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#1
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
broken roses
in Märchen, Fabeln, Sci-Fi und Fantastisches 02.11.2005 16:24von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Copyright by Knud Knudsen
Alle hier beschriebenen Personen und Geschehnisse sind frei erfunden.
Sollten sich Übereinstimmungen mit der Wirklichkeit ergeben, so sind sie zufällig.
Prolog
Die Nachmittagssonne malt graue ,kaum sichtbare, Dunstschleier. Bis zum Horizont. erstreckt sich eine, von keiner Welle bewegte ,spiegelglatte See . Der Himmel ist bewölkt und eine angenehme Brise schwebt über die Wasseroberfläche .
Unvermittelt wird sie von einem gewaltigen, messerscharfem, Stahlrumpf durchschnitten und beidseitig bäumt sich eine Bugwelle auf.
Zwei Schiffsdiesel ,von sechstausend PS können die Independence , Coast-Guard-Kreuzer der US-NAVY, auf 32,5 Knoten, ungefähr 60 Stundenkilometer, beschleunigen. Das Patrouillenschiff der US-amerikanischen Küstenwache hat eine Länge von 35 Metern und 7 Meter Breite. Die fünfzehnköpfige Crew, unter ihrem Kapitän D.J. Sanders befindet sich auf einer Patrouillenfahrt , elf Seemeilen vor der Küste von North-Carolina . Letzte Position 36Grad,06 N/75 Grad,25W, auf der Höhe von Kitty Hawk Kurs 348 Grad Richtung Norfolk.
Auf der Brücke haben Kapitän Sander, sein 1. Offizier James Stone und der Rudergänger D.A. Smith Dienst. Es ist heiss und drückend .Die riesigen Schiffsmotoren sorgen für eine leichte Vibration. Linderung bringt den Männern der Fahrtwind, der durch die offenen Seitenschotts in die Brücke streicht. Sie schweigen und Sander wirft von Zeit zu Zeit einen Blick auf das, sich unermüdlich im Kreis drehende Radarbild, danach auf das Echolot, den Tiefenmesser, das GPS – Satteliten-Navigationssystem, dann wieder auf die Seekarte, die vor ihm auf dem Kartentisch ausgebreitet ist : Dieses Seegebiet hat es in sich.
Er befindet sich in den Gewässern vor Cape Hatteras. Eigentlich ein Ferienparadies, mit seinen schmucken Strandhäusern und den grossen, weit in das Meer ausladenden Landungsstegen. Für den Seemann ist es jedoch ein Ort gegen den das Bermuda-Dreieck ein idyllischer Fleck ist. Hier liegen mehr als zweitausend Wracks auf Grund. Deshalb bezeichnet man diesen Bereich auch als den Friedhof des Atlantiks. Starke Strömungen und schwere Tropenstürme sorgen für wandernde, tückische Untiefen. Genaue Seekarten gibt es nicht. Das wurde schon vielen Schiffen und ihren Besatzungen zum Verhängnis. Schiffswracks und Ertrunkene werden von der Strömung ,im Flachwasserbereich ,in gigantischen Grundseen unter den Sandbänken begraben.
Ausserdem gibt es Haie.
Sander`s Blick geht zurück auf den scharf geschnittenen Bug, der im Hellgrau seines Schiffes mit der 8,8 cm Zwillingsschnellfeuerkanone , in den endlosen Horizont. eintaucht. Der grosse, schlanke Mann ,in seiner weissen Uniform und den kurzen dichten Haaren, ist stolz auf sein Schiff.
Gute Sicht , keine Sonne, die See ist fast so glatt wie eine Schallplatte. Das Wetter kann bald umschlagen, denkt er. Hurrikan-Saison.! Bald werden kaum vorstellbare Naturgewalten die See auftürmen und mit grosser Wucht auf die Küste treffen. Windgeschwindigkeiten von über 200 km/h sind möglich und die See holt sich ihre Opfer. Der Wetterbericht ist unauffällig. Noch den Abschnitt bis Norfolk und dann zurück , nach Port Clark. Hier ist der Heimathafen der“ Independence , der Stützpunkt seines Abschnittes. Mary und die Kinder freuen sich schon auf die gemeinsamen Ferien in British Kolumbien. Zelten, Jagen und Angeln. Die Familie und er haben sich das verdient. Sie müssen sehr oft auf ihn verzichten. Sander hängt seinen Gedanken nach.
Das Schott zum Funkraum wird aufgerissen. Funker Maier stürmt auf die Brücke, militärisch korrekt übergibt er dem Kapitän einen Zettel. Sander überfliegt das Papier.. „Aegle 64 an alle Einheiten! Unbekanntes Wasserfahrzeug, weisse Motoryacht ,ca. zwanzig Meter Länge ,ohne Namen und Registrierung, entzog sich der Identifizierung und läuft über Position 36,21 Grad N/75,34 Grad W mit hoher Geschwindigkeit auf internationale Gewässer zu. Independence können Sie das Fahrzeug stellen? Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie bewaffnet sind“
Die Aegle-Einheiten sind Überwachungsflugzeuge der amerikanischen Küstenwache. Tag und Nacht suchen sie zusätzlich die Küste nach auffälligen Schiffen ab .
Es kommt Leben in die Männer. Sander gibt kurze präzise Anweisungen . Dann befiehlt er dem Rudergänger mit voller Kraft voraus ,auf Gegenkurs zu gehen. Sirenen heulen, Stiefel tackern , Rufe erschallen.
Innerhalb von wenigen Minuten ist das Schiff in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Auf der Brücke und im Ausguck werden zusätzlich Männer mit Ferngläsern postiert. Die Geschütz-Crew macht sich bereit. Das Enterkommando geht auf seine Position. Diese Männer sind gut ausgebildete Speziallisten. Wie eine grosse Libelle hebt der Hubschraubenr von seinem Parkdeck ab. Er entfernt sich schnell in Richtung der angegebenen Position um zuerst den Flüchtling zu erreichen.
Ein Ruck geht durch das grosse Schiff. Nachdem es seinen Kurs geändert hat schiesst es, wie von Geisterhand beschleunigt, mit überkommender Bugwelle seinem Ziel entgegen.
Es herrscht eine angespannte Ruhe, die nur vom Radarbeobachter von Zeit zu Zeit unterbrochen wird. Dieser gibt in kurzen Abständen den Kurs und die Geschwindigkeit des Fliehenden durch. Kursänderungen werden vom Rudergänger sofort nachvollzogen. Der Navigator lässt seinen Computer stets die kürzeste Abfangdistanz errechnen, die er dann dem Rudergänger meldet. Der Flüchtling nähert sich mit 40 Knoten ,ca. km/h, jedoch zu schnell den internationalen Gewässern .
Auch der bordeigene Hubschrauber kann ihn nicht mehr stoppen. Nach zehn Minuten hat der Verfolgte exterritoriales Gebiet erreicht .Nun ist er für die Besatzung der Independence nicht mehr verfolgbar.
Sander lässt das Schiff auf Normalgeschwindigkeit herunternehmen und ändert den Kurs wieder Richtung Küste .Ein Ausguck meldet:“ unbekannte Objekte auf dem Wasser Richtung 1 Uhr“. Sander geht auf langsame Fahrt in Richtung der gemeldeten ,auf dem Wasser treibenden Gegenstände. Den Matrosen an ihren Ferngläsern tränen vor Anspannung die Augen. “Menschen im Wasser“! Fast gleichzeitig können alle Beobachter menschliche Körper sehen.
Sofort wird der Helikopter, der wieder gelandet war, gestartet. An Bord ,neben den Piloten ,zwei Marinetaucher.
Der Hubschrauber rast in geringer Höhe über die Wasseroberfläche. Kommandant David Winterstone und sein Copilot sehen die auf dem Wasser treibenden Objekte schnell näherkommen. Nach kurzer Zeit sind sie vor Ort. Der Anblick lässt sie erschaudern. Auf dem Wasser treiben Leichen. Kleine Körper.“ Kinder“. Kein Lebenszeichen ist auszumachen. Die Männer sind entsetzt. Auch Haie haben ihre blutige Arbeit schon begonnen. Sie zerren an den Körpern und das Wasser ist vom Blut rot gefärbt.
Das Flugzeug kreist über dem Gebiet ,dann die Meldung des Piloten: „alle tot..........alles Kinder!!!“ Totenstille, nur das Tuckern der Diesel .Die Männer sind fassungslos.
Die Piloten erhalten die Anweisung weiter nach Überlebenden zu suchen. An die Mannschaft erfolgt die Order Beiboote zur Bergung klarzumachen.
Auch die Männer des Ausgucks hängen an ihren Gläsern, in dem verzweifelten Willen noch Lebenszeichen auf dem Wasser zu entdecken. Alles wirkt hoffnungslos, jeder Versuch, der brennende Wunsch zu helfen.
Das grosse Schiff nähert sich ,fast gleitend, den Treibenden. „Leben, Leben.......9Uhr..!.Maschinen stopp!!“ Winters, der Maat im Mastkorb hat, fast wie eine leichte Wellenbewegung, einen kleinen Arm sich heben gesehen, danach den dazugehörigen kleinen Körper. Sofort ist der Helikopter zur Stelle, Froschmänner springen ab. Ausgerüstet mit Schlauchbooten und Rettungswesten ,sowie Stangen an deren Spitze ein kleine Sprengladung befestigt ist, zur Haibekämpfung. Sie fassen zu und halten das Kind über Wasser .Es bewegte sich, es lebt!
Alle hier beschriebenen Personen und Geschehnisse sind frei erfunden.
Sollten sich Übereinstimmungen mit der Wirklichkeit ergeben, so sind sie zufällig.
Prolog
Die Nachmittagssonne malt graue ,kaum sichtbare, Dunstschleier. Bis zum Horizont. erstreckt sich eine, von keiner Welle bewegte ,spiegelglatte See . Der Himmel ist bewölkt und eine angenehme Brise schwebt über die Wasseroberfläche .
Unvermittelt wird sie von einem gewaltigen, messerscharfem, Stahlrumpf durchschnitten und beidseitig bäumt sich eine Bugwelle auf.
Zwei Schiffsdiesel ,von sechstausend PS können die Independence , Coast-Guard-Kreuzer der US-NAVY, auf 32,5 Knoten, ungefähr 60 Stundenkilometer, beschleunigen. Das Patrouillenschiff der US-amerikanischen Küstenwache hat eine Länge von 35 Metern und 7 Meter Breite. Die fünfzehnköpfige Crew, unter ihrem Kapitän D.J. Sanders befindet sich auf einer Patrouillenfahrt , elf Seemeilen vor der Küste von North-Carolina . Letzte Position 36Grad,06 N/75 Grad,25W, auf der Höhe von Kitty Hawk Kurs 348 Grad Richtung Norfolk.
Auf der Brücke haben Kapitän Sander, sein 1. Offizier James Stone und der Rudergänger D.A. Smith Dienst. Es ist heiss und drückend .Die riesigen Schiffsmotoren sorgen für eine leichte Vibration. Linderung bringt den Männern der Fahrtwind, der durch die offenen Seitenschotts in die Brücke streicht. Sie schweigen und Sander wirft von Zeit zu Zeit einen Blick auf das, sich unermüdlich im Kreis drehende Radarbild, danach auf das Echolot, den Tiefenmesser, das GPS – Satteliten-Navigationssystem, dann wieder auf die Seekarte, die vor ihm auf dem Kartentisch ausgebreitet ist : Dieses Seegebiet hat es in sich.
Er befindet sich in den Gewässern vor Cape Hatteras. Eigentlich ein Ferienparadies, mit seinen schmucken Strandhäusern und den grossen, weit in das Meer ausladenden Landungsstegen. Für den Seemann ist es jedoch ein Ort gegen den das Bermuda-Dreieck ein idyllischer Fleck ist. Hier liegen mehr als zweitausend Wracks auf Grund. Deshalb bezeichnet man diesen Bereich auch als den Friedhof des Atlantiks. Starke Strömungen und schwere Tropenstürme sorgen für wandernde, tückische Untiefen. Genaue Seekarten gibt es nicht. Das wurde schon vielen Schiffen und ihren Besatzungen zum Verhängnis. Schiffswracks und Ertrunkene werden von der Strömung ,im Flachwasserbereich ,in gigantischen Grundseen unter den Sandbänken begraben.
Ausserdem gibt es Haie.
Sander`s Blick geht zurück auf den scharf geschnittenen Bug, der im Hellgrau seines Schiffes mit der 8,8 cm Zwillingsschnellfeuerkanone , in den endlosen Horizont. eintaucht. Der grosse, schlanke Mann ,in seiner weissen Uniform und den kurzen dichten Haaren, ist stolz auf sein Schiff.
Gute Sicht , keine Sonne, die See ist fast so glatt wie eine Schallplatte. Das Wetter kann bald umschlagen, denkt er. Hurrikan-Saison.! Bald werden kaum vorstellbare Naturgewalten die See auftürmen und mit grosser Wucht auf die Küste treffen. Windgeschwindigkeiten von über 200 km/h sind möglich und die See holt sich ihre Opfer. Der Wetterbericht ist unauffällig. Noch den Abschnitt bis Norfolk und dann zurück , nach Port Clark. Hier ist der Heimathafen der“ Independence , der Stützpunkt seines Abschnittes. Mary und die Kinder freuen sich schon auf die gemeinsamen Ferien in British Kolumbien. Zelten, Jagen und Angeln. Die Familie und er haben sich das verdient. Sie müssen sehr oft auf ihn verzichten. Sander hängt seinen Gedanken nach.
Das Schott zum Funkraum wird aufgerissen. Funker Maier stürmt auf die Brücke, militärisch korrekt übergibt er dem Kapitän einen Zettel. Sander überfliegt das Papier.. „Aegle 64 an alle Einheiten! Unbekanntes Wasserfahrzeug, weisse Motoryacht ,ca. zwanzig Meter Länge ,ohne Namen und Registrierung, entzog sich der Identifizierung und läuft über Position 36,21 Grad N/75,34 Grad W mit hoher Geschwindigkeit auf internationale Gewässer zu. Independence können Sie das Fahrzeug stellen? Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie bewaffnet sind“
Die Aegle-Einheiten sind Überwachungsflugzeuge der amerikanischen Küstenwache. Tag und Nacht suchen sie zusätzlich die Küste nach auffälligen Schiffen ab .
Es kommt Leben in die Männer. Sander gibt kurze präzise Anweisungen . Dann befiehlt er dem Rudergänger mit voller Kraft voraus ,auf Gegenkurs zu gehen. Sirenen heulen, Stiefel tackern , Rufe erschallen.
Innerhalb von wenigen Minuten ist das Schiff in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Auf der Brücke und im Ausguck werden zusätzlich Männer mit Ferngläsern postiert. Die Geschütz-Crew macht sich bereit. Das Enterkommando geht auf seine Position. Diese Männer sind gut ausgebildete Speziallisten. Wie eine grosse Libelle hebt der Hubschraubenr von seinem Parkdeck ab. Er entfernt sich schnell in Richtung der angegebenen Position um zuerst den Flüchtling zu erreichen.
Ein Ruck geht durch das grosse Schiff. Nachdem es seinen Kurs geändert hat schiesst es, wie von Geisterhand beschleunigt, mit überkommender Bugwelle seinem Ziel entgegen.
Es herrscht eine angespannte Ruhe, die nur vom Radarbeobachter von Zeit zu Zeit unterbrochen wird. Dieser gibt in kurzen Abständen den Kurs und die Geschwindigkeit des Fliehenden durch. Kursänderungen werden vom Rudergänger sofort nachvollzogen. Der Navigator lässt seinen Computer stets die kürzeste Abfangdistanz errechnen, die er dann dem Rudergänger meldet. Der Flüchtling nähert sich mit 40 Knoten ,ca. km/h, jedoch zu schnell den internationalen Gewässern .
Auch der bordeigene Hubschrauber kann ihn nicht mehr stoppen. Nach zehn Minuten hat der Verfolgte exterritoriales Gebiet erreicht .Nun ist er für die Besatzung der Independence nicht mehr verfolgbar.
Sander lässt das Schiff auf Normalgeschwindigkeit herunternehmen und ändert den Kurs wieder Richtung Küste .Ein Ausguck meldet:“ unbekannte Objekte auf dem Wasser Richtung 1 Uhr“. Sander geht auf langsame Fahrt in Richtung der gemeldeten ,auf dem Wasser treibenden Gegenstände. Den Matrosen an ihren Ferngläsern tränen vor Anspannung die Augen. “Menschen im Wasser“! Fast gleichzeitig können alle Beobachter menschliche Körper sehen.
Sofort wird der Helikopter, der wieder gelandet war, gestartet. An Bord ,neben den Piloten ,zwei Marinetaucher.
Der Hubschrauber rast in geringer Höhe über die Wasseroberfläche. Kommandant David Winterstone und sein Copilot sehen die auf dem Wasser treibenden Objekte schnell näherkommen. Nach kurzer Zeit sind sie vor Ort. Der Anblick lässt sie erschaudern. Auf dem Wasser treiben Leichen. Kleine Körper.“ Kinder“. Kein Lebenszeichen ist auszumachen. Die Männer sind entsetzt. Auch Haie haben ihre blutige Arbeit schon begonnen. Sie zerren an den Körpern und das Wasser ist vom Blut rot gefärbt.
Das Flugzeug kreist über dem Gebiet ,dann die Meldung des Piloten: „alle tot..........alles Kinder!!!“ Totenstille, nur das Tuckern der Diesel .Die Männer sind fassungslos.
Die Piloten erhalten die Anweisung weiter nach Überlebenden zu suchen. An die Mannschaft erfolgt die Order Beiboote zur Bergung klarzumachen.
Auch die Männer des Ausgucks hängen an ihren Gläsern, in dem verzweifelten Willen noch Lebenszeichen auf dem Wasser zu entdecken. Alles wirkt hoffnungslos, jeder Versuch, der brennende Wunsch zu helfen.
Das grosse Schiff nähert sich ,fast gleitend, den Treibenden. „Leben, Leben.......9Uhr..!.Maschinen stopp!!“ Winters, der Maat im Mastkorb hat, fast wie eine leichte Wellenbewegung, einen kleinen Arm sich heben gesehen, danach den dazugehörigen kleinen Körper. Sofort ist der Helikopter zur Stelle, Froschmänner springen ab. Ausgerüstet mit Schlauchbooten und Rettungswesten ,sowie Stangen an deren Spitze ein kleine Sprengladung befestigt ist, zur Haibekämpfung. Sie fassen zu und halten das Kind über Wasser .Es bewegte sich, es lebt!
#2
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
broken roses
in Märchen, Fabeln, Sci-Fi und Fantastisches 13.11.2005 14:24von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Kapitel 1
Stolpe, eine zweihundert- Seelengemeinde in Mecklenburg Ostdeutschland ,liegt still und verlassen in der sommerlichen Mittagssonne.
Es ist heiss. Ab und zu huschen Schwalben über die verlassene Dorfstrasse ,auf der Suche nach Futter für ihre Jungen.
Die kleinen, mit Schilf gedeckten, roten Backsteinhäuser ziehen sich wie eine Perlenschnur an der Landstrasse entlang. Ein verträumter, idyllischer Ort. Hier scheint die Welt noch in Ordnung .
Der alte Janssen sitzt vor seiner Tür ,auf der Bank und raucht Pfeife. Ja früher, vor der Wende, war hier noch was los. Kinder spielten auf der Strasse, junge Frauen gingen in den Kosumladen einkaufen. Abends bevölkerten nicht nur die Alten die Strassen und das einzige Gasthaus, „zum kühlen Grund“. Jung und Alt ,harmonisch beisammen, genossen hier ihren Feierabend.
Heute ist alles anders. Es gibt nur noch Alte und Kinder. „Ja, ja, die Wende,...alles ist anders.“
„Acht Jahre ist es nun her als Klaus ging.. Klaus war ein guter Junge, ein fleissiger Fischer und guter Familienvater, bis zur Wende. Da wurde das Fischereikombinat Wolgast geschlossen. Klaus war arbeitslos. Er ging nach Westen, nach Hamburg, fand auch Arbeit, gute Arbeit und eine neue Liebe. Ja, ja , dann ging auch Gesine, seine Frau. Nach Berlin. Nie wieder was von beiden gehört. Nur Veronica, unsere kleine Veronica, 12 Jahre, ein so hübsches, blondes fröhliches Kind, war allein mit uns. Ja, ja Sie ist ein gutes Kind! In der Schule, sie besucht die Kreisrealschule in Wolgast, ist sie Klassenbeste. Im Sport, Schwimmen ist ihr Hobby ,ist sie Jugendmeisterin des Kreises. So fleissig und strebsam. Jeden Morgen muss sie früh raus und wird dann vom Schulbus eingesammelt. Nachmittags geht sie drei mal die Woche zum Training nach Gummlin.“
„Opa, Opa“ Veronica kommt mit ihrem rot-weissen Fahrrad die Strasse entlanggefahren ,auf Janssen zu. Sie ist für ihr Alter aussergewöhlich gross Ihr Körper durchtrainiert. In ihren engen Jeans, den langen blonden Haaren und dem bunten T-Shirt ist sie hübsch anzusehen. Im Gegensatz zu den meisten blonden Menschen hat sie eine honigfarbene Haut.
„Ja, mein Deern, musst du heute nicht zum Training?“ „Erst in einer Stunde, aber ich fahr jetzt schon los, will mich noch mit Antje treffen.“ “Na dann mach‚s gut ,bis nachher, und komm pünktlich zum Abendessen ,sonst machen wir uns Sorgen“
Fröhlich winkend radelt das Kind zum Dorf hinaus, über die Allee Richtung Gummlin, zu ihrem Schwimmclub, dem SC-Gummlin. Sie ist eine gute Schwimmerin, Langstrecke 400 Meter und geht drei mal die Woche in`s Training. Trainiert wird im Strandbad von Gummlin, im Haff einem Teil der Odermündung, Veronica kennt die Tücken, plötzliche Wellen und Strömungen. Sie kann sich gut darauf einstellen, sie ist hier gross geworden. Es ist ihr Meer.
Die Allee liegt vor ihr in der sengenden Mittagssonne. Die Luft flimmert, kein Vogel ist zu sehen und auch die Kühe ,links und rechts der Strasse, wirken wie angenagelt. Die Stasse ist bis zum Horizont, an den sie sich zu treffen scheint, menschenleer.
Veronica radelt gemütlich und geniesst den Sommertag. Sie ist nicht angestrengt. Diesen Weg kennt sie wie ihre Westentasche. Bald werden die ersten Häuser von Gummling zu sehen sein . Dann trifft sie Antje, ihrer Freundin. Es gibt viel neues zu erzählen. Antje hat schon einen Freund, den Udo vom Schwimmclub. Veronica hat noch keinen Freund, findet aber die Jungen die mit ihr gehen wollen auch nicht mehr ganz so blöd.
Hinter ihr, aus der Ferne hört sie ein Auto. Veronica fährt ganz rechts am Strassenrand . Der Wagen, ein weisser geschlossener Transporter überholt sie. Als er an ihr vorbei ist ,bremst er unvermittelt ab und verstellt ihr die Strasse. Die Schiebetür des Wagens wird aufgerissen, zwei schwarz maskierte Gestalten springen heraus. Sie reissen sie vom Fahrrad und zerren sie in den Wagen. Veronica fühlt etwas Weiches auf ihrem Gesicht, nimmt eine ätzenden Geruch war, ihr wird schwarz vor Augen, dann fällt sie in ein tiefes Loch.
Der Transporter beschleunigt und entfernt sich mit hoher Geschwindigkeit. Neben der Strasse liegt nur noch ein rot-weisses Kinderfahrrad mit zerbrochenem Lampenglas und verbogenem Lenker, wie weggeworfen . Die Allee liegt leer und menschenverlassen da. So als wäre nie etwas gewesen.
Nur die Kühe auf der Weide haben sich etwas bewegt.
Janssen sitzt auf seiner Bank und hängt trüben Gedanken nach. Da läutet das Telefon. Langsam erhebt sich der alte Mann. Erna, seine Frau ist bei Nachbarn. Wer ruft denn an? Komisch um diese Zeit? „Ja, was ,nicht da, ich dachte sie wollte sich mit Dir...,so nicht gekommen, ist hier schon vor Stunden weggefahren...Ja, danke ich kümmere mich drum“ Der Alte schaut dumpf vor sich hin, legt den Hörer auf die Gabel des alten Telefons. Er nimmt ihn erneut ab und wählt. „Hallo, Fiet bis du`s, hier Janssen`s Willi, Ja Veronica ist weg! Nein kann ich mir nicht vorstellen, wollte nach Gummlin zum Schwimmen, vor drei Stunden, ja ,hab sie wegfahren sehen, die Landstrasse, ist bestimmt was passiert! Kannst du mal mit dem Streifenwagen, ja danke dir, tschüss“
Schwerfällig schlurft der alte Mann hinüber zum Nachbarhaus um seine Frau zu holen.
Schnell ist Leben auf der Dorfstrasse. Alle stehen in Gruppen zusammen, sind aufgeregt, besorgt.
Frauen weinen. Janssen steht neben seinem Telefon. „Es ist schon dunkel., oh mein Gott „Erna sitzt in der Küche, am Tisch, weint. „Brr,brr,brr“ das Telefon läutet. „Janssen, ja Fiet, das Fahrrad gefunden?, zerbeult, keine Spur? Kriminalpolizei! Blut?, Nein! Ja bis dann, tschüss“.
Erna ist aufgestanden und steht fragend vor ihrem Mann. “Ich habe es gefühlt, sie haben das Fahrrad gefunden, zerbeult, von Veronica keine Spur“. Er spricht wie in Trance. Die Alten sind gebrochen. Alles was ihnen lieb war ist nun fort. Sie sind verzweifelt.
Die kleine Polizeistation in Kutzow hat nur einen Diensthabenen. Friedrich Bruns und Holger Kramer wechseln sich hier in der Schicht ab. Ein Telefon, ein einfacher Schreibtisch, Rollschrank für die Akten , und sogar eine Arrestzelle. Seit der Wende auch ein Faxgerät .
Bruns ,den hier alle Fiet nennen, ist aufgestanden. Der rundliche Beamte mit der am Bauch zu knapp sitzenden Hose kratzt sich dort wo er früher auf dem Kopf einmal Locken hatte. „Dieser Janssen fängt jetzt an zu spinnen. Veronica ist sicher, wie viele Mädchen in ihrem Alter, mal heute ihren eigenen Weg gegangen. Kommt sicher bis zum Dunkelwerden wieder. Na ,ich schau mal.. Muss sowieso meine Streife fahren.“
Er verschliesst gewissenhaft seine Diensträume und steigt in seinen grünweissen Wartburg ,mit Blaulicht auf dem Dach und der weissen Seitenbeschriftung POLIZEI.
Er fährt über Dargen und Prätenow nach Gummlin. Dann biegt er auf die Allee nach Stolpe.
Es ist heiss und das Gebläse seines Streifenwagens bringt ihm kaum Linderung.
Plötzlich sieht er links von sich, am Strassenrand etwas rotes liegen. Sofort hält er an. Ein Fahrrad. Er ist hellwach. „Also doch! „ Er geht auf die gegenüber liegende Strassenseite ,auf der das Kinderfahrrad liegt. „Glassplitter auf der Strasse, zerbeulter Lenker, Unfallflucht?“ Bruns sucht sofort die Umgebung nach dem Mädchen ab, ergebnislos. Dann geht er zurück zum Fahrrad. Er beugt sich zur Strasse hinunter , denn er hat, kaum wahrnehmbar, etwas wie weissen Staub gesehen.
„Lacksplitter“! Bruns geht zurück zum Streifenwagen, nimmt das Funkgerät aus der Halterung. „Hier Peter 23 an Zentrale bitte melden! Ja Hauptwachmeister Bruns, Unfallflucht mit Kindesentführung auf der Gummliner-Landstrasse. Bitte Kriminalpolizei und Spurensicherung. Am Tatort wohl weisse Lacksplitter, beschädigtes Fahrrad. Person Veronica Janssen aus Stolpe, ja schon vermisst gemeldet. Sichern, ja ich warte.“
Bruns legt auf. Es ist schon dunkel geworden. Er nimmt sein Handy und wählt die Nummer von Willi Janssen.
Nach dem Telefongespräch sichert der Beamte den Unfallort mit rotweissen Plastikstreifen und zusätzlichen Blinkleuchten . Dann nimmt er einen grossen Handscheinwerfer . Alle seine Sinne sind auf das Äusserste angespannt . Der starke Strahl der Lampe macht alles taghell. Bruns leuchtet die Stassenränder und das dahinter liegende Land ab. „Es muss doch eine Spur geben!“ Plötzlich fällt sein Blick auf einen kleinen dunklen Fleck in unmittelbarer Nähe des Fahrrades. Er bückt sich, dass sein Gesicht fast den Boden berührt. Der Rest einer Pfütze, kein Wasser, aber der Boden ist noch feucht. „Eine Reifenspur, ha“ Er kennzeichnet die Stelle und deckt sie mit einer Plane zu. „Also doch, noch eine mögliche Spur, dieses Schwein“ Nun ist sein Jagdfieber völlig geweckt. Akribisch und mit System inspiziert der Polizist in grösserer Umgebung die Gegend . Doch die Reifenspur soll der letzte Hinweis sein. Nachdenklich wartete Fiet dann auf das Eintreffen der Kriminalpolizei.
Kapitel 2
November 1991, Phoenix im amerikanischen Bundesstaat Arizona.
In seinem 300 qm grossen Hochhausbüro sitzt der Präsident der „South Building Corporation“ Mr. D.J. Big an seinem 8 Quadratmeter grossen ,penibel aufgeräumten, Palisanderschreibtisch.
Durch die hohen, goldbeschichteten Fenster hat er vom 30. Stockwerk einen herrlichen Panoramablick auf die angrenzenden Hochhäuser. Mr. Big ist ein gutaussehender Mittvierziger mit gepflegtem Oberlippenbart und streng nach hinten gekämmten schwarzen Haaren, die nur gelegentlich von silbernen Fäden durchzogen sind. Er trägt einen nachtblauen Armani-Anzug und handgenähte englische Schuhe. Alles an ihm ist teuer. Durch seine goldene Lesebrille, die sich etwas die scharf geschnittene Nase heruntergemogelt hat, studiert er ein Schriftstück.
Big ist Herr über 30.000 Leute, Architekten, Ingenieure, Bauarbeiter . Fast ebenso viele Politiker und Beamte aus Stadt und Land stehen auf seiner Gehaltsliste. Er beherrscht die Baubranche der Vereinigten Staaten und ist auf dem Weg in die Politik. Er will Gouverneur des Staates Arizona werden. Nächstes Frühjahr geht der bisherige Amtsinhaber, David Goldstone ,ein Parteifreund ,als Senator nach Washington. Seine Partei hat ihn nominiert. Big ist zufrieden. Er ist ein charmanter, freundlichen Familienvater und exzellenten Ehemann, ohne jegliche Affäre. Seit 22 Jahren glücklich verheiratet.
Doch es gibt noch einen anderen Big. „D.J. rattlesnake“ ist sein Name. Als Boss einer grossen ,international operierenden Mafiaorganisation. Diese beschäftigt sich mit allem was schnell viel Geld bringt und verboten ist. Die Palette seiner Aktivitäten reicht von Rauschgifthandel, Waffenhandel über Glücksspiel, ihm gehören einige grosse Kasino-Hotelanlagen in Las Vegas, bis zur Kinderpornografie und Kinderhandel. Dieses Verbrechernetz ist global. In diesem, seinem Reich, geht die Sonne nicht unter.
Big sieht auf seine schwere goldene Schweizer Armbanduhr. Er greift zum Telefon und wählt eine Nummer.
„Habt ihr die Bänder? , Ja ich will sie. Wie abgemacht OK“. Langsam und fast sanft legt er den Hörer zurück. Etwas wie ein Lächeln fliegt über sein Gesicht. Nun kann er mit der Restrukturierung beginnen. Eine Schwachstelle seiner Organisation war noch deren Struktur ,die sich historisch bedingt entwickelt hatte. Jetzt konnte er eine perfekte, nach letzten Erkenntnissen aufgebaute konspirative Organisation erstellen. In sich perfekt abgeschottet. Verwaltet von Profis aus dem Geheimdienst. Der Ostblock war zusammengebrochen und damit Tausende, hochspezialisierte, gut ausgebildete Geheimdienstleute arbeitslos und frustriert. Er konnte und wollte ihnen eine neue Heimat geben. Diese Leute waren seit Jahrzehnten international vernetzt, hatten globale Kontakte. Sie waren Spitzenkönner auf ihrem Gebiet. Nur wie kam man an sie heran? Die Lösung hatte er soeben gefunden. Sein Protege bei der CIA hatte ihm vor Wochen gesagt, dass es ihnen gelungen war ,vor dem Fall der Mauer in Berlin, die Computerbänder mit Namen und Daten der Agenten, den Westdeutschen wegzuschnappen. Eine Kopie bekam er.
Eine elektronische Melodie riss ihn unversehens aus seinen Gedanken. Big drückte einen Knopf und eine angenehme Frauenstimme sagt:“ Mr. Big Sie haben in einer Stunde einen Termin mit dem Gouverneur“ „Danke Maria und sagen Sie bitte Joe er soll den Wagen vorfahren“. Er stand auf, wischte mit einer Handbewegung , als wollte er Staub entfernen, über seine Schreibtischplatte und verliess durch einen Nebeneingang sein Büro.
Er musste noch Betterman, seinen EDV-Speziallisten, vorsichtig darauf vorbereiten, dass es eine Sonderaufgabe für ihn geben wird dachte er und stieg in den Fond seiner ausladenden Luxuslimousine.
#3
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in Märchen, Fabeln, Sci-Fi und Fantastisches 14.11.2005 12:33von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Kapitel 3
Krippen , Sachsen ,Deutschland, 1993. Ein verträumter Ort in der Nähe des Elbsandsteingebirges, direkt an der Elbe. Alles ist grau in grau. Es regnet und die Häuser, die seit dem Kriegsende keine Farbe gesehen haben, tauchen ein in das triste Einerlei des Tages.
An den Hängen, die die Elbe säumen, zeugen noch vereinzelt Gründerzeitvillen davon, dass hier zur Jahrhundertwende noch alles recht feudal war.
Auch diese Luxusbauten sind nur noch düstere ungepflegte Gemäuer. Hier fehlte es vierzig Jahre an Allem, vor allen Dingen auch der Bereitschaft diese Zeugnisse , eines wohlhabenden Grossbürgertums ,zu bewahren. Heute handelt es sich um ungeklärte Vermögen die von der
Treuhand abgewickelt werden.
Paul Beuchler, ein drahtiger Mittvierziger, sehr gross mit grauen Locken, steht am Fenster eines kleinen, alten Siedlungshauses, in der Walter Ulbricht Str. Ja den Namen hat man nach der Wende nicht geändert. Er und seine Nachbarn haben die „Genossen“ im Gemeinderat überzeugt. Ungewöhnlich in der Bundesrepublik Deutschland? Na, ja mit heimlicher Genugtuung haben sie das schon geschaukelt und wer interessiert sich in Bonn schon für Krippen. Die einzigen Fremden die hierher kommen sind im alten Kombinats – Ferienheim untergebracht. Das gehört jetzt Westdeutschen. Sie haben alles umgebaut. Ein feudales Hotel. Früher haben er und seine Genossen hier schöne Stunden verlebt. Heute? Alles unerschwinglich. Nur noch was für die Kapitalisten aus dem Westen der Republik. Ja, die Wende. Sein Leben ist gelaufen. Früher war er noch wer. Er bewohnte das kleine Schlösschen auf der Anhöhe. Gehört wieder einer jüdischen Familie in den USA. Heute lebt er, seine Frau Christa und die alte Schwiegermutter im Haus der Schwiegereltern. Er ist seit der Wende arbeitslos. Kriegt auch nichts mehr, wegen der politischen Vergangenheit. Sie leben von Sozialhilfe, mehr schlecht als recht. Ja früher war er ein Speziallist ,Fachmann für geheime Kommandosachen. Erst bei der NVA dann beim MFS des Genossen Mielke. Oberst Beuchler , Führungsoffizier der Agenten Europa - Mitte. Heute ist nichts mehr.
Das schwarze Telefon auf der Anrichte im Flur macht sich durch schrillen Läuten bemerkbar. Beuchler stutzt. Er erwartet keinen Anruf. Seine Kinder, die Mädchen Bärbel und Christel leben mit ihren Männern in Köln und Frankfurt. Sie rufen immer Sonntags an. Heute ist Mittwoch. Er hebt ab. „Oberst Beuchler?“ sagt die Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Das war einmal, wer sind Sie, was wollen Sie?“ „ein Freund der Ihnen helfen will , ich will Sie sehen !“ Der Oberst schweigt einige Sekunden . Was hatte er zu verlieren, konnte nur gewinnen.
„Ja, wann und wo ?“ „Sie haben verstanden. Also morgen um 16 Uhr in Dresden am Elbkai. „ Wie erkenne ich Sie?“ „ich erkenne Sie! “ Es klickt in der Leitung .Der Anrufer hat eingehängt.
Der Stasi-Oberst steht benommen in der Diele. Die Stimme, sie war weich und ihm irgendwie bekannt, mit leichtem englischen Timbre. Die Gedanken in seinem Kopf überschlagen sich. Wer wollte etwas von ihm. Dem Sondermüll der deutschen Wiedervereinigung? Sofort ergreifen alte, lang eingeprägte Denkstrukturen die Oberhand in seinem Kopf. Er wird ruhiger und geht im Geiste alle Eventualitäten durch. Vorsicht ist geboten. Sein Instinkt sagt ihm das er sich jetzt kühl und methodisch vorbereiten muss.
„Christa ich muss morgen nach Dresden ich nehme den Wartburg, Ja?“ Seine Frau kommt aus der Küche und wischt sich die Hände an der Kittelschürze ab. Sie wirkt verhärmt und abgearbeitet. Ihr faltiges Gesicht mit den grauen Haaren, die zu einem Knoten gesteckt sind muss einmal schön gewesen sein. „Ja, kannst Du etwas Stollen mitbringen? Du weißt doch hier ist er nicht so gut und am 2. Advent will Frau Rieder zum Kaffee kommen.“ „Also am Wochenende, ja gut. Gib mir bitte den Stallschlüssel“. Christa fragt ihren Mann nie nachdem was er vorhat, eine alte Angewohnheit. Früher hatte sie auch nie gefragt, auch nie Antworten erhalten. Umständlich kramt sie in der Gebäckdose und bringt einen verrosteten Schlüssel zum Vorschein. „Hier und lege ihn bitte wieder zurück“.
Fast leichtfüssig gleitet Bäuchler durch die Hintertür in den Garten hinaus. Es sind fünf Meter bis zum alten Stall. Er steckt den Schlüssel in das gut geölte Schloss und öffnet die Tür. Wann war er zum letzten mal hier? Vor Jahren, direkt nach der Wende. Langsam gewöhnen sich seine Augen an das Dämmerlicht. Zielgerichtet geht er in die hintere Ecke, räumt den alten Koffer beiseite und lockert die Fussbodenbretter. Er nimmt ein Päckchen heraus, legt es auf den Tisch. Dann öffnet er das Paket. Ein Bündel Papiere, ein paar Rangabzeichen und Orden ein Paket aus Wachspapier in das etwas eingeschlagen ist. Er nimmt das Wachspapier und öffnete es. Da liegt , in gut geöltem Zustand ,eine 9mm Tokarev. Eine zuverlässige automatische Pistole russischer Bauart. Weiter ein Kasten mit Patronen und ein Schalldämpfer sowie das Ersatzmagazin. Er hat alles aus der anderen Welt hinübergerettet. Mehr als Souvenir oder Trophäe. Der Oberst nimmt das Magazin, prüft es. Mit hörbarem Klicken rastet es ein. Er steckt die Pistole in den Hosenbund, legt alles andere in das Paket zurück und lässt dieses dann wieder unter den Dielenbrettern verschwinden.
Beuchler verlässt den Schuppen und geht durch die Wohnung in sein Arbeitszimmer .Er wirkt noch grösser, und gewinnt zusehend an militärischer Haltung.
Der blaue Wartburg zuckelt ,durch dichten Schneeregen, die Landstrasse nach Dresden entlang. Grosse moderne Limousinen überholen ihn ständig. Die Gewinnler denkt der Oberst. „Ja wo Schatten ist da ist auch Licht. Ich will auch wieder ans Licht!“
Beuchler parkt in einer Seitenstrasse, zieht seinen schweren Wintermantel über und vergewissert sich ob die Pistole richtig sitzt. Langsam schlendert er auf den verlassenen Kai, an dem im Sommer die weissen Raddampfer festmachen, zu. Alles wirkt verwaist. Als er unter der Elbbrücke angekommen ist ,sieht er auf der anderen Seite der Uferstrasse, neben dem Eingang zu den öffentlichen Toiletten, einen Schatten. Kaum wahrnehmbar. Der Oberst wechselt die Strassenseite und geht auf die Gestalt zu. Er steckt sich eine Zigarette zwischen die Lippen und tut so als ob er nach Feuer suchen würde. Der Schatten löst sich und Beuchler schaut in die Flamme eines Feuerzeuges. „Danke, sehr freundlich“ „Wo parken Sie?“ „Zweite Seitenstrasse rechts, blauer Wartburg , aber das wissen Sie sicher“. Der Fremde greift in die Tasche seines teuren Mohairmantels. Der Oberst zuckt unmerklich zusammen, ist im Begriff die Waffe zu ziehen. „Ruhig, keine Panik. Hier nehmen Sie fürs erste. Studieren Sie die Akte und prägen sich alles ein. Dann vernichten! OK?“ „Ja“. Er kennt das Spiel. „Ich melde mich bei Ihnen! bis dann“
Der Fremde ist verschwunden. Beuchler hat ein kleines Paket in der Hand und schiebt es in die Innentasche. Nachdem er den Kuchen gekauft hat geht er zurück zum Auto.
In Krippen angekommen führt ihn sein Weg sofort in den Schuppen.
Vorsichtig legt er das Paket auf den Tisch und öffnet es. Vor ihm liegt ein roter Aktendeckel und daneben, säuberlich gebündelt ein Stapel Tausend-DM Scheine. Er nimmt das Geld und zählt Zwanzigtausend! Ihm wird warm. Schnell ist das Geld, bis auf einen Schein, unter den Dielen im Versteck deponiert. Er nimmt die Akte und steckt sie in den Mantel . Dann verlässt er den Schuppen und geht sofort in sein Zimmer. Nachdem er den Mantel abgelegt hat ,verschliesst er die Tür, setzt sich an den Schreibtisch und liest.
Nach Stunden verlässt er den Raum. Er ist angespannt. Die rote Mappe hat er in der Hand und geht damit aus dem Haus. Er startet das Auto und fährt zum Parkplatz des Naturschutzgebietes .Alles verlassen , er ist allein, es schneit. Der Oberst öffnet den Kofferraum ,entnimmt einen blauen Kanister und geht zu einem der Abfallbehälter aus Stahlblech. Beuchler nimmt die Akte und löst die Blätter, zerreisst sie und wirft sie in den Papierkorb. Jetzt öffnet er den Kanister und schüttet Benzin darüber. Eine Stichflamme und rauchlos verbrennt sie. Mit einem Ast zerstört der Stasi-Oberst dann noch gewissenhaft die Aschereste und fährt wieder nach Krippen.
Einige Tage später klingelt es an Paul Beuchler`s Haustür. Ein Mann von einem privaten Paketservice übergibt ihm ein Päckchen und lässt ihn quittieren. Kein Absender. Im Arbeitszimmer öffnet der Oberst die Sendung . Ein Telefonzerhacker, sogenannter Scrambler, mit dem man ein Abhören des Telefonverkehrs unterbinden kann. Er kennt sich damit aus. Schnell ist das Gerät angeschlossen und an der Tastatur stellt er den in der roten Akte beschriebenen Code ein. Er ist bereit, auch wenn ihm die Art des Auftrages überhaupt nicht gefällt und in ihm Gewissenskonflikte auslöst. Ihm dem knallharten Profi ,Fachmann eines der besten Geheimdienste ,Spezialist für schmutzige Tricks .
Der ehemalige Stasioffizier Beuchler steht am weit geöffneten Fenster. Draussen flimmert die Luft. Es ist unerträglich heiss. Seit Monaten wartet er auf eine Kontaktaufnahme seines unbekannten Gönners. Das Telefon läutet. Beuchler nimmt ab und meldet sich. Er zögert kurz und legt am Telefonzerhacker einen Schalter um. „Ja jetzt sind wir sicher! Verstehe! Wann? Ja ich erledige das! Bis dann.“ Der Hörer wird auf die Gabel gelegt. Der Oberst weis was er zu tun hat.
Krippen , Sachsen ,Deutschland, 1993. Ein verträumter Ort in der Nähe des Elbsandsteingebirges, direkt an der Elbe. Alles ist grau in grau. Es regnet und die Häuser, die seit dem Kriegsende keine Farbe gesehen haben, tauchen ein in das triste Einerlei des Tages.
An den Hängen, die die Elbe säumen, zeugen noch vereinzelt Gründerzeitvillen davon, dass hier zur Jahrhundertwende noch alles recht feudal war.
Auch diese Luxusbauten sind nur noch düstere ungepflegte Gemäuer. Hier fehlte es vierzig Jahre an Allem, vor allen Dingen auch der Bereitschaft diese Zeugnisse , eines wohlhabenden Grossbürgertums ,zu bewahren. Heute handelt es sich um ungeklärte Vermögen die von der
Treuhand abgewickelt werden.
Paul Beuchler, ein drahtiger Mittvierziger, sehr gross mit grauen Locken, steht am Fenster eines kleinen, alten Siedlungshauses, in der Walter Ulbricht Str. Ja den Namen hat man nach der Wende nicht geändert. Er und seine Nachbarn haben die „Genossen“ im Gemeinderat überzeugt. Ungewöhnlich in der Bundesrepublik Deutschland? Na, ja mit heimlicher Genugtuung haben sie das schon geschaukelt und wer interessiert sich in Bonn schon für Krippen. Die einzigen Fremden die hierher kommen sind im alten Kombinats – Ferienheim untergebracht. Das gehört jetzt Westdeutschen. Sie haben alles umgebaut. Ein feudales Hotel. Früher haben er und seine Genossen hier schöne Stunden verlebt. Heute? Alles unerschwinglich. Nur noch was für die Kapitalisten aus dem Westen der Republik. Ja, die Wende. Sein Leben ist gelaufen. Früher war er noch wer. Er bewohnte das kleine Schlösschen auf der Anhöhe. Gehört wieder einer jüdischen Familie in den USA. Heute lebt er, seine Frau Christa und die alte Schwiegermutter im Haus der Schwiegereltern. Er ist seit der Wende arbeitslos. Kriegt auch nichts mehr, wegen der politischen Vergangenheit. Sie leben von Sozialhilfe, mehr schlecht als recht. Ja früher war er ein Speziallist ,Fachmann für geheime Kommandosachen. Erst bei der NVA dann beim MFS des Genossen Mielke. Oberst Beuchler , Führungsoffizier der Agenten Europa - Mitte. Heute ist nichts mehr.
