Die Beichte
Der Schweiss hüllte ihn ein wie ein Cocon.
Hinkend stolperte er die dunklen, nur hier und da von schwachen Laternen beleuchteten
Gassen entlang. Sein Auge war geschwollen, Blut rann ihm in den Kragen. Er blieb im Schatten einer Hofeinfahrt stehen, lauschte in die Dunkelheit, wie ein gehetztes Wild.
Da sah er ihn wieder. Langer Mantel, Schlapphut. Ihn, der schon stundenlang auf seiner Fährte war. Nachdem er im „Cafe de Jardin“ zusammengeschlagen wurde war er da. Todesangst überkam ihn wieder.. Wohin sollte er noch fliehen, er der einen Menschen getötet hatte.
Es begann zu regnen. Erst langsam, dann heftig. Das Licht der Laternen flackerte noch unheimlicher, Tropfen klatschten dumpf auf das blaue Pflaster, auf dem sich das trübe Licht spiegelte. Er humpelte weiter. Am „Place de la Concorde“ stand er plötzlich vor der grossen Kirche. „Die Rettung“ Kirchen hatten mehrere Ausgänge, hier konnte er ihn abhängen!. So gut es ging schleppte er sich die breite Eingangstreppe empor, drückte gegen die schwere Eichentür und schlüpfte hinein.
Es war dunkel, bis auf die flackernden Opferkerzen und das rote Licht des Lebens. Ruhe. In den Kirchenbänken sassen, hier und da, Gestalten stumm in Andacht vertieft.
Er drückte sich hinter eine der mächtigen Säulen und wartete.
Da war er wieder. Witternd wie ein Bluthund schaute er sich zwischen den Gläubigen um.
Sein Herz vibrierte. Er hörte den Pulsschlag in den Ohren. Was sollte er tun?
Sein Blick fiel auf den Beichtstuhl. Schnell schlüpfte er hinein.“Geschafft“.
Dann wieder diese Schritte. Durch den Vorhang sah er Schuhe die stehen blieben. Er stand direkt vor ihm. Ihm schauderte. Langsam, fast gleitend verschwanden die Schuhe. Freunde durchströhmte in, „warten und dann abhauen“.
Unvermittelt betrat jemand die andere Seite des Beichtstuhls. Ihm fröstelte. „Nun mein Sohn, willst du beichten?“ Er beichten? Wann hatte er die letzte Beichte abgelegt? Er hatte kaum Erinnerung. „Ja“ stotterte er. Der Priester begann die Zeremonie.
Er stammelte, „Vater ich habe schwer gesündigt, ich habe getötete“. Es folgte die lange Prozedur und am Schluss wartete er auf seine Strafe und die Vergebung. Er war wieder gelöster, ja fast befreit. Doch es geschah nichts. Kein Wort des Priesters.
Er versuchte durch die Ritzen sein Gegenüber zu sehen. Er sah nichts, nur die Schuhe.
Das letzte was er hörte war ein trockenes „Plopp“.