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das walde
bin ewig weit und tief im walde
verstrickt und umhüllt
von gebogenen wörtern
chaos splittert mir ins gesicht
und lautlos formen meine lippen
ein requiem
syntax bröckelt von den bäumen
und moosig zugenäht
mein verfilzter mund
grammatische verschlingungen um die hals
nebel umfassen mir
sprache?
ich, in das walde
bin ewig weit und tief im walde
verstrickt und umhüllt
von gebogenen wörtern
chaos splittert mir ins gesicht
und lautlos formen meine lippen
ein requiem
syntax bröckelt von den bäumen
und moosig zugenäht
mein verfilzter mund
grammatische verschlingungen um die hals
nebel umfassen mir
sprache?
ich, in das walde
Hi Rodi
Was will uns denn der Dichter hier mitteilen? Ist er so verstrickt in seiner Unffähigkeit die Dinge beim Namen zu nennen, dass er am Schluss selber nicht mehr weiss, was er überhaupt sagen will? Scheint mir fast so ... Für mich ist das etwas wirr und für ein Experiment nicht wirr genug. *g
Gruss
Margot
Was will uns denn der Dichter hier mitteilen? Ist er so verstrickt in seiner Unffähigkeit die Dinge beim Namen zu nennen, dass er am Schluss selber nicht mehr weiss, was er überhaupt sagen will? Scheint mir fast so ... Für mich ist das etwas wirr und für ein Experiment nicht wirr genug. *g
Gruss
Margot
Ich finde das gar nicht so dumm, den Dichter den Sprachwald vor lauter Wortbäumen nicht sehen zu lassen, allerdings ist für mich zu wenig Nektar darinnen. Ich bilde mir ein, Phrasen wie "ich, in das walde" zu verstehen, genießen kann ich sie nicht.
Sehr genossen habe ich dagegen die Wendung von der von den bäumen bröckelnden syntax. Mehr davon, weniger von den gebogenen Wörtern ('geborgenen' wäre an dieser Stelle geil gewesen), dann hätte das auch was für mich.
Sehr genossen habe ich dagegen die Wendung von der von den bäumen bröckelnden syntax. Mehr davon, weniger von den gebogenen Wörtern ('geborgenen' wäre an dieser Stelle geil gewesen), dann hätte das auch was für mich.
Hallo ihr zwei,
vielen Dank für eure Meinungen. Ich habe befürchtet, zu diesem Gedicht überhaupt keine Kommentare zu erhalten, weil es doch etwas gewagt ist.
@ Margot: Der Dichter will hier genau das mitteilen, was du angesprochen hast - Sprachverlust angesichts der Vielzahl an Wörtern, der Möglichkeiten. Allerdings weiß der Dichter (he, das bin ja ich!) am Ende schon, was er sagen will, nur das lyr. Ich weiß das nicht.
Was ich darzustellen versuchte: Langsame, schleichende Auflösung von Sprache. Die ersten beiden Strophen sind sprachlich noch klar und richtig, in der dritten Strophe beginnt die Auflösung (das zweite Verb fehlt hier) und in der vierten schließlich weiß das lyr. Ich mit der Sprache nichts mehr anzufangen und kann sich nur noch stammelnd und grammatikalisch falsch ausdrücken. Dazu kommt das Bild des eingeschnürt seins, des Nebels, in der die Sprache nicht mehr gefunden werden kann. Der letzte Satz ist eigentlich nur eine Zusammenfassung der vier Strophen, ein letzter Versuch des lyr. Ichs, seine Situation darzustellen - allerdings durch den Sprachverlust grammatikalisch falsch.
Wenn es etwas wirr ist, jedoch als Experiment nicht wirr genug, dann liegt das wohl daran, dass es ein wenig ein Experiment ist, aber für ein Experiment nicht experimentell genug. Ich kann deine Probleme mit dem Gedicht schon nachvollziehen, hoffe aber, dass ich dir durch meine Erläuterungsversuche eine schmale Schneise durch das Gebüsch schlagen konnte. Danke dir für deine Auseinandersetzung mit meinen Zeilen.
