Hallo Littleshine,
Ohne weitere Umschweife komme ich zum Wesentlichen:
a) Strophenzitat
b) Silbenzahl/Metrum
c) Interpretationsversuch
Zitat: |
Traurig hängen Silberschwaden
über längst verdorrten Ästen,
treiben meine schönsten Träume
resignierend weiter fort.
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8 // XxXxXxXx // 4-hebiger Trochäus, weibliche Kadenz
8 // XxXxXxXx // 4-hebiger Trochäus, weibliche Kadenz
8 // XxXxXxXx // 4-hebiger Trochäus, weibliche Kadenz
7 // XxXxXxX // 4-hebiger Trochäus, männliche Kadenz
Das Intro des Gedichtes ist bedrückend. Silber als Edelmetall und die Äste als Natur sind eigentlich zwei wertvolle Dinge. "Traurig" und "verdorrt" als negativer Gegenpol machen die Stimmung insgesamt negativ -> folglich auch der Verlust der "schönsten Träume". Das Lyrische Ich hatte schöne Gedanken vorher, diese sind aber durch etwas getrübt, ich nehme mal an, dass es Angst ist, da man die verdorrten Äste durchaus als Schreckensbild sehen kann.
Zitat: |
Immergleiche Wolkenbilder
halten jede Art von Farben
hinter ihrer kargen Mauer
weggeschlossen von der Welt.
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8 // XxXxXxXx // 4-hebiger Trochäus, weibliche Kadenz
8 // XxXxXxXx // 4-hebiger Trochäus, weibliche Kadenz
8 // XxXxXxXx // 4-hebiger Trochäus, weibliche Kadenz
7 // XxXxXxX // 4-hebiger Trochäus, männliche Kadenz
Ich sehe die Autorin selbst in dieser Strophe wieder, unter dem Aspekt, dass Littleshine von mir immer "Sonnenschein" genannt wird. Die "immergleichen Wolkenbilder" sind die Monotonie (des Alltages z.B.), die den Sonnenschein daran hindern, sich wirklich zu entfalten - auch unter dem Aspekt des Weltverbesserers ("weggeschlossen von der Welt" -> isoliert von dem, was man eigentlich verändern will -> Gefangenschaft in und mit sich selbst).
Zitat: |
Einsam in der öden Gegend,
fast erdrückt vom steten Grauen,
singt ein Spatz aus voller Kehle -
ruft die Hoffnung, ruft den Tag.
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8 // XxXxXxXx // 4-hebiger Trochäus, weibliche Kadenz
8 // XxXxXxXx // 4-hebiger Trochäus, weibliche Kadenz
8 // XxXxXxXx // 4-hebiger Trochäus, weibliche Kadenz
7 // XxXxXxX // 4-hebiger Trochäus, männliche Kadenz
Durch Hilfe der Autorin ist mir nun auch klar, dass der Vogel der Mensch ist, dem dieses Gedicht gewidmet wurde. Einerseits unter dem Aspekt des Frühling ankündigenden Zwitscherns ("Love is in the air..."), dem Hoffnungsträgers (ich poste jetzt keinen Link...), andererseits des "verrückten Vogels" (ich nenne jetzt keinen Namen...).
Formal wie immer stimmig und aufgrund des 4-hebigen Trochäus auch dem Menschen angepasst, dem dieses Gedicht gewidmet wurde. Denn auch dieser Mensch (der glaubt lyrische begabt zu sein) schreibt vornehmlich dieses Metrum.
Liebe Grüße,
Benne|Aenima