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#4
von Arno Boldt • | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Endsprungener
in Philosophisches und Grübeleien 09.03.2005 16:33von Arno Boldt • | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
hallo sEweil.
"Endsprungener".. --> endsprung, finalsprung, entrückt, jenseits (des baumes) aus eigenem schaffen/antrieb
"ungebrochen" und "friedlich".. --> er ist ganz, er ist er und er ist ruhig und starr, vielleicht auch zufrieden.
"Auseinanderhang".. --> damit verbinde ich nur: spagat.. er liegt friedlich da, aber er hat seine verbindungen noch am baum... seine erinnerungen, sein unterbewußtsein.. während er sich auf diesen sprung vielleicht gefreut hat.
"Auseinanderhang" kann aber auch bedeuten, daß er sich dort "breit macht", daß er sich wohl fühlt.
"friert", "Blätter".. --> an einem ast sind zweige, an zweigen sind blätter.. er liegt ruhig da, da die erfrierungen (ob der trennung?) noch nicht im innern angekommen sind.. er ist sich dessen noch nicht bewußt.
der ast ist ungebrochen (meint vielleicht auch "ohne zweifel", "ohne reue"), hängt jedoch an seinen "wurzeln" und beginnt zu erfrieren. falls bewußt, dann stört es ihn nicht. hier wird der kosten-nutzen-effekt für mich sichtbar. ab wann lohnt es sich, bestimmte entscheidungen zu treffen?
manchmal kann alles einfach sein. für mich ist hier jedoch die szene zu kurz, um sich - m.E. - die stunden um die ohren zu schlagen. man hätte das ganze sprachlich noch an die situation anpassen können. es ist einfach nur ein satz. manchmal reicht ein satz, manchmal.
grüße.
arno.
"Endsprungener".. --> endsprung, finalsprung, entrückt, jenseits (des baumes) aus eigenem schaffen/antrieb
"ungebrochen" und "friedlich".. --> er ist ganz, er ist er und er ist ruhig und starr, vielleicht auch zufrieden.
"Auseinanderhang".. --> damit verbinde ich nur: spagat.. er liegt friedlich da, aber er hat seine verbindungen noch am baum... seine erinnerungen, sein unterbewußtsein.. während er sich auf diesen sprung vielleicht gefreut hat.
"Auseinanderhang" kann aber auch bedeuten, daß er sich dort "breit macht", daß er sich wohl fühlt.
"friert", "Blätter".. --> an einem ast sind zweige, an zweigen sind blätter.. er liegt ruhig da, da die erfrierungen (ob der trennung?) noch nicht im innern angekommen sind.. er ist sich dessen noch nicht bewußt.
der ast ist ungebrochen (meint vielleicht auch "ohne zweifel", "ohne reue"), hängt jedoch an seinen "wurzeln" und beginnt zu erfrieren. falls bewußt, dann stört es ihn nicht. hier wird der kosten-nutzen-effekt für mich sichtbar. ab wann lohnt es sich, bestimmte entscheidungen zu treffen?
manchmal kann alles einfach sein. für mich ist hier jedoch die szene zu kurz, um sich - m.E. - die stunden um die ohren zu schlagen. man hätte das ganze sprachlich noch an die situation anpassen können. es ist einfach nur ein satz. manchmal reicht ein satz, manchmal.
grüße.
arno.
Die Form deines "Endsprungener" erinnerte mich zuerst an einen Tanka (jap. Gedichteform). Ich machte mich schlau und musste feststellen, dass du zwar die selbe Zeilenanzahl gebrauchst, aber die Silbenanzahl stimmt nicht überein.
Dein Werk:
6 / 3 / 6 / 3 / 4
Tanka:
5 / 7 / 5 / 7 / 7
Trotzdem kann ich bei beiden Schemata eine Übereinstimmung, Symetrie erkennen. Zwar baust du die Stimmung umgekehrt auf (zuerst lang, kurz, lang, kurz und nochmals kurz anstatt kurz, lang, kurz, lang und lang).