@ Mattes: Es freut mich ungemein, dass du Zeilen gefunden hast, die du genießen konntest. Dass hier auch Zeilen in dem Gedicht sind, die nicht so gefallen, habe ich mir von Anfang an auch gedacht. Zu eigenwillig ist dieses Beinahe-Experiment, das ist mir schon klar. Aber kann man Sprachverlust eigentlich genießen? Muss das nicht eine rohe, unästhetische Situation sein? Ich frage mich selbst gerade, ohne Antworten darauf zu kennen. Jedenfalls vielen Dank für dein Feedback!
Ach ja, die geborgten Wörter gefallen mir auch sehr gut. Hut ab! Das werde ich unter Umständen, dein Verzicht auf Urheberrechte vorausgesetzt, übernehmen. Danke dir dafür!
Grüße
Thomas
vielen Dank für eure Meinungen. Ich habe befürchtet, zu diesem Gedicht überhaupt keine Kommentare zu erhalten, weil es doch etwas gewagt ist.
@ Margot: Der Dichter will hier genau das mitteilen, was du angesprochen hast - Sprachverlust angesichts der Vielzahl an Wörtern, der Möglichkeiten. Allerdings weiß der Dichter (he, das bin ja ich!) am Ende schon, was er sagen will, nur das lyr. Ich weiß das nicht.
Was ich darzustellen versuchte: Langsame, schleichende Auflösung von Sprache. Die ersten beiden Strophen sind sprachlich noch klar und richtig, in der dritten Strophe beginnt die Auflösung (das zweite Verb fehlt hier) und in der vierten schließlich weiß das lyr. Ich mit der Sprache nichts mehr anzufangen und kann sich nur noch stammelnd und grammatikalisch falsch ausdrücken. Dazu kommt das Bild des eingeschnürt seins, des Nebels, in der die Sprache nicht mehr gefunden werden kann. Der letzte Satz ist eigentlich nur eine Zusammenfassung der vier Strophen, ein letzter Versuch des lyr. Ichs, seine Situation darzustellen - allerdings durch den Sprachverlust grammatikalisch falsch.
Wenn es etwas wirr ist, jedoch als Experiment nicht wirr genug, dann liegt das wohl daran, dass es ein wenig ein Experiment ist, aber für ein Experiment nicht experimentell genug. Ich kann deine Probleme mit dem Gedicht schon nachvollziehen, hoffe aber, dass ich dir durch meine Erläuterungsversuche eine schmale Schneise durch das Gebüsch schlagen konnte. Danke dir für deine Auseinandersetzung mit meinen Zeilen.
@ Mattes: Es freut mich ungemein, dass du Zeilen gefunden hast, die du genießen konntest. Dass hier auch Zeilen in dem Gedicht sind, die nicht so gefallen, habe ich mir von Anfang an auch gedacht. Zu eigenwillig ist dieses Beinahe-Experiment, das ist mir schon klar. Aber kann man Sprachverlust eigentlich genießen? Muss das nicht eine rohe, unästhetische Situation sein? Ich frage mich selbst gerade, ohne Antworten darauf zu kennen. Jedenfalls vielen Dank für dein Feedback!
Ach ja, die geborgten Wörter gefallen mir auch sehr gut. Hut ab! Das werde ich unter Umständen, dein Verzicht auf Urheberrechte vorausgesetzt, übernehmen. Danke dir dafür!
Grüße
Thomas
Hallo Roderich,
also "gewagt" ist nicht das Wort, das mir bei Deinen Versen in den Sinn kommt. Dazu ist es nach meinem Empfinden zu wenig experimentell. Ich denke, wenn Du etwas konventioneller begonnen hättest, wäre die Auflösung der Wörter besser rüber gekommen. Ich finde gerade, wenn man bewußt so ein entfliehen der Worte beschreibt, sollten die Verse besonders souverän wirken, sonst drängt sich der Eindruck auf, dass es nicht nur das lyrische Ich ist, dem hier die Worte fehlen, sondern dem Dichter ebenfalls, und dann fragt man sich automatisch, warum er denn dann welche schreibt.
