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#1
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Salbeidüfte im Stundentakt
in Diverse 04.04.2005 18:43von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
- Salbeidüfte im Stundentakt
Schwer hängt der Duft im kleinen Zimmer.
Die Wand ist kahl, der Boden kalt.
Von draussen hört man Herbstgewimmer,
Das in den leeren Strassen hallt.
Das Bett erbrach die Lingerien
Und seltsam nackt, ziert es den Raum.
Vor kurzem, als die Wunden schrien,
Zerriss der selbstgestickte Saum.
Im Becken schwimmen Überreste.
Zu schwach war wiederum der Sog.
Gummierte Schlangen unsrer Feste,
Wobei die Trauer überwog.
Bald schon marschieren Radkolonnen -
Intimes wird sofort zerstört -
Auch diesmal sind wir knapp entronnen,
Noch ganz vom Kräuterduft betört.
(c) Margot S. Baumann
#2
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Salbeidüfte im Stundentakt
in Diverse 13.04.2005 17:58von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Lingerien scheint die Unterwäsche zu meinen ? Die Bettwäsche? Ein Totenhemd wäre denkbar ist aber nicht gemeint.
hm mir gefällt es, allerdings stutze ich an den gummierten Schlangen..
Schwer hängt der Duft im kleinen Zimmer.
Die Wand ist kahl, der Boden kalt.
Von draussen hört man Herbstgewimmer,
Das in den leeren Strassen hallt.
Einstimmung/Einleitung
Das Bett erbrach die Lingerien
Und seltsam nackt, ziert es den Raum.
Vor kurzem, als die Wunden schrien,
Zerriss der selbstgestickte Saum.
Es scheint sich in einem Krankenhaus abzuspielen. Erst dachte ich es wäre in unbestimmter Vergangenheit passiert, aber Radkolonnen gibt es nur bei heutigen Gedichten. Trotzdem muss ich bei Marschieren sofort an einen Soldaten denken, der an seinen Wunden starb. Aber das ist insofern nicht ganz logisch, dass doch ein Verwundeter ins Lazarett kommt, obwohl, verwundete Amis wurden ja auch nach Deutschland zur Behandlung geflogen...
Das Bett erbrach die Lingerien
Und seltsam nackt, ziert es den Raum.
Vor kurzem, als die Wunden schrien,
Zerriss der selbstgestickte Saum.
Man hat wohl lange um den Soldaten gekämpft, denn das lyrische Ich (sein Kamerad ?) war daran gewöhnt das Bett belegt vorzufinden. Hier strauchle ich wegen des selbstgestrickten Saums... Es könnte ein Totenhemd gemeint sein, aber was ist dann mit den Wagenkolonnen.... Oder es ist die Bettwäsche aus dem Familienbesitz, aber heutzutage liegt man nicht tagelang verwundet im eigenen Bett und stirbt dann... Es sei denn der Soldat kam aus einem Entwicklungsland, wobei doch Soldaten dort besonders gut versorgt werden.... Ich vermute hier einen logischen Fehler, oder ich bin einfach blind, da musst du mich aufklären...
Im Becken schwimmen Überreste.
Zu schwach war wiederum der Sog.
Gummierte Schlangen unsrer Feste,
Wobei die Trauer überwog.
Das Waschbecken ? Überreste=Blut ? Sog, der Sog des Wassers in den Abfluss ?
Feste auf denen die Trauer überwog, hm ich könnte es verstehen wenn ich wüsste was du mit den gummierten Schlangen meinst. Mir missfällt Strophe, aber ich verstehe sie auch nicht und kann da nicht urteilen.
Bald schon marschieren Radkolonnen -
Intimes wird sofort zerstört -
Auch diesmal sind wir knapp entronnen,
Noch ganz vom Kräuterduft betört.
Hier wirds wieder deutlich. Und nun habe ich einen Einfall die radkolonnen könnten Bollerwagen voller Leichen sein wie im 2. Weltkrieg, dann ergäbe alles bis auf Strophe 3 einen annehmbaren Sinn... Doch muss ich trotzdem auch an den Autokorso denken der eine Beerdigung verlässt....Wenigstens kann ich dir unpassende Zweideutigkeit vorwerfen
Die anderne Soldaten, die Kameraden sind knapp dem tod entronnen, durch "auch diesmal" wird angedeutet dieses war nicht die erste und wohl auch nicht die letzte Schlacht. Und doch sind sie vom Kreuterduft, von einem baldigen Ende des lebens betört -> es muss ein schrecklicher Krieg sein (aber welcher ist das nicht, wobei, vor dem ersten Weltkrieg waren die Kriege tatsächlich nicht so ..."total" sondern eher territorial und ehrenvoller...
Das zerstörte Intime... hm vielleicht der Verlust von gefühlen oder die verstümmelten Leichen, kann ich auch nicht genau einordnen.
So siehst du mir hat es gefallen mich damit auseinanderzusetzen und da steckt noch mehr drin denke ich....
Auch Irrwege führen zum interpretatorischen Ziel habe ich hier gelernt So und der konfuse Wilhelm geht jetzt erstmal einkaufen
hm mir gefällt es, allerdings stutze ich an den gummierten Schlangen..
Schwer hängt der Duft im kleinen Zimmer.
Die Wand ist kahl, der Boden kalt.
Von draussen hört man Herbstgewimmer,
Das in den leeren Strassen hallt.
Einstimmung/Einleitung
Das Bett erbrach die Lingerien
Und seltsam nackt, ziert es den Raum.
Vor kurzem, als die Wunden schrien,
Zerriss der selbstgestickte Saum.
