Ferne Gestade
beschifft unser kleiner Kahn.
Ein Fischer angelt.

Hallo Ahsil,

ich wollte mich in letzter Zeit auch mal näher mit Haikus befassen und war auf verschiedenen Internet-Seiten und angesichts dessen, was ich bisher über Haikus weiß, halte ich dein Haiku für gelungen.
Zwei auf den ersten Blick nicht direkt zueinander gehörende Bilder werden nebeneinander gestellt und illustrieren einen kurzen Moment menschlichen Erlebens.

Allerdings divergieren die Meinungen über Haikus doch deutlich, wie ich in letzter Zeit gesehen habe.
Muss ein Haiku immer noch unmittelbaren Naturbezug haben oder zählen auch Straßenbahn, Kaufhaus oder Terrasse zu unser Umwelt und dürfen in einem Haiku genannt werden?
Hättest du diesbezüglich vielleicht Lesetipps für mich?

Arno, was meinst du mit Jahreszeitenbezug?

Liebe Grüße
Butterfly

hmm, ja, traditionell wird ein Jahreszeitenbezug verlangt, hab ich gerade auch nachgelesen. Sind Links eigentlich erlaubt?

Das der Jahreszeitenbezug da sein sollte, habe ich gelesen, doch denke ich, dass das Einfangen des Moments eine größere Rolle spielt. Es werden auch, wie Butterfly schon sagte, zwei Themen gegenübergestellt. Hier Ferne und Nähe zB.
Das Problem ist vermutlich Menschen im Haiku oder nicht? Nun ja, ich habe nichts da gegen, denn direkt spreche ich hier keinen an. Es ist mehr eine Verallgemeinerung.
Umwelt und NAtur ist ebenfalls meiner Meinung nicht das Selbe, denn bezieht man sich in der Natur nur auf das vom Meschen unberührte und in der Umwelt auf alles, auch soziale Kontakt zB..

Grüße und danke fürs Lesen

Hallo,

ich habe mich vor einiger Zeit auch mit Haikus beschäftigt, kratze insgesamt jedoch ebenfalls nur an der Oberfläche.

Silbenzahl passt und eine rhythmische Pause findet sich nach der zweiten Zeile ebenso. Zu den Formalien gehört meines Erachtens beim Haiku jedoch zumindest auch das Jahreszeitenwort (kigo :D), dies fehlt hier. Auch der Menschenbezug ist hier wohl für Puristen ein Problem (wie Du selber schon vermutet hast), dafür hast Du haikugerecht nur einen Augenblick dargestellt.

Insgesamt könnten für mein Empfinden die von Dir verwendeten Wörter noch ausdrucksstärker, konntationsreicher sein. Und ich finde Du hättest Deinem Haiku ruhig einen Titel gönnen können.

Ob mir Deine Zeilen gefallen, kann ich nur schwer beantworten. Ich finde zwar, das Haiku einen gewissen Reiz besitzen, jedoch sagen mir nur äußerst wenige wirklich zu.

meinst Du mit ausdrucksstärker, metaphorischer?
Und sonst engt der Jahreszeitenzwang sehr ein...

Hallo Ahsil,

nicht zwingend Metaphorik ist es die ich meine, eher, dass Worte nicht nur ihre eigentliche Bedeutung, sondern auch noch eine weitergehende besitzen. Ein gutes Beispiel für Konnotation ist "Sylvester": für die meisten schwingt Party, Alkohol, neue Vorsätze etc. mit, für einen Feuerwehrmann der Gedanke an eine der stressigsten Nächte im Jahr.

"Ferne Gestade" rufen in mir Fernweh und das Bild der Einsamkeit hervor, sind also durchaus gelungen. Davon hätte ich mir mehr gewünscht.

nun ja, auch Kahn ist eine solche Metapher, wie auch der Fischer . Mehr wäre doch etwas voll.

Nur ein kurzer Einwurf : Es gibt auch noch das Senryu, ähnlich einem Haiku, das sich aber nicht so eng an der Natur festlegt. Beim Haiku geht es um Eindrücke der Natur, beim Senryu steht das seelische Erleben im Vordergrund.
Die Aufteilung: 5- 7- 5 Silben bleibt so.

hm, keine dumme Idee, danke dir dafür. Ich hatte zwar schon davon gehört, doch konnte ich es nicht in den von Dir angesprochenen Zusammenhang bringen.