Das schwarze Telefon auf der Anrichte im Flur macht sich durch schrillen Läuten bemerkbar. Beuchler stutzt. Er erwartet keinen Anruf. Seine Kinder, die Mädchen Bärbel und Christel leben mit ihren Männern in Köln und Frankfurt. Sie rufen immer Sonntags an. Heute ist Mittwoch. Er hebt ab. „Oberst Beuchler?“ sagt die Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Das war einmal, wer sind Sie, was wollen Sie?“ „ein Freund der Ihnen helfen will , ich will Sie sehen !“ Der Oberst schweigt einige Sekunden . Was hatte er zu verlieren, konnte nur gewinnen.
„Ja, wann und wo ?“ „Sie haben verstanden. Also morgen um 16 Uhr in Dresden am Elbkai. „ Wie erkenne ich Sie?“ „ich erkenne Sie! “ Es klickt in der Leitung .Der Anrufer hat eingehängt.
Der Stasi-Oberst steht benommen in der Diele. Die Stimme, sie war weich und ihm irgendwie bekannt, mit leichtem englischen Timbre. Die Gedanken in seinem Kopf überschlagen sich. Wer wollte etwas von ihm. Dem Sondermüll der deutschen Wiedervereinigung? Sofort ergreifen alte, lang eingeprägte Denkstrukturen die Oberhand in seinem Kopf. Er wird ruhiger und geht im Geiste alle Eventualitäten durch. Vorsicht ist geboten. Sein Instinkt sagt ihm das er sich jetzt kühl und methodisch vorbereiten muss.
„Christa ich muss morgen nach Dresden ich nehme den Wartburg, Ja?“ Seine Frau kommt aus der Küche und wischt sich die Hände an der Kittelschürze ab. Sie wirkt verhärmt und abgearbeitet. Ihr faltiges Gesicht mit den grauen Haaren, die zu einem Knoten gesteckt sind muss einmal schön gewesen sein. „Ja, kannst Du etwas Stollen mitbringen? Du weißt doch hier ist er nicht so gut und am 2. Advent will Frau Rieder zum Kaffee kommen.“ „Also am Wochenende, ja gut. Gib mir bitte den Stallschlüssel“. Christa fragt ihren Mann nie nachdem was er vorhat, eine alte Angewohnheit. Früher hatte sie auch nie gefragt, auch nie Antworten erhalten. Umständlich kramt sie in der Gebäckdose und bringt einen verrosteten Schlüssel zum Vorschein. „Hier und lege ihn bitte wieder zurück“.
Fast leichtfüssig gleitet Bäuchler durch die Hintertür in den Garten hinaus. Es sind fünf Meter bis zum alten Stall. Er steckt den Schlüssel in das gut geölte Schloss und öffnet die Tür. Wann war er zum letzten mal hier? Vor Jahren, direkt nach der Wende. Langsam gewöhnen sich seine Augen an das Dämmerlicht. Zielgerichtet geht er in die hintere Ecke, räumt den alten Koffer beiseite und lockert die Fussbodenbretter. Er nimmt ein Päckchen heraus, legt es auf den Tisch. Dann öffnet er das Paket. Ein Bündel Papiere, ein paar Rangabzeichen und Orden ein Paket aus Wachspapier in das etwas eingeschlagen ist. Er nimmt das Wachspapier und öffnete es. Da liegt , in gut geöltem Zustand ,eine 9mm Tokarev. Eine zuverlässige automatische Pistole russischer Bauart. Weiter ein Kasten mit Patronen und ein Schalldämpfer sowie das Ersatzmagazin. Er hat alles aus der anderen Welt hinübergerettet. Mehr als Souvenir oder Trophäe. Der Oberst nimmt das Magazin, prüft es. Mit hörbarem Klicken rastet es ein. Er steckt die Pistole in den Hosenbund, legt alles andere in das Paket zurück und lässt dieses dann wieder unter den Dielenbrettern verschwinden.
Beuchler verlässt den Schuppen und geht durch die Wohnung in sein Arbeitszimmer .Er wirkt noch grösser, und gewinnt zusehend an militärischer Haltung.
Der blaue Wartburg zuckelt ,durch dichten Schneeregen, die Landstrasse nach Dresden entlang. Grosse moderne Limousinen überholen ihn ständig. Die Gewinnler denkt der Oberst. „Ja wo Schatten ist da ist auch Licht. Ich will auch wieder ans Licht!“
Beuchler parkt in einer Seitenstrasse, zieht seinen schweren Wintermantel über und vergewissert sich ob die Pistole richtig sitzt. Langsam schlendert er auf den verlassenen Kai, an dem im Sommer die weissen Raddampfer festmachen, zu. Alles wirkt verwaist. Als er unter der Elbbrücke angekommen ist ,sieht er auf der anderen Seite der Uferstrasse, neben dem Eingang zu den öffentlichen Toiletten, einen Schatten. Kaum wahrnehmbar. Der Oberst wechselt die Strassenseite und geht auf die Gestalt zu. Er steckt sich eine Zigarette zwischen die Lippen und tut so als ob er nach Feuer suchen würde. Der Schatten löst sich und Beuchler schaut in die Flamme eines Feuerzeuges. „Danke, sehr freundlich“ „Wo parken Sie?“ „Zweite Seitenstrasse rechts, blauer Wartburg , aber das wissen Sie sicher“. Der Fremde greift in die Tasche seines teuren Mohairmantels. Der Oberst zuckt unmerklich zusammen, ist im Begriff die Waffe zu ziehen. „Ruhig, keine Panik. Hier nehmen Sie fürs erste. Studieren Sie die Akte und prägen sich alles ein. Dann vernichten! OK?“ „Ja“. Er kennt das Spiel. „Ich melde mich bei Ihnen! bis dann“
Der Fremde ist verschwunden. Beuchler hat ein kleines Paket in der Hand und schiebt es in die Innentasche. Nachdem er den Kuchen gekauft hat geht er zurück zum Auto.
In Krippen angekommen führt ihn sein Weg sofort in den Schuppen.
Vorsichtig legt er das Paket auf den Tisch und öffnet es. Vor ihm liegt ein roter Aktendeckel und daneben, säuberlich gebündelt ein Stapel Tausend-DM Scheine. Er nimmt das Geld und zählt Zwanzigtausend! Ihm wird warm. Schnell ist das Geld, bis auf einen Schein, unter den Dielen im Versteck deponiert. Er nimmt die Akte und steckt sie in den Mantel . Dann verlässt er den Schuppen und geht sofort in sein Zimmer. Nachdem er den Mantel abgelegt hat ,verschliesst er die Tür, setzt sich an den Schreibtisch und liest.
Nach Stunden verlässt er den Raum. Er ist angespannt. Die rote Mappe hat er in der Hand und geht damit aus dem Haus. Er startet das Auto und fährt zum Parkplatz des Naturschutzgebietes .Alles verlassen , er ist allein, es schneit. Der Oberst öffnet den Kofferraum ,entnimmt einen blauen Kanister und geht zu einem der Abfallbehälter aus Stahlblech. Beuchler nimmt die Akte und löst die Blätter, zerreisst sie und wirft sie in den Papierkorb. Jetzt öffnet er den Kanister und schüttet Benzin darüber. Eine Stichflamme und rauchlos verbrennt sie. Mit einem Ast zerstört der Stasi-Oberst dann noch gewissenhaft die Aschereste und fährt wieder nach Krippen.
Einige Tage später klingelt es an Paul Beuchler`s Haustür. Ein Mann von einem privaten Paketservice übergibt ihm ein Päckchen und lässt ihn quittieren. Kein Absender. Im Arbeitszimmer öffnet der Oberst die Sendung . Ein Telefonzerhacker, sogenannter Scrambler, mit dem man ein Abhören des Telefonverkehrs unterbinden kann. Er kennt sich damit aus. Schnell ist das Gerät angeschlossen und an der Tastatur stellt er den in der roten Akte beschriebenen Code ein. Er ist bereit, auch wenn ihm die Art des Auftrages überhaupt nicht gefällt und in ihm Gewissenskonflikte auslöst. Ihm dem knallharten Profi ,Fachmann eines der besten Geheimdienste ,Spezialist für schmutzige Tricks .
Der ehemalige Stasioffizier Beuchler steht am weit geöffneten Fenster. Draussen flimmert die Luft. Es ist unerträglich heiss. Seit Monaten wartet er auf eine Kontaktaufnahme seines unbekannten Gönners. Das Telefon läutet. Beuchler nimmt ab und meldet sich. Er zögert kurz und legt am Telefonzerhacker einen Schalter um. „Ja jetzt sind wir sicher! Verstehe! Wann? Ja ich erledige das! Bis dann.“ Der Hörer wird auf die Gabel gelegt. Der Oberst weis was er zu tun hat.
#4
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
broken roses
in Märchen, Fabeln, Sci-Fi und Fantastisches 21.11.2005 13:22von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Kapitel 4
Gummlin, Mecklenburg-Vorpommern. Deutschland, Walter Kruse , der Trainer des SC-Gummlin, sitzt in seinem kleinen Büro das an die Umkleidekabinen des Strandbades anschliesst. Es ist heiss. Tür und Fenster sind weit geöffnet. Er trainiert die Jugend. Von Zeit zu Zeit kommt ein Jugendlicher in sein Büro um ihn etwas zu fragen oder sich einen Ratschlag zu holen. Kruse ist ein etwas schmächtiger, schlanker Mann von dreiunddreissig Jahren. Seine blonden strähnigen Haare wirken ungepflegt und sind etwas zu lang. Mit seiner spitzen Nase gleicht er einem Wiesel. Das Telefon läutet. Kruse nimmt ab und ist überrascht, als er die Stimme am anderen Ende der Leitung hört. „Einen Moment bitte“ Er steht auf und schliesst Tür und Fenster. „Genosse Oberst? Treffen? Ja natürlich, wann, wo ? Bis dann!“ Der Trainer hängt ein. Er ist aufgeregt, ihm ist warm. Schnell öffnet er wieder Fenster und Türen. „Paul Beuchler, sein ehemaliger Chef und Kamerad will ihn sehen.“
Ja, lange war es her, wie in einem anderen Leben. Fast wie ein Anachronismus, dass er, der Geheimdienstprofi, mit sexueller Vorliebe für Kinder und ausgebildet zum Töten, nach der Wende ausgerechnet als Jugendtrainer des hiesigen Schwimmclubs eine neue Arbeit fand. Was wollte Beuchler wohl von ihm? Egal. Er verschliesst das Büro und fährt auf seinem Mofa zum Ort hinaus. Ihren alten Treffpunkt hatte er gesagt. Eine kleine halb verfallene Hütte an der Bucht. Hier hatten sie auch damals ihre geheimen Operationen geplant.
Der Ex-Stasi –Agent nähert sich vorsichtig der strohgedeckten Kate. Der Schlüssel liegt noch an der alten Stelle. Er steckt ihn in das verrostete Schloss öffnet die Tür und gleitet in das Halbdunkel. Langsam gewöhnen sich seine Augen an das Dunkel. Es sieht aus wie eh und je. Spinnweben, ein altes Sofa und in der hinteren Ecke ein Kohleofen. Kruse tritt vorsichtig an das kleine Fenster mit den blinden Scheiben und späht auf die Landstrasse. War da nicht ein Schatten links vom Haus. “Ich sehe schon Gespenster“ beruhigt sich der Trainer. „Die Zeiten sind vorbei“ Dennoch sind seine Sinne auf das höchste gespannt. Langsam tritt er vom Fenster zurück und will durch den Raum gehen als es vernehmlich „klick“ macht. Er erstarrt. Das war das Auslösen einer automatischen Waffe wenn sie nicht geladen ist und der Schlagbolzen auf ein leeres Patronenlager trifft. Kruse wirbelt herum in Richtung des Geräusches und sieht Paul Beuchler direkt in die Augen. „Jetzt bist du tot“ sagt dieser lakonisch. „Du musst in Zukunft mehr auf dich Achtgeben sonst ist deine Zukunft überschaubar!“ Der Oberst lächelt und klopft Kruse auf die Schulter. „Kommen wir gleich zur Sache“ Die beiden setzen sich auf das verstaubte Sofa und der Stasi – Offizier gibt seinem Untergebenen detaillierte Anweisung und einen speziellen Auftrag. Als er geendet hat leuchten Kruses Augen. Das ist ein Auftrag nach seinem Geschmack. „Nur ausspähen nicht aktiv werden?“ fragt er. „Nein nur das Objekt festlegen, Angewohnheiten recherchieren und dann die Information in unseren alten Briefkasten, bei der 100 jährigen Linde hinterlegen. Unser Auftraggeber hat ein eigenes Team für die Aktion. Näheres darf uns nicht interessieren. Hier nimm!“ Beuchler drückt Kruse ein Bündel Hundertmarkscheine in die Hand. „Fürs erste. Ich melde mich“. Der Oberst geht durch den Raum auf eine dunkle Ecke zu und ist plötzlich verschwunden. Als ob die Dunkelheit ihn verschluckt har. „Ah, unsere Hintertür, ich hatte sie ganz vergessen“ Der Agent zählt das Geld und grinst. „Nicht schlecht, wenn man für sein Hobby noch Geld bekommt.“ Der Trainer wartet eine halbe Stunde und verlässt das Haus wie er gekommen war.
„Ein Mädchen ,blond, gutaussehend höchstens 13 Jahre. Na davon gibt es im Club einige. Mal sehen welche sich besonders gut eignet. Möglichst noch Jungfrau, gibt eine Extraprämie.“ Sofort fällt ihm die Veronica ein. Das ist es denkt er als er das Mofa vor seinem Büro abstellt.
„Herr Kruse, Herr Kruse“ unvermittelt steht ein blondes , langhaariges Mädchen vor ihm. „Veronica was gibt es?“ fragt er und bemüht sich lakonisch zu klingen. „Werde ich am Wochenende zum Wettkampf gemeldet?“ fragt ihn Veronica. „Ja , selbstverständlich, du bist doch unser Zugpferd!“ Im mehrfachen Sinne denkt er noch und schliesst sein Büro auf. Er hat sich entschieden. Er hat seinen Auftrag schon so gut wie erfüllt. Seiner Aktentasche entnimmt er ein Strassenkarte und breitet sie auf dem Schreibtisch aus. Dann geht er an den Karteikasten der Clubmitglieder und sucht die Akte von Veronica Janssen. „Aha Stolpe, nicht schlecht. Kommt immer mit dem Fahrrad über die einsame Landstrasse“ Der Trainer sucht mit dem Finger auf der Landkarte Gummlin und Stolpe . Er kreist das Gebiet mit einem Filzstift ein und legt es auf den Kopierer. „Sie trainiert immer Montags, Mittwoch und Samstag“ Über sein Gesicht huscht ein vergnügliches Lächeln. „Jetzt brauche ich nur noch die Zeit. Das Training beginnt um 16 Uhr und endet um 18 Uhr. Das Zeitfenster ist bekannt aber ich muss es genauer definieren“ denkt Kruse. „Bei solchen Operationen kommt es auf Minuten an“ Er schaut aus dem Fenster und beobachtet seine trainierende Mannschaft. „Sie braucht von Stolpe nach Gummlin eine Stunde mit dem Fahrrad , und wenn sie früher wegfährt. Hm, na ja wir brauchen eine Toleranz von einer Stunde zusätzlich. Das ist sicherer.“ Der Agent kopiert das Foto von Veronicas Akte und macht darunter die handschriftlichen Eintragungen. Dann heftet er den kopierten Kartenausschnitt daran und nimmt einen grossen Briefumschlag. „So das ist es auch schon. Schade das dass meine ganze Aufgabe war. Schnell verdientes Geld.“ Die Originalkarte zerreisst er und wirft die Schnipsel in den Papierkorb. Dann verschliesst er sein Büro und fährt an den Waldrand in Gumlins Norden zur alten Linde. Den Umschlag deponiert er in einem Hohlraum,in einer Metallhülse, unter dem verzweigten Wurzelwerk. Das Versteck hat er vor Jahren hier angelegt und es diente ihnen lange Zeit als toter Briefkasten.
Kruse observiert nochmals sein Umfeld, und vergewissert sich ,dass ihn auch niemand gesehen hat.
Danach fährt er zurück in den Schwimmclub
Kapitel 5
Der weisse, dickbäuchige Hubschrauber senkt sich ,unter ohrenbetäubendem „tok,tok,tok..“,sanft wie eine Feder auf die Landeplattform des „Havelock NAVY-Medical-Centers“ in North Carolina USA.
Die rotierenden Flügel sind noch nicht zum Stillstand gekommen da stürzt, wie auf Kommando, eine Gruppe Sanitäter, und einige Zivilisten auf das Flugzeug zu. Sie reissen die hintere Ladeluke auf und verschwinden mit einer Trage und etwas was auf ihr liegt im Gebäudeinneren .
„Op-Team 1 bitte sofort in den OP-12...ich wiederhole ...Op-Team 1 bitte dringend in den Op-12“
Dieser Durchsage hätte es fast nicht bedurft, denn das Team unter dem General- Arzt Prof. George Neberman ist seit dem Auffinden des halbtoten Kindes in Alarmbereitschaft..
Das Team hat sich schon im Op versammelt und wartet auf die Sanitäter. Alles ist vorbereitet. Alles muss klappen. Alles ist tausendfach geübt. Im Laufschritt wird die Trage mit dem Kind, die jetzt auf einem Rollgestell liegt, aus dem Fahrstuhl in den Op, zu den dort wartenden Ärzten geschoben. Vorsichtig wird der kleine Körper von der Trage auf den Op-Tisch gelegt, intubiert, d.h. an die künstliche Beatmung angeschlossen, und narkotisiert. Jetzt können sich Speziallisten um die schweren Verletzungen des Kindes kümmern. Vor dem Op steht eine Gruppe Männer und Frauen zumTeil in Zivil zumTeil in Uniform. Zuerst erhebt der Admiral, G. McCloy, das Wort:“ Meine Damen und Herren ich bitte Sie in mein Büro, sagen wir in 15 Minuten. Wir warten noch auf den VICE-Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Herrn Dr. Samuel Green. Der gesamte Trakt ist bis auf weiteres militärisches Sperrgebiet mit der Sicherheitsstufe „D“ das heisst nur ausdrücklich von mir oder Herrn Green beauftragte Personen dürfen zu der Patientin.“
Kapitän Sander lässt sich ,nach dem Auffischen des überlebenden Kindes, sofort eine Funkverbindung zu seiner leitenden Dienststelle einrichten. Er weiss was zu tun ist. Das ist kein Routinefall, hier geht es möglicherweise um Sicherheitsinteressen der Vereinigten Staaten.
Kurz, und militärisch knapp berichtet er seinem Vorgesetzten von den Vorkommnissen. Dieser informiert sofort die zuständige Stelle des FBI, der amerikanischen Bundespolizei, und das Hauptkommando der NAVY. unter Admiral G. Mc Cloy..
Die jetzt angestossene Automatik ist vorgegeben. Da es sich um eine Tat handelte die von einem
Personenkreis auf das Gebiet der USA getragen wurde, der wohl auch ausserhalb der Vereinigten Staaten agiert. Eine politische Einmischung konnte nicht ausgeschlossen werden. Vielleicht sollten auf diese Weise die USA in Misskredit gebracht werden? In einem solchen Fall werden automatisch die Streitkräfte und der US-Geheimdienst CIA involviert.
Eine Stunde, nachdem alle Dienststellen informiert sind, klingelt im Sekretariat des Admirals das rote Telefon. Ein Gerät, dass nur im Erstfall oder zu Übungen aktiv ist. Es ist die direkte, abhörsichere Verbindung mit dem weissen Haus in Washington. Der diensthabende Sergant nimmt irritiert den Hörer ab, „Büro Admiral McCloy II. Küstenabschnitt Nord, Segant Smith“ er wird blass und seine Haltung strafft sich. Am anderen Ende der Leitung ist der Zweithöchste Mann im Staat. Mr. Green, Vice-President der Vereinigten Staaten von Amerika.“ Jawohl Sir, ich verbinde“. Smith drückt ein paar Knöpfe und schon schnarrt beim Admiral das Telefon. „Der Vice-President Mr.Green, Sir” Smith hängt ein.
„Hier Admiral McCloy, ja Sie haben die alleinige Verantwortung, ich bin der Koordinator, Ja Sir ,absolute Geheimhaltung , nur Ihnen unterstellt, um 3pm, also in zwei Stunden. Jawohl Sir bis dann..“
Der Admiral geht zu seinem Wandsafe und entnimmt ihm einen roten Aktendeckel. Eine Ansammlung von Telefonnummern und Zahlenncodes. Jetzt greift er zum Telefon. Alles ist vorgegeben, alles oft durchgespielt , immer in der Hoffnung das dieser Fall selten eintritt.
Ein halbes Dutzend Männer und Frauen, in Uniform und Zivilkleidung, haben sich um den grossen ovalen Kirschbaumkonferenztisch versammelt.
Der Raum ist von nüchterner Klarheit nur die eine Seite ziert eine riesige Weltkarte in der Ecke ,neben der Tür steht, fast unpassend, auf einem Tisch ein grosser Blumenstrauss. Gelbe Rosen.
Am Kopfende des Tisches, flankiert zur Linken vom Admiral ,zur Rechten von Mr. Brave, dem Chef der CIA, erhebt sich der Vicepräsident Dr. Green und ergreift das Wort.
„Ladies und Gentlemen, der Grund für unser Zusammentreffen ist allen Anwesenden bekannt. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle noch einmal meine menschliche Bestürzung über den ungeheuerlichen Vorfall zum Ausdruck bringen. Hier ist nicht nur ein Massenmord geschehen sondern eine Massentötung von unschuldigen Kindern. Wie Sie aus dem Obduktionsbericht und dem ärztlichen Bulletin der Überlebenden sehen können, wurden diese kleinen Menschen vor ihrem Tode auf das bestialischste sexuell gefoltert. Eine Tat die nach Sühne ruft. Eine Tat die so unglaublich ist, dass wir sie , vorläufig, vor der Öffentlichkeit verschweigen müssen.
Als Vertreter des Präsidenten bin ich befugt alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen um die Täter, ohne Ansehen der Person, ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Es besteht weiterhin der Verdacht, dass eine vom Ausland gesteuerte Gruppe uns ,die Vereinigten Staaten von Amerika, hierdurch international in Misskredit bringen will. Wie Sie wissen ist die höchste Geheimhaltungsstufe befohlen. Sie wissen was das heisst! Kein Wort zu Jemandem, der nicht dieser hier versammelten Gruppe angehört oder von ihnen in die Ermittlungen einbezogen wurde. Ich wiederhole nochmals, zu Niemandem ein Wort.“
Green verlässt seinen Platz und geht um den Tisch herum, neben ihm stehen die Blumen. Er nimmt eine Rose, eine kleine noch fast nicht erblühte in die Hand. „Wie diese kleine zarte, noch nicht voll erblühte Blume waren die Kinder als sie benutzt und danach entsorgt wurden“ Mit dem letzten Satz zerbrach er die Blume in der Hand. „Wir , als das grösste und stärkste Land der Erde werden diesem Treiben ein Ende machen!“ „Gestatten Sie eine Zwischenfrage?“ Alle sehen zu Mrs Keller, Chief Sergant und Protokollführerin der Navy. „Ja bitte Mrs. Keller“. „Als Protokollführerin benötige ich einen Arbeitstitel für unsere Aktion“. Der Politiker denkt kurz nach und schaut auf die Rose in seiner Hand. „Broken Rose wollen wir unsere Massnahme nennen und ich weiss , dass alle ihr Allerbestes geben werden“ und fast unhörbar , wie zu sich selbst redend fügt er hinzu, „das kann ich verdammt nur jedem raten“.
Seine Augen sind tiefschwarz geworden und er erinnert sich an die Grabsteine, die in seiner jüdischen Religion, Kindergräber auch mit einer zerbrochenen Rose schmücken.
Gummlin, Mecklenburg-Vorpommern. Deutschland, Walter Kruse , der Trainer des SC-Gummlin, sitzt in seinem kleinen Büro das an die Umkleidekabinen des Strandbades anschliesst. Es ist heiss. Tür und Fenster sind weit geöffnet. Er trainiert die Jugend. Von Zeit zu Zeit kommt ein Jugendlicher in sein Büro um ihn etwas zu fragen oder sich einen Ratschlag zu holen. Kruse ist ein etwas schmächtiger, schlanker Mann von dreiunddreissig Jahren. Seine blonden strähnigen Haare wirken ungepflegt und sind etwas zu lang. Mit seiner spitzen Nase gleicht er einem Wiesel. Das Telefon läutet. Kruse nimmt ab und ist überrascht, als er die Stimme am anderen Ende der Leitung hört. „Einen Moment bitte“ Er steht auf und schliesst Tür und Fenster. „Genosse Oberst? Treffen? Ja natürlich, wann, wo ? Bis dann!“ Der Trainer hängt ein. Er ist aufgeregt, ihm ist warm. Schnell öffnet er wieder Fenster und Türen. „Paul Beuchler, sein ehemaliger Chef und Kamerad will ihn sehen.“
Ja, lange war es her, wie in einem anderen Leben. Fast wie ein Anachronismus, dass er, der Geheimdienstprofi, mit sexueller Vorliebe für Kinder und ausgebildet zum Töten, nach der Wende ausgerechnet als Jugendtrainer des hiesigen Schwimmclubs eine neue Arbeit fand. Was wollte Beuchler wohl von ihm? Egal. Er verschliesst das Büro und fährt auf seinem Mofa zum Ort hinaus. Ihren alten Treffpunkt hatte er gesagt. Eine kleine halb verfallene Hütte an der Bucht. Hier hatten sie auch damals ihre geheimen Operationen geplant.
Der Ex-Stasi –Agent nähert sich vorsichtig der strohgedeckten Kate. Der Schlüssel liegt noch an der alten Stelle. Er steckt ihn in das verrostete Schloss öffnet die Tür und gleitet in das Halbdunkel. Langsam gewöhnen sich seine Augen an das Dunkel. Es sieht aus wie eh und je. Spinnweben, ein altes Sofa und in der hinteren Ecke ein Kohleofen. Kruse tritt vorsichtig an das kleine Fenster mit den blinden Scheiben und späht auf die Landstrasse. War da nicht ein Schatten links vom Haus. “Ich sehe schon Gespenster“ beruhigt sich der Trainer. „Die Zeiten sind vorbei“ Dennoch sind seine Sinne auf das höchste gespannt. Langsam tritt er vom Fenster zurück und will durch den Raum gehen als es vernehmlich „klick“ macht. Er erstarrt. Das war das Auslösen einer automatischen Waffe wenn sie nicht geladen ist und der Schlagbolzen auf ein leeres Patronenlager trifft. Kruse wirbelt herum in Richtung des Geräusches und sieht Paul Beuchler direkt in die Augen. „Jetzt bist du tot“ sagt dieser lakonisch. „Du musst in Zukunft mehr auf dich Achtgeben sonst ist deine Zukunft überschaubar!“ Der Oberst lächelt und klopft Kruse auf die Schulter. „Kommen wir gleich zur Sache“ Die beiden setzen sich auf das verstaubte Sofa und der Stasi – Offizier gibt seinem Untergebenen detaillierte Anweisung und einen speziellen Auftrag. Als er geendet hat leuchten Kruses Augen. Das ist ein Auftrag nach seinem Geschmack. „Nur ausspähen nicht aktiv werden?“ fragt er. „Nein nur das Objekt festlegen, Angewohnheiten recherchieren und dann die Information in unseren alten Briefkasten, bei der 100 jährigen Linde hinterlegen. Unser Auftraggeber hat ein eigenes Team für die Aktion. Näheres darf uns nicht interessieren. Hier nimm!“ Beuchler drückt Kruse ein Bündel Hundertmarkscheine in die Hand. „Fürs erste. Ich melde mich“. Der Oberst geht durch den Raum auf eine dunkle Ecke zu und ist plötzlich verschwunden. Als ob die Dunkelheit ihn verschluckt har. „Ah, unsere Hintertür, ich hatte sie ganz vergessen“ Der Agent zählt das Geld und grinst. „Nicht schlecht, wenn man für sein Hobby noch Geld bekommt.“ Der Trainer wartet eine halbe Stunde und verlässt das Haus wie er gekommen war.
„Ein Mädchen ,blond, gutaussehend höchstens 13 Jahre. Na davon gibt es im Club einige. Mal sehen welche sich besonders gut eignet. Möglichst noch Jungfrau, gibt eine Extraprämie.“ Sofort fällt ihm die Veronica ein. Das ist es denkt er als er das Mofa vor seinem Büro abstellt.
„Herr Kruse, Herr Kruse“ unvermittelt steht ein blondes , langhaariges Mädchen vor ihm. „Veronica was gibt es?“ fragt er und bemüht sich lakonisch zu klingen. „Werde ich am Wochenende zum Wettkampf gemeldet?“ fragt ihn Veronica. „Ja , selbstverständlich, du bist doch unser Zugpferd!“ Im mehrfachen Sinne denkt er noch und schliesst sein Büro auf. Er hat sich entschieden. Er hat seinen Auftrag schon so gut wie erfüllt. Seiner Aktentasche entnimmt er ein Strassenkarte und breitet sie auf dem Schreibtisch aus. Dann geht er an den Karteikasten der Clubmitglieder und sucht die Akte von Veronica Janssen. „Aha Stolpe, nicht schlecht. Kommt immer mit dem Fahrrad über die einsame Landstrasse“ Der Trainer sucht mit dem Finger auf der Landkarte Gummlin und Stolpe . Er kreist das Gebiet mit einem Filzstift ein und legt es auf den Kopierer. „Sie trainiert immer Montags, Mittwoch und Samstag“ Über sein Gesicht huscht ein vergnügliches Lächeln. „Jetzt brauche ich nur noch die Zeit. Das Training beginnt um 16 Uhr und endet um 18 Uhr. Das Zeitfenster ist bekannt aber ich muss es genauer definieren“ denkt Kruse. „Bei solchen Operationen kommt es auf Minuten an“ Er schaut aus dem Fenster und beobachtet seine trainierende Mannschaft. „Sie braucht von Stolpe nach Gummlin eine Stunde mit dem Fahrrad , und wenn sie früher wegfährt. Hm, na ja wir brauchen eine Toleranz von einer Stunde zusätzlich. Das ist sicherer.“ Der Agent kopiert das Foto von Veronicas Akte und macht darunter die handschriftlichen Eintragungen. Dann heftet er den kopierten Kartenausschnitt daran und nimmt einen grossen Briefumschlag. „So das ist es auch schon. Schade das dass meine ganze Aufgabe war. Schnell verdientes Geld.“ Die Originalkarte zerreisst er und wirft die Schnipsel in den Papierkorb. Dann verschliesst er sein Büro und fährt an den Waldrand in Gumlins Norden zur alten Linde. Den Umschlag deponiert er in einem Hohlraum,in einer Metallhülse, unter dem verzweigten Wurzelwerk. Das Versteck hat er vor Jahren hier angelegt und es diente ihnen lange Zeit als toter Briefkasten.
Kruse observiert nochmals sein Umfeld, und vergewissert sich ,dass ihn auch niemand gesehen hat.
Danach fährt er zurück in den Schwimmclub
Kapitel 5
Der weisse, dickbäuchige Hubschrauber senkt sich ,unter ohrenbetäubendem „tok,tok,tok..“,sanft wie eine Feder auf die Landeplattform des „Havelock NAVY-Medical-Centers“ in North Carolina USA.
Die rotierenden Flügel sind noch nicht zum Stillstand gekommen da stürzt, wie auf Kommando, eine Gruppe Sanitäter, und einige Zivilisten auf das Flugzeug zu. Sie reissen die hintere Ladeluke auf und verschwinden mit einer Trage und etwas was auf ihr liegt im Gebäudeinneren .
„Op-Team 1 bitte sofort in den OP-12...ich wiederhole ...Op-Team 1 bitte dringend in den Op-12“
Dieser Durchsage hätte es fast nicht bedurft, denn das Team unter dem General- Arzt Prof. George Neberman ist seit dem Auffinden des halbtoten Kindes in Alarmbereitschaft..
Das Team hat sich schon im Op versammelt und wartet auf die Sanitäter. Alles ist vorbereitet. Alles muss klappen. Alles ist tausendfach geübt. Im Laufschritt wird die Trage mit dem Kind, die jetzt auf einem Rollgestell liegt, aus dem Fahrstuhl in den Op, zu den dort wartenden Ärzten geschoben. Vorsichtig wird der kleine Körper von der Trage auf den Op-Tisch gelegt, intubiert, d.h. an die künstliche Beatmung angeschlossen, und narkotisiert. Jetzt können sich Speziallisten um die schweren Verletzungen des Kindes kümmern. Vor dem Op steht eine Gruppe Männer und Frauen zumTeil in Zivil zumTeil in Uniform. Zuerst erhebt der Admiral, G. McCloy, das Wort:“ Meine Damen und Herren ich bitte Sie in mein Büro, sagen wir in 15 Minuten. Wir warten noch auf den VICE-Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Herrn Dr. Samuel Green. Der gesamte Trakt ist bis auf weiteres militärisches Sperrgebiet mit der Sicherheitsstufe „D“ das heisst nur ausdrücklich von mir oder Herrn Green beauftragte Personen dürfen zu der Patientin.“
Kapitän Sander lässt sich ,nach dem Auffischen des überlebenden Kindes, sofort eine Funkverbindung zu seiner leitenden Dienststelle einrichten. Er weiss was zu tun ist. Das ist kein Routinefall, hier geht es möglicherweise um Sicherheitsinteressen der Vereinigten Staaten.
Kurz, und militärisch knapp berichtet er seinem Vorgesetzten von den Vorkommnissen. Dieser informiert sofort die zuständige Stelle des FBI, der amerikanischen Bundespolizei, und das Hauptkommando der NAVY. unter Admiral G. Mc Cloy..
Die jetzt angestossene Automatik ist vorgegeben. Da es sich um eine Tat handelte die von einem
Personenkreis auf das Gebiet der USA getragen wurde, der wohl auch ausserhalb der Vereinigten Staaten agiert. Eine politische Einmischung konnte nicht ausgeschlossen werden. Vielleicht sollten auf diese Weise die USA in Misskredit gebracht werden? In einem solchen Fall werden automatisch die Streitkräfte und der US-Geheimdienst CIA involviert.
Eine Stunde, nachdem alle Dienststellen informiert sind, klingelt im Sekretariat des Admirals das rote Telefon. Ein Gerät, dass nur im Erstfall oder zu Übungen aktiv ist. Es ist die direkte, abhörsichere Verbindung mit dem weissen Haus in Washington. Der diensthabende Sergant nimmt irritiert den Hörer ab, „Büro Admiral McCloy II. Küstenabschnitt Nord, Segant Smith“ er wird blass und seine Haltung strafft sich. Am anderen Ende der Leitung ist der Zweithöchste Mann im Staat. Mr. Green, Vice-President der Vereinigten Staaten von Amerika.“ Jawohl Sir, ich verbinde“. Smith drückt ein paar Knöpfe und schon schnarrt beim Admiral das Telefon. „Der Vice-President Mr.Green, Sir” Smith hängt ein.
„Hier Admiral McCloy, ja Sie haben die alleinige Verantwortung, ich bin der Koordinator, Ja Sir ,absolute Geheimhaltung , nur Ihnen unterstellt, um 3pm, also in zwei Stunden. Jawohl Sir bis dann..“
Der Admiral geht zu seinem Wandsafe und entnimmt ihm einen roten Aktendeckel. Eine Ansammlung von Telefonnummern und Zahlenncodes. Jetzt greift er zum Telefon. Alles ist vorgegeben, alles oft durchgespielt , immer in der Hoffnung das dieser Fall selten eintritt.
Ein halbes Dutzend Männer und Frauen, in Uniform und Zivilkleidung, haben sich um den grossen ovalen Kirschbaumkonferenztisch versammelt.
Der Raum ist von nüchterner Klarheit nur die eine Seite ziert eine riesige Weltkarte in der Ecke ,neben der Tür steht, fast unpassend, auf einem Tisch ein grosser Blumenstrauss. Gelbe Rosen.
Am Kopfende des Tisches, flankiert zur Linken vom Admiral ,zur Rechten von Mr. Brave, dem Chef der CIA, erhebt sich der Vicepräsident Dr. Green und ergreift das Wort.
„Ladies und Gentlemen, der Grund für unser Zusammentreffen ist allen Anwesenden bekannt. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle noch einmal meine menschliche Bestürzung über den ungeheuerlichen Vorfall zum Ausdruck bringen. Hier ist nicht nur ein Massenmord geschehen sondern eine Massentötung von unschuldigen Kindern. Wie Sie aus dem Obduktionsbericht und dem ärztlichen Bulletin der Überlebenden sehen können, wurden diese kleinen Menschen vor ihrem Tode auf das bestialischste sexuell gefoltert. Eine Tat die nach Sühne ruft. Eine Tat die so unglaublich ist, dass wir sie , vorläufig, vor der Öffentlichkeit verschweigen müssen.
Als Vertreter des Präsidenten bin ich befugt alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen um die Täter, ohne Ansehen der Person, ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Es besteht weiterhin der Verdacht, dass eine vom Ausland gesteuerte Gruppe uns ,die Vereinigten Staaten von Amerika, hierdurch international in Misskredit bringen will. Wie Sie wissen ist die höchste Geheimhaltungsstufe befohlen. Sie wissen was das heisst! Kein Wort zu Jemandem, der nicht dieser hier versammelten Gruppe angehört oder von ihnen in die Ermittlungen einbezogen wurde. Ich wiederhole nochmals, zu Niemandem ein Wort.“
Green verlässt seinen Platz und geht um den Tisch herum, neben ihm stehen die Blumen. Er nimmt eine Rose, eine kleine noch fast nicht erblühte in die Hand. „Wie diese kleine zarte, noch nicht voll erblühte Blume waren die Kinder als sie benutzt und danach entsorgt wurden“ Mit dem letzten Satz zerbrach er die Blume in der Hand. „Wir , als das grösste und stärkste Land der Erde werden diesem Treiben ein Ende machen!“ „Gestatten Sie eine Zwischenfrage?“ Alle sehen zu Mrs Keller, Chief Sergant und Protokollführerin der Navy. „Ja bitte Mrs. Keller“. „Als Protokollführerin benötige ich einen Arbeitstitel für unsere Aktion“. Der Politiker denkt kurz nach und schaut auf die Rose in seiner Hand. „Broken Rose wollen wir unsere Massnahme nennen und ich weiss , dass alle ihr Allerbestes geben werden“ und fast unhörbar , wie zu sich selbst redend fügt er hinzu, „das kann ich verdammt nur jedem raten“.
Seine Augen sind tiefschwarz geworden und er erinnert sich an die Grabsteine, die in seiner jüdischen Religion, Kindergräber auch mit einer zerbrochenen Rose schmücken.
#5
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
broken roses
in Märchen, Fabeln, Sci-Fi und Fantastisches 25.11.2005 22:26von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Kapitel 6
Die Order
Hank Bettermann ,ein hagerer etwas blasser Mann von fünfunddreissig Jahren mit schon lichtem Haar, sitzt in einem grossen, klimatisierten Saal der mit Computern und technischen Gerät vollgestopft ist. Er ist sportlich aber teuer gekleidet.
Tag und Nacht arbeiteten hier duzende von Hard- und Softwarespezialisten für die South Building Corporation. Dieser Raum, acht Stockwerke unter dem Bürohochhaus, ist das Herzstück des Unternehmens. Die Maschinenräume in denen die Rechner stehen sind noch einmal hermetisch abgeschlossen. Sie sind mit speziellen Gaslöschsystemen ausgestatten. Kommt es zum Brand schliessen sich die Türen innerhalb von wenigen Minuten und der Raum wird mit ,das Feuer erstickendem Gas, geflutet.
Hier werden alle Informationen die das Unternehmen benötigt be- und verarbeitet. Das Kommunikationszentrum auch der nichtoffiziellen Aktivitäten ihres Chefs.
Bettermann starrt auf eine Konsole mit unzähligen flimmernden Lämpchen, neben der auch ein Monitor steht. Mr. Big hatte ihm ein Computerband zur Decodierung gegeben. Die Rechner, auf denen dieses Band einst erstellt wurde, waren den älteren Systemen der IBM ähnlich. Systemfamilie 370.
Unzählige Kompilierversuche liegen schon hinter ihm. Er wirkt sehr angespannt. Den Durchbruch hat er noch nicht geschafft. Heute ist Feiertag. Ausnahmsweise wird nicht Schicht gearbeitet. Sonst wird hier Tag und Nacht gearbeitet. Gleichzeitig werden heute ,von einem Serviceunternehmen, Teile des Gesamtsystems gewartet. Er kann sich deshalb ungestört ,in einem abgelegenen Teil des Rechenzentrums, an dem noch ein älteres System 370/155 aufgebaut ist ,dem sogenannten Museum, an die Arbeit machen. Die Welt hier unten ist unwirtlich ,wie auf einer Raumstation.
Obwohl die Klimaanlagen unermüdlich vor sich hin summen, ist ihm warm. „Ich versuche noch diese ,zwar abwegige, Kombination“ sagt er leise zu sich. Bettermann ist wie die meisten Informatiker kein Mann der grossen Worte. Er ist eher introvertiert. Als Big ihn fragte ob er das entschlüsseln kann hatte er nur genickt, sonst nichts, und war still an seine Arbeit gegangen. Ohne Aufgeregtheit, ohne Emotion er war ein Profi er war der Beste und das wusste er.
Wieder rauscht das Band in der Lesestation, die Lampen flimmern, dann beginnt der Ausdruck auf dem riesigen Drucker durch den das Papier hindurchschiesst. „Bingo“, Bettermann strahlt als ob er sechs Richtige im Lotto gewonnen hat.
Nachdem der Drucker einige Minuten gearbeitet hat wird der Ausdruck beendet.
Der Informatiker ordnete den Stapel Computerpapier und wirft einen Blick auf den Ausdruck.
Die erste Spalte Buchstaben und Zahlencodes. Dann Namen und Anschriften.
Er greift zum Telefonhörer.
„Hier Bettermann, ich hab`s ! Es kann abgeholt werden. Im Rechenzentrum. Nur an Mr. Fox, Ja“
Er legt den Hörer auf die Gabel des ,in dieser Umgebung fast altmodisch anmutenden, grünen Telefons.
Zehn Minuten späten kommt Mr. Fox herein. Er ist persönlicher Assistent von Big. Seine rechte Hand in allen Geschäften. Fox , ein kleiner schlecht gekleideter Mittdreissiger mit Rattengesicht ,unzähligen Falten ,glänzend nach hinten gekämmten Haaren und schmalem Oberlippenbart, ist von der Erscheinung her das Gegenteil seines Chef. Er sieht überhaupt nicht seriös aus und ist es ,wie dieser, auch nicht. Träge kommt er herangeschlurft. Seine hellen ,wachen Augen passen so gar nicht zu der eher schlappen Erscheinung.
Mit öligem Grinsen klopft er dem Programmierer auf die Schulter. „Gut mein Lieber“ Dann nimmt er den Karton mit dem Computerausdruck und verschwindet watschelnd durch die Tür.
Der Rechenzentrumsleiter schüttelt den Kopf „ja mein Lieber „murmelt dieser und fährt das System dann herunter. Er kann seinen verdienten Feierabend beginnen.“ Komisch , so viel Aufhebens um eine alte Namensliste. „Dann denkt er wieder an seine Frau Claire die im achten Monat schwanger ist und fährt mit dem Expressaufzug nach oben zum Parkdeck.
Schnell hat Fox seine Fracht im Fond der Chessna verstaut und startet schnarrend den Motor des kleinen Flugzeugs. Er bittet den Tower um Starterlaubnis, wartet kurz und bekommt dann das OK. Das Flugzeug schwenkt vom Taxiway auf die Startbahn und mit dröhnenden Motor wird sie immer schneller. Leicht hebt die Maschine ab ,dreht die Nase nach Westen, Richtung Kofa-Nationalpark, der zwei Flugstunden entfernt ist und verschwindet in der Dämmerung. Mr. Big hat dort ein Landhaus.
KOFA-Wildschutzgebiet, zwei Flugstunden westlich von Phoenix / Arizona.
Mir. Big sitzt am geschwungenen Walnusschreibtisch seines Arbeitszimmers. Die riesige Schreibtischplatte, in ausgesuchtem Wurzelholz gearbeitet, ist bis auf einen krokoledernden Terminkalender, leer. Den Raum zieren rundherum gewaltige Bücherregale. Unzählige versteckte Lichtquellen verbreiten ein warmes ,angenehmes Licht. Eine schöne Bibliothek. Der Boden dämpft selbst den forschesten Schritt durch seine weichen ,kostbaren Teppiche. Durch das Panoramafenster sieht er in den Park ,zu dem auch ein eigenes Flugfeld gehört. Durch grosse Schiebetüren kommt man auf eine mit Naturplatten ausgelegte Terrasse deren Kopfende in einen Swimmingpool mündet in dem man Weltmeisterschaftsläufe austragen könnte.
Big trägt eine lederne Jagdweste und Kargohosen . Seine Füsse stecken in schweren Westernstiefeln. In diesem Outfit gleicht er den Rangern des Nationalparks. Das der Bauunternehmer hier ein Haus erstellen durfte hatte ihn viel Überzeugungsarbeit und Geld gekostet. Nachdem er zum Gouverneur gewählt worden war, ist es ihm jedoch gelungen diesen seinen Traum zu verwirklichen.
Er lauscht und hört ein entfernten Brummen. Big erhebt sich. „Er kommt“ murmelt er und verlässt den Raum. Heute ist er allein hier draussen. Seine Frau und die Kinder sind bei den Schwiegereltern in Huston und dem Personal hat er freigegeben.
Hoch über ihm ,im Pilotensitz der Chessna, betätigt Fox sein GPS-Navigationsgerät. „OK, ich habe die Zielkoordinaten erreicht. Jetzt werde es Licht“ Bei diesen Worten betätigt er auf dem grün illuminierten Instrumentenbrett einen weissen Knopf. Dreitausend Fuss unter ihm, inmitten schwarzer Wälder, flammt die weiss – rot –blaue Beleuchtung eines Rollfeldes auf. Er geht in den Landeanflug über. Die Nacht ist sonst schwarz und die Rollfeldbefeuerung kommt schnell näher.
