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ruan
kaum flügge aus dem nest gefallen
zu früh das licht der welt erblickt
genick gebrochen krampften krallen
mit wehen im abort erdrückt
am fuß des baumes aufgelesen
im müll vom krankenhaus entdeckt
hier kopf dort körper die verwesen
drum rasch geschnitten und gesteckt
im glase soll es dir gelingen
dass du den tod im tod besiegst
mit menschenkopf und vogelschwingen
in eine bess’re zukunft fliegst
kaum flügge aus dem nest gefallen
zu früh das licht der welt erblickt
genick gebrochen krampften krallen
mit wehen im abort erdrückt
am fuß des baumes aufgelesen
im müll vom krankenhaus entdeckt
hier kopf dort körper die verwesen
drum rasch geschnitten und gesteckt
im glase soll es dir gelingen
dass du den tod im tod besiegst
mit menschenkopf und vogelschwingen
in eine bess’re zukunft fliegst
Das ist schon sehr heftig... aber es ist immer schwierig zu entscheiden, wo Kunst anfängt und wo sie aufhört. Diese Menschvogelkreation ist grausig und geht mir persönlich zu weit. Vor einigen Jahre wollte mal ein "Künstler" eine tote Kuh von einem Kran auf ded KuDamm werfen (was ihm aber mE untersagt wurde) - auch das ist für mich eher armselig... Und Gunther von Hagens mit seinen Körperwelten ist zwar faszinierend, aber irgendwie möchte ich mich seiner Kunst geradezu aus Prinzip verweigern...
Allerdings muss ich gestehen, dass ich die Exponate von Damien Hirst bei der Sensation-Austellung in Berlin durchaus faszinierend fand. Der Mann verarbeitet auch allerhand Tierisches. Ich stelle gerade fest, dass es mir schwer fällt, diesbezüglich eine klare Meinung zu haben.
Übrigens ist das womöglich das Hauptproblem Deines Gedichtes, muh: das Thema selbst lenkt fast zu sehr von Deinen Zeilen ab. Die mir im Übrigen gefallen...
Allerdings muss ich gestehen, dass ich die Exponate von Damien Hirst bei der Sensation-Austellung in Berlin durchaus faszinierend fand. Der Mann verarbeitet auch allerhand Tierisches. Ich stelle gerade fest, dass es mir schwer fällt, diesbezüglich eine klare Meinung zu haben.
Übrigens ist das womöglich das Hauptproblem Deines Gedichtes, muh: das Thema selbst lenkt fast zu sehr von Deinen Zeilen ab. Die mir im Übrigen gefallen...
Hi muh
Ich wähle jetzt meine Worte vorsichtig, habe ein Glas Baldrian neben der Tastatur, Te(ü)mpelmusik laufen und mache brav meine Ohmmmms....
Zum Text:
Es liest sich rasant und ohne zu stocken. Die durchgängige Kleinschreibung erhöht das Tempo wohl gewollt und doch bleibt am Ende keine Frage offen. In den ersten 6 Zeilen erzählt der Sprecher die Vorgeschichte. Klasse finde ich die abwechselnde Beschreibung Vogel/Fötus/Vogel/Fötus.... etc. Darauf hin wird berichtet, was der „Künstler“ mit den „Objekten“ tut.
Die letzte Str. fällt für mich aus dem Rahmen, denn für mich spricht jetzt der „Künstler“ selbst, der dem Du (auf der einen Seite dem Vogel, auf der anderen Seite dem Fötus) durch seine Tat quasi neues Leben einhauchen will. (Das erinnert mich sehr stark an die Frankensteingeschichte) Für mich ist das jedoch quasi nur eine erbärmliche Entschuldigung, um Publicity zu erhaschen. Schockeffekt und so.
Ich kann nicht genau sagen, ob der Text auch so wirken würde, wenn man die Hintergründe nicht wüsste. Vielleicht hättest du – den anderen, hier ist es ja Tagesgespräch – die Möglichkeit offen lassen sollen, eine eigene Interpretation zu finden. Aber die Boulevardpresse hat das womöglich auch bei euch ausgeschlachtet.
