|
|
Harzblut
Es gibt wohl kein Gefühl, dass ich,
wenn ich es aus mir selbst gebar,
zu spüren je imstande war,
bevor die Regung ganz verblich.
So schlage ich mich durch den Wald.
Die Streitaxt hilft mir, freizulegen,
und meine Sinne zu bewegen
und Faser reiht an Faser bald.
Und wenn die diamantne Klinge,
durch Unversehrtheit angespitzt,
brutal die sanfte Borke ritzt,
als schwüler Hitze scharfe Schwinge,
und tief in Mark und Bein einfährt
und Späne durch die Gegend spritzt,
dann gibt es nichts, was davor schützt,
dass Liebe sich vom Schmerz ernährt.
Dann fließt das Harz, ich finde Frieden,
bereite mir für den Moment
mein sanguines Sakrament,
in dem die Axt hinein getrieben.
So wärm ich meines Herzens Kühle
auf dem Altar der Grausamkeit.
Wenn es in mir nach Mitleid schreit,
hab ich die zärtlichsten Gefühle.
Es gibt wohl kein Gefühl, dass ich,
wenn ich es aus mir selbst gebar,
zu spüren je imstande war,
bevor die Regung ganz verblich.
So schlage ich mich durch den Wald.
Die Streitaxt hilft mir, freizulegen,
und meine Sinne zu bewegen
und Faser reiht an Faser bald.
Und wenn die diamantne Klinge,
durch Unversehrtheit angespitzt,
brutal die sanfte Borke ritzt,
als schwüler Hitze scharfe Schwinge,
und tief in Mark und Bein einfährt
und Späne durch die Gegend spritzt,
dann gibt es nichts, was davor schützt,
dass Liebe sich vom Schmerz ernährt.
Dann fließt das Harz, ich finde Frieden,
bereite mir für den Moment
mein sanguines Sakrament,
in dem die Axt hinein getrieben.
So wärm ich meines Herzens Kühle
auf dem Altar der Grausamkeit.
Wenn es in mir nach Mitleid schreit,
hab ich die zärtlichsten Gefühle.
#2
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Harzblut
in Liebe und Leidenschaft 14.06.2005 08:02von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Muh
Es gibt wohl kein Gefühl, dass ich,
wenn ich es aus mir selbst gebar,
zu spüren je imstande war,
bevor die Regung ganz verblich.
Erst, wenn es vorbei ist, kann das lyr. Ich etwas spüren. Evtl. ein Verlustgefühl – traurig. Es ist nicht fähig zu lieben, ganz einfach.
So schlage ich mich durch den Wald.
Die Streitaxt hilft mir, freizulegen,
und meine Sinne zu bewegen
und Faser reiht an Faser bald.
Wenig sensibel lebt es sein Leben. Provokation und forsches Auftreten machen die „fehlende“ Sensibilität wett. In Klammern, weil es mehr ein Schutz der Verletzlichkeit bedeutet, als eine wirkliche Emotionslosigkeit
Und wenn die diamantne Klinge,
durch Unversehrtheit angespitzt,
brutal die sanfte Borke ritzt,
als schwüler Hitze scharfe Schwinge,
und tief in Mark und Bein einfährt
und Späne durch die Gegend spritzt,
dann gibt es nichts, was davor schützt,
dass Liebe sich vom Schmerz ernährt.
Wenn die Emotionen überkochen, Weinen, Schmerz fühlbar und sichtbar ist, erst dann fühlt das lyr. Ich, dass es am Leben ist. Zieht kurzfristig einen emotionalen Gewinn aus dem gefühlsmässigen Chaos. Ein flüchtiger, bitterer Genuss.
Dann fließt das Harz, ich finde Frieden,
bereite mir für den Moment
mein sanguines Sakrament,
in dem die Axt hinein getrieben.
So wärm ich meines Herzens Kühle
auf dem Altar der Grausamkeit.
Wenn es in mir nach Mitleid schreit,
hab ich die zärtlichsten Gefühle.
Wieder dieses sadistische Statement, dass das lyr. Ich nur Befriedigung findet, wenn es (psychisch) quälen kann.