Wenig später schwebt eine kleine , Privatmaschine ein, setzt fast behutsam auf der Landebahn auf und rollt vor den kleinen Hangar.
Tuckernd und blubbernd kommt der Propeller zum Stehen. Die Kabinentür öffnet sich und ein Mann mit einem Karton klettert heraus.
Unmerklich löst sich gleichzeitig eine Person aus dem Schatten der Flugzeughalle. „Alles ok?“ fragt sie. „Ja ich habe die Ware“ antwortet der Pilot nachdem er einen Schalter an der Hangarwand betätigt hat. Sofort erlischt die Beleuchtung. Beide stehen im Dunkeln. Es ist angenehm kühl und nur ab und zu zirpen ein paar Grillen. Gemeinsam verlassen Big und Fox das Flugfeld in Richtung Wohnhaus.
Sie gehen sofort in den Keller des Hauses. Vor einem Weinregal bleiben sie stehen. Big legt seine Hand um eine Flasche Pommery Champagner und das Regal verschiebt sich mit leisem Summen zur Seite und gibt eine Tür frei.
Neonröhren flackern auf und sie stehen in einem mit high-tech - Geräten bestücktem Raum.
„Geben sie mir Palermo“ sagt Big zu seinem Assistenten. Dieser macht sich eifrig am Satellitentelefon zu schaffen und schaltet den Zerhacker ein. Dann drückt er einen Knopf der automatischen Wahleinrichtung .
„Don Alfredo, brego“ Er reicht den Telefonhörer an Big.
„Wie geht es Dir? Ist die Familie auch wohlauf? Ja, danke. Ich habe einen Wunsch und brauche deine Hilfe. Ja, eine Ladung frischen Weizen. Schön weiss. Aus Europa. Die Lieferantenliste schicke ich dir. Ja, Polen und Ostdeutschland ist gut. Den Aufbau dort unterstützen ja. Chiao Alfredo“
Big legt den Hörer ab. Er lächelt zufrieden „Scann die Liste in den Rechner und verschlüssel es wie immer „. Big hat den Raum schon wieder verlassen und geht die Treppe hinauf in seine Bibliothek. „Alles andere soll Fox erledigen“ denkt er . Er weiss, dass dieser ihm hündisch ergeben ist und genau so handelt als ob er es selbst machen würde.
Mit seinen zerknitterten Hosen und dem ausgebeulten Sakko hätte Fox in jeder Fussgängerzone mit Erfolg Almosen erbetteln können. Seine kleinen, schwarzen Knopfaugen, sein schmales Gesicht und die lange Nase geben ihm das Aussehen eines Menschen dem man nicht einmal seinen grössten Feind anvertrauen würde. Selbstverständlich ist dieser Mann nicht verheiratet. Sein perverses Sexualleben lebt er in Mexiko, in regelmässigen Zeitabständen, mit kleinen Jungen aus. Kein Mensch weiss wie viele davon diese Orgien bisher nicht überlebt haben.
Er öffnet den Karton mit dem Tabellierpapier und führt den Anfang der Liste in ein graues, kastenförmiges Gerät ein.
Dann drückt er einen grossen grünen Knopf und schon saugt der Apparat ,fast schmatzend, die gesamte Liste auf der einen Seite ein und speit sie auf der anderen wieder aus. Das alles dauert eine halbe Stunde.
Danach wird die Liste wieder im Karton deponiert.
Am hinteren Teil des Scanners öffnet Fox ,mit einem Knopfdruck, einen Schacht und entnimmt ihm zwei DVD-Scheiben.
Diese legt er in die dafür vorgesehenen Laufwerke seines Hochleistungs-PC`s. In ein weiteres Laufwerke platziert er eine münzgrosse, schwarze, MINI-Disc ,die er vorher einem verschweissten Umschlag entnommen hat. Diese Kleindiskette enthält einen für die Verschlüsselung benötigten Einmalcode und wird danach vernichtet. Der Umschlag trägt eine Nummer und gehört zu einem Archiv durchlaufend nummerierter Umschläge. Das gleiche Archiv hat auch der Empfänge und kann somit jeweils mit der gleichen Diskette auch entschlüsseln.
Der Assistent startet ein Softwareprogramm, das die gesamte Liste der Geheimagenten, mit Hilfe des Einmalcodes sicher verschlüsselt . Diese Verschlüsselung ist nicht alphabetisch sondern alle Zeichen werden in digitale Signale umgeformt und hoch verdichtet. Ein gewaltige Anzahl von Kanälen nimmt dann jeweils eine bestimmte Frequenzfolge auf. Dieses Verfahren hat man sich vom Nachrichtendienst abgeschaut und es ist sicher und kann kaum entschlüsselt werden. Es ist eine Weiterentwicklung des Multiplex-Verfahrens. Die somit hochverdichteten Daten werden in kleinen Funkblitzen, über das Satelliten-Telefon gesendet. Die einzelnen Sendungen sind im Äther kaum wahrnehmbar und wirken wie ein gestörtes Fernsehbild oder eine Frequenzströrung auf nichteingeweihte Empfänger der Nachricht. Die kleinen kurzen Sendeeinheiten verhindern vor allen Dingen eine schnelle geographische Ortung des Absenders.
Fox schliesst ein kleines schwarzes Kästchen, dass wie ein Modem aussieht und auch mit dem PC verbunden ist, an das Telefon an. Er drückt die automatische Wahltaste am Telefon und nachdem eine grüne Lampe aufleuchtet betätigt er die kleine gelbe Taste am Kästchen.
Der Mann ist sichtbar nervös. Denn jetzt, da er auf Sendung ist, sind sie zu orten. Er läuft nervös auf und ab. Als kurze Zeit später das grüne Licht erlischt ist er erleichtert und demontiert schnell alle Komponenten die er hinter der weissen Wandvertäfelung in einem Stahlfach verstaut..
Die Mini-Disc ,mit dem Einmalcode ,wirft er in eine schwarze Box die eine Flüssigkeit enthält die die Scheibe auflöst. Den Karton mit der Liste schliesst er an einen grossen Aktenvernichter an, der
innerhalb kurzer Zeit, aus ihr einen Berg Konfetti macht. Nachdem er noch die DVD-Scheiben in die Zerstörungsbox geworfen hat ,verlässt er den Kelleraum. Alles sieht aus wie vorher. Ein Weinkeller. Rundum mit Regalen voller guter ,teurer Tropfen, bis auf eine Flasche Pommery.
Der Assistent schlendert über die Terrasse und ruft noch ein „BYE“ in Richtung des Hauses auf das er keine Antwort erhält. Kurz danach hört man ein leiser werdendes Brummen eines sich entfernenden Flugzeuges.
Kapitel 7
Einige tausend Meilen entfernt, im sizilianischen Bergdorf Corleone kommt Leben in das Anwesen des Bergbauern Marko Tantarella.
Im hinteren Teil der Milchkammer seines Stalls ist eine Bodenplatte angehoben. Es ist eine Treppe sichtbar die zwei Stockwerke nach unten in den Fels führt. In einem grossen, von gleissenden Neonröhren erhellten Raum sitzt Marko an einem Computer und entnimmt ihm zwei DVD-CD`s.
Dann geht er die Treppe hinauf, schliesst das Versteck ,verlässt den Stall und auf dem Hof des Anwesens ruft er nach seinem Sohn Peppo.
Die CD‚s hat er in einen kleinen schwarzen Transportbehälter gelegt und diesen verschlossen.
Peppo, ein gut aussehender Mann von neunzehn Jahren ,kommt ihm ,im Schein der Hoflaterne ,entgegen.
„Peppo bringe bitte diese Schachtel Do Alfredo und sage ihm es ist die neue Musik“ Der Tonfall, obwohl als Bitte formuliert, lässt keinen Zweifel daran, dass es sich um eine Anweisung handelt. So nickt der Junge nur , nimmt das Paket und kurze Zeit später hört man wie ein Motorrad das Anwesen verlässt und das Brummen der Maschine in der Nacht verschwindet.
Im Süden der Republik Italien, liegt auf einer Anhöhe ein Adelssitz.
Die Auffahrt führt durch eine Allee von Bäumen bis an ein grosses schmiedeeisernes Tor mit eingelassenem Wappen.
Hinter dem Tor erstreckt sich ein ausladender Park mit altem Baumbestand grossen gepflegten Rasenflächen und Teichen. Alles wird durchschnitten von der Auffahrt zum Herrenhaus. Ein beeindruckendes Gebäude aus dem neunzehnten Jahrhundert das rechts und links von Türmen eingerahmt ist. Alles ist gediegen und in hervorragendem Erhaltungszustand. Durch die bleiverglasten Fenster fällt dezent das Licht auf den Vorplatz ,in dessen Mitte ein barocker Brunnen plätschert.
Hier lebten die Landadeligen von Corleone. Nachdem der letzte Spross kinderlos geblieben war kaufte das Anwesen ein Verwandter. Sein Name ist Comte Alfredo de Conzinella. Alle die mit ihm unmittelbar zu tun haben und das sind äusserst wenige, nennen ihn Don Alfredo. Dieser Mann ist in Italiens Süden eine Instanz an der auch die Politik nicht vorbeikommt. Das heisst ohne seine Einwilligung geht hier gar nichts. Er ist aber auch ,über die regionalen Grenzen hinaus ,ein Machtfaktor. Seine Aktivitäten beschränken sich nicht auf die landwirtschaftliche Nutzung seiner Güter sondern er beherrscht, mit seiner Organisation, auch das Bauwesen, den Drogenhandel, das Glücksspiel, Menschenhandel, Waffenhandel und die Politik in Rom. Er ist der Boss der Bosse. Er ist die süditalienische Mafia. Aber auch er hat einen Boss, “rattlesnake“ ist die Zentralfigur im Netz und er sitzt wie einige riesige Spinne im globalen Netzwerk der Organisation.
Im Zentrum der weitläufigen ,ganz in Carrara-Marmor gehaltenen, Eingangshalle schwingt sich eine breite Freitreppe in die oberen Stockwerke und läuft in einer Empore aus.
Das Geländer ist feinste Jugendstilarbeit und am Treppenabsatz ziert ein Wappen den Aufgang.
Von der Halle verzweigen ein halbes Dutzend Türen in die Salon`s des Erdgeschosses. Im ersten Untergeschoss sind die hochmodernen Einrichtungen der Küche, die von zwei Köchen und einem Dutzend Servicepersonal betreut wird. Im zweiten und dritten Untergeschoss sind Räumlichkeiten untergebracht ,die ganz im Gegensatz zum historischen Ambiente der Villa stehen. Hier ist die Kommunikation der Organisation zu Hause. Hochmoderne Computer und weltweit vernetzte Satellitensysteme. Dieser Teil ist für das Personal nicht zugänglich. Nur handverlesene Spezialisten arbeiten hier.
Links neben der Eingangstür geht es in das Arbeitszimmer von Don Alfredo.
Die Wände sind in schwarzer Mooreiche getäfelt und mit reich geschnitzten Bücherregalen besetzt. In der Mitte des Raumes steht ein Renaissance-Schreibtisch . Die Stirnwand ziert ein mächtiger weisser Marmorkamin in dem ein lustiges Feuer züngelt.
Hinter dem Schreibtisch, in einem schweren bordeaux - farbenem Lederstuhl, sitzt ein Mann von dreiundsechzig Jahren. Er ist sehr schlank, fast zierlich und hat feine aristokratische Züge. Sein nachtblauer Armani-Anzug mit barockem silbernen Halstuch das von einer reich verzierten Brosche zusammengehalten wird ,macht aus dem Alten eine Figur die nicht in dieses Jahrhundert zu passen scheint. Die dichten silbergrauen Haare sind im Nacken zu einem Zopf gebunden. Im Knopfloch trägt er eine weisse Nelke. Der Schreibtisch ist , bis auf ein altmodisches Telefon, leer.
Don Alfredo schliesst die Augen und streift sich mit seiner rechten Hand über den kurz gestutzten weissen Vollbart. Soeben hat er das Gespräch mit Big beendet. Dieser Big, er mochte ihn nicht besonders. Dieser Parvenü. Big nennt er sich jetzt ,obwohl seine Vorfahren aus Sizilien einwanderten und Carvallio hiessen. Einer seiner Vorfahren war bei seinem Onkel Stallknecht gewesen. Er wirkt entspannt. Seine schlanken Finger werden an der rechten Hand nur von zwei übereinander gestreiften rotgoldenen Eheringen unterbrochen. Er ist seit zehn Jahren Witwer. Seine Frau, die Comtessa, kam mit seiner Tochter und deren Mann bei einem Attentat um. Er trauerte noch immer. Wie gut das es seine Enkelin gab. Lange hatte es gedauert bis die Auftraggeber des Mordes von seinen Leuten gefunden wurden. Langsam musste jeder sterben das war sein Befehl gewesen.
Die Weste seines Anzuges ziert eine schwere rotgoldene Taschenuhrkette an deren Ende, in der Uhrtasche seiner Weste, eine massive alte deutsche Taschenuhr ,aus Glashütter Produktion, hängt.
Dieser Mann passt zu diesem Haus, oder es zu ihm. Er strahlt Würde , Macht und unendliche Melancholie aus. Seine grossen, fast schwarzen Augen sind durchdringend, hellwach und leuchten als wenn in ihnen ein nicht verzehrendes Feuer brennen würde.
Die Enduro, mit Peppo, verlangsamt ihre Geschwindigkeit und biegt rechts von der Landstrasse in die Allee ein, die zum Gut Don Alfredo`s führt.
Er biegt ab und fährt ,mit verhaltenem Tempo, die Allee hinauf. Sofort., nachdem er in die Strasse eingebogen ist ,setzt sich ein Alfa-Romeo in Bewegung. Das Fahrzeug hat die Beleuchtung nicht eingeschaltet und folgt dem Motorrad.
Peppo bringt sein Fahrzeug vor dem Tor zum Stehen. Der Alfa ist direkt hinter ihm und hat ihm den Rückweg versperrt.
Vier Männer springen heraus und drücken Peppo gegen das Gitter des Tores. Professionell wird er ,mit erhobenen Händen, abgetastet. Er kennt die Prozedur. Don Alfredos Garde, die über das Leben ihres Patron`s wacht, ist allgegenwärtig.
Peppo schaut in das gleissende Licht einer starken Lampe. „Es ist Peppo“ hört er jemanden sagen.
„Ich habe eine Lieferung für Don Alfredo“ sagt dieser fast kleinlaut. „Moment“ Im Hintergrund hört er das Knistern eines Funkgerätes. „Ja, ok“ Mit leisem „Klack“ öffnet sich das schwere Tor.
Peppo und die Bodyguards fahren durch den Park auf das Haus zu.
In der hell erleuchteten breiten Eingangstür steht ein Mann der diese fast ausfüllt. Er sieht aus als ob man einen Gorilla in einen Frack gezwängt hätte und sein breites, von einer platten Nase geschmücktes Gesicht ,passt ganz und gar nicht zu seinem Outfit. Antonio der Butler des Chefs.
„Für Don Alfredo, die neue Musik“ sagt Peppo verlegen und reicht das Päckchen an den Butler weiter. Der nimmt es, grunzt etwas und schlägt dem Jungen die Tür vor der Nase zu.
Peppo ist erleichtert, schwingt sich auf sein Motorrad und verlässt zügig das Grundstück. Der Alfa folgt ihm bis zum Ende der Allee und ist dann plötzlich verschwunden ,als ob die Nacht ihn geschluckt hätte.
Antonio nimmt das Päckchen und fährt mit einem Lift, der im hinteren Teil der Eingangshalle versteckt ist, in eines der Untergeschosse. In einem Hochsicherheitsraum, dem Bunker, legt er es in einen „Schnüffler“ . Ein Gerät, das auch die kleinsten Mengen Sprengstoff registriert. An der Konsole leuchtet eine grüne Lampe. „OK“ nuschelt der Butler und greift zum Telefon. „Chef hier ist eine Sendung neue Musik“ sagt er in die Sprechmuschel. „Ja ich gebe es in die Technik „ Der Butler schlurft einen schmalen Gang entlang und öffnet eine Tür. Eine grazile, dunkelhaarige junge Frau in weissem Kittel nimmt das Paket entgegen. „Decodieren, Ja. Dann zum Chef. OK“ Graziella ist die Chefprogrammiererin und mag den Gorilla nicht besonders. Deshalb ist sie erleichtert als er sich tapsend entfernt.
Eine Stunde später liegt der Listausdruck auf dem Schreibtisch Don Alfredo`s. Das Computerpapier passt so gar nicht in das gediegene Ambiente des Raumes.
Neben dem Mafia-Chef steht Lucrezia, eine schwarzhaarige Schönheit im beigefarbenen Chanel-Kostüm. Sie hätte auch Model auf dem Titelblatt von Vouge sein können. Lucretia ist Alfredo`s Enkelin und seine rechte Hand. Sie sieht ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich. Don Alfredo liebt nur einen Menschen und das ist seine Enkelin. Im Gegensatz zu ihrer sanften Ausstrahlung ist sie jedoch eine „IRON-LADY“ Die Comtessa ist emotional wie ihr Grossvater und wird nach dessem Tod auch sein Erbe antreten, das wussten alle.
„Lucrezia ,Big hat angerufen. Er braucht eine Ladung frischen Weizen. Weiss.“ Lucretia weis wie der Comte, dass frischer Weizen weiss ein Synonym für junge weisse Kinder bedeutet und nickt.
„Wir werden unsere Organisation neu ausrichten und an Schlüsselstellen mit ehemaligen Geheimdienstmitarbeitern aus Ostdeutschland besetzen. In dieser Liste sind alle Namen und deren letzte Funktion. Setze dich mit George zusammen und macht die Kontakte. Dann gebt Order an Enricoo in München ,Frederico in Rom, Salvatore in London, Ignazio in New York........“ Es folgt eine Aufzählung aller Statthalter der Organisation in der ganzen Welt. „Enrico soll das mit dem Weizen erledigen. Er soll sein deutsches Team losschicken“ Lucretia nickt, lächelt ihren Grossvater liebevoll an, nimmt den umfangreichen Ausdruck und verschwindet ,mit atemberaubendem Gang, im Untergeschoss des Hauses.
Das palisandergetäfelte Büro ,im zweiten Untergeschoss, ist äusserst modern eingerichtet. Lucretia sitzt mit einem grossen, breitschultrigem Mann von dreiundvierzig Jahren am Konferenztisch.
George war ehemaliger CIA-Agent .Als Doppelagent hatte er auch für den Staatssicherheitsdienst der ehemaligen DDR gearbeitet . Seine hellblondgelockten, kurzgeschnittenen, Haare und die stahlblauen Augen stehen im Gegensatz zum südländischen Aussehen seiner Chefin.
Beide verstehen sich sehr gut. Ja Lucretia empfindet sogar so etwas wie persönliche Zuneigung und das bedeutet für sie unendlich viel. Doch ein Verhältnis mit Georg ist unmöglich. Eine Zusammenarbeit wäre dann nicht mehr gewährleistet. Sie müsste ihm kündigen und sie wusste was das für ihn bedeutete ,in einer Organisation in der gekündigte Mitarbeiter hinausgetragen werden. Doch flirten, im Rahmen, war erlaubt. Das wussten beide und es war wie eine stille Vereinbarung.
„Georg, haben sie die Liste gesichtet?“ fragt sie ihn mit fast sanfter Stimme. „Ja , ich habe auch schon einen Favoriten, den ich noch aus meiner aktiven Zeit kenne. Der ist für den Weizentransport geeignet, Beuchler heisst er. Den sollten wir aquirieren. Der kann dann auch in Zukunft als Filter zwischen uns und den Teilorganisationen in Europa fungieren. Die anderen arbeiten wir dann gemeinsam durch und bringen sie mit unseren Statthaltern zusammen, schlage ich vor. Das wird ein Quantensprung in unserer Organisationsstruktur. Alles erstklassige Profi`s.“ Sie nickt zustimmend.
Er nimmt den Telefonhörer und wählt eine Nummer in Ostdeutschland, genauer gesagt in Krippen Sachsen.
Die Order
Hank Bettermann ,ein hagerer etwas blasser Mann von fünfunddreissig Jahren mit schon lichtem Haar, sitzt in einem grossen, klimatisierten Saal der mit Computern und technischen Gerät vollgestopft ist. Er ist sportlich aber teuer gekleidet.
Tag und Nacht arbeiteten hier duzende von Hard- und Softwarespezialisten für die South Building Corporation. Dieser Raum, acht Stockwerke unter dem Bürohochhaus, ist das Herzstück des Unternehmens. Die Maschinenräume in denen die Rechner stehen sind noch einmal hermetisch abgeschlossen. Sie sind mit speziellen Gaslöschsystemen ausgestatten. Kommt es zum Brand schliessen sich die Türen innerhalb von wenigen Minuten und der Raum wird mit ,das Feuer erstickendem Gas, geflutet.
Hier werden alle Informationen die das Unternehmen benötigt be- und verarbeitet. Das Kommunikationszentrum auch der nichtoffiziellen Aktivitäten ihres Chefs.
Bettermann starrt auf eine Konsole mit unzähligen flimmernden Lämpchen, neben der auch ein Monitor steht. Mr. Big hatte ihm ein Computerband zur Decodierung gegeben. Die Rechner, auf denen dieses Band einst erstellt wurde, waren den älteren Systemen der IBM ähnlich. Systemfamilie 370.
Unzählige Kompilierversuche liegen schon hinter ihm. Er wirkt sehr angespannt. Den Durchbruch hat er noch nicht geschafft. Heute ist Feiertag. Ausnahmsweise wird nicht Schicht gearbeitet. Sonst wird hier Tag und Nacht gearbeitet. Gleichzeitig werden heute ,von einem Serviceunternehmen, Teile des Gesamtsystems gewartet. Er kann sich deshalb ungestört ,in einem abgelegenen Teil des Rechenzentrums, an dem noch ein älteres System 370/155 aufgebaut ist ,dem sogenannten Museum, an die Arbeit machen. Die Welt hier unten ist unwirtlich ,wie auf einer Raumstation.
Obwohl die Klimaanlagen unermüdlich vor sich hin summen, ist ihm warm. „Ich versuche noch diese ,zwar abwegige, Kombination“ sagt er leise zu sich. Bettermann ist wie die meisten Informatiker kein Mann der grossen Worte. Er ist eher introvertiert. Als Big ihn fragte ob er das entschlüsseln kann hatte er nur genickt, sonst nichts, und war still an seine Arbeit gegangen. Ohne Aufgeregtheit, ohne Emotion er war ein Profi er war der Beste und das wusste er.
Wieder rauscht das Band in der Lesestation, die Lampen flimmern, dann beginnt der Ausdruck auf dem riesigen Drucker durch den das Papier hindurchschiesst. „Bingo“, Bettermann strahlt als ob er sechs Richtige im Lotto gewonnen hat.
Nachdem der Drucker einige Minuten gearbeitet hat wird der Ausdruck beendet.
Der Informatiker ordnete den Stapel Computerpapier und wirft einen Blick auf den Ausdruck.
Die erste Spalte Buchstaben und Zahlencodes. Dann Namen und Anschriften.
Er greift zum Telefonhörer.
„Hier Bettermann, ich hab`s ! Es kann abgeholt werden. Im Rechenzentrum. Nur an Mr. Fox, Ja“
Er legt den Hörer auf die Gabel des ,in dieser Umgebung fast altmodisch anmutenden, grünen Telefons.
Zehn Minuten späten kommt Mr. Fox herein. Er ist persönlicher Assistent von Big. Seine rechte Hand in allen Geschäften. Fox , ein kleiner schlecht gekleideter Mittdreissiger mit Rattengesicht ,unzähligen Falten ,glänzend nach hinten gekämmten Haaren und schmalem Oberlippenbart, ist von der Erscheinung her das Gegenteil seines Chef. Er sieht überhaupt nicht seriös aus und ist es ,wie dieser, auch nicht. Träge kommt er herangeschlurft. Seine hellen ,wachen Augen passen so gar nicht zu der eher schlappen Erscheinung.
Mit öligem Grinsen klopft er dem Programmierer auf die Schulter. „Gut mein Lieber“ Dann nimmt er den Karton mit dem Computerausdruck und verschwindet watschelnd durch die Tür.
Der Rechenzentrumsleiter schüttelt den Kopf „ja mein Lieber „murmelt dieser und fährt das System dann herunter. Er kann seinen verdienten Feierabend beginnen.“ Komisch , so viel Aufhebens um eine alte Namensliste. „Dann denkt er wieder an seine Frau Claire die im achten Monat schwanger ist und fährt mit dem Expressaufzug nach oben zum Parkdeck.
Schnell hat Fox seine Fracht im Fond der Chessna verstaut und startet schnarrend den Motor des kleinen Flugzeugs. Er bittet den Tower um Starterlaubnis, wartet kurz und bekommt dann das OK. Das Flugzeug schwenkt vom Taxiway auf die Startbahn und mit dröhnenden Motor wird sie immer schneller. Leicht hebt die Maschine ab ,dreht die Nase nach Westen, Richtung Kofa-Nationalpark, der zwei Flugstunden entfernt ist und verschwindet in der Dämmerung. Mr. Big hat dort ein Landhaus.
KOFA-Wildschutzgebiet, zwei Flugstunden westlich von Phoenix / Arizona.
Mir. Big sitzt am geschwungenen Walnusschreibtisch seines Arbeitszimmers. Die riesige Schreibtischplatte, in ausgesuchtem Wurzelholz gearbeitet, ist bis auf einen krokoledernden Terminkalender, leer. Den Raum zieren rundherum gewaltige Bücherregale. Unzählige versteckte Lichtquellen verbreiten ein warmes ,angenehmes Licht. Eine schöne Bibliothek. Der Boden dämpft selbst den forschesten Schritt durch seine weichen ,kostbaren Teppiche. Durch das Panoramafenster sieht er in den Park ,zu dem auch ein eigenes Flugfeld gehört. Durch grosse Schiebetüren kommt man auf eine mit Naturplatten ausgelegte Terrasse deren Kopfende in einen Swimmingpool mündet in dem man Weltmeisterschaftsläufe austragen könnte.
Big trägt eine lederne Jagdweste und Kargohosen . Seine Füsse stecken in schweren Westernstiefeln. In diesem Outfit gleicht er den Rangern des Nationalparks. Das der Bauunternehmer hier ein Haus erstellen durfte hatte ihn viel Überzeugungsarbeit und Geld gekostet. Nachdem er zum Gouverneur gewählt worden war, ist es ihm jedoch gelungen diesen seinen Traum zu verwirklichen.
Er lauscht und hört ein entfernten Brummen. Big erhebt sich. „Er kommt“ murmelt er und verlässt den Raum. Heute ist er allein hier draussen. Seine Frau und die Kinder sind bei den Schwiegereltern in Huston und dem Personal hat er freigegeben.
Hoch über ihm ,im Pilotensitz der Chessna, betätigt Fox sein GPS-Navigationsgerät. „OK, ich habe die Zielkoordinaten erreicht. Jetzt werde es Licht“ Bei diesen Worten betätigt er auf dem grün illuminierten Instrumentenbrett einen weissen Knopf. Dreitausend Fuss unter ihm, inmitten schwarzer Wälder, flammt die weiss – rot –blaue Beleuchtung eines Rollfeldes auf. Er geht in den Landeanflug über. Die Nacht ist sonst schwarz und die Rollfeldbefeuerung kommt schnell näher.
Wenig später schwebt eine kleine , Privatmaschine ein, setzt fast behutsam auf der Landebahn auf und rollt vor den kleinen Hangar.
Tuckernd und blubbernd kommt der Propeller zum Stehen. Die Kabinentür öffnet sich und ein Mann mit einem Karton klettert heraus.
Unmerklich löst sich gleichzeitig eine Person aus dem Schatten der Flugzeughalle. „Alles ok?“ fragt sie. „Ja ich habe die Ware“ antwortet der Pilot nachdem er einen Schalter an der Hangarwand betätigt hat. Sofort erlischt die Beleuchtung. Beide stehen im Dunkeln. Es ist angenehm kühl und nur ab und zu zirpen ein paar Grillen. Gemeinsam verlassen Big und Fox das Flugfeld in Richtung Wohnhaus.
Sie gehen sofort in den Keller des Hauses. Vor einem Weinregal bleiben sie stehen. Big legt seine Hand um eine Flasche Pommery Champagner und das Regal verschiebt sich mit leisem Summen zur Seite und gibt eine Tür frei.
Neonröhren flackern auf und sie stehen in einem mit high-tech - Geräten bestücktem Raum.
„Geben sie mir Palermo“ sagt Big zu seinem Assistenten. Dieser macht sich eifrig am Satellitentelefon zu schaffen und schaltet den Zerhacker ein. Dann drückt er einen Knopf der automatischen Wahleinrichtung .
„Don Alfredo, brego“ Er reicht den Telefonhörer an Big.
„Wie geht es Dir? Ist die Familie auch wohlauf? Ja, danke. Ich habe einen Wunsch und brauche deine Hilfe. Ja, eine Ladung frischen Weizen. Schön weiss. Aus Europa. Die Lieferantenliste schicke ich dir. Ja, Polen und Ostdeutschland ist gut. Den Aufbau dort unterstützen ja. Chiao Alfredo“
Big legt den Hörer ab. Er lächelt zufrieden „Scann die Liste in den Rechner und verschlüssel es wie immer „. Big hat den Raum schon wieder verlassen und geht die Treppe hinauf in seine Bibliothek. „Alles andere soll Fox erledigen“ denkt er . Er weiss, dass dieser ihm hündisch ergeben ist und genau so handelt als ob er es selbst machen würde.
Mit seinen zerknitterten Hosen und dem ausgebeulten Sakko hätte Fox in jeder Fussgängerzone mit Erfolg Almosen erbetteln können. Seine kleinen, schwarzen Knopfaugen, sein schmales Gesicht und die lange Nase geben ihm das Aussehen eines Menschen dem man nicht einmal seinen grössten Feind anvertrauen würde. Selbstverständlich ist dieser Mann nicht verheiratet. Sein perverses Sexualleben lebt er in Mexiko, in regelmässigen Zeitabständen, mit kleinen Jungen aus. Kein Mensch weiss wie viele davon diese Orgien bisher nicht überlebt haben.
Er öffnet den Karton mit dem Tabellierpapier und führt den Anfang der Liste in ein graues, kastenförmiges Gerät ein.
Dann drückt er einen grossen grünen Knopf und schon saugt der Apparat ,fast schmatzend, die gesamte Liste auf der einen Seite ein und speit sie auf der anderen wieder aus. Das alles dauert eine halbe Stunde.
Danach wird die Liste wieder im Karton deponiert.
Am hinteren Teil des Scanners öffnet Fox ,mit einem Knopfdruck, einen Schacht und entnimmt ihm zwei DVD-Scheiben.
Diese legt er in die dafür vorgesehenen Laufwerke seines Hochleistungs-PC`s. In ein weiteres Laufwerke platziert er eine münzgrosse, schwarze, MINI-Disc ,die er vorher einem verschweissten Umschlag entnommen hat. Diese Kleindiskette enthält einen für die Verschlüsselung benötigten Einmalcode und wird danach vernichtet. Der Umschlag trägt eine Nummer und gehört zu einem Archiv durchlaufend nummerierter Umschläge. Das gleiche Archiv hat auch der Empfänge und kann somit jeweils mit der gleichen Diskette auch entschlüsseln.
Der Assistent startet ein Softwareprogramm, das die gesamte Liste der Geheimagenten, mit Hilfe des Einmalcodes sicher verschlüsselt . Diese Verschlüsselung ist nicht alphabetisch sondern alle Zeichen werden in digitale Signale umgeformt und hoch verdichtet. Ein gewaltige Anzahl von Kanälen nimmt dann jeweils eine bestimmte Frequenzfolge auf. Dieses Verfahren hat man sich vom Nachrichtendienst abgeschaut und es ist sicher und kann kaum entschlüsselt werden. Es ist eine Weiterentwicklung des Multiplex-Verfahrens. Die somit hochverdichteten Daten werden in kleinen Funkblitzen, über das Satelliten-Telefon gesendet. Die einzelnen Sendungen sind im Äther kaum wahrnehmbar und wirken wie ein gestörtes Fernsehbild oder eine Frequenzströrung auf nichteingeweihte Empfänger der Nachricht. Die kleinen kurzen Sendeeinheiten verhindern vor allen Dingen eine schnelle geographische Ortung des Absenders.
Fox schliesst ein kleines schwarzes Kästchen, dass wie ein Modem aussieht und auch mit dem PC verbunden ist, an das Telefon an. Er drückt die automatische Wahltaste am Telefon und nachdem eine grüne Lampe aufleuchtet betätigt er die kleine gelbe Taste am Kästchen.
Der Mann ist sichtbar nervös. Denn jetzt, da er auf Sendung ist, sind sie zu orten. Er läuft nervös auf und ab. Als kurze Zeit später das grüne Licht erlischt ist er erleichtert und demontiert schnell alle Komponenten die er hinter der weissen Wandvertäfelung in einem Stahlfach verstaut..
Die Mini-Disc ,mit dem Einmalcode ,wirft er in eine schwarze Box die eine Flüssigkeit enthält die die Scheibe auflöst. Den Karton mit der Liste schliesst er an einen grossen Aktenvernichter an, der
innerhalb kurzer Zeit, aus ihr einen Berg Konfetti macht. Nachdem er noch die DVD-Scheiben in die Zerstörungsbox geworfen hat ,verlässt er den Kelleraum. Alles sieht aus wie vorher. Ein Weinkeller. Rundum mit Regalen voller guter ,teurer Tropfen, bis auf eine Flasche Pommery.
Der Assistent schlendert über die Terrasse und ruft noch ein „BYE“ in Richtung des Hauses auf das er keine Antwort erhält. Kurz danach hört man ein leiser werdendes Brummen eines sich entfernenden Flugzeuges.
Kapitel 7
Einige tausend Meilen entfernt, im sizilianischen Bergdorf Corleone kommt Leben in das Anwesen des Bergbauern Marko Tantarella.
Im hinteren Teil der Milchkammer seines Stalls ist eine Bodenplatte angehoben. Es ist eine Treppe sichtbar die zwei Stockwerke nach unten in den Fels führt. In einem grossen, von gleissenden Neonröhren erhellten Raum sitzt Marko an einem Computer und entnimmt ihm zwei DVD-CD`s.
Dann geht er die Treppe hinauf, schliesst das Versteck ,verlässt den Stall und auf dem Hof des Anwesens ruft er nach seinem Sohn Peppo.
Die CD‚s hat er in einen kleinen schwarzen Transportbehälter gelegt und diesen verschlossen.
Peppo, ein gut aussehender Mann von neunzehn Jahren ,kommt ihm ,im Schein der Hoflaterne ,entgegen.
„Peppo bringe bitte diese Schachtel Do Alfredo und sage ihm es ist die neue Musik“ Der Tonfall, obwohl als Bitte formuliert, lässt keinen Zweifel daran, dass es sich um eine Anweisung handelt. So nickt der Junge nur , nimmt das Paket und kurze Zeit später hört man wie ein Motorrad das Anwesen verlässt und das Brummen der Maschine in der Nacht verschwindet.
Im Süden der Republik Italien, liegt auf einer Anhöhe ein Adelssitz.
Die Auffahrt führt durch eine Allee von Bäumen bis an ein grosses schmiedeeisernes Tor mit eingelassenem Wappen.
Hinter dem Tor erstreckt sich ein ausladender Park mit altem Baumbestand grossen gepflegten Rasenflächen und Teichen. Alles wird durchschnitten von der Auffahrt zum Herrenhaus. Ein beeindruckendes Gebäude aus dem neunzehnten Jahrhundert das rechts und links von Türmen eingerahmt ist. Alles ist gediegen und in hervorragendem Erhaltungszustand. Durch die bleiverglasten Fenster fällt dezent das Licht auf den Vorplatz ,in dessen Mitte ein barocker Brunnen plätschert.
Hier lebten die Landadeligen von Corleone. Nachdem der letzte Spross kinderlos geblieben war kaufte das Anwesen ein Verwandter. Sein Name ist Comte Alfredo de Conzinella. Alle die mit ihm unmittelbar zu tun haben und das sind äusserst wenige, nennen ihn Don Alfredo. Dieser Mann ist in Italiens Süden eine Instanz an der auch die Politik nicht vorbeikommt. Das heisst ohne seine Einwilligung geht hier gar nichts. Er ist aber auch ,über die regionalen Grenzen hinaus ,ein Machtfaktor. Seine Aktivitäten beschränken sich nicht auf die landwirtschaftliche Nutzung seiner Güter sondern er beherrscht, mit seiner Organisation, auch das Bauwesen, den Drogenhandel, das Glücksspiel, Menschenhandel, Waffenhandel und die Politik in Rom. Er ist der Boss der Bosse. Er ist die süditalienische Mafia. Aber auch er hat einen Boss, “rattlesnake“ ist die Zentralfigur im Netz und er sitzt wie einige riesige Spinne im globalen Netzwerk der Organisation.
Im Zentrum der weitläufigen ,ganz in Carrara-Marmor gehaltenen, Eingangshalle schwingt sich eine breite Freitreppe in die oberen Stockwerke und läuft in einer Empore aus.
Das Geländer ist feinste Jugendstilarbeit und am Treppenabsatz ziert ein Wappen den Aufgang.
Von der Halle verzweigen ein halbes Dutzend Türen in die Salon`s des Erdgeschosses. Im ersten Untergeschoss sind die hochmodernen Einrichtungen der Küche, die von zwei Köchen und einem Dutzend Servicepersonal betreut wird. Im zweiten und dritten Untergeschoss sind Räumlichkeiten untergebracht ,die ganz im Gegensatz zum historischen Ambiente der Villa stehen. Hier ist die Kommunikation der Organisation zu Hause. Hochmoderne Computer und weltweit vernetzte Satellitensysteme. Dieser Teil ist für das Personal nicht zugänglich. Nur handverlesene Spezialisten arbeiten hier.
Links neben der Eingangstür geht es in das Arbeitszimmer von Don Alfredo.
Die Wände sind in schwarzer Mooreiche getäfelt und mit reich geschnitzten Bücherregalen besetzt. In der Mitte des Raumes steht ein Renaissance-Schreibtisch . Die Stirnwand ziert ein mächtiger weisser Marmorkamin in dem ein lustiges Feuer züngelt.
Hinter dem Schreibtisch, in einem schweren bordeaux - farbenem Lederstuhl, sitzt ein Mann von dreiundsechzig Jahren. Er ist sehr schlank, fast zierlich und hat feine aristokratische Züge. Sein nachtblauer Armani-Anzug mit barockem silbernen Halstuch das von einer reich verzierten Brosche zusammengehalten wird ,macht aus dem Alten eine Figur die nicht in dieses Jahrhundert zu passen scheint. Die dichten silbergrauen Haare sind im Nacken zu einem Zopf gebunden. Im Knopfloch trägt er eine weisse Nelke. Der Schreibtisch ist , bis auf ein altmodisches Telefon, leer.
Don Alfredo schliesst die Augen und streift sich mit seiner rechten Hand über den kurz gestutzten weissen Vollbart. Soeben hat er das Gespräch mit Big beendet. Dieser Big, er mochte ihn nicht besonders. Dieser Parvenü. Big nennt er sich jetzt ,obwohl seine Vorfahren aus Sizilien einwanderten und Carvallio hiessen. Einer seiner Vorfahren war bei seinem Onkel Stallknecht gewesen. Er wirkt entspannt. Seine schlanken Finger werden an der rechten Hand nur von zwei übereinander gestreiften rotgoldenen Eheringen unterbrochen. Er ist seit zehn Jahren Witwer. Seine Frau, die Comtessa, kam mit seiner Tochter und deren Mann bei einem Attentat um. Er trauerte noch immer. Wie gut das es seine Enkelin gab. Lange hatte es gedauert bis die Auftraggeber des Mordes von seinen Leuten gefunden wurden. Langsam musste jeder sterben das war sein Befehl gewesen.
Die Weste seines Anzuges ziert eine schwere rotgoldene Taschenuhrkette an deren Ende, in der Uhrtasche seiner Weste, eine massive alte deutsche Taschenuhr ,aus Glashütter Produktion, hängt.
Dieser Mann passt zu diesem Haus, oder es zu ihm. Er strahlt Würde , Macht und unendliche Melancholie aus. Seine grossen, fast schwarzen Augen sind durchdringend, hellwach und leuchten als wenn in ihnen ein nicht verzehrendes Feuer brennen würde.
Die Enduro, mit Peppo, verlangsamt ihre Geschwindigkeit und biegt rechts von der Landstrasse in die Allee ein, die zum Gut Don Alfredo`s führt.
Er biegt ab und fährt ,mit verhaltenem Tempo, die Allee hinauf. Sofort., nachdem er in die Strasse eingebogen ist ,setzt sich ein Alfa-Romeo in Bewegung. Das Fahrzeug hat die Beleuchtung nicht eingeschaltet und folgt dem Motorrad.
Peppo bringt sein Fahrzeug vor dem Tor zum Stehen. Der Alfa ist direkt hinter ihm und hat ihm den Rückweg versperrt.
Vier Männer springen heraus und drücken Peppo gegen das Gitter des Tores. Professionell wird er ,mit erhobenen Händen, abgetastet. Er kennt die Prozedur. Don Alfredos Garde, die über das Leben ihres Patron`s wacht, ist allgegenwärtig.
Peppo schaut in das gleissende Licht einer starken Lampe. „Es ist Peppo“ hört er jemanden sagen.
„Ich habe eine Lieferung für Don Alfredo“ sagt dieser fast kleinlaut. „Moment“ Im Hintergrund hört er das Knistern eines Funkgerätes. „Ja, ok“ Mit leisem „Klack“ öffnet sich das schwere Tor.
Peppo und die Bodyguards fahren durch den Park auf das Haus zu.
In der hell erleuchteten breiten Eingangstür steht ein Mann der diese fast ausfüllt. Er sieht aus als ob man einen Gorilla in einen Frack gezwängt hätte und sein breites, von einer platten Nase geschmücktes Gesicht ,passt ganz und gar nicht zu seinem Outfit. Antonio der Butler des Chefs.
„Für Don Alfredo, die neue Musik“ sagt Peppo verlegen und reicht das Päckchen an den Butler weiter. Der nimmt es, grunzt etwas und schlägt dem Jungen die Tür vor der Nase zu.
Peppo ist erleichtert, schwingt sich auf sein Motorrad und verlässt zügig das Grundstück. Der Alfa folgt ihm bis zum Ende der Allee und ist dann plötzlich verschwunden ,als ob die Nacht ihn geschluckt hätte.
Antonio nimmt das Päckchen und fährt mit einem Lift, der im hinteren Teil der Eingangshalle versteckt ist, in eines der Untergeschosse. In einem Hochsicherheitsraum, dem Bunker, legt er es in einen „Schnüffler“ . Ein Gerät, das auch die kleinsten Mengen Sprengstoff registriert. An der Konsole leuchtet eine grüne Lampe. „OK“ nuschelt der Butler und greift zum Telefon. „Chef hier ist eine Sendung neue Musik“ sagt er in die Sprechmuschel. „Ja ich gebe es in die Technik „ Der Butler schlurft einen schmalen Gang entlang und öffnet eine Tür. Eine grazile, dunkelhaarige junge Frau in weissem Kittel nimmt das Paket entgegen. „Decodieren, Ja. Dann zum Chef. OK“ Graziella ist die Chefprogrammiererin und mag den Gorilla nicht besonders. Deshalb ist sie erleichtert als er sich tapsend entfernt.
Eine Stunde später liegt der Listausdruck auf dem Schreibtisch Don Alfredo`s. Das Computerpapier passt so gar nicht in das gediegene Ambiente des Raumes.
Neben dem Mafia-Chef steht Lucrezia, eine schwarzhaarige Schönheit im beigefarbenen Chanel-Kostüm. Sie hätte auch Model auf dem Titelblatt von Vouge sein können. Lucretia ist Alfredo`s Enkelin und seine rechte Hand. Sie sieht ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich. Don Alfredo liebt nur einen Menschen und das ist seine Enkelin. Im Gegensatz zu ihrer sanften Ausstrahlung ist sie jedoch eine „IRON-LADY“ Die Comtessa ist emotional wie ihr Grossvater und wird nach dessem Tod auch sein Erbe antreten, das wussten alle.
„Lucrezia ,Big hat angerufen. Er braucht eine Ladung frischen Weizen. Weiss.“ Lucretia weis wie der Comte, dass frischer Weizen weiss ein Synonym für junge weisse Kinder bedeutet und nickt.
„Wir werden unsere Organisation neu ausrichten und an Schlüsselstellen mit ehemaligen Geheimdienstmitarbeitern aus Ostdeutschland besetzen. In dieser Liste sind alle Namen und deren letzte Funktion. Setze dich mit George zusammen und macht die Kontakte. Dann gebt Order an Enricoo in München ,Frederico in Rom, Salvatore in London, Ignazio in New York........“ Es folgt eine Aufzählung aller Statthalter der Organisation in der ganzen Welt. „Enrico soll das mit dem Weizen erledigen. Er soll sein deutsches Team losschicken“ Lucretia nickt, lächelt ihren Grossvater liebevoll an, nimmt den umfangreichen Ausdruck und verschwindet ,mit atemberaubendem Gang, im Untergeschoss des Hauses.
Das palisandergetäfelte Büro ,im zweiten Untergeschoss, ist äusserst modern eingerichtet. Lucretia sitzt mit einem grossen, breitschultrigem Mann von dreiundvierzig Jahren am Konferenztisch.
George war ehemaliger CIA-Agent .Als Doppelagent hatte er auch für den Staatssicherheitsdienst der ehemaligen DDR gearbeitet . Seine hellblondgelockten, kurzgeschnittenen, Haare und die stahlblauen Augen stehen im Gegensatz zum südländischen Aussehen seiner Chefin.
Beide verstehen sich sehr gut. Ja Lucretia empfindet sogar so etwas wie persönliche Zuneigung und das bedeutet für sie unendlich viel. Doch ein Verhältnis mit Georg ist unmöglich. Eine Zusammenarbeit wäre dann nicht mehr gewährleistet. Sie müsste ihm kündigen und sie wusste was das für ihn bedeutete ,in einer Organisation in der gekündigte Mitarbeiter hinausgetragen werden. Doch flirten, im Rahmen, war erlaubt. Das wussten beide und es war wie eine stille Vereinbarung.
