#1

Heteronomia

in Philosophisches und Grübeleien 25.10.2005 12:56
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Heteronomia


Ob 30 Billionen Worte täglich
Pluralisierungsfähig sind?
Plapperst du so hochgeschwind
Oder ist es doch unmöglich?

Richtig: Worte werden oft gewechselt,
Trefflich zwecklich angebracht
Und auch ohne viel Bedacht,
Nur vom Künstler stets gedrechselt.

Ist er ingeniösen Geistes?
Schöpft er nie zuvor Gehörtes?
Möglich? Denkbar? Mich verstört es
Und vor allem: Was beweist es?

Sogar der wird weiter reden.

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#2

Heteronomia

in Philosophisches und Grübeleien 25.10.2005 13:24
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
he, he ..... lyrisches Konzept, wa? Ich schaus mir später noch genauer an, bin grad etwas im Schuss...... hui!

so long
Margot


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#3

Heteronomia

in Philosophisches und Grübeleien 25.10.2005 13:58
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hallo Mattes

Ich will nicht sagen, dass ich das zu 100% verstehe, aber es handelt sich, denke ich, darum, dass das lyr.i. mit dem Schreiben hadert.
Auch das Ende verstehe ich nicht wirklich.
Wer wird weiter reden der Dichter?

Lg Gem

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#4

Heteronomia

in Philosophisches und Grübeleien 25.10.2005 17:02
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Ich hab's gesehen, ich hab's gesehen!!

Im Übrigen reibe ich mich etwas an den Fremdwörtern. Da bin ich micht so ein Fan von, zumindest wenn es sich vermeiden läßt.
Und die Position des Ich am Schluss verstehe ich auch nicht so ganz.
Sind die 30 Billionen aus einer Statistik? Fänd ich ja interessant, wo die Zahl herkommt? Vielleicht weiß jemand ds besser. Ansonsten kann ich gerade nichts so schlaues sagen. Entschuldige.

Schöne Grüße
GW

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#5

Heteronomia

in Philosophisches und Grübeleien 25.10.2005 23:31
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Mattes

Also hier eine etwas längere Kritik.

Ich kenne das Wort Heteronomia nicht, wird wahrscheinlich eine Neuschöpfung sein – bestimmt sogar – und zwar (ich nehme das einfach mal an) aus Heteronomie (Philosophie / das Wirken bzw. das Stehen unter einer Gesetzlichkeit, die von einem fremden Bereich ausgeht, besonders im politischen und sittlichen Bereich; Gegensatz: Autonomie) und Utopia (Traum- bzw. Wunschland).

Da ich dein Faible für Akrostichen kenne, habe ichs natürlich gleich auf selbiges überprüft: Bingo! Opportunismus (Handeln nach Zweckmäßigkeit; bereitwillige Anpassung an die jeweilige Lage, um Vorteil daraus zu ziehen, besonders grundsatz- und charakterloses politisches Verhalten). So, jetzt habe ich schon mal ein paar Infos zusammen..... und jetzt?

Ist es das lyr. Ich, dass diese Haltung einnimmt und wenn ja, weshalb? Merkt es vielleicht am Ende, dass genau so eine Einstellung eine Utopie ist? Mal sehen ....
Mit den 30 Billionen Wörter kann ich nichts Grosses anfangen. Meine Recherchen ergaben lediglich, dass die Datenmenge (weltweit) im Internet 15 Billionen Wörter enthält, was ja „nur“ die Hälfte ist, aber vielleicht wollte das lyr. Ich einfach etwas aufschneiden.

Interpretieren tue ich den Text etwa folgendermassen. Ein Gegenüber wird angeklagt, das viel schwatzt und bloss heisse Luft von sich gibt. Womöglich redet das lyr. Ich auch mit sich selbst, hält sich quasi den Spiegel vor. Also viel Wind um nichts. Inszenierung pur! Das lyr. Ich fragt sich, ob denn hinter all dem Wind ein tieferer Sinn steckt. Ob es was bringt, ihm, uns, überhaupt. Ob es vielleicht einfach nicht begreift, was da abgeht... vielleicht auch einfach die Angst, den Sinn nicht erfassen zu können und dann als Depp dazustehen. Ah, ja ‚ingeniös’, kannte ich nicht und musste nachschlagen (in|ge|ni|ös [lat.–frz.] 1. sinnreich; kunstvoll (erdacht); 2. erfinderisch, scharfsinnig).
Wie bereits die Vorredner anmerkten ist der letzte Satz nicht klar verständlich. Es gibt da drei Varianten. 1. 'Der' ist das lyr. Ich / 2. 'Der' ist das Gegenüber / 3. 'Der' ist der Geist bzw. die Intelligenz ..... keine Ahnung, wer hier gemeint ist.

