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François Villon (1431- ca. 1463)
in Rumpelkammer 10.04.2005 22:32von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Übersetzung von Paul Zech
Da regen sich die Menschen auf, weil ich
mit einem Mädchen geh, das sich vom Strich
ernährt und meine Wenigkeit dazu.
Ich aber hab die Kleine doch so schrecklich gern,
ich bürste ihr die Kleider, putz ihr auch die Schuh,
damit die Offiziers und Kammerherrn
sich wie im Himmel fühlen,
in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.
Ich bleibe immer vornehm und diskret
und warte, bis die Kundschaft wieder geht,
und zähle schnell die Taler nach,
und wenn es weniger sind,
als der geehrte Herr versprach,
dann gibt es leider etwas Wind,
in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.
Mitunter nage ich auch an dem Hungertuch
bei meinem schwarzen Schwan, wenn der Besuch
ins Stocken kam.
Mein Gott, die schöne Huld
hört auf und macht den Menschen weniger zahm,
der Teufel hole die Geduld.
Und so läuft mir die Galle eben über
in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.
Dann hat mich die Margot so lieb wie nie
und schnurrt und putzt sich wie ein Katzenvieh:
"Sei wieder nett zu mir und gut!"
Und ich bin auch kein hölzernes Gestell,
das gibt uns beiden einen frischen Mut.
Bald ist es wieder flott, das Karussell,
und dreht die kunterbuntesten Figuren
in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.
Anhängsel zur freundlichen Aufmunterung:
Sehnt ihr in dieser tristen Zeit euch sterbenskrank
nach einer warmen, weichen Ruhebank,
dann, meine Herren, seid ihr uns willkommen
in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.
Nachtrag:
Ein äusserst interessantes Leben, das dieser Dichter führte. Natürlich wählte ich den Text, infolge des Namens der Protagonistin.
Das schrieb der werte Herr, nachdem er sein Todesurteil erfahren hatte:
Ich bin Franzose, was mir gar nicht passt,
geboren zu Paris, das jetzt tief unten liegt;
ich hänge nämlich meterlang an einem Ulmenast
und spür am Hals, wie schwer mein Arsch hier wiegt.
François Villon (1431- ca. 1463)
in Rumpelkammer 10.04.2005 22:42von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Ballade de la grosse Margot
Se j'aime et sers la belle de bon hait.
M'en devez-vous tenir ne vil ne sot ?
Elle a en soi des biens à fin souhait.
Pour son amour ceins bouclier et passot ;
Quand viennent gens, je cours et happe un pot,
Au vin m'en vois, sans démener grand bruit ;
Je leur tends eau, fromage, pain et fruit.
S'ils payent bien, je leur dis que " bien stat ;
Retournez ci, quand vous serez en ruit,
En ce bordeau où tenons notre état."
Mais adoncques il y a grand déhait
Quand sans argent s'en vient coucher Margot ;
Voir ne la puis, mon coeur à mort la hait.
Sa robe prends, demi-ceint et surcot,
Si lui jure qu'il tendra pour l'écot.
Par les côtés se prend cet Antéchrist,
Crie et jure par la mort Jésus-Christ
Que non fera. Lors empoigne un éclat ;
Dessus son nez lui en fais un écrit,
En ce bordeau où tenons notre état.
Puis paix se fait et me fait un gros pet,
Plus enflé qu'un velimeux escarbot.
Riant, m'assied son poing sur mon sommet,
"Go ! go !" me dit, et me fiert le jambot.
Tous deux ivres, dormons comme un sabot.
Et au réveil, quand le ventre lui bruit,
Monte sur moi que ne gâte son fruit.
Sous elle geins, plus qu'un ais me fais plat,
De paillarder tout elle me détruit,
En ce bordeau où tenons notre état.
Vente, grêle, gèle, j'ai mon pain cuit.
Ie suis paillard, la paillarde me suit.
Lequel vaut mieux ? Chacun bien s'entresuit.
L'un l'autre vaut ; c'est à mau rat mau chat.
Ordure aimons, ordure nous assuit ;
Nous défuyons honneur, il nous défuit,
En ce bordeau où tenons notre état.