Ein ungebroch’ner Ast
liegt friedlich
im Auseinanderhang
und friert sich
die Blätter ab
xXxXxX
xXx
xXxXxX
XxX
xXxX
Es liest sich gut, auch wenn ich kein strenges Metrum entdecken kann.
Ich muss gestehen: Auch inhaltlich gleicht dein Werk doch sehr japanischen Gedichteformen. So viel kann ich allermeistens leider nicht mit ihnen anfangen. Das mag eine persönliche Geschmackssache sein. Sie können zwar sehr viele Bilder im Kopf entstehen lassen, aber oft sind es dann doch zu viele, als dass man in der Fülle noch einen klaren Kern erfassen könnte. Sie dümplen oft in meinem Kopf einfach nur so herum, wenn ich nicht explizit auf etwas gestossen bin, an dem ich mich fest klammern kann.
Ehrlich gesagt, nachdem ich Arnos Interpretation gelesen habe, kam mir bei seinen Gedanken der "noch an den Wurzeln hängen" eine Biologiethema in den Sinn. Ich lasse euch an meinen Gedanken teilhaben, auch wenn diese vielleicht für euch nicht viel mit dem Gedicht gemein haben: Wenn man die Rinde eines Baumes aufschneidet (einen horizontalen Schnitt durchführt) und dabei nur das Phloem (die Rinde) durchtrennt, ist das Xylem ("Nährstoffröhrchen" im Innern) noch intakt. Oberhalb des Schnittes bläht sich die Rinde auf, da weiterhin Nährstoffe in die Blätter transportiert werden, aber nicht wieder in die Wurzeln zurückkehren können (keine Nahrung, d.h. Assimilate, Stärke usw. mehr). Der Baum stirbt ab, obwohl die Blätter noch grün sind und die Wurzeln noch 100% intakt.
Haben wir auch alles was gelernt? Entschuldigung, war etwas weit hergeholt. Aber auf dein Gedicht bezogen: Obwohl der Ast gesund ist (nicht gebrochen), frieren seine Blätter ab. Warum: Kälte? Keine Nährstoffe mehr? usw. Dies scheint ihn aber nicht zu stören oder zu beschäfigen ("er sieht das ziemlich locker"): "friedlich im Auseinanderhang".
Natürlich kann man diese Bilder auch im übertragenen Sinn verstehen. Gerade da dein Werk unter Philosophischem und nicht unter Natur steht, deutet dies an. Nun kommt aber wieder meine Skepsis gegenüber jap. Gedichteformen ins Spiel: Was soll ich hier hineininterpretieren? Es lässt sich fast alles anpassen und mit diesen Worten erklären. Was wiederum der Hauptanteil meiner Kritik ausmacht. Ich sitze zwar gerne auf Bäume (vor allem wenn die Äste noch ungebrochen sind), aber ich muss den Boden noch sehen können, sonst schwebe ich im Niergendwo und meine Gedanken tun es mir nach.
Liebe Grüsse,
olaja
Dein Werk:
6 / 3 / 6 / 3 / 4
Tanka:
5 / 7 / 5 / 7 / 7
Trotzdem kann ich bei beiden Schemata eine Übereinstimmung, Symetrie erkennen. Zwar baust du die Stimmung umgekehrt auf (zuerst lang, kurz, lang, kurz und nochmals kurz anstatt kurz, lang, kurz, lang und lang).
Ein ungebroch’ner Ast
liegt friedlich
im Auseinanderhang
und friert sich
die Blätter ab
xXxXxX
xXx
xXxXxX
XxX
xXxX
Es liest sich gut, auch wenn ich kein strenges Metrum entdecken kann.
Ich muss gestehen: Auch inhaltlich gleicht dein Werk doch sehr japanischen Gedichteformen. So viel kann ich allermeistens leider nicht mit ihnen anfangen. Das mag eine persönliche Geschmackssache sein. Sie können zwar sehr viele Bilder im Kopf entstehen lassen, aber oft sind es dann doch zu viele, als dass man in der Fülle noch einen klaren Kern erfassen könnte. Sie dümplen oft in meinem Kopf einfach nur so herum, wenn ich nicht explizit auf etwas gestossen bin, an dem ich mich fest klammern kann.
