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Inhalt: Schauplatz ist Macomb County in Alabama während der wirtschaftlichen Flaute in den frühen 1930er Jahren. Wohl behütet wächst Jean Louise "Scout" Finch mit ihrem Bruder Jem bei Rechtsanwalt Atticus Finch auf, der nach dem frühen Tod seiner Frau ganz für seine Kinder da ist. Trotzdem spüren alle drei den Rassenhass im tiefen Süden der USA, besonders als Atticus die Verteidigung des Farbigen Tom Robinson übernimmt.
Tom soll die Tochter eines weissen Bauern vergewaltigt haben, beteuert jedoch seine Unschuld. Bereits im Vorfeld des Prozesses sehen sich Atticus und seine Kinder zahlreichen Anfeindungen der "ehrwürdigen" Bürger ausgesetzt, die nicht verstehen können, dass man einen Schwarzen überhaupt verteidigt. Atticus hingegen ist von dessen Unschuld überzeugt.
Das Buch erhielt 1961 den Pulitzerpreis, die höchste literarische Auszeichnung der USA, und wurde in rund 25 Sprachen übersetzt. Bereits 1962, zwei Jahre nach dem Erscheinen, drehte Robert Mulligan die Verfilmung, die drei Oscars erhielt, darunter einen für Hauptdarsteller Gregory Peck als Rechtsanwalt Finch. ‚Wer die Nachtigall stört’ (Originaltitel: To Kill a Mockingbird) ist das einzige Buch, das Harper Lee je geschrieben hat.
Nachdem ich den Film über das Leben von Truman Capote gesehen habe, in dem auch Harper Lee eine Rolle spielt, erinnerte ich mich an ihr Buch ‚Wer die Nachtigall stört’, das ich irgendwann mal mit 15 gelesen habe und ich lange Zeit für das bewegenste Buch hielt, das je geschrieben worden ist. Ich wusste, dass ich es irgendwo noch hatte und tatsächlich fand ich es in meinem Bücherregal und las es noch einmal.
Mit Büchern, die man wieder liest – vor allem nach so langer Zeit – ist es oft wie mit Filmen, die man früher wahnsinnig toll fand. Sie wirken plötzlich etwas naiv und lächerlich und man weiss am Ende gar nicht mehr so richtig, was einem denn dazumal daran so beeindruckt hat. Mit diesem Buch ist es aber anders. Ich finde die einfache Sprache – es wird aus der Sicht des kleinen Mädchens erzählt - immer noch sehr gut und passend. Vor allem weiss ich jetzt – da ich selber schreibe -, wie schwer es ist, aus einer solchen Perspektive an eine Geschichte heranzugehen und dann keine Erwachsenenwertung einfliessen zu lassen. Des Weiteren ist es recht spannend und humorvoll verfasst. Die verschiedenen kauzigen Nachbarn kamen mir – die selber in einem kleinen Kaff gross geworden ist – seltsam vertraut vor.
Natürlich ist das Buch in die Klassiker der Südstaaten-Jugendliteratur ‚Onkel Toms Hütte’ und/oder ‚Tom Sawyer’ einzuordnen und es gibt einiges darin, das etwas verstaubt ist, trotzdem kann ich das Buch nur empfehlen. Die Botschaft ist auch heute noch gültig und daher zeitlos. Womit ich Mühe hatte – und da bin ich wohl einfach geprägt und ein Kind der heutigen Zeit – ist, dass ich das Wort ‚Nigger’ (das zwar in Anführungszeichen gesetzt wurde und die Kinder im Buch wurden ermahnt: Sagt nicht dieses Wort, es heisst Neger! ) kaum lesen konnte, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Verrückt, aber es ist so!
Auch wenn ich heute nicht mehr gar so enthusiastisch bin, ist dieses Buch immer noch eines, das sich unbedingt zu lesen lohnt. Nicht umsonst wird es in vielen Hitlisten der besten Bücher des 20. Jahrhunderts geführt.
RE: Harper Lee / To Kill a Mockingbird
in Literatur 26.03.2009 22:09von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
ich hatte es mit Trakl und anderem bei meiner Urlaubslektüre. und ich muss sagen es war ein Highlight gewesen. natürlich hatte ich den Text beim lesen auf verfängliche Stellen durchforstet. insbesondere fuchste es mich, dass die Autorin doch damit rechnen musste übersetzt zu werden. warum wählte sie diesen speziellen Titel? tat sie etwas um Missverständnisse vorzubeugen? und tatsächlich: auf Seite 369, zu Anfang des Kapitels 28 fällt der Satz: "Hörst du die Spottdrossel?" aber damit nicht genug. als ich umblätterte folgte sogar die Beschreibung des Gesangs: " Von dem schrillen Kii-Kii des Sonnenblumenvogels sprang es über zm jähzornigen Qua-ack des Blauhähers und zu dem klagenden Ruf des Poor Will."
spätestens nun war ich vollends eingenommen, wenn nicht zu sagen begeistert.
schon vorher hatte mich ein Protagonist fasziniert, als er Atticus einen Gentleman nannte. die Passage hat großes Potential bei meinen Lieblingshöhepunkten zu bleiben. und das, obwohl ich mich, dort, auf Seite 148, noch sträubte dies zu akzeptieren.
es gab Sachen, wie die übersteigerte Furcht vor dem Nachbarhaus, oder ein Gespräch mit einem Nurzumanscheinalkoholiker, der die moralische Wertigkeit eines Lügenbolds preist, die mir unrealistisch bis abgehoben erschienen. wie auch die Rosskur einer Lady mit Haaren auf den Zähnen, gegen Morphiumsucht. der erste Satz war ja auch eine Enttäuschung gewesen.
aber trotz dieser unwesentlichen Abstriche kann ich die Lektüre als durchaus kurzweilig bezeichnen und kann sie getrost weiterempfehlen.
übrigens meiner 13-jährigen Tochter hats genausogut gefallen. dann fragte sie mich sogar, ob die Autorin dies wohl alles so erlebt hätte. denn solches könne man doch schwerlich erfinden.
ich glaube ein größeres Lob kann von einem Leser kaum gebracht werden.
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