#1

Bessere Welten

in Gesellschaft 16.03.2009 12:19
von oliver64 • Mitglied | 352 Beiträge | 352 Punkte

Wer sieht, wie diese feisten Fratzen
genießerisch beim Schlemmen schmatzen,
wie sie mit dicken Lippen schlürfen,
weil Connaisseure schlürfen dürfen,

verachtet auch den Wert der Speisen,
vermeint, sie dienten nur den Greisen,
dem Wohlstandspack zur Stilisierung,
zur Bildungsbürgerzelebrierung.

Und deshalb müssen Bücher brennen,
weil hohle Köpfe sich verrennen
und glauben, Neues kann entstehen
nur dort, wo raue Winde wehen,

wo nicht nur Wetter Berge schleifen,
die Zwerge zu den Waffen greifen,
um ihre Brüder zu erschlagen,
auf dass sie deren Hüte tragen.

Wenn sie dann an den Trögen schwitzen
und längst, anstatt Gedankenblitzen,
nur Fürze aus den Hirnen weichen,
dann weißt du, dass die armen Reichen

nicht schlechter sind, als ihre Brüder,
drum höre nicht auf alte Lieder:
Es ging und geht auf allen Erden
ums Fressen und gefressen werden.





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#2

RE: Bessere Welten

in Gesellschaft 16.03.2009 13:35
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte

Hallo oliver

Oho, dachte ich mir beim Lesen, da prangert einer aber gewaltig an! Und wenn mir derjenige dann - dichterisch - so an den Karren fährt, habe ich immer den Drang zu fragen: Und du, bist du denn besser?

Wie dem auch sei. Mir gefällt das Gedicht. Nicht nur aus dem Grund, dass du hier - mit dem Paarreim - nicht ins Langweilige abdriftest, was immer leicht möglich ist, sondern, im Gegenteil, dem Text eine Intensität gibst, die den Leser unweigerlich gefangen nimmt.

Ich kann diese Fratzen problemlos verschiedenen Gruppierungen, Institutionen, Regierungen und sogar (Dichter)Gilden zuordnen. Von daher „funktioniert“ der Text in vielen Lebenslagen und zu einigen Anlässen. Ich will jetzt nicht sagen, dass er zeitlos ist, aber sicher durch Generationen hindurch zu gebrauchen.

Die Conclusio ist so alt, wie die Menschheit und im Grunde nichts Neues, aber sie passt sich wunderbar ein und an. Ich würde fast meinen, man könnte die Prämisse mit folgendem Satz zusammenfassen: Der Trog bleibt, die Schweine wechseln.

Gern gelesen und ja, willkommen im Tümpel!

syk
Margot


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#3

RE: Bessere Welten

in Gesellschaft 16.03.2009 13:49
von oliver64 • Mitglied | 352 Beiträge | 352 Punkte

Hallo Margot,

wenn ich so gefragt werde, kann ich nur antworten: Ja. Dieses Ich ist besser. Und wenn ich das sein sollte, dann käme das auch nicht von Ungefähr.
Schön, dass der Paarreim dir gefallen kann. Deine Moral von der Geschichte gefällt mir, vor allem, weil man sie auch umstellen kann und im Grunde bleibt sie doch immer gleich.
Danke für das Willkommen.

Oliver





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#4

RE: Bessere Welten

in Gesellschaft 16.03.2009 16:08
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte

Hi oliver

Ah, das lyr. Ich bzw. du sind also besser, als der Rest der Welt. Na bravo! Dann kann ja nichts mehr schief gehen und es besteht noch Hoffnung! Dann solltest du aber evtl. nicht mich - also den Leser - am Ende ansprechen, sondern von dir resp. dem lyr Ich sprechen.

Wenn sie dann an den Trögen schwitzen
und längst, anstatt Gedankenblitzen,
nur Fürze aus den Hirnen weichen,
dann weiß ich, dass die armen Reichen

nicht schlechter sind, als ihre (meine) Brüder,
drum hör' ich nicht auf alte Lieder:

etc.

... erscheint mir irgendwie sinnvoller.

Bitte, gern geschehen.
Margot


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