Aber nach Deiner Beschreibung sehe ich, dass Du sehr bewusst hier vorgegangen bist. Daher, wie gesagt, hätte ich mir mehr Struktur gewünscht am Anfang.
Das Bild mit dem Wörterwald finde ich gut, da wo Du ihm treu bleibst, wie in der 3. Strophe. Ich wäre aber insgesamt näher an der Waldsprache geblieben, z.B. keine "grammatischen Verschlingungen" sondern besser "grammatikalische Schlingpflanzen".
Und da wir wie gesagt im Wald sind, nicht "geborgene" oder "geborgte" am besten "geborkte Wörter". Das hätte ich geil gefunden.
Aber die Geschmäcker.
Grüße
GerateWohl
also "gewagt" ist nicht das Wort, das mir bei Deinen Versen in den Sinn kommt. Dazu ist es nach meinem Empfinden zu wenig experimentell. Ich denke, wenn Du etwas konventioneller begonnen hättest, wäre die Auflösung der Wörter besser rüber gekommen. Ich finde gerade, wenn man bewußt so ein entfliehen der Worte beschreibt, sollten die Verse besonders souverän wirken, sonst drängt sich der Eindruck auf, dass es nicht nur das lyrische Ich ist, dem hier die Worte fehlen, sondern dem Dichter ebenfalls, und dann fragt man sich automatisch, warum er denn dann welche schreibt.
Aber nach Deiner Beschreibung sehe ich, dass Du sehr bewusst hier vorgegangen bist. Daher, wie gesagt, hätte ich mir mehr Struktur gewünscht am Anfang.
Das Bild mit dem Wörterwald finde ich gut, da wo Du ihm treu bleibst, wie in der 3. Strophe. Ich wäre aber insgesamt näher an der Waldsprache geblieben, z.B. keine "grammatischen Verschlingungen" sondern besser "grammatikalische Schlingpflanzen".
Und da wir wie gesagt im Wald sind, nicht "geborgene" oder "geborgte" am besten "geborkte Wörter". Das hätte ich geil gefunden.
Aber die Geschmäcker.
Grüße
GerateWohl
Hallo GerateWohl,
vielen Dank für deinen Kommentar. "Gewagt" ist hier auch ein gewagtes Wort, ich weiß. Es scheint so, als ob mein halbes Experiment nur zum Teil gelungen wäre. Werde ich mir jedenfalls hinter meine Löffel schreiben. Eine souveränere Strophe zum Einstieg? Schwierig, schwierig. Vielleicht kommt das noch. Im Moment belasse ich es aber mal so.
Die "geborkten" Wörter finde ich auch ganz witzig, nur befürchte ich, mich damit etwas zu weit von meiner eigentlichen Intention der Sprachbeschreibung bzw. der Beschreibung des Sprachverlustes zu entfernen. Werde aber darüber grübeln.
Noch einmal danke für die Beschäftigung mit meinen Zeilen und für deine Anregungen!
Grüße
Thomas
vielen Dank für deinen Kommentar. "Gewagt" ist hier auch ein gewagtes Wort, ich weiß. Es scheint so, als ob mein halbes Experiment nur zum Teil gelungen wäre. Werde ich mir jedenfalls hinter meine Löffel schreiben. Eine souveränere Strophe zum Einstieg? Schwierig, schwierig. Vielleicht kommt das noch. Im Moment belasse ich es aber mal so.
Die "geborkten" Wörter finde ich auch ganz witzig, nur befürchte ich, mich damit etwas zu weit von meiner eigentlichen Intention der Sprachbeschreibung bzw. der Beschreibung des Sprachverlustes zu entfernen. Werde aber darüber grübeln.
Noch einmal danke für die Beschäftigung mit meinen Zeilen und für deine Anregungen!
Grüße
Thomas
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