Auf eine Diskussion über Ethik und ‚ist der Kunst alles erlaubt’ möchte ich hier nicht eingehen, sonst artet es womöglich wieder aus.
Grüsse
Margot
Ich wähle jetzt meine Worte vorsichtig, habe ein Glas Baldrian neben der Tastatur, Te(ü)mpelmusik laufen und mache brav meine Ohmmmms....
Zum Text:
Es liest sich rasant und ohne zu stocken. Die durchgängige Kleinschreibung erhöht das Tempo wohl gewollt und doch bleibt am Ende keine Frage offen. In den ersten 6 Zeilen erzählt der Sprecher die Vorgeschichte. Klasse finde ich die abwechselnde Beschreibung Vogel/Fötus/Vogel/Fötus.... etc. Darauf hin wird berichtet, was der „Künstler“ mit den „Objekten“ tut.
Die letzte Str. fällt für mich aus dem Rahmen, denn für mich spricht jetzt der „Künstler“ selbst, der dem Du (auf der einen Seite dem Vogel, auf der anderen Seite dem Fötus) durch seine Tat quasi neues Leben einhauchen will. (Das erinnert mich sehr stark an die Frankensteingeschichte) Für mich ist das jedoch quasi nur eine erbärmliche Entschuldigung, um Publicity zu erhaschen. Schockeffekt und so.
Ich kann nicht genau sagen, ob der Text auch so wirken würde, wenn man die Hintergründe nicht wüsste. Vielleicht hättest du – den anderen, hier ist es ja Tagesgespräch – die Möglichkeit offen lassen sollen, eine eigene Interpretation zu finden. Aber die Boulevardpresse hat das womöglich auch bei euch ausgeschlachtet.
Auf eine Diskussion über Ethik und ‚ist der Kunst alles erlaubt’ möchte ich hier nicht eingehen, sonst artet es womöglich wieder aus.
Grüsse
Margot
Gut, dass du es unter Baldrian-Einfluss geschrieben hast. Ich kann nur annehmen, dass deine tiefenpsychologische Beruhigungsschleife unternommen wird, da du ein deja vu befürchtest!?
Dieses Kunstwerk stößt mich persönlich ab aber ich müsste auch auf Fleischgenuss verzichten, wenn ich die Viecher selber töten müsste, will sagen: Vielleicht bin ich zu zart besaitet und meine Moral zu verbogen, um es beurteilen zu können. Für mich ist nur ganz klar: Es stößt mich ab.
In der dritten Strophe spricht der Künstler, ja. Einerseits der imaginierte Schöpfer des Kunstwerkes "Ruan", dessen tatsächliche Äußerungen ich nicht kenne und auch nicht kennenlernen will, sein Werk soll ja berichten. Diese von mir gewählte Message ist noch die positivste, die ich ihm unterstellen konnte. Allerdings ist das Gedicht entstanden, bevor ich das Kunstwerk gesehen habe. Ich hatte lediglich eine Randnotiz gelesen und in der waren die Hasenaugen nicht erwähnt. Hätte ich das gewusst, hätte ich keine positive Message mehr finden können.
Andererseits spricht in der letzten Strophe der andere Künstler, der Dichter, der sich wünscht, die geschändeten Kreaturen (denn das stellen sie für mich da) mögen in eine bessere Zukunft fliehen, in der solche degoutanten Kunstwerke nicht erst jahrelang um den Globus wandern, bis endlich einer dagegen aufsteht.
Ich hoffe, ich konnte es einigermaßen verständlich erklären. Normalerweise hat ein Leser den Link nicht zur Verfügung aber wir sind ja hier, um unsere Versuche zu diskutieren. Allerdings hätte ich Richard den Link auch per PN schicken können. Dann hätte ich die Chance gehabt, zu erfahren, ob das Gedicht auch ohne den Hintergrund etwas transportiert.
Danke an alle für das gesammelte Feedback aber besonders schön zu wissen, dass Margot an meinem Arsch hängt (sorry, Don, aber ich denke, du kannst es verschmerzen). Ich hänge auch an ihm.