Ehrlich gesagt, nachdem ich Arnos Interpretation gelesen habe, kam mir bei seinen Gedanken der "noch an den Wurzeln hängen" eine Biologiethema in den Sinn. Ich lasse euch an meinen Gedanken teilhaben, auch wenn diese vielleicht für euch nicht viel mit dem Gedicht gemein haben: Wenn man die Rinde eines Baumes aufschneidet (einen horizontalen Schnitt durchführt) und dabei nur das Phloem (die Rinde) durchtrennt, ist das Xylem ("Nährstoffröhrchen" im Innern) noch intakt. Oberhalb des Schnittes bläht sich die Rinde auf, da weiterhin Nährstoffe in die Blätter transportiert werden, aber nicht wieder in die Wurzeln zurückkehren können (keine Nahrung, d.h. Assimilate, Stärke usw. mehr). Der Baum stirbt ab, obwohl die Blätter noch grün sind und die Wurzeln noch 100% intakt.
Haben wir auch alles was gelernt? Entschuldigung, war etwas weit hergeholt. Aber auf dein Gedicht bezogen: Obwohl der Ast gesund ist (nicht gebrochen), frieren seine Blätter ab. Warum: Kälte? Keine Nährstoffe mehr? usw. Dies scheint ihn aber nicht zu stören oder zu beschäfigen ("er sieht das ziemlich locker"): "friedlich im Auseinanderhang".
Natürlich kann man diese Bilder auch im übertragenen Sinn verstehen. Gerade da dein Werk unter Philosophischem und nicht unter Natur steht, deutet dies an. Nun kommt aber wieder meine Skepsis gegenüber jap. Gedichteformen ins Spiel: Was soll ich hier hineininterpretieren? Es lässt sich fast alles anpassen und mit diesen Worten erklären. Was wiederum der Hauptanteil meiner Kritik ausmacht. Ich sitze zwar gerne auf Bäume (vor allem wenn die Äste noch ungebrochen sind), aber ich muss den Boden noch sehen können, sonst schwebe ich im Niergendwo und meine Gedanken tun es mir nach.
Liebe Grüsse,
olaja
huch, da hab ich wieder viel dazu gelernt, danke Olaja.
Ich kann dich sehr gut verstehen, bei jap. Gedichten geht es mir genauso. Ich kann recht wenig damit anfangen.
Ich lese gerne die Gedanken anderer, scheu dich also nicht sie mir mitzuteilen.
Danke für deine Kritik.
Lg sEweil.
Ich kann dich sehr gut verstehen, bei jap. Gedichten geht es mir genauso. Ich kann recht wenig damit anfangen.
Ich lese gerne die Gedanken anderer, scheu dich also nicht sie mir mitzuteilen.
Danke für deine Kritik.
Lg sEweil.
Oh, du wirst wohl noch öfters Anekdoten von mir zu lesen bekommen aus meinem Alltag (bevorzugt: Biologie, Geschichte oder Religionskunde, ab nächstem Jahr wohl auch viel Philosophie). Und da soll noch einer sagen, der Fernseher würde unsere heutige Jugend verseuchen. Die Schule ist es!
Was mich noch interessieren würde:
Dann hast du beim Schreiben überhaupt nicht an jap. Gedichteformen gedacht oder sie beabsichtigt?
Was mich noch interessieren würde:
Dann hast du beim Schreiben überhaupt nicht an jap. Gedichteformen gedacht oder sie beabsichtigt?
Kein Problem. Schon seltsam, was man als Leser alles für Zusammenhänge in einigen Worten von anderen reflektieren kann...
Die Ähnlichkeit deines Werkes mit japanischer Dichtkunst schlage ich dir trotzdem nicht aus, auch wenn du nicht einmal an sie gedacht hast.
Die Ähnlichkeit deines Werkes mit japanischer Dichtkunst schlage ich dir trotzdem nicht aus, auch wenn du nicht einmal an sie gedacht hast.
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