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19.03.2009
#1
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
19.03.2009
in Das Tagebuch 20.03.2009 10:11von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
19.03.2009
Mein Freund, der Unternehmer, der Boss, sah heute in der Frühlingssonne so aus wie Konstantin Wecker vor seinem Entzug. Er war wieder mal wach bis drei Uhr morgens gewesen und hatte an seinen Apparaten rumgespielt. Den Illuminat Server hätte er auf eine andere Maschine geklont. Heute um drei Uhr morgens hätte er das gemacht. Hat geklappt, bemerkte er immer mal wieder ganz stolz. Hat geklappt. Funktioniert. Guckst Du.
Das kann auch nicht gesund sein.
Sein Kollege, Uli die Hasenscharte, der mir ganz lieb das Telefonkabel, dass ich im Lager gefunden hatte, aufwickelte schien mir auch übernächtigt, aber sehr glücklich zu sein. Er schwallte, während er wickelte, von Multimedia Servern und sagenhaften V-DSL Down- wie Upstream Raten, die er jetzt zu Hause hätte. Er schwöre übrigens auf Mac. Was ich denn heute noch mache?, fragte er.
Ich gehe jetzt ein super Modem installieren, antwortete ich ihm.
Und da glänzten seine Augen und er wollte mehr wissen.
Ob ich so ein V-DSL 48mbit, alter 48mbit! konstant und Antwortzeiten! von 0,82 hätte?
Nein, musste ich zugeben, so ein Modem hätte ich nicht gemeint. Mehr den Klassiker: V90 Analog Modem.
Da lachte er. Ich sei ja ein Schelm und wickelte lachend das Telefonkabel weiter auf, dass der Boss ihm in die Hand gedrückt hatte, um mir ein Gefallen zu tun.
Aber vielleicht könne ich ihm ja sagen wie lang so ein HDMI Kabel denn maximal sein dürfe.
Drei Meter, näselte ich gelangweilt, aber souverän zurück. Ich hatte keine Ahnung. Jedenfalls war ich froh, dass er mir das viel zu lange Telefon Kabel aufwickelte, dass ich die Dreier Steckdose mit langer Schnur und zwei USB Kabel bei ihm gefunden hatte und dabei war abzustauben. Andernfalls hätte ich quer durch die Stadt wieder ins Büro fahren müssen, diese Kleinteile, die ich heute morgen vergessen hatte, einsammeln und wieder quer durch die Stadt zurück – wenn man so will – zum Anfang hätte bringen müssen. Fast zum Anfang dieses Tages. Denn der Anfang war sowieso unterbrochen worden, weil
mein Telefon klingelte. Kurz nachdem ich am Schreibtisch Platz genommen und die Kaffeemaschine angeworfen und den Brackwasserbecher unter die Düsen der Maschine gestellt hatte, kurz danach klingelte mein Telefon mit diesem aggressiven Klingeln. Wie ein „Bei Fuß“ Befehl.. Die Nummer kannte ich. Das Gegenteil von Kaffee stand im Display. Natürlich nahm ich ab – für den Anrufer war ich so was wie der Brackwasserbecher.
Der Rechenknecht in der Warenannahme verweigere den Dienst. Der fahre nicht mehr hoch. Was soll ich drücken, was kann ich tun?, forderte er mich auf.
Nichts.
Nichts?
Gar nichts. Da muss ich rauskommen.
Ja, dann machen Sie das, antwortete er noch und legte auf.
Energie, dachte ich und überschlug die Möglichkeiten, wägte ab, welches Problem der Rechenknecht in der Annahme haben könnte und schnappte mir nach und nach, was ich meinte, dabei haben zu müssen.
Zum Glück, so dachte ich noch, während ich die Werkzeuge einsammelte, war mir eingefallen, dass ich noch die alte Modem Karte einstecken sollte, die ich Tage zuvor schon erfolgreich auf Funktion geprüft hatte. So könnt ich nach einer erfolgreichen Notoperation am Konsumumschlagplatz endlich zum Hausmeister von dieser Hausverwaltung fahren können, weil der eh seit Tagen darauf wartete, dass ich ihm den neuen PC, den sie bei mir gekauft hatten, betriebsbereit mache. Dabei vergegenwärtigte ich mir noch, dass, wenn ich bei dem Büttner, dem Hausmeister sei, ich unbedingt beim Geschäftsführer der Hausverwaltung bescheid sagen solle, wenn der Büttner, mir von sich aus erzählen würde dass er schwul sei. Das mache der nämlich bei jedem, aber das wolle er, der Chef, von mir bestätigt haben – sofern es denn stimme.
