Hallo Wortakrobatin,
auch wenn sie etwas verbraucht sind, so sind es ja doch ganz überzeugende Bilder, die du hier aneinanderreihst. Außerdem bleibst du bei einem Gedanken und führst den konsequent durch. Das kann mir gefallen.
Nicht so geglückt bzw. sprachlich sogar unschön finde ich Konstruktionen wie „Den Atem, den blies …“, „die Kälte, sie frisst …“. Ich mag es direkter und kann dabei auch keinen Verlust an Poesie erkennen. Es gibt da auch noch ein verzichtbares Füllsel („ganz einfach“) und umständliche Konstrukte („Ich sehn’ mich im Schweigen“), die schlichter nach meinem Dafürhalten an Schönheit gewännen.
Das(!) gefrierende Kristall empfinde ich als Bild nicht so überzeugend, da die Kristallisation gewissermaßen bereits ein Einfrieren darstellt, aber vielleicht bin ich da auch überempfindlich. Den doppeldeutig erstarrt scheinenden Mond halte ich dagegen für geglückt. Die Elisionen sind durchgehend verzichtbar.
Ich stelle jetzt frecherweise eine Cover-Version ein, um zu unterstreichen und an Beispielen deutlich zu machen, was ich meine:
Warmen Atem,
blies ich dir zu,
doch eisiger Wind
nahm ihn gefangen.
Trug ihn fort
und sprach nicht ein Wort,
so gefror
das Kristall auf den Wangen.
Ich stehe am Fenster,
der Mond scheint erstarrt,
die Kälte
frisst alle Sinne.
Ich sehne mich schweigend
nach Wärme
im Klang deiner Stimme.
So lese ich mir das. Etwas kitschig, aber dennoch schön.
Beste Grüße
Oliver