Eigentlich gibt es keinen „Grund“ diese Aussagen in Zweifel zu ziehen, jedoch – sagt ihm weibliche Intuition – kommt es bei mir nicht ganz so kaltschnäuzig und emotionslos an, wie das lyr. Ich (oder der Verfasser) uns gerne Glauben machen würde. Wer so viel über ein Gefühlsmanko zu schreiben weiss, der versucht sich meist auch zu „erklären“. Und dann frage ich mich weshalb?
Dies meine Gedanken zu deinem Text.
Gruss
Margot
Es gibt wohl kein Gefühl, dass ich,
wenn ich es aus mir selbst gebar,
zu spüren je imstande war,
bevor die Regung ganz verblich.
Erst, wenn es vorbei ist, kann das lyr. Ich etwas spüren. Evtl. ein Verlustgefühl – traurig. Es ist nicht fähig zu lieben, ganz einfach.
So schlage ich mich durch den Wald.
Die Streitaxt hilft mir, freizulegen,
und meine Sinne zu bewegen
und Faser reiht an Faser bald.
Wenig sensibel lebt es sein Leben. Provokation und forsches Auftreten machen die „fehlende“ Sensibilität wett. In Klammern, weil es mehr ein Schutz der Verletzlichkeit bedeutet, als eine wirkliche Emotionslosigkeit
Und wenn die diamantne Klinge,
durch Unversehrtheit angespitzt,
brutal die sanfte Borke ritzt,
als schwüler Hitze scharfe Schwinge,
und tief in Mark und Bein einfährt
und Späne durch die Gegend spritzt,
dann gibt es nichts, was davor schützt,
dass Liebe sich vom Schmerz ernährt.
Wenn die Emotionen überkochen, Weinen, Schmerz fühlbar und sichtbar ist, erst dann fühlt das lyr. Ich, dass es am Leben ist. Zieht kurzfristig einen emotionalen Gewinn aus dem gefühlsmässigen Chaos. Ein flüchtiger, bitterer Genuss.
Dann fließt das Harz, ich finde Frieden,
bereite mir für den Moment
mein sanguines Sakrament,
in dem die Axt hinein getrieben.
So wärm ich meines Herzens Kühle
auf dem Altar der Grausamkeit.
Wenn es in mir nach Mitleid schreit,
hab ich die zärtlichsten Gefühle.
Wieder dieses sadistische Statement, dass das lyr. Ich nur Befriedigung findet, wenn es (psychisch) quälen kann.
Eigentlich gibt es keinen „Grund“ diese Aussagen in Zweifel zu ziehen, jedoch – sagt ihm weibliche Intuition – kommt es bei mir nicht ganz so kaltschnäuzig und emotionslos an, wie das lyr. Ich (oder der Verfasser) uns gerne Glauben machen würde. Wer so viel über ein Gefühlsmanko zu schreiben weiss, der versucht sich meist auch zu „erklären“. Und dann frage ich mich weshalb?
Dies meine Gedanken zu deinem Text.
Gruss
Margot
#3
von Richard III • | 868 Beiträge | 871 Punkte
Harzblut
in Liebe und Leidenschaft 14.06.2005 08:55von Richard III • | 868 Beiträge | 871 Punkte
"Es gibt wohl kein Gefühl, dass ich,
wenn ich es aus mir selbst gebar,
zu spüren je imstande war,
bevor die Regung ganz verblich."
Das lyr. Ich reflektiert seine Unfähigkeit sich lange Gefühlszustände zu erhalten. Es tut es sehr sachlich, die Gefühlskälte unterstreichend.
"So schlage ich mich durch den Wald.
Die Streitaxt hilft mir, freizulegen,
und meine Sinne zu bewegen
und Faser reiht an Faser bald."
Das lyr. Ich benötigt scheinbar starke Reize, um zu empfinden. Feinheiten dringen nicht zu ihm vor. Die Streitaxt suggeriert hier einen sexuellen Aspekt, der sich bis zum Ende des Gedichtes durchzieht. Ob dieser wirklich vorhanden ist, ist fraglich, aber möglich.
