#1

Nachsicht

in Diverse 02.02.2005 02:40
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Der warme Feuerschein zur stillen Seinkehr lud
gestochen kristallin, die Pforte stummsinnig
gebrochen Strahlenglanz, ein Seinblick eingängig
Im Glasflusslabyrinth, Sinnehalten in der Flut

Gesprenkeltes Schauspiel, verinnerndes Viellicht
die klare Richtung sog, verzweigte sinnwendig
Im Funkengestöber, Entwallen unbändig
von irrenden Schatten, besinnungslösende Sicht

Anmutig im Rauschen, des Geistes Abend droht
der Tiefenstrom versiegt, verdunkelt Kaminrot
Sinn und Sein entschlafen, der Morgen ist bereit

Ein Strudel zog den Fluss, so schwang er sich im Kreis
zog dies Sein von dannen, den Sinn mit auf die Reis'
Verschmolzen noch das Paar, Spiralenendgeleit

nach oben

#2

Nachsicht

in Diverse 02.02.2005 03:18
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
auf wunsch, guck ich mir mal die metrik an.
morgen dann mehr.

str1:
xXxXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXxx
xXxXxXxXxXxx
xXxXxXXxXxXxX

str2:
xXxxXxxXxxXx
xXxXxXxXxXxx
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxXxxX

str3:
XxxxXxxXxXxX
xXxXxXxXxxXX
XxXxXxxXxxxX

str4:
xXxXxXxXxXxX
XxXxXxxXxXxX
xXxXxXxXxXxX

viele wörter sind nicht ganz eindeutig. doch habe ich die betonung nach bestem wissen und gewissen gemacht.

über inhalt und ob sich die abweichungen in der metrik mit dem inhalt erklären lassen oder ihn verstärken/unterstützen, habe ich mir noch keine gedanken gemacht. dies folgt morgen.

mein erster eindruck: sprachwirrwarr. ob ich die sinne mittels sinnehalten o.ä. halten kann, weiß ich noch nicht.

grüße.
arno.

nach oben

#3

Nachsicht

in Diverse 02.02.2005 14:35
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Verflucht sei die Metrik - ich gab mein Bestes^^

Sprachwirrwarr ist ein sehr gutes stichwort

nach oben

#4

Nachsicht

in Diverse 02.02.2005 15:37
von muh-q wahn (gelöscht)
avatar
Mein erster und zweiter Eindruck: Mutwillig. Kann mich nicht überzeugen. Der Dichter sitzt sinnsuchend am Kamin und sübbelt eine Pulle Rotwein aus; ganz verzweifelt, dass ihm ums Verrecken nichts einfällt. Und das bringt er dann zu Papier.

Es tut mir leid, aber das ist für meine Begriffe keine Poetologie, wenn man in seinen Texten darum kreist, dass man nichts zu sagen hat. Dann sollte man lieber schweigen.

nach oben

#5

Nachsicht

in Diverse 03.02.2005 00:13
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Das war nicht die Hauptsache, Herr Muh. Aber ich bezweifle das sie noch Interesse daran haben.

nach oben

#6

Nachsicht

in Diverse 03.02.2005 12:23
von muh-q wahn (gelöscht)
avatar
Warum sollte ich nicht ? Man wird alt wie eine Kuh und lernt immer dazu. Warum soll der Text nicht gut und mein Kommentar eines Rindviechs würdig sein ? Wohlan, verteidige er sich, wenn und so gut er kann ! Ich schärfe derweil meine Sinne und meine Messer.

nach oben

#7

Nachsicht

in Diverse 03.02.2005 16:30
von MrsMerian (gelöscht)
avatar
Hallo Willi

Der Sog Deiner Zeilen will mich anfangs noch ganz und gar nicht erreichen und ich versinke in einem Bedauern, dass ich einfach zu dumm sein muss und die Worte des Großen Willi mir verborgen bleiben müssen… ich habe auch nach dreimaligem Lesen noch dieses Gefühl nicht vermindern können, weshalb ich leider Punkte abziehen muss.
Wahrscheinlich gehöre ich nicht zur Zielgruppe.

