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Jetzt muss ich weiterreisen
Wo warst du als der ersten Vögel Stimmen
so süß in meinem blinden Ohr erklangen
Und als der hohen Sonne erste Strahlen
mich blendeten und wärmten meine Wangen?
Wo warst du damals als ich laufen lernte
durch Wälder über Stein und Stufen?
Wo warst du damals als ich dich gerufen?
Warst wohl weit weg. Oh nein, ich bin nicht böse
um all die Zeit, die wir verloren haben.
Kein Laut, Lärm, kein Schrei und kein Getöse,
nur Tränen hinterlassen tiefe Narben.
Wo Wege uns nicht mehr zusammenführen,
bist du nun doch gekommen, spät und leise.
Jetzt bist du da, doch ich muss weiterreisen.
© A. Funk
Wo warst du als der ersten Vögel Stimmen
so süß in meinem blinden Ohr erklangen
Und als der hohen Sonne erste Strahlen
mich blendeten und wärmten meine Wangen?
Wo warst du damals als ich laufen lernte
durch Wälder über Stein und Stufen?
Wo warst du damals als ich dich gerufen?
Warst wohl weit weg. Oh nein, ich bin nicht böse
um all die Zeit, die wir verloren haben.
Kein Laut, Lärm, kein Schrei und kein Getöse,
nur Tränen hinterlassen tiefe Narben.
Wo Wege uns nicht mehr zusammenführen,
bist du nun doch gekommen, spät und leise.
Jetzt bist du da, doch ich muss weiterreisen.
© A. Funk
#2
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Jetzt muss ich weiterreisen
in Düsteres und Trübsinniges 23.06.2005 12:02von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo Loki,
das klingt sehr schön, die von Dir gewählten Worte tragen einen durch dieses melancholisches Gedicht. Einige formale Dinge nehmen jedoch ein klitzekleinwenig von der Lesefreude.
Warum durchbrichst Du das Kreuzreimschema der Quartinen in Str.1? Deine Zeilen klingen dennoch, rein formal wäre aber ein Reim in Z.1&3 begrüßenswert.
Warum benutzt Du in der ersten Terzine in Z. 2 plötzlich einen 4-hebigen Jambus und nicht wie sonst überall einen 5-hebigen? Dies dürfte sich verhältnismäßig einfach beheben lassen.
In Str. 3 Z.3 fehlt genaugenommen eine Senkung:
Kein Laut, Lärm, kein Schrei und kein Getöse,
xX X xXxXxXx
Einfach ein "kein" vergessen? Oder wegen der (eh schon vorhandenen) Wortwiederholung darauf verzichtet? Aufgrund der Aufzählung mach ich jedoch beim Lesen eh eine Pause, sodass mir das Lesevergnügen an dieser Stelle nicht genommen wird.
Wirklich schade ist der letzte Reim der 2. Terzine. Die Ermangelung des absoluten Gleichklanges schickt mich bei diesem GEdicht unbefriedigt nach Hause. Dies ließe sich zwar sogar inhaltlich begründen, mir missfällt es dennoch.
Der Inhalt dieser Zeilen gefällt mir anbei sehr gut, ich denke dabei an ein Elternteil, dass an der Kindheit seines Spösslings nicht teilgenommen hat bzw. allenfalls (ich verstehe das als frühste Kindheitserinnerungen) durch Geschrei und Getöse in Erinnerung geblieben ist.
Sehr feinfühlig finde ich, wie Du herausstellst, dass es kein Zorn ist, den das lyrIch verspürt, sondern allein Trauer, die allerdings sehr viel tiefere Spuren hinterlässt. Nun kommt der Elternteil zurück, vielleicht um vergangenes gutzumachen, doch dazu ist es zu spät. Die Chance ist vertan...
Der Aufbau ist auch gelungen, die Umstellung der üblichen Reihenfolge bei einem Sonett hast Du gut dem Inhalt angepasst, das ist so nachvollziehbar.
Wirklich schön, aber was kann man nur mit dem Endreim machen? Denn der Titel und die Schlusszeile selbst gefallen mir ja sehr gut...nur dieser Reim...
Gern gelesen,
das klingt sehr schön, die von Dir gewählten Worte tragen einen durch dieses melancholisches Gedicht. Einige formale Dinge nehmen jedoch ein klitzekleinwenig von der Lesefreude.
Warum durchbrichst Du das Kreuzreimschema der Quartinen in Str.1? Deine Zeilen klingen dennoch, rein formal wäre aber ein Reim in Z.1&3 begrüßenswert.
Warum benutzt Du in der ersten Terzine in Z. 2 plötzlich einen 4-hebigen Jambus und nicht wie sonst überall einen 5-hebigen? Dies dürfte sich verhältnismäßig einfach beheben lassen.