Dieses Kunstwerk stößt mich persönlich ab aber ich müsste auch auf Fleischgenuss verzichten, wenn ich die Viecher selber töten müsste, will sagen: Vielleicht bin ich zu zart besaitet und meine Moral zu verbogen, um es beurteilen zu können. Für mich ist nur ganz klar: Es stößt mich ab.
In der dritten Strophe spricht der Künstler, ja. Einerseits der imaginierte Schöpfer des Kunstwerkes "Ruan", dessen tatsächliche Äußerungen ich nicht kenne und auch nicht kennenlernen will, sein Werk soll ja berichten. Diese von mir gewählte Message ist noch die positivste, die ich ihm unterstellen konnte. Allerdings ist das Gedicht entstanden, bevor ich das Kunstwerk gesehen habe. Ich hatte lediglich eine Randnotiz gelesen und in der waren die Hasenaugen nicht erwähnt. Hätte ich das gewusst, hätte ich keine positive Message mehr finden können.
Andererseits spricht in der letzten Strophe der andere Künstler, der Dichter, der sich wünscht, die geschändeten Kreaturen (denn das stellen sie für mich da) mögen in eine bessere Zukunft fliehen, in der solche degoutanten Kunstwerke nicht erst jahrelang um den Globus wandern, bis endlich einer dagegen aufsteht.
Ich hoffe, ich konnte es einigermaßen verständlich erklären. Normalerweise hat ein Leser den Link nicht zur Verfügung aber wir sind ja hier, um unsere Versuche zu diskutieren. Allerdings hätte ich Richard den Link auch per PN schicken können. Dann hätte ich die Chance gehabt, zu erfahren, ob das Gedicht auch ohne den Hintergrund etwas transportiert.
Danke an alle für das gesammelte Feedback aber besonders schön zu wissen, dass Margot an meinem Arsch hängt (sorry, Don, aber ich denke, du kannst es verschmerzen). Ich hänge auch an ihm.
Ich zumindest las das Gedicht ja schon bevor du mir den Link gabst und kann mit Sicherheit sagen, daß es wirkte auch ohne, daß man die Vorgeschichte kennt. Wie ich schon schrieb, hat es mich sehr betroffen gemacht. Ich dachte dabei erst an das Klonen und daran, in wie weit die Wissenschaft neue Erkenntnisse zum Negativen ausnutzen könnte, wenn sie in falsche Hände geraten. Auch an eine gewisse Frankenstein-Problematik dachte ich dabei und an die Gier des Menschen sich über sich selbst erheben zu wollen.
Wenn das so ist, dann hast du das Gedicht so verstanden, wie Xiao seine Skulptur angeblich verstanden wissen wollte. Ich bin immer noch überzeugt, dass ich, indem ich nach einem positiven Ansatz/Verständnis suchte, dem Künstler zuviel Ehre angedeihen ließ aber die Vermittlung dieses Ansatzes ist bei dir gelungen. Ich bin verunsichert.
Meine Verunsicherung bezieht sich auf meine Ablehnung des Kunstwerkes "ruan". Immerhin hat dieses mich aber zu dem Gedicht bewegt und du hast wiederum daraus gelesen, was Xiao mit dem seinem Werk (angeblich) intendierte.
Habe ich das? Ich meinte, daß sich dein Unverständnis auf meine Lesart bezieht und nicht deine Verwirrung.
Wo habe ich mich so falsch ausgedrückt, daß du es nicht kapierst?
"die Gier des Menschen sich über sich selbst erheben zu wollen"
das sagt doch klar aus, daß ich Ablehnung empfand. War die Absicht des Künstlers die Ablehnung seines Kunstwerkes?
Als ich dein Gedicht las, war ich abgestoßen vom versteckten lyr. Ich und das der Autor dies aus Ablehnung schrieb, bleibt nicht verborgen.
Deshalb fragte ich auch, von was du inspiriert wurdest, weil es mir so abstrus erschien. Ich wurde eines Besseren belehrt.