Trotzdem… was nicht für einen bestimmt ist, reizt einen bekanntlich noch mehr, daher gebe ich noch nicht auf. Ich glaube auch es wäre schade und bedaure schon bevor ich zu einem Schluss gekommen bin, nicht alle Fäden in das Konstrukt spannen zu können, die dort hingehören um es würdigen zu können.

Was ich bei den ersten drei Durchgängen herausgefiltert habe ist, dass es um Sinn und Sein geht.
Aber fangen wir mal vorne an:

Nachsicht – jemanden etwas nachsehen, nicht übel nehmen, rücksichtig sein.
oder etwa zeitlich? nachsehen im Sinne von Rückblick? könnte man im Rahmen einer Wortspielerei durchaus machen und Wortspiele verwendest Du häufig, nicht nur in den Gedichten.


Zitat:


Der warme Feuerschein zur stillen Seinkehr lud
gestochen kristallin, die Pforte stummsinnig
gebrochen Strahlenglanz, ein Seinblick eingängig
Im Glasflusslabyrinth, Sinnehalten in der Flut




Der Feuerschein scheint einladend, sich bei ihm niederlassen … und die Seinkehr ist wuderschön, wenn sie so gemeint ist, wie ich sie interpretiere: wer seinkehrt, kehrt nicht nur ein, sondern kann dort auch sich selbst preisgeben und eine Maskerade aufgeben.

gestochen kristallin?

Die Pforte ist stummsinnig (stumpfsinnig?)
 stumpfsinnig ist wenig empfindsam/ sensibel und noch mehr, Stumpfsinn ist sogar dumm, geistig beschränkt, etwas stumpfsinniges hat keinen Sinn und kann sich nicht wirklich legitimieren.
 stummsinnig? Sinne die stumm sind, können ihr Urteil nicht mehr preisgeben und nicht an den Verstand weiterleiten? Die Sinne sind zwar klar, aber es findet keine Kommunikation statt, sie urteilen nicht.

Gebrochen(er) Strahlenglanz  Ein gebrochener Lichtstrahl teilt das Licht nach seinen Wellenlängen in die verschiedenen Farben auf. Bei Strahlenglanz ist es wohl weniger offensichtlich, ein Glanz ist ja mehr ein Schimmer als ein Strahl. Außerdem kann ein Glanz nur auf einer Oberfläche sein, nicht wie ein Strahl „durch die Luft sausen“.
Gebrochen ist aber auch negativ besetzt im Sinne von gebrochenen Willen, eine gebrochene Persönlichkeit etc. aber so komme ich im Mom. nicht weiter.

Sinnehalten (Innehalten)  gerade hab ich bemerkt, was hier los ist… Du hast also diese schönen assoziationsträchtigen Neologismen geschaffen indem Du ihnen einen Buchstaben angehangen hast… Denunziant! Und dass ich das System vorher noch nicht bemerkt habe, da siehst Du mal, wie blind ich bin und wie unaufmerksam. Kein Menschenkenner eben…

Der Einblick in ein Labyrinth aus Glas in dem etwas fließt ist einseitig. Der Seinblick, also der des unverfälschten Seingekehrten. In der Flut hat er anscheinen Mühe seine Sinne beisammen zu halten. … Sinnehalten… ich bin mir nicht ganz sicher, aber es müsste in der Bedeutung auch etwas mit Innehalten zu tun haben, nicht nur das Wortspiel.
Dann Sinne halten… Mit dem „Sinn“ gibt es so viele Redewendungen…von Sinnen sein, einen Sinn machen etc. und immer wieder ergibt sich eine ganz andere Bedeutung von dem Begriff „Sinn“. Deshalb gehe ich hier weiter und hoffe, später noch eine Idee zu haben.
Jetzt hab ich noch eine:
Ein Innehalten in einer Flut ist schier unmöglich. Vielleicht ist es dem lyr. Ich ebenso unmöglich die Sinne zu bewahren. Aber Sinne in wie fern…? Wir werden sehen.