François Villon (1431- ca. 1463)
in Rumpelkammer 10.04.2005 23:00von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
[in Nachdichtung von Paul Zech]
gelesen von Klaus Kinski
In Kalk, noch ungelöscht, in Eisenbrei,
in Salz, Salpeter, Phosphorgluten,
in dem Urin von rossigen Eselsstuten,
in Schlangengift und in Altweiberspei,
in Hundeschiss und Wasser aus den Badewannen,
in Wolfsmilch, Ochsengalle und Latrinenflut:
In diesem Saft soll man die Lästerzungen schmoren.
In eines Katers Hirn, der nicht mehr fischt,
im Geifer, der aus den Gebissen
der tollen Hunde träuft, mit Affenpiss vermischt,
in Stacheln, einem Igel ausgerissen,
im Regenfass, drin schon die Würmer schwimmen,
krepierte Ratten und der grüne Schleim
von Pilzen, die des Nachts wie Feuer glimmen,
in Pferderotz und auch in heissem Leim:
In diesem Saft soll man die Lästerzungen schmoren.
In dem Gefäss, drin alles reingerät,
was so ein Medikus herausholt aus dem schwieren
Gedärm an Eiter und verpestetem Sekret,
in Salben, die sie in den Schlitz sich schmieren,
die Hurenmenscher, um sich kalt zu halten,
in all dem Schmodder, der zurückbleibt
in den Spitzen und den Spalten
(wer hätte nicht durch solchen Schiet hindurchgemusst!):
In diesem Saft soll man die Lästerzungen schmoren.
Meine Herren, packt all die saubren Sachen
(gehen sie in den verfaulten Kürbis nicht hinein)
in eure Hosen, um den Bottich voll zu machen,
gebt auch den Arschgeruch von einem Schwein hinein,
und hat's vier Wochen lang gegoren:
In diesem Saft solln eure Lästerzungen schmoren.
François Villon (1431- ca. 1463)
in Rumpelkammer 15.04.2009 23:03von Gedichtbandage • Mitglied | 531 Beiträge | 525 Punkte
Die Ballade von den allgemeinen Redensarten
Ein Fisch, der oben schwimmt, riecht nicht mehr frisch,
und ist das Weib im Bett kein Marmelstein,
(von Kuckuckseiern weiss kein Nest sich rein)
wird auch der Mann zufrieden sein am Tisch.
Die gute Zeit vergisst man in der schlechten,
ein Baum, der Gummi schwitzt, ist wurzelkrank,
in jedem Haufen gibt es nicht "Die drei Gerechten",
und auch die Spötter sitzen oft nicht auf der gleichen Bank.
Ich kenne alle bis auf Punkt und Strich,
ich kenn nur einen nicht, und der bin ich.
An einer Hose seh ich, wo ihr Träger war,
und in die Kutte passt ein Pfaffe nur hinein,
ob sie noch Jungfrau ist, wird erst nachdem uns offenbar,
und wie der Diener, also muss der Herr beschaffen sein.
Nicht hinter jedem Schleier waltet Frömmigkeit,
und wer vom Henker schwätzt, fühlt auch das Eisen schon.
Oft kommen Hurensöhne ganz legal zum Thron,
und wer die Mutter freit, dem klagt die Tochter bald ihr Leid.
Ich kenne alle bis auf Punkt und Strich,
ich kenn nur einen nicht, und der bin ich.
Nicht Dornen immer, auch die Rosen stechen,
viereckig kann der Wagen sein, doch nie ein Rad,
der Schleicher wird mit Gott noch leiser sprechen,
die Flügel hat der Wind und nicht das Blatt.
Ich kenn den Geizhals schon am Gang,
er macht nur kleine, vorsichtige Schritte,
Verschwender leben überall im Überschwang,
und wer betrunken ist, kennt keine Mitte.
Ich kenne alle bis auf Punkt und Strich,
ich kenn nur einen nicht, und der bin ich.
Autor: François Villon
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>> Du verdammter Sadist:
Du versuchst deine Leser zum Denken zu zwingen.<< - E. E. Cummings zu Ezra Pound
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