„Georg, haben sie die Liste gesichtet?“ fragt sie ihn mit fast sanfter Stimme. „Ja , ich habe auch schon einen Favoriten, den ich noch aus meiner aktiven Zeit kenne. Der ist für den Weizentransport geeignet, Beuchler heisst er. Den sollten wir aquirieren. Der kann dann auch in Zukunft als Filter zwischen uns und den Teilorganisationen in Europa fungieren. Die anderen arbeiten wir dann gemeinsam durch und bringen sie mit unseren Statthaltern zusammen, schlage ich vor. Das wird ein Quantensprung in unserer Organisationsstruktur. Alles erstklassige Profi`s.“ Sie nickt zustimmend.
Er nimmt den Telefonhörer und wählt eine Nummer in Ostdeutschland, genauer gesagt in Krippen Sachsen.
#6
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
broken roses
in Märchen, Fabeln, Sci-Fi und Fantastisches 28.11.2005 22:43von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Kapitel 8
Luigi Caletti ,ein grosser, schlanker Mann in Lederkleidung, lenkt das schwere, schwarze Motorrad. Am Ortsausgang von Gummlin zieht er die Maschine in eine enge Kurve auf einen breiten Feldweg. Nach einhundert Metern erreicht er eine Baumgruppe. Ausser einigen Büschen ist das Feld frei. Er ist allein. Zu dieser frühen Morgenstunde hatte er auch nichts anders erwartet. Es ist noch frisch aber die Hochsommersonne fängt langsam an die Luft unbarmherzig zu erwärmen. .Vögel singen in der Krone der alten, mächtigen Linde.
Luigi stellt die Maschine ab und entledigt sich des Helms. Aus den Augenwinkeln beobachtet er aufmerksam seine Umgebung. Er kniet sich vor das Motorrad und tut so als ob er eine Panne hat.. Nichts. weit und breit ,kein Mensch. Langsam zieht er ein Blatt Papier aus der Lederweste und entfaltete es. „Die Linde dort“. Nach wenigen Schritten erreicht er den Baum, tastet den Boden ,im Wurzelbereich, ab und zieht eine Metallhülse hervor. Er öffnet sie, entnimmt etwas was er sofort in der geräumigen Jacke verschwinden lässt. Schnell erreicht er wieder das Motorrad, startet es und fährt mit blubberndem Motor auf die Landstrasse. Er scheint keine Eile zu haben. Dort entfernt er sich in Richtung Ostklüne.
Nachdem das Motorrad ausser Sichtweite ist, bewegt sich etwas hinter den Büschen. Ein mit einer grün-braunen Maske verdecktes Gesicht kommt zum Vorschein und sucht vorsichtig den Horizont ab.
Das Gesicht ist gekrönt von einem Grasbüschel und auch die dazugehörende Gestalt sieht aus als wäre sie Bestandteil des Graslandes.
Kruse grinst. Hab ich dich. Schnell entledigt er sich seiner Verkleidung und schiebt die Büsche beiseite.
Zum Vorschein kommt ein schwerer ,grüner Geländewagen. Sofort nimmt Kruse die Verfolgung auf.
Nach kurzer Zeit sieht er die Maschine vor sich .Mit geringer Geschwindigkeit fährt sie auf der Landstrasse. Er ist zufrieden und hält Abstand. Ausser den beiden Fahrzeugen ist die Landstrasse leer und die Alleebäume werfen ,im Vorüberfahren, ihre flimmernden Schatten auf die Fahrbahn und reflektieren in den Augen wie ein alter Film.
„Nun will ich mal sehen, wo noch mehr Geld zu holen ist „ sagt er leise zu sich.
Der Kradfahrer erreicht Ostklüne und fährt bei der Pizzeria „da Agelo“ auf den Hof. Dort steht, neben vielen anderen Autos, ein weisser Fiat Lieferwagen. Dieser Wagen wurde vor zwei Tagen in Dresden gestohlen und dann mit Nummernschildern versehen, die zu einem nicht gestohlen Fahrzeug gleichen Aussehens gehören. Das Original gehört einem Fischhändler in Wolgast und der ahnt davon nichts. Der Wagen ist eine Dublette. Selbst in einer polizeilichen Verkehrskontrolle würde es nicht auffallen.
Kruse fährt vorbei und grinst.
Luigi erreicht vom Hof ,durch die Hintertür ,das Lokal und geht sofort in ein Nebenzimmer. Das Lokal gehört, wie viele andere auf der Welt, der Organisation für die er arbeitet. Mit diesen Geschäften wird aus kriminellem schmutzigem Geld offizielles, versteuertes sauberes Geld. Eine gigantische Geldwaschanlage.
Leonardo, Carlo und Giuseppe sitzen an einem Tisch auf dem eine Strassenkarte ausgebreitet ist .Sie haben weisse Einmaloveralls, so wie sie Maler tragen ,an.
Kurz schauen sie auf als Luigi den Raum betritt. “Bello hast du es?“ fragt ihn Giuseppe. “Ja, alles ok“ antwortete dieser und zieht das Papier aus der Jacke. Über Luigi‚s schönes, feingeschnittenes Gesicht huscht ein Lächeln .Sie wirken wie grosse Jung`s die etwas ausfressen wollen. Die anderen grinsten. Sie haben nichts anderes erwartet. Sie , die Profi`s. Die Elite der Organisation. Sie verstehen ihr Handwerk. Sie leben schon lange in Deutschland. In Mannheim, Bremen und Dresden sind sie als Kellner in Lokalen der Organisation tätig.
Als Don Enrico sie aus München angerufen hat wussten sie was zu tun ist. Don Enrico ist ihr oberster Boss. Er betreibt in München eine erfolgreiche Firma für Design. Sie ahnen zwar das er auch einen Boss hat, aber das dürfen und wollen sie nicht wissen. Enrico ist der Herrscher in Deutschland. Herr über Leben und Tod.
„Was ist mit dem Boot?“ fragt Luigi. „Es liegt im Hafen. Gutes Schiff und sehr schnell. Vierundzwanzig Meter lang und hochseetüchtig. Macht locker fünfundvierzig Knoten. Donato und seine Leute haben das organisiert. Antonio und seine Söhne sind als Besatzung an Bord. Die haben die nötige seemännische Erfahrung. Es kann losgehen.“ antwortet Giuseppe. Alle grinsen zufrieden.
Das Lachen würde ihnen im Gesicht eingefrieren wenn sie gewusst hätten, dass vor dem Lokal, in einer Seitenstrasse, Kruse in seinem Wagen nur darauf wartet dass sie aktiv werden.
„Uhrenvergleich ,wir haben genau 11:29 „ Luigi sieht sich auffordernd im Kreis um. „11:40 fahren wir!“
Das ist keine Feststellung sondern ein Befehl, das wissen alle. Sofort kommt Bewegung in die Gruppe. Taschen werden gepackt und Carlo prüft den Sitz seiner 7,65 mm Beretta, die er im Hosenbund hinten trägt. „Die Schiesseisen bleiben hier!. Wenn wir in eine Kontrolle kommen sind wir sonst geliefert.“ Luigi macht diese Bemerkung wie beiläufig und alle wissen was sie zu tun haben.
Genau um 11:40 verlässt der Lieferwagen den Hof des Restaurants. Kruse nickt zustimmend als er sie sieht und liest weiter in seiner Zeitung.
Der LKW fährt durch das, in gleissendem Sonnenlicht liegende, menschenleere Stolpe und weiter auf die Landstrasse nach Gummlin. Es ist 12:20 Uhr.
Im Wageninneren ist es drückend heiss. In ihren weissen Overalls mit den schwarzen Wollmützen passen sie so gar nicht zu diesem Wetter. Die Männer sehen in einiger Entfernung einen Fahrradfahrer. Es ist das Mädchen.
„Zielperson, fertig machen!“ sagt Luigi. Alle ziehen an ihren Wollmützen und ihre Gesichter verwinden hinter einer Motorradsturmhaube ,sodass nur noch das Weisse ihrer Augen sichtbar ist..
Leonardo bereitet die Äthermaske vor und Giuseppe zieht eine Einmalspritze mit Heroin auf. Sie sind bereit. Das Fahrzeug überholt das Kind auf dem roten Fahrrad, schneidet ihm den Weg ab. Das Mädchen in den Blue-Jeans stürzt und das Fahrrad fällt an den Strassenrand. Das Lampenglas zerbricht. Der Wagen steht mit den Vorderrädern auf dem Grünstreifen und was seine Besatzung nicht sieht, im noch feuchten Boden einer ehemaligen Regenpfütze.
Carlo springt durch die Schiebetür hinaus, reisst das Mädchen an sich und drückt ihm die Äthermaske auf Mund und Nase. Dann wirft er Veronica in den Laderaum, springt hinterher und sofort braust der Fiat davon. Das Mädchen ist sofort bewusstlos. Giuseppe staut das Blut im Arm des Kindes, mit einem Gummiband, klopft auf die Venen und setzt die Spritze mit dem Rauschgift an .
Danach wird der schlaffe Körper unter einer grauen Decke verstaut ,der Wagen wendet und fährt zurück nach Stolpe.. Am Ortseingang drosselt der Fahrer die Geschwindigkeit kann aber nicht verhindern, dass er beinahe eine schwarze Katze überfahrt, die aus ihrem Mittagsschlaf aufgeschreckt wurde und kurz vor ihm über die Strasse spring. Vor einem der kleinen Häuser, auf einer Bank, sitzen zwei alte Leute die kurz aufschauen. Dann ist der Lieferwagen vorbei und verlässt Stolpe Richtung Ostklüne. Carlo wischt sich den Schweiss von der Stirn.
Kruse sieht von seiner Lektüre auf. „Da kommen sie .Das klappt ja wunderbar“. Er ist mit sich zufrieden.
Der weisse Fiat wird im Hof abgestellt und die Männer tragen ein grösseres längliches Paket in ein Nebengebäude.
Ihre Mützen haben sie nicht mehr auf und wirken wie Lieferanten eines Lebensmittelservices.
Einige Minuten später kommt Alfonso, der Sohn des Pizzeria Betreibers . Zusammen mit Luigi verladen sie das Motorrad in den Laderaum. Dann setzt er sich in den Lastwagen und fährt vom Hof.
Auf dem Hof stehen nur noch die Autos der Mittagsgäste und nichts weist mehr darauf hin, dass dieser Ort Zentrum einer Entführung war.
Kruse hat alles durch ein grosses Militärfernglas beobachtet. Er hat Zeit ,das weiss er.
Langsam wird es dunkel. Die Restaurantbeleuchtung ist eingeschaltet und verbreitet ein schummriges Licht. Grillen zirpen und die Luft wird kühler. Eine leichte Brise, von See, wirkt äusserst erfrischend.
Aus dem Lokal kommen einige junge Männer, mit südländischem Aussehen und gehen zur Bushaltestelle. Kaum haben sie die Haltestelle erreicht brummt auch schon der letzte Bus nach Wollgast die Dorfstrassen herauf. Die Männer steigen ein und der Bus verschwindet in der Dunkelheit.
Auf dem Hof des Restaurants brennt Licht. Ein kleiner roter Kombi mit der Aufschrift „Italienischer Partyservice“ steht vor einem Nebengebäude. Zwei Männer tragen ein längliches Paket in den Laderaum, die Türen werden geschlossen und der Wagen verlässt den Hof.
Kruse ist hellwach. Er startet den Motor ,biegt auf die Dorfstrasse in die Richtung die das rote Auto genommen hat . Er wartet noch etwas, dann schaltet auch er die Beleuchtung ein und folgt dem Kombi.
Die Fahrt geht zum Hafen. An einem Bootssteg hält der Lieferwagen. Kruse hat sein Fahrzeug in einiger Entfernung schon abgestellt und beobachtet mit dem Fernglas das Geschehen.
Am Bootssteg liegt ein schnittiges, ungefähr zwanzig Meter langes ,weisses Schiff. Am Bug steht in schwarzen Lettern „Marlene“.
An der Seite die Registriernummer „AN45862 IS“ Das Boot ist abgedunkelt und nur an den Niedergängen verbreitet die Notbeleuchtung ein
diffuses Licht. Die Kommandobrücke, in ungefähr vier Meter Höhe, wirkt verlassen.
Kruse sieht wie sich zwei Matrosen, in Richtung des roten Wagens, in Bewegung setzen. Sie scheinen es nicht eilig zu haben. Am Auto angekommen nehmen sie ein längliches Paket in Empfang und tragen es auf ihr Schiff. Ein unbedarfter Beobachter würde vermuten, dass an Bord eine Party vorbereitet wird.
Kurze Zeit später werden mit tiefem Grollen, dröhnend Motoren gestartet. Die Positionslichter des Schiffes leuchten auf, die Leinen lösen sich ,das Radargerät beginnt zu kreisen und langsam, fast gleitend legt die Yacht ab, um gemächlich Richtung Süd- West ihren Kurs zu suchen. Bis auf die roten und grünen Lichter ist das Schiff dunkel.
Als letztes sieht Kruse noch das von der weissen Hecklaterne beleuchtete Heck am Horizont verschwinden. Der Heimathafen der Marlene, das steht am Heck, ist Antwerpen.
Kruse notiert Name und Registrierung und startet dann seinen Wagen. Er fährt zurück nach Gummlin.
Kapitel 9
Die Strasse von Stolpe nach Gummlin ist abgesperrt. Der ohnehin geringe Strassenverkehr wird grossflächig umgeleitet. Es ist Nacht. Genau 3:20 Uhr. Trotzdem ist die Allee in gleissendes Kunstlicht getaucht. Grosse Scheinwerfer, von blubbernden Generatoren gespeist, machen die Nacht zum Tag. Die Szene wirkt wie aus einem Science Fiktion Film. Ganz in weiss vermummte Gestalten, mit Mundschutz stehen oder kriechen am Boden. Mit rot-weissem Kunststoffband ist der mutmassliche Tatort abgesichert. Uniformierte Polizisten sorgen dafür das niemand das Gebiet betritt. Die Spurensicherung ist am Werk.
Fiet Bruns und Holger Kramer sichern mit ihren Kollegen den Tatort. „Herr Bruns und Herr Kramer kann ich sie einmal kurz sprechen?“ eine warme ,tiefe weibliche Stimme, kommt aus dem Dunkel hinter einem Scheinwerfer hervor, sodass die Angesprochen die Fragerin nicht sehen können. Die beiden Beamten gehen in Richtung der Sprecherin und es löst sich eine Figur aus dem Schatten und tritt in das Licht der Quarzlampe. Vor ihnen steht eine grosse sehr gutaussehende Frau Ende Dreissig mit schulterlangen roten Haaren.
Im Mundwinkel balanciert sie eine Zigarette. Ihre atemberaubende Figur wird durch ein beigefarbenes Kostüm noch mehr betont.
„Mein Name ist Hauptkommissarin Beate Oldenburg, ich leite die Ermittlungen. Sie kennen doch die Leute in Stolpe. Lassen sie uns alle Einwohner aus den Betten holen und fragen ob sie heute Nachmittag etwas ungewöhnliches gesehen haben“ Die beiden Landpolizisten nicken und trotten mit der Kommissarin zu ihrem Streifenwagen.
„Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei, eine wichtige Durchsage kommen sie bitte vor ihre Eingangstüren......Achtung, Achtung ......“ Der Streifenwagen fährt im Schritttempo die Dorfstrasse von Stolpe entlang. Fenster leuchten auf und langsam kommt Leben auf die nächtliche Strasse.
Nach einer Stunde stehen die Menschen , mehr oder weniger fertig bekleidet vor ihren Türen.
Frau Oldenburg geht von Haus zu Haus und fragt die Bewohner ob sie etwas aussergewöhnliches beobachtet haben. Sie kommt auch zum Ehepaar Henning. Olaf und Erna Henning sind beide schon über siebzig . Ihr Mittagsschläfchen haben sie heute vor ihrem Haus auf der Bank gehalten, bis sie das quietschende Bremsen eines Lastwagens, der einer Katze auswich aufschreckte. „Wir haben auch nichts gesehen sagt Olaf und Erna fällt ihm in`s Wort, bis auf den weissen Lieferwagen“
Die Kommissarin ist hellwach. „Erzählen sie“ fordert sie die beiden auf.
„Ja wir sassen hier,“ Erna weist auf die Bank vor ihrem Haus“ es war wohl so 15:00 oder früher als ein Kastenwagen, weiss oder hellgrau die Strasse von Gummlin her kommend, einer Katze ausweichen musste. Zu dieser Zeit war es das einzige Auto seit Stunden. Deshalb erinnere ich mich so genau daran. Sie hätten fast unseren Peter totgefahren. „Konnten sie den Fahrer erkennen?“ fragt sie die Kommissarin. „Nein nicht direkt es waren mehrere Männer im Führerhaus. Es ging alles so schnell“ „Herr Kramer wird mit ihnen ein Protokoll machen“ sagte die Beamtin noch und wendet sich dem nächsten Haus zu.
Greifswald, 10:00 Uhr am Tag nach der Entführung. Beate Oldenburg sitzt im Büro des Leiters der Spurensicherung Dr. Find .
„Die Ausbeute heute Nacht war gering“ hebt dieser an „nur ein paar Lacksplitter und den Reifenabdruck. Besser als nichts. Ich habe alles schon zum BKA nach Wiesbaden ,per Kurier, geschickt. Erste Ergebnisse erwarte ich übermorgen“ Die Kommissarin zündet sich eine Zigarette an und nickt nervös. Dann steht sie auf und geht an die rückwärtige Wand des Büros an der eine grosse Landkarte ihres Zuständigkeitsgebietes hängt. In Ihrem grünen Kleid , der umwerfenden Figur und den dunkelroten, langen Haaren ist sie eine Augenweide. Aufmerksam fährt sie mit dem Zeigefinger über die Landstrasse von Stolpe in westlicher Richtung. „Ja, Ostklüne, da machen wir weiter „sagt sie leise zu sich und will gerade das Büro verlassen als ihr Handy klingelt. „Oldenburg, ja ich verstehe ich benachrichtige die Spurensicherung“ Dann beendet sie das Gespräch.
„Der Polizeiposten Anklam hat ein ausgebranntes Auto in der Nähe von Schwichtenberg am Lubkowsee gemeldet. Ein Kastenwagen. Dr. Find schicken sie bitte ein Team dorthin.“ Er greift zum Telefonhörer und Beate Oldenburg verlässt das Büro.
„Ausgebrannt“ sagt sie leise zu sich ,“dann können wir die Spuren vergessen“ Sie besteigt ihren BMW und fährt in die Redaktion des Greifswalder Anzeigers. „Udo muss jetzt ran. Bei dem hab ich noch was gut“ knurrt sie vor sich hin und gibt Gas. Udo Gätjen ist der Lokalredakteur der hiesigen Zeitung und hat von Beate schon so manchen Tipp für eine Story bekommen. Ausserdem verehrt er sie und beide waren auch schon des öfteren miteinander essen. Gefunkt hat es jedoch noch nicht zwischen dem Zeitungsmann und der Polizistin. Sie kennen sich schon zu lange und waren zu DDR-Zeiten gemeinsam in der FDJ. Als Beate das Büro des schmächtigen, schon zur Glatzenbildung neigenden Redakteur`s verlässt, schaut ihr dieser sehnsüchtig nach.
„Kidnapping in Stolpe, wer sah weissen Kastenwagen!“ In grossen Lettern steht die Schlagzeile am nächsten Tag auf der Titelseite der Zeitung.
„Anna. Annaaa!“ Uwe Johanson aus Ostklüne sitzt am Kaffeetisch und hat die Zeitung abgelegt. Er trägt eine speckige Jogginghose und ein Unterhemd. Sein Gesicht ist nicht rasiert und die ganze Gestalt wirkt ungepflegt.
Anna Johanson schlurft aus der Küche, mit frischen Kaffee in der Hand auf ihren Mann zu. Beide sind Rentner und Uwe , der zu DDR-Zeiten auch für das MFS gearbeitet hatte, kann auch im Alter seine alten Gewohnheiten nicht ablegen. Er sitzt ständig hinter dem Fenster und beobachtete seine Umgebung. Er nennt es intelligente Neugierde aber es sind sicher alte Gewohnheiten.
Sie haben ihr Haus gegenüber dieser Pizzeria die nach der Wende in das Gebäude des Dorfkruges eingezogen war. „Ich hab dir immer gesagt mit den Ausländern stimmt was nicht! Gestern stand doch bei denen dieser weisse Wagen auf dem Hof“ „Na ja, das ist sicher Zufall von diesen Autos gibt es doch nicht nur eins“ antwortet seine Frau.
Uwe Johanson hat sich jedoch schon das Telefon geangelt und wählt die Nummer der Polizei.
Knapp eine Stunde später hält der grün-weisse Polizeiwagen vor seinem Haus. Der Beamte überquert die Strasse und betritt das Lokal „da Angelo“. Hinter dem Tresen steht Alfonso, der Sohn des Wirts. „Brego Signiore, was kann ich für sie tun“ Kruse kommt sofort zur Sache. „Haben sie einen weissen Lieferwagen“ fragt er den jungen Mann. Alfredo bleibt gelassen und verneint. „unser Lieferwagen ist rot, bedauere“. „Stand gestern bei ihnen ein weisser Lieferwagen auf dem Hof“ setzt der Beamte nach. „Signore hier stehen immer Autos, es kommen Lieferanten und Gäste. Wir achten nicht darauf mit welchen Autos die Leute kommen“ antwortet der Sizilianer.
Der Polizist schaut in die Runde. Einige Tische sind besetzt. Er macht sich ein paar Notizen, bedankt sich für die Auskunft und geht.
In seinem Auto greift er zum Funkgerät und lässt sich mit der Kommissarin verbinden.
„Hier Kramer. Ich habe eine Zeugenaussage zu melden. Ein weisser Lieferwagen stand gestern auf dem Hof der Pizzeria „da Angelo“ in Ostklüne. Ich habe schon recherchiert.
Fehlanzeige. Der Betreiber sagt es kommen immer Gäste und Lieferanten und auf die Autos achtet man nicht. Ja, der Zeuge hat sich das Kennzeichen notiert. „ und Kramer gibt der Ermittlerin das Kennzeichen durch. Dann fährt er zurück zur Dienststelle.
Die Kommissarin hat aufgelegt und nimmt den Telefonhörer wieder zur Hand. „Bitte eine Halterfeststellung „ dann folgt das Kennzeichen. Kurze Zeit später kommt die Antwort. „Das Fahrzeug gehört der Fischhandlung Wilhelms in Wolgast“
Beate Oldenburg nickt und beendet das Gespräch. „Ein Lieferant“ denkt sie und macht sich eine Aktennotiz. Wenn sie gewusst hätte ,dass sie den heissesten Tipp zu den Akten legt ohne den Halter zu befragen hätte sie nicht so genussvoll an ihrer Zigarette gesaugt.
„Ich muss das LKA verständigen“ denkt sie sich und macht die Meldung fertig.
Bayern, Deutschland Monate vor der Tat.
Wie auf einer überdimensionalen Pilzfarm ,auf der oberirdisch Champignons gezüchtet werden, ist ein grosses Gelände mit vielen weissen Kuppeln überzogen. Hier betreiben die USA ihr grösstes Abhörzentrum in Europa. Das Gelände ist hermetisch abgeschlossen und militärisch gesichert.
Die NSA, der geheimste aller US-Geheimdienste zeichnet hier vollautomatisch jede Kommunikation auf. Gigantische Computer analysieren jedes Gespräch und jedes Fax bzw. e-mail .
Wird ein Kontakt von den Computern als auffällig eingestuft gelangt er in eine Rasterfahndung zur manuellen Nachbearbeitung. Generell sind das alle Informationen die verschlüsselt gesendet werden.
Es ist 11:00 Uhr. Der Diensthabende Agent Mc Neel sitzt zwischen Bildschirmen, Konsolen mit flackernden Lämpchen und Schaltern. Der Raum ist abgedunkelt und nur ein schwaches rotes Licht erhellt seinen Arbeitsplatz. Da wird er von einem roten Alarmsignal aufgeschreckt. „Da ist es wieder. Diese digitalen Blitze“ Er betätigt einige Schalter und Knöpfe und schaltet damit die automatische Satellitenortung ein. „Dich kriegen wir „sagt er grimmig. “bull shit, die Quelle ist weg“. Er schaltet das System auf Ortungs-Analyse und es erscheint eine Landkarte auf dem Monitor der die südlichen Vereinigten Staaten zeigt. Die Gegend um Phoenix Arizona. „Zur Feinanalyse hat die Zeit nicht gereicht“ murmelt er. „Wir bleiben dir auf den Fersen. Hoffentlich können unsere Dechiffrierer den Code bald knacken“ denkt er und gibt die Gesamtinformation, an das Team das sich mit diesem hartnäckigen Fall schon einige Monate beschäftigt, weiter. Des weiteren arbeitet ein anderes Team an einem geographischen Überblick aller Telefongespräche die aus den neuen deutschen Bundesländern über Telefonzerhacker geführt werden. Hier vermutet die CIA, dass es noch russische Spionagenester von erheblichem Ausmass gibt. Das zweite Projekt wird zusammen mit der bundesdeutschen Behörde ,dem Amt für Verfassungsschutz in Köln und der militärischen Abwehr dem MAD, betrieben.
Kommissarin Oldenburg sitzt an ihrem Schreibtisch und blättert in Papieren. Soeben hat sie von der Spurensicherung das Ergebnis vom BKA und der Untersuchung des ausgebrannten Transporters bekommen.
„So ein Fiat Ducato“ sagt sie. Das BKA besitzt eine grosse Datenbank aller Fahrzeugfarben und deren Bereifung. Das Ergebnis ist eindeutig. Im ausgebrannten LKW fanden sich keine Spuren mehr. Sie ist jedoch sicher, dass es das gesuchte Auto ist. Die Nummernschilder waren vor dem Brand entfernt worden und alle Identifizierungsnummern von Motor und Fahrgestell herausgeschnitten. Dieses Fahrzeug wurde für das Verbrechen präpariert .
„Die Tat liegt jetzt schon fast vier Tage zurück, wir haben weder eine Lösegeldforderung noch einen Leichenfund. Wir wollen die Hilfe der Medien. Das Gelände um den Fundort des Autos werden wir von der Bereitschaftspolizei absuchen lassen und die Bundesluftwaffe mit ihren Wärmekameras muss fliegen “ Kriminalrat Otto Mayer vom LKA sagt das ,mit grosser Betroffenheit in das Blitzlichtgewitter und die laufenden Kameras bei der Pressekonferenz die das LKA anberaumt hat. „Welche Ergebnisse können sie schon vorweisen, haben sie erste Erkenntnisse, was macht die Polizei...“Die Fragen der Journalisten prasseln auf die Beamten ein. „Wir können noch nichts sagen.. wir wollen die Ermittlungen nicht behindern...“ Die Fahnder fliehen in Allgemeinaussagen.
„Gehen wir noch auf einen Kaffee?“ Mayer sieht Frau Oldenburg auffordernd an. „Ja gern“ antwortet sie. Die Pressekonferenz hat alle geschafft. Man steht unter enormen Erfolgsdruck.
Das kleine ,gemütliche Cafe hat einen direkten Ausblick auf die Fussgängerzone. Es ist gemütlich eingerichtet und gut besucht. „Er sieht eigentlich ganz passabel aus“ denkt Frau Oldenburg und fixiert den grossen schlanken Mann mit seinen kurzen schwarzen Locken als Mayer ihr den Stuhl zurechtschiebt, “und gute Manieren hat er auch“
„Also Frau Kollegin gehen wir noch einmal die Ergebnisse durch. Wir haben ein ausgebranntes mutmassliches Tatfahrzeug und das ist alles“ Sie stutzt. Auf der anderen Seite der Fussgängerzone steht ein weisser Ducato Lieferwagen . Auf dem Aufbau steht Fischhandlung Wilhelms, Wolgast.
Sie ist elektrisiert, es fällt ihr die Aktennotiz ein. „Kommen sie schnell, wir müssen nach Ostklüne“ sagt sie und zieht ihn hinter sich her. Schnell zahlen sie und laufen zu dem Auto der Kommissarin.
„Wollen sie mir bitte sagen was das zu bedeuten hat“ fragt er sie als er sich anschnallt.
„Ich weiss nicht, ich habe da eine Ahnung. Ein Anwohner hat gemeldet, dass am Tattag auf dem Hof der dortigen Pizzeria ein weisser Lieferwagen stand. Er hat uns auch das Kennzeichen gemeldet. Es war ein weisser Fiat Ducato. Die Halterüberprüfung hatte ergeben, dass der Wagen der Fischhandlung Wilhelms in Wolgast gehört. In der Fussgängerzone habe ich eben das Fahrzeug gesehen. Es trägt die Aufschrift Fischhandlung Wilhelms. Das gemeldete Fahrzeug hatte keine Beschriftung.“
Mayer greift zum Funktelefon, die Zentrale meldet sich. „Geben sie mir bitte eine Verbindung mit der Fischhandlung Wilhelms in Wolgast“ Nach einigen Minuten meldet sich der gewünschte Teilnehmer. „Hier Landeskriminalamt Mayer, ihren Geschäftsführer bitte“ Nach längerem Gespräch legt der Beamte auf. „Ich glaube wir haben eine Spur. Die Pizzeria „da Angelo“ ist zwar Kunde, jedoch wurde gestern nicht geliefert“ Beate Oldenburg wird blass. „Verdammt, wir haben Zeit verloren“ stammelt sie. Er greift wieder zum Hörer „den Staatsanwalt bitte, Hier Mayer ich brauche eine Abhörgenehmigung für das Lokal „da Angelo“ in Ostklüne. Ja möglichst sofort in Sachen Entführung Veronica Janssen. Wir sind auf dem Weg nach Ostklüne. Wollen mal auf den Busch klopfen. Vielleicht werden die nervös. Ja danke ich informiere das Team. Wir werden rund um die Uhr überwachen . Ja, danke.“
Er lässt sich erneut mit seiner Dienststelle verbinden und setzt ein Telefonobservationsteam und ein Überwachungsteam vor Ort auf das Lokal und dessen Betreiber an. “Wir müssen das Lokal mit Abhöranlagen bestücken. Wenn es stimmt, was ich glaube, wird das eine harte Nuss.“ „Was glauben sie denn?“ fragt ihn Beate. „Wir können OK (organisierte Kriminalität) nicht ausschliessen. Wir stehen unter Zeitdruck und müssen dennoch mit Bedacht die Sache angehen“ antwortet er.
Der BMW fährt auf den Hof der Pizzeria. Fast alle Parkplätze sind besetzt. „Der Laden muss gut laufen“ denkt Mayer als er mit der Kommissarin das Lokal betritt. Alle Tische sind besetzt und Kellner eilen mit Speisen und Getränken durch den Raum. Sie gehen sofort auf den Schanktisch zu ,hinter dem der Sohn des Pizzeriabetreibers die Essensbestellungen von der Bedienung entgegennimmt und Getränke ausschenkt. Sie weisen sich aus und bitten um ein Gespräch mit dem Chef. Die Beamten werden in das Nebenzimmer geführt und nach kurzer Zeit kommt ein Mann, Mitte Fünfzig, mit schwarzem Oberlippenbart, kahlköpfig und mit einer weissen Schürze, um den ausladenden Bauch, herein. “Er sieht nicht aus wie ein Gangster“ denkt Frau Oldenburg. „Seniora, Seniore Policia was kann ich für sie tun „ fragt er artig. Er wirkt entspannt ganz im Gegensatz zu normalen Bürgern wenn sie unverhofft Besuch von der Polizei bekommen.
„Wir ermitteln im Fall der Entführung im Nachbarort“ beginnt Mayer. Der Wirt nickt, “isch habe davon gehört“ sagt er. „Schlimme Sache, Gut das isch keine kleinen Kinder mehr habe. Die armen Eltern“ Es entsteht eine Pause die so lang ist ,dass man es knistern hört. „Auf ihrem Parkplatz wurde gestern ein Auto gesehen, von dem wir zu Recht annehmen, dass es mit der Entführung zu tun hatte.“ Fährt der Beamte fort. Der Dicke blickt erstaunt die beiden an. „Immpossible, bei mir? Ich bin ein ehrlicher Mann, No, no,“ antwortet er. „Wir haben nicht gesagt dass sie mit der Entführung zu tun haben, sie sind vielleicht ein wichtiger Zeuge.“ Der Italiener nickt. „Sie sehen selbst, dass immer viele Autos bei uns stehen. Wir achten nicht darauf wer mit welchem Auto kommt und wieder geht,“ antwortet er sichtlich erleichtert. „Von wem beziehen sie ihren Fisch?“ Der Wirt ist erstaunt. „Von Wilhelms aus Wolgast. Gute frische Ware. Wir verarbeiten nur das Beste, das weis hier jeder Gast der zu uns kommt.“ Mayer winkt ab. „Haben sie gestern Fisch geliefert bekommen?“ Angelo, der Dicke wie ihn seine Freunde nennen, stutzt und geht an eine Kommode. Er nimmt ein Buch heraus und blättert darin. „Nein Signore, immer Freitags“ sagt er dann. Mayer sieht Beate an und nickt unmerklich. „Ist ihnen gestern eine Gruppe Männer im Lokal aufgefallen?“, fährt er fort. „Signiore da muss ich meinen Sohn fragen ich bin immer in der Küche das ist mein Revier. Ich hole ihnen meinen Sohn, einen Moment bitte“ mit diesen Worten geht er zur Tür und ruft etwas auf italienisch hinaus. Einige Minuten später kommt ein junger Mann herein. „Si Papa ,was kann ich tun?“ fragt er. „Seniora und der Seniore wollen wissen ob dir gestern eine Gruppe Männer aufgefallen sind?“ Betretenes Schweigen, dann ein Lächeln des jungen Mannes „Si Papa ,die Vertreter die dieses Nebenzimmer reserviert hatten. Ich habe dir davon doch erzählt“ Die beiden Polizisten sind enttäuscht, lassen es sich jedoch nicht anmerken. „Si die Vertreter, sie sagten sie verkaufen Versicherungen von Haus zu Haus und reisen hier von Dorf zu Dorf Si,Si.“ Der Alte wirkt erleichtert. „Wissen sie mit welchem Fahrzeug die Leute gekommen sind?“ Die Kommissarin blickt vom Vater zum Sohn. „Scusi, no ,darauf haben wir nicht geachtet“ entgegnet der Sohn.
Die Polizisten bedanken sich und verlassen das Lokal.
„Da stimmt was nicht“ fast gleichzeitig sagen es die beiden Beamten und müssen lachen. “Wenn man etwas gleichzeitig sagt ,muss man sieben Jahre miteinander leben“ prustet Mayer heraus. Beate errötet leicht und lacht auch. „Er gefällt mir und trägt keinen Ring „denkt sie als sie in`s Auto einsteigen. Der LKA-Beamte nimmt das Funktelefon und lässt sich verbinden. „Ich will das wir Ostklüne auf den Kopf stellen und wenn wir jeden Stein umdrehen müssen. Von mir aus befragen sie jeden Einwohner. Ich spüre wir müssen hier ansetzen und werden sicher etwas finden. Ja höchste Dringlichkeit. Nein, nicht morgen wir beginnen jetzt. Sie kommen mit ihren Leuten dazu. Frau Oldenburg und ich befragen noch mal den Johanson. Bis dann“ er legt auf.
Nachdem die Marlene ausser Sichtweite ist schiebt Antonio bei Gashebel nach vorn.
Das grosse Schiff macht einen Satz als ob eine Raubkatze zum Sprung ansetzt. Das Wetter ist gut und mit dreissig Knoten schiesst das Boot über die Wellen. Gustavo und Domingo, die Söhne Antonio`s haben sich schon an`s Werk gemacht. Mit geschickten Handgriffen ziehen sie am Bug und Heck eine Kunststofffolie ab auf der der Schiffsname und der Heimathafen steht. Darunter kommen neue Schriftzüge zum Vorschein. Das Boot heisst jetzt „Swanje „und der Heimathafen ist „Ostende.“ Zuletzt wird noch dir Folie mit der vermeintlichen Registrierungsnummer entfernt. Unter dem Namen „Swanje“ ist das Schiff registriert. Mit einigen Handgriffen lösen sie eine Vorrichtung und die gewaltigen Brückenaufbauten, die nur aus weiss gespritztem Segeltuch bestehen, kippen nach Steuerbord ins Meer und versinken. Das Schiff hat jetzt auch ein anderes Aussehen und pflügt seinen Kurs durch das Achterwasser in die Mecklenburger Bucht. An Bord eine Ladung aus zwölf Kindern. Kinder die man an Polen`s Grenze übernommen hat und Veronica. Eine wertvolle Fracht die diesen Aufwand lohnt.
Luigi Caletti ,ein grosser, schlanker Mann in Lederkleidung, lenkt das schwere, schwarze Motorrad. Am Ortsausgang von Gummlin zieht er die Maschine in eine enge Kurve auf einen breiten Feldweg. Nach einhundert Metern erreicht er eine Baumgruppe. Ausser einigen Büschen ist das Feld frei. Er ist allein. Zu dieser frühen Morgenstunde hatte er auch nichts anders erwartet. Es ist noch frisch aber die Hochsommersonne fängt langsam an die Luft unbarmherzig zu erwärmen. .Vögel singen in der Krone der alten, mächtigen Linde.
Luigi stellt die Maschine ab und entledigt sich des Helms. Aus den Augenwinkeln beobachtet er aufmerksam seine Umgebung. Er kniet sich vor das Motorrad und tut so als ob er eine Panne hat.. Nichts. weit und breit ,kein Mensch. Langsam zieht er ein Blatt Papier aus der Lederweste und entfaltete es. „Die Linde dort“. Nach wenigen Schritten erreicht er den Baum, tastet den Boden ,im Wurzelbereich, ab und zieht eine Metallhülse hervor. Er öffnet sie, entnimmt etwas was er sofort in der geräumigen Jacke verschwinden lässt. Schnell erreicht er wieder das Motorrad, startet es und fährt mit blubberndem Motor auf die Landstrasse. Er scheint keine Eile zu haben. Dort entfernt er sich in Richtung Ostklüne.
Nachdem das Motorrad ausser Sichtweite ist, bewegt sich etwas hinter den Büschen. Ein mit einer grün-braunen Maske verdecktes Gesicht kommt zum Vorschein und sucht vorsichtig den Horizont ab.
Das Gesicht ist gekrönt von einem Grasbüschel und auch die dazugehörende Gestalt sieht aus als wäre sie Bestandteil des Graslandes.
Kruse grinst. Hab ich dich. Schnell entledigt er sich seiner Verkleidung und schiebt die Büsche beiseite.
Zum Vorschein kommt ein schwerer ,grüner Geländewagen. Sofort nimmt Kruse die Verfolgung auf.
Nach kurzer Zeit sieht er die Maschine vor sich .Mit geringer Geschwindigkeit fährt sie auf der Landstrasse. Er ist zufrieden und hält Abstand. Ausser den beiden Fahrzeugen ist die Landstrasse leer und die Alleebäume werfen ,im Vorüberfahren, ihre flimmernden Schatten auf die Fahrbahn und reflektieren in den Augen wie ein alter Film.
„Nun will ich mal sehen, wo noch mehr Geld zu holen ist „ sagt er leise zu sich.
Der Kradfahrer erreicht Ostklüne und fährt bei der Pizzeria „da Agelo“ auf den Hof. Dort steht, neben vielen anderen Autos, ein weisser Fiat Lieferwagen. Dieser Wagen wurde vor zwei Tagen in Dresden gestohlen und dann mit Nummernschildern versehen, die zu einem nicht gestohlen Fahrzeug gleichen Aussehens gehören. Das Original gehört einem Fischhändler in Wolgast und der ahnt davon nichts. Der Wagen ist eine Dublette. Selbst in einer polizeilichen Verkehrskontrolle würde es nicht auffallen.
Kruse fährt vorbei und grinst.
Luigi erreicht vom Hof ,durch die Hintertür ,das Lokal und geht sofort in ein Nebenzimmer. Das Lokal gehört, wie viele andere auf der Welt, der Organisation für die er arbeitet. Mit diesen Geschäften wird aus kriminellem schmutzigem Geld offizielles, versteuertes sauberes Geld. Eine gigantische Geldwaschanlage.
Leonardo, Carlo und Giuseppe sitzen an einem Tisch auf dem eine Strassenkarte ausgebreitet ist .Sie haben weisse Einmaloveralls, so wie sie Maler tragen ,an.
Kurz schauen sie auf als Luigi den Raum betritt. “Bello hast du es?“ fragt ihn Giuseppe. “Ja, alles ok“ antwortete dieser und zieht das Papier aus der Jacke. Über Luigi‚s schönes, feingeschnittenes Gesicht huscht ein Lächeln .Sie wirken wie grosse Jung`s die etwas ausfressen wollen. Die anderen grinsten. Sie haben nichts anderes erwartet. Sie , die Profi`s. Die Elite der Organisation. Sie verstehen ihr Handwerk. Sie leben schon lange in Deutschland. In Mannheim, Bremen und Dresden sind sie als Kellner in Lokalen der Organisation tätig.
Als Don Enrico sie aus München angerufen hat wussten sie was zu tun ist. Don Enrico ist ihr oberster Boss. Er betreibt in München eine erfolgreiche Firma für Design. Sie ahnen zwar das er auch einen Boss hat, aber das dürfen und wollen sie nicht wissen. Enrico ist der Herrscher in Deutschland. Herr über Leben und Tod.
„Was ist mit dem Boot?“ fragt Luigi. „Es liegt im Hafen. Gutes Schiff und sehr schnell. Vierundzwanzig Meter lang und hochseetüchtig. Macht locker fünfundvierzig Knoten. Donato und seine Leute haben das organisiert. Antonio und seine Söhne sind als Besatzung an Bord. Die haben die nötige seemännische Erfahrung. Es kann losgehen.“ antwortet Giuseppe. Alle grinsen zufrieden.
Das Lachen würde ihnen im Gesicht eingefrieren wenn sie gewusst hätten, dass vor dem Lokal, in einer Seitenstrasse, Kruse in seinem Wagen nur darauf wartet dass sie aktiv werden.
„Uhrenvergleich ,wir haben genau 11:29 „ Luigi sieht sich auffordernd im Kreis um. „11:40 fahren wir!“
Das ist keine Feststellung sondern ein Befehl, das wissen alle. Sofort kommt Bewegung in die Gruppe. Taschen werden gepackt und Carlo prüft den Sitz seiner 7,65 mm Beretta, die er im Hosenbund hinten trägt. „Die Schiesseisen bleiben hier!. Wenn wir in eine Kontrolle kommen sind wir sonst geliefert.“ Luigi macht diese Bemerkung wie beiläufig und alle wissen was sie zu tun haben.
Genau um 11:40 verlässt der Lieferwagen den Hof des Restaurants. Kruse nickt zustimmend als er sie sieht und liest weiter in seiner Zeitung.
Der LKW fährt durch das, in gleissendem Sonnenlicht liegende, menschenleere Stolpe und weiter auf die Landstrasse nach Gummlin. Es ist 12:20 Uhr.
Im Wageninneren ist es drückend heiss. In ihren weissen Overalls mit den schwarzen Wollmützen passen sie so gar nicht zu diesem Wetter. Die Männer sehen in einiger Entfernung einen Fahrradfahrer. Es ist das Mädchen.
„Zielperson, fertig machen!“ sagt Luigi. Alle ziehen an ihren Wollmützen und ihre Gesichter verwinden hinter einer Motorradsturmhaube ,sodass nur noch das Weisse ihrer Augen sichtbar ist..
Leonardo bereitet die Äthermaske vor und Giuseppe zieht eine Einmalspritze mit Heroin auf. Sie sind bereit. Das Fahrzeug überholt das Kind auf dem roten Fahrrad, schneidet ihm den Weg ab. Das Mädchen in den Blue-Jeans stürzt und das Fahrrad fällt an den Strassenrand. Das Lampenglas zerbricht. Der Wagen steht mit den Vorderrädern auf dem Grünstreifen und was seine Besatzung nicht sieht, im noch feuchten Boden einer ehemaligen Regenpfütze.
Carlo springt durch die Schiebetür hinaus, reisst das Mädchen an sich und drückt ihm die Äthermaske auf Mund und Nase. Dann wirft er Veronica in den Laderaum, springt hinterher und sofort braust der Fiat davon. Das Mädchen ist sofort bewusstlos. Giuseppe staut das Blut im Arm des Kindes, mit einem Gummiband, klopft auf die Venen und setzt die Spritze mit dem Rauschgift an .
Danach wird der schlaffe Körper unter einer grauen Decke verstaut ,der Wagen wendet und fährt zurück nach Stolpe.. Am Ortseingang drosselt der Fahrer die Geschwindigkeit kann aber nicht verhindern, dass er beinahe eine schwarze Katze überfahrt, die aus ihrem Mittagsschlaf aufgeschreckt wurde und kurz vor ihm über die Strasse spring. Vor einem der kleinen Häuser, auf einer Bank, sitzen zwei alte Leute die kurz aufschauen. Dann ist der Lieferwagen vorbei und verlässt Stolpe Richtung Ostklüne. Carlo wischt sich den Schweiss von der Stirn.
Kruse sieht von seiner Lektüre auf. „Da kommen sie .Das klappt ja wunderbar“. Er ist mit sich zufrieden.
Der weisse Fiat wird im Hof abgestellt und die Männer tragen ein grösseres längliches Paket in ein Nebengebäude.
Ihre Mützen haben sie nicht mehr auf und wirken wie Lieferanten eines Lebensmittelservices.
Einige Minuten später kommt Alfonso, der Sohn des Pizzeria Betreibers . Zusammen mit Luigi verladen sie das Motorrad in den Laderaum. Dann setzt er sich in den Lastwagen und fährt vom Hof.
Auf dem Hof stehen nur noch die Autos der Mittagsgäste und nichts weist mehr darauf hin, dass dieser Ort Zentrum einer Entführung war.
Kruse hat alles durch ein grosses Militärfernglas beobachtet. Er hat Zeit ,das weiss er.
Langsam wird es dunkel. Die Restaurantbeleuchtung ist eingeschaltet und verbreitet ein schummriges Licht. Grillen zirpen und die Luft wird kühler. Eine leichte Brise, von See, wirkt äusserst erfrischend.
Aus dem Lokal kommen einige junge Männer, mit südländischem Aussehen und gehen zur Bushaltestelle. Kaum haben sie die Haltestelle erreicht brummt auch schon der letzte Bus nach Wollgast die Dorfstrassen herauf. Die Männer steigen ein und der Bus verschwindet in der Dunkelheit.
Auf dem Hof des Restaurants brennt Licht. Ein kleiner roter Kombi mit der Aufschrift „Italienischer Partyservice“ steht vor einem Nebengebäude. Zwei Männer tragen ein längliches Paket in den Laderaum, die Türen werden geschlossen und der Wagen verlässt den Hof.
