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#1
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Der Flug der Kraniche
in Mythologisches und Religiöses 03.05.2005 21:19von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
- Der Flug der Kraniche
Flimmernd stirbt das letzte Strahlen,
taucht in blutgefärbtes Meer.
Schatten streifen dunkle Haine,
instinktive Wiederkehr,
zu den erdgebundnen Qualen.
Schlanke, anmutsvolle Wesen -
junggestorben, altgeboren -
flattern durch die Sommerdüfte -
weisgesagt und auserkoren -
um die Toten zu erlösen
Und im taugetränkten Morgen,
hallt der erste Kranichschrei,
über steile, scharfe Klippen,
löst und windet, kämpft sich frei:
Herr, in dir sind wir geborgen!
(c) Margot S. Baumann
Hallihallo Frau Baumann,
Ach oh je, ich bin ja recht unreligiös und habe mit den Religionen vielleicht so viel gemein, wie ein Afrikaner mit Schnee. Also nicht sehr viel. Das was mich beeindruckte, war wie zumeist diese pathetische Schreibweise der Margot S.
Ich weiß nicht, was es soll, aber ich sehe in der ersten Strophe noch den Weltenuntergang, oder zumindest einen Untergang der bisher so vertrauten Welt. Wie gesagt, in jeder Asche ist ein Klirren und es geht immer weiter. Also sehe ich deinen Untergang nicht als physischen, sondern als psychischen Untergang.
In der zweiten Strophe erzählst dann von schlanken, anmutsvollen Wesen. Ich denke unweigerlich sofort an Einhörner. Sie tragen eine Unschuld in sich und könnten einer neuen Welt helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Hier vielleicht metaphorisch, um den lyrischen Ich (oder lyrischen Wir?) neue Hoffnung zu verleihen. Reißt die alten Brücken ab und trauere nicht mehr um jene. Schon kommen die Architekten und planen an einer neuen. Warum nun die Toten erlöst werden sollen, erscheint mir schleierhaft. Denn wenn sie tot wären, könnten sie nicht mehr gerettet werden. Da könnten noch so viele Einhörner um die Ecke gehopst kommen.
In der dritten Strophe wird mir Dummerchen dann klar, dass die schlanken, anmutsvollen Wesen die Kraniche sind. Schließlich fliegen sie auch schon in der zweiten Strophe. Warum die Kraniche gewählt hast, weiß ich nicht. Wahrscheinlich haben sie irgend eine religiöse Bedeutung, die mir unbekannt ist. Ich kannte Kraniche bisher nur als große, staksig wirkende Vögel aus dem Zoo, die keineswegs anmutig wirken.
Der Morgen in der dritten Strophe zeugt davon, dass das Inferno vorüber ist und aus der Asche mit Hilfe der Kraniche eine neue Welt aufgebaut werden soll. Dabei rufen das lyrische Wir nach einem Gott (Herr) in welchen sie sich geborgen fühlen wollen. Es symbolisiert womöglich das Sehnen einer zunehmend gottlosen Gesellschaft nach einer vertrauten, überirdischen Kraft, die ihre Geschicke leiten möge. Aber das ist alles recht allgemein gehalten, wie eigentlich auch dein Gedicht. Man kann da, von verschiedenen Lebenssituationen auskommend, fast alles hineininterpretieren, wenn man den Religionenbezug nicht erhält. Aber das macht deine Werke aus: Diese exorbitante Vielschichtigkeit.
Also insgesamt gefällt mir dein Werk sehr, auch wenn ich nicht genau weiß, was du mir sagen möchtest...
Grüße
Ach oh je, ich bin ja recht unreligiös und habe mit den Religionen vielleicht so viel gemein, wie ein Afrikaner mit Schnee. Also nicht sehr viel. Das was mich beeindruckte, war wie zumeist diese pathetische Schreibweise der Margot S.
Ich weiß nicht, was es soll, aber ich sehe in der ersten Strophe noch den Weltenuntergang, oder zumindest einen Untergang der bisher so vertrauten Welt. Wie gesagt, in jeder Asche ist ein Klirren und es geht immer weiter. Also sehe ich deinen Untergang nicht als physischen, sondern als psychischen Untergang.
In der zweiten Strophe erzählst dann von schlanken, anmutsvollen Wesen. Ich denke unweigerlich sofort an Einhörner. Sie tragen eine Unschuld in sich und könnten einer neuen Welt helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Hier vielleicht metaphorisch, um den lyrischen Ich (oder lyrischen Wir?) neue Hoffnung zu verleihen. Reißt die alten Brücken ab und trauere nicht mehr um jene. Schon kommen die Architekten und planen an einer neuen. Warum nun die Toten erlöst werden sollen, erscheint mir schleierhaft. Denn wenn sie tot wären, könnten sie nicht mehr gerettet werden. Da könnten noch so viele Einhörner um die Ecke gehopst kommen.