In Str. 3 Z.3 fehlt genaugenommen eine Senkung:
Kein Laut, Lärm, kein Schrei und kein Getöse,
xX X xXxXxXx
Einfach ein "kein" vergessen? Oder wegen der (eh schon vorhandenen) Wortwiederholung darauf verzichtet? Aufgrund der Aufzählung mach ich jedoch beim Lesen eh eine Pause, sodass mir das Lesevergnügen an dieser Stelle nicht genommen wird.
Wirklich schade ist der letzte Reim der 2. Terzine. Die Ermangelung des absoluten Gleichklanges schickt mich bei diesem GEdicht unbefriedigt nach Hause. Dies ließe sich zwar sogar inhaltlich begründen, mir missfällt es dennoch.
Der Inhalt dieser Zeilen gefällt mir anbei sehr gut, ich denke dabei an ein Elternteil, dass an der Kindheit seines Spösslings nicht teilgenommen hat bzw. allenfalls (ich verstehe das als frühste Kindheitserinnerungen) durch Geschrei und Getöse in Erinnerung geblieben ist.
Sehr feinfühlig finde ich, wie Du herausstellst, dass es kein Zorn ist, den das lyrIch verspürt, sondern allein Trauer, die allerdings sehr viel tiefere Spuren hinterlässt. Nun kommt der Elternteil zurück, vielleicht um vergangenes gutzumachen, doch dazu ist es zu spät. Die Chance ist vertan...
Der Aufbau ist auch gelungen, die Umstellung der üblichen Reihenfolge bei einem Sonett hast Du gut dem Inhalt angepasst, das ist so nachvollziehbar.
Wirklich schön, aber was kann man nur mit dem Endreim machen? Denn der Titel und die Schlusszeile selbst gefallen mir ja sehr gut...nur dieser Reim...
Gern gelesen,
#3
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Jetzt muss ich weiterreisen
in Düsteres und Trübsinniges 23.06.2005 12:54von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Loki,
ich hatte just eine Idee für den fehlenden Reim in der ersten Strophe:
Wo warst du als die ersten Vögelsänge
so süß in meinem blinden Ohr erklangen
Und früher Sonnstrahlen helle Stränge
mich blendeten und wärmten meine Wangen?
Ich hab das Gedicht, das mir übrigens auch sehr gut gefällt, nicht so auf einer Eltern-Kinder ebene, sondern so auf eine große unerfüllte Jugendliebe bezogen gesehen. Aber es funktioniert beides gut.
Vielleicht gefällt Dir ja mein Reim. Ansonsten find' ich's so auch schön.
Grüße
GW
ich hatte just eine Idee für den fehlenden Reim in der ersten Strophe:
Wo warst du als die ersten Vögelsänge
so süß in meinem blinden Ohr erklangen
Und früher Sonnstrahlen helle Stränge
mich blendeten und wärmten meine Wangen?
Ich hab das Gedicht, das mir übrigens auch sehr gut gefällt, nicht so auf einer Eltern-Kinder ebene, sondern so auf eine große unerfüllte Jugendliebe bezogen gesehen. Aber es funktioniert beides gut.
Vielleicht gefällt Dir ja mein Reim. Ansonsten find' ich's so auch schön.
Grüße
GW
#4
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Jetzt muss ich weiterreisen
in Düsteres und Trübsinniges 23.06.2005 13:05von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Zitat: |
Geratewohl schrieb Ich hab das Gedicht (...) auf eine große unerfüllte Jugendliebe bezogen gesehen. |
Darüber habe ich auch nachgedacht, aber lässt sich dann die 2. Strophe nicht schwer erklären? Auch scheint mir die Form der Verbitterung nicht ganz stimmig... aber ausgeschlossen ist dieser Ansatz sícherlich nicht, ich hatte auch darüber nachgedacht.
#5
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Jetzt muss ich weiterreisen
in Düsteres und Trübsinniges 23.06.2005 13:15von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
#6
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Jetzt muss ich weiterreisen
in Düsteres und Trübsinniges 23.06.2005 13:18von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
danke Don und GerateWohl!
Ich freue mich, dass ihr interesse an diesem gedicht zeigt, da es mir sehr wichtig ist. beide eurer ansätze gefallen mir gut . was die form angeht, so hatte ich, als ich das gedicht geschrieben hatte eine andere:
Wo warst du als der ersten Vögel Stimmen so süß in meinem blinden Ohr erklangen
Und als der hohen Sonne erste Strahlen mich blendeten und wärmten meine Wangen?
Wo warst du damals als ich laufen lernte durch Wälder über Stein und Stufen?
Wo warst du damals als ich dich gerufen?
Warst wohl weit weg. Oh nein, ich bin nicht böse um all die Zeit, die wir verloren haben.
