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Seinsein: Es schien, als nahte der Ort sich, nicht als näherte ich mich selbst dem Flecken; und doch tat ich Schritte: Wie träumen, und es tränte Dein Gesicht vor mir im Schatten, verwischte, während ich näher schritt. Ich rettete mich in den Nebel, wie einst Du, als Du abgestürzt wurdest.
Lange war nichts zur Verfügung und schon gar nichts im Kopf; dann plötzlich auf dem Papier: Wenn Vergessen wichtig wird, fließt Tinte, und Nerven zermüdend schufte ich Zeile um Zeile schwarz. So erklärte ich es mir, während Dein Gesicht nun fast nicht mehr auszumachen war im Nebelschatten. Schattennebel beschwor ich es anders, blieb nicht stehen und nahte mich, während Dein Gesicht wich, konturlos wurde und Tränen wie Gischt... aber es mag verrinnert sein, nur gemalt mit Strichen. Aufgeschrieben bleibt dann wieder lange Zeit nichts zur Verfügung.
Sein: Hinterfragend bin ich stehengeblieben, trinkend, liebe um mich herum ins Nichts und an guten Tagen in Nebel hinein; Lippen und Hände. Hier drinnen, wie da draußen und später dann Wiederholung. Ich kenne Zungenfieber, kann es benennen, nicht aussprechen und spüre noch immer die Bisse; großartig! Stückchenweise herausgerissen - und heute nichts Greifbares, keinen Boden zum Schreiten und kein Nichtboden, zu stürzen. Südwindiges Luftholen löste Herzverkehr ab; Pochen.
RE: Gesplittertes
in Zwischenwelten 19.03.2009 10:40von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hallo lines
Das ist sehr schwer zu enträtseln, habe ich doch das Gefühl, dass in dem Text sehr viele Wendungen drin sind, die nur dem lyr. Ich und Du verständlich sind. So, als würden zwei in Geheimsprache miteinander kommunizieren, die nur diejenigen verstehen, die dasselbe erlebt und gefühlt haben.
Rein gefühlsmässig gehts sicher um Abschied und dessen Verarbeitung. Vermutlich auch anhand des Schreibens und es hat ein paar schöne Zeilen drin:
In Antwort auf:oder
Wenn Vergessen wichtig wird, fließt Tinte
In Antwort auf:... die mir gefallen, aber ich fühle mich auch etwas unwohl beim Lesen, da ich mir wie ein Voyeur dabei vorkomme, der in die Privatspähre eindringt. Na ja, ich hoffe, du weisst, was ich meine. Am Ende bleiben bei mir - leider - nur viel Nebel und Schatten zurück.
Ich kenne Zungenfieber, kann es benennen, nicht aussprechen und spüre noch immer die Bisse.
Gruss
Margot
Hallo Margot,
hm, ich hielt es gar nicht für so absurd verschlüsselt, wenngleich es sicherlich eine Collage von Einzelbildern ist, die sicherlich auf vielen Ebenen rein gefühlsmässig erschlossen werden müssten? Aber so nett, wie Du es umschreibst, komme ich dennoch ganz gut damit klar :) "Abschied" im weitesten Sinne lasse ich wohl gelten - Bestandsaufnahme zweier Seinszustände wäre mir freilich als Untertitelung lieber gewesen, smile.
Über Collagen habe ich eben auf einem Gang lange nachgedacht; mein Vater hat solche früher zuhauf angefertigt, hortete Zeitschriftenblildseiten in Truhen im Keller, und wenn es ihn dann überkam wurde gesucht, gerissen, übereinandergeschichtet, verworfen, neu sortiert und irgendwann dann geklebt. Eine einzige ist dabei entstanden, die wirklich in der Tat in der Lage war, zu mir zu sprechen. Viel anderes war sicherlich interessant, spannend vielleicht sogar auch, aber letztendlich unverständlich für meine Warte und daran hat sich bis heute nichts ändern mögen. Gute Collagen sollten aber in gewisser Weise wohl auch funktionieren und das vermag dieser Text für Dich wohl ebensowenig, wie für mich die Klebwerke meines Dads, lächel. Um Deinen Voyeurismus nicht zu verschlimmern verzichte ich wohlweisslich nun auf langatmige Erklärungen ;)
Danke fürs Reinschauen und das Dagelassene - ich lern immer gern von Dir
Nina
P.S.: Hab heute nicht nur geschmunzelt, als ich Deine Kollummne im Forum zum Romanschreiben las, aber auch das sehr gern. Letztendlich findet sich darin auch einiges an Begründung, warum ich dem Schreiben so abtrünnig wurde; mir liegt derart Planerisches wohl generell nicht im Blut und die Vorstellung, einen Prot so zu beschreiben, dass zwei voneinander unabhängige Leser das gleiche Bild von ihm bekommen, das ist in meiner chaotischen Art wohl leider nicht zu erreichen. Ich beneide Dich um dies Können, und vor allem schätze ich Deine Schreibe grad darum, weil trotz all der kunstvollen Künstlichkeit dennoch immer genug Margot im Lesen übrigbleibt; ich glaube, das macht Vieles von Dir so besonders...
RE: Gesplittertes
in Zwischenwelten 21.03.2009 12:06von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hallo Nina
Es ist ja nicht so, dass ich nicht neugierig wäre, was deine Collage vermitteln will; ich möchte dir aber auch nicht über die Schulter linsen. Wenn es dir wichtig ist, dass andere sie verstehen, dann gib doch mal einen kleinen Tipp. Ich lerne nämlich auch gerne was Neues resp. andere Sicht- und Schreibweisen.
Und, zu deinem PS, ach, das macht mich jetzt ein bisschen verlegen. Ich tue einfach mein Möglichstes, scheitere aber oft und viel. Vielleicht am meisten an meinen eigenen Ansprüchen an mich selbst. In diesen Momenten kommt dann immer Hermines (aus Harry Potter) Satz in den Sinn: Bücher und Fleiss ... bei mir wirds vermutlich Theorie und Fleiss sein ... aber damit schreibt man vermutlich einfach nur ordentlich, aber nicht ...
Gruss
Margot
P.S. Schön, dass du noch hier bist.
RE: Gesplittertes
in Zwischenwelten 21.03.2009 12:40von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hallo Nina
Was mir hier auffällt ist weniger der Inhalt. Es ist die ausgezeichnete Technik. Es mag auf den ersten Blick verworren sein, aber ich denke, dass kalkül hinter den Umbrüchen steckt.
Hätte ein Dummkopf diesen Text verfasst würde er wohl als genial durchgehen.
Ich möchte gar nicht auf die Eindrücke eingehen, die zeitweise einer Schraffur entsprechen, so wie von dir beschrieben. Es ist vielmehr das Handwerk und die ausgezeichnete Kontrolle der Situation von dir als Schreiber.
Lieben Gruß
Gem
Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.
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