Kruse ist hellwach. Er startet den Motor ,biegt auf die Dorfstrasse in die Richtung die das rote Auto genommen hat . Er wartet noch etwas, dann schaltet auch er die Beleuchtung ein und folgt dem Kombi.
Die Fahrt geht zum Hafen. An einem Bootssteg hält der Lieferwagen. Kruse hat sein Fahrzeug in einiger Entfernung schon abgestellt und beobachtet mit dem Fernglas das Geschehen.
Am Bootssteg liegt ein schnittiges, ungefähr zwanzig Meter langes ,weisses Schiff. Am Bug steht in schwarzen Lettern „Marlene“.
An der Seite die Registriernummer „AN45862 IS“ Das Boot ist abgedunkelt und nur an den Niedergängen verbreitet die Notbeleuchtung ein
diffuses Licht. Die Kommandobrücke, in ungefähr vier Meter Höhe, wirkt verlassen.
Kruse sieht wie sich zwei Matrosen, in Richtung des roten Wagens, in Bewegung setzen. Sie scheinen es nicht eilig zu haben. Am Auto angekommen nehmen sie ein längliches Paket in Empfang und tragen es auf ihr Schiff. Ein unbedarfter Beobachter würde vermuten, dass an Bord eine Party vorbereitet wird.
Kurze Zeit später werden mit tiefem Grollen, dröhnend Motoren gestartet. Die Positionslichter des Schiffes leuchten auf, die Leinen lösen sich ,das Radargerät beginnt zu kreisen und langsam, fast gleitend legt die Yacht ab, um gemächlich Richtung Süd- West ihren Kurs zu suchen. Bis auf die roten und grünen Lichter ist das Schiff dunkel.
Als letztes sieht Kruse noch das von der weissen Hecklaterne beleuchtete Heck am Horizont verschwinden. Der Heimathafen der Marlene, das steht am Heck, ist Antwerpen.
Kruse notiert Name und Registrierung und startet dann seinen Wagen. Er fährt zurück nach Gummlin.
Kapitel 9
Die Strasse von Stolpe nach Gummlin ist abgesperrt. Der ohnehin geringe Strassenverkehr wird grossflächig umgeleitet. Es ist Nacht. Genau 3:20 Uhr. Trotzdem ist die Allee in gleissendes Kunstlicht getaucht. Grosse Scheinwerfer, von blubbernden Generatoren gespeist, machen die Nacht zum Tag. Die Szene wirkt wie aus einem Science Fiktion Film. Ganz in weiss vermummte Gestalten, mit Mundschutz stehen oder kriechen am Boden. Mit rot-weissem Kunststoffband ist der mutmassliche Tatort abgesichert. Uniformierte Polizisten sorgen dafür das niemand das Gebiet betritt. Die Spurensicherung ist am Werk.
Fiet Bruns und Holger Kramer sichern mit ihren Kollegen den Tatort. „Herr Bruns und Herr Kramer kann ich sie einmal kurz sprechen?“ eine warme ,tiefe weibliche Stimme, kommt aus dem Dunkel hinter einem Scheinwerfer hervor, sodass die Angesprochen die Fragerin nicht sehen können. Die beiden Beamten gehen in Richtung der Sprecherin und es löst sich eine Figur aus dem Schatten und tritt in das Licht der Quarzlampe. Vor ihnen steht eine grosse sehr gutaussehende Frau Ende Dreissig mit schulterlangen roten Haaren.
Im Mundwinkel balanciert sie eine Zigarette. Ihre atemberaubende Figur wird durch ein beigefarbenes Kostüm noch mehr betont.
„Mein Name ist Hauptkommissarin Beate Oldenburg, ich leite die Ermittlungen. Sie kennen doch die Leute in Stolpe. Lassen sie uns alle Einwohner aus den Betten holen und fragen ob sie heute Nachmittag etwas ungewöhnliches gesehen haben“ Die beiden Landpolizisten nicken und trotten mit der Kommissarin zu ihrem Streifenwagen.
„Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei, eine wichtige Durchsage kommen sie bitte vor ihre Eingangstüren......Achtung, Achtung ......“ Der Streifenwagen fährt im Schritttempo die Dorfstrasse von Stolpe entlang. Fenster leuchten auf und langsam kommt Leben auf die nächtliche Strasse.
Nach einer Stunde stehen die Menschen , mehr oder weniger fertig bekleidet vor ihren Türen.
Frau Oldenburg geht von Haus zu Haus und fragt die Bewohner ob sie etwas aussergewöhnliches beobachtet haben. Sie kommt auch zum Ehepaar Henning. Olaf und Erna Henning sind beide schon über siebzig . Ihr Mittagsschläfchen haben sie heute vor ihrem Haus auf der Bank gehalten, bis sie das quietschende Bremsen eines Lastwagens, der einer Katze auswich aufschreckte. „Wir haben auch nichts gesehen sagt Olaf und Erna fällt ihm in`s Wort, bis auf den weissen Lieferwagen“
Die Kommissarin ist hellwach. „Erzählen sie“ fordert sie die beiden auf.
„Ja wir sassen hier,“ Erna weist auf die Bank vor ihrem Haus“ es war wohl so 15:00 oder früher als ein Kastenwagen, weiss oder hellgrau die Strasse von Gummlin her kommend, einer Katze ausweichen musste. Zu dieser Zeit war es das einzige Auto seit Stunden. Deshalb erinnere ich mich so genau daran. Sie hätten fast unseren Peter totgefahren. „Konnten sie den Fahrer erkennen?“ fragt sie die Kommissarin. „Nein nicht direkt es waren mehrere Männer im Führerhaus. Es ging alles so schnell“ „Herr Kramer wird mit ihnen ein Protokoll machen“ sagte die Beamtin noch und wendet sich dem nächsten Haus zu.
Greifswald, 10:00 Uhr am Tag nach der Entführung. Beate Oldenburg sitzt im Büro des Leiters der Spurensicherung Dr. Find .
„Die Ausbeute heute Nacht war gering“ hebt dieser an „nur ein paar Lacksplitter und den Reifenabdruck. Besser als nichts. Ich habe alles schon zum BKA nach Wiesbaden ,per Kurier, geschickt. Erste Ergebnisse erwarte ich übermorgen“ Die Kommissarin zündet sich eine Zigarette an und nickt nervös. Dann steht sie auf und geht an die rückwärtige Wand des Büros an der eine grosse Landkarte ihres Zuständigkeitsgebietes hängt. In Ihrem grünen Kleid , der umwerfenden Figur und den dunkelroten, langen Haaren ist sie eine Augenweide. Aufmerksam fährt sie mit dem Zeigefinger über die Landstrasse von Stolpe in westlicher Richtung. „Ja, Ostklüne, da machen wir weiter „sagt sie leise zu sich und will gerade das Büro verlassen als ihr Handy klingelt. „Oldenburg, ja ich verstehe ich benachrichtige die Spurensicherung“ Dann beendet sie das Gespräch.
„Der Polizeiposten Anklam hat ein ausgebranntes Auto in der Nähe von Schwichtenberg am Lubkowsee gemeldet. Ein Kastenwagen. Dr. Find schicken sie bitte ein Team dorthin.“ Er greift zum Telefonhörer und Beate Oldenburg verlässt das Büro.
„Ausgebrannt“ sagt sie leise zu sich ,“dann können wir die Spuren vergessen“ Sie besteigt ihren BMW und fährt in die Redaktion des Greifswalder Anzeigers. „Udo muss jetzt ran. Bei dem hab ich noch was gut“ knurrt sie vor sich hin und gibt Gas. Udo Gätjen ist der Lokalredakteur der hiesigen Zeitung und hat von Beate schon so manchen Tipp für eine Story bekommen. Ausserdem verehrt er sie und beide waren auch schon des öfteren miteinander essen. Gefunkt hat es jedoch noch nicht zwischen dem Zeitungsmann und der Polizistin. Sie kennen sich schon zu lange und waren zu DDR-Zeiten gemeinsam in der FDJ. Als Beate das Büro des schmächtigen, schon zur Glatzenbildung neigenden Redakteur`s verlässt, schaut ihr dieser sehnsüchtig nach.
„Kidnapping in Stolpe, wer sah weissen Kastenwagen!“ In grossen Lettern steht die Schlagzeile am nächsten Tag auf der Titelseite der Zeitung.
„Anna. Annaaa!“ Uwe Johanson aus Ostklüne sitzt am Kaffeetisch und hat die Zeitung abgelegt. Er trägt eine speckige Jogginghose und ein Unterhemd. Sein Gesicht ist nicht rasiert und die ganze Gestalt wirkt ungepflegt.
Anna Johanson schlurft aus der Küche, mit frischen Kaffee in der Hand auf ihren Mann zu. Beide sind Rentner und Uwe , der zu DDR-Zeiten auch für das MFS gearbeitet hatte, kann auch im Alter seine alten Gewohnheiten nicht ablegen. Er sitzt ständig hinter dem Fenster und beobachtete seine Umgebung. Er nennt es intelligente Neugierde aber es sind sicher alte Gewohnheiten.
Sie haben ihr Haus gegenüber dieser Pizzeria die nach der Wende in das Gebäude des Dorfkruges eingezogen war. „Ich hab dir immer gesagt mit den Ausländern stimmt was nicht! Gestern stand doch bei denen dieser weisse Wagen auf dem Hof“ „Na ja, das ist sicher Zufall von diesen Autos gibt es doch nicht nur eins“ antwortet seine Frau.
Uwe Johanson hat sich jedoch schon das Telefon geangelt und wählt die Nummer der Polizei.
Knapp eine Stunde später hält der grün-weisse Polizeiwagen vor seinem Haus. Der Beamte überquert die Strasse und betritt das Lokal „da Angelo“. Hinter dem Tresen steht Alfonso, der Sohn des Wirts. „Brego Signiore, was kann ich für sie tun“ Kruse kommt sofort zur Sache. „Haben sie einen weissen Lieferwagen“ fragt er den jungen Mann. Alfredo bleibt gelassen und verneint. „unser Lieferwagen ist rot, bedauere“. „Stand gestern bei ihnen ein weisser Lieferwagen auf dem Hof“ setzt der Beamte nach. „Signore hier stehen immer Autos, es kommen Lieferanten und Gäste. Wir achten nicht darauf mit welchen Autos die Leute kommen“ antwortet der Sizilianer.
Der Polizist schaut in die Runde. Einige Tische sind besetzt. Er macht sich ein paar Notizen, bedankt sich für die Auskunft und geht.
In seinem Auto greift er zum Funkgerät und lässt sich mit der Kommissarin verbinden.
„Hier Kramer. Ich habe eine Zeugenaussage zu melden. Ein weisser Lieferwagen stand gestern auf dem Hof der Pizzeria „da Angelo“ in Ostklüne. Ich habe schon recherchiert.
Fehlanzeige. Der Betreiber sagt es kommen immer Gäste und Lieferanten und auf die Autos achtet man nicht. Ja, der Zeuge hat sich das Kennzeichen notiert. „ und Kramer gibt der Ermittlerin das Kennzeichen durch. Dann fährt er zurück zur Dienststelle.
Die Kommissarin hat aufgelegt und nimmt den Telefonhörer wieder zur Hand. „Bitte eine Halterfeststellung „ dann folgt das Kennzeichen. Kurze Zeit später kommt die Antwort. „Das Fahrzeug gehört der Fischhandlung Wilhelms in Wolgast“
Beate Oldenburg nickt und beendet das Gespräch. „Ein Lieferant“ denkt sie und macht sich eine Aktennotiz. Wenn sie gewusst hätte ,dass sie den heissesten Tipp zu den Akten legt ohne den Halter zu befragen hätte sie nicht so genussvoll an ihrer Zigarette gesaugt.
„Ich muss das LKA verständigen“ denkt sie sich und macht die Meldung fertig.
Bayern, Deutschland Monate vor der Tat.
Wie auf einer überdimensionalen Pilzfarm ,auf der oberirdisch Champignons gezüchtet werden, ist ein grosses Gelände mit vielen weissen Kuppeln überzogen. Hier betreiben die USA ihr grösstes Abhörzentrum in Europa. Das Gelände ist hermetisch abgeschlossen und militärisch gesichert.
Die NSA, der geheimste aller US-Geheimdienste zeichnet hier vollautomatisch jede Kommunikation auf. Gigantische Computer analysieren jedes Gespräch und jedes Fax bzw. e-mail .
Wird ein Kontakt von den Computern als auffällig eingestuft gelangt er in eine Rasterfahndung zur manuellen Nachbearbeitung. Generell sind das alle Informationen die verschlüsselt gesendet werden.
Es ist 11:00 Uhr. Der Diensthabende Agent Mc Neel sitzt zwischen Bildschirmen, Konsolen mit flackernden Lämpchen und Schaltern. Der Raum ist abgedunkelt und nur ein schwaches rotes Licht erhellt seinen Arbeitsplatz. Da wird er von einem roten Alarmsignal aufgeschreckt. „Da ist es wieder. Diese digitalen Blitze“ Er betätigt einige Schalter und Knöpfe und schaltet damit die automatische Satellitenortung ein. „Dich kriegen wir „sagt er grimmig. “bull shit, die Quelle ist weg“. Er schaltet das System auf Ortungs-Analyse und es erscheint eine Landkarte auf dem Monitor der die südlichen Vereinigten Staaten zeigt. Die Gegend um Phoenix Arizona. „Zur Feinanalyse hat die Zeit nicht gereicht“ murmelt er. „Wir bleiben dir auf den Fersen. Hoffentlich können unsere Dechiffrierer den Code bald knacken“ denkt er und gibt die Gesamtinformation, an das Team das sich mit diesem hartnäckigen Fall schon einige Monate beschäftigt, weiter. Des weiteren arbeitet ein anderes Team an einem geographischen Überblick aller Telefongespräche die aus den neuen deutschen Bundesländern über Telefonzerhacker geführt werden. Hier vermutet die CIA, dass es noch russische Spionagenester von erheblichem Ausmass gibt. Das zweite Projekt wird zusammen mit der bundesdeutschen Behörde ,dem Amt für Verfassungsschutz in Köln und der militärischen Abwehr dem MAD, betrieben.
Kommissarin Oldenburg sitzt an ihrem Schreibtisch und blättert in Papieren. Soeben hat sie von der Spurensicherung das Ergebnis vom BKA und der Untersuchung des ausgebrannten Transporters bekommen.
„So ein Fiat Ducato“ sagt sie. Das BKA besitzt eine grosse Datenbank aller Fahrzeugfarben und deren Bereifung. Das Ergebnis ist eindeutig. Im ausgebrannten LKW fanden sich keine Spuren mehr. Sie ist jedoch sicher, dass es das gesuchte Auto ist. Die Nummernschilder waren vor dem Brand entfernt worden und alle Identifizierungsnummern von Motor und Fahrgestell herausgeschnitten. Dieses Fahrzeug wurde für das Verbrechen präpariert .
„Die Tat liegt jetzt schon fast vier Tage zurück, wir haben weder eine Lösegeldforderung noch einen Leichenfund. Wir wollen die Hilfe der Medien. Das Gelände um den Fundort des Autos werden wir von der Bereitschaftspolizei absuchen lassen und die Bundesluftwaffe mit ihren Wärmekameras muss fliegen “ Kriminalrat Otto Mayer vom LKA sagt das ,mit grosser Betroffenheit in das Blitzlichtgewitter und die laufenden Kameras bei der Pressekonferenz die das LKA anberaumt hat. „Welche Ergebnisse können sie schon vorweisen, haben sie erste Erkenntnisse, was macht die Polizei...“Die Fragen der Journalisten prasseln auf die Beamten ein. „Wir können noch nichts sagen.. wir wollen die Ermittlungen nicht behindern...“ Die Fahnder fliehen in Allgemeinaussagen.
„Gehen wir noch auf einen Kaffee?“ Mayer sieht Frau Oldenburg auffordernd an. „Ja gern“ antwortet sie. Die Pressekonferenz hat alle geschafft. Man steht unter enormen Erfolgsdruck.
Das kleine ,gemütliche Cafe hat einen direkten Ausblick auf die Fussgängerzone. Es ist gemütlich eingerichtet und gut besucht. „Er sieht eigentlich ganz passabel aus“ denkt Frau Oldenburg und fixiert den grossen schlanken Mann mit seinen kurzen schwarzen Locken als Mayer ihr den Stuhl zurechtschiebt, “und gute Manieren hat er auch“
„Also Frau Kollegin gehen wir noch einmal die Ergebnisse durch. Wir haben ein ausgebranntes mutmassliches Tatfahrzeug und das ist alles“ Sie stutzt. Auf der anderen Seite der Fussgängerzone steht ein weisser Ducato Lieferwagen . Auf dem Aufbau steht Fischhandlung Wilhelms, Wolgast.
Sie ist elektrisiert, es fällt ihr die Aktennotiz ein. „Kommen sie schnell, wir müssen nach Ostklüne“ sagt sie und zieht ihn hinter sich her. Schnell zahlen sie und laufen zu dem Auto der Kommissarin.
„Wollen sie mir bitte sagen was das zu bedeuten hat“ fragt er sie als er sich anschnallt.
„Ich weiss nicht, ich habe da eine Ahnung. Ein Anwohner hat gemeldet, dass am Tattag auf dem Hof der dortigen Pizzeria ein weisser Lieferwagen stand. Er hat uns auch das Kennzeichen gemeldet. Es war ein weisser Fiat Ducato. Die Halterüberprüfung hatte ergeben, dass der Wagen der Fischhandlung Wilhelms in Wolgast gehört. In der Fussgängerzone habe ich eben das Fahrzeug gesehen. Es trägt die Aufschrift Fischhandlung Wilhelms. Das gemeldete Fahrzeug hatte keine Beschriftung.“
Mayer greift zum Funktelefon, die Zentrale meldet sich. „Geben sie mir bitte eine Verbindung mit der Fischhandlung Wilhelms in Wolgast“ Nach einigen Minuten meldet sich der gewünschte Teilnehmer. „Hier Landeskriminalamt Mayer, ihren Geschäftsführer bitte“ Nach längerem Gespräch legt der Beamte auf. „Ich glaube wir haben eine Spur. Die Pizzeria „da Angelo“ ist zwar Kunde, jedoch wurde gestern nicht geliefert“ Beate Oldenburg wird blass. „Verdammt, wir haben Zeit verloren“ stammelt sie. Er greift wieder zum Hörer „den Staatsanwalt bitte, Hier Mayer ich brauche eine Abhörgenehmigung für das Lokal „da Angelo“ in Ostklüne. Ja möglichst sofort in Sachen Entführung Veronica Janssen. Wir sind auf dem Weg nach Ostklüne. Wollen mal auf den Busch klopfen. Vielleicht werden die nervös. Ja danke ich informiere das Team. Wir werden rund um die Uhr überwachen . Ja, danke.“
Er lässt sich erneut mit seiner Dienststelle verbinden und setzt ein Telefonobservationsteam und ein Überwachungsteam vor Ort auf das Lokal und dessen Betreiber an. “Wir müssen das Lokal mit Abhöranlagen bestücken. Wenn es stimmt, was ich glaube, wird das eine harte Nuss.“ „Was glauben sie denn?“ fragt ihn Beate. „Wir können OK (organisierte Kriminalität) nicht ausschliessen. Wir stehen unter Zeitdruck und müssen dennoch mit Bedacht die Sache angehen“ antwortet er.
Der BMW fährt auf den Hof der Pizzeria. Fast alle Parkplätze sind besetzt. „Der Laden muss gut laufen“ denkt Mayer als er mit der Kommissarin das Lokal betritt. Alle Tische sind besetzt und Kellner eilen mit Speisen und Getränken durch den Raum. Sie gehen sofort auf den Schanktisch zu ,hinter dem der Sohn des Pizzeriabetreibers die Essensbestellungen von der Bedienung entgegennimmt und Getränke ausschenkt. Sie weisen sich aus und bitten um ein Gespräch mit dem Chef. Die Beamten werden in das Nebenzimmer geführt und nach kurzer Zeit kommt ein Mann, Mitte Fünfzig, mit schwarzem Oberlippenbart, kahlköpfig und mit einer weissen Schürze, um den ausladenden Bauch, herein. “Er sieht nicht aus wie ein Gangster“ denkt Frau Oldenburg. „Seniora, Seniore Policia was kann ich für sie tun „ fragt er artig. Er wirkt entspannt ganz im Gegensatz zu normalen Bürgern wenn sie unverhofft Besuch von der Polizei bekommen.
„Wir ermitteln im Fall der Entführung im Nachbarort“ beginnt Mayer. Der Wirt nickt, “isch habe davon gehört“ sagt er. „Schlimme Sache, Gut das isch keine kleinen Kinder mehr habe. Die armen Eltern“ Es entsteht eine Pause die so lang ist ,dass man es knistern hört. „Auf ihrem Parkplatz wurde gestern ein Auto gesehen, von dem wir zu Recht annehmen, dass es mit der Entführung zu tun hatte.“ Fährt der Beamte fort. Der Dicke blickt erstaunt die beiden an. „Immpossible, bei mir? Ich bin ein ehrlicher Mann, No, no,“ antwortet er. „Wir haben nicht gesagt dass sie mit der Entführung zu tun haben, sie sind vielleicht ein wichtiger Zeuge.“ Der Italiener nickt. „Sie sehen selbst, dass immer viele Autos bei uns stehen. Wir achten nicht darauf wer mit welchem Auto kommt und wieder geht,“ antwortet er sichtlich erleichtert. „Von wem beziehen sie ihren Fisch?“ Der Wirt ist erstaunt. „Von Wilhelms aus Wolgast. Gute frische Ware. Wir verarbeiten nur das Beste, das weis hier jeder Gast der zu uns kommt.“ Mayer winkt ab. „Haben sie gestern Fisch geliefert bekommen?“ Angelo, der Dicke wie ihn seine Freunde nennen, stutzt und geht an eine Kommode. Er nimmt ein Buch heraus und blättert darin. „Nein Signore, immer Freitags“ sagt er dann. Mayer sieht Beate an und nickt unmerklich. „Ist ihnen gestern eine Gruppe Männer im Lokal aufgefallen?“, fährt er fort. „Signiore da muss ich meinen Sohn fragen ich bin immer in der Küche das ist mein Revier. Ich hole ihnen meinen Sohn, einen Moment bitte“ mit diesen Worten geht er zur Tür und ruft etwas auf italienisch hinaus. Einige Minuten später kommt ein junger Mann herein. „Si Papa ,was kann ich tun?“ fragt er. „Seniora und der Seniore wollen wissen ob dir gestern eine Gruppe Männer aufgefallen sind?“ Betretenes Schweigen, dann ein Lächeln des jungen Mannes „Si Papa ,die Vertreter die dieses Nebenzimmer reserviert hatten. Ich habe dir davon doch erzählt“ Die beiden Polizisten sind enttäuscht, lassen es sich jedoch nicht anmerken. „Si die Vertreter, sie sagten sie verkaufen Versicherungen von Haus zu Haus und reisen hier von Dorf zu Dorf Si,Si.“ Der Alte wirkt erleichtert. „Wissen sie mit welchem Fahrzeug die Leute gekommen sind?“ Die Kommissarin blickt vom Vater zum Sohn. „Scusi, no ,darauf haben wir nicht geachtet“ entgegnet der Sohn.
Die Polizisten bedanken sich und verlassen das Lokal.
„Da stimmt was nicht“ fast gleichzeitig sagen es die beiden Beamten und müssen lachen. “Wenn man etwas gleichzeitig sagt ,muss man sieben Jahre miteinander leben“ prustet Mayer heraus. Beate errötet leicht und lacht auch. „Er gefällt mir und trägt keinen Ring „denkt sie als sie in`s Auto einsteigen. Der LKA-Beamte nimmt das Funktelefon und lässt sich verbinden. „Ich will das wir Ostklüne auf den Kopf stellen und wenn wir jeden Stein umdrehen müssen. Von mir aus befragen sie jeden Einwohner. Ich spüre wir müssen hier ansetzen und werden sicher etwas finden. Ja höchste Dringlichkeit. Nein, nicht morgen wir beginnen jetzt. Sie kommen mit ihren Leuten dazu. Frau Oldenburg und ich befragen noch mal den Johanson. Bis dann“ er legt auf.
Nachdem die Marlene ausser Sichtweite ist schiebt Antonio bei Gashebel nach vorn.
Das grosse Schiff macht einen Satz als ob eine Raubkatze zum Sprung ansetzt. Das Wetter ist gut und mit dreissig Knoten schiesst das Boot über die Wellen. Gustavo und Domingo, die Söhne Antonio`s haben sich schon an`s Werk gemacht. Mit geschickten Handgriffen ziehen sie am Bug und Heck eine Kunststofffolie ab auf der der Schiffsname und der Heimathafen steht. Darunter kommen neue Schriftzüge zum Vorschein. Das Boot heisst jetzt „Swanje „und der Heimathafen ist „Ostende.“ Zuletzt wird noch dir Folie mit der vermeintlichen Registrierungsnummer entfernt. Unter dem Namen „Swanje“ ist das Schiff registriert. Mit einigen Handgriffen lösen sie eine Vorrichtung und die gewaltigen Brückenaufbauten, die nur aus weiss gespritztem Segeltuch bestehen, kippen nach Steuerbord ins Meer und versinken. Das Schiff hat jetzt auch ein anderes Aussehen und pflügt seinen Kurs durch das Achterwasser in die Mecklenburger Bucht. An Bord eine Ladung aus zwölf Kindern. Kinder die man an Polen`s Grenze übernommen hat und Veronica. Eine wertvolle Fracht die diesen Aufwand lohnt.
#7
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
broken roses
in Märchen, Fabeln, Sci-Fi und Fantastisches 01.12.2005 13:53von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Achtung Warnung! Die folgenden Kapitel sind nichts für sensibele Gemüter. Hier geht es um Gewalt, Kinderprostitution, Homoerotisches und brutalen Sex. Ich habe die Darstellungen bewusst so gewählt weil ich Abscheu erzeugen will. Wenn jemand das dennoch geil findet kann das mitunter pornographisch ausgelegt werden. Hier bitte ich den Adm. einzugreifen wenn ich gegen das Regelwerk verstossen habe. Ich werde dann den Text herausnehmen und die Geschichte nicht weiter veröffentlichen.
Kapitel 10
Kruse hält an der nächsten Telefonzelle. Umständlich kramt er Münzen aus der Tasche .Einen Zettel mit einer Telefonnummer hat er zwischen den Zähnen.
„da Angelo, brego“ ertönt es auf der anderen Seite. „Hier ist jemand der es gut mit euch meint“ beginnt Kruse. Nach einigen Minuten beendet er das Telefongespräch mit den Worten „Nein, ich melde mich und nenne euch Zeit und Ort“ Er wirkt gelöst, ja fast glücklich. „Denen zeige ich wo`s langgeht. Da ist für mich noch n`e Menge drin und alles ganz einfach“ Er grinst wieder.
Angelo legt mit hochrotem Kopf den Hörer auf die Gabel. Dann geht er in die Küche, legt seine Schürze ab und zieht eine Jacke an. „Alfonso ich habe noch in Wolgast zu tun. Bin aber zeitig zurück“ ruft er seinem Sohn zu und verlässt mit dem roten Lieferwagen das Anwesen.
In Wolgast fährt er zur Hauptpost und kauft sich eine Telefonkarte. Dann betritt er eine öffentliche Telefonzelle und schiebt die Karte ein. Er wählt sorgfältig eine Nummer und am anderen Ende meldet sich“ Roma-Design München.“ „Signore Enrico brego“ sagt er und wartet.
„Don Enrico hier ist Angelo. Wie geht es ihnen? Die Familie gesund, ja? Nein ,ich habe ein kleines Problem in der Firma sonst alles gut. Welches, ja die Lieferanten, nichts mehr wie früher. Schlechte Gewohnheiten greifen um sich. Ja. So zum Beispiel mein Weizenmehllieferant hatte seine Rechnung gestellt und ich hatte ihn schon bezahlt. Da kommt er doch glatt noch einmal und will mehr. So ist die Welt. Bis bald“ Angelo hat eingehängt. Er verlässt die Post und wirft die Telefonkarte in einen Gully. Dann fährt er zurück nach Ostklüne.
Krippen in Sachsen. Bei Beuchler schnarrt das Telefon. Er nimmt ab und schaltet den Zerhacker ein.
„Herr Oberst halten sie sich nicht mehr an die Spielregeln?“ fragt ihn sein Mittelsmann. „Ich weiss nicht was sie meinen“ antwortet dieser überrascht. Dann folgt ein ungewöhnlich langes Gespräch das der ehemalige Agent mit den Worten beendet „Ich kümmere mich darum und werde den Fall zu den Akten legen“ . Beuchler ist irritiert. „Kruse, ich konnte dieses Schwein noch nie leiden. Jetzt hast du überzogen“ knurrt er und verlässt sein Arbeitszimmer um in den Stall zu gehen. Nachdem er die Bodenbretter gelöst hat nimmt er das Paket heraus. Ihm entnimmt er die Tokarev, den Schalldämpfer und ein zweites Magazin. Den Rest verstaut er wieder unter den Dielenbrettern.
„Christa, ich muss einige Tage verreisen“ ruft er seiner Frau zu und telefoniert nach einem Taxi. Frau Beuchler wischt sich die Hände an der Kittelschürze ab und nickt. Fragen hat keinen Zweck denkt sie und hat ein ungutes Gefühl. Ihr Mann hat sich verändert. Er ist wieder wie früher, das gefällt ihr einerseits ,andererseits macht es ihr Angst. Beuchler lässt sich vom Taxi nach Dresden zum Hauptbahnhof fahren und löst eine Fahrkarte nach Wolgast.
Das Abhörteam hat in einem grauen Wohnmobil, in einer Seitenstrasse von Ostklüne Stellung bezogen. Die Fenster sind von aussen nicht einsehbar. Im Innraum sitzen drei Elektronikspezialisten zwischen einer Unmenge an technischem Gerät. „Wir müssen noch ein paar Wanzen im Lokal anbringen“ sagt Hauptkommissar Hennig Beckers. „Das machen die Leute vom Observationsteam. Sie werden heute zwei Kollegen, die nicht an der Aussenobservation beteiligt sind , hineinschicken. Ganz legal, zum Essengehen, als Paar getarnt“ berichtet ihm seine Assistentin Ursula Bonhoefer. Beckers nickt und setzt sich seine Kopfhörer auf. Die Beamten ahnen nicht, dass das entscheidende Gespräch zwischen Kruse und dem Lokal schon vor Tagen geführt wurde.
Die Tage vergehen ohne das es in und um das Lokal zu verdächtigen Gesprächen kommt. Damit auch das in italienisch gesprochene Wort verstanden wird ist ein Observant Italiener. Alles ist perfekt organisiert, so meint Mayer vom LKA jedenfalls.
Die Mitarbeiter von Frau Oldenburg und dem LKA stellen den Ort Ostklüne tatsächlich auf den Kopf. Jeder wird nach verdächtigen Wahrnehmungen befragt. Mayer und Oldenburg halten vor dem Haus des Hafenmeisters von Ostklüne, Ubbo Gätjen. „Moin moin, was kann ich für euch tun“ begrüsst sie dieser. Mit seiner zerknitterten Schiffermütze und dem gestreiften T-shirt sieht er aus wie Klaus Störtebecker, der legendäre Pirat der Gegend. „Herr Gätjen, wir sind von der Polizei und hätten gerne von ihnen gewusst, ob es hier im Hafen Auffälligkeiten gegeben hat?“ beginnt Mayer. „Nö, alles im grünen Bereich. Schiffe kommen und gehen. Wir haben Hauptsaison, das ist nun mal so“ entgegnet Gätjen lakonisch „Bis auf, vielleicht irre ich mich ja, so`ne grosse Yacht. Eigentlich für unsere Gewässer untypisch. Mit hohen Brückenaufbauten, die „Marlene“ aus Antwerpen. Der Skipper und zwei Mann. Waren wohl Profiseemänner, das merkt man ,keine Freizeitskipper. Ein schönes ganz weisses Schiff „ „Wissen sie woher die kamen“ mischt sich Frau Oldenburg ein. „Na bei der Grösse können die nur über Wollin gekommen sein durch das Achterwasser kommen die wegen der Brücken nicht“ nuschelt Gätjen vor sich hin. „Was haben die hier gemacht und wie lange lagen die im Hafen“ setzt Mayer nach. „Na einen Tag, haben Treibstoff gebunkert und Proviant aufgenommen, dann abends sind sie ab“ Gätjen, kein Mann grosser Konversation sind die beiden lästig und er will sie schnell wieder loswerden. „Woher haben sie den Proviant bekommen“ bohrt Mayer weiter „Na von Angelo der beliefert hier alle Skipper. Gute Qualität sag ich ihnen ,da sollten sie mal essen gehen“ brummt der Hafenmeister. „Das heisst, das sie nur über Polen wieder in die Ostsee kommen?“ setzt Oldenburg wieder an. „Jo, wenn sie nicht die Brücken absägen wollen“ antwortet Ubbo genervt und fügt hinzu „Ist das alles?“ Mayer nickt und die beiden Beamten gehen zu ihrem Fahrzeug. Der LKA-Beamte nimmt das Funktelefon zur Hand „Bitte die Grenzschutzeinheit die das Stettiner Haff bewacht“ sagt er in den Hörer. „Ja hier Mayer LKA ich brauche im Rahmen einer Amtshilfe eine Auskunft über Schiffsbewegungen auf dem Haff zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der polnischen Republik. Ja. Fahrzeug „Marlene – Antwerpen“ es entsteht eine Pause „Ja vor 6 Tagen nach Deutschland und zurück?“ fragt der Beamte weiter. „ Fehlanzeige muss noch in Deutschland sein oder unbemerkt zurückgelaufen sein, Ja, das kann schon mal vorkommen wir haben auch nur begrenztes Personal ,“ antwortet die Gegenseite. “Danke „ Mayer hängt ein.
Die beiden sehen sich an und zucken mit den Schultern. „Wenn die etwas damit zu tun haben sind die schon über alle Berge und auf hoher See“ sinniert Beate und Mayer nickt zustimmend.
Sie wären erschrocken wenn sie gewusst hätten wie recht sie hatten. Mit hoher Geschwindigkeit passiert eine Yacht Kap Ankona aussserhalb der deutschen Hoheitsgewässer. Das Boot hat blaue Aufbauten und einen weissen Rumpf und heisst „Swanje“. Heimathafen Ostende.
Oberst Beuchler steigt vor dem Bahnhof von Wolgast in den Linienbus nach Gummlin und setzt sich in den rückwärtigen Bereich. Er schliesst die Augen und scheint zu schlafen. Es ist der letzte Bus dorthin. “Gummlin“ tönt es über den Lautsprecher. Beuchler steigt aus und steht nach kurzer Zeit allein auf der nächtlichen Landstrasse. Er greift in die Jackentasche und fördert ein Paar medizinische Einmalhandschuhe, wie sie heute jeder PKW-Fahrer im Sanitätskasten mitführen muss, zu tage. Vorsichtig ,fast behutsam streift er sie über und prüft deren Sitz. Dann geht er die Strasse langsam Richtung Ortsausgang.
Kruse sitzt in der Wohnküche seines kleinen Hauses das er von seinen Eltern geerbt hat. Vor ihm steht eine Flasche Bier und ein leerer Teller. Er ist fröhlich, und malt sich schon aus was er mit dem Geld alles machen will. Endlich werde ich mal nach Thailand fahren. Er trinkt aus und löscht das Licht. Dann stolpert er die schmalen Treppen zum Schlafzimmer hinauf und legt sich schlafen.
Der Ex-Agent wartet bis alle Fenster dunkel sind. Er weis wo Kruse wohnt, hat ihn früher öfter hier besucht ,damals in einer anderen Welt. Nachdem alles Licht erloschen ist ,wartet er noch eine Stunde ,dann geht er lautlos auf die kleine Eingangstür zu. In der Hand hält er etwas das wie ein Miniatursägeblatt aussieht. Er steckt es in das Zylinderschloss und schiebt dann einen schmalen Stahl darüber. Er dreht alles kurz und die Tür öffnet sich leise. Der Oberst huscht hinein und schliesst die Tür lautlos hinter sich. Er weiss wo er Kruse findet. Die Tokarev mit aufgeschraubtem Schalldämpfer liegt fest in seiner Hand. Direkt vis a vis des Eingangs führen die schmalen Holzstufen der Treppe nach oben. Schritt für Schritt, immer ein Knarren erwartend ,tastet er sich hinauf.. Alles geschieht lautlos. Im Obergeschoss des Hauses gibt es nur einen Raum, das Schlafzimmer und am Ende der Treppe steht man unvermittelt vor dem Bett, das weis Beuchler noch. Nachdem er die letzte Treppenstufe erklommen hat lauscht er., steckt die Pistole in den Hosenbund und fingert eine kleine, schmale Taschenlampe heraus. Er hört das Schnarchen Kruses. Unvermittelt schaltet er die Lampe ein greift sich den Haarschopf des Schlafenden reisst den Kopf empor und versetzt ihm mit der Lampe einen gewaltigen Schlag auf die Halsschlagader. Kruse sackt zusammen und fällt im Bett zurück. Der Eindringling schaltet die Deckenbeleuchtung ein, zieht eine durchsichtige Plastiktüte aus der Tasche und stülpt sie dem Ohnmächtigen über den Kopf. Danach schiebt er den Schalldämpfer durch die Plastikfolie in Kruses Mund und drückt ab. „Plop“ das ist alles was zu hören ist. Die Plastiktüte ist von innen rot. Gelassen schraubt er dann den Schalldämpfer von der Waffe ,zieht vorsichtig dem Toten die Plastikfolie vom Kopf und verstaut beides in einer weiteren Tüte die er schliesst und in der Jacke verschwinden lässt. Die Pistole drückt er dem toten Ex-Kameraden in die Hand.
Er löscht das Licht So leise wie er gekommen ist verlässt er das Haus.
Vorsichtig tritt der Killer auf die leere Strasse. Alles dunkel kein Mensch. Entfernt hört er ein Käuzchen glutural bellen. Der frische Wind von See beruhigt seine Nerven. „Ja, Kruse so habe ich mir den Abschied auch nicht vorgestellt“ denkt er und geht die Landstrasse gemächlich Richtung Ortsausgang.
Einige Kilometer nachdem er Gummlin verlassen hat biegt er auf einen Feldweg an dessen Ende das alte verlassene Haus steht. Beuchler ist ruhig und entspannt. Geschickt betritt er die Kate durch den Hintereingang und steht in der ehemaligen Wohnstube. Das alte Sofa und der viele Staub. Seine Lampe leuchtet kurz alles ab , dann setzt er sich an den Tisch. Seine letzte Begegnungsstätte mit dem Ex-Kameraden. Er fingert den Plastikbeutel hervor und legt ihn auf den Tisch. Vorsichtig fischt er den Schalldämpfer heraus und reibt ihn mit einem Taschentuch sorgfältig ab. Dann steht er auf und geht in den hinteren Teil der Hütte. An der Wand steht ein alter Spaten. Er nimmt ihn und lockert damit zwei, drei Fussbodenbretter, hebt sie an und legt sie beiseite. Darunter liegt der Marschboden. Mit mächtigen Spatenstichen gräbt er ein dreissig Zentimeter tiefes Loch. Danach geht er zurück an den Tisch, nimmt den Schalldämpfer und das blutbesudelte Plastik und wirft es in die Grube. Er stutzt kurz, greift in die Jacke und befördert auch das Ersatzmagazin zu den anderen Gegenständen. Dann streift er sich die Handschuhe ab und wirft auch sie hinunter. Danach schaufelt er das Loch zu, entfernt sorgfältig alle Bodenreste vom Fussboden und verschliesst alles mit den Bodenbrettern. „So das wär`s“ murmelt er. Nachdem er auch den Spaten mit einem Papiertaschentuch penibel abgewischt und in die Ecke gestellt hat, legt er sich auf das alte Sofa.
Schnell ist Beuchler eingeschlafen .Nach kurzem ,traumlosem Schlaf weckt ihn erstes Vogelgezwitscher. Er verlässt das Haus und geht zum Strand hinunter. Die Wellen plätschern leise ihr uraltes Lied. Der Oberst schlägt den Weg Richtung Gummlin ein und wirkt wie ein früher Spaziergänger. Kurz vor dem Ortseingang betritt er wieder die Landstrasse und erreicht die Bushaltestelle. Kurz danach kommt auch schon der erste Bus nach Wolgast um die Ecke gefahren. Er steigt ein und setzt sich auf die letzte Bank, dann schliesst er die Augen. In Wolgast angekommen geht er zur nächsten Telefonzelle, wirft einige Münzen ein und wählt eine lange Telefonnummer. „Ja, die Ware ist geliefert“ sagt er und hängt ab. Dann geht er zur Gepäckaufbewahrung entnimmt einem Schliessfach einen kleinen Koffer und geht auf die Herrentoilette. Er betritt eine Kabine, zieht neue Kleider an und verstaut die alten im Koffer. Nachdem er sich rasiert hat verlässt er mit dem Koffer die Toilette und geht auf den Bahnsteig ,auf dem der Frühzug nach Berlin gerade eingelaufen ist. Der Oberst sucht sich ein leeres Abteil, legt den Koffer auf die Ablage und ist nach wenigen Minuten eingeschlafen. Er weiss nicht wie lange er geschlafen hat, doch als er erwacht ist er immer noch allein im Abteil. Der Zug fährt durch die leere Weite Ostdeutschlands. Nur Wiesen, kein Mensch weit und breit. Oberst Beuchler öffnet das Fenster, späht kurz auf den Gang hinaus und wirft dann den Koffer mit einem gewaltigen Schwung hinaus. Dann schliesst er das Fenster und setzt sich wieder hin. Er ist erleichtert.
Nach Stunden erreicht er den Bahnhof Berlin Zoo. Auf dem Vorplatz sucht er sich eine Taxe und lässt sich zum Prenzlauer Berg in die Pension „Freundschaft“ fahren. Er betritt den schmuddeligen Empfangsraum und aus dem hinteren Raum kommt eine Frau herangeschlurft. „Sie wünsch...,Paul ! man was für ne Überraschung. Du lebst noch Donnerwetter.“ „Ja Annegret ich bin`s, lange her“ antwortet der Oberst. Kurz erklärt er was er von seiner ehemaligen Agentin will. Sie nickt , holt einen Rechnungsblock hervor und schreibt eine Übernachtungsrechnung mit Anreise am Vortag. Dann drückt ihr Beuchler ein paar Scheine in die Hand und verlässt die Pension. Von der nächsten U-Bahnstation fährt er wieder zum Bahnhof Zoo und löst eine Fahrkarte nach Dresden.
Beate Oldenburg sitzt an ihrem Schreibtisch als das Telefon läutet. „Ja. Oldenburg, Tötungsdelikt in Gummlin, haben sie schon die Spurensicherung verständigt, Ja ,wahrscheinlich Selbstmord, ehemaliger MFS-Beamter hat den Anschluss nicht mehr gefunden, Ja verstehe ,die Opfer der Wende. Das soll Hauptwachtmeister Müller machen , ja verstehe Routine ich habe doch den Entführungsfall ja. ja, tschüss“ sie legt genervt auf. Jetzt hat die Beamtin ihren zweiten gravierenden Fehler begangen.
„Die Observation hat bisher nicht gebracht“ denkt sie und studiert weiter die Abhörprotokolle.
Dr Metzler, der Gerichtsmediziner aus Wolgast, streift sich seine Gummihandschuhe über. Vorsichtig hebt er den Kopf, oder besser gesagt was davon noch übrig ist, von Kruse etwas an. „Hm“, denkt er „der hintere Teil ist erwartungsgemäss, bei dieser Art von Schussverletzung weg,
„Komisch ,das dass Blut nicht weiter im Umkreis gespritzt ist“ sagt er zu sich und ruft den Leiter der Spurensicherung Dr. Find zu sich. „Schau mal Bertram, wenn man sich in den Kopf schiesst fliegt der hintere Teil des Schädels weg, du weißt doch wie das spritzen muss? Hier haben wir aber nur einen örtlich stark begrenzten Blutfleck nicht wahr“ Dr. Find kommt näher. „Du hast recht, absolut untypisch“ dann ruft er einen Mitarbeiter und fordert ihn auf von den Händen des Toten Schmauchspuren zu nehmen. „Ich will den auf dem Tisch haben“ sagt der Pathologe. „Ok“ ruft ihm Find zu, dann zu seinen Leuten „dreht hier alles um und wenn es noch so unwesentlich scheint“. Er hat ein sonderbares Gefühl. “Etwas stimmt hier nicht ,etwas stinkt hier fürchterlich“ Er macht sich weiter an die Arbeit.
Tage später. Es klopft kurz und Mayer steht in der Tür zu Beate`s Büro. Er wirkt verschlossener als sonst. „Haben sie den Bericht der Spurensicherung zum Selbsttötungsfall Kruse schon gelesen?“ Sie nickt und wirkt abwesend. „Ja, da stimmt alles nicht“ „Angefangen von der Ausblutungsmenge und der Blutverteilung am Tatort über die Plastikpartikel, die man in der Mundhöhle des Toten fand ,bis zu den fehlenden Schmauchspuren an den Händen. Oder können sie sich vorstellen, dass sich einer erschiesst ohne die Waffe abzudrücken?“ Beide schweigen. „Ich will das Rätsel noch vollkommen machen“ sagt er „Kruse war der Trainer von Veronica Janssen. Er kannte die Entführte gut und die Spurensicherung hat in seiner Wohnung einen Zettel gefunden mit der Telefonnummer des Lokals „da Angelo““ Sie wurde blass. „Verflucht alles weist immer auf diese Pizzeria. Aber wir haben nichts in Händen um auch nur irgendetwas zu beweisen. Was sagt die Observation?“ „Nichts überhaupt nichts“ antwortet der Beamte. „Die machen keine Fehler, verdammt. Ich werde den Richter bitten mir dennoch einen Durchsuchungsbefehl für das Lokal zu geben. Gleich morgen früh!“
Der rote Omega, das neutrale Überwachungsfahrzeug der Polizei ,steht einhundert Meter von der Pizzeria entfernt. Die Polizisten trinken Kaffee aus einer Thermoskanne und schweigen. Es ist nachts 2:15 Uhr. Plötzlich schiesst ein Feuerball aus dem Gebäude und innerhalb von wenigen Minuten brennt das strohgedeckte Haus. Die Beamten rufen die Feuerwehr ,die auch nach zwanzig Minuten erscheint. Als sie den Brandort erreichen ist das Lokal schon bis auf die Grundmauern abgebrannt.