Zitat:


Gesprenkeltes Schauspiel, verinnerndes Viellicht
die klare Richtung sog, verzweigte sinnwendig
Im Funkengestöber, Entwallen unbändig
von irrenden Schatten, besinnungslösende Sicht




Ein gesprenkeltes Schauspiel  Vielfältig, hohe Frequenz/ Schnelllebig, da die Punkte/ flecken bei Gesprenkelt ja sehr klein sind.

verinnernd (ähnlich: verrinnend?)
Vielleicht passt zu dem Gesprenkelt, klingt ähnlich wie Irrlicht. (Faust ;))
Das lyr. ich nimmt ein Schauspiel wahr (verinnernd), das anscheinend zunehmend die Richtung (und damit den Sinn) verliert… Ich denke an einen Kampf oder eine Schlacht, in der sich zunächst Gruppen zusammenfanden mit ähnlichen Absichten, als der Feind aber schwächer wird, besinnt sich jeder, dass er selbst sein Nächster ist und aus dem Kampf a : b wird ein „Jeder-gegen-Jeden“.
Funkengestöber passt gut zu Vielleicht und zum Kampf (Schwert an Schwert).
Dem Gestöber (Kampfszene) entkommen Schatten (entwallen, fallen? und wieso ist es groß geschrieben?), diese Schatten irren heraus, haben also die Orientierung verloren… wissen sie nicht mehr wofür sie kämpfen?
Die Sicht des Seingekehrten wird getrübt, seine Besinnung scheint sich er gar allmählich zu verlieren.

Willi, ich hab längst Deinen Text gefressen und halte ihn nur noch vor ein Schauspiel um zu sehen ob es passen könnte.


Zitat:


Anmutig im Rauschen, des Geistes Abend droht
der Tiefenstrom versiegt, verdunkelt Kaminrot
Sinn und Sein entschlafen, der Morgen ist bereit




Hier kommt der Gehörsinn ins Spiel, bisher nur sehen und Tastsinn/ Haut (Wärme).
Das lyr. ich verliert zunehmend die Besinnung – nimmt die Umwelt nur noch als Rauschen wahr.

des Geistes Abend droht… der Geist droht einzuschlafen, schön hier die sprachliche Ähnlichkeit mit Abendrot, gefällt mir sehr gut.
Der Tiefenstrom versiegt… es ist ein Strom, gegen den sich das lyr. ich erwehren wollte… hat er nun etwa gesiegt?
Der Kamin wird durch den Tiefenstrom verdunkelt… Schlaf… den hatten wir oben schon einmal. Schlaf oder Rausch… oder beides zugleich/ nacheinander also ineinander übergehend.

Ähm… psst: Getränke

Handelt es sich etwa um einen Rausch? Die Irrenden scheinen zu passen, die Kaminwärme auch (gemütliche Atmosphäre)

Sinn und Sein entschlafen, der Morgen ist bereit. Passt auch zu einer Party.

Und nun, die Synthese: Schön vorbereitet, wie es denn für ein Sonett sein soll (bis auf das Versmaß passt es alles und auch hier ist ein Jambus ja angedeutet… die Form werde ich vielleicht AB überlassen, der sich so b(e)reitwillig angeboten hat. )


Zitat:


Ein Strudel zog den Fluss, so schwang er sich im Kreis
zog dies Sein von dannen, den Sinn mit auf die Reis'
Verschmolzen noch das Paar, Spiralenendgeleit




Es ist nur eine Reise, der Sinn wird zurückkommen.
Zusammen mit dem Sein ist er im Fluss in den Sog geraten… Der Sog ist etwas mächtiges, selbst der Fluss, der ja bekanntlich nicht ungefährliche Strömungen hat, ist dem Sog erlegen.
Das Paar Sinn Sein ist verschmolzen, also praktisch eins, nicht zu trennen… und der Rausch ist eine Spirale, das Spiralenendgeleit das Ernüchtern. Ein (End-)Geleit ist etwas sehr ruhiges und die Ernüchterung ist auch ein nach und nach verschmelzen mit der Welt aus der man kam. Oder anders, ein Entschmelzen von dem Sog hinein in die altbekannte Welt.
Eine Spirale windet sich im Kreis um ihr eigenes Ziel…
Es ist also sicher, dass das Ziel im Endgeleit erreicht ist… oder nicht?