Die Operation verlief zunächst erfolgreich und ich war guter Dinge, dass der PC am Umschlagplatz schnell wieder genesen und produktiv am Netz sein könne. Während ich so dachte, fiel mir die „Hart aber Fair“ Sendung von gestern Nacht ein: Erstklassig kassieren, zweitklassig kurieren. Also unterzog ich den genesen Rechenknecht einem weiteren Test bei dem er wieder prompt versagte und die Arbeit wieder einstellte. Während ich die Operation wiederholte und wusste, dass ich die Festplatte und das darauf installierte System, wenn Sie es denn noch ein bißchen durchielte, würde klonen müssen, kam der Hauselektriker des Weges mit seinem Laptop. Der würde auch nicht mehr tuen. Der schwule Hausmeister würde warten müssen.
Nachdem ich nun leidlich zussammengeflickte Rechenapparate ihrem elektronischen Schiksal überlassen konnte, fand ich mich beim Arbeitsplatz des schwulen Hausmeisters wieder.
Es war ein kalkweiß gestrichenes Loch in irgendeinem Keller der weitläufigen Wohnanlage. Es war eine Abstellkammer. So gemütlich wie eine Gummizelle. Der Büttner war dicklich und weiß und lächelte mich an.
Sie, der Eigentümer und die Verwaltung, hatten ihm einen nigelnagelneuen PC, Monitor und Multifunktionsderwisch von einem Drucker spendiert, so wie eine nicht mehr ganz neue Telefon. Fax Amatur von Panasonic.
Mitten in diesem kleinen Raum stand ein neuer, wuchtiger Schreibtisch in Buche mit PC Fach – wo die Dinger regelmäßig zu heiß werden – und ich saß dahinter. Vor mir der lächelnde und schwule Hausmeister.
Er brauchte es gar nicht zu sagen. Er war dicklich, trug einen Blaumann, schnaufte immer leicht durch die Nase, dessen Ränder so rot waren wie seine durchgetretenen Turnschuhe. Irgendeine Tönung war in seinen Haaren und sein Händedruck war fluffig gewesen. Ob er denn jetzt Internet bekäme?
Nein, sagte ich.
Da guckte er mich ganz verwirrt an.
Nein?
Nein.
Aber er müsse doch E-Mails lesen und schicken und der PC, der müsse doch noch aktualisiert werden, Bei seinem Notebook hätte er ganz viele Updates einspielen müssen.
Das sparen wir uns. Sie kriegen dafür dass hier.
Was ist das?
Eine Modemkarte. Damit werden Sie ihre E-Mails abholen und lesen können, sofern Sie keinen zu großen Anhang haben.
Büttner blieb verwirrt und ich werkelte und fluchte, weil mir jetzt auffiel, dass ich die Hälfte vergessen hatte. Modemkabel, Dreierstecker, USB Kabel. Die Arbeit würde liegen bleiben und ich würde wieder in diesen zugigen Keller müssen. Es wurde zwar Frühling, die Sonne schien, aber dieser Abstellraum war weiß, kalt und windig wie Büttner und ich.
Herr Büttners Verwirrung blieb, aber er lächelte weiter und blieb sehr freundlich. Ja, fast zutraulich. Zwar funktionierte noch nichts an seinem Arbeitsplatz und er hatte auch verstanden, dass er niemals, nie, nicht in seinem Keller würde surfen können, dass sein PC nicht mal einen Virenscanner bekam, weil er damit einfach nur zwei Tabellen und Texte würde schreiben können, aber Büttner bedankte sich und blieb artig. Wann ich denn wiederkomme? Vielleicht heute oder morgen. Ich melde mich bei Ihnen, brubelte ich und verschwand wie Paulchen Panther.
Aber dann rief der Boss an und fragte, ob ich Zeit hätte. Klar hatte ich Zeit. Der Boss und sein Unternehmen war ganz in der Nähe von der weitläufigen Wohnanlage mit dem schönen weißen Keller. Der Boss hatte einen Server geklont. So wie ich es ihm Tags zuvor geraten hatte. Er war stolz wie Bolle. Aber die Tastatur würde nicht funktionieren. Das Ding fahre zwar hoch, aber er könne sich nicht anmelden, weil die verdammte Tastatur nicht funktioniere und dann lachte er und dann lachte ich auch. Ob er ein Modemkabel hätte, fragte ich während wir lachten. Klar hätte er das. In seinem Lager hätte er alles. Komm vorbei. Bedien Dich.
