#1

und die Sonne lacht

in Düsteres und Trübsinniges 22.04.2005 12:25
von kein Name angegeben • ( Gast )
Hallo Demon Wolf,

ein Stück, dass durch seine Metrik und das Reimschema schon einmal ungewöhnlich aufgebaut ist. Metrisch hakt es leider in der zweiten Strophe zwei in Zeilen eins und drei - da solltest Du noch einmal nachbessern. Tatsächlich hälst Du auch das Reimschema nicht durch, denn statt des betonungsschaffenden Paarreims in den letzten beiden Strophenzeilen wechselst Du in Strophen drei/vier zu dem strophenübergreifenden. Der Vollständigkeit halber führe ich das Schema mal mit auf:

Die dunklen Wasser fliessen über grüne Auen
Um Hilfe schreien Bunte Blumen laut
Helle Gischt umspühlt die Trümmer einer Stadt
Und die Sonne lacht
voll wahrer Macht


A xXxXxXxXxXxXx
B xXxXxXxXxX
C XxXxXxXxXxX
D XxXxX
D xXxX
(Hat das einen Grund, dass Du "B"unt schreibst?)

Zeile eins bis drei ist davon geprägt, dass Du ein schönes Bild durch ein einzelnes Wort düster dastehen lässt: dunklen, schreien, Trümmer. Durch diese Einstimmung wird das Lachen der Sonne sarkastisch negativ eingefärbt, obwohl dieses düstere Beiwort in den letzten beiden Zeilen fehlt.

Vom letzten grünen Baum her klingt ein ängstlich´ Miauen
das schwarze Haar im Todeskampf ergraut
Stolze Berge fegen die Wogen wieder glatt
Und der Alp erwacht
in tiefster Nacht


A xXxXxXxXxXx xXx
B xXxXxXxXxX
C XxXxXxxXxXxX
D XxXxX
D xXxX

Das "Miauen" würde ich allein schon der Metrik zuliebe ändern - auch scheint mir dies Bild nicht sehr aussagekräftig innerhalb der Verse: Etwas anderes, als eine Katze, die sich nicht heruntertraut will sich mir dabei nicht erschliessen. Weiterdenkend ist man da schnell bei der ältlichen Katzenbesitzerin und dem heldenhaften Feuerwehrmann, der das Kätzchen letztendlich rettet... smile. Wenn etwas "wieder" glatt gefegt wird, muss es zuvor aufgewühlt sein. Das wirft einen zurück zur Gischt und ich frage mich, ob die zuvor umspülten Trümmer nun frei stehen, der Blick darauf also erst tatsächlich möglich wird. Dies könnte das Erwachen des Alps nach sich ziehen.

Man kann nur Schwimmen oder einfach untergehen
Was soll man tun, wenn Angst die Arme lähmt?
Hunde kämpfen wild mit Wellen voller Not
Und ein Vogel singt
In klarer Luft


E xXxXxXxXxXxXx
F xXxXxXxXxX
G XxXxXxXxXxX
H XxXxX
I xXxX

Hier wird das ganze nun etwas konfus, finde ich: Wenn die Arme gelähmt sind, ist die Wahl, ob nun schwimmen oder nicht, nicht gegeben: Man geht unweigerlich unter. Zeile drei wiederholt das Bild und ist insofern eigentlich überflüssig. Dann folgt der Vogel, der quasi zu triumphieren scheint?

Du kannst den Vater seinen Sohn ertränken sehen
der Narr sich über fremde Zahlen grähmt
Zwischen Wogen treibt ein leeres Rettunsboot
Und das Leben springt
In seine Gruft


E xXxXxXxXxXxXx
F xXxXxXxXxX
G XxXxXxXxXxX
H XxXxX
I xXxX

Zeile eins greift erneut das Bild vom Ertrinkenden auf und auch in der dritten landen wir dort wieder. Ein wenig oft in seiner Wiederholung meine ich, wenngleich Du damit Dich auch klar auf ein Thema festlegst. Zeile zwei lässt mich ratlos zurück: Ich kann hier zwar eine inhaltliche Bedeutung, nicht aber den Zusammenhang zum Rest erkennen. Ein jeder ist sich selbst der nächste, oder sollte es ertrinkend zumindest sein? Ich glaube nicht, dass Du in eine solche Richtung deuten wolltest... stirnrunzel. Die letzten beiden Zeilen gefallen mir in Wort- und Bildwahl. Ein schöner Schlussakzent!

Ich bin ein wenig gemischt: Der Einstieg Deines Gedichtes gefällt mir sehr gut. Stimmungsreich und mit formalen Geschick baust Du in den ersten beiden Strophen das Gedicht auf. Die letzten beiden fallen in meiner persönlichen Sichtweise dagegen ab. Den Wechsel des Reimschemas kann ich auch inhaltlich nicht nachvollziehen und ob des Konzeptes meine ich, Du hättest hier lieber beim Paarreim der letzten Zeilen bleiben können. Was den Inhalt angeht, vermagst Du allerdings vielleicht meinem Verständnis auf die Sprünge zu helfen, so dass ich zu einem anderen Urteil gelange.

Liebe Grüße
Nina

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