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#1
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Gefängnis
in Düsteres und Trübsinniges 12.06.2005 14:24von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
- Gefängnis
Sie lebt in ihrem Haus geborgen,
nur ab und zu dringt etwas Licht
von draussen ein, dann hat sie Sorgen,
dass ihre Welt vielleicht zerbricht.
Sie lässt kein Weh an ihre Seele
und auch kein Leid, dringt in sie ein.
Sie gibt sich selber die Befehle,
gefühllos, taub und stumm zu sein.
Nur manchmal trifft ein leichter Schatten
die Welt, die sie sich eingegrenzt.
Und eine Furcht lässt sie ermatten,
dass irgendwo die Sonne glänzt.
(c) Margot S. Baumann
#2
von Richard III • | 868 Beiträge | 871 Punkte
Gefängnis
in Düsteres und Trübsinniges 12.06.2005 16:37von Richard III • | 868 Beiträge | 871 Punkte
Du raubst mir meine Seele - und das meine ich wirklich ernst. Ein Gedicht das mich, wie Einiges von Dir, trifft und verklärt, beschreibt und erklärt.
Vielleicht ist es für Viele so identifizierend wie für mich, vielleicht auch nicht, aber für mich ist es das Beste.
Und mehr muß ich nicht sagen: Wortwahl, Inhalt und Form perfekt aufeinander abgestimmt und deshalb liest man die Zeilen nicht, man fühlt sie und vielleicht ist das das Geheimnis.
Hallo Margot!
Ja, das liest sich durch das saubere Metrum mit wechselnden Kadenzen sehr gefällig, ist souverän im Kreuz gereimt und zudem sprachlich/syntaktisch sauber und ohne Elisionen und ähnliche Sprachverhunzungen ein rundes Werk. Die Aussage ist einfach und klar strukturiert: Das lyrische Ich hat sich in seinem Leben eingerichtet und in ein Schneckenhaus verzogen. Dort kann es aber nur insofern glücklich sein, als kein Licht von außen eindringt (Der Vergleich ist das Ende des Glücks – Kierkegaard).
Das ist so rund, dass das Folgende vielleicht kleinlich erscheint aber mir ist es eben doch aufgestoßen:
Gefängnis
Sie lebt in ihrem Haus geborgen,
nur ab und zu dringt etwas Licht,
von draussen ein, dann hat sie Sorgen,
dass ihre Welt vielleicht zerbricht.
Sofort fällt der ganz sicher gewollte Widerspruch zwischen Titel und Zeile 1 ins Auge. Wahrscheinlich sollte gleich deutlich gemacht werden, um was für eine Art von selbst geschaffenem Gefängnis es sich handelt, aber die Geborgenheit will mir unter keinem Aspekt gefallen, denn es ist ja nicht nur ein Gefängnis, sondern auch noch lichtlos, wie Zeile 2 klar aussagt, wenn „etwas“ Licht „eindringt“. Das lyr. Ich lebt ver-, nicht ge-borgen.
Das gelungene Ineinandergreifen von Zeile 2 und 3 wird durch das überflüssige Komma beinahe zerstört, das muss also weg. In Zeile 3 wirkt sich der Reimzwang sprachlich unschön aus: Das lyr. Ich hat sicher viele Sorgen, hier aber hat sie nur die eine Sorge, nämlich, „dass ihre Welt vielleicht zerbricht. An dieser Stelle würde ich mir weniger Gedanken um den Reim, als um die Sprache machen. Der Reim ist immer noch o.k. und allzu glatt muss der Drops ja auch nicht gelutscht sein.
Sie lässt kein Weh an ihre Seele
und auch kein Leid, dringt in sie ein.
Sie gibt sich selber die Befehle,
gefühllos, taub und stumm zu sein.
Auch wenn Z1 + 2 in der Zusammensetzung auf eine gewisse Wehleidigkeit schließen ließen, so bezweifele ich doch die Intention. Mir drängt sich vielmehr die Vermutung auf, dass ein einsilbiges Synonym für Leid her musste und so wirkt es dann auch. Das ist zu großes Drama, um noch echt zu sein und da es sich weder um ein satirisches, noch um ein barockes Werk handelt, gefällt mir das nicht. Ich würde das Leid aus Z2 vorziehen und dort ein anderes Wort suchen (evtl. sogar das verpönte Schmerz?) und zum Abschluss das auch hier überflüssige, nachstehende Komma tilgen.