Von den Bewohnern fehlt jede Spur. Weder vor dem Brand hat man jemanden das Gebäude verlassen sehen noch in den Trümmern gibt es einen Hinweis auf deren Verbleib.
„Wir müssen sofort die Kommissarin informieren“ sagt Beckers zu Frau Bonhoefer und greift zum Funktelefon.
„Hier Oldenburg“ meldet sich eine verschlafene Stimme am anderen Ende der Leitung. „Was, das ist doch nicht möglich. Geben sie bitte sofort die Fahndung heraus. Ja ,den informiere ich „ .Beate hat sich im Bett, ihres in hellrosa eingerichteten Schlafzimmers ,aufgesetzt. Sie greift hinter sich und dort kommt der Kopf eines Mannes zum Vorschein. „Otto die sind abgehauen und haben das Haus vorher in die Luft gejagt.“ Sie schluchzt vor Enttäuschung. Otto nimmt sie in die Arme und tröstet sie. Dann ziehen sich beide an und fahren nach Ostklüne.
Kapitel 11
Veronica spürt, wie durch einen süssen, schweren Nebel den Stoss, dann wird es wieder dunkel um sie.
Sie fühlt sich glücklich wie nie. Alles ist von ihr abgefallen und wenn sie wieder in Schlaf verfällt träumt sie herrliche Dinge. Keine Sorgen mehr um die Grosseltern, die sterben könnten, keine Sehnsucht mehr nach den Eltern, die sie kaum kannte. Sie versucht etwas von ihrer Umgebung zu erkennen. Im Dämmerlicht einer Notbeleuchtung sieht sie andere Kinder am Boden kauern oder liegen. Sie schlafen oder sitzen teilnahmslos auf den ausgelegten Matratzen und starren vor sich hin. Das Mädchen seufzt und streckt sich am Boden aus. Dann fällt sie wieder in einen traumreichen Schlaf.
Die beiden Matrosen schliessen das Stahlschott und schieben ein Regal vor die Schiffstür ,die am Ende der Mannschaftsmesse so verborgen wird. „So jetzt haben wir die Ladung komplett ,wir können die Heimreise antreten“ sagt der eine. Sein Gegenüber nickt und sie verlassen den Raum. Die beiden Männer, Anfang zwanzig, gehen direkt auf das Vorschiff. Einer springt auf den Bootssteg, löst die Halteleinen und schiebt die Gangway an Deck. Dann springt er an Deck und stösst sich vorher noch vom Steg ab. Die Yacht hat sich einige Meter vom Steg entfernt, schwere Schiffsdiesel werden gestartet und langsam gleitet das grosse Schiff durch das Hafenbecken ,der offenen See zu. Die beiden Matrosen ziehen die Fender ein und befestigen sie mit gekonnten Knoten an der Nirostastahlreling die das Schiff umgibt. Dann legen sie die Haltetaue, wie bei einem Ritual ,an Deck aus. Das Boot hat schon das Haff erreicht und Geschwindigkeit aufgenommen. Langsam verschwindet die Küste am Horizont. Die schweren Motoren hacken ihr Lied in die laue , mondlose Sommernacht. Wie auf ein geheimes Kommando hin lösen sie vom Bug Kunststofffolien und lassen sie in die See gleiten. Dann lassen sie an den Decksaufbauten einen Klappmechanismus aufschnappen und mit einem knirschenden Geräusch kippt der grosse Decksaufbau in die See. Danach entfernen sie auch am Heck und an den verbliebenen Decksaufbauten Folie. Sie nicken sich zu und verschwinden im Ruderhaus. So wird aus der schneeweissen „Marlene“ ein Schiff mit dem Namen „Swanje“ aus dem Heimathafen „Antwerpen“ ein „Ostende“ und aus der ganz weissen Yacht mit hohen Aufbauten eine eher flaches Schiff mit blauen Decksaufbauten. Die Registriernummern sind auch verschwunden. Sie hatten auch für ein Seeschiff keinerlei Bedeutung. Das Boot ist unter seinem jetzigen Namen im Schiffsregister eingetragen. Eigner ist ein Vercharterer in Ostende.
Antonio ein Mann von dreiundfünfzig Jahren, hat die meiste Zeit seines Lebens auf See verbracht. Sein grobes, massiges Gesicht gibt ihm einen verwegenen Ausdruck. Er stammt aus Palermo und schon sein Vater war für die „Familie“ tätig. So wie seine Söhne Gustavo ,der ältere, und Domingo die Familientradition fortsetzen werden. In Süditalien gibt es sonst keine wirklich lohnende Arbeit und nachdem die EU die Fischfangbeschränkungen streng kontrolliert, geht es den Fischern finanziell immer schlechter.
Das Ruderhaus ist fast dunkel. Nur das endlos kreisende Bild des Bordradars , die Beleuchtung der Motorkontrollinstrumente und des Kompasses ,verbreiten ein schwaches Licht. Antonio steht am Ruder . Seine Söhne suchen mit schweren Nachtsichtgeräten den Horizont ab. „Kurs 270 Grad, West“ gibt er die neue Route an. „Geht jetzt und füttert unsere Vögelchen. Vergesst nicht den Käfig sauber zu machen! Danach ab mit ihnen in den Laderaum bis wir die Nordsee erreicht haben“ befiehlt er seinen Söhnen. „Si Papa“ sagen sie nur und verlassen die Brücke.
Die Sonderladeräume, in Wirklichkeit sind das die Wasserballastbehälter des Schiffes die man Fluten kann und die dem Schiff bei schlechtem Wetter mehr Stabilität geben, wurden mit Matratzen und Decken ausgestattet und sind durch wasserdichte Luken zu begehen. Wenn das Schiff durchsucht werden sollte, könnte man sie fluten und niemand würde ihnen etwas beweisen können.
Domingo schiebt das Regal zur Seite und öffnet das Schott. Langsam gewöhnen sich seine Augen an das schwache Licht hinter dem Luk. Er und sein Bruder öffnen links und rechts in der Bordwand jeweils einen kreisrunden Einstieg . Dann schalten sie die Deckenbeleuchtung ein. Ein duzend kleiner, fahler Gesichter blickt sie aus tiefliegenden Augen ,voller Furcht an. Sie sind bis auf eine hinten offene Kittelschürze, wie man sie im Krankenhaus nach Operationen bekommt und einer überdimensionalen Windel ,nackt.. Die beiden Brüder haben, eine Batterie von frischen Windeln und Getränkebechern, wie man sie bei Fastfood-Ketten bekommt, mitgebracht. In den Bechern ist eine Mischung aus konzentrierter Kraftnahrung und ISO-Getränkt ,damit die Kinder nicht verhungern oder verdursten. Die Kleinen sind von den Drogen apathisch und lassen sich ohne Gegenwehr die Windeln wechseln. Dann nimmt jeder sein Getränk in Empfang und beginnt gierig an dem Strohhalm zu saugen. Die Jungen Matrosen grinsen zufrieden und sammeln die gebrauchten Windeln in einem Plastikeimer ein. Nachdem die Gekidnappten ausgetrunken haben schieben die Matrosen jeweils sechs von ihnen durch die Öffnungen der Tanks. Danach verschliessen sie die Eingänge wieder. Sie gehen zur Rückwand des Raumes und betätigen einen Schalter. Jetzt sind auch die Tanks an die Klimaanlage angeschlossen. Über einen Filter wird die Luft mit Narkotika vermischt damit die Kinder ruhiggestellt sind. Diese Vorrichtung hatte man extra einbauen lassen um die Tanks, im nicht gefluteten Zustand, auszutrocknen, die Modifizierung des Filters wurde nachträglich von Antonio installiert.
Danach verlassen sie den Verschlag ,schliessen die Stahltür und schieben das Regal davor.
Das blonde Mädchen wird unvermittelt aus ihren schönen Träumen gerissen als sie jemand anstösst . Sie sieht an sich hinunter und bemerkt, dass sie ausser einem Schurz nackt ist. Eine unendliche Scham durchströmt das Kind. Dann tastet sie sich ab und stellt mit Entsetzen fest, dass sie wie ein Kleinkind eine Windel trägt. Sie sieht sich verstört um und blickt in viele kleine Gesichter. Kinder wie sie. Manche noch viel jünger. Dann wird sie nach hinten gedrückt und blickt in zwei junge Augen die zu einem Gesicht gehören, dass mit einer schwarzen Wollmaske verdeckt wird. Es macht sich an ihrem Unterkörper zu schaffen. Veronica ist wie gelähmt. Als sie wieder zu sich kommt drückt ihr der Mann einen Pappbecher mit Strohhalm in die Hand und fordert sie auf zu trinken. „Seine Stimme klingt jung ,Warum macht er das?“ schiesst es ihr durch den Kopf. Sie hat einen entsetzlichen Durst und saugt gierig die Flüssigkeit in sich hinein. Die anderen Kinder um sie herum tun es ihr gleich. Obwohl sie alle unterschiedlich sind, Jungen und Mädchen und auch nicht gleichaltrig ,haben sie eines gemeinsam. Sie sind alle weizenblond. Dann wird sie gepackt und durch eine Luke geschoben. Bevor sie wieder in den nächsten Traum hinübergleitet fühlt sie noch etwas weiches an ihren Füssen, hört eine Kinderstimme stöhnen ,die danach verstummt.
Nach diversen Kurskorrekturen läuft die Yacht unbehelligt durch das Achterwasser an Wolgast und Peenemünde vorbei ,in die offene Ostsee. Die Crew ist erleichtert. Dann nehmen sie Kurs , ausserhalb der deutschen Hoheitsgewässer zwischen Deutschland und Dänemark, durch die Mecklenburger- in die Lübecker Bucht.
Der Morgen dämmert und das ist gut so ,denn die Durchfahrt durch den Nord-Ostseekanal ist für Privatboote nur tagsüber, also zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang ,erlaubt. Die „Swanje“ geht in Warteposition vor der Kanaleinfahrt. Jetzt flammt ein grünes Licht auf, Einfahrtsfreigabe und das Schiff beginnt mit der Durchfahrt die unter anderem aus einer Anzahl Schleusen besteht. Antonio ist hochkonzentriert und seine Söhne sind ständig beschäftigt. Es scheint so als hätten sie ihre brisante, hilflose Fracht im Inneren des Schiffes vergessen.
Nach Stunden verlässt das Schiff den Kanal und nimmt mit hoher Fahrt Kurs auf die deutsche Bucht. Nach kurzer Zeit ist die Yacht in internationalem Gewässer
und fährt auf einer Autobahn für Seeschiffe, sogenanntem Verkehrstrennungsgebiet.
Das sind ,von einem breiten Seegebiet abgetrennte Einbahnstrassen auf dem Wasser. Hier hält sich vornehmlich die Berufsschiffahrt mit ihren riesigen Schiffen auf. Von Zeit zu Zeit sieht die Besatzung diese fast Kirchturm hohen Giganten, mit fast siebzig Stundenkilometer ,das Wasser durchpflügen. Es ist wieder Nacht und Antonio und seine Männer müssen auf der Hut sein ,damit sie nicht versehentlich einem solchen Koloss zu nahe kommen.
Auf der Höhe des Seebades Knokke kreuzen sie vorsichtig die Schiffsautobahn und verlassen diese um zwei Seemeilen vor der Küste Anker zu werfen. “Macht unsere Vögelchen landfein“ sagt der Skipper zu den jungen Männern und als sie sich gerade auf den Weg machen wollen ,erfasst sie ein riesiger Scheinwerfer.
“Küstenwacht an Swanje ,kommen sie an Deck!“ plärrt ein Lautsprecher. Antonio ist wie gelähmt. Er schickt seine Söhne auf das Vordeck, er selbst bleibt im Ruderhaus die Hand nahe dem roten Knopf ,mit dem er die Tanks fluten kann. „Sie dürfen hier heute nicht ankern, militärisches Übungsgelände, holen sie den Anker ein und verlassen sie das Gebiet“ kommt wieder die Stimme über den Lautsprecher. Die Crew ist erleichtert, holt schnell den Anker ein, startet die Maschinen und verlässt den Ankerplatz. Nach einer Stunde ankert die Swanje erneut um einige Meilen vom vorgesehen Platz entfernt. „Wir müssen die neue Position sofort an das Taxi durchgeben“ befiehlt der Skipper und Domingo macht sich am Seefunkgerät zu schaffen .“Hier Swanje an Pinguin, Pinguin bitte melden“ Nach kurzem Rauschen krächzt eine Stimme über den Äther „Hier Pinguin was gibt es?“ „ Neuer Treff 51 Grad 08 Nord /3Grad 06 Ost, verstanden Pinguin?“ „Roger“ kommt es zurück und der Kontakt ist beendet.
Die beiden jungen Matrosen suchen den Horizont mit ihren Ferngläsern ab, der Skipper sitzt vor dem Radarmonitor. „Die Luft ist rein“ sagt er dann „nun ab mit euch und vergesst nicht die Kleinen mit neuem Stoff zu versorgen sonst kriegt noch einer den Turkey“ Turkey wird die Entzugserscheinung, die bei Heroinbenutzern auftritt, genannt und kann lebensgefährlich werden. Die jungen Leute verlassen das Ruderhaus.
Die Matrosen nehmen für jeden ihrer kleinen Gäste eine Hose und einen blauen Seemannspullover mit. Die Privatkleidung der Kinder hatte man nach ihrer Entführung vernichtet. Dann packen sie Seife, Schampon und Kosmetika ,sowie Kämme und Bürsten ein und zuletzt nimmt Domingo noch die Spritze mit den Ampullen mit.
Veronica wird durch ein hemmungslosen Kinderschluchzen und Zittern an ihrem Fussende geweckt. Sie hat Angst. Plötzlich wird das Luk geöffnet und ein heller Lichtschein blendet das Kind ,das reflexartig die Augen schliesst. „So Ende der Reise jetzt wird gebadet“ hört sie eine junge Stimme. Unvermittelt wird das Mädchen gepackt und aus dem Loch gezogen. Sie schwankt unsicher und beginnt zu zittern. Hinter ihr tauchen nach und nach weitere Kinder auf. „Sind wir vollzählig „fragt einer der Matrosen und zählt laut nach. „Ja, zwölf und alle sind wohlauf“ Die beiden haben wieder schwarze Masken vor ihren Gesichtern und wirken auf die Kleinen noch unheimlicher. Einer nach dem Anderen wird entkleidet und mit einem Stück Seife und Haarwaschmittel in die Duschkabine gezogen. Die Entführten weinen und einige rufen nach ihrer Mama. Veronica ist entsetzt, als sie der Mann ausgezogen hat und sie nichts hat mit dem sie sich bedecken kann. Erleichtert huscht sie in die stinkende Duschkabine. Das warme Wasser belebt sie etwas und als ob sie sich alles Erlebte abwaschen könnte, seift sie sich immer wieder ein und duscht sich ab bis sie eine Stimme auffordert sofort rauszukommen. Dann wird ihr ein Handtuch zugeworfen. Auch Bürste und Kamm sowie Eyeliner und Lippenstift erhält sie. „So mach dich schön das ist wichtig“ sagt der Eine und schiebt sie vor einen grossen Spiegel vor dem schon andere Mädchen mit ihrem Make -Up beschäftigt sind. Alle sind nackt und einige, wie Veronica haben schon ansehnliche weibliche Formen mit kleinen strammen Brüsten. Es ist nicht leicht die Augen zu schminken, wenn die Tränen das Make-Up immer wieder verwischt,“ denkt sie zitternd. Einer der beiden Burschen geht von Kind zu Kind und gibt ihm eine Spritze. Langsam wird es im Raum ruhiger. Als Veronica dran ist fühlt sie das sie sich schon nach diesem Glücksgefühl gesehnt hat und lässt ihn gewähren. Eigentümlicherweise wird sie diesmal nicht müde, nein ein Hochgefühl durchströmt sie und ihre Nacktheit macht ihr nichts mehr aus. Schnell zieht sie die Hose und den Pulli an, wirft noch mal einen Blick in den Spiegel und wartet ungeduldig. „Komisch“ denkt sie „ich fühle mich gut.“ Auch die anderen Kleinen wirken gelöst und ruhig.
„Sie kommen „ sagt der Skipper und weist in die Richtung aus der ein schwacher Lichtpunkt schnell näher kommt. Nach kurzer Zeit liegt ein grosses Schlauchboot längsseits und drei Maskierte springen an Deck. Auch die Mannschaft der „Swanje“ hat ihre Wollmasken übergestreift. „Hallo Antonio“ sagt einer. „Schnell die Ware“ Schon werden die ersten Kinder über Deck geschoben und in das Schlauchboot hinuntergelassen. Kaum zehn Minuten später legt das Boot mit den Kindern von der Swanje ab und verschwindet mit dröhnenden Motoren in der Nacht.
Antonio und seine Söhne haben sich die Gesichtsmasken abgenommen und grinsen sich an. „Gut Jungs, nun nach Hause“ Bei diesen Worten lässt er die Motoren an und die Beiden lichten den Anker. Dann nimmt die Yacht Fahrt auf und steuert mit mässiger Geschwindigkeit den Hafen von Ostende an.
Veronica hockt am Boden des Bootes inmitten der anderen Kinder. Alle schweigen und saugen die frische Seeluft in ihre kleinen Lungen. Ihrer Angst ist einer Neugierde gewichen. „Was kommt jetzt ?“ denkt sie. „Was wollen die mit uns machen? Wenn sie hätten töten wollen wäre das längst passiert“ Sie hängt ihren Gedanken nach als Land in Sicht kommt. Das Boot verringert die Geschwindigkeit und tuckert langsam auf einen dunklen Bootsanleger zu ,an dem einige Gestalten schon zu erkennen sind.
Dann legt das Schlauchboot an. Vermummte ziehen sie aus dem Schiff und treiben sie zum Ende des Stegs an dem zwei Wohnmobile warten. Alles ist dunkel. Das Mädchen wird durch eine Tür in`s Innere des Wagens gestossen. Dann schliesst sich die Tür und das Auto setzt sich in Bewegung. Die Fenster sind mit schwarzer Folie abgeklebt und die Kinder können nicht nach draussen sehen.
Es ist dunkel aber geräumig. Alles Mobiliar ist entfernt worden und der Boden ist mit Matratzen ausgelegt. Die Kinder strecken sich am Boden aus.
Nach endlos langer Zeit hält das Auto. Man hört Stimmen und die Tür wird geöffnet. Sie befinden sich in einer grossen Halle. Einige unmaskierte Männer und Frauen schauen sie freundlich an und fordern sie auf herauszukommen. Jetzt erst merkt Veronica, das die Kinder, ihre Mitreisenden, miteinander in einer anderen Sprache sprechen. „Ist wohl polnisch“ denkt sie .Sie fühlt sich noch einsamer als vorher.
Das Empfangskomitee begrüsst jedes Kind in seiner Muttersprache. Untereinander sprechen sie eine andere Sprache die sich wie holländisch anhört. Eine Frau mittleren Alters kommt auf das Mädchen zu. Sie ist gut geschminkt und sieht nicht gewöhnlich aus. Ihre langen schwarzen Haare umrahmen ein schönes, rassiges Gesicht Das enganliegende schwarze Kleid lässt ihre gute Figur erahnen.
„Na wer bist denn du? Du bist aber eine ganze Süsse“ begrüsst sie das blonde Kind mit rauchiger Stimme.
Das Mädchen schaut verlegen zu Boden und wird von der Frau an die Hand genommen und durch eine Tür in das angrenzende Gebäude geschoben. Sie kommen in einen Flur von dem viele Türen rechts und links abzweigen und die Frau öffnet eine dieser Türen und drückt das Mädchen hinein. „Veronica staunt. Das Zimmer ist luxeriös eingerichtet. Alles in schwerem rotem Samt. In der Mitte steht ein gedeckter Tisch mit vielen leckeren Sachen. Es duftet nach gutem Essen. Im Hintergrund sieht sie ein breites weiches Bett. „Wir wollen erst einmal was essen,“ fordert die Frau das Mädchen auf und schiebt sie sanft auf einen Stuhl. Sie setzt ihr gewinnendstes Lächeln auf und das Kind wird zunehmend gelöster. Erst jetzt bemerkt Veronica, dass sie schon Tage nichts mehr gegessen hat. Sie greift zu. Nach dem Essen nimmt sie die Ältere mit in einen Nebenraum, der nur aus Kleiderschränken besteht. „So nun wollen wir uns mal etwas Schönes zum Anziehen aussuchen“ fordert sie die Kleine auf. „Es ist wie im Schlaraffenland „ denkt das Mädchen. „Ob ich schon tot bin?“ Gemeinsam wählen sie aus dem reichhaltigen Angebot ,neben schöner Satinunterwäsche und Seidenstrümpfen die an einem Hüftgürtel befestigt werden ,ein langes weiches rotes Kleid. Dann tritt Veronica vor den Spiegel und erschrickt. „Toll, das bin ich“ denkt sie. Ihre Betreuerin zieht sie in die Ecke zu einem Schminktisch und macht sich an ihrem Gesicht zu schaffen. Lippenstift, Puder, Pafümflakons und nach einiger Zeit fordert sie Veronica auf die Augen zu öffnen. „Schau dich an Kleines du bist die Schönste.“ Das Mädchen sieht in den Spiegel und ist masslos überrascht. Aus dem Spiegel sieht sie eine Schönheit an. Sie fängt an zu zittern und ihre Begleiterin greift neben sich und nimmt eine Spritze zur Hand. Veronica hat schon darauf gewartet und lächelt die Frau erwartungsvoll an.
„Wieder dieses irre Gefühl“ denkt das Mädchen als die Spritze abgesetzt wird. Sie fühlt sich toll. Die Ältere zieht das Mädchen durch eine Tür in einen anderen Raum. Hier steht ein Fotoapparat, so wie ihn die Portraitfotografen benutzen. Das Kind wird auf einem Hocker platziert und die ältere Frau macht einige Fotos die sich nach kurzer Zeit selbst entwickeln. „Ah, Polaroid“ denkt das Mädchen und ist von seine Fotos begeistert. „Wir machen noch mehr „ nickt die andere ihr zu. Sie kommt auf sie zu und zieht ihr das Kleid aus. Veronica lässt es ohne Gegenwehr geschehen sie fühlt sich gut. Nun sitzt sie in Unterwäsche mit Strümpfen und Hüfthalter auf dem Hocker. Der Blitz leuchtet auf. Dann kommt die Frau wieder. Sie nimmt Veronica den BH ab ,in der Hand hat sie einen grossen Pinsel mit dem sie die Brust abpudert .Das kitzelt und die kleinen Brustwarzen werden prall. Danach macht sie wieder Fotos. Dann zieht sie ihr den Schlüpfer aus . Das Kind sitzt nur noch in Strümpfen mit Hüfthalter vor der Kamera. Sie findet nichts mehr dabei. „Du musst mit der Kamera flirten“ fordert die Frau sie auf. „Warum nicht“ denkt diese und gibt ihr Bestes. Nachdem die Bilder gemacht wurden, ergreift die Fotografin ihre Hand und zieht sie zu sich hin. Veronica folgt ihr. Sie geht mit der Frau zu dem grossen Bett, das Licht wird dunkler und das Mädchen legt sich neben die Frau. Langsam berühren deren Hände den Körper des Mädchens ,das in einer Art neugieriger Erwartung verharrt.“ Ich bin die Mona und wie heisst du?“ „Veronica“ sagt das Mädchen fast keck. Mona greift neben sich und fördert eine Art Briefumschlag zu Tage. Sie öffnet ihn und nimmt ein silbernes Röhrchen heraus. Dann setzt sie das Röhrchen an ein Nasenloch ihrer schön geschwungenen Nase ,taucht das Ende des Röhrchens in den Umschlag und saugt etwas ein. Das gleiche macht sie mit dem anderen Nasenloch. „Du musst das unbedingt versuchen“ fordert sie das Mädchen auf „Das ist umwerfend“. Veronica schaut interessiert und macht es der Erwachsenen nach. Dann gibt sie ihr das Röhrchen und den Umschlag zurück. Auf einmal ist ihr als wenn sie emporgehoben würde. Es durchströmt sie, noch mehr als bei der Spritze, ein Gefühl das sie noch nie hatte. Es ist wie Hunger auf etwas was man noch nicht kennt ,sie ist erregt.
Mona hat auch ihr Kleid ausgezogen und liegt nur im BH und Höschen auf dem Bett. Auch sie wirkt erregt. Ihre schmalen grossen Hände streichen über den Nacken des Kindes und liebkosen ihren Hals. Veronica erschaudert. Das hatte sie noch nie. Dann streichelt die Ältere die Schultern, streift kurz über die kleinen formschönen strammen Brüste und streicht über den Bauch des Mädchens. Veronica hat die Augen geschlossen und als die Andere mit sanftem Druck zwischen ihre Beine fährt meint sie von einem heissen, farbigen Strudel aufgesogen zu werden. Mona küsst zärtlich Veronica`s Hals ihren Mund und lässt keine Stelle des kleinen Körpers aus.
Plötzlich geht ein Vibrieren durch die Jugendliche, sie bäumt sich unvermittelt auf und bleibt dann entspannt liegen. „Was war das?“ stammelt das Mädchen. „Du hast deinen ersten Orgasmus gehabt“ flüstert Mona ihr ins Ohr und streichelt sie.
Auch sie hat den BH abgenommen und die Hose ausgezogen. Ihre schönen, grossen Brüste ,mit den steil aufgerichteten dunklen Warzen, machen Veronika neugierig. Zärtlich streichelt auch sie die Ältere. Stunden verharren beide bei diesem Spiel von Höhepunkten und Entspannung ,bis sie endlich einschlafen.
Veronica wird wach und hat nur einen Gedanken, Wo ist die Spritze. Neben ihr liegt Mona, die sie aufmerksam anschaut. „Komm, ich hab was für dich“ sagt sie und zieht eine Spritze auf. Das Mädchen lächelt die Ältere verliebt an.
Kapitel 10
Kruse hält an der nächsten Telefonzelle. Umständlich kramt er Münzen aus der Tasche .Einen Zettel mit einer Telefonnummer hat er zwischen den Zähnen.
„da Angelo, brego“ ertönt es auf der anderen Seite. „Hier ist jemand der es gut mit euch meint“ beginnt Kruse. Nach einigen Minuten beendet er das Telefongespräch mit den Worten „Nein, ich melde mich und nenne euch Zeit und Ort“ Er wirkt gelöst, ja fast glücklich. „Denen zeige ich wo`s langgeht. Da ist für mich noch n`e Menge drin und alles ganz einfach“ Er grinst wieder.
Angelo legt mit hochrotem Kopf den Hörer auf die Gabel. Dann geht er in die Küche, legt seine Schürze ab und zieht eine Jacke an. „Alfonso ich habe noch in Wolgast zu tun. Bin aber zeitig zurück“ ruft er seinem Sohn zu und verlässt mit dem roten Lieferwagen das Anwesen.
In Wolgast fährt er zur Hauptpost und kauft sich eine Telefonkarte. Dann betritt er eine öffentliche Telefonzelle und schiebt die Karte ein. Er wählt sorgfältig eine Nummer und am anderen Ende meldet sich“ Roma-Design München.“ „Signore Enrico brego“ sagt er und wartet.
„Don Enrico hier ist Angelo. Wie geht es ihnen? Die Familie gesund, ja? Nein ,ich habe ein kleines Problem in der Firma sonst alles gut. Welches, ja die Lieferanten, nichts mehr wie früher. Schlechte Gewohnheiten greifen um sich. Ja. So zum Beispiel mein Weizenmehllieferant hatte seine Rechnung gestellt und ich hatte ihn schon bezahlt. Da kommt er doch glatt noch einmal und will mehr. So ist die Welt. Bis bald“ Angelo hat eingehängt. Er verlässt die Post und wirft die Telefonkarte in einen Gully. Dann fährt er zurück nach Ostklüne.
Krippen in Sachsen. Bei Beuchler schnarrt das Telefon. Er nimmt ab und schaltet den Zerhacker ein.
„Herr Oberst halten sie sich nicht mehr an die Spielregeln?“ fragt ihn sein Mittelsmann. „Ich weiss nicht was sie meinen“ antwortet dieser überrascht. Dann folgt ein ungewöhnlich langes Gespräch das der ehemalige Agent mit den Worten beendet „Ich kümmere mich darum und werde den Fall zu den Akten legen“ . Beuchler ist irritiert. „Kruse, ich konnte dieses Schwein noch nie leiden. Jetzt hast du überzogen“ knurrt er und verlässt sein Arbeitszimmer um in den Stall zu gehen. Nachdem er die Bodenbretter gelöst hat nimmt er das Paket heraus. Ihm entnimmt er die Tokarev, den Schalldämpfer und ein zweites Magazin. Den Rest verstaut er wieder unter den Dielenbrettern.
„Christa, ich muss einige Tage verreisen“ ruft er seiner Frau zu und telefoniert nach einem Taxi. Frau Beuchler wischt sich die Hände an der Kittelschürze ab und nickt. Fragen hat keinen Zweck denkt sie und hat ein ungutes Gefühl. Ihr Mann hat sich verändert. Er ist wieder wie früher, das gefällt ihr einerseits ,andererseits macht es ihr Angst. Beuchler lässt sich vom Taxi nach Dresden zum Hauptbahnhof fahren und löst eine Fahrkarte nach Wolgast.
Das Abhörteam hat in einem grauen Wohnmobil, in einer Seitenstrasse von Ostklüne Stellung bezogen. Die Fenster sind von aussen nicht einsehbar. Im Innraum sitzen drei Elektronikspezialisten zwischen einer Unmenge an technischem Gerät. „Wir müssen noch ein paar Wanzen im Lokal anbringen“ sagt Hauptkommissar Hennig Beckers. „Das machen die Leute vom Observationsteam. Sie werden heute zwei Kollegen, die nicht an der Aussenobservation beteiligt sind , hineinschicken. Ganz legal, zum Essengehen, als Paar getarnt“ berichtet ihm seine Assistentin Ursula Bonhoefer. Beckers nickt und setzt sich seine Kopfhörer auf. Die Beamten ahnen nicht, dass das entscheidende Gespräch zwischen Kruse und dem Lokal schon vor Tagen geführt wurde.
Die Tage vergehen ohne das es in und um das Lokal zu verdächtigen Gesprächen kommt. Damit auch das in italienisch gesprochene Wort verstanden wird ist ein Observant Italiener. Alles ist perfekt organisiert, so meint Mayer vom LKA jedenfalls.
Die Mitarbeiter von Frau Oldenburg und dem LKA stellen den Ort Ostklüne tatsächlich auf den Kopf. Jeder wird nach verdächtigen Wahrnehmungen befragt. Mayer und Oldenburg halten vor dem Haus des Hafenmeisters von Ostklüne, Ubbo Gätjen. „Moin moin, was kann ich für euch tun“ begrüsst sie dieser. Mit seiner zerknitterten Schiffermütze und dem gestreiften T-shirt sieht er aus wie Klaus Störtebecker, der legendäre Pirat der Gegend. „Herr Gätjen, wir sind von der Polizei und hätten gerne von ihnen gewusst, ob es hier im Hafen Auffälligkeiten gegeben hat?“ beginnt Mayer. „Nö, alles im grünen Bereich. Schiffe kommen und gehen. Wir haben Hauptsaison, das ist nun mal so“ entgegnet Gätjen lakonisch „Bis auf, vielleicht irre ich mich ja, so`ne grosse Yacht. Eigentlich für unsere Gewässer untypisch. Mit hohen Brückenaufbauten, die „Marlene“ aus Antwerpen. Der Skipper und zwei Mann. Waren wohl Profiseemänner, das merkt man ,keine Freizeitskipper. Ein schönes ganz weisses Schiff „ „Wissen sie woher die kamen“ mischt sich Frau Oldenburg ein. „Na bei der Grösse können die nur über Wollin gekommen sein durch das Achterwasser kommen die wegen der Brücken nicht“ nuschelt Gätjen vor sich hin. „Was haben die hier gemacht und wie lange lagen die im Hafen“ setzt Mayer nach. „Na einen Tag, haben Treibstoff gebunkert und Proviant aufgenommen, dann abends sind sie ab“ Gätjen, kein Mann grosser Konversation sind die beiden lästig und er will sie schnell wieder loswerden. „Woher haben sie den Proviant bekommen“ bohrt Mayer weiter „Na von Angelo der beliefert hier alle Skipper. Gute Qualität sag ich ihnen ,da sollten sie mal essen gehen“ brummt der Hafenmeister. „Das heisst, das sie nur über Polen wieder in die Ostsee kommen?“ setzt Oldenburg wieder an. „Jo, wenn sie nicht die Brücken absägen wollen“ antwortet Ubbo genervt und fügt hinzu „Ist das alles?“ Mayer nickt und die beiden Beamten gehen zu ihrem Fahrzeug. Der LKA-Beamte nimmt das Funktelefon zur Hand „Bitte die Grenzschutzeinheit die das Stettiner Haff bewacht“ sagt er in den Hörer. „Ja hier Mayer LKA ich brauche im Rahmen einer Amtshilfe eine Auskunft über Schiffsbewegungen auf dem Haff zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der polnischen Republik. Ja. Fahrzeug „Marlene – Antwerpen“ es entsteht eine Pause „Ja vor 6 Tagen nach Deutschland und zurück?“ fragt der Beamte weiter. „ Fehlanzeige muss noch in Deutschland sein oder unbemerkt zurückgelaufen sein, Ja, das kann schon mal vorkommen wir haben auch nur begrenztes Personal ,“ antwortet die Gegenseite. “Danke „ Mayer hängt ein.
Die beiden sehen sich an und zucken mit den Schultern. „Wenn die etwas damit zu tun haben sind die schon über alle Berge und auf hoher See“ sinniert Beate und Mayer nickt zustimmend.
Sie wären erschrocken wenn sie gewusst hätten wie recht sie hatten. Mit hoher Geschwindigkeit passiert eine Yacht Kap Ankona aussserhalb der deutschen Hoheitsgewässer. Das Boot hat blaue Aufbauten und einen weissen Rumpf und heisst „Swanje“. Heimathafen Ostende.
Oberst Beuchler steigt vor dem Bahnhof von Wolgast in den Linienbus nach Gummlin und setzt sich in den rückwärtigen Bereich. Er schliesst die Augen und scheint zu schlafen. Es ist der letzte Bus dorthin. “Gummlin“ tönt es über den Lautsprecher. Beuchler steigt aus und steht nach kurzer Zeit allein auf der nächtlichen Landstrasse. Er greift in die Jackentasche und fördert ein Paar medizinische Einmalhandschuhe, wie sie heute jeder PKW-Fahrer im Sanitätskasten mitführen muss, zu tage. Vorsichtig ,fast behutsam streift er sie über und prüft deren Sitz. Dann geht er die Strasse langsam Richtung Ortsausgang.
Kruse sitzt in der Wohnküche seines kleinen Hauses das er von seinen Eltern geerbt hat. Vor ihm steht eine Flasche Bier und ein leerer Teller. Er ist fröhlich, und malt sich schon aus was er mit dem Geld alles machen will. Endlich werde ich mal nach Thailand fahren. Er trinkt aus und löscht das Licht. Dann stolpert er die schmalen Treppen zum Schlafzimmer hinauf und legt sich schlafen.
Der Ex-Agent wartet bis alle Fenster dunkel sind. Er weis wo Kruse wohnt, hat ihn früher öfter hier besucht ,damals in einer anderen Welt. Nachdem alles Licht erloschen ist ,wartet er noch eine Stunde ,dann geht er lautlos auf die kleine Eingangstür zu. In der Hand hält er etwas das wie ein Miniatursägeblatt aussieht. Er steckt es in das Zylinderschloss und schiebt dann einen schmalen Stahl darüber. Er dreht alles kurz und die Tür öffnet sich leise. Der Oberst huscht hinein und schliesst die Tür lautlos hinter sich. Er weiss wo er Kruse findet. Die Tokarev mit aufgeschraubtem Schalldämpfer liegt fest in seiner Hand. Direkt vis a vis des Eingangs führen die schmalen Holzstufen der Treppe nach oben. Schritt für Schritt, immer ein Knarren erwartend ,tastet er sich hinauf.. Alles geschieht lautlos. Im Obergeschoss des Hauses gibt es nur einen Raum, das Schlafzimmer und am Ende der Treppe steht man unvermittelt vor dem Bett, das weis Beuchler noch. Nachdem er die letzte Treppenstufe erklommen hat lauscht er., steckt die Pistole in den Hosenbund und fingert eine kleine, schmale Taschenlampe heraus. Er hört das Schnarchen Kruses. Unvermittelt schaltet er die Lampe ein greift sich den Haarschopf des Schlafenden reisst den Kopf empor und versetzt ihm mit der Lampe einen gewaltigen Schlag auf die Halsschlagader. Kruse sackt zusammen und fällt im Bett zurück. Der Eindringling schaltet die Deckenbeleuchtung ein, zieht eine durchsichtige Plastiktüte aus der Tasche und stülpt sie dem Ohnmächtigen über den Kopf. Danach schiebt er den Schalldämpfer durch die Plastikfolie in Kruses Mund und drückt ab. „Plop“ das ist alles was zu hören ist. Die Plastiktüte ist von innen rot. Gelassen schraubt er dann den Schalldämpfer von der Waffe ,zieht vorsichtig dem Toten die Plastikfolie vom Kopf und verstaut beides in einer weiteren Tüte die er schliesst und in der Jacke verschwinden lässt. Die Pistole drückt er dem toten Ex-Kameraden in die Hand.
Er löscht das Licht So leise wie er gekommen ist verlässt er das Haus.
Vorsichtig tritt der Killer auf die leere Strasse. Alles dunkel kein Mensch. Entfernt hört er ein Käuzchen glutural bellen. Der frische Wind von See beruhigt seine Nerven. „Ja, Kruse so habe ich mir den Abschied auch nicht vorgestellt“ denkt er und geht die Landstrasse gemächlich Richtung Ortsausgang.
Einige Kilometer nachdem er Gummlin verlassen hat biegt er auf einen Feldweg an dessen Ende das alte verlassene Haus steht. Beuchler ist ruhig und entspannt. Geschickt betritt er die Kate durch den Hintereingang und steht in der ehemaligen Wohnstube. Das alte Sofa und der viele Staub. Seine Lampe leuchtet kurz alles ab , dann setzt er sich an den Tisch. Seine letzte Begegnungsstätte mit dem Ex-Kameraden. Er fingert den Plastikbeutel hervor und legt ihn auf den Tisch. Vorsichtig fischt er den Schalldämpfer heraus und reibt ihn mit einem Taschentuch sorgfältig ab. Dann steht er auf und geht in den hinteren Teil der Hütte. An der Wand steht ein alter Spaten. Er nimmt ihn und lockert damit zwei, drei Fussbodenbretter, hebt sie an und legt sie beiseite. Darunter liegt der Marschboden. Mit mächtigen Spatenstichen gräbt er ein dreissig Zentimeter tiefes Loch. Danach geht er zurück an den Tisch, nimmt den Schalldämpfer und das blutbesudelte Plastik und wirft es in die Grube. Er stutzt kurz, greift in die Jacke und befördert auch das Ersatzmagazin zu den anderen Gegenständen. Dann streift er sich die Handschuhe ab und wirft auch sie hinunter. Danach schaufelt er das Loch zu, entfernt sorgfältig alle Bodenreste vom Fussboden und verschliesst alles mit den Bodenbrettern. „So das wär`s“ murmelt er. Nachdem er auch den Spaten mit einem Papiertaschentuch penibel abgewischt und in die Ecke gestellt hat, legt er sich auf das alte Sofa.
Schnell ist Beuchler eingeschlafen .Nach kurzem ,traumlosem Schlaf weckt ihn erstes Vogelgezwitscher. Er verlässt das Haus und geht zum Strand hinunter. Die Wellen plätschern leise ihr uraltes Lied. Der Oberst schlägt den Weg Richtung Gummlin ein und wirkt wie ein früher Spaziergänger. Kurz vor dem Ortseingang betritt er wieder die Landstrasse und erreicht die Bushaltestelle. Kurz danach kommt auch schon der erste Bus nach Wolgast um die Ecke gefahren. Er steigt ein und setzt sich auf die letzte Bank, dann schliesst er die Augen. In Wolgast angekommen geht er zur nächsten Telefonzelle, wirft einige Münzen ein und wählt eine lange Telefonnummer. „Ja, die Ware ist geliefert“ sagt er und hängt ab. Dann geht er zur Gepäckaufbewahrung entnimmt einem Schliessfach einen kleinen Koffer und geht auf die Herrentoilette. Er betritt eine Kabine, zieht neue Kleider an und verstaut die alten im Koffer. Nachdem er sich rasiert hat verlässt er mit dem Koffer die Toilette und geht auf den Bahnsteig ,auf dem der Frühzug nach Berlin gerade eingelaufen ist. Der Oberst sucht sich ein leeres Abteil, legt den Koffer auf die Ablage und ist nach wenigen Minuten eingeschlafen. Er weiss nicht wie lange er geschlafen hat, doch als er erwacht ist er immer noch allein im Abteil. Der Zug fährt durch die leere Weite Ostdeutschlands. Nur Wiesen, kein Mensch weit und breit. Oberst Beuchler öffnet das Fenster, späht kurz auf den Gang hinaus und wirft dann den Koffer mit einem gewaltigen Schwung hinaus. Dann schliesst er das Fenster und setzt sich wieder hin. Er ist erleichtert.
Nach Stunden erreicht er den Bahnhof Berlin Zoo. Auf dem Vorplatz sucht er sich eine Taxe und lässt sich zum Prenzlauer Berg in die Pension „Freundschaft“ fahren. Er betritt den schmuddeligen Empfangsraum und aus dem hinteren Raum kommt eine Frau herangeschlurft. „Sie wünsch...,Paul ! man was für ne Überraschung. Du lebst noch Donnerwetter.“ „Ja Annegret ich bin`s, lange her“ antwortet der Oberst. Kurz erklärt er was er von seiner ehemaligen Agentin will. Sie nickt , holt einen Rechnungsblock hervor und schreibt eine Übernachtungsrechnung mit Anreise am Vortag. Dann drückt ihr Beuchler ein paar Scheine in die Hand und verlässt die Pension. Von der nächsten U-Bahnstation fährt er wieder zum Bahnhof Zoo und löst eine Fahrkarte nach Dresden.
Beate Oldenburg sitzt an ihrem Schreibtisch als das Telefon läutet. „Ja. Oldenburg, Tötungsdelikt in Gummlin, haben sie schon die Spurensicherung verständigt, Ja ,wahrscheinlich Selbstmord, ehemaliger MFS-Beamter hat den Anschluss nicht mehr gefunden, Ja verstehe ,die Opfer der Wende. Das soll Hauptwachtmeister Müller machen , ja verstehe Routine ich habe doch den Entführungsfall ja. ja, tschüss“ sie legt genervt auf. Jetzt hat die Beamtin ihren zweiten gravierenden Fehler begangen.
„Die Observation hat bisher nicht gebracht“ denkt sie und studiert weiter die Abhörprotokolle.
Dr Metzler, der Gerichtsmediziner aus Wolgast, streift sich seine Gummihandschuhe über. Vorsichtig hebt er den Kopf, oder besser gesagt was davon noch übrig ist, von Kruse etwas an. „Hm“, denkt er „der hintere Teil ist erwartungsgemäss, bei dieser Art von Schussverletzung weg,
„Komisch ,das dass Blut nicht weiter im Umkreis gespritzt ist“ sagt er zu sich und ruft den Leiter der Spurensicherung Dr. Find zu sich. „Schau mal Bertram, wenn man sich in den Kopf schiesst fliegt der hintere Teil des Schädels weg, du weißt doch wie das spritzen muss? Hier haben wir aber nur einen örtlich stark begrenzten Blutfleck nicht wahr“ Dr. Find kommt näher. „Du hast recht, absolut untypisch“ dann ruft er einen Mitarbeiter und fordert ihn auf von den Händen des Toten Schmauchspuren zu nehmen. „Ich will den auf dem Tisch haben“ sagt der Pathologe. „Ok“ ruft ihm Find zu, dann zu seinen Leuten „dreht hier alles um und wenn es noch so unwesentlich scheint“. Er hat ein sonderbares Gefühl. “Etwas stimmt hier nicht ,etwas stinkt hier fürchterlich“ Er macht sich weiter an die Arbeit.
Tage später. Es klopft kurz und Mayer steht in der Tür zu Beate`s Büro. Er wirkt verschlossener als sonst. „Haben sie den Bericht der Spurensicherung zum Selbsttötungsfall Kruse schon gelesen?“ Sie nickt und wirkt abwesend. „Ja, da stimmt alles nicht“ „Angefangen von der Ausblutungsmenge und der Blutverteilung am Tatort über die Plastikpartikel, die man in der Mundhöhle des Toten fand ,bis zu den fehlenden Schmauchspuren an den Händen. Oder können sie sich vorstellen, dass sich einer erschiesst ohne die Waffe abzudrücken?“ Beide schweigen. „Ich will das Rätsel noch vollkommen machen“ sagt er „Kruse war der Trainer von Veronica Janssen. Er kannte die Entführte gut und die Spurensicherung hat in seiner Wohnung einen Zettel gefunden mit der Telefonnummer des Lokals „da Angelo““ Sie wurde blass. „Verflucht alles weist immer auf diese Pizzeria. Aber wir haben nichts in Händen um auch nur irgendetwas zu beweisen. Was sagt die Observation?“ „Nichts überhaupt nichts“ antwortet der Beamte. „Die machen keine Fehler, verdammt. Ich werde den Richter bitten mir dennoch einen Durchsuchungsbefehl für das Lokal zu geben. Gleich morgen früh!“
Der rote Omega, das neutrale Überwachungsfahrzeug der Polizei ,steht einhundert Meter von der Pizzeria entfernt. Die Polizisten trinken Kaffee aus einer Thermoskanne und schweigen. Es ist nachts 2:15 Uhr. Plötzlich schiesst ein Feuerball aus dem Gebäude und innerhalb von wenigen Minuten brennt das strohgedeckte Haus. Die Beamten rufen die Feuerwehr ,die auch nach zwanzig Minuten erscheint. Als sie den Brandort erreichen ist das Lokal schon bis auf die Grundmauern abgebrannt.
Von den Bewohnern fehlt jede Spur. Weder vor dem Brand hat man jemanden das Gebäude verlassen sehen noch in den Trümmern gibt es einen Hinweis auf deren Verbleib.
„Wir müssen sofort die Kommissarin informieren“ sagt Beckers zu Frau Bonhoefer und greift zum Funktelefon.
