Selbstverfasst

Jetzt ist dies Buch schon reichlich alt.
Im Ledereinband, dem befleckten,
Klafft wie Schatten mancher Schnitt.

So bald entnahm ich Blatt um Blatt
An schriftgedeckten, dunklen Seiten,
Und bestritt das Blut am Rand.

Anstatt antiker Tintenlast
Da breiten sich nun helle Flächen.
Nur die Hand ist mir noch wund.

Wie Bast die Enden rot umschliert,
So rächen sich die tiefen Risse.
Doch macht papierner Aderlass
Ein Tagebuch zuletzt gesund.

Hi Flam

Ungewöhnliche Worte, die mir gefallen. Das lyr. Ich blickt auf das Gelebte zurück. Wehmütig und doch mit dem Hoffnung, dass trotz der reichlichen Wunden und Narben, Neues aus dem alten Buch entsteht. Ein Aderlass ist zuweilen auch etwas Gutes.
Rot umschliert..... hm.... gefällt mir nicht wirklich. Wenn du eine Frau wärst, dann wüsstest du weshalb.

Str. 1-3, je die letzte Zeile lassen mich stocken, gewollt?

Gruss
Margot

Hallo, Margot!

Was Dich stocken lässt ist sicher, dass die jeweils dritte Zeile der ersten drei Strophen betont anfängt. Das ist im Fluss gelesen ok, weil die Strophe in sich damit komplett iambisch ist. Da allerdings Satz- und Sinnabschnitte an dieser Stelle auftreten, gelingt das nicht ganz.
Das war nicht absichtlich, aber ich mochte es auch nicht korrigieren, weil es doch jeweils mit dem "dicken Ende" der jeweiligen Strophe einhergeht. Das ist dann auch ein schöner Kontrast zu der "gesundenden" Strophe vier.

Die einzige übrigens, in der das Metrum nicht durchgehend iambisch ist, weil dort im Satzwechsel zwei unbetonte Silben aufeinanderfolgen. Erstaunlich, dass sie die einzige ist, die flüssig lesbar ist, obwohl nur dort unterbrochen wird. Aber irgendwie passt es doch gut zum Inhalt.

Danke und liebe Grüße,
Flam

P.S.: Ich glaube ich muss mich mal von dem Rot lösen. Ich hab Dich ja schon konditioniert. ^^
Dafür bitte ich um Entschuldigung.