Hallo Pandora,
ich bin noch ein wenig am Grübeln, wie ich Deinen Text genau zu verstehen habe, denn vor allem weiß ich nicht, wer überhaupt das lyrische Ich ist.
Roggen wächst in ihr
Gesicht,
als sie dem Echoschritt
entflieht, schwer atmet unter gelben
Brücken.
Der Roggen weist auf den Gott Faunus als Beschützer der Bauern hin. Aber wer ist das lyrIch, dass ihr der Roggen ins Gesicht wächst. Stammt vielleicht der Echoschritt von diesem Faunus, ist das lyrIch womöglich auf der Flucht vor seiner Libido? Was ist mit dem Echoschritt überhaupt gemeint? Wird so die Enge des lyrIch betont oder stammt er von mehreren, im Gleichklang laufenden Menschen? Ist sie vielleicht ein Opfertier, das seiner Bestimmung zum Festtag des Faunus entgehen will?
Das Bild zumindest, dass ich vor Augen habe, ist folgendes: Das lyrIch liegt auf der Flucht im Roggenfeld mit dem Gesicht zum Boden (-> wächst ins Gesicht), die goldgelben Ähren (heißt das bei Roggen auch so? Keine Ahnung, da Stadtkind
) über ihr neigen sich wie Brücken.
Nur Schweigen, als die
Klauen trunken taumelnd
Wunden schlagen
und ein Klagen sich ins Wurzelwerk verirrt.
Hier scheint er sie erwischt zu haben. "Wer" bleibt im Dunkeln, jedoch scheint es schon aggressiv zuzugehen und nicht mit dem Einverständis des lyrIch. Das Opfertier ließe sich hier noch einbauen, dennoch passt das überhaupt nicht zur Grundstimmung des Gedichtes, also weg mit diesem Gedanken. Ich denke mit der Bedeutung, die dem Faun später - Pan und noch später dem Satyr angenähert - zugesprochen wurde, kommt man hier weiter: die sexuelle Triebhaftigkeit und die Eigenschaft, die Menschen in ihren Träumen einem Alp gleich zu erschrecken... Somit würde ich vermuten, das lyrIch wurde im Roggenfeld missbraucht, vermutlich von einem alkoholisiertem lyrDu (trunken taumelnd).
Erst mit den Gräsern
richtet sie sich auf,
und flicht ihr Licht
ins Blumenblau.
Lange ist das lyrIch noch liegengeblieben, bis es sich wieder aufrichtet. Hier findet sich auch eine Zeitangabe: ich vermute, da sich die Pflanzen mit der Sonne aufrichten, dass die Vergewaltigung in der Nacht geschehen ist. Aber was wachsen denn da für blaue Blumen? Blüht Roggen blau? Blüht Roggen überhaupt? Ich habe echt keine Ahnung, hier bin ich mit meiner Klugscheißerei echt am Ende! Vielleicht gibt es in Roggenfeldern auch häufig eine bestimmte blaue Blumenart... oder hier wird eine Metapher verwendet, die ich nicht verstehe.
Auch wenn mir die Bedeutung der Blümlein am Schluss nicht ganz verständlich war, lassen sich Deine Zeilen unter dem Vergewaltigungsgedanken nachvollziehbar interpretieren. Zunächst dachte ich, inhaltlich total zu scheitern, aber schließlich ist doch immerhin eine denkbare Lesart herausgekommen. Gefällt mir gut, wenn es einen Inhalt gibt, den man sich erst erarbeiten muss, der aber dennoch herausfindbar ist.
Gern gelesen,