Ich habe keine Ahnung ob ich mit dem Rausch richtig liege… bis zur Mitte, dem Kampf hatte ich ein gewisses Forum im Kopf und die Kämpfchen dort… (über denen wir ja nun längst drüber stehen die mich aber anfangs ehrlich gesagt ziemlich mitgenommen haben.)

Dann die Idee mit dem Rausch.
Und im Nachhinein kann ich nun Sinne im Sinne ( ) von Wahrnehmung und Sinnesorganen interpretieren und den Titel tatsächlich als Rückblick, nicht als Nachsicht wie Rücksichtnahme.

Es hat schon Spaß gemacht, Deine Zeilen zu zerpflücken und ich hoffe, es einigermaßen hinbekommen zu haben. Werde gleich überfliegen, ob auch der Anfang mit dem Rauscherlebnis konform geht.

Leider sind Deine Zeilen anfangs so dicht, dass ich jedenfalls ziemlich abgeschreckt wurde.
Das ist sehr schade… aber vielleicht passt es sogar zum Inhalt. Es ist ja nicht nur Alkohol der berauscht und in dem Maße, wie es hier beschrieben ist, ist er es gewiss nicht. Und da ist abschreckend doch vielleicht sogar angebracht.

Zudem zeigt es eindringlich ein Gefühl des nicht verstanden Werdens, der Isoliertheit und auch die konfusen Gedankengänge und Assoziationen. Die Lichterparade im ersten Abschnitt… alles scheint mir zunehmend schlüssig.
Und wer weiß, was Du gemeint hast. Ach ja, … auch der Wechsel „Wärme“ und später das verhangene Kaminrot (=Kälte) passt für mich prima hier her.

Ich hab schon gewusst, dass Du keinen Müll einstellen würdest und ich bin immer noch der Meinung Deinem Gedicht nicht ausreichend gerecht zu werden.
Deine Detailfülle und das Dichte Netz in das Du meine Assoziationen für gewöhnlich lenkst, lassen mich stets so zurück.
Wahrscheinlich aber ist es das, was einen Text ausmacht… dass man ihm beim hundertsten Lesen noch etwas abgewinnen kann und immer wieder geheime Gänge und Tunnel erblickt durch die man von A nach B oder auch von Zeile A bis Z beliebig hin und her springen kann.

Die metrische Analyse überlasse ich nun wirklich AB, ich kann nämlich nicht mehr.
Herzliche Grüße,
Mrs.

nach oben

#8

Nachsicht

in Diverse 04.02.2005 04:05
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Vielen Dank für eure Antworten!
Mrsmerian, dir danke ich gesondert, hast du doch den hohlen Müllberg mühsam bestiegen, um dann festzustellen, dass der Einblick von oben dem Ausblick in die Fluchtperspektive gar nicht so sehr nachsteht.
Ich fühle mich geehrt, denn deine Unterstellungen von Absicht an manchen Hängstellen sind die einzigen, die ins Leere greifen. Ausgenommen vielleicht deine Interpretation der zweiten Strophe in Richtung Kampf, da tastest du noch, bevor du zupackst

Dieses Gedicht war ein Versuch und ich gestehe es sollte ein Sonett werden, aber die Metrik war nicht sooo nett zu mir und so stecken hier leider nur Kraut und Rüben im Sonett-Korsett. Sagen wir einfach das Chaos vom Sein tobt in seiner Verpackung.