So war ich beim Boss, Hasenscharte und dem großen Lager gelandet. Es war alles da. Dreier, USB und Uli wickelte das lange Kabel auch noch für mich auf – kürzer gab es das leider nicht. Macht nichts. Büttner ist artig, dachte ich. Wir lachten viel und das Tastaturproblem war nach einem Besuch im Bios des Rechners auch schnell behoben. Es ging zack, zack, zack, die Sonne schien auf gräsige Gesichter und flusch saß ich wieder im weißen Keller von Herrn Büttner. Das sei aber schnell gegangen, sagte er ein ums andere mal, während ich mich auf der Zielgeraden befand. Dröhnig erklärte ich ihm wie man so ein USB Multifunzding installiert und dass man sich ja an die Installationsanleitung halten müsse, weil sonst, naja, sonst würde es halt schwer werden. Es wurde schwer.
Das Ding wollte nicht scannen und Büttner saß die ganze Zeit vor seinem Schreibtisch auf diesem Kinderstuhl, dieser große, schwere, weiße und im Blaumann steckende Mann, saß da und glotzte mich mit großen Kulleraugen ganz lieb an. Naja Hauptsache er druckt, meinte er. Das tat dieses Schweinegerät. Aber nach einem kurzen Gespräch mit der Hotline wußte ich, dass es auch scannen würde, wenn ich ein zwei Sachen aus dem Internet herunterladen und installieren würde: Tools und Treiber sowie eine Anleitung zur kompletten Deinstallation der vorherigen Installationsversuche. Warum müssen eigentlich immer Reste übrig bleiben, dachte ich, sah mich aber in einer fürchterlichen Klemme.
Sagen Sie, gibt es hier im Haus jemanden der einen DSL Internetzugang hat?, fragte ich Büttner.
Ja, antwortete er und veränderte nicht einen Hauch seiner Mimik.
Ich müsste mir schnell mal was vom Hersteller herunterladen und mit dem Modem in ihrem PC
Dauere es viel zu lange, vervollständigte er meinen Satz. Wir könnten zu seinem Freund gehen, der hätte ein Notebook mit DSL Anschluss.
Prima, sagte ich und saß kurz danach auf einem Bullenpenis von einem Barhocker vor einem Laptop, dessen Anmeldeavatar ein sabberndes Gesicht eines Bernadiners war. Die Ähnlichkeit war nicht zu übersehen. Prima, dachte ich. Hatte ich seinen Freund eigentlich richtig wahrgenommen? Hatte ich das gewollt. Ich war in einem Tunnel und dachte an Pulp Fiction. Gleich würde der schwule Axtmörder mit dem Rasiermesserpenis kommen und mich in einen Ganzkörperlatexanzug stecken, solche und ähnliche gedanken verfolgten mich, wähend ich den 100% der Download Statusbalken entgegenfieberte. Sie tuschelten und lachten hinter meinem Rücken. Der Freund des Hausmeisters hatte so ein bronchiales Husten. Wortfetzen drangen an mein Ohr. Hielten die mich für gestört?
Ruhig Brauner, ermahnte ich mich und war froh, als ich meinen Stick aus dem fremden Rechner ziehen konnte.
Zum drittenmal saß ich dann in diesem Keller, an diesem Schreibtisch und zum drittenmal saß der Büttner auf dem Kinderstuhl vor mir und lächelte. Als seien all die Momente geklont. Diesesmal wurde ich fertig. Mit allem. Es lief. Das Anmeldekonto von Büttner schränkte ich schnell noch ein und verließ nach einem letzten fluffigen Händedruck den Verwaltungskeller des Hausmeisters der weitläufigen Wohnanlage.
Im Auto überlegte ich noch, was sie getuschelt hatten. Vermutlich war ich ein Arschloch für sie. Ein Schizo oder Psycho. Meinetwegen, dachte ich, meinetwegen. Meine Arbeit war fertig geworden, das Tagewerk vollendet und Arschgeigen
Aber den Gedanken konnte ich nicht mehr fertig denken weil das Handy wieder klingelte. Es klang wie heute morgen, so als sei der Ton wie der Tag geklont worden.