Dadurch, dass er alles zerhaut, was ihm begegnet, kann er empfinden, wenn auch nur kurz und er braucht mehr Holz, um das Gefühl wieder zu erlangen.
"Und wenn die diamantne Klinge,
durch Unversehrtheit angespitzt,
brutal die sanfte Borke ritzt,
als schwüler Hitze scharfe Schwinge,"
Etwas unverständlich ist hier die "Unversehrtheit": Wahrscheinlich ist damit gemeint, dass nach jeder Zerstörung das Gefühl wieder schwindet. Kein Gewissen also vorhanden ist und deshalb wieder neu geschlagen werden kann.
Problematisch finde ich hier die Grammatik: "die diamantne Klinge, [...], als schwüler Hitze scharfe Schwinge". M. E. müsste es hier: "in" statt "als" heißen.
Auch hier klingt ein Gegenüber an, der zarter ist und den die Klinge des Protagonisten verletzen kann. Auch hier kann man wieder sowohl das übergeordnete Gefühl annehmen, aber auch die Verletzung durch eine sexuelle Handlung. Sehr gefährliche Metaphern, die du da benutzt.
"und tief in Mark und Bein einfährt
und Späne durch die Gegend spritzt,
dann gibt es nichts, was davor schützt,
dass Liebe sich vom Schmerz ernährt."
Das Liebe durch Schmerz erhalten wird, ist für den Protagonisten eine unabänderliche Tatsache. Und hier ist wieder die Frage: Physisch oder psychisch? Das Leid und Schmerz psychischer Natur die Liebe zum Glühen bringen, ist uns nicht erst seit heute bekannt. Nur ist es bei unserem P. nicht der Zugefügte, sondern das Zufügende. Er kann nur Lieben, wenn er verletzt und während er verletzt. Nur dieser Reiz verschafft ihm ein Gefühl. Er will leiden sehen.
"Dann fließt das Harz, ich finde Frieden,
bereite mir für den Moment
mein sanguines Sakrament,
in dem die Axt hinein getrieben."
M.E. ist hier der sexuelle Aspekt klar herausgearbeitet. Nur für den Moment des physisch-gewalttätigen Höhepunkts empfindet der P. Liebe, oder das, was er dafür hält. Im übertragenden Sinne könnte das fließende Harz auch das psychische "Bluten" des Gegenübers bedeuten. Nur wenn der P. das psychische Sterben des Anderen erlebt, empfindet er sadistische Liebe.
"So wärm ich meines Herzens Kühle
auf dem Altar der Grausamkeit.
Wenn es in mir nach Mitleid schreit,
hab ich die zärtlichsten Gefühle. "
Und hier das Ergebnis: Der Protagonist ist nicht etwa wirklich grausam. Nein, er empfindet MItleid und das ist für ihn das höchste aller GEfühle. Wenn er das Werk seiner Zerstörung, egal auf welche Weise es geschah, betrachtet, nur dann empfindet er zärtlichkeit und Liebe: Dann kann er beschützen und pflegen. Sein Opfer ist am Boden und er kann es aufheben.
Ich könnte jetzt noch eine These aufstellen: Möglicherweise erliegt der Protagonist dem Konflikt des Mannes in der Moderne zwischen männlicher Erwartungshaltung und den Forderungen erzwungener Gleichberechtigung.
Aber das ist sehr an den Haaren herbeigezogen.
Ich schließe mich Margot an. Das Erklären des Protagonisten weißt ihn als jemanden aus, der seine Gefühlskälte nur vorschiebt, um etwaige Unsicherheiten zu verdecken.
Aber es gefällt!
Fühl dich umarmt
Richard
wenn ich es aus mir selbst gebar,
zu spüren je imstande war,
bevor die Regung ganz verblich."
Das lyr. Ich reflektiert seine Unfähigkeit sich lange Gefühlszustände zu erhalten. Es tut es sehr sachlich, die Gefühlskälte unterstreichend.
"So schlage ich mich durch den Wald.
Die Streitaxt hilft mir, freizulegen,
und meine Sinne zu bewegen
und Faser reiht an Faser bald."