!Achtung! Spoiler
Ich erlaube mir ausführlich zu werden, vielleicht kannst du davon profitieren, Mrs, vielleicht auch der geneigte geduldige Leser.
Ich versuche mal deinen Fragen entgegenzukommen:
Nachsicht an sich ist vieldeutig, ich dachte da z.B. an Nachsichtigkeit des lyrischen Ichs in einer der Begebenheit zureichender Weise als auch als Sicht im Nachhinein, genau wie du es auch vermutetest.
Goldrichtig lagst du mit den Wortspielereien die in den ersten beiden Strophen jeweils immer doppelte Bedeutung haben und immer in der rechten Hälfte zu finden sind. Die Seinkehr gefällt mir auch, hier gings mir um die radikale Veränderung des Selbst und den Wunsch danach, als auch die Fähigkeit sich in etwas oder jemanden hineinzuversetzen, egal wie anders diese(s/r) auch ist. Auf deine Idee mit dem sich selbst Preisgeben bin ich gar nicht gekommen^^
In der ersten Strophe verliert sich das lyr. Ich im Anblick eines Glases. Natürlich denkt man, zurecht, an Wein. Viel mehr am Herzen liegt mir aber etwas anderes. Die gemütliche Atmosphäre spiegelt sich im Glas und zieht den Blick des lyr. Ichs auf sich (gestochen kristallin->noch nüchtern von Alkohol und Erschöpfung), bis es ins Glasflusslabyrinth gezogen wird. Im Glas spiegeln sich also die Aktivitäten im Inneren des lyrischen Ichs wider, sein Denkprozess. Das versuchte ich über Seinkehr-Einkehr, Pforte, Seinblick-Einblick und das "Heranzoomen" des Blickes bis in den Glasfluss hinein zu verdeutlichen. Glas deshalb, da besonders klar gedacht wird, denn das lyr. Ich befindet sich ja in einem Rausch. Beim Stumpf/Stumm-Sinn gehen wir absolut konform. (S)einblick und (S)innehalten sind ja dann auch klar, deine Interpretation vom Sinnehalten ist tiefgründiger als meine Intention dazu^^ Genau wie du sagtest die Sinne des lyrischen Ichs sind ausser Kontrolle, stumpf stumm, denn das lyr. Ich ist schon längst fern der Sinneswelt, insichgekehrt.
Wenn man mit offenen Augen sinniert und Bilder aus der Erinnerung sieht, dann wird auch das Sinnessignal der Augen ausgeblendet, das lyrische Ich ist also auch hochkonzentriert.

In Sachen zweiter Strophe weichen wir voneinander ab. Deine Interpretation ich Richung Kampf ist schlüssig und die Zusammenhänge die du aufgreifst habe ich gar nicht bemerkt. Aber eigentlich laufen wir fast parallel, hier wird tatsächlich etwas besiegt.
Verinnern-erinnern-verrinnen, sinnwendig-inwendig, Entwallen-Entfallen und besinnungslos-besinnungslösend haben sich hier versteckt.
Das Verrinnen passt wenn man den Sog und die Richtung bedenkt, aber das Erinnern ist wichtiger, da nun vor allem Sinn und Denken (erinnern, vergessen), wichtig sind.
Der Geist des Dichters ist im Rausch, in seinem Gehirn, das hier ja gläsern ist stoben Lichtblitze durcheinander, der "gebrochene Strahlenglaz" wurde zu "Vielleicht" "gesprenkeltem Schauspiel" wurde zu einem "Funkengestöber". "Die klare Richtung" gibt den Ton an, zwischen diesem Schauspiel irren Schatten umher und "entfallen unbändig", unsinnige, irre Ideen werden also massenhaft und rapide verworfen; doch wirr ist es dort trotzdem noch immer und immer mehr, denn die Sicht ist besinnungslösend, der Geist trennt sich von der Besinnung, der Kontrolle; der Anblick, das Gefangensein im Glasfluss ist ja die (an)Sicht und somit der Auslöser. Die klare Richtung wird verzweigt, der Sinn wird gewendet wie in Strophe eins das Sein gekehrt wurde. Aber das Verzweigen der klaren Richtung verläuft zweitens auch inwendig, in die Tiefe hinab, weg von Sein und Sinn, also in den Schlaf. Das wahre Selbst des Dichtes wurde eingekesselt und räumte dem Chaos das Feld.
So tobte hier quasi doch Kampf, Mrs.

