Außen vor steht er, vor der Tür. Die Klingel bleibt ungehört; drinnen laufen die üblichen Geschäfte. Er wird nervös. Wasser dringt durch den kaputten Regenschirm, ruiniert langsam die akkurate, ordentliche Frisur. Es regnete beständig die letzten Tage, meistens saß er nur zu Hause und beobachtete wie das Regenwasser die löchrige Dachrinne scheinbar planlos verließ. Sie schien es wenig zu kümmern, als hätte sie geahnt dass es eines Tages so kommen würde. Ihre poröse Haut, ein Anblick den sie gewöhnt war in trockenen Sommern, wenn die Erde unter ihr rissig und spröde wurde, ist doch alles was sie hat.
Das sah er von seinem Fenster aus, hin und wieder ein Blick auf die Uhr, den Kalender, die Wand zur Rechten und zur Linken. Er las sich in fremde Köpfe, erlebte Geschichten die nie passierten. Wie die eine, in der ein Pärchen die Liebe fand bei einer gemeinsamen Reise nach Rom, nachdem sie ihm schon alle Hoffnungen ausgeredet hatte. In Rom aber, auf diesem hübschen Campingplatz auf dem sie sich einen Bungalow gemietet hatten, fand sie sich in seiner Nähe geborgen. Ein Gefühl, das sie lange nicht mehr kannte, das er wiederum spürte wenn sie es am wenigsten vermutete. Beim Ausgehen mit den Freunden, die beide gemeinsam haben, wenn er es schaffte sich ihr zu nähern, so unbeholfen. Nun sind sie zusammen und blicken in eine ungewisse Zukunft voller Abenteuer und Prüfungen ihrer Liebe.
Ach ja. Auf seine Art kann er es empfinden, riechen, schmecken; sehen was dort passiert. Dort im Buch, mit der Geschichte dieser zwei Menschen, die nie exsistierten. Auch wenn er alleine schläft. Mittlerweile ließ der Regen etwas nach. Die Regenrinne seufzte leise, sah ihre Frist verlängert, ein weiteres Mal.
Jetzt steht er vor der Tür, fasst sich Mut und klingelt erneut. Diesmal geht er dazu noch auffällig vor der Fensterfront auf und ab, aber nur kleine Schritte.
Schließlich wird er reingelassen.

Hallo Limm.

Ich habe deine Geschichte damals schon mehrmals gelesen und muss gestehen, dass ich sie nicht verstanden habe, auch heute habe ich mehrmals drüber gelesen und sie nicht verstanden, aber nun, endlich, nach so vielen Versuchen glaube ich es endlich kapiert zu haben.
"Sie" ist die Regenrinne, dabei wäre es ja so einfach gewesen, wenn ich nicht automatisch bei dem "sie" an eine Frau gedacht hätte.

Ich war verwirrt, ich bin es noch - entschuldige.

Die Kurzgeschichte liest sich unspektakulär, wie das Leben des Protagonisten. Liest sich in fremde Geschichten, umgeht sein eigenes damit, fühlt durch Bücher, Buchstaben, Seiten.

Der Termin klingt wie eine letzte Chance, was durch das "nicht-hinein-lassen" verstärkt wird, bzw. dass die Leute drinnen ihn nicht registrieren, kleine Schritte vor dem Fenster, wie ein schüchterner Mensch, mit zu geringem Patzen Selbstbewusstsein.

Nach dem Lesen fühl ich mich, ehrlich gesagt, unwohl.
Wenn du das damit erreichen wolltest Gratulation.

Das Unwohlsein ist der Grund, warum ich jetzt nicht sagen kann, dass ich es gerne gelesen habe, aber dafür oft. *g*

Lg sEweil.

Hallo sEweil

eine seeeeeeeeeehr verspätete Antwort auf deinen Kommentar, ich hoffe du und die Ober- und Unterchefs werden es mir nachsehen (ebenso das hochspammen). Ich habs schlicht vergessen, jetzt durch 'Zufall' gesehen.. naja passiert.

Ja, ein gewisses Unbehagen hatte ich auch nach dem Schreiben obwohl diese kleine Episode zu einer Zeit entstand als es mir so prächtig ging wie selten. Wahrheit und Fiktion sind hierbei übrigens verstrickt, irgendwo in der Geschichte hopst der 'echte' ex-Limm-Fe durch den Tümpel.

Dank dir für die netten Zeilen,

Grüße
Fe