So hast du mich jetzt verstanden oder habe ich womöglich dich falsch verstanden?
Gruß Richard
Wo habe ich mich so falsch ausgedrückt, daß du es nicht kapierst?
"die Gier des Menschen sich über sich selbst erheben zu wollen"
das sagt doch klar aus, daß ich Ablehnung empfand. War die Absicht des Künstlers die Ablehnung seines Kunstwerkes?
Als ich dein Gedicht las, war ich abgestoßen vom versteckten lyr. Ich und das der Autor dies aus Ablehnung schrieb, bleibt nicht verborgen.
Deshalb fragte ich auch, von was du inspiriert wurdest, weil es mir so abstrus erschien. Ich wurde eines Besseren belehrt.
So hast du mich jetzt verstanden oder habe ich womöglich dich falsch verstanden?
Gruß Richard
#18
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
ruan
in Gesellschaft 14.08.2005 14:32von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Jaja...Ich trau mich auch mal in deine Gasse...
Ich hab mir das Foto angesehen (viel konnte man ja nicht erkennen).
Meiner Meinung nach, ist es nicht sehr schockierend. Viele Künstler versuchen dergestallt zu schockieren.
Der Sinn dahinter ist vermutlich der, dass wir Menschen uns nicht ständig über die Natur und deren Lebewesen stellen sollen, da wir im Tod gleich werden.
Nitsch (Österreicher) füllt z.b. Eingeweide einer Kuh in einen Fisch.
Ich finde die Skulptur doch gelungen. Dass der Künstler aber zwei lebende Mäuse zusammennähen hat lassen, finde ich zum kotzen.
Zu dem Gedicht: Naja, Reimgedicht halt...
Sollte es nicht ...in eine bessre Zukunft flieg...heissen?
Bye Gem
Ich hab mir das Foto angesehen (viel konnte man ja nicht erkennen).
Meiner Meinung nach, ist es nicht sehr schockierend. Viele Künstler versuchen dergestallt zu schockieren.
Der Sinn dahinter ist vermutlich der, dass wir Menschen uns nicht ständig über die Natur und deren Lebewesen stellen sollen, da wir im Tod gleich werden.
Nitsch (Österreicher) füllt z.b. Eingeweide einer Kuh in einen Fisch.
Ich finde die Skulptur doch gelungen. Dass der Künstler aber zwei lebende Mäuse zusammennähen hat lassen, finde ich zum kotzen.
Zu dem Gedicht: Naja, Reimgedicht halt...
Sollte es nicht ...in eine bessre Zukunft flieg...heissen?
Bye Gem
Nun, innovative Kunst definiert sich -wie die Architektur- immer auch über die Verwendung neuer Materialien und deren Kombination.
Das Motiv hat Aussagekraft und besteht auf hohen künstlerischen Anspruch -
doch nicht das 'Material'. Soviel Respekt muss man einfach aufbringen.
Dementsprechend ist es für mich persönlich nicht für gut zu heissen.
Der Text bringt es ans Licht: 'rasch geschnitten und gesteckt' -
das trifft es. Da helfen auch keine fadenscheinigen Begründungen.
Die Idee als lebensechte Plastik z.B. umgesetzt, hätte mich angefixt.
So aber geht es eindeutig zu weit und erscheint nur allzu willkürlich mit
den 'Materialien' gespielt.
Gruß, Vel
Das Motiv hat Aussagekraft und besteht auf hohen künstlerischen Anspruch -
doch nicht das 'Material'. Soviel Respekt muss man einfach aufbringen.
Dementsprechend ist es für mich persönlich nicht für gut zu heissen.
Der Text bringt es ans Licht: 'rasch geschnitten und gesteckt' -
das trifft es. Da helfen auch keine fadenscheinigen Begründungen.
Die Idee als lebensechte Plastik z.B. umgesetzt, hätte mich angefixt.
So aber geht es eindeutig zu weit und erscheint nur allzu willkürlich mit
den 'Materialien' gespielt.
Gruß, Vel
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