflächliche Gespräch vertieft
mit den ferderlosen Tauben,
die sich rücklings hoch verneigen,
bis sie grüngekühltes Blut ausschwitzen,
welches herrlich, veilchenduftend mieft
Sie alle hören deutlich,
wenn auch ungenau,
durch die festverschloss’nen,
ganz weit off’nen
Kellerfenstergauben
den Hilfelaut
und Flüsterschrei
der erstickten und vermeintlich
jungfräulichen Hurenbraut.
Denn diese Marktfrau ist dabei
gerade auf dem kalten Feuer
für die gekrümmte Hochzeitsfeier
tiefgefror’ne, weiche Fische
hart zu kochen
im siebgelochten
Vogelkäfig.
Zugedeckelt ist der unten
und aus zähem Stein geflochten,
für die nicht vorhand’nen Ansturmskunden.
Doch hilft’s ihr wenig,
daß sie, verängstigt
und von Panik spät besänftigt,
wie ein Floh des Löwen brüllt,
den ein Tierfreund hat erschossen,
weil ein armer, unverdächtig
reicher Taschendieb
ihr die vollgeleerte, umgekehrte,
innen weißlich ausgeteerte,
Kasse mit ‘nem Haufen Geld auffüllt.
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Unterm umgeschmiss’nem Tische,
halbverhungert-kugelrund,
schläft obenauf wachsam
ein hartgesott’ner Schweinehund
mit zwei weichen Beißgebissen,
jedes ohne einen Zahn,
und mit schlabbrig spitzten,
aufmerksamen Hängeohren,
die nur zum Schnarchen taugen.
Durch die geschloss’nen Lider zielt
er mit löffelscharfem Blick
seiner ausgekratzten Augen
auf den spendablen Meisterdieb,
wobei er wie ein Adler schielt,
nachdem er mit mückenstarkem,
aber nashornsanftem Flossenhieb
dem puddinghartem
Weich-Ei-Typ
die weggelauf’nen Stiefelsohlen
vom kahlgeschor’nen
Haarschopf zieht.

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Nebenan, davor und auch darüber
läuft der ausgerutschte Esel wieder
lahmgeprügelt lebensfroh
auf der aufgetauten Sandbank,
die ist hart und spiegelblank
wie sein aufgeweichter Zahnradschlittschuh,
gradwegs eingedrehte Pirouetten,
daß die langgestutzten Flügelohren
sich in die tiefe Höhe bohren
und die dünnen Vorderbacken
über alle Viere lachen
wie sonst nur die fetten.







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Dies alles sieht ein blinder Bulle,
der nicht hin guckt, als er sich gibt
aus seiner leeren Pulle einen lauten Heimatschluck,
wonach er unbeweglich zuckt und Folgendes geschieht:

Stocksteif stehend sinkt er aufrecht gehend
auf den Himmelsboden nieder, auf den fällt schon wieder
aus unendlichnaher Höh’ der Erde heißer Sommerschnee.



Gestern dann, am nächsten Tage,
schreibt er irgendwann, analphabetisch
außer Frage, die Hinterhand
mit Nudelband gefesselt, doch frenetisch
tintenklecksend, wahrsagend fein sauber auf,
was im sonnenhellen Nachtverlauf
geschieht tagsüber, wenn verhexend
alle bunten Katzen bellen und jeder graue Hund miaut.

Solch lange Kurzgeschichte aus dem Leben
beflügelt Dichter, Staatsanwälte,Polizei,
Advokaten und Gerichte. Allen wird sie etwas geben,
Aber du höre von Anfang an gut zu
und schrei, findet sich
ein Fehlerlein im Gedichte!