In Z4 gibt es zwar eine (auch nicht ganz geglückte) Aufzählung, dennoch ist leider auch hier der Plural in Zeile 3 sprachlich unglücklich. Das lyr. Ich gibt sich nicht drei Befehle. Wenn man sich das vorstellt, wirkt es nur noch albern. Nein, bei so gleichartigen Aufgaben, deren eine zudem die nachfolgenden überflüssig macht, reicht ein Befehl voll und ganz. Nicht falsch verstehen: Ich bin nicht der Verkünder der schlussendlichen Wahrheit. Es fiel mir nur auf. Vielleicht kannst du es nachvollziehen. Wenn nicht, auch gut.
Nur manchmal trifft ein leichter Schatten,
die Welt, die sie sich eingegrenzt.
Und eine Furcht lässt sie ermatten,
dass irgendwo die Sonne glänzt.
Die Welt des lyr. Ichs liegt im Dunkel und es hat Angst vor noch dem winzigsten Lichtstrahl, der von außen eindringen könnte!? Ich weiß, was du meinst aber ein Schatten gehört nicht zu den Dingen, vor denen das lyr. Ich sich fürchtet. Normalerweise ist das kein Thema, diesen im übertragenen Sinne zu verstehen. Wenn du aber schon mit dem Licht/Schatten-Thema gespielt hast, muss jede weitere Allegorie auch in dieses Schema passen. Innerhalb dieser Strophe funktioniert das wunderbar, da du in Z4 mit dem „richtigen“ Bild zurückkommst. Wenn ich im hellen Lichte wohnte und mir einredete, woanders könne solches nicht sein und plötzlich fiele ein von meiner Lichtquelle unabhängiger Schatten auf mich, dann könnte mich das ängstigen. Wenn ich aber doch im lichtlosen Dunkel wohne...
Zu guter (gut nur, weil ich dann endlich aufhöre )Letzt missfällt mir der unbestimmte Artikel in Z3 und der Modus des Verbs in Z4 ist für meine Begriffe falsch: Hier muss mein geliebter Konjunktiv hin.
Wie du an diesem Kommentar erkennst, habe ich letztens ein autobiographisches Werk veröffentlicht: Ich muss alles Schöne (Unversehrte) zerstören, um erfahren zu können, wie schön es ist. Dein Gedicht ist wohlgestaltet, eine Schönheit ist es in meinen Augen nicht. Obwohl offensichtlich schnell entstanden, entbehrt es der Ecken und Kanten und auch der Wucht wahrer Schönheit.
Tut mir leid: Wenn man Margot heißt, dann hängen die Trauben höher, als für die gemeinen Rindviecher. Unter deinen Werken kann es meiner Meinung nach nur mittleren Rang beanspruchen. Wäre es meines, würde ich mich zum nächsten Talentwettbewerb anmelden.
Digitally Yours
muh-q wahn
Ja, das liest sich durch das saubere Metrum mit wechselnden Kadenzen sehr gefällig, ist souverän im Kreuz gereimt und zudem sprachlich/syntaktisch sauber und ohne Elisionen und ähnliche Sprachverhunzungen ein rundes Werk. Die Aussage ist einfach und klar strukturiert: Das lyrische Ich hat sich in seinem Leben eingerichtet und in ein Schneckenhaus verzogen. Dort kann es aber nur insofern glücklich sein, als kein Licht von außen eindringt (Der Vergleich ist das Ende des Glücks – Kierkegaard).
Das ist so rund, dass das Folgende vielleicht kleinlich erscheint aber mir ist es eben doch aufgestoßen:
Gefängnis
Sie lebt in ihrem Haus geborgen,
nur ab und zu dringt etwas Licht,
von draussen ein, dann hat sie Sorgen,
dass ihre Welt vielleicht zerbricht.
Sofort fällt der ganz sicher gewollte Widerspruch zwischen Titel und Zeile 1 ins Auge. Wahrscheinlich sollte gleich deutlich gemacht werden, um was für eine Art von selbst geschaffenem Gefängnis es sich handelt, aber die Geborgenheit will mir unter keinem Aspekt gefallen, denn es ist ja nicht nur ein Gefängnis, sondern auch noch lichtlos, wie Zeile 2 klar aussagt, wenn „etwas“ Licht „eindringt“. Das lyr. Ich lebt ver-, nicht ge-borgen.