„Hier Oldenburg“ meldet sich eine verschlafene Stimme am anderen Ende der Leitung. „Was, das ist doch nicht möglich. Geben sie bitte sofort die Fahndung heraus. Ja ,den informiere ich „ .Beate hat sich im Bett, ihres in hellrosa eingerichteten Schlafzimmers ,aufgesetzt. Sie greift hinter sich und dort kommt der Kopf eines Mannes zum Vorschein. „Otto die sind abgehauen und haben das Haus vorher in die Luft gejagt.“ Sie schluchzt vor Enttäuschung. Otto nimmt sie in die Arme und tröstet sie. Dann ziehen sich beide an und fahren nach Ostklüne.
Kapitel 11
Veronica spürt, wie durch einen süssen, schweren Nebel den Stoss, dann wird es wieder dunkel um sie.
Sie fühlt sich glücklich wie nie. Alles ist von ihr abgefallen und wenn sie wieder in Schlaf verfällt träumt sie herrliche Dinge. Keine Sorgen mehr um die Grosseltern, die sterben könnten, keine Sehnsucht mehr nach den Eltern, die sie kaum kannte. Sie versucht etwas von ihrer Umgebung zu erkennen. Im Dämmerlicht einer Notbeleuchtung sieht sie andere Kinder am Boden kauern oder liegen. Sie schlafen oder sitzen teilnahmslos auf den ausgelegten Matratzen und starren vor sich hin. Das Mädchen seufzt und streckt sich am Boden aus. Dann fällt sie wieder in einen traumreichen Schlaf.
Die beiden Matrosen schliessen das Stahlschott und schieben ein Regal vor die Schiffstür ,die am Ende der Mannschaftsmesse so verborgen wird. „So jetzt haben wir die Ladung komplett ,wir können die Heimreise antreten“ sagt der eine. Sein Gegenüber nickt und sie verlassen den Raum. Die beiden Männer, Anfang zwanzig, gehen direkt auf das Vorschiff. Einer springt auf den Bootssteg, löst die Halteleinen und schiebt die Gangway an Deck. Dann springt er an Deck und stösst sich vorher noch vom Steg ab. Die Yacht hat sich einige Meter vom Steg entfernt, schwere Schiffsdiesel werden gestartet und langsam gleitet das grosse Schiff durch das Hafenbecken ,der offenen See zu. Die beiden Matrosen ziehen die Fender ein und befestigen sie mit gekonnten Knoten an der Nirostastahlreling die das Schiff umgibt. Dann legen sie die Haltetaue, wie bei einem Ritual ,an Deck aus. Das Boot hat schon das Haff erreicht und Geschwindigkeit aufgenommen. Langsam verschwindet die Küste am Horizont. Die schweren Motoren hacken ihr Lied in die laue , mondlose Sommernacht. Wie auf ein geheimes Kommando hin lösen sie vom Bug Kunststofffolien und lassen sie in die See gleiten. Dann lassen sie an den Decksaufbauten einen Klappmechanismus aufschnappen und mit einem knirschenden Geräusch kippt der grosse Decksaufbau in die See. Danach entfernen sie auch am Heck und an den verbliebenen Decksaufbauten Folie. Sie nicken sich zu und verschwinden im Ruderhaus. So wird aus der schneeweissen „Marlene“ ein Schiff mit dem Namen „Swanje“ aus dem Heimathafen „Antwerpen“ ein „Ostende“ und aus der ganz weissen Yacht mit hohen Aufbauten eine eher flaches Schiff mit blauen Decksaufbauten. Die Registriernummern sind auch verschwunden. Sie hatten auch für ein Seeschiff keinerlei Bedeutung. Das Boot ist unter seinem jetzigen Namen im Schiffsregister eingetragen. Eigner ist ein Vercharterer in Ostende.
Antonio ein Mann von dreiundfünfzig Jahren, hat die meiste Zeit seines Lebens auf See verbracht. Sein grobes, massiges Gesicht gibt ihm einen verwegenen Ausdruck. Er stammt aus Palermo und schon sein Vater war für die „Familie“ tätig. So wie seine Söhne Gustavo ,der ältere, und Domingo die Familientradition fortsetzen werden. In Süditalien gibt es sonst keine wirklich lohnende Arbeit und nachdem die EU die Fischfangbeschränkungen streng kontrolliert, geht es den Fischern finanziell immer schlechter.
Das Ruderhaus ist fast dunkel. Nur das endlos kreisende Bild des Bordradars , die Beleuchtung der Motorkontrollinstrumente und des Kompasses ,verbreiten ein schwaches Licht. Antonio steht am Ruder . Seine Söhne suchen mit schweren Nachtsichtgeräten den Horizont ab. „Kurs 270 Grad, West“ gibt er die neue Route an. „Geht jetzt und füttert unsere Vögelchen. Vergesst nicht den Käfig sauber zu machen! Danach ab mit ihnen in den Laderaum bis wir die Nordsee erreicht haben“ befiehlt er seinen Söhnen. „Si Papa“ sagen sie nur und verlassen die Brücke.
Die Sonderladeräume, in Wirklichkeit sind das die Wasserballastbehälter des Schiffes die man Fluten kann und die dem Schiff bei schlechtem Wetter mehr Stabilität geben, wurden mit Matratzen und Decken ausgestattet und sind durch wasserdichte Luken zu begehen. Wenn das Schiff durchsucht werden sollte, könnte man sie fluten und niemand würde ihnen etwas beweisen können.
Domingo schiebt das Regal zur Seite und öffnet das Schott. Langsam gewöhnen sich seine Augen an das schwache Licht hinter dem Luk. Er und sein Bruder öffnen links und rechts in der Bordwand jeweils einen kreisrunden Einstieg . Dann schalten sie die Deckenbeleuchtung ein. Ein duzend kleiner, fahler Gesichter blickt sie aus tiefliegenden Augen ,voller Furcht an. Sie sind bis auf eine hinten offene Kittelschürze, wie man sie im Krankenhaus nach Operationen bekommt und einer überdimensionalen Windel ,nackt.. Die beiden Brüder haben, eine Batterie von frischen Windeln und Getränkebechern, wie man sie bei Fastfood-Ketten bekommt, mitgebracht. In den Bechern ist eine Mischung aus konzentrierter Kraftnahrung und ISO-Getränkt ,damit die Kinder nicht verhungern oder verdursten. Die Kleinen sind von den Drogen apathisch und lassen sich ohne Gegenwehr die Windeln wechseln. Dann nimmt jeder sein Getränk in Empfang und beginnt gierig an dem Strohhalm zu saugen. Die Jungen Matrosen grinsen zufrieden und sammeln die gebrauchten Windeln in einem Plastikeimer ein. Nachdem die Gekidnappten ausgetrunken haben schieben die Matrosen jeweils sechs von ihnen durch die Öffnungen der Tanks. Danach verschliessen sie die Eingänge wieder. Sie gehen zur Rückwand des Raumes und betätigen einen Schalter. Jetzt sind auch die Tanks an die Klimaanlage angeschlossen. Über einen Filter wird die Luft mit Narkotika vermischt damit die Kinder ruhiggestellt sind. Diese Vorrichtung hatte man extra einbauen lassen um die Tanks, im nicht gefluteten Zustand, auszutrocknen, die Modifizierung des Filters wurde nachträglich von Antonio installiert.
Danach verlassen sie den Verschlag ,schliessen die Stahltür und schieben das Regal davor.
Das blonde Mädchen wird unvermittelt aus ihren schönen Träumen gerissen als sie jemand anstösst . Sie sieht an sich hinunter und bemerkt, dass sie ausser einem Schurz nackt ist. Eine unendliche Scham durchströmt das Kind. Dann tastet sie sich ab und stellt mit Entsetzen fest, dass sie wie ein Kleinkind eine Windel trägt. Sie sieht sich verstört um und blickt in viele kleine Gesichter. Kinder wie sie. Manche noch viel jünger. Dann wird sie nach hinten gedrückt und blickt in zwei junge Augen die zu einem Gesicht gehören, dass mit einer schwarzen Wollmaske verdeckt wird. Es macht sich an ihrem Unterkörper zu schaffen. Veronica ist wie gelähmt. Als sie wieder zu sich kommt drückt ihr der Mann einen Pappbecher mit Strohhalm in die Hand und fordert sie auf zu trinken. „Seine Stimme klingt jung ,Warum macht er das?“ schiesst es ihr durch den Kopf. Sie hat einen entsetzlichen Durst und saugt gierig die Flüssigkeit in sich hinein. Die anderen Kinder um sie herum tun es ihr gleich. Obwohl sie alle unterschiedlich sind, Jungen und Mädchen und auch nicht gleichaltrig ,haben sie eines gemeinsam. Sie sind alle weizenblond. Dann wird sie gepackt und durch eine Luke geschoben. Bevor sie wieder in den nächsten Traum hinübergleitet fühlt sie noch etwas weiches an ihren Füssen, hört eine Kinderstimme stöhnen ,die danach verstummt.
Nach diversen Kurskorrekturen läuft die Yacht unbehelligt durch das Achterwasser an Wolgast und Peenemünde vorbei ,in die offene Ostsee. Die Crew ist erleichtert. Dann nehmen sie Kurs , ausserhalb der deutschen Hoheitsgewässer zwischen Deutschland und Dänemark, durch die Mecklenburger- in die Lübecker Bucht.
Der Morgen dämmert und das ist gut so ,denn die Durchfahrt durch den Nord-Ostseekanal ist für Privatboote nur tagsüber, also zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang ,erlaubt. Die „Swanje“ geht in Warteposition vor der Kanaleinfahrt. Jetzt flammt ein grünes Licht auf, Einfahrtsfreigabe und das Schiff beginnt mit der Durchfahrt die unter anderem aus einer Anzahl Schleusen besteht. Antonio ist hochkonzentriert und seine Söhne sind ständig beschäftigt. Es scheint so als hätten sie ihre brisante, hilflose Fracht im Inneren des Schiffes vergessen.
Nach Stunden verlässt das Schiff den Kanal und nimmt mit hoher Fahrt Kurs auf die deutsche Bucht. Nach kurzer Zeit ist die Yacht in internationalem Gewässer
und fährt auf einer Autobahn für Seeschiffe, sogenanntem Verkehrstrennungsgebiet.
Das sind ,von einem breiten Seegebiet abgetrennte Einbahnstrassen auf dem Wasser. Hier hält sich vornehmlich die Berufsschiffahrt mit ihren riesigen Schiffen auf. Von Zeit zu Zeit sieht die Besatzung diese fast Kirchturm hohen Giganten, mit fast siebzig Stundenkilometer ,das Wasser durchpflügen. Es ist wieder Nacht und Antonio und seine Männer müssen auf der Hut sein ,damit sie nicht versehentlich einem solchen Koloss zu nahe kommen.
Auf der Höhe des Seebades Knokke kreuzen sie vorsichtig die Schiffsautobahn und verlassen diese um zwei Seemeilen vor der Küste Anker zu werfen. “Macht unsere Vögelchen landfein“ sagt der Skipper zu den jungen Männern und als sie sich gerade auf den Weg machen wollen ,erfasst sie ein riesiger Scheinwerfer.
“Küstenwacht an Swanje ,kommen sie an Deck!“ plärrt ein Lautsprecher. Antonio ist wie gelähmt. Er schickt seine Söhne auf das Vordeck, er selbst bleibt im Ruderhaus die Hand nahe dem roten Knopf ,mit dem er die Tanks fluten kann. „Sie dürfen hier heute nicht ankern, militärisches Übungsgelände, holen sie den Anker ein und verlassen sie das Gebiet“ kommt wieder die Stimme über den Lautsprecher. Die Crew ist erleichtert, holt schnell den Anker ein, startet die Maschinen und verlässt den Ankerplatz. Nach einer Stunde ankert die Swanje erneut um einige Meilen vom vorgesehen Platz entfernt. „Wir müssen die neue Position sofort an das Taxi durchgeben“ befiehlt der Skipper und Domingo macht sich am Seefunkgerät zu schaffen .“Hier Swanje an Pinguin, Pinguin bitte melden“ Nach kurzem Rauschen krächzt eine Stimme über den Äther „Hier Pinguin was gibt es?“ „ Neuer Treff 51 Grad 08 Nord /3Grad 06 Ost, verstanden Pinguin?“ „Roger“ kommt es zurück und der Kontakt ist beendet.
Die beiden jungen Matrosen suchen den Horizont mit ihren Ferngläsern ab, der Skipper sitzt vor dem Radarmonitor. „Die Luft ist rein“ sagt er dann „nun ab mit euch und vergesst nicht die Kleinen mit neuem Stoff zu versorgen sonst kriegt noch einer den Turkey“ Turkey wird die Entzugserscheinung, die bei Heroinbenutzern auftritt, genannt und kann lebensgefährlich werden. Die jungen Leute verlassen das Ruderhaus.
Die Matrosen nehmen für jeden ihrer kleinen Gäste eine Hose und einen blauen Seemannspullover mit. Die Privatkleidung der Kinder hatte man nach ihrer Entführung vernichtet. Dann packen sie Seife, Schampon und Kosmetika ,sowie Kämme und Bürsten ein und zuletzt nimmt Domingo noch die Spritze mit den Ampullen mit.
Veronica wird durch ein hemmungslosen Kinderschluchzen und Zittern an ihrem Fussende geweckt. Sie hat Angst. Plötzlich wird das Luk geöffnet und ein heller Lichtschein blendet das Kind ,das reflexartig die Augen schliesst. „So Ende der Reise jetzt wird gebadet“ hört sie eine junge Stimme. Unvermittelt wird das Mädchen gepackt und aus dem Loch gezogen. Sie schwankt unsicher und beginnt zu zittern. Hinter ihr tauchen nach und nach weitere Kinder auf. „Sind wir vollzählig „fragt einer der Matrosen und zählt laut nach. „Ja, zwölf und alle sind wohlauf“ Die beiden haben wieder schwarze Masken vor ihren Gesichtern und wirken auf die Kleinen noch unheimlicher. Einer nach dem Anderen wird entkleidet und mit einem Stück Seife und Haarwaschmittel in die Duschkabine gezogen. Die Entführten weinen und einige rufen nach ihrer Mama. Veronica ist entsetzt, als sie der Mann ausgezogen hat und sie nichts hat mit dem sie sich bedecken kann. Erleichtert huscht sie in die stinkende Duschkabine. Das warme Wasser belebt sie etwas und als ob sie sich alles Erlebte abwaschen könnte, seift sie sich immer wieder ein und duscht sich ab bis sie eine Stimme auffordert sofort rauszukommen. Dann wird ihr ein Handtuch zugeworfen. Auch Bürste und Kamm sowie Eyeliner und Lippenstift erhält sie. „So mach dich schön das ist wichtig“ sagt der Eine und schiebt sie vor einen grossen Spiegel vor dem schon andere Mädchen mit ihrem Make -Up beschäftigt sind. Alle sind nackt und einige, wie Veronica haben schon ansehnliche weibliche Formen mit kleinen strammen Brüsten. Es ist nicht leicht die Augen zu schminken, wenn die Tränen das Make-Up immer wieder verwischt,“ denkt sie zitternd. Einer der beiden Burschen geht von Kind zu Kind und gibt ihm eine Spritze. Langsam wird es im Raum ruhiger. Als Veronica dran ist fühlt sie das sie sich schon nach diesem Glücksgefühl gesehnt hat und lässt ihn gewähren. Eigentümlicherweise wird sie diesmal nicht müde, nein ein Hochgefühl durchströmt sie und ihre Nacktheit macht ihr nichts mehr aus. Schnell zieht sie die Hose und den Pulli an, wirft noch mal einen Blick in den Spiegel und wartet ungeduldig. „Komisch“ denkt sie „ich fühle mich gut.“ Auch die anderen Kleinen wirken gelöst und ruhig.
„Sie kommen „ sagt der Skipper und weist in die Richtung aus der ein schwacher Lichtpunkt schnell näher kommt. Nach kurzer Zeit liegt ein grosses Schlauchboot längsseits und drei Maskierte springen an Deck. Auch die Mannschaft der „Swanje“ hat ihre Wollmasken übergestreift. „Hallo Antonio“ sagt einer. „Schnell die Ware“ Schon werden die ersten Kinder über Deck geschoben und in das Schlauchboot hinuntergelassen. Kaum zehn Minuten später legt das Boot mit den Kindern von der Swanje ab und verschwindet mit dröhnenden Motoren in der Nacht.
Antonio und seine Söhne haben sich die Gesichtsmasken abgenommen und grinsen sich an. „Gut Jungs, nun nach Hause“ Bei diesen Worten lässt er die Motoren an und die Beiden lichten den Anker. Dann nimmt die Yacht Fahrt auf und steuert mit mässiger Geschwindigkeit den Hafen von Ostende an.
Veronica hockt am Boden des Bootes inmitten der anderen Kinder. Alle schweigen und saugen die frische Seeluft in ihre kleinen Lungen. Ihrer Angst ist einer Neugierde gewichen. „Was kommt jetzt ?“ denkt sie. „Was wollen die mit uns machen? Wenn sie hätten töten wollen wäre das längst passiert“ Sie hängt ihren Gedanken nach als Land in Sicht kommt. Das Boot verringert die Geschwindigkeit und tuckert langsam auf einen dunklen Bootsanleger zu ,an dem einige Gestalten schon zu erkennen sind.
Dann legt das Schlauchboot an. Vermummte ziehen sie aus dem Schiff und treiben sie zum Ende des Stegs an dem zwei Wohnmobile warten. Alles ist dunkel. Das Mädchen wird durch eine Tür in`s Innere des Wagens gestossen. Dann schliesst sich die Tür und das Auto setzt sich in Bewegung. Die Fenster sind mit schwarzer Folie abgeklebt und die Kinder können nicht nach draussen sehen.
Es ist dunkel aber geräumig. Alles Mobiliar ist entfernt worden und der Boden ist mit Matratzen ausgelegt. Die Kinder strecken sich am Boden aus.
Nach endlos langer Zeit hält das Auto. Man hört Stimmen und die Tür wird geöffnet. Sie befinden sich in einer grossen Halle. Einige unmaskierte Männer und Frauen schauen sie freundlich an und fordern sie auf herauszukommen. Jetzt erst merkt Veronica, das die Kinder, ihre Mitreisenden, miteinander in einer anderen Sprache sprechen. „Ist wohl polnisch“ denkt sie .Sie fühlt sich noch einsamer als vorher.
Das Empfangskomitee begrüsst jedes Kind in seiner Muttersprache. Untereinander sprechen sie eine andere Sprache die sich wie holländisch anhört. Eine Frau mittleren Alters kommt auf das Mädchen zu. Sie ist gut geschminkt und sieht nicht gewöhnlich aus. Ihre langen schwarzen Haare umrahmen ein schönes, rassiges Gesicht Das enganliegende schwarze Kleid lässt ihre gute Figur erahnen.
„Na wer bist denn du? Du bist aber eine ganze Süsse“ begrüsst sie das blonde Kind mit rauchiger Stimme.
Das Mädchen schaut verlegen zu Boden und wird von der Frau an die Hand genommen und durch eine Tür in das angrenzende Gebäude geschoben. Sie kommen in einen Flur von dem viele Türen rechts und links abzweigen und die Frau öffnet eine dieser Türen und drückt das Mädchen hinein. „Veronica staunt. Das Zimmer ist luxeriös eingerichtet. Alles in schwerem rotem Samt. In der Mitte steht ein gedeckter Tisch mit vielen leckeren Sachen. Es duftet nach gutem Essen. Im Hintergrund sieht sie ein breites weiches Bett. „Wir wollen erst einmal was essen,“ fordert die Frau das Mädchen auf und schiebt sie sanft auf einen Stuhl. Sie setzt ihr gewinnendstes Lächeln auf und das Kind wird zunehmend gelöster. Erst jetzt bemerkt Veronica, dass sie schon Tage nichts mehr gegessen hat. Sie greift zu. Nach dem Essen nimmt sie die Ältere mit in einen Nebenraum, der nur aus Kleiderschränken besteht. „So nun wollen wir uns mal etwas Schönes zum Anziehen aussuchen“ fordert sie die Kleine auf. „Es ist wie im Schlaraffenland „ denkt das Mädchen. „Ob ich schon tot bin?“ Gemeinsam wählen sie aus dem reichhaltigen Angebot ,neben schöner Satinunterwäsche und Seidenstrümpfen die an einem Hüftgürtel befestigt werden ,ein langes weiches rotes Kleid. Dann tritt Veronica vor den Spiegel und erschrickt. „Toll, das bin ich“ denkt sie. Ihre Betreuerin zieht sie in die Ecke zu einem Schminktisch und macht sich an ihrem Gesicht zu schaffen. Lippenstift, Puder, Pafümflakons und nach einiger Zeit fordert sie Veronica auf die Augen zu öffnen. „Schau dich an Kleines du bist die Schönste.“ Das Mädchen sieht in den Spiegel und ist masslos überrascht. Aus dem Spiegel sieht sie eine Schönheit an. Sie fängt an zu zittern und ihre Begleiterin greift neben sich und nimmt eine Spritze zur Hand. Veronica hat schon darauf gewartet und lächelt die Frau erwartungsvoll an.
„Wieder dieses irre Gefühl“ denkt das Mädchen als die Spritze abgesetzt wird. Sie fühlt sich toll. Die Ältere zieht das Mädchen durch eine Tür in einen anderen Raum. Hier steht ein Fotoapparat, so wie ihn die Portraitfotografen benutzen. Das Kind wird auf einem Hocker platziert und die ältere Frau macht einige Fotos die sich nach kurzer Zeit selbst entwickeln. „Ah, Polaroid“ denkt das Mädchen und ist von seine Fotos begeistert. „Wir machen noch mehr „ nickt die andere ihr zu. Sie kommt auf sie zu und zieht ihr das Kleid aus. Veronica lässt es ohne Gegenwehr geschehen sie fühlt sich gut. Nun sitzt sie in Unterwäsche mit Strümpfen und Hüfthalter auf dem Hocker. Der Blitz leuchtet auf. Dann kommt die Frau wieder. Sie nimmt Veronica den BH ab ,in der Hand hat sie einen grossen Pinsel mit dem sie die Brust abpudert .Das kitzelt und die kleinen Brustwarzen werden prall. Danach macht sie wieder Fotos. Dann zieht sie ihr den Schlüpfer aus . Das Kind sitzt nur noch in Strümpfen mit Hüfthalter vor der Kamera. Sie findet nichts mehr dabei. „Du musst mit der Kamera flirten“ fordert die Frau sie auf. „Warum nicht“ denkt diese und gibt ihr Bestes. Nachdem die Bilder gemacht wurden, ergreift die Fotografin ihre Hand und zieht sie zu sich hin. Veronica folgt ihr. Sie geht mit der Frau zu dem grossen Bett, das Licht wird dunkler und das Mädchen legt sich neben die Frau. Langsam berühren deren Hände den Körper des Mädchens ,das in einer Art neugieriger Erwartung verharrt.“ Ich bin die Mona und wie heisst du?“ „Veronica“ sagt das Mädchen fast keck. Mona greift neben sich und fördert eine Art Briefumschlag zu Tage. Sie öffnet ihn und nimmt ein silbernes Röhrchen heraus. Dann setzt sie das Röhrchen an ein Nasenloch ihrer schön geschwungenen Nase ,taucht das Ende des Röhrchens in den Umschlag und saugt etwas ein. Das gleiche macht sie mit dem anderen Nasenloch. „Du musst das unbedingt versuchen“ fordert sie das Mädchen auf „Das ist umwerfend“. Veronica schaut interessiert und macht es der Erwachsenen nach. Dann gibt sie ihr das Röhrchen und den Umschlag zurück. Auf einmal ist ihr als wenn sie emporgehoben würde. Es durchströmt sie, noch mehr als bei der Spritze, ein Gefühl das sie noch nie hatte. Es ist wie Hunger auf etwas was man noch nicht kennt ,sie ist erregt.
Mona hat auch ihr Kleid ausgezogen und liegt nur im BH und Höschen auf dem Bett. Auch sie wirkt erregt. Ihre schmalen grossen Hände streichen über den Nacken des Kindes und liebkosen ihren Hals. Veronica erschaudert. Das hatte sie noch nie. Dann streichelt die Ältere die Schultern, streift kurz über die kleinen formschönen strammen Brüste und streicht über den Bauch des Mädchens. Veronica hat die Augen geschlossen und als die Andere mit sanftem Druck zwischen ihre Beine fährt meint sie von einem heissen, farbigen Strudel aufgesogen zu werden. Mona küsst zärtlich Veronica`s Hals ihren Mund und lässt keine Stelle des kleinen Körpers aus.
Plötzlich geht ein Vibrieren durch die Jugendliche, sie bäumt sich unvermittelt auf und bleibt dann entspannt liegen. „Was war das?“ stammelt das Mädchen. „Du hast deinen ersten Orgasmus gehabt“ flüstert Mona ihr ins Ohr und streichelt sie.
Auch sie hat den BH abgenommen und die Hose ausgezogen. Ihre schönen, grossen Brüste ,mit den steil aufgerichteten dunklen Warzen, machen Veronika neugierig. Zärtlich streichelt auch sie die Ältere. Stunden verharren beide bei diesem Spiel von Höhepunkten und Entspannung ,bis sie endlich einschlafen.
Veronica wird wach und hat nur einen Gedanken, Wo ist die Spritze. Neben ihr liegt Mona, die sie aufmerksam anschaut. „Komm, ich hab was für dich“ sagt sie und zieht eine Spritze auf. Das Mädchen lächelt die Ältere verliebt an.
#8
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
broken roses
in Märchen, Fabeln, Sci-Fi und Fantastisches 06.12.2005 23:57von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Kapitel 12
„Hier van de Meer. Haben sie wieder etwas neues? Etwas wirklich Neues“ der Anrufer hört aufmerksam in die Stille des Telefonhörers. „Min Heer van de Meer kann ich sie zurückrufen sie sind doch Kunde oder?“ ertönt es auf der anderen Seite,
„Aber ja ,ein guter sogar und meine Nummer haben sie, ich warte“
Mona sitzt am Schreibtisch ihres Büros und sucht in einem schwarzen Telefonbüchlein nach der Nummer, dann greift sie zum Hörer und wählt. „Ja hier Mona, sie hatten gerade angerufen , hab ich ganz frisch, nein noch nie, ist aber teuer und geht nur mit mir im Doppelpack. Ja, das Video ist im Preis, bis heute Abend“ Sie hängt ein und verlässt den Raum.
Die Tür geht auf und Veronica, ganz in pastellrot gekleidet und aufregend geschminkt schaut auf. Es geht ihr gut, sie ist verliebt. Mona steht in der Tür und Veronica fällt ihr in die Arme und küsst sie leidenschaftlich. Die Ältere streicht dem Mädchen über den schlanken Körper und zieht sie auf ihren Schoss, nachdem sie sich gesetzt hat. „Kleines wir haben heute Abend Besuch. Ja ein Mann. Sehr nett nicht mehr ganz jung aber er wird dir gefallen.“ Veronica schaut mit grossen Augen die Frau an. „Bist du auch da“ fragt sie. „Ja ich bin auch da und wir werden es uns schön machen, erwidert sie. Wenn du was möchtest, du weißt ja wo das Pulver und der Dop ist. Entspanne dich und ich verspreche dir noch mehr neue Erfahrungen. Und ziehe bitte das Matrosenkleid an. Deine Haare bindest du zu Zöpfen, ja ?Ich muss noch kurz weg und komme dann mit unserem Gast“ sie hat die Kleine von ihrem Schoss geschoben ,steht auf und verlässt den Raum. Veronica schliesst die Augen. „Noch mehr, das kann nicht sein. Gestern war schon fast unbegreiflich“ denkt sie und geht in den Nebenraum um sich zurechtzumachen. Der Gedanken, dass auch der Mann an ihren Spielen beteiligt wird ,stört sie nicht mehr.
Der rote Salon ist gemütlich beleuchtet und Veronica hat ein blauweiss gestreiftes Matrosenkleid ,weisse Kniestrümpfe und flache Schuhe angezogen. Sie ist dezent geschminkt und sitzt auf dem Sofa ,eine Zeitung in der Hand , als sich die Tür öffnet und Mona mit einem Mann ,Ende Fünfzig, graue Haare, dunkler Anzug hereinkommt. Beide lachen und schauen erwartungsvoll zu der Kleinen. „Komm mein Schatz, das ist Jan ,von dem ich dir erzählt habe“ Das Mädchen nickt und kommt näher. Der Alte sieht sie lächelnd an und streicht ihr vorsichtig über den Kopf. „Ich will mich nur frisch machen“ sagt Mona und verlässt den Raum. Der Mann hat die Jacke abgelegt und auf dem Bett Platz genommen. Er winkt die Kleine zu sich. Veronica folgt seiner Einladung. Sie hat noch eine extra grosse Portion von dem weissen Pulver genommen und ist äusserst erregt. „Der erste Mann“ denkt sie.
„Na meine Kleine du siehst aber süss aus“ sagt er unvermittelt und lässt seine Hand auf ihr Knie gleiten. Da kommt Mona zurück. Sie ist unbekleidet und ihre pralle Figur glänzt als wenn sie aus massiver Bronze wäre. „Sie kommt zum Bett und entkleidet den Mann. Dann küsst sie das Mädchen leidenschaftlich und auch der Mann beteiligt sich. Veronica merkt nicht wie vier Hände sie streicheln, ihren Körper liebkosen. Ihr ist wohlig warm. Plötzlich ist er über ihr und etwas dringt in sie ein. Sie fühlt einen Schmerz, der aber sofort in ein tolles Gefühl übergeht. Sie schiebt ihr kleines Becken dem Eindringling entgegen und spürt etwas warmes in sich. Das hatte sie noch nicht erlebt. Etwas gleitet aus ihr und zärtliche Finger, die von Mona, bringen auch ihr Entspannung. Ruhe. Als sie wieder einen Gedanken fassen kann sieht sie wie sich der Mann geschäftsmässig anzieht, Mona einen Umschlag überreicht und ohne ein Wort den Raum verlässt. Grosse Enttäuschung überkommt sie als auch Mona ohne ein Wort zu sagen im Bad verschwindet. Veronica weint.
Sie geht Mona nach, die mittlerweile unter der Dusche steht. „Magst du mich noch“ fragt sie die Frau. „Ja Kleines und wie, komm herein „ Das blonde Mädchen sieht an sich runter und bemerkt, das sie zwischen den Beinen blutet. „So ist das also „denkt sie noch und geht zu der Älteren in die Kabine.
Etwas später sitzen sie in ihren Bademänteln auf dem Bett. „Weist du Kleines das was wir heute gemacht haben wird öfter passieren, das ändert nichts an uns. Du hast gerade deinen ersten Kunden gehabt. Irgendwie muss auch ich Geld verdienen und für dich ist auch was drin, verstehst du?“ Das Mädchen nickt und kuschelt sich an die Frau.
Die Tage und Wochen vergehen und für Veronica ist es alltäglich, dass sie regelmässig ihre Spritze und das weisse Pulver bekommt. Es irritiert sie auch nicht mehr wenn sie aus den Nachbarräumen mitunter fürchterliche Schreie hört. Jetzt bekommt sie jeden Tag viele Besuche von Gästen, wie Mona immer sagt. Das Hochgefühl, dass sie anfangs hatte ,ist mehr und mehr einer Art Ekel gewichen. Auch Frauen sind darunter Sie sieht nur noch nackte Körper und gierige Hände und Münder die nach ihr greifen. Mona ist nicht mehr dabei. Sie sagt ich kann das jetzt alleine. Manchmal kommt sie noch für eine Nacht, aber das wird immer seltener. Nachts kann sie vor Schmerzen im Unterleib kaum einschlafen und auch die Wirkung der Spritze und des Pulvers wird immer schwächer. Kürzlich hat sie mit anderen Jugendlichen, vor einer Kamera Sex gemacht. Es war widerlich und sie musste sich anschliessend übergeben. Die Antibabypille hat sie von Beginn an jeden Abend mit dem Essen bekommen. Das muss sein hat Mona gesagt. Ihre Kunden werden immer ungepflegter und abstossender. Von Zeit zu Zeit wird sie mit anderen Kindern auf sogenannte Parties nach ausserhalb gebracht. Dort muss sie jedem und allen zu Willen sein. Sie lässt emotionslos alles über sich ergehen. Sie kann nicht mehr, das hat sie auch Mona gesagt. Die hat nur geantwortet „Wirklich, das ist nicht gut“ und nachdenklich dreingeschaut. Andere Kinder haben ihr gesagt, dass es auch schon Tote gegeben hat. Es gibt da ganz Perverse, die sich nicht nur befriedigen wollen, sondern die Kinder danach oder dabei zerfleischen. Das soll ihre Lust steigern.
„Veronica mache dich fertig wir sind heute Abend eingeladen“ Mona rauscht durch die Tür herein und tut so als ob sich zwischen den beiden Frauen nichts geändert hätte. „Was ist denn heute für eine Orgie angesagt“ antwortet das Mädchen bissig. „Alles nur vom Feinsten und prominente Besucher sag ich dir ,ich geh auch mit, du wirst sehen“ ,mit diesen Worten hat sie das Zimmer schon wieder verlassen.
Kurze Zeit später treffen sie sich auf dem Flur. Das ganze Haus ist auf den Beinen. Kleine Jungen, kleine Mädchen und Jugendliche. Dazwischen, wie Mona, attraktive Frauen. Mit einem Kleinbus fahren sie eine Stunde über die Autobahn und zweigen dann auf eine Nebenstrasse ab, die unvermittelt in einen Waldweg übergeht. Am Ende des Weges versperrt ein massives Tor die Strasse. Mit leissem Surren bewegt sich das Tor zu Seite und gibt eine breite Auffahrt frei. Der Kleinbus fährt bis zum Eingang eines grossen ,alten, mehrstöckigen Hauses. Die Kinder werden ausgeladen und sofort von einigen Personen, die Masken wie Batman tragen, in die Kellerräume geführt.
Als Veronica am Ende der Kellertreppe angekommen ist sieht sie einige Partygäste vor der Tür stehen. „Es ist für einen Keller eher ungewöhnlich warm hier unten.“ sinniert sie. Alle tragen schwarze oder rote Gesichtsmasken und haben enge Gummikleidung am Körper. Dröhnende Musik empfängt die Neuankömmlinge. Die Begleiter setzten allen Kindern noch mal eine Spritze und verteilen weisses Pulver. Nach kurzer Zeit sind die Kleinen gelöst, werden von den Maskierten umringt und in die hinteren Räume gezogen. Veronica wird von einem riesigen ,mit schwarzer Gummihaube maskierten Mann, hinter sich hergezogen. Das macht ihr keine Angst mehr, sie hatte schon zu häufig an ähnlichen Veranstaltungen teilgenommen. In einem Raum im hinteren Teil des Kellers kommen zwei weitere Männer und drei Frauen, alle ebenfalls in Gummi und maskiert, hinzu. Veronica hatte heute von Mona eine dreifache Portion ihrer täglichen Drogenmenge erhalten und ist total willenlos. Mit einem Ruck reisst der Riese dem Mädchen die Kleider vom Leib und die Frauen entkleiden sie bis sie nackt ist. Dann wird sie mit den Handgelenken an Handschellen festgemacht die an starken Ketten befestigt sind ,die von der Decke hängen. Die Frauen fixieren ihre Beine mit einer Eisenstange, sodass das Mädchen die Schenkel nicht mehr schliessen kann. In den Mund steckte man ihr eine Art roten Gummiballs und sicherte ihn mit einer Schnur am Kopf. Jetzt kann sie nicht mehr schreien.
Die Partyteilnehmer die sich das blonde Mädchen ausgesucht haben scheinen zufrieden. Die Frauen beginnen damit die junge Frau mit dicken Seilen einzuschnüren. Ihre kleinen Brüste werden abgebunden und an den Brustwarzen und der Klitoris Spannklammern mit Ketten befestigt. Wilder Schmerz durchzuckt Veronica. Das kannte sie noch nicht. Die Männer nehmen Lederpeitschen und brennende Wachskerzen. Mit den Peitschen schlagen sie zu und das heise Wachs lassen sie auf ihre schmerzende Brüste tropfen die sich schon blau verfärben. Dann kommt die kleinere der Frauen mit einem Seil und einem übergrossen Gummipenis der als Vibrator ausgebildet ist. Sie greift dem Mädchen zwischen die Beine und in ihrer Hand hat sie Gleitcreme die sie mit den Fingern in des Mädchen`s Vagina verteilt. Dann führt sie dem sich windenden Kind den Gummidildo ein und fixierte ihn um deren Hüfte mit dem Seil. Sie schaltet das Gerät ein und zieht gleichzeitig an den Ketten mit den Klammern. Veronica windet sich einerseits vor Schmerzen, andererseits spürt sie die lustbringende Vibration. Die Gummigestalten betatschen sie jetzt von allen Seiten. Auch untereinander fällt man übereinander her. Nach wie ihr scheint ,unendlicher Zeit ,wird der Vibrator entfernt und sie von der Decke losgemacht. Sie wird jetzt an den Händen gefesselt und muss sich hinknien. Den Knebel entfernt man . Einer der Maskierten dringt mit seinem übergrossen Glied von hinten in sie ein und ein anderer drückt ihr seinen Penis in ihren kleinen Mund. Veronica kämpft mit Übelkeit und der Ohnmacht. Der Schmerz im Unterleib ist unerträglich. Bevor sie das Bewusstsein verliert, hört sie noch aus anderen Räumen gellende Kinderschreie, manche ,wie es schein, in Todesangst.
„Sie braucht Ruhe. Ich habe einen Tropf gesetzt und Penicillin in hoher Dosierung gespritzt. Das muss ich alle sechs Stunden wiederholen. Sie war total vereitert und wir können von Glück sagen, dass der Uterus nicht perforiert ist ,dann wäre sie tot“ Dr. Meiers schaut Mona durchdringend an und sie nickt. „Wie lange fällt sie aus“ fragt Mona. „Sechs Wochen mindestens und auch danach nicht mehr so extrem einsetzen, ist das klar“ Er sieht sie von unten herauf, über seine randlose Brille durchdringend an. Dr. Meiers ist der Arzt der hiesigen Organisation und dem Chef direkt unterstellt. Mona nickt und der Arzt geht hinaus.
Veronica liegt in einem Krankenhausbett, dass man extra aufgestellt hat. Ihr kleines weisses Gesicht ist eingefallen. Neben ihr hängt ,an einem Gestell, eine Infusionsflasche deren Schlauch in den Arm des Mädchens führt. Mona wirkt nachdenklich. Dann öffnet sie die Tür zu einem Nebenzimmer, mehr eine Abstellkammer und schiebt Veronica dort hinein. „Den Salon brauche ich „ denkt sie und verlässt den Raum.
„Haben wir Ausfälle?“ Marcel Droitux, ein smarter Mann mit dunklem Oberlippenbart, randloser Goldbrille mit getönten Gläsern und öligen schwarzen Haaren ,sitzt in seinem grossen Büro und schaut Mona fragend an. Droitux ist der Chef der Organisation hier in Belgien und für den geschäftlichen Erfolg verantwortlich. Bis vor Kurzem berichtete er noch direkt an George aber das hat sich geändert. Sein neuer Vorgesetzter ist ein Beuchler in Deutschland.
„Ja ein kleiner Junge, wir haben ihn schon entsorgen lassen. Alles war vorher schon bezahlt und die kleine blonde Deutsche. Wir sollten ihr eine Landpartie im Sanatorium gönnen. Sie ist auch nicht mehr frisch genug für unsere Gäste. Die meisten kennen sie schon,“ sagt Mona geschäftsmässig. „Ja veranlasse das und danach, in zwei Monaten ist wieder die Kreuzfahrt. Danach brauchen wir neue Ware. Dunkel ist wieder angesagt. Mittelmeer wäre nicht schlecht. Albanien oder so“ Marcel nickt zufrieden und Mona verlässt das Büro.
Oberst Beuchler sitzt in seinem neuen Büro. Er hat sich selbständig gemacht. Sein eleganter, nachblauer Anzug mit der teuren Krawatte lassen ihn umwerfend aussehen. Nun ist er Unternehmer. Italienische Spezialitäten. Alles was die italienischen Lokale benötigen. Er hat einen grossen Kundenkreis und liefert von Lebensmitteln über Weine und Inneneinrichtungen alles. Seine Kunden sind alle Restaurants der Organisation. Das Geschäft brummt nur so. Darüber hinaus ist er der Chef in Europa. Er untersteht nur George und berichtet diesem. Zuerst hatte es noch hier und da Reibereien gegeben, aber seitdem er italienisch gelernt hat und mit massiver Unterstützung der Zentrale, hatte sich das gegeben. Er fährt nun einen BMW und seine Frau auch. Alles hatte sich hervorragend entwickelt.
An Kruse denkt er nicht mehr. Wichtige Daten werden nun auch nicht mehr über Telefon und Zerhacker ausgetauscht. Auch Beuchler ist an das Satelliten – Netzwerk angeschlossen. Die Technik bereitete ihm keine Probleme. Die Nachforschungen im Entführungsfall waren immer mehr eingestellt worden und dann wohl zu den Akten gelegt. Ebenso das Tötungsdelikt Kruse.
Die Wochen vergehen und Veronica erholt sich zusehend. „Bald bist du wieder die Alte“ scherzt Mona. Das Mädchen nickt ängstlich. Auf Druck des Arztes hatte man ihren Körper entgiftet und den Drogenkonsum drastisch reduziert. „Sie ist eine hohe Investition die sich noch nicht bezahlt gemacht hat“ hatte Marcel gesagt. „Die muss noch was laufen, bevor wir sie ausmustern“. Mona hatte zustimmend genickt.
An einem warmen Frühjahrsmorgen dann kommt Mona herein „Heute vereist du“
„Deine Koffer habe ich schon im Auto, also komm“ Das Kind geht willig mit der Älteren und bald darauf fahren sie los.
Nach einer Stunde Fahrtzeit biegen sie von der Autobahn auf die Landstrasse ab. Es wird einsamer. Nur Wiesen und ab und zu einmal ein einsamer Hof. „Sie mussten in einem anderen Land sein. Die Ortsschilder klangen so französisch“ denkt Veronica.
Dann biegen sie auf einen Feldweg ab und erreichen bald darauf einen kleinen See an dessen Ufer eine Wohnwagensiedlung steht. „So Madam Endstation, wir sind da“ die Ältere stellt das Auto ab und geht mit dem Mädchen zu einem sehr grossen Wohnwagen. „Schön ist es hier und so gute Luft“ sagt die Kleine. „Ja und die Gäste sind auch sehr nett“ antwortet die Andere und schiebt das Mädchen in den Wagen.
Das Innere ist nicht fürstlich ausgestattet. Alles etwas schäbig und verbraucht. Ein plüschiges Rundsofa rahmt den Raum ein. Auf ihm sitzen ein halbes Dutzend junger Mädchen, grell geschminkt in Unterwäsche. Es ist laut. Aus einigen Lautsprechern brüllt Musik und die rote Beleuchtung taucht alles in ein unwirkliches Licht. Die Mädchen wirken ausgelassen und entspannt. Mona zieht Veronica in einen kleinen Flur von dem diverse Türen abgehen in einen Raum. Der Raum besteht praktisch nur aus einem grossen Bett mit Waschzelle und Schrank. „Das ist dein neuer Arbeitsplatz mein Schatz. Hier bleibst du bis ich dich wieder hole und sei fleissig du weißt ja ,sonst werde ich böse.“ Das Kind nickt apathisch und Mona ist auch schon wieder hinausgegangen. Auf dem Gang spricht sie noch mit einer jungen Frau. Sie weist in Veronica`s Richtung ,dann verlässt sie den Wohnwagen und fährt mit dem Auto fort.
„Ich bin Lydia“ erschrocken sieht Veronica auf. Die schlanke rothaarige Frau mit Gardemass und enormer Oberweite lächelnd. Du musst keine Angst haben. Komm nimm erst einmal was zur Entspannung. Mit diesen Worten reicht sie dem Mädchen den bekannten Briefumschlag und bald darauf geht es besser. Dann gibt ihr die neue Kontaktperson einen goldenen Halsanhänger. Eine Tigerkatze. „Das ist unsere gemeinsame Erkennungsmarke, wir tragen alle das gleiche Amulett. Sozusagen ein Qualitätssigel .“ Sie nickt ihr freundlich zu und verlässt den Raum.
Die Wochen vergehen. Veronica muss hier erheblich mehr Gäste bedienen aber das kennt sie ja schon. „Perverse gab es hier nicht.“ Nur das Übliche. Die Kundschaft ist einfacher. Manche sagen sie kommen aus Frankreich. Das kann sie nicht verstehen denn sie denkt sie sei in Frankreich. Lydia klärt sie darüber auf, dass sie in dem französischen Teil Belgiens sind, nahe der Grenze zu Frankreich. „Vielleicht kann ich hier weg“ denkt das Mädchen , “mal sehen ob sich eine Gelegenheit ergibt?“
Der kleine Raum, in dem sie schläft ,hat kein Fenster. Nur einmal am Tag darf sie am See etwas spazieren gehen. „Morgen versuche ich es“ sagt sich die Kleine bevor sie, nachdem der letzte Kunde gegangen ist, einschläft.
„Heute ist mein Geburtstag, zehnter Juni. Das ist der Tag an dem ich es versuche“ Sie hat heute einen halben Tag zur freien Verfügung, aber nur hier am See und dem angrenzenden Wald. Bis Mittag habe ich Zeit“, schnell zieht sie sich an und verlässt ohne zu frühstücken den Wohnwagen. Nachdem sie am See entlanggegangen ist läuft sie in den Wald. Ausser Sichtweite beginnt sie zu spurten. Immer geradeaus. Sie schlägt sich durch Gebüsch und Unterholz und bleibt abseits der Waldwege. Die Äste ritzen ihre Haut auf und reissen Löcher in die Kleidung. Veronica spürt das nicht. Nach Stunden kommt sie an einen breiten, tiefen Bach der den weiteren Weg versperrt und macht eine kleine Pause. Sie setzt sich auf einen Baumstamm. „Das habe ich bisher geschafft.“ Die Sonne ist schon hinter den Bäumen verschwunden. In weiter Ferne hört sie Hundegebell. Beim Laufen durch das Unterholz hat sie ihre Kette mit dem Anhänger verloren. Sie achtet nicht weiter darauf, zögert kurz und steigt in das Wasser. „Nur nicht auf der anderen Seite direkt hinaus, das ist wie bei den Wildwestromanen die sie in den letzten Wochen gelesen hat. Die Hunde können im Wasser keine Fährte aufnehmen ich schwimme einfach ein Stück.“ Denkt sie und mit weit ausholenden Schwimmstössen lässt sie sich mit der Strömung des Wassers, dass in eine dichte Tannenschonung eintaucht, fortziehen. Im Morgengrauen steigt sie aus dem Wasser, zieht sich total entkräftet aus dem Bachbett und wälzt sich in die Schonung. “Ich schlafe etwas und warte die Nacht ab“ sagt sie sich und schläft ein..
