#1

Banale Vokale

in Humor und Fröhliches 25.08.2005 18:51
von kein Name angegeben • ( Gast )
Banale Vokale

Denkt der Dichter:

Wozu Konsonanten und Vokale?
Ortho-Schreibung bringt mir nicht Pokale.
Klang und Reim sind das, was mich belebt,
lose Zeilen zum Gedicht erhebt.

Liest der Leser:

Man hört den Richter deutlich sagen:
„Selbst wenn du noch an Zeugen denkst,
ich hab dich überführt, du Hengst,
ich habe keine weitren Fragen.“

Der Pfarrer hebt die Hand zum Sägen,
der schnellste Weg ins Himmelsreich:
„Vor Gott sind Häute alle gleich,
lasst uns die Herzen zu Ihm heben.“

Banale Vokale

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#2

Banale Vokale

in Humor und Fröhliches 09.09.2005 12:21
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
uppa.. ist ja noch unkommentiert...

mein erster Gedanke: die sucht der Autoren nach Wohlklang (Klang und Reim).. ohne sich Gedanken über die Rächtshraibun zu machen. Was mich daran stört, ist, dass erst mit der Orthographie ein Lesevergnügen einsetzt. Daher wäre es für mich bespielsweise ein Graus, vergraulte Rechtschreibung in einem Text lesen zu müssen, wenn der Text darauf abzielt, harmonisch daher zu wandeln.

Im weiteren Abschnitt liest der Leser, was höchstwahrscheinlich der Dichter geschrieben hat: Es darf gefragt werden, wer der Angeklagte ist. Zuerst dachte ich, es sei der Dichter, der ob seiner Vernachlässigung der Rechtschreibung nunmehr auf der Anklagebank saß. Dann sagte ich so zu mir, "Arno", sagte ich, "das kann nicht so einfach sein." Auffällig ist, dass der Dichter hier seine obigen Gedanken in die Praxis eingebracht hat: Zeugen-zeugen (v.a. mit Blick auf die Bezeichnung: Hengst). Im weiteren Verlauf dann wieder: Sägen-Segen.. (aber besser wäre hier "zum Segnen"..da es eine Handlung ist - denke ich) und dann auch noch Häute-Heute. Und noch eines ist mir gerade aufgefallen: "Sägen-heben" ist ein unreiner Reim. Wenn also der Dichter der Reime wegen die Vokale tauscht, mit dem Blick auf Klangverbesserung, dann sollte es doch auch hier von ihm angewandt werden, oder? Es kann natürlich auch sein, dass er so ein Verlierer ist, dass er nicht einmal merkt, dass er unreine Reime fabriziert. Das würde bedeuten, er würde hier nicht als guter Dichter wegkommen.. der Dichter, der die Rechtschreibung nicht anwendet, ist kein guter Dichter. Jupp, das ist eine gute Aussage. Dann passt es für mich. (Bei experimenteller Dichtung muss man dann natürlich erst einmal den Gedanken ausblenden, wenn es logisch nachvollziehbar als Mittel zur Wirkung eingesetzt worden ist.)

Noch eine kleine Anmerkung: in Zeile3 -> .. bringt mir keine Pokale.. klingt einfach viel besser.. und da der Dichter hier noch nicht am Werk ist, stört mich das.

Soweit erst einmal.
Beste Grüße.
Arno.


ps. aber wie immer, bestimmt alles zu banal von mir gedacht.

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