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Damals gelobt ich mir in meinem Innern
Mit furchtbarm Eidschwur, den nur Gott gehört,
Dass meines nächsten Schusses erstes Ziel
Dein Herz sein sollte - Was ich mir gelobt
In jenes Augenblickes Höllenqualen,
Ist eine heil'ge Schuld, ich will sie zahlen.
(Schiller-Wilhelm Tell)
Mit furchtbarm Eidschwur, den nur Gott gehört,
Dass meines nächsten Schusses erstes Ziel
Dein Herz sein sollte - Was ich mir gelobt
In jenes Augenblickes Höllenqualen,
Ist eine heil'ge Schuld, ich will sie zahlen.
(Schiller-Wilhelm Tell)
Naivität
Nie lernte ich Verstand und Geist auch zu verwenden,
denn auf mich selbst gestellt nur, stieß man mich hinein.
Ich wußte nur noch, was es heißt, mich zu verschwenden
und kannte nicht Moral, kein Wasser wusch mich rein.
Ich weiß es nicht, bedeutet Emotion den Halt?
Ist`s möglich einmal nur der Strömung zu entgehen
und fällt dann sachte oder stößt man auf Gewalt?
Vergibt man oder muß ich doch um Gnade flehen?
Die Regeln ihrer sind`s so viele und so schwer -
Ob ich in diesem Leben sie wohl noch erfasse?
Daß ich sie einst schon mal gehört, ist lange her.
Ich weiß ja selbst nicht mehr, warum ich es nicht lasse
und jeden Tag und immer wieder will ich mehr:
Ich find den Ausgang nicht, aus dieser hohlen Gasse!
Dieser Smiley drückt meine Gefühle für dieses Gedicht wohl am besten aus. Der Titel ist Wegweiser und die Verse alles Folgen dieser Naivität. Wunderschön geschrieben, sehr leicht, wenn auch die Verse etwas lang sind. Ein lyrisches Ich, dass sich danach sehnt, dass Leben und seine Regeln zu erfassen (die wohl Verstand und Geist voraussetzen und das lyrische Ich ist sich nicht sicher, ob es das hat). Selbstzweifel, vom Leben gebeutelt, bis zum fast endgültigen Ende der Selbstzerstörung. Und das Ende des Gedichtes bleibt ein unbestimmtes. Man weiß nicht, ob das lyrische Ich es schafft, sich selbst zu finden. Das macht es umso tragischer. Ach, ich plappere, dabei ist dein Gedicht einfach nur sehr schön in der Sprachwahl (mit einer großen Brise Metaphysik, was ich so mag, auch schillertypisch).
Man kann natürlich auch noch erwähnen, dass der Kettenreim in den Terzetten auffällt und dir trotzdem in seinem schönen sonoren Wechsel zwischen starker und weicher Kadenz gelungen ist. Wie eine Wippe, oder eben ein in sich verzweifelndes lyrisches Ich.
Viele Grüße,
Hojaro
#4
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Naivität
in Humor und Fröhliches 14.10.2005 09:59von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Ric,
zum einen ist mir nicht so ganz klar, warum der Text hier unter Humor und Fröhliches steht, weil das Ich mir hier gar nicht so lustig erscheint.
Zum anderen finde ich einige Dinge etwas unklar. Im zweiten Vers wird das Ich irgendwo reingestoßen, keine Ahnung worein. Wahrscheinlich ins Leben, aber ganz klar ist das nicht.
Das Ich verschwendet sich, kennt keine Moral. Das klingt nach einem skrupellosen Lebenswandel. Aber Emotionen meidet es. Die Furcht, die in der nächsten Strophe beschrieben wird, passt nach meinem Gefühl nicht ganz zu der Skrupellosigkeit bzw. Naivität der ersten Strophe.
In der dritten klagt das Ich über Überforderung, aber nicht nur bzgl. Emotionen sondern bzgl. Lebensregeln. Das drückt wieder diese Furcht aus, die nach meinem Empfinden nicht so recht zur ersten Strophe passen mag.
O.K. Der Schluss sagt, dass das Ich in seinem in der ersten Strophe beschriebenen Lebenswandel gefangen ist, weil es versucht auszubrechen, aber es auf Grund der Überforderung damit nicht kann. So weit, so gut. Aber so richtig schlüssig finde ich das nicht und vor allem naiv auch nicht. Aber der Titel ist ja vielleicht auch ironisch gemeint.
Schade, da ich solche Themen ja sonst sehr mag. Aber gerade hier ist die eigene Nachvollziehbarkeit gewiss sehr wichtig.
Soviel von mir.
Schöne Grüße
GerateWohl
zum einen ist mir nicht so ganz klar, warum der Text hier unter Humor und Fröhliches steht, weil das Ich mir hier gar nicht so lustig erscheint.