Mein Freund, der Unternehmer, der Boss, sah heute in der Frühlingssonne so aus wie Konstantin Wecker vor seinem Entzug. Er war wieder mal wach bis drei Uhr morgens gewesen und hatte an seinen Apparaten rumgespielt. Den Illuminat Server hätte er auf eine andere Maschine geklont. Heute um drei Uhr morgens hätte er das gemacht. Hat geklappt, bemerkte er immer mal wieder ganz stolz. Hat geklappt. Funktioniert. Guckst Du.
Das kann auch nicht gesund sein.
Sein Kollege, Uli die Hasenscharte, der mir ganz lieb das Telefonkabel, dass ich im Lager gefunden hatte, aufwickelte schien mir auch übernächtigt, aber sehr glücklich zu sein. Er schwallte, während er wickelte, von Multimedia Servern und sagenhaften V-DSL Down- wie Upstream Raten, die er jetzt zu Hause hätte. Er schwöre übrigens auf Mac. Was ich denn heute noch mache?, fragte er.
Ich gehe jetzt ein super Modem installieren, antwortete ich ihm.
Und da glänzten seine Augen und er wollte mehr wissen.
Ob ich so ein V-DSL 48mbit, alter 48mbit! konstant und Antwortzeiten! von 0,82 hätte?
Nein, musste ich zugeben, so ein Modem hätte ich nicht gemeint. Mehr den Klassiker: V90 Analog Modem.
Da lachte er. Ich sei ja ein Schelm und wickelte lachend das Telefonkabel weiter auf, dass der Boss ihm in die Hand gedrückt hatte, um mir ein Gefallen zu tun.
Aber vielleicht könne ich ihm ja sagen wie lang so ein HDMI Kabel denn maximal sein dürfe.
Drei Meter, näselte ich gelangweilt, aber souverän zurück. Ich hatte keine Ahnung. Jedenfalls war ich froh, dass er mir das viel zu lange Telefon Kabel aufwickelte, dass ich die Dreier Steckdose mit langer Schnur und zwei USB Kabel bei ihm gefunden hatte und dabei war abzustauben. Andernfalls hätte ich quer durch die Stadt wieder ins Büro fahren müssen, diese Kleinteile, die ich heute morgen vergessen hatte, einsammeln und wieder quer durch die Stadt zurück – wenn man so will – zum Anfang hätte bringen müssen. Fast zum Anfang dieses Tages. Denn der Anfang war sowieso unterbrochen worden, weil
mein Telefon klingelte. Kurz nachdem ich am Schreibtisch Platz genommen und die Kaffeemaschine angeworfen und den Brackwasserbecher unter die Düsen der Maschine gestellt hatte, kurz danach klingelte mein Telefon mit diesem aggressiven Klingeln. Wie ein „Bei Fuß“ Befehl.. Die Nummer kannte ich. Das Gegenteil von Kaffee stand im Display. Natürlich nahm ich ab – für den Anrufer war ich so was wie der Brackwasserbecher.
Der Rechenknecht in der Warenannahme verweigere den Dienst. Der fahre nicht mehr hoch. Was soll ich drücken, was kann ich tun?, forderte er mich auf.
Nichts.
Nichts?
Gar nichts. Da muss ich rauskommen.
Ja, dann machen Sie das, antwortete er noch und legte auf.
Energie, dachte ich und überschlug die Möglichkeiten, wägte ab, welches Problem der Rechenknecht in der Annahme haben könnte und schnappte mir nach und nach, was ich meinte, dabei haben zu müssen.
Zum Glück, so dachte ich noch, während ich die Werkzeuge einsammelte, war mir eingefallen, dass ich noch die alte Modem Karte einstecken sollte, die ich Tage zuvor schon erfolgreich auf Funktion geprüft hatte. So könnt ich nach einer erfolgreichen Notoperation am Konsumumschlagplatz endlich zum Hausmeister von dieser Hausverwaltung fahren können, weil der eh seit Tagen darauf wartete, dass ich ihm den neuen PC, den sie bei mir gekauft hatten, betriebsbereit mache. Dabei vergegenwärtigte ich mir noch, dass, wenn ich bei dem Büttner, dem Hausmeister sei, ich unbedingt beim Geschäftsführer der Hausverwaltung bescheid sagen solle, wenn der Büttner, mir von sich aus erzählen würde dass er schwul sei. Das mache der nämlich bei jedem, aber das wolle er, der Chef, von mir bestätigt haben – sofern es denn stimme.
