#1

Dein Klopfen (CCXXXIX)

in Gesellschaft 23.02.2005 16:46
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Dein Klopfen (CCXXXIX)

Dein stetes Klopfen höre ich nur leise,
soo leise klopft es nur noch, ach wie süß.
Es klingt für mich wie eine alte Weise
mit der ich meine große Liebe grüß.

So sag, wohin nur wolltest Du denn gehen?
War doch Dein Platz gewiss schon stets bei mir.
Zur rechten kannst du zwar nun nicht mehr stehen,
doch bist du mir noch eine teure Zier.

Ich freu mich jedes Mal, wenn ich dich sehe,
hinunter steig den langen weiten Weg.
Wo ich genieße täglich Deine Nähe,
mein Seelenheil in deine Hände leg.

Zwar siehst Du niemals mehr das Licht des Tages,
nie mehr spürst Du der Freiheit frischen Wind.
Doch stimmt es nicht, dass wir, so bitte sag es,
allein das Eigentum des andren sind.

Es kommt der Tag, du wirst dich arrangieren
mit deiner Kerkerzelle, grau und kalt.
Denn beide würden schließlich wir verlieren,
wenn wir als Paar geeint nicht würden alt.

Don Carvalho

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#2

Dein Klopfen (CCXXXIX)

in Gesellschaft 23.02.2005 17:10
von muh-q wahn (gelöscht)
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Entweder begreife ich langsam, was hier abgeht oder du wirst mit jedem Paragraphen besser, mein Lieber. Dieses hier ist jedenfalls das Erste der Serie (wie viele werden das denn ?), das ich vorbehaltlos goutiere. Bis auf Zeile 3 der letzten Strophe natürlich, die da heißen muss:
Denn beide würden schließlich wir verlieren
weil es sonst metrisch arg daneben geht. Und das zeigt mir, zumindest fürchte ich das, dass der gute Don in mächtiger Eile blitzdichtet. Das ist nicht das Verkehrteste, weil das Ganze enorm schwungvoll ist, aber es ist auch ein bißchen wie Blitzschach: Die ganz große Spielkultur kommt dabei nicht auf.

Allerdings genug für mich. Ich verneige mich vor diesem Klopfer ! Gut gereimt, Löwe aber lass die Muse auch mal Luft holen. Wir brauchen die schließlich auch noch gelegentlich.

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#3

Dein Klopfen (CCXXXIX)

in Gesellschaft 23.02.2005 23:10
von Genesis (gelöscht)
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Hallo Don,
du scheinst deine Gedichte echt wie vom Fließband laufen lassen, ich würde ein bisschen mehr Zeit reinstecken, da vor allem dein Fingerspitzengefühl bei manchen Sachen doch Recht nachlässt.

Hier mal ein paar Schnitzer die ich auf den ersten Blick gefunden habe:

- Deine Reime sind oft recht einfach gehalten und wirken so etwas sehr schnell durchdacht.
- Die beiden Metaphern "Freiheit frischen Wind" und "Licht des Tages" sind leider Mitglied im allseits beliebten Handylyrik Verein und wirken hier wirklich als wäre dir nichts besseres eingefallen.
- "arrangieren" in S5V1 passt wirklich nicht, auch wenn es zur verrückten Denkweise des lyrischen Ichs passt, so wirkt es in Verbindung mit der Kerkerzelle doch eher sehr makaber-lustig.
- "grau und kalt" Da scheint es wieder so, als wäre dir nichts besseres eigefallen, obwohl dieser Kerker doch eine zentrale Rolle in deinem Werk spielst, handelst du ihn einfach mal so schnell ab.

Auch hier leider wieder nichts geworden für mich

Thx & mfG GenEsis

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#4

Dein Klopfen (CCXXXIX)

in Gesellschaft 25.02.2005 20:32
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo Ihr Zwei,

zunächst muss ich einmal dem Eindruck entgegentreten, ich würde blitzdichtend meine Gedichte vom Fließband lassen. Ich wollte diese drei Gedichte recht schnell hintereinander ins Netz stellen (und werde sicher weitere dieser "Reihe" in kleinen Haufen fallenlassen), was jedoch nicht heißt, dass ich sie auch in so kurzer Abfolge geschrieben habe.

@muh-q wahn: Dein metrischer Einwand ist natürlich korrekt, ein Fehler meinerseits. Ich habe kurz bevor ich das Gedicht hier reingestellt habe nochmal einige Umstellungen vorgenommen, wodurch dieser Faux-pas entstanden ist. Ich werde ihn sogleich berichtigen. Wieviele es in dieser Reihe werden, kann ich noch nicht sagen. 358 wären denkbar, jedoch neige ich dazu, den Allgemeinen Teil wegzulassen, auch ansonsten drängt sich nicht überall eine Umsetzung auf. Aber mal schauen, ein paar werden es sicher noch . Freut mich, dass es Dir alles in allem gemundet hat.

@Genesis: Hinsichtlich der einfachen Reime will ich Dir nicht grundsätzlich widersprechen, allerdings findet man bei meinen Gedichten eher selten hochkomplexe Wort- und Reimstrukturen. Ich stehe da mehr auf Hausmannskost. Dein Problem mit dem "arrangieren" verstehe ich nicht. Natürlich wirkt das ein wenig makaber... ja eben... genau. Du möchtest mir doch bitte nicht etwa eröffnen, dass die Dichterei eine bierernste Angelegenheit sei ( ). Aber im Ernst: es fährt inhaltlich auf derselben Schiene wie alles andere auch. Es ist ebenfalls recht makaber, dass das lyrIch das hilfesuchende Klopfen als süß empfindet und musikalische Assoziationen hat, dass es die Person im Keller noch immer als seine Zier bezeichnet, auch die Vorfreude beim Hinuntersteigen schlägt in diese Kerbe. Das lyrische Ich ist egozentrisch in höchstem Maße und hat zweifellos normale Urteilsfähigkeit hinter sich gelassen - dass Du das alles als makaber bezeichnest spricht dabei auf jeden Fall für Deinen Geisteszustand .

Das grau und kalt ist in der Tat etwas mau. Ich werde darüber noch mal nachdenken, vielleicht ändere ich da noch etwas.
Das Licht des Tages und auch den frische Wind werde ich dagegen unangetastet lassen, da ich bewusst diese Bilder benutzen wollte und sie eigentlich ganz passend finde.

Schade, dass es Dich so wenig angesprochen hat;

Euch beiden trotzdem vielen Danke für Eure Kritiken,






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