Es scheint sich in einem Krankenhaus abzuspielen. Erst dachte ich es wäre in unbestimmter Vergangenheit passiert, aber Radkolonnen gibt es nur bei heutigen Gedichten. Trotzdem muss ich bei Marschieren sofort an einen Soldaten denken, der an seinen Wunden starb. Aber das ist insofern nicht ganz logisch, dass doch ein Verwundeter ins Lazarett kommt, obwohl, verwundete Amis wurden ja auch nach Deutschland zur Behandlung geflogen...
Das Bett erbrach die Lingerien
Und seltsam nackt, ziert es den Raum.
Vor kurzem, als die Wunden schrien,
Zerriss der selbstgestickte Saum.
Man hat wohl lange um den Soldaten gekämpft, denn das lyrische Ich (sein Kamerad ?) war daran gewöhnt das Bett belegt vorzufinden. Hier strauchle ich wegen des selbstgestrickten Saums... Es könnte ein Totenhemd gemeint sein, aber was ist dann mit den Wagenkolonnen.... Oder es ist die Bettwäsche aus dem Familienbesitz, aber heutzutage liegt man nicht tagelang verwundet im eigenen Bett und stirbt dann... Es sei denn der Soldat kam aus einem Entwicklungsland, wobei doch Soldaten dort besonders gut versorgt werden.... Ich vermute hier einen logischen Fehler, oder ich bin einfach blind, da musst du mich aufklären...
Im Becken schwimmen Überreste.
Zu schwach war wiederum der Sog.
Gummierte Schlangen unsrer Feste,
Wobei die Trauer überwog.
Das Waschbecken ? Überreste=Blut ? Sog, der Sog des Wassers in den Abfluss ?
Feste auf denen die Trauer überwog, hm ich könnte es verstehen wenn ich wüsste was du mit den gummierten Schlangen meinst. Mir missfällt Strophe, aber ich verstehe sie auch nicht und kann da nicht urteilen.
Bald schon marschieren Radkolonnen -
Intimes wird sofort zerstört -
Auch diesmal sind wir knapp entronnen,
Noch ganz vom Kräuterduft betört.
Hier wirds wieder deutlich. Und nun habe ich einen Einfall die radkolonnen könnten Bollerwagen voller Leichen sein wie im 2. Weltkrieg, dann ergäbe alles bis auf Strophe 3 einen annehmbaren Sinn... Doch muss ich trotzdem auch an den Autokorso denken der eine Beerdigung verlässt....Wenigstens kann ich dir unpassende Zweideutigkeit vorwerfen
Die anderne Soldaten, die Kameraden sind knapp dem tod entronnen, durch "auch diesmal" wird angedeutet dieses war nicht die erste und wohl auch nicht die letzte Schlacht. Und doch sind sie vom Kreuterduft, von einem baldigen Ende des lebens betört -> es muss ein schrecklicher Krieg sein (aber welcher ist das nicht, wobei, vor dem ersten Weltkrieg waren die Kriege tatsächlich nicht so ..."total" sondern eher territorial und ehrenvoller...
Das zerstörte Intime... hm vielleicht der Verlust von gefühlen oder die verstümmelten Leichen, kann ich auch nicht genau einordnen.
So siehst du mir hat es gefallen mich damit auseinanderzusetzen und da steckt noch mehr drin denke ich....
Auch Irrwege führen zum interpretatorischen Ziel habe ich hier gelernt So und der konfuse Wilhelm geht jetzt erstmal einkaufen
#3
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Salbeidüfte im Stundentakt
in Diverse 13.04.2005 18:18von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Zitat: |
Venyaluna schrieb am 13.04.2005 17:03 Uhr: Was sind Lingerien? Ansonsten ein typisches Margotgedicht. Gefällig, aber nicht lange im Gedächtnis bleibend. |
Shit! .... gleichwohl danke Veny. Ich hatte diesen Text fast vergessen. Die Lingerien hat ja Willie schon erklärt.
@ Willie
Wow - vielen Dank für diese ausführliche Kritik. Das ist ja mehr, als ich zu hoffen wagte. Eine gute Interpretation, schlüssig, aber meilenweit von meiner Intention entfernt. ..... Das ist aber zweitrangig. Mir gefallen deine Überlegungen fast noch besser, als meine Grundidee.
Grüsse
Margot
P.S. Sollte es dich doch interessieren, was ich mir da in meinem (kranken) Köpfchen zurechtgebrutzelt habe, beachte die Rubrik.
#4
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Salbeidüfte im Stundentakt
in Diverse 13.04.2005 18:34von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Ups Verdammt, ich habe leider die Angewohnheit alle Rubriken zu durchforsten und alles zu lesen Dadurch habe ich mir abgewöhnt zu schauen in welcher Rubrik ich eigentlich bin und die Überschriften überlese ich auch immer Hm vielleicht sollte ich in Zukunft wieder mehr auf Qualität achten Quantitativ ist mir nur Arno voraus (aber auch nur weil seine Plaudereckenposts zählen, ein furchtbarer Missstand nicht wahr )
Sieh es einfach als beispiel dafür was A) die Rubrik ausmacht und B) wie vieldeutig gedichte sein können
Wars nun unterwäsche oder Bettwäsche ? Hm respektive der Rubrik wars wohl Unterwäsche
Sieh es einfach als beispiel dafür was A) die Rubrik ausmacht und B) wie vieldeutig gedichte sein können
Wars nun unterwäsche oder Bettwäsche ? Hm respektive der Rubrik wars wohl Unterwäsche
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