Das lyr. Ich benötigt scheinbar starke Reize, um zu empfinden. Feinheiten dringen nicht zu ihm vor. Die Streitaxt suggeriert hier einen sexuellen Aspekt, der sich bis zum Ende des Gedichtes durchzieht. Ob dieser wirklich vorhanden ist, ist fraglich, aber möglich.
Dadurch, dass er alles zerhaut, was ihm begegnet, kann er empfinden, wenn auch nur kurz und er braucht mehr Holz, um das Gefühl wieder zu erlangen.
"Und wenn die diamantne Klinge,
durch Unversehrtheit angespitzt,
brutal die sanfte Borke ritzt,
als schwüler Hitze scharfe Schwinge,"
Etwas unverständlich ist hier die "Unversehrtheit": Wahrscheinlich ist damit gemeint, dass nach jeder Zerstörung das Gefühl wieder schwindet. Kein Gewissen also vorhanden ist und deshalb wieder neu geschlagen werden kann.
Problematisch finde ich hier die Grammatik: "die diamantne Klinge, [...], als schwüler Hitze scharfe Schwinge". M. E. müsste es hier: "in" statt "als" heißen.
Auch hier klingt ein Gegenüber an, der zarter ist und den die Klinge des Protagonisten verletzen kann. Auch hier kann man wieder sowohl das übergeordnete Gefühl annehmen, aber auch die Verletzung durch eine sexuelle Handlung. Sehr gefährliche Metaphern, die du da benutzt.
"und tief in Mark und Bein einfährt
und Späne durch die Gegend spritzt,
dann gibt es nichts, was davor schützt,
dass Liebe sich vom Schmerz ernährt."
Das Liebe durch Schmerz erhalten wird, ist für den Protagonisten eine unabänderliche Tatsache. Und hier ist wieder die Frage: Physisch oder psychisch? Das Leid und Schmerz psychischer Natur die Liebe zum Glühen bringen, ist uns nicht erst seit heute bekannt. Nur ist es bei unserem P. nicht der Zugefügte, sondern das Zufügende. Er kann nur Lieben, wenn er verletzt und während er verletzt. Nur dieser Reiz verschafft ihm ein Gefühl. Er will leiden sehen.
"Dann fließt das Harz, ich finde Frieden,
bereite mir für den Moment
mein sanguines Sakrament,
in dem die Axt hinein getrieben."
M.E. ist hier der sexuelle Aspekt klar herausgearbeitet. Nur für den Moment des physisch-gewalttätigen Höhepunkts empfindet der P. Liebe, oder das, was er dafür hält. Im übertragenden Sinne könnte das fließende Harz auch das psychische "Bluten" des Gegenübers bedeuten. Nur wenn der P. das psychische Sterben des Anderen erlebt, empfindet er sadistische Liebe.
"So wärm ich meines Herzens Kühle
auf dem Altar der Grausamkeit.
Wenn es in mir nach Mitleid schreit,
hab ich die zärtlichsten Gefühle. "
Und hier das Ergebnis: Der Protagonist ist nicht etwa wirklich grausam. Nein, er empfindet MItleid und das ist für ihn das höchste aller GEfühle. Wenn er das Werk seiner Zerstörung, egal auf welche Weise es geschah, betrachtet, nur dann empfindet er zärtlichkeit und Liebe: Dann kann er beschützen und pflegen. Sein Opfer ist am Boden und er kann es aufheben.
Ich könnte jetzt noch eine These aufstellen: Möglicherweise erliegt der Protagonist dem Konflikt des Mannes in der Moderne zwischen männlicher Erwartungshaltung und den Forderungen erzwungener Gleichberechtigung.
Aber das ist sehr an den Haaren herbeigezogen.
Ich schließe mich Margot an. Das Erklären des Protagonisten weißt ihn als jemanden aus, der seine Gefühlskälte nur vorschiebt, um etwaige Unsicherheiten zu verdecken.
Aber es gefällt!
Fühl dich umarmt
Richard
|
Forum Statistiken
Das Forum hat 8220
Themen
und
61619
Beiträge.
Heute waren 0 Mitglieder Online: Besucherrekord: 420 Benutzer (07.01.2011 19:53). |
Ein Kostenloses Forum | Einfach ein Forum erstellen |