In den beiden folgenden Strophen wird die Entwicklung finalisiert. abendrot/abend droht waren tatsächlich beabsichtigt (auch kamin-karminrot)^^ der rückzug des lyr. Ich zum Schaf ist abgeschlossen, der Tiefenstrom ist versiegt. Dies ist auch schon ein vorgriff auf das ende des glasflusses. die beiden Rot lassen an wein denken. aber auch an das ende des gemütlichen feuers, es verdunkelt. Sinn und Sein sind entschlafen, deshalb gibt es ab sofort keine Doppeldeutigkeiten mehr "der morgen ist bereit" ist tatächlich absolut wörtlich zu nehmen^^

Auf das Bild von Spirale und Strudel bin ich ehrlich stolz. Du hast es erkannt wie ich mir erhofft hatte das es erkannt würde.
Aber ich kann sogar noch ergähnzen^^
Der Mittelpunkt vom Strudel der zur Spirale wird ist das Ziel des Dichters gewesen. Er hat nichts aufgeschrieben, sondern nur nachgedacht, während er zu tief ins Glas schaute.
Der Rausch war der Fluss, und in dem Moment, in welchem der Dichter anfing sich vom FLuss tragen zu lassen, um schneller an sein Ziel zu kommen, noch versuchend innezuhalten, die Sinne zu halten, zu verteidigen, da war der Strudel es der den Fluss so rauschen liess und den Dichter rasant anzog. Doch das System ist gemein, denn je näher er kam, desto mehr schwächte der Strudel sich ab und wurde zur Spirale, (es fand sozusagen eine absolute Seinkehr statt. ) Um den Strudel kreist der Fluss. Dies Sein, also das berauschte alkoholische zieht von dannen, der Sinn aber reist nur, er kehrt, wie du erkanntest, zurück. Das Paar das verschmolzen ist ist das echte unberauschte Selbst welches schläft und der Sinn. Das Ende ist eigentlich offen. Da aber eine Spirale nach aussen wirbelt, wird das berauschte Sein auf jeden Fall fortgetragen. Und leider auch der Sinn und das schlafende Ich, sie schenken dem Rausch zum Ende hin noch unfreiwillig ihr Geleit. Das Ziel das das lyr. Ich konnte also nicht erreicht werden.

Dies hier ist im Endeffekt ein Versuch das Innere eines Dichtenden zu thematisieren und eigentlich nicht unbedingt bierernst gemeint:
Manchmal frage ich mich, wann ein Gedicht aufhört und das Rätsel anfängt.
Es kann nicht nur darum gehen einen Code zu entschlüsseln und plötzlich liegt der Text offen; es kann nicht sein das Bilder und Metaphern von Hobbydichtern sich übertrumpfen, gar zu Chiffren werden und so ihrem Zweck entsagen, nur um ihrer Beliebtheit willen. So wollte ich den Rausch einbringen, oberflächlich als durch Alkohol verursacht und so Sinn und Sein beeinflussend, unterschwellig aber auch um den schönen aber kräftezehrenden kreativen Rausch dem alkoholischen entgegenzusetzen. Dabei ging es mir vielleicht sogar um einen ellenlangen Alkoholthread irgendwo^^, und das obligatorische Band zwischen Dichtung und Alkohol natürlich. Das Thema ist sehr ausgelutscht und oft wurde ihm gehuldigt, aber hier passt es meiner Meinung nach gut rein, schliesslich haben wir ja einen stereotypen Dichter vor uns.


Vielleicht findet die Kuh ja bei unkräutigen Gräsern (von meinem hohlen schwarz-weiss gescheckten ballähnlichen Rund oft gequetscht), die nur auf Boldtsplätzen wachsen, erst nach mehrmaligem Wiederkäuen Nährwert im Ballast ?
Sodenn halte ich das rote Tuch gespannt. Wird der Stier diesmal nicht mehr Anlauf nehmen ?


Uff^^ gut das ich morgen urlaub hab und A-U-S-S-C-H-L-A-F-E-N kann^^ 04:00

nach oben


Besucher
0 Mitglieder und 17 Gäste sind Online

Wir begrüßen unser neuestes Mitglied: Christian87655
Forum Statistiken
Das Forum hat 8220 Themen und 61619 Beiträge.

Heute waren 0 Mitglieder Online:

Besucherrekord: 420 Benutzer (07.01.2011 19:53).