Das gelungene Ineinandergreifen von Zeile 2 und 3 wird durch das überflüssige Komma beinahe zerstört, das muss also weg. In Zeile 3 wirkt sich der Reimzwang sprachlich unschön aus: Das lyr. Ich hat sicher viele Sorgen, hier aber hat sie nur die eine Sorge, nämlich, „dass ihre Welt vielleicht zerbricht. An dieser Stelle würde ich mir weniger Gedanken um den Reim, als um die Sprache machen. Der Reim ist immer noch o.k. und allzu glatt muss der Drops ja auch nicht gelutscht sein.
Sie lässt kein Weh an ihre Seele
und auch kein Leid, dringt in sie ein.
Sie gibt sich selber die Befehle,
gefühllos, taub und stumm zu sein.
Auch wenn Z1 + 2 in der Zusammensetzung auf eine gewisse Wehleidigkeit schließen ließen, so bezweifele ich doch die Intention. Mir drängt sich vielmehr die Vermutung auf, dass ein einsilbiges Synonym für Leid her musste und so wirkt es dann auch. Das ist zu großes Drama, um noch echt zu sein und da es sich weder um ein satirisches, noch um ein barockes Werk handelt, gefällt mir das nicht. Ich würde das Leid aus Z2 vorziehen und dort ein anderes Wort suchen (evtl. sogar das verpönte Schmerz?) und zum Abschluss das auch hier überflüssige, nachstehende Komma tilgen.
In Z4 gibt es zwar eine (auch nicht ganz geglückte) Aufzählung, dennoch ist leider auch hier der Plural in Zeile 3 sprachlich unglücklich. Das lyr. Ich gibt sich nicht drei Befehle. Wenn man sich das vorstellt, wirkt es nur noch albern. Nein, bei so gleichartigen Aufgaben, deren eine zudem die nachfolgenden überflüssig macht, reicht ein Befehl voll und ganz. Nicht falsch verstehen: Ich bin nicht der Verkünder der schlussendlichen Wahrheit. Es fiel mir nur auf. Vielleicht kannst du es nachvollziehen. Wenn nicht, auch gut.
Nur manchmal trifft ein leichter Schatten,
die Welt, die sie sich eingegrenzt.
Und eine Furcht lässt sie ermatten,
dass irgendwo die Sonne glänzt.
Die Welt des lyr. Ichs liegt im Dunkel und es hat Angst vor noch dem winzigsten Lichtstrahl, der von außen eindringen könnte!? Ich weiß, was du meinst aber ein Schatten gehört nicht zu den Dingen, vor denen das lyr. Ich sich fürchtet. Normalerweise ist das kein Thema, diesen im übertragenen Sinne zu verstehen. Wenn du aber schon mit dem Licht/Schatten-Thema gespielt hast, muss jede weitere Allegorie auch in dieses Schema passen. Innerhalb dieser Strophe funktioniert das wunderbar, da du in Z4 mit dem „richtigen“ Bild zurückkommst. Wenn ich im hellen Lichte wohnte und mir einredete, woanders könne solches nicht sein und plötzlich fiele ein von meiner Lichtquelle unabhängiger Schatten auf mich, dann könnte mich das ängstigen. Wenn ich aber doch im lichtlosen Dunkel wohne...
Zu guter (gut nur, weil ich dann endlich aufhöre )Letzt missfällt mir der unbestimmte Artikel in Z3 und der Modus des Verbs in Z4 ist für meine Begriffe falsch: Hier muss mein geliebter Konjunktiv hin.
Wie du an diesem Kommentar erkennst, habe ich letztens ein autobiographisches Werk veröffentlicht: Ich muss alles Schöne (Unversehrte) zerstören, um erfahren zu können, wie schön es ist. Dein Gedicht ist wohlgestaltet, eine Schönheit ist es in meinen Augen nicht. Obwohl offensichtlich schnell entstanden, entbehrt es der Ecken und Kanten und auch der Wucht wahrer Schönheit.
Tut mir leid: Wenn man Margot heißt, dann hängen die Trauben höher, als für die gemeinen Rindviecher. Unter deinen Werken kann es meiner Meinung nach nur mittleren Rang beanspruchen. Wäre es meines, würde ich mich zum nächsten Talentwettbewerb anmelden.