In der dritten Strophe wird mir Dummerchen dann klar, dass die schlanken, anmutsvollen Wesen die Kraniche sind. Schließlich fliegen sie auch schon in der zweiten Strophe. Warum die Kraniche gewählt hast, weiß ich nicht. Wahrscheinlich haben sie irgend eine religiöse Bedeutung, die mir unbekannt ist. Ich kannte Kraniche bisher nur als große, staksig wirkende Vögel aus dem Zoo, die keineswegs anmutig wirken.
Der Morgen in der dritten Strophe zeugt davon, dass das Inferno vorüber ist und aus der Asche mit Hilfe der Kraniche eine neue Welt aufgebaut werden soll. Dabei rufen das lyrische Wir nach einem Gott (Herr) in welchen sie sich geborgen fühlen wollen. Es symbolisiert womöglich das Sehnen einer zunehmend gottlosen Gesellschaft nach einer vertrauten, überirdischen Kraft, die ihre Geschicke leiten möge. Aber das ist alles recht allgemein gehalten, wie eigentlich auch dein Gedicht. Man kann da, von verschiedenen Lebenssituationen auskommend, fast alles hineininterpretieren, wenn man den Religionenbezug nicht erhält. Aber das macht deine Werke aus: Diese exorbitante Vielschichtigkeit.
Also insgesamt gefällt mir dein Werk sehr, auch wenn ich nicht genau weiß, was du mir sagen möchtest...
Grüße
#3
von Richard III • | 868 Beiträge | 871 Punkte
Der Flug der Kraniche
in Mythologisches und Religiöses 07.05.2005 16:47von Richard III • | 868 Beiträge | 871 Punkte
Kraniche sollen ja als Glücksbringer und Sinnbild für langes Leben gelten und wer kennt nicht das wunderbare Gedicht "Die Liebenden" von Berthold.
Aber ich denke, da war noch was Anderes... Kam nicht irgendwas auch in der Bibel vor oder zumindest in irgendwelchen Mythen?
Mir gefällt dein Gedicht auch sehr. Aber für eine Interpretation fehlt mir grad Zeit und Lust.
Aber auch das hol ich nach!
Bis bald mein Zitronenschnittchen...
Richard
Aber ich denke, da war noch was Anderes... Kam nicht irgendwas auch in der Bibel vor oder zumindest in irgendwelchen Mythen?
Mir gefällt dein Gedicht auch sehr. Aber für eine Interpretation fehlt mir grad Zeit und Lust.
Aber auch das hol ich nach!
Bis bald mein Zitronenschnittchen...
Richard
#4
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Der Flug der Kraniche
in Mythologisches und Religiöses 08.05.2005 09:51von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Hojaro, hi Zuckerschnütchen
Vielen Dank fürs feedback. Ich muss zugeben, nachdem sich jetzt schon ein paar Leute an den Kranichen die Zähne ausgebissen haben, dass wohl diese Metapher nicht ersichtlich ist.
Würde kein 'Herr' in der letzten Zeile stehen und gäbe es keine Rubriken, wäre der Text sicher freier zu interpretieren. Aber meine Intention war schon der Bezug zu Gott, eine Art Auferstehung, die durch die Kraniche transportiert wird. Jä nu, wie der Schweizer zu sagen pflegt, das ging wohl etwas in die Hose.
Nichtsdestotrotz freut es mich natürlich, wenn man den Zeilen doch noch etwas Positives abringen kann. Vielen Dank für die Zeit, die ihr euch genommen habt.
Liebe Grüsse (und denkt heute an euer Mütterlein )
Margot
Vielen Dank fürs feedback. Ich muss zugeben, nachdem sich jetzt schon ein paar Leute an den Kranichen die Zähne ausgebissen haben, dass wohl diese Metapher nicht ersichtlich ist.
Würde kein 'Herr' in der letzten Zeile stehen und gäbe es keine Rubriken, wäre der Text sicher freier zu interpretieren. Aber meine Intention war schon der Bezug zu Gott, eine Art Auferstehung, die durch die Kraniche transportiert wird. Jä nu, wie der Schweizer zu sagen pflegt, das ging wohl etwas in die Hose.
Nichtsdestotrotz freut es mich natürlich, wenn man den Zeilen doch noch etwas Positives abringen kann. Vielen Dank für die Zeit, die ihr euch genommen habt.
Liebe Grüsse (und denkt heute an euer Mütterlein )
Margot
#5
von muh-q wahn (gelöscht)
Der Flug der Kraniche
in Mythologisches und Religiöses 18.05.2005 18:55von muh-q wahn (gelöscht)
Hallo Margot !
Ich werde versuchen, nicht noch einmal eine Auszeit zu nehmen, denn hier ist gar nichts in die Hose gegangen. Das Einzige, was in die Hose gegangen ist, ist scheinbar die Religion und die Amtskirchen haben ja auch alles dazu getan, dass das so ist.
Dieses Gedicht ist nicht nur metrisch und vom Reimschema A-B-C-B-A, sondern auch sprachlich und inhaltlich gelungen. Und hier wird doch auch klar gesagt, worum es geht: Wenn in Strophe 1 die Sonne im Meer versinkt und die menschlichen Schatten (was sind wir mehr ?) durch heilige Wäldchen streifen, um in die Erdgebundenheit zurückzukehren, dann heißt es Adé, du schnöde Welt. Wehe dem, der da nichts hat, woran er glauben kann. der ist für ewig zuschanden.