Die Operation verlief zunächst erfolgreich und ich war guter Dinge, dass der PC am Umschlagplatz schnell wieder genesen und produktiv am Netz sein könne. Während ich so dachte, fiel mir die „Hart aber Fair“ Sendung von gestern Nacht ein: Erstklassig kassieren, zweitklassig kurieren. Also unterzog ich den genesen Rechenknecht einem weiteren Test bei dem er wieder prompt versagte und die Arbeit wieder einstellte. Während ich die Operation wiederholte und wusste, dass ich die Festplatte und das darauf installierte System, wenn Sie es denn noch ein bißchen durchielte, würde klonen müssen, kam der Hauselektriker des Weges mit seinem Laptop. Der würde auch nicht mehr tuen. Der schwule Hausmeister würde warten müssen.
Nachdem ich nun leidlich zussammengeflickte Rechenapparate ihrem elektronischen Schiksal überlassen konnte, fand ich mich beim Arbeitsplatz des schwulen Hausmeisters wieder.
Es war ein kalkweiß gestrichenes Loch in irgendeinem Keller der weitläufigen Wohnanlage. Es war eine Abstellkammer. So gemütlich wie eine Gummizelle. Der Büttner war dicklich und weiß und lächelte mich an.
Sie, der Eigentümer und die Verwaltung, hatten ihm einen nigelnagelneuen PC, Monitor und Multifunktionsderwisch von einem Drucker spendiert, so wie eine nicht mehr ganz neue Telefon. Fax Amatur von Panasonic.
Mitten in diesem kleinen Raum stand ein neuer, wuchtiger Schreibtisch in Buche mit PC Fach – wo die Dinger regelmäßig zu heiß werden – und ich saß dahinter. Vor mir der lächelnde und schwule Hausmeister.
Er brauchte es gar nicht zu sagen. Er war dicklich, trug einen Blaumann, schnaufte immer leicht durch die Nase, dessen Ränder so rot waren wie seine durchgetretenen Turnschuhe. Irgendeine Tönung war in seinen Haaren und sein Händedruck war fluffig gewesen. Ob er denn jetzt Internet bekäme?
Nein, sagte ich.
Da guckte er mich ganz verwirrt an.
Nein?
Nein.
Aber er müsse doch E-Mails lesen und schicken und der PC, der müsse doch noch aktualisiert werden, Bei seinem Notebook hätte er ganz viele Updates einspielen müssen.
Das sparen wir uns. Sie kriegen dafür dass hier.
Was ist das?
Eine Modemkarte. Damit werden Sie ihre E-Mails abholen und lesen können, sofern Sie keinen zu großen Anhang haben.
Büttner blieb verwirrt und ich werkelte und fluchte, weil mir jetzt auffiel, dass ich die Hälfte vergessen hatte. Modemkabel, Dreierstecker, USB Kabel. Die Arbeit würde liegen bleiben und ich würde wieder in diesen zugigen Keller müssen. Es wurde zwar Frühling, die Sonne schien, aber dieser Abstellraum war weiß, kalt und windig wie Büttner und ich.
Herr Büttners Verwirrung blieb, aber er lächelte weiter und blieb sehr freundlich. Ja, fast zutraulich. Zwar funktionierte noch nichts an seinem Arbeitsplatz und er hatte auch verstanden, dass er niemals, nie, nicht in seinem Keller würde surfen können, dass sein PC nicht mal einen Virenscanner bekam, weil er damit einfach nur zwei Tabellen und Texte würde schreiben können, aber Büttner bedankte sich und blieb artig. Wann ich denn wiederkomme? Vielleicht heute oder morgen. Ich melde mich bei Ihnen, brubelte ich und verschwand wie Paulchen Panther.
Aber dann rief der Boss an und fragte, ob ich Zeit hätte. Klar hatte ich Zeit. Der Boss und sein Unternehmen war ganz in der Nähe von der weitläufigen Wohnanlage mit dem schönen weißen Keller. Der Boss hatte einen Server geklont. So wie ich es ihm Tags zuvor geraten hatte. Er war stolz wie Bolle. Aber die Tastatur würde nicht funktionieren. Das Ding fahre zwar hoch, aber er könne sich nicht anmelden, weil die verdammte Tastatur nicht funktioniere und dann lachte er und dann lachte ich auch. Ob er ein Modemkabel hätte, fragte ich während wir lachten. Klar hätte er das. In seinem Lager hätte er alles. Komm vorbei. Bedien Dich.