Nachdem Veronica mittags nicht zurückgekommen ist ,hat Lydia sofort Alarm geschlagen. Ein duzend Männer mit Bluthunden und einem Elektronischen Ortungsgerät ,wie es von Biologen zum Aufspüren von gekennzeichneten Tieren verwendet wird ,waren ausgeschwärmt. Was das Kind nicht wusste, ihre Halskette war ein Peilsender. “Ich muss Macel informieren, so eine Scheisse“ murmelt die junge Frau und greift zum Hörer.
„Hier Marcel, was gibt es?“ sagt der schmierige Geschäftsführer in die Sprechmuschel. „Ihr müsst sie unbedingt aufhalten bevor sie in bewohntes Gebiet kommt. Setzt alles ein! Haltet mich auf dem Laufenden. Schickt Observanten zu allen Polizeistationen und Häusern im Umkreis. Sie darf uns nicht entkommen. Eine Katastrophe“ Marcel hat eingehängt. Er ist wutrot im Gesicht und zittert. „Mona, Mooona“ schreit er auf den Flur hinaus. Kurze Zeit später steht die üppige Schwarzhaarige in Droitux`s Büro. Erschrocken und fragend sieht sie ihren Chef an.
„Die Idioten haben die kleine Blonde aus Deutschland abhauen lassen. Fahr hin und koordiniere die Sucharbeiten. Weit kann die nicht kommen, hat ja kein Dop und kriegt früher oder später Entzugserscheinungen. Mona ,die darf uns nicht entkommen, egal wie. Ist das klar?“ knurrt er. Die grosse Frau nickt und verlässt das Zimmer.
Veronica wird in ihrem Versteck, tief unter niedrigen Tannen in einer Schonung verborgen, durch das „tak,tak,tak,“ eines Hubschraubers geweckt. Das Flugzeug ist direkt über den Baumwipfeln und scheint etwas zu suchen. Es ist heller Tag und selbst die warme Augustsonne kann das Mädchen hier nicht erreichen. Sie drückt sich noch enger an den bemoosten Waldboden. Sie zittert am ganzen Körper ihr ist schlecht. Das Kind erbricht sich und fällt wieder in einen traumlosen Schlaf. Die kalte Nachtluft und ein Frösteln lassen sie erwachen. „Mir geht es verdammt schlecht, aber ich muss weiter. Ich stinke. Ab in`s Wasser!“ mit diesen Worten lässt sie sich wieder die Böschung hinuntergleiten und kurze Zeit später umfängt sie das kühle Nass des Baches. Auch diese Nacht schwimmt sie bis zum Morgengrauen. Dann verbirgt sie sich abermals unter dichten Tannen im Unterholz.
Es ist Nacht und die Suchtrupps mit ihren Hunden und schweren Geländewagen sind ergebnislos zurückgekehrt. Mona sitzt im Wohnwagen und raucht eine Zigarette nach der anderen.
Ihr ist heiss. „Wenn wir die nicht finden ist unsere Organisation erledigt. Wir müssen alle abtauchen. Ich muss wieder nach Amsterdam in das schäbige Bordell“, Bei diesem Gedanken fröstelt es der jungen Frau. War doch dieser Job für sie eine Art sozialer Aufstieg. Sie musste nicht mehr alle Freier bedienen und verdiente mehr als vorher. „Morgen früh suchen wir weiter. Sind die Observationsteams auf ihrem Posten?“ Lydia nickt ihr zu, dann gehen alle noch kurz etwas Schlaf tanken. Die kleinen Mädchen sind schon vor Stunden in ihren Zimmern verschwunden. Kunden hatte man fortgeschickt, die konnte man jetzt nicht gebrauchen.
„Ich muss Beuchler informieren“ Marcel wählt die bekannte Telefonnummer in Krippen.
Als es wieder Nacht wird verlässt Veronica ihr Versteck.
Sie schlägt sich durch das Unterholz und von Zeit zu Zeit leuchtet der Vollmond durch das Geäst über ihr. „So wie bei Hänsel und Gretel“ denkt das Kind. Sie ist in den letzten Monaten reifer geworden. Sie ist schon lange kein Kind mehr, einerseits, andererseits ist sie es mehr als je. Immer muss sie an ihre Grosseltern denken und weint. Immer wieder zwingen Magenkrämpfe das Mädchen eine Pause einzulegen. Es geht ihr sehr schlecht. Sie ist mitten im Entzug.
Langsam dämmert der Morgen und Vögel über ihr, beginnen ihr Frühkonzert. Sie weisss nicht in welche Richtung sie gelaufen ist, vielleicht sogar im Kreis. Mutlosigkeit überkommt das Mädchen. Plötzlich öffnet sich der Wald und sie sieht in der Ferne Äcker und am Horizont einen schwachen Lichtschein. Ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals. „Die Rettung, da sind Menschen“ schiesst es ihr durch den Kopf.
„Jetzt nicht den Kopf verlieren“ warnt sie eine innere Stimme. Vorsichtig schleicht sie zurück zur letzten Tannenschonung und sucht sich ein Versteck in dem sie die Nacht abwarten kann.
Mona hat abgenommen. Sie ist aschfahl im Gesicht. „Wieder nichts, verflucht wo ist dieses Biest? Ich mag sie trotzdem. Sie ist die Erste die das erfolgreich geschafft hat. Andere hatten sich früher oder später in ihr Schicksal ergeben“ bei diesem Gedanken zündet sie sich erneut eine Zigarette an und inhaliert tief. Dann nimmt sie ihr Handy und fragt die Beobachtungsposten nach Neuigkeiten ab.
Der fahle Schein der untergehenden Sonne und der fürchterliche Drang nach Wasser und Nahrung wecken Veronica. „Ich bin am Ende, ich glaube ich schaffe das nicht mehr“ denkt sie. Trotzdem rafft sie sich auf. Ihre Kleider sind verschmutzt und teilweise zerissen. Vorsichtig schleicht sie in Richtung Waldausgang. Wieder dieses entfernte Licht. „Darauf laufe ich zu. Das kann ich schaffen“ macht sie sich Mut und stolpert aus dem Wald und betritt einen schmalen Feldweg. Im Schutze der Bäume läuft sie auf das Licht zu. Nach, für sie endlosen Stunden wird das Licht grösser. Es ist eine kleine Ortschaft. Ein Haus.
Jean und Sean sitzen in ihrem Landrover „Defender“. Sie haben das Auto am Rande des französischen Ortes Mortagne du Nord am Feldrand geparkt. So können sie sehen wer in den Ort kommt. Mitten im Ort gibt es eine Gendamerie-Station. Zwei Polizisten haben hier Dienst. „Wenn sie es bis hier schafft, kriegen wir sie bevor sie die Polizei verständigen kann“ sagt Sean zu Jean. Der grunzt nur etwas unverständliches und entzündet sich eine Gitanne an der er dann gierig saugt.
Von Zeit zu Zeit nehmen die Beiden ein Nachtsichtgerät zur Hand und streifen die Umgebung ab. „Da ist sie“ Sean hat etwas entdeckt und auch der Partner sieht die kleine Gestalt am Waldrand entlang torkeln. Schnell starten sie den Wagen und fahren ihn in das Gebüsch. Beide verlassen das Auto. Sean hat eine Äthermaske präpariert. Sie warten. Als das Kind auf ihrer Höhe ist greifen sie zu.
Veronica ist als ob sie einen Motor gehört hätte. „Unsinn, hier und um diese Zeit ich spinne schon“ dann läuft sie weiter. Plötzlich wird sie von hinten von zwei starken Armen ergriffen und etwas weiches füllt ihren Mund. Erinnerungen durchströmen sie, dann wird sie ohnmächtig.
Kapitel 13
Die beiden Männer tragen das Mädchen zum Fahrzeug und werfen es auf die Ladefläche, dann starten sie den Motor und fahren ohne Licht bis zu Landstrasse. Sie biegen Richtung belgische Grenze ab und schalten die Beleuchtung ein.
Jean fährt und Sean greift zum Handy.
Mona`s Handy klingelt grell. „Ja, was gibt`s? Bravo ihr beiden gut gemacht. Nein nicht hierher sofort auf`s Schiff. Morgen beginnt die Kreuzfahrt. Nein keine Erziehungsmassnahme seid nett zu ihr.“ Sie beendet das Gespräch dann wählt sie Marcel`s Nummer.
Droitux telefoniert in seinem Büro. „Oui Messieur im Preis ist alles inklusive. Ja alles sie wissen doch bis zum Finale das ist doch unsere spezielle Kreuzfahrt. No, keine Komplikationen wir kümmern uns auch um die Beseitigung. Bis, dann“ zufrieden legt er auf ,als das Telefon erneut schellt. „Ja, Mona, na endlich, nein sofort auf`s Schiff. Gut, ja. Nein, keine Erziehungsmassnahmen ,das ist ihr letzter Ausflug ,von dem keiner von denen zurückkommt. Ja, bis bald“ Er hat sich in seinem ledergepolsterten Stuhl zurückgelehnt und nickt befriedigt. „Das hätte schlecht ausgehen können. Wir müssen die Sicherheitsmassnahmen verschärfen“ er steht auf und verlässt das Büro um zu seiner Familie zu fahren. Er ist ein recht fürsorglicher Familienvater und guter Ehemann. Seinen beiden Töchter, Agnes und Monique, zwölf und dreizehn Jahre alt, liebt er über alles.
Sean und Jean erreichen mit dem Mädchen den kleinen, abgelegenen Anleger in den frühen Morgenstunden. Das Schlauchboot wartet schon. Vier starke Männerhände greifen Veronica und stossen sie auf das Boot, dass sofort danach ablegt und mit dröhnenden Motoren am Horizont verschwindet.
Antonio und seine Söhne suchen angestrengt den Horizont ab. „Es kommt noch eine auf die müssen wir warten, dann sind wir komplett und es kann losgehen“ sagt er zu ihnen.
Das grosse ganz weisse Schiff hat keinen Namen und keinen Heimathafen und liegt auf Reede, vor Anker. Ein kleineres Motorschiff nähert sich der Yacht und geht längsseits. Etwas wird an Bord gehoben. Dann verschwindet das kleinere Fahrzeug wieder Richtung Küste. Nach wenigen Minuten werden die Anker gelichtet und die Yacht läuft mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Ärmelkanal ,den sie bald darauf erreicht.
„Wann erreichen wir die Rendezvous Position?“ fragt Domingo. „In ungefähr fünfzehn Minuten geht auf Ausguck“ antwortet Antonio und konzentriert sich auf das Radarbild.
Nach ungefähr dieser Zeit kommt eine Barkasse in Sicht. Sie legt sich neben die Yacht und eine Art Brücke wird zwischen die beiden Schiffe geschoben. Acht Männer ,deren Gesichter vermummt sind, wechseln auf die Yacht. Danach wird das Gepäck übergeben und die Schiffe trennen sich wieder.
Die Barkasse kommt schnell ,Richtung Küste, ausser Sichtweite und das grosse weisse Schiff beschleunigt und läuft Kurs Nordatlantik.
Die Neuankömmlinge gehen sofort unter Deck in die für sie vorbereiteten Kabinen. Kein Wort wird gewechselt. Die grossen, mit allem Luxus ausgestatteten Räume, lassen keine Wünsche offen. Ein zweiter Raum gehört jeweils zu einer Suite. Hier sieht es aus wie in einer Mischung aus Folterkammer und Frauenarztoperationsraum. Wände und Fussboden sind weiss gekachelt und in der Mitte steht ein Gynäkologenstuhl über dem eine grosse weisse Operationslampe schwebt.
Mr. Peddington aus Bristol nickt zufrieden. „Alles wie immer gut organisiert“ stellt er befriedigt fest. Er geht in den Hauptraum, öffnet die Flasche Champagner und füllt sich ein Glas ein. Er ist erregt bei der Vorstellung welchen Genuss ihm diese Reise wieder bereiten wird. Peddington gehört zum kleinen Kreis der besonders perversen Pädophilen. Sie erreichen nur eine nachhaltige Befriedigung ihrer Lust, wenn sie die Kinder, nachdem sie diese stundenlang gequält haben, anschliessend bei lebendigem Leib verstümmeln und ermorden.
„Zugegeben kein billiges Vergnügen. Immerhin pro Reise einhunderttausend Dollar. Ich kann mir das leisten. Keine Komplikationen und eine normale Kreuzfahrt, wie er sie regelmässig mit seiner Frau macht, kostet ja auch fast so viel.“ Denkt er fast vergnüglich.
Sein Gepäck ist schon ausgeräumt, bis auf den kleinen schwarzen Lederkoffer. Darin befindet sich alles, was er zur Durchführung seines Plans benötigt. Er legt den Koffer auf den grossen Tisch und öffnet ihn. Ein ausgesuchtes Sortiment an chirurgischen Zangen, Sägen, Löffeln und Skalpells sind dort eingeordnet. Zufrieden schliesst er die Tasche und stellt sie neben den Tisch. Er muss noch etwas warten, bis sie die hohe See erreicht haben. Dann kommt das Kernvergnügen dieser Reise.
Wie Peddington geht es auch seinen Mitreisenden. Sie haben monatelang diese Reise herbeigesehnt. Und zwischen den Reisen erfreuen sie sich an den Videoaufnahmen, die vom Veranstalter kostenlos am Ende der Kreuzfahrt an die Gäste verteilt werden. Eine Aufmerksamkeit des Hauses sozusagen.
Veronica wird durch lautes Kinderweinen geweckt. Sie liegt in einem stockfinsteren Raum auf dem Boden. Um sie herum sind noch andere Personen, wie es scheint Kinder die jammern und schluchzen. Kleine Hände tasten nach ihr und krampfen sich in ihre Arme. Auch sie hat fürchterliche Angst. Vorbei die Gelöstheit, die sich immer nach der Spritze einstellte. Sie zittert und Tränen laufen ihr über die Wangen. „Welcher Teufel kann so etwas machen?“ bohrt es in ihrem kleinen Kopf.
Sie hat Unterleibschmerzen und auch der Rücken tut ihr weh. Die Tür wird unvermittelt geöffnet. Das gleissende Licht blendet die Kinder. Zwei junge Männer, dunkelhaarig und unmaskiert stehen im Türausschnitt. Sie kommen hinein, greifen wahllos zwei Kinder, die sich verzweifelt wehren, und schliesssen die Tür wieder. Die Kinder kommen nicht wieder. In den nächsten Tagen wiederholt sich der Vorgang. Bald ist Veronica und ein kleines Mädchen allein im Raum. Wieder wird die Tür aufgerissen und auch sie werden mitgenommen. Das kleine Mädchen verliert Veronica sofort aus den Augen. Sie wird entkleidet, geduscht und in einen weiss gekachelten Raum gebracht. Dort muss sie sich auf eine Liege legen und wird festgeschnallt.
Dann ist sie allein. Die Tür öffnet sich und ein Mann mit Gesichtsmaske und bodenlanger Gummischürze kommt auf sie zu. Vor Angst hat sie ihre Augen weit aufgerissen und starrt ihn an. Ohne Eile kommt er zum Stuhl, entnimmt einem Koffer Gerätschaften. Dann fühlt sie einen bestialischen Schmerz im Unterleib und schreit in Todesangst. Sie fühlt zwischen den Beinen etwas warmes und wird ohnmächtig.
Der Mann am Tisch schüttelt den Kopf. Er wirkt enttäuscht und versucht krampfhaft das Mädchen aus der Ohnmacht zu holen. Ohne Ergebnis. Zwischen ihren Beinen schiesst das Blut heraus, ihre Zunge hängt seitlich etwas aus dem Mund.
„Verflucht, das darf nicht sein“ knurrt Padington. Nach seiner Erfahrung durfte das jetzt noch nicht passieren. „Die hatte eine Vorschädigung“ denkt er und fühlt sich betrogen. Dann verlässt er den Raum und ruft über das Bordnetz den Skipper an. „Die hat sofort schlappgemacht, ich will Ersatz, dafür zahle ich nicht“. Antonio beruhigt den „Gast“ und verspricht, da „alle Ware verbraucht ist“, eine kostenlose Teilnahme an der neuen Kreuzfahrt. Heute wird er mit Videomaterial versorgt. Langsam beruhigt sich Padington. Antonio und Domingo tragen das leblose, stark blutende Kind in`s Innere des Schiffes, öffnen eine schwere Tür und werfen sie hinein. „So morgen gehen die Gäste wieder von Bord, dann noch den Abfall beseitigen und dann heim zu Mama“ sagt Domingo zu seinem Bruder. Beide grinsen sich an.
Veronica spürt einen Schlag. Sie ist auf etwas weiches gefallen. Vorsichtig tastet sie mit den Händen ihre Umgebung ab. Alles kalte, kleine Leiber auf denen sie liegt. Ihr schaudert. Dann fasst sie sich zwischen die Beine und fühlt etwas klebriges warmes. Sie riecht an ihrer Hand. Es stinkt. Sie denkt „Ich muss jetzt auch sterben“, dann verliert sie wieder das Bewusstsein.
„Bereite das Abbergen der Gäste vor“ sagt der Skipper zu Domingo. „In einer Stunde haben wir die vereinbarte Position ,42 Grad 45 Min Nord und 60 Grad 24 Min. West, vor der Küste von Halifax erreicht. „ „Ja Papa“ kommt es zurück. „Danach laufen wir vor die Küste North Carolina`s. Wie sieht es mit dem Wetter aus?“ „Nichts Papa wir schaffen das“ sagt der Sohn. Der Alte nickt zufrieden.
Das schnelle Schiff nähert sich der Küste der Vereinigten Staaten. Antonio weis, dass in den Gewässern von Kap Hatteras, vor der Hurrikan-Saison ,der sicherste Platz ist um die brisante Fracht loszuwerden. Plötzlich wird er durch ein tiefes Brummen aufgeschreckt. Im Tiefflug umrundet sie eine grosser ,grauer Fernaufklärer des amerikanischen Küstenschutzes. Das Funkgerät schlägt an. „Hier Eagle 64, Küstenschutz der Vereinigten Staaten von Amerika, identifizieren sie sich. Was ist ihr Vorhaben. Sie sind in den Hoheitsgewässern der USA. Wir fordern sie noche einmal auf sich zu identifizieren“ Antonio`s Gesicht ist fahl. Sie haben frühen Nachmittag und auch nachts hätte er gegenüber dem Flugzeug keine Chance sich zu verstecken. „Los alles aus den Laderäumen und in die See“ befiehlt er. Die leblosen Körper werden an Deck gebracht und in`s Wasser geworfen, während die Yacht schon wieder, mit hoher Geschwindigkeit abläuft um möglichst schnell die Hoheitsgewässer der USA zu verlassen.
Noch einmal überfliegt die Maschine das Schiff, dann verschwindet sie am Horizont. Gleichzeitig sieht der Skipper wie ein neues Objekt sich mit hoher Geschwindigkeit nähert. Er ist entsetzt. „Wir sind draussen“ Domingo hat soeben die neue Position ausgewertet und festgestellt, dass sie die Hoheitsgewässer soeben verlassen haben. Fast zeitgleich ändert das anfliegende Objekt auf dem Radarschirm seinen Kurs und fliegt zurück.
Unvermittelt wird Veronica aus der Ohnmacht gerissen und schluckt salziges Wasser. „Ich lebe und ich bin im Wasser“. Sie öffnet die Augen und stellt fest, dass sie knapp unter der Wasseroberfläche ist. Dann taucht ihr Kopf auf. Instinktiv fängt sie an zu schwimmen. Grosse Wellen schlagen über sie hinweg, aber mit dem Schwimmen im Meer ist sie von klein auf vertraut. Von Zeit zu Zeit, wenn sie auf einem Wellenberg treibt, sieht sie die sich entfernende weisse Yacht. Sie ist erleichtert. „Wo bin ich“ durchströmt es sie. Um sie herum treiben kleine Körper. Sie bewegen sich nicht und treiben an der Wasseroberfläche. Dazwischen Rückenflossen, hässliche Dreiecke , die an den Körpern zerren. Sie hat Todesangst. „Haie, diese Teufel“ schluckt sie. Tapfer ist sie bemüht die Ruhe zu behalten, ihre Kräfte zu schonen. Doch sie merkt, dass sie immer schwächer wird. Jede Bewegung ist eine Überwindung. Sie kämpft gegen die Ohnmacht an. Da hört sie ein Brummen, das näher kommt. Mit letzter Kraft versucht sie einen Arm über die Wasseroberfläche zu strecken. Etwas schwarzes fällt aus dem Flugzeug, das fast über ihr in der Luft zu stehen scheint. Sie spürt noch starke Hände nach ihr greifen, dann wird es schwarz um sie.
„Hier van de Meer. Haben sie wieder etwas neues? Etwas wirklich Neues“ der Anrufer hört aufmerksam in die Stille des Telefonhörers. „Min Heer van de Meer kann ich sie zurückrufen sie sind doch Kunde oder?“ ertönt es auf der anderen Seite,
„Aber ja ,ein guter sogar und meine Nummer haben sie, ich warte“
Mona sitzt am Schreibtisch ihres Büros und sucht in einem schwarzen Telefonbüchlein nach der Nummer, dann greift sie zum Hörer und wählt. „Ja hier Mona, sie hatten gerade angerufen , hab ich ganz frisch, nein noch nie, ist aber teuer und geht nur mit mir im Doppelpack. Ja, das Video ist im Preis, bis heute Abend“ Sie hängt ein und verlässt den Raum.
Die Tür geht auf und Veronica, ganz in pastellrot gekleidet und aufregend geschminkt schaut auf. Es geht ihr gut, sie ist verliebt. Mona steht in der Tür und Veronica fällt ihr in die Arme und küsst sie leidenschaftlich. Die Ältere streicht dem Mädchen über den schlanken Körper und zieht sie auf ihren Schoss, nachdem sie sich gesetzt hat. „Kleines wir haben heute Abend Besuch. Ja ein Mann. Sehr nett nicht mehr ganz jung aber er wird dir gefallen.“ Veronica schaut mit grossen Augen die Frau an. „Bist du auch da“ fragt sie. „Ja ich bin auch da und wir werden es uns schön machen, erwidert sie. Wenn du was möchtest, du weißt ja wo das Pulver und der Dop ist. Entspanne dich und ich verspreche dir noch mehr neue Erfahrungen. Und ziehe bitte das Matrosenkleid an. Deine Haare bindest du zu Zöpfen, ja ?Ich muss noch kurz weg und komme dann mit unserem Gast“ sie hat die Kleine von ihrem Schoss geschoben ,steht auf und verlässt den Raum. Veronica schliesst die Augen. „Noch mehr, das kann nicht sein. Gestern war schon fast unbegreiflich“ denkt sie und geht in den Nebenraum um sich zurechtzumachen. Der Gedanken, dass auch der Mann an ihren Spielen beteiligt wird ,stört sie nicht mehr.
Der rote Salon ist gemütlich beleuchtet und Veronica hat ein blauweiss gestreiftes Matrosenkleid ,weisse Kniestrümpfe und flache Schuhe angezogen. Sie ist dezent geschminkt und sitzt auf dem Sofa ,eine Zeitung in der Hand , als sich die Tür öffnet und Mona mit einem Mann ,Ende Fünfzig, graue Haare, dunkler Anzug hereinkommt. Beide lachen und schauen erwartungsvoll zu der Kleinen. „Komm mein Schatz, das ist Jan ,von dem ich dir erzählt habe“ Das Mädchen nickt und kommt näher. Der Alte sieht sie lächelnd an und streicht ihr vorsichtig über den Kopf. „Ich will mich nur frisch machen“ sagt Mona und verlässt den Raum. Der Mann hat die Jacke abgelegt und auf dem Bett Platz genommen. Er winkt die Kleine zu sich. Veronica folgt seiner Einladung. Sie hat noch eine extra grosse Portion von dem weissen Pulver genommen und ist äusserst erregt. „Der erste Mann“ denkt sie.
„Na meine Kleine du siehst aber süss aus“ sagt er unvermittelt und lässt seine Hand auf ihr Knie gleiten. Da kommt Mona zurück. Sie ist unbekleidet und ihre pralle Figur glänzt als wenn sie aus massiver Bronze wäre. „Sie kommt zum Bett und entkleidet den Mann. Dann küsst sie das Mädchen leidenschaftlich und auch der Mann beteiligt sich. Veronica merkt nicht wie vier Hände sie streicheln, ihren Körper liebkosen. Ihr ist wohlig warm. Plötzlich ist er über ihr und etwas dringt in sie ein. Sie fühlt einen Schmerz, der aber sofort in ein tolles Gefühl übergeht. Sie schiebt ihr kleines Becken dem Eindringling entgegen und spürt etwas warmes in sich. Das hatte sie noch nicht erlebt. Etwas gleitet aus ihr und zärtliche Finger, die von Mona, bringen auch ihr Entspannung. Ruhe. Als sie wieder einen Gedanken fassen kann sieht sie wie sich der Mann geschäftsmässig anzieht, Mona einen Umschlag überreicht und ohne ein Wort den Raum verlässt. Grosse Enttäuschung überkommt sie als auch Mona ohne ein Wort zu sagen im Bad verschwindet. Veronica weint.
Sie geht Mona nach, die mittlerweile unter der Dusche steht. „Magst du mich noch“ fragt sie die Frau. „Ja Kleines und wie, komm herein „ Das blonde Mädchen sieht an sich runter und bemerkt, das sie zwischen den Beinen blutet. „So ist das also „denkt sie noch und geht zu der Älteren in die Kabine.
Etwas später sitzen sie in ihren Bademänteln auf dem Bett. „Weist du Kleines das was wir heute gemacht haben wird öfter passieren, das ändert nichts an uns. Du hast gerade deinen ersten Kunden gehabt. Irgendwie muss auch ich Geld verdienen und für dich ist auch was drin, verstehst du?“ Das Mädchen nickt und kuschelt sich an die Frau.
Die Tage und Wochen vergehen und für Veronica ist es alltäglich, dass sie regelmässig ihre Spritze und das weisse Pulver bekommt. Es irritiert sie auch nicht mehr wenn sie aus den Nachbarräumen mitunter fürchterliche Schreie hört. Jetzt bekommt sie jeden Tag viele Besuche von Gästen, wie Mona immer sagt. Das Hochgefühl, dass sie anfangs hatte ,ist mehr und mehr einer Art Ekel gewichen. Auch Frauen sind darunter Sie sieht nur noch nackte Körper und gierige Hände und Münder die nach ihr greifen. Mona ist nicht mehr dabei. Sie sagt ich kann das jetzt alleine. Manchmal kommt sie noch für eine Nacht, aber das wird immer seltener. Nachts kann sie vor Schmerzen im Unterleib kaum einschlafen und auch die Wirkung der Spritze und des Pulvers wird immer schwächer. Kürzlich hat sie mit anderen Jugendlichen, vor einer Kamera Sex gemacht. Es war widerlich und sie musste sich anschliessend übergeben. Die Antibabypille hat sie von Beginn an jeden Abend mit dem Essen bekommen. Das muss sein hat Mona gesagt. Ihre Kunden werden immer ungepflegter und abstossender. Von Zeit zu Zeit wird sie mit anderen Kindern auf sogenannte Parties nach ausserhalb gebracht. Dort muss sie jedem und allen zu Willen sein. Sie lässt emotionslos alles über sich ergehen. Sie kann nicht mehr, das hat sie auch Mona gesagt. Die hat nur geantwortet „Wirklich, das ist nicht gut“ und nachdenklich dreingeschaut. Andere Kinder haben ihr gesagt, dass es auch schon Tote gegeben hat. Es gibt da ganz Perverse, die sich nicht nur befriedigen wollen, sondern die Kinder danach oder dabei zerfleischen. Das soll ihre Lust steigern.
„Veronica mache dich fertig wir sind heute Abend eingeladen“ Mona rauscht durch die Tür herein und tut so als ob sich zwischen den beiden Frauen nichts geändert hätte. „Was ist denn heute für eine Orgie angesagt“ antwortet das Mädchen bissig. „Alles nur vom Feinsten und prominente Besucher sag ich dir ,ich geh auch mit, du wirst sehen“ ,mit diesen Worten hat sie das Zimmer schon wieder verlassen.
Kurze Zeit später treffen sie sich auf dem Flur. Das ganze Haus ist auf den Beinen. Kleine Jungen, kleine Mädchen und Jugendliche. Dazwischen, wie Mona, attraktive Frauen. Mit einem Kleinbus fahren sie eine Stunde über die Autobahn und zweigen dann auf eine Nebenstrasse ab, die unvermittelt in einen Waldweg übergeht. Am Ende des Weges versperrt ein massives Tor die Strasse. Mit leissem Surren bewegt sich das Tor zu Seite und gibt eine breite Auffahrt frei. Der Kleinbus fährt bis zum Eingang eines grossen ,alten, mehrstöckigen Hauses. Die Kinder werden ausgeladen und sofort von einigen Personen, die Masken wie Batman tragen, in die Kellerräume geführt.
Als Veronica am Ende der Kellertreppe angekommen ist sieht sie einige Partygäste vor der Tür stehen. „Es ist für einen Keller eher ungewöhnlich warm hier unten.“ sinniert sie. Alle tragen schwarze oder rote Gesichtsmasken und haben enge Gummikleidung am Körper. Dröhnende Musik empfängt die Neuankömmlinge. Die Begleiter setzten allen Kindern noch mal eine Spritze und verteilen weisses Pulver. Nach kurzer Zeit sind die Kleinen gelöst, werden von den Maskierten umringt und in die hinteren Räume gezogen. Veronica wird von einem riesigen ,mit schwarzer Gummihaube maskierten Mann, hinter sich hergezogen. Das macht ihr keine Angst mehr, sie hatte schon zu häufig an ähnlichen Veranstaltungen teilgenommen. In einem Raum im hinteren Teil des Kellers kommen zwei weitere Männer und drei Frauen, alle ebenfalls in Gummi und maskiert, hinzu. Veronica hatte heute von Mona eine dreifache Portion ihrer täglichen Drogenmenge erhalten und ist total willenlos. Mit einem Ruck reisst der Riese dem Mädchen die Kleider vom Leib und die Frauen entkleiden sie bis sie nackt ist. Dann wird sie mit den Handgelenken an Handschellen festgemacht die an starken Ketten befestigt sind ,die von der Decke hängen. Die Frauen fixieren ihre Beine mit einer Eisenstange, sodass das Mädchen die Schenkel nicht mehr schliessen kann. In den Mund steckte man ihr eine Art roten Gummiballs und sicherte ihn mit einer Schnur am Kopf. Jetzt kann sie nicht mehr schreien.
Die Partyteilnehmer die sich das blonde Mädchen ausgesucht haben scheinen zufrieden. Die Frauen beginnen damit die junge Frau mit dicken Seilen einzuschnüren. Ihre kleinen Brüste werden abgebunden und an den Brustwarzen und der Klitoris Spannklammern mit Ketten befestigt. Wilder Schmerz durchzuckt Veronica. Das kannte sie noch nicht. Die Männer nehmen Lederpeitschen und brennende Wachskerzen. Mit den Peitschen schlagen sie zu und das heise Wachs lassen sie auf ihre schmerzende Brüste tropfen die sich schon blau verfärben. Dann kommt die kleinere der Frauen mit einem Seil und einem übergrossen Gummipenis der als Vibrator ausgebildet ist. Sie greift dem Mädchen zwischen die Beine und in ihrer Hand hat sie Gleitcreme die sie mit den Fingern in des Mädchen`s Vagina verteilt. Dann führt sie dem sich windenden Kind den Gummidildo ein und fixierte ihn um deren Hüfte mit dem Seil. Sie schaltet das Gerät ein und zieht gleichzeitig an den Ketten mit den Klammern. Veronica windet sich einerseits vor Schmerzen, andererseits spürt sie die lustbringende Vibration. Die Gummigestalten betatschen sie jetzt von allen Seiten. Auch untereinander fällt man übereinander her. Nach wie ihr scheint ,unendlicher Zeit ,wird der Vibrator entfernt und sie von der Decke losgemacht. Sie wird jetzt an den Händen gefesselt und muss sich hinknien. Den Knebel entfernt man . Einer der Maskierten dringt mit seinem übergrossen Glied von hinten in sie ein und ein anderer drückt ihr seinen Penis in ihren kleinen Mund. Veronica kämpft mit Übelkeit und der Ohnmacht. Der Schmerz im Unterleib ist unerträglich. Bevor sie das Bewusstsein verliert, hört sie noch aus anderen Räumen gellende Kinderschreie, manche ,wie es schein, in Todesangst.
„Sie braucht Ruhe. Ich habe einen Tropf gesetzt und Penicillin in hoher Dosierung gespritzt. Das muss ich alle sechs Stunden wiederholen. Sie war total vereitert und wir können von Glück sagen, dass der Uterus nicht perforiert ist ,dann wäre sie tot“ Dr. Meiers schaut Mona durchdringend an und sie nickt. „Wie lange fällt sie aus“ fragt Mona. „Sechs Wochen mindestens und auch danach nicht mehr so extrem einsetzen, ist das klar“ Er sieht sie von unten herauf, über seine randlose Brille durchdringend an. Dr. Meiers ist der Arzt der hiesigen Organisation und dem Chef direkt unterstellt. Mona nickt und der Arzt geht hinaus.
Veronica liegt in einem Krankenhausbett, dass man extra aufgestellt hat. Ihr kleines weisses Gesicht ist eingefallen. Neben ihr hängt ,an einem Gestell, eine Infusionsflasche deren Schlauch in den Arm des Mädchens führt. Mona wirkt nachdenklich. Dann öffnet sie die Tür zu einem Nebenzimmer, mehr eine Abstellkammer und schiebt Veronica dort hinein. „Den Salon brauche ich „ denkt sie und verlässt den Raum.
„Haben wir Ausfälle?“ Marcel Droitux, ein smarter Mann mit dunklem Oberlippenbart, randloser Goldbrille mit getönten Gläsern und öligen schwarzen Haaren ,sitzt in seinem grossen Büro und schaut Mona fragend an. Droitux ist der Chef der Organisation hier in Belgien und für den geschäftlichen Erfolg verantwortlich. Bis vor Kurzem berichtete er noch direkt an George aber das hat sich geändert. Sein neuer Vorgesetzter ist ein Beuchler in Deutschland.
„Ja ein kleiner Junge, wir haben ihn schon entsorgen lassen. Alles war vorher schon bezahlt und die kleine blonde Deutsche. Wir sollten ihr eine Landpartie im Sanatorium gönnen. Sie ist auch nicht mehr frisch genug für unsere Gäste. Die meisten kennen sie schon,“ sagt Mona geschäftsmässig. „Ja veranlasse das und danach, in zwei Monaten ist wieder die Kreuzfahrt. Danach brauchen wir neue Ware. Dunkel ist wieder angesagt. Mittelmeer wäre nicht schlecht. Albanien oder so“ Marcel nickt zufrieden und Mona verlässt das Büro.
Oberst Beuchler sitzt in seinem neuen Büro. Er hat sich selbständig gemacht. Sein eleganter, nachblauer Anzug mit der teuren Krawatte lassen ihn umwerfend aussehen. Nun ist er Unternehmer. Italienische Spezialitäten. Alles was die italienischen Lokale benötigen. Er hat einen grossen Kundenkreis und liefert von Lebensmitteln über Weine und Inneneinrichtungen alles. Seine Kunden sind alle Restaurants der Organisation. Das Geschäft brummt nur so. Darüber hinaus ist er der Chef in Europa. Er untersteht nur George und berichtet diesem. Zuerst hatte es noch hier und da Reibereien gegeben, aber seitdem er italienisch gelernt hat und mit massiver Unterstützung der Zentrale, hatte sich das gegeben. Er fährt nun einen BMW und seine Frau auch. Alles hatte sich hervorragend entwickelt.
An Kruse denkt er nicht mehr. Wichtige Daten werden nun auch nicht mehr über Telefon und Zerhacker ausgetauscht. Auch Beuchler ist an das Satelliten – Netzwerk angeschlossen. Die Technik bereitete ihm keine Probleme. Die Nachforschungen im Entführungsfall waren immer mehr eingestellt worden und dann wohl zu den Akten gelegt. Ebenso das Tötungsdelikt Kruse.
Die Wochen vergehen und Veronica erholt sich zusehend. „Bald bist du wieder die Alte“ scherzt Mona. Das Mädchen nickt ängstlich. Auf Druck des Arztes hatte man ihren Körper entgiftet und den Drogenkonsum drastisch reduziert. „Sie ist eine hohe Investition die sich noch nicht bezahlt gemacht hat“ hatte Marcel gesagt. „Die muss noch was laufen, bevor wir sie ausmustern“. Mona hatte zustimmend genickt.
An einem warmen Frühjahrsmorgen dann kommt Mona herein „Heute vereist du“
„Deine Koffer habe ich schon im Auto, also komm“ Das Kind geht willig mit der Älteren und bald darauf fahren sie los.
Nach einer Stunde Fahrtzeit biegen sie von der Autobahn auf die Landstrasse ab. Es wird einsamer. Nur Wiesen und ab und zu einmal ein einsamer Hof. „Sie mussten in einem anderen Land sein. Die Ortsschilder klangen so französisch“ denkt Veronica.
Dann biegen sie auf einen Feldweg ab und erreichen bald darauf einen kleinen See an dessen Ufer eine Wohnwagensiedlung steht. „So Madam Endstation, wir sind da“ die Ältere stellt das Auto ab und geht mit dem Mädchen zu einem sehr grossen Wohnwagen. „Schön ist es hier und so gute Luft“ sagt die Kleine. „Ja und die Gäste sind auch sehr nett“ antwortet die Andere und schiebt das Mädchen in den Wagen.
Das Innere ist nicht fürstlich ausgestattet. Alles etwas schäbig und verbraucht. Ein plüschiges Rundsofa rahmt den Raum ein. Auf ihm sitzen ein halbes Dutzend junger Mädchen, grell geschminkt in Unterwäsche. Es ist laut. Aus einigen Lautsprechern brüllt Musik und die rote Beleuchtung taucht alles in ein unwirkliches Licht. Die Mädchen wirken ausgelassen und entspannt. Mona zieht Veronica in einen kleinen Flur von dem diverse Türen abgehen in einen Raum. Der Raum besteht praktisch nur aus einem grossen Bett mit Waschzelle und Schrank. „Das ist dein neuer Arbeitsplatz mein Schatz. Hier bleibst du bis ich dich wieder hole und sei fleissig du weißt ja ,sonst werde ich böse.“ Das Kind nickt apathisch und Mona ist auch schon wieder hinausgegangen. Auf dem Gang spricht sie noch mit einer jungen Frau. Sie weist in Veronica`s Richtung ,dann verlässt sie den Wohnwagen und fährt mit dem Auto fort.
„Ich bin Lydia“ erschrocken sieht Veronica auf. Die schlanke rothaarige Frau mit Gardemass und enormer Oberweite lächelnd. Du musst keine Angst haben. Komm nimm erst einmal was zur Entspannung. Mit diesen Worten reicht sie dem Mädchen den bekannten Briefumschlag und bald darauf geht es besser. Dann gibt ihr die neue Kontaktperson einen goldenen Halsanhänger. Eine Tigerkatze. „Das ist unsere gemeinsame Erkennungsmarke, wir tragen alle das gleiche Amulett. Sozusagen ein Qualitätssigel .“ Sie nickt ihr freundlich zu und verlässt den Raum.
Die Wochen vergehen. Veronica muss hier erheblich mehr Gäste bedienen aber das kennt sie ja schon. „Perverse gab es hier nicht.“ Nur das Übliche. Die Kundschaft ist einfacher. Manche sagen sie kommen aus Frankreich. Das kann sie nicht verstehen denn sie denkt sie sei in Frankreich. Lydia klärt sie darüber auf, dass sie in dem französischen Teil Belgiens sind, nahe der Grenze zu Frankreich. „Vielleicht kann ich hier weg“ denkt das Mädchen , “mal sehen ob sich eine Gelegenheit ergibt?“
Der kleine Raum, in dem sie schläft ,hat kein Fenster. Nur einmal am Tag darf sie am See etwas spazieren gehen. „Morgen versuche ich es“ sagt sich die Kleine bevor sie, nachdem der letzte Kunde gegangen ist, einschläft.
„Heute ist mein Geburtstag, zehnter Juni. Das ist der Tag an dem ich es versuche“ Sie hat heute einen halben Tag zur freien Verfügung, aber nur hier am See und dem angrenzenden Wald. Bis Mittag habe ich Zeit“, schnell zieht sie sich an und verlässt ohne zu frühstücken den Wohnwagen. Nachdem sie am See entlanggegangen ist läuft sie in den Wald. Ausser Sichtweite beginnt sie zu spurten. Immer geradeaus. Sie schlägt sich durch Gebüsch und Unterholz und bleibt abseits der Waldwege. Die Äste ritzen ihre Haut auf und reissen Löcher in die Kleidung. Veronica spürt das nicht. Nach Stunden kommt sie an einen breiten, tiefen Bach der den weiteren Weg versperrt und macht eine kleine Pause. Sie setzt sich auf einen Baumstamm. „Das habe ich bisher geschafft.“ Die Sonne ist schon hinter den Bäumen verschwunden. In weiter Ferne hört sie Hundegebell. Beim Laufen durch das Unterholz hat sie ihre Kette mit dem Anhänger verloren. Sie achtet nicht weiter darauf, zögert kurz und steigt in das Wasser. „Nur nicht auf der anderen Seite direkt hinaus, das ist wie bei den Wildwestromanen die sie in den letzten Wochen gelesen hat. Die Hunde können im Wasser keine Fährte aufnehmen ich schwimme einfach ein Stück.“ Denkt sie und mit weit ausholenden Schwimmstössen lässt sie sich mit der Strömung des Wassers, dass in eine dichte Tannenschonung eintaucht, fortziehen. Im Morgengrauen steigt sie aus dem Wasser, zieht sich total entkräftet aus dem Bachbett und wälzt sich in die Schonung. “Ich schlafe etwas und warte die Nacht ab“ sagt sie sich und schläft ein..
Nachdem Veronica mittags nicht zurückgekommen ist ,hat Lydia sofort Alarm geschlagen. Ein duzend Männer mit Bluthunden und einem Elektronischen Ortungsgerät ,wie es von Biologen zum Aufspüren von gekennzeichneten Tieren verwendet wird ,waren ausgeschwärmt. Was das Kind nicht wusste, ihre Halskette war ein Peilsender. “Ich muss Macel informieren, so eine Scheisse“ murmelt die junge Frau und greift zum Hörer.
„Hier Marcel, was gibt es?“ sagt der schmierige Geschäftsführer in die Sprechmuschel. „Ihr müsst sie unbedingt aufhalten bevor sie in bewohntes Gebiet kommt. Setzt alles ein! Haltet mich auf dem Laufenden. Schickt Observanten zu allen Polizeistationen und Häusern im Umkreis. Sie darf uns nicht entkommen. Eine Katastrophe“ Marcel hat eingehängt. Er ist wutrot im Gesicht und zittert. „Mona, Mooona“ schreit er auf den Flur hinaus. Kurze Zeit später steht die üppige Schwarzhaarige in Droitux`s Büro. Erschrocken und fragend sieht sie ihren Chef an.
„Die Idioten haben die kleine Blonde aus Deutschland abhauen lassen. Fahr hin und koordiniere die Sucharbeiten. Weit kann die nicht kommen, hat ja kein Dop und kriegt früher oder später Entzugserscheinungen. Mona ,die darf uns nicht entkommen, egal wie. Ist das klar?“ knurrt er. Die grosse Frau nickt und verlässt das Zimmer.
Veronica wird in ihrem Versteck, tief unter niedrigen Tannen in einer Schonung verborgen, durch das „tak,tak,tak,“ eines Hubschraubers geweckt. Das Flugzeug ist direkt über den Baumwipfeln und scheint etwas zu suchen. Es ist heller Tag und selbst die warme Augustsonne kann das Mädchen hier nicht erreichen. Sie drückt sich noch enger an den bemoosten Waldboden. Sie zittert am ganzen Körper ihr ist schlecht. Das Kind erbricht sich und fällt wieder in einen traumlosen Schlaf. Die kalte Nachtluft und ein Frösteln lassen sie erwachen. „Mir geht es verdammt schlecht, aber ich muss weiter. Ich stinke. Ab in`s Wasser!“ mit diesen Worten lässt sie sich wieder die Böschung hinuntergleiten und kurze Zeit später umfängt sie das kühle Nass des Baches. Auch diese Nacht schwimmt sie bis zum Morgengrauen. Dann verbirgt sie sich abermals unter dichten Tannen im Unterholz.
Es ist Nacht und die Suchtrupps mit ihren Hunden und schweren Geländewagen sind ergebnislos zurückgekehrt. Mona sitzt im Wohnwagen und raucht eine Zigarette nach der anderen.
Ihr ist heiss. „Wenn wir die nicht finden ist unsere Organisation erledigt. Wir müssen alle abtauchen. Ich muss wieder nach Amsterdam in das schäbige Bordell“, Bei diesem Gedanken fröstelt es der jungen Frau. War doch dieser Job für sie eine Art sozialer Aufstieg. Sie musste nicht mehr alle Freier bedienen und verdiente mehr als vorher. „Morgen früh suchen wir weiter. Sind die Observationsteams auf ihrem Posten?“ Lydia nickt ihr zu, dann gehen alle noch kurz etwas Schlaf tanken. Die kleinen Mädchen sind schon vor Stunden in ihren Zimmern verschwunden. Kunden hatte man fortgeschickt, die konnte man jetzt nicht gebrauchen.
„Ich muss Beuchler informieren“ Marcel wählt die bekannte Telefonnummer in Krippen.
Als es wieder Nacht wird verlässt Veronica ihr Versteck.
Sie schlägt sich durch das Unterholz und von Zeit zu Zeit leuchtet der Vollmond durch das Geäst über ihr. „So wie bei Hänsel und Gretel“ denkt das Kind. Sie ist in den letzten Monaten reifer geworden. Sie ist schon lange kein Kind mehr, einerseits, andererseits ist sie es mehr als je. Immer muss sie an ihre Grosseltern denken und weint. Immer wieder zwingen Magenkrämpfe das Mädchen eine Pause einzulegen. Es geht ihr sehr schlecht. Sie ist mitten im Entzug.
Langsam dämmert der Morgen und Vögel über ihr, beginnen ihr Frühkonzert. Sie weisss nicht in welche Richtung sie gelaufen ist, vielleicht sogar im Kreis. Mutