Schäferidylle
Wie gut hat’s doch der Schäfer Tag und Nacht.
Wären da nicht die Stürme und die Wölfe.
Er sitzt still da und knöpft sich zu die Knöpfe;
Indessen über ihm der Mondschein wacht.
Von weitem hört er heulen, hört er bellen.
Sein leiser Herzschlag setzt, setzt, setzt, setzt aus.
Er bebt alleine - Krämpfe tief im Bauch;
Indessen über ihm die Wolken schnellen.
Schon Stunden wacht er über seiner Herde.
Der Tag war hell, der Abend warm und blau,
Doch in der Nacht zeigt auch das Weiß ein Grau;
Indessen stieren über ihm die Sterne.
Da tauchen Silhouetten auf und schwinden.
Sein Blick wird neblig, bange wird sein Herz.
Ein grüner Baum wird zum Graugespenst;
Indessen über ihm sich Raben finden.
Verheulte Töne werden schriller, stärker.
Kein Schwert, kein Stöckchen hat der Hirt zu Hand.
Sein Herz wird bange, trübe sein Verstand;
Indessen über ihm der Brodemkerker.
Die Stunden dehnen sich wie Regentropfen,
Die fallend sein Gesicht benetzen nass.
Die schwarzen Wolken schleudern grellen Hass.
Indessen tief in ihnen Trommeln klopfen.
Doch schöpfen seine Sinne neuen Mut,
Als Speere durch die dunklen Dämpfe stechen,
Die gelb und leuchtend alle Ängste brechen;
Indessen über ihm die Himmelsglut.
© A. Funk