Digitally Yours
muh-q wahn
#5
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Gefängnis
in Düsteres und Trübsinniges 14.06.2005 16:05von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi muh
Nun, was soll der Widerspruch Titel/1. Zeile? Wenn man schnell darüber liest, ist da sicher einer, weil dem Leser das geborgene Haus als Gefängnis erscheint, denn keiner will ja in einem dunklen Loch leben, right? Dem lyr. Ich - das seine „Story“ hier erzählt - ist es aber das Heim, weil es kein anderes kennt. Weshalb sollte ein Titel immer von der Meinung des Protagonisten ausgehen?
Also, fällt auch dein ‚ver’ weg, denn, wenn das lyr. Ich nie draussen war, dann kann es sich nicht verbergen. Weil, wenn man sich vor etwas verbergen will, dann muss man ja wissen, wovor, oder?
Ja, das stimmt, das Komma ist zuviel – danke. Nein, ‚hat Sorge’ gibt’s nicht, Sorge tragen vielleicht. Aber, sich um etwas Sorgen machen schon. Da habe ich statt des umständlichen: da macht sie sich Sorgen einfach auf ‚hat sie Sorgen’ abgekürzt. Kann man, muss man nicht, ich tat’s.
Ah, die Kommas – danke zum Zweiten. Ja, da beuge ich mich deinem Urteil..... der Schmerz würde jedoch auch nicht gross was ändern. Evtl. fällt mir ja unter grossem Weh und Leid noch etwas anderes ein. Für mich persönlich würde ich jedoch schon einen Unterschied machen, das ist aber reine subjektive Spitzfindigkeit.
Doch, ich kann’s nachvollziehen. Und wenn ich den Text verteidigen möchte, könnte ich natürlich sagen, dass für jedes Adjektiv ein Befehl von Nöten ist. Tu ich aber nicht ..... wie wär’s mit einem ‚oft Befehle’?
Es gibt nicht die Furcht für das lyr. Ich. Es fürchtet sich sicher noch vor anderem, deshalb ist es eine Furcht, oder, wenn dir „neue“ Wörter besser gefallen ‚eine Angst’. Doch genau vor einem Schatten fürchtet es sich, denn er beweisst, dass es Licht (=Glück) geben muss, aber eben nicht bei ihm. Ich glaube, das ist einfach durchgehend das Übel in diesen kurzen Zeilen, die Angst vor der Erkenntnis, dass das lyr. Ich zwar in (s)einer Welt geborgen lebt, jedoch das alles eine grosse Lüge ist und da draussen eben noch so viel mehr ist/wäre.
Ja, da hast du Recht. Eine Schönheit ist es nicht, es mag aber doch zu gefallen (hier und anderswo). Fragen wir uns weshalb? Vielleicht gerade darum, weil es nicht so aalglatt und übertrieben und überladen ist, wie manch anderes, das so ästhetisch und durchdacht daher kommt. Mit wortgewaltigen Bildern und bombastischen Reden. Es ist einfach eine Situation, die jemand (ich,du,er,sie) vielleicht kennt und vielleicht trifft es, wie Richard, der Gute sagte, einen dort, wo man es nicht so gerne hat. Weil ein Funken Wahrheit dahinter steckt, den wir doch so gerne vor anderen und wahrscheinlich am Meisten vor uns selber, verbergen wollen.
Vielleicht ist es mir nicht „würdig“, vielleicht seid ihr anderes, besseres von mir gewöhnt, das kann alles gut sein, aber mir ist immer wichtig, dass ich die Menschen erreichen kann. Ich will keine Kunstwerke schaffen, nichts, dass man auf Sockel stellt und ehrfürchtig betrachtet. Ich will den Leser dort erreichen (treffen) wo es ihm weht tut, wo er denkt: Verdammte Scheisse, ja genau so ist es! Das will ich muh, und keine Wettbewerbe oder Preise oder anderes gewinnen.
Danke muh, für diese Kritik. Ich sehe, ich kann mich auf dich verlassen.
Beste Grüsse
Margot
P.S. Talentwettbewerb? Als ob du das nötig hättest.
