#1

Demi-sec

in Düsteres und Trübsinniges 27.10.2005 00:02
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Demi-sec


Als ich dich letzthin sah, war ich vor Tränen blind,
bliebst mir so fern und nah, doch fasste ich dich nie.
Selbst als du meintest, wer schon weiß, was morgen sei,
checkte ich, kurz vorher, wüsst’ ich es eben doch.

Heut’ trinken wir den Sekt vielleicht noch demi-sec;
ich fühle mich befleckt und du willst endlich los.
Ein wundgetrübter Schmerz ruft müde in mir: Bleib!
Dein sei mein ganzes Herz, doch du bist nicht mehr da.

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#2

Demi-sec

in Düsteres und Trübsinniges 27.10.2005 10:34
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo Mattes,

wäre nicht die letzte Zeile der ersten Strophe, wäre ich vor Kummer verzückt ob dieser wundertraurigen Worte. Deinem Metrum folgend müsste man eigentlich
"checkte ich, kurz vorher..." lesen, was mir sowohl beim checkte als auch beim vorher schwerfällt. Alternativ könnte man annehmen, Du bist zu Trochäen gewechselt, doch dann müsste man eben endbetonen...

Es ärgert mich fast ein wenig, dies Gedicht metrisch zerreden zu müssen, aber es fließt in dieser Zeile einfach nicht und lässt den Leser straucheln. Naja, es ist vermutlich schwer, passende Wörter mit C zu finden (ich habe es gesehen^^). Trotzdem, da solltest Du irgendwas tun!

Weil es ansonsten so schön ist....


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#3

Demi-sec

in Düsteres und Trübsinniges 27.10.2005 10:44
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Mattes

Da muss ich mich Dons Meinung anschliessen, das checkte passt wie die Faust aufs Auge. Nimm doch ein "französisches" Wort, wenn schon der Titel da anlehnt. Dort gibts haufenweise c-Wörtchen: charmant, chevaleresk.... etc.

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#4

Demi-sec

in Düsteres und Trübsinniges 27.10.2005 11:05
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Danke für die Rückmeldung. Margot hat mich so angefixt, da musste ich es auch ausprobieren.

Mit Zeile 4 habt ihr natürlich recht, mir war der Ausbruch aus dem Metrum wohl bewusst: XxxXxX xXxXxX , wobei die Zäsur mir eine stolperfreie Lesart ermöglicht, aber was heißt das schon. Ich habe einmal gelesen, dass das absolute Gleichmaß auch eintönig wirken kann und bei Alexandrinern sehe ich diese Gefahr auch und manche Dichter daher Sollbruchstellen einbauen, quasi um den Leser aufzuwecken.

Na ja, habe ich mir gedacht, mache ich das eben auch. Was die C-Worte angeht, liebe Marge, kannst du dir doch wohl denken, dass ich alter Akrosticher immer wieder vor diesem Problem stehe und daher fast ausschließlich in Worten mit C denke. Nein, dieses war mit Bedacht gewählt, weil es eben nicht nur metrisch, sondern auch sprachlich aus diesem Rahmen fällt.

Vielen Dank für eure Kommentare!

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#5

Demi-sec

in Düsteres und Trübsinniges 27.10.2005 13:59
von Velazquez | 315 Beiträge | 315 Punkte
Hi Mattes,

toll gelungen. Abschied in beide Richtungen ?

Habe ich erst spät entdeckt . Gefällt mir sehr.

Gruss,

Vel

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#6

Demi-sec

in Düsteres und Trübsinniges 27.10.2005 14:01
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Hi Vel!

Ja, genau. Vielen Dank.

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#7

Demi-sec

in Düsteres und Trübsinniges 27.10.2005 19:02
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hm, dieser absichtliche Bruch schmeckt mir dennoch nicht. Aber das doppelte Abschied ist klasse und war mir gänzlich entgangen. Und ich schreibe noch großkotzig, ich hätte was gesehen^^!

Echt, Zeit für Bier!


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#8

Demi-sec

in Düsteres und Trübsinniges 27.10.2005 19:14
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Mattes,

hm, gefällt mir nicht ganz so gut. Das mit dem beidseitigen Abschied ist schon gut gemacht, doch wirkt der Rest auf mich etwa, zwar mit Bedacht, aber dennoch dazwischen gebastelt, ohne mir wirklich etwas zu sagen. Aber da ich ja heute vormittag schon gemerkt habe, dass ich heute meinen Null-Plan-von-Vielem-Tag habe, muss das nichts heißen.
Obwohl, die ersten drei Zeilen sprechen mich schon sehr an, aber danach hakt's leider aus.

Grüße
GW

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#9

Demi-sec

in Düsteres und Trübsinniges 27.10.2005 20:41
von Velazquez | 315 Beiträge | 315 Punkte
Nun ich sehe hier Anfang und Ende auch formal, als ein sich-im-Kreis drehen. Eventuell auch durch die angedeutete (räumliche) Distanz bedingt, ist man sich zwar (gedanklich) nahe, aber dennoch getrennt, das lyr. Du ist somit nicht zu fassen.
So fängt mit Beginn der Beziehung zum lyr. Du, quasi schon das Abschiednehmen voneinander an.
Vielleicht weil es, so bitter es klingt, in dem Augenblick die meisten Emotionen beim lyr. Ich hervorruft.
So gesehen als der Moment, in dem man am intensivsten empfindet und man doch nichts anderes zulässt, als letztenendlich mit sich alleine bleiben zu müssen/wollen. (’Demi-sec’ hier äquivalent zu ’bittersüss’?)
Passiv und fast apathisch wirkt jedenfalls die Handlungsweise des lyr. Ichs, das sich dem vermeintlichen Schicksal fügt, und das, in seinem Innern gefangen, ohnmächtig dem Geschehen nur beiwohnt ohne wirklich Einfluss darauf zu nehmen.

So meine ich es jedenfalls verstanden zu haben,
vielleicht etwas halbtrocken,

Vel

P.S.: Ich kenne einen Kumpel, der sprach von seinen Freundinnen schrecklicherweise immer von seiner ’zukünftigen Ex’ und ich musste unweigerlich beim Lesen an diesen Spruch denken… .


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