Kein Laut, Lärm, kein Schrei und kein Getöse, nur Tränen hinterlassen tiefe Narben.
Wo Wege uns nicht mehr zusammenführen, bist du nun doch gekommen, spät und leise.
Jetzt bist du da, doch ich muss weiterreisen.
vieleicht erklärt das die reimstruktur. ich möchte sie eigentlcih so lassen und vieleicht sollte ich die alte form wieder nehmen.
was den letzten reim angfeht, so hast du, Don, natürlich recht. ich muss nochmal schauen, ob ich da was machen kann.
Gruß, Loki
Ich freue mich, dass ihr interesse an diesem gedicht zeigt, da es mir sehr wichtig ist. beide eurer ansätze gefallen mir gut . was die form angeht, so hatte ich, als ich das gedicht geschrieben hatte eine andere:
Wo warst du als der ersten Vögel Stimmen so süß in meinem blinden Ohr erklangen
Und als der hohen Sonne erste Strahlen mich blendeten und wärmten meine Wangen?
Wo warst du damals als ich laufen lernte durch Wälder über Stein und Stufen?
Wo warst du damals als ich dich gerufen?
Warst wohl weit weg. Oh nein, ich bin nicht böse um all die Zeit, die wir verloren haben.
Kein Laut, Lärm, kein Schrei und kein Getöse, nur Tränen hinterlassen tiefe Narben.
Wo Wege uns nicht mehr zusammenführen, bist du nun doch gekommen, spät und leise.
Jetzt bist du da, doch ich muss weiterreisen.
vieleicht erklärt das die reimstruktur. ich möchte sie eigentlcih so lassen und vieleicht sollte ich die alte form wieder nehmen.
was den letzten reim angfeht, so hast du, Don, natürlich recht. ich muss nochmal schauen, ob ich da was machen kann.
Gruß, Loki
#8
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Jetzt muss ich weiterreisen
in Düsteres und Trübsinniges 24.06.2005 09:43von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hast Du Dich nach der Diskussion über Zeilenumbrüche bei "Die Fahne weht noch" nicht mehr getraut, die erste Version zu nehmen ? Hier muss ich allerdings auch sagen, das mir die auf Sonett getrimmte Form erheblich besser gefällt, auch wenn das hinsichtlich der Reime zu Problemen führte. Die Version mit den langen Zeilen liest sich schlecht und sieht auch nicht aus...
Ob Du etwas für das Ende findest - ich bin gespannt. Leider kann ich gerade auch nicht mit überzeugenden Ideen dienen.
Ob Du etwas für das Ende findest - ich bin gespannt. Leider kann ich gerade auch nicht mit überzeugenden Ideen dienen.
#9
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Jetzt muss ich weiterreisen
in Düsteres und Trübsinniges 24.06.2005 09:55von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Ein Vorschlag von mir zum letzten Reim.
Aber wahrscheinlich trifft es nicht ganz Deine Intention, Loki. Aber es reimt sich:
Wo Wege uns nicht mehr zusammenführen,
bist du nun doch gekommen, spät und leise.
Jetzt bist du da, doch ich muss auf die Reise.
Mir gefällt die Fassung mit den Zeilenumbrüchen übrigens auch besser.
Grüße
GW
Aber wahrscheinlich trifft es nicht ganz Deine Intention, Loki. Aber es reimt sich:
Wo Wege uns nicht mehr zusammenführen,
bist du nun doch gekommen, spät und leise.
Jetzt bist du da, doch ich muss auf die Reise.
Mir gefällt die Fassung mit den Zeilenumbrüchen übrigens auch besser.
Grüße
GW
@Don:
hehe, nein. ich habe das gedicht schon länger umgeformt. der anlass war genau der, welchen du auch beschreibst. ich hatte aber keine sekunde lang an ein sonett gedacht. die form, finde ich, ähnelt auch kinem sonett, aber egal. es sind halt zwei quartette und zwei terzette
@GW:
ja, an diesen reim habe ich schon öfters gedacht, aber wie du es selber schon schreibst, es trifft nicht ganz ins schwarze. ich bin gespannt, was ihr noch für vorschläge habt, und ich für ideen.
Grüße, Loki
hehe, nein. ich habe das gedicht schon länger umgeformt. der anlass war genau der, welchen du auch beschreibst. ich hatte aber keine sekunde lang an ein sonett gedacht. die form, finde ich, ähnelt auch kinem sonett, aber egal. es sind halt zwei quartette und zwei terzette
@GW:
ja, an diesen reim habe ich schon öfters gedacht, aber wie du es selber schon schreibst, es trifft nicht ganz ins schwarze. ich bin gespannt, was ihr noch für vorschläge habt, und ich für ideen.
Grüße, Loki
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