Zum anderen finde ich einige Dinge etwas unklar. Im zweiten Vers wird das Ich irgendwo reingestoßen, keine Ahnung worein. Wahrscheinlich ins Leben, aber ganz klar ist das nicht.
Das Ich verschwendet sich, kennt keine Moral. Das klingt nach einem skrupellosen Lebenswandel. Aber Emotionen meidet es. Die Furcht, die in der nächsten Strophe beschrieben wird, passt nach meinem Gefühl nicht ganz zu der Skrupellosigkeit bzw. Naivität der ersten Strophe.
In der dritten klagt das Ich über Überforderung, aber nicht nur bzgl. Emotionen sondern bzgl. Lebensregeln. Das drückt wieder diese Furcht aus, die nach meinem Empfinden nicht so recht zur ersten Strophe passen mag.
O.K. Der Schluss sagt, dass das Ich in seinem in der ersten Strophe beschriebenen Lebenswandel gefangen ist, weil es versucht auszubrechen, aber es auf Grund der Überforderung damit nicht kann. So weit, so gut. Aber so richtig schlüssig finde ich das nicht und vor allem naiv auch nicht. Aber der Titel ist ja vielleicht auch ironisch gemeint.
Schade, da ich solche Themen ja sonst sehr mag. Aber gerade hier ist die eigene Nachvollziehbarkeit gewiss sehr wichtig.
Soviel von mir.
Schöne Grüße
GerateWohl
Das mit der Rubrik würde auch mich interessieren. Ich habe erst im Nachhinein gemerkt, in welcher Rubrik ich mich da überhaupt befand und kam dann ins Grübeln, ob die Intention des Autors vielleicht anders gerichtet war und ich diese Stimmung falsch gedeutet habe.
Lieber GW, lieber Hojaro,
dank euch! Tjaja, das hier ist einfach nur Selbstironie des lyr. Ichs, mehr nicht. Aber natürlich kann man das auch anders lesen - das ist sogar sehr erfreulich.
@GW
Nicht ins Leben, sondern in den Verstand! Wie gesagt - reine Ironie.
Wenn es schlecht nachzuvollziehen ist, dann ist das sehr schade oder vielleicht auch besser so - daß lyrische Ich ist nicht gerade ein erfreulicher, eher ein kaltherziger Charakter!
Liebste Grüße an Euch!
Ric
dank euch! Tjaja, das hier ist einfach nur Selbstironie des lyr. Ichs, mehr nicht. Aber natürlich kann man das auch anders lesen - das ist sogar sehr erfreulich.
@GW
Nicht ins Leben, sondern in den Verstand! Wie gesagt - reine Ironie.
Wenn es schlecht nachzuvollziehen ist, dann ist das sehr schade oder vielleicht auch besser so - daß lyrische Ich ist nicht gerade ein erfreulicher, eher ein kaltherziger Charakter!
Liebste Grüße an Euch!
Ric
#7
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Naivität
in Humor und Fröhliches 14.10.2005 12:47von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Ric,
ja, ich glaube, das ist genau, was für mich nicht passt: Die Kombination Naivität/Selbstironie. Die krieg ich bei meinen Scheuklappen nicht unter einen Hut.
Das mit dem Verstand am Anfang macht semantisch Sinn aus Deinem Text heraus, daher meine Entschuldigung für mein unaufmerksames Lesen. Die Unklarheit war gar nicht so unklar, sofern man "Verstand und Geist" als eine Einheit betrachtet, aber das sollte ja möglich sein.
Liebe Grüße
GW
ja, ich glaube, das ist genau, was für mich nicht passt: Die Kombination Naivität/Selbstironie. Die krieg ich bei meinen Scheuklappen nicht unter einen Hut.
Das mit dem Verstand am Anfang macht semantisch Sinn aus Deinem Text heraus, daher meine Entschuldigung für mein unaufmerksames Lesen. Die Unklarheit war gar nicht so unklar, sofern man "Verstand und Geist" als eine Einheit betrachtet, aber das sollte ja möglich sein.
Liebe Grüße
GW
#9
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Naivität
in Humor und Fröhliches 14.10.2005 12:59von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Ich denke da womöglich zu absolut. Ich denke, Naivität erkennen ist an sich schon fast das Gegenteil von Naivität. Bzw. sobald ich meine Naivität erkenne, verlasse ich sie gerade und bin es nicht mehr.
Wie auch immer, das Gedicht ist wohl leider nicht für mich gemacht.
Obwohl vielleicht komm ich ja noch drauf.
Wie auch immer, das Gedicht ist wohl leider nicht für mich gemacht.
Obwohl vielleicht komm ich ja noch drauf.
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