Zitat: |
Sofort fällt der ganz sicher gewollte Widerspruch zwischen Titel und Zeile 1 ins Auge. Wahrscheinlich sollte gleich deutlich gemacht werden, um was für eine Art von selbst geschaffenem Gefängnis es sich handelt, aber die Geborgenheit will mir unter keinem Aspekt gefallen, denn es ist ja nicht nur ein Gefängnis, sondern auch noch lichtlos, wie Zeile 2 klar aussagt, wenn „etwas“ Licht „eindringt“. Das lyr. Ich lebt ver-, nicht ge-borgen. |
Nun, was soll der Widerspruch Titel/1. Zeile? Wenn man schnell darüber liest, ist da sicher einer, weil dem Leser das geborgene Haus als Gefängnis erscheint, denn keiner will ja in einem dunklen Loch leben, right? Dem lyr. Ich - das seine „Story“ hier erzählt - ist es aber das Heim, weil es kein anderes kennt. Weshalb sollte ein Titel immer von der Meinung des Protagonisten ausgehen?
Also, fällt auch dein ‚ver’ weg, denn, wenn das lyr. Ich nie draussen war, dann kann es sich nicht verbergen. Weil, wenn man sich vor etwas verbergen will, dann muss man ja wissen, wovor, oder?
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Das gelungene Ineinandergreifen von Zeile 2 und 3 wird durch das überflüssige Komma beinahe zerstört, das muss also weg. In Zeile 3 wirkt sich der Reimzwang sprachlich unschön aus: Das lyr. Ich hat sicher viele Sorgen, hier aber hat sie nur die eine Sorge, nämlich, „dass ihre Welt vielleicht zerbricht. An dieser Stelle würde ich mir weniger Gedanken um den Reim, als um die Sprache machen. Der Reim ist immer noch o.k. und allzu glatt muss der Drops ja auch nicht gelutscht sein. |
Ja, das stimmt, das Komma ist zuviel – danke. Nein, ‚hat Sorge’ gibt’s nicht, Sorge tragen vielleicht. Aber, sich um etwas Sorgen machen schon. Da habe ich statt des umständlichen: da macht sie sich Sorgen einfach auf ‚hat sie Sorgen’ abgekürzt. Kann man, muss man nicht, ich tat’s.
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Auch wenn Z1 + 2 in der Zusammensetzung auf eine gewisse Wehleidigkeit schließen ließen, so bezweifele ich doch die Intention. Mir drängt sich vielmehr die Vermutung auf, dass ein einsilbiges Synonym für Leid her musste und so wirkt es dann auch. Das ist zu großes Drama, um noch echt zu sein und da es sich weder um ein satirisches, noch um ein barockes Werk handelt, gefällt mir das nicht. Ich würde das Leid aus Z2 vorziehen und dort ein anderes Wort suchen (evtl. sogar das verpönte Schmerz?) und zum Abschluss das auch hier überflüssige, nachstehende Komma tilgen. |
Ah, die Kommas – danke zum Zweiten. Ja, da beuge ich mich deinem Urteil..... der Schmerz würde jedoch auch nicht gross was ändern. Evtl. fällt mir ja unter grossem Weh und Leid noch etwas anderes ein. Für mich persönlich würde ich jedoch schon einen Unterschied machen, das ist aber reine subjektive Spitzfindigkeit.
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In Z4 gibt es zwar eine (auch nicht ganz geglückte) Aufzählung, dennoch ist leider auch hier der Plural in Zeile 3 sprachlich unglücklich. Das lyr. Ich gibt sich nicht drei Befehle. Wenn man sich das vorstellt, wirkt es nur noch albern. Nein, bei so gleichartigen Aufgaben, deren eine zudem die nachfolgenden überflüssig macht, reicht ein Befehl voll und ganz. Nicht falsch verstehen: Ich bin nicht der Verkünder der schlussendlichen Wahrheit. Es fiel mir nur auf. Vielleicht kannst du es nachvollziehen. Wenn nicht, auch gut. |
Doch, ich kann’s nachvollziehen. Und wenn ich den Text verteidigen möchte, könnte ich natürlich sagen, dass für jedes Adjektiv ein Befehl von Nöten ist. Tu ich aber nicht ..... wie wär’s mit einem ‚oft Befehle’?