Fazit: Ist zwar ein interessanter Text und (man siehe oben) hat mich zum Knobeln angeregt, aber gefallen tut er mir nicht. Durch das Akrostichon bist du natürlich sehr gebunden, was du aber tadellos gelöst hast, aber unter die Haut geht das Gedicht nicht, weil es doch sehr allgemein gehalten ist und mich auf keiner (Gefühls)Ebene berührt.

Beste Grüsse
Margot


Fremdwörter: wissen.de

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#6

Heteronomia

in Philosophisches und Grübeleien 26.10.2005 11:26
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Ich danke euch und insbesondere Margot für die Beschäftigung mit dem Gedicht, welches Aspekte rund um den status quo meines lyrischen Konzeptes darstellt. Insofern weise ich die Kritik an den Fremdwörtern ebenso empört zurück, wie die nicht tangierten Gefühlsebenen.

Wie im CdOP bereits festgestellt, ist eine Diskussion im Chat über lyrische Konzepte nicht möglich und daher habe ich mich entschlossen, es in einer mir gemäßen Form zu tun. Margot hat vieles aufgeschlüsselt aber da ich sie nicht berührt habe, hat sie sich auch nicht weiter auf den Konzeptgedanken eingelassen. Der Titel soll bedeuten, dass auch ich meine, dass der autonome Künstler der Moderne überholt ist und ich mir wünschte, dass die Künschtler sich dessen bewusst würden.

Unter dieser Leitidee der Postmoderne gilt es, einen eigenen Weg zu finden. Während die Moderne immer noch weitgehend auf den Genie-Gedanken setzte, wonach der Künstler immer und auf jeden Fall Neues erschafft und mithin Schöpfer ist, gehe ich mit vielen anderen davon aus, dass ein heutiger Künstler lediglich Entdecker sein kann.

Die 30 Billionen Worte beziehen sich auf die tägliche mündliche Wortproduktion von ca. 5.000 Worten pro Mensch. Nur die kann in Frage kommen, weil zumindest regelmäßig mindestens ein Empfänger gegeben ist. Natürlich soll das eine Allegorie sein und auf die folgenden Fragen hinführen. Ist es bei solchen Ausmaßen nicht illusorisch, nach neuen Formen zu suchen und nur solche als Kunst gelten zu lassen?

Selbst wenn die Modernen recht hätten und der ingeniöse, autonome Künstler Neues, nie zuvor Gehörtes schaffte und daher die Kunst immer eine fortschreitende Entwicklung hätte, dann wäre diese meiner Meinung nach nur zielgerichtet denkbar und käme mithin irgendwann an. Im Bereich der Literatur spätestens dann, wenn wirklich alle Worte in allen denkbaren Konstellationen gewechselt sind (daher sollte ein Zahlenspiel herein). Und was ist dann? Endet dann die Kunst?

Nein. Sogar der Künstler, der dieser Idee anhängt, wird weiter reden, so meine Unterstellung. Kunst befindet sich immer in einer revoltierenden Bewegung und Aufgabe der Künstler kann nur sein, den Zeitgeist, zu dem sie ja zwangsläufig gehören, einzufangen und wiederzuspiegeln, möglichst in einer sittlich erhöhenden und meinethalben auch (be)lehrenden Art und Weise. Nur sollte ihr Bestreben sein, auch möglichst viele zu erreichen und so auch etwas von dem zurückzugeben, aus dem sie doch den Nektar saugen, so dass, ganz modern, eine Win-Win-Situation entsteht.