Solange aber die Kraniche aufsteigen, die ja nicht nur Götter-, sondern auch Glücksvögel und gleichzeitig als überzeugte Monogamisten auch Sinnbild der Treue sind und ihren trompetenartigen Ruf erschallen lassen, der Tote nicht nur aufwecken, sondern auch erlösen kann, solange ist die Welt nicht zuschanden.
Und wenn wir auch über steile, scharfe Klippen uns mühsam winden müssen, solange wir Hoffnung haben, kämpfen wir uns frei. Conclusio: Herr, in dir sind wir geborgen. Klasse. Das muss man nicht teilen, da muss man nicht dran glauben, um doch neidvoll zugeben zu müssen, dass das ein sehr gelungenes, rundum stimmiges Werk ist. Mag sein, dass manchem die Botschaft zu klein ist, mir nicht. Und hervorragend transportiert, ohne falsches Pathos, wie ich finde.
Mir gefällt das. Auch wenn ich am 9. Mai nicht an mein Mütterlein gedacht habe. Die mag den Muttertag nämlich genau so wenig, wie ich.
Digitally Yours
muh-q wahn
Ich werde versuchen, nicht noch einmal eine Auszeit zu nehmen, denn hier ist gar nichts in die Hose gegangen. Das Einzige, was in die Hose gegangen ist, ist scheinbar die Religion und die Amtskirchen haben ja auch alles dazu getan, dass das so ist.
Dieses Gedicht ist nicht nur metrisch und vom Reimschema A-B-C-B-A, sondern auch sprachlich und inhaltlich gelungen. Und hier wird doch auch klar gesagt, worum es geht: Wenn in Strophe 1 die Sonne im Meer versinkt und die menschlichen Schatten (was sind wir mehr ?) durch heilige Wäldchen streifen, um in die Erdgebundenheit zurückzukehren, dann heißt es Adé, du schnöde Welt. Wehe dem, der da nichts hat, woran er glauben kann. der ist für ewig zuschanden.
Solange aber die Kraniche aufsteigen, die ja nicht nur Götter-, sondern auch Glücksvögel und gleichzeitig als überzeugte Monogamisten auch Sinnbild der Treue sind und ihren trompetenartigen Ruf erschallen lassen, der Tote nicht nur aufwecken, sondern auch erlösen kann, solange ist die Welt nicht zuschanden.
Und wenn wir auch über steile, scharfe Klippen uns mühsam winden müssen, solange wir Hoffnung haben, kämpfen wir uns frei. Conclusio: Herr, in dir sind wir geborgen. Klasse. Das muss man nicht teilen, da muss man nicht dran glauben, um doch neidvoll zugeben zu müssen, dass das ein sehr gelungenes, rundum stimmiges Werk ist. Mag sein, dass manchem die Botschaft zu klein ist, mir nicht. Und hervorragend transportiert, ohne falsches Pathos, wie ich finde.
Mir gefällt das. Auch wenn ich am 9. Mai nicht an mein Mütterlein gedacht habe. Die mag den Muttertag nämlich genau so wenig, wie ich.
Digitally Yours
muh-q wahn
#6
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Der Flug der Kraniche
in Mythologisches und Religiöses 18.05.2005 20:09von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi muh, schön, dass du wieder unter uns weilst. Du bist doch das Motörchen im Tümpel, dass das Wasser nicht trübe wird.
Freut mich, wenn dir der Text gefällt. Man wird ja doch schnell als Betschwester und Missionarin verschrien, wenn man religiöse Gedichte verfasst. Ich sehe das eigentlich immer locker, entweder es spricht an oder man kann sich gar nicht damit identifizieren. Schön, wenn es Ersteres ist, aber kein Weltuntergang (man beachte die Wortwahl *g), wenn Zweiteres zutreffen sollte.
Vielen Dank fürs feedback. Und mach dir mal keine Sorgen, wegen der Schreibblockade, das geht, wie's gekommen ist. Denk einfach, du hättest einen Abgabetermin, das macht ungemein Feuer unterm Arsch!
Beste Grüsse
Margot
Freut mich, wenn dir der Text gefällt. Man wird ja doch schnell als Betschwester und Missionarin verschrien, wenn man religiöse Gedichte verfasst. Ich sehe das eigentlich immer locker, entweder es spricht an oder man kann sich gar nicht damit identifizieren. Schön, wenn es Ersteres ist, aber kein Weltuntergang (man beachte die Wortwahl *g), wenn Zweiteres zutreffen sollte.
Vielen Dank fürs feedback. Und mach dir mal keine Sorgen, wegen der Schreibblockade, das geht, wie's gekommen ist. Denk einfach, du hättest einen Abgabetermin, das macht ungemein Feuer unterm Arsch!
Beste Grüsse
Margot
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