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Die Welt des lyr. Ichs liegt im Dunkel und es hat Angst vor noch dem winzigsten Lichtstrahl, der von außen eindringen könnte!? Ich weiß, was du meinst aber ein Schatten gehört nicht zu den Dingen, vor denen das lyr. Ich sich fürchtet. Normalerweise ist das kein Thema, diesen im übertragenen Sinne zu verstehen. Wenn du aber schon mit dem Licht/Schatten-Thema gespielt hast, muss jede weitere Allegorie auch in dieses Schema passen. Innerhalb dieser Strophe funktioniert das wunderbar, da du in Z4 mit dem „richtigen“ Bild zurückkommst. Wenn ich im hellen Lichte wohnte und mir einredete, woanders könne solches nicht sein und plötzlich fiele ein von meiner Lichtquelle unabhängiger Schatten auf mich, dann könnte mich das ängstigen. Wenn ich aber doch im lichtlosen Dunkel wohne... Zu guter (gut nur, weil ich dann endlich aufhöre )Letzt missfällt mir der unbestimmte Artikel in Z3 und der Modus des Verbs in Z4 ist für meine Begriffe falsch: Hier muss mein geliebter Konjunktiv hin. |
Es gibt nicht die Furcht für das lyr. Ich. Es fürchtet sich sicher noch vor anderem, deshalb ist es eine Furcht, oder, wenn dir „neue“ Wörter besser gefallen ‚eine Angst’. Doch genau vor einem Schatten fürchtet es sich, denn er beweisst, dass es Licht (=Glück) geben muss, aber eben nicht bei ihm. Ich glaube, das ist einfach durchgehend das Übel in diesen kurzen Zeilen, die Angst vor der Erkenntnis, dass das lyr. Ich zwar in (s)einer Welt geborgen lebt, jedoch das alles eine grosse Lüge ist und da draussen eben noch so viel mehr ist/wäre.
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Wie du an diesem Kommentar erkennst, habe ich letztens ein autobiographisches Werk veröffentlicht: Ich muss alles Schöne (Unversehrte) zerstören, um erfahren zu können, wie schön es ist. Dein Gedicht ist wohlgestaltet, eine Schönheit ist es in meinen Augen nicht. Obwohl offensichtlich schnell entstanden, entbehrt es der Ecken und Kanten und auch der Wucht wahrer Schönheit. |
Ja, da hast du Recht. Eine Schönheit ist es nicht, es mag aber doch zu gefallen (hier und anderswo). Fragen wir uns weshalb? Vielleicht gerade darum, weil es nicht so aalglatt und übertrieben und überladen ist, wie manch anderes, das so ästhetisch und durchdacht daher kommt. Mit wortgewaltigen Bildern und bombastischen Reden. Es ist einfach eine Situation, die jemand (ich,du,er,sie) vielleicht kennt und vielleicht trifft es, wie Richard, der Gute sagte, einen dort, wo man es nicht so gerne hat. Weil ein Funken Wahrheit dahinter steckt, den wir doch so gerne vor anderen und wahrscheinlich am Meisten vor uns selber, verbergen wollen.
Vielleicht ist es mir nicht „würdig“, vielleicht seid ihr anderes, besseres von mir gewöhnt, das kann alles gut sein, aber mir ist immer wichtig, dass ich die Menschen erreichen kann. Ich will keine Kunstwerke schaffen, nichts, dass man auf Sockel stellt und ehrfürchtig betrachtet. Ich will den Leser dort erreichen (treffen) wo es ihm weht tut, wo er denkt: Verdammte Scheisse, ja genau so ist es! Das will ich muh, und keine Wettbewerbe oder Preise oder anderes gewinnen.
Danke muh, für diese Kritik. Ich sehe, ich kann mich auf dich verlassen.
Beste Grüsse
Margot
P.S. Talentwettbewerb? Als ob du das nötig hättest.
Das weiß ich doch, Margot, dass du das nicht willst. Und du erreichst die Menschen doch und sogar die Rindviecher. Letztere stellen dich für andere Werke eben gerne auf den Pidestal und bewundern dich, das musst du ihnen schon überlassen, was sie mit dir tun.
Mein Kommentar ist auch kein Werturteil, sondern sollte dir nur Feedback verschaffen, was und warum mir etwas nicht gefällt. War ich zu oberlehrerhaft? Das täte mir besonders leid, denn das will ich nicht sein. Ich will doch von dir lernen und so ist jede Besprechung ja auch immer eine Selbstbespiegelung.
Ach, Margot, wie stimme ich dich denn wieder bovinophil?
Mein Kommentar ist auch kein Werturteil, sondern sollte dir nur Feedback verschaffen, was und warum mir etwas nicht gefällt. War ich zu oberlehrerhaft? Das täte mir besonders leid, denn das will ich nicht sein. Ich will doch von dir lernen und so ist jede Besprechung ja auch immer eine Selbstbespiegelung.
Ach, Margot, wie stimme ich dich denn wieder bovinophil?
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