Das ist das opportunistische Prinzip, dass man sein Handeln danach ausrichtet, was geboten und pragmatisch erscheint, d.h. in diesem Fall eben wirklich größten Allgemeinnutzen bringt. Das Wort als solches ist heute zu unrecht diskreditiert aber ich werde mich nicht abhalten lassen, es für meine kleine Gebrauchslyrik voller Stolz anzuwenden.

Ich habe fertig.
Mattes


Listening to you,
I get the music.
Gazing at you,
I get the heat.
Following you,
I climb the mountains.
I get excitement at your feet.

Right behind you,
I see the millions.
On you,
I see the glory.
From you,
I get opinions.
From you,
I get the story.


We're Not Gonna Take It
Pete Townshend
(früher Vertreter des Opportunismus)

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#7

Heteronomia

in Philosophisches und Grübeleien 26.10.2005 11:44
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Amen!

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#8

Heteronomia

in Philosophisches und Grübeleien 26.10.2005 11:48
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Schönes Gefühl, wenn man ernst genommen wird.

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#9

Heteronomia

in Philosophisches und Grübeleien 26.10.2005 11:52
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Nicht wahr?

Kann es nicht sein, dass du dir einfach zu viele Gedanken darüber machst? Zwar finde ich so lyrische Konzepte ja bewundernswert, aber doch auch reichlicher Schwachsinn, wenn man sich so extrem darauf fixiert.

Gedichte schreiben (oder generell Literatur zu verfassen) hat auch viel mit Unterhaltung - für den Leser, wie auch für den Autoren - zu tun. Das sollte man doch nicht aus den Augen (der Feder) verlieren. Sonst wirkt das immer so krampfhaft.

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#10

Heteronomia

in Philosophisches und Grübeleien 26.10.2005 11:57
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte

Zitat:

Margot schrieb am 26.10.2005 11:52 Uhr:
Gedichte schreiben (oder generell Literatur zu verfassen) hat auch viel mit Unterhaltung - für den Leser, wie auch für den Autoren - zu tun.


Aah, eine weitere Opportunistin outet sich!

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#11

Heteronomia

in Philosophisches und Grübeleien 26.10.2005 12:03
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Ich habe nie behauptet, dass ich mit meinem Schreiben hehre Ziele verfolge, du kannst dir deinen Sarkasmus also sparen. Ich wollte stets (nur) unterhalten, das hat mir schon des Öfteren Schelte von selbsternannten Literaturwächtern eingebracht, who cares? Mich stört das nicht.

Aber bitte, wenn du dir so ein Korsett umlegen willst, nur zu, komm aber dann nicht und beklage dich über Atemnot.


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#12

Heteronomia

in Philosophisches und Grübeleien 26.10.2005 12:16
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Ich spotte nicht, ich meine es ernst und, wie man jetzt hoffentlich auch verstanden haben sollte, meine ich mit Opportunismus als Kunstrichtung in der Poesie (nur das ist mein Beritt) keine negative Konzeption. Ich habe mich entschieden, diese so zu benennen, weil jedes Kind einen Namen braucht. Wer sich die Mühe machen will, die Ursprünge des Begriffes zu erforschen, die allerdings in politischem und nicht in künstlerischem Zusammenhang liegen, wird einsehen, dass es zunächst wertneutral war. Ich jedenfalls meine es wertneutral.

"Nur sich selbst und das Publikum unterhalten zu wollen" ist auch ein Konzept. Ich selbst erlegte mir übrigens keines auf, sondern habe lediglich nach einer Beschreibung dessen gesucht, was ich tu. Also: Erst kam das Dichten und das tat ich völlig konzeptionslos, wie ich glaubte. Je mehr ich aber über meine Dichterei, mich selbst und mein Wirken in den Zeitläuften, über diese im Allgemeinen und Speziellen nachdachte, desto stärker war die Erkenntnis, dass wir alle Kinder unserer Zeit und der vorangegangenen sind (wem sage ich das?) und eben nicht autonom vor uns hintun, ob nun Künschtler oder nicht.

Mag sein, dass ich in meinem Korsett langsam ersticke. Glaube aber keiner, dass er nicht auch in einem Korsett steckte!

Ich bin kein Literaturwächter, ich beschreibe bloß. Also mach doch, was willst du.

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