So war ich beim Boss, Hasenscharte und dem großen Lager gelandet. Es war alles da. Dreier, USB und Uli wickelte das lange Kabel auch noch für mich auf – kürzer gab es das leider nicht. Macht nichts. Büttner ist artig, dachte ich. Wir lachten viel und das Tastaturproblem war nach einem Besuch im Bios des Rechners auch schnell behoben. Es ging zack, zack, zack, die Sonne schien auf gräsige Gesichter und flusch saß ich wieder im weißen Keller von Herrn Büttner. Das sei aber schnell gegangen, sagte er ein ums andere mal, während ich mich auf der Zielgeraden befand. Dröhnig erklärte ich ihm wie man so ein USB Multifunzding installiert und dass man sich ja an die Installationsanleitung halten müsse, weil sonst, naja, sonst würde es halt schwer werden. Es wurde schwer.
Das Ding wollte nicht scannen und Büttner saß die ganze Zeit vor seinem Schreibtisch auf diesem Kinderstuhl, dieser große, schwere, weiße und im Blaumann steckende Mann, saß da und glotzte mich mit großen Kulleraugen ganz lieb an. Naja Hauptsache er druckt, meinte er. Das tat dieses Schweinegerät. Aber nach einem kurzen Gespräch mit der Hotline wußte ich, dass es auch scannen würde, wenn ich ein zwei Sachen aus dem Internet herunterladen und installieren würde: Tools und Treiber sowie eine Anleitung zur kompletten Deinstallation der vorherigen Installationsversuche. Warum müssen eigentlich immer Reste übrig bleiben, dachte ich, sah mich aber in einer fürchterlichen Klemme.
Sagen Sie, gibt es hier im Haus jemanden der einen DSL Internetzugang hat?, fragte ich Büttner.
Ja, antwortete er und veränderte nicht einen Hauch seiner Mimik.
Ich müsste mir schnell mal was vom Hersteller herunterladen und mit dem Modem in ihrem PC
Dauere es viel zu lange, vervollständigte er meinen Satz. Wir könnten zu seinem Freund gehen, der hätte ein Notebook mit DSL Anschluss.
Prima, sagte ich und saß kurz danach auf einem Bullenpenis von einem Barhocker vor einem Laptop, dessen Anmeldeavatar ein sabberndes Gesicht eines Bernadiners war. Die Ähnlichkeit war nicht zu übersehen. Prima, dachte ich. Hatte ich seinen Freund eigentlich richtig wahrgenommen? Hatte ich das gewollt. Ich war in einem Tunnel und dachte an Pulp Fiction. Gleich würde der schwule Axtmörder mit dem Rasiermesserpenis kommen und mich in einen Ganzkörperlatexanzug stecken, solche und ähnliche gedanken verfolgten mich, wähend ich den 100% der Download Statusbalken entgegenfieberte. Sie tuschelten und lachten hinter meinem Rücken. Der Freund des Hausmeisters hatte so ein bronchiales Husten. Wortfetzen drangen an mein Ohr. Hielten die mich für gestört?
Ruhig Brauner, ermahnte ich mich und war froh, als ich meinen Stick aus dem fremden Rechner ziehen konnte.
Zum drittenmal saß ich dann in diesem Keller, an diesem Schreibtisch und zum drittenmal saß der Büttner auf dem Kinderstuhl vor mir und lächelte. Als seien all die Momente geklont. Diesesmal wurde ich fertig. Mit allem. Es lief. Das Anmeldekonto von Büttner schränkte ich schnell noch ein und verließ nach einem letzten fluffigen Händedruck den Verwaltungskeller des Hausmeisters der weitläufigen Wohnanlage.
Im Auto überlegte ich noch, was sie getuschelt hatten. Vermutlich war ich ein Arschloch für sie. Ein Schizo oder Psycho. Meinetwegen, dachte ich, meinetwegen. Meine Arbeit war fertig geworden, das Tagewerk vollendet und Arschgeigen
Aber den Gedanken konnte ich nicht mehr fertig denken weil das Handy wieder klingelte. Es klang wie heute morgen, so als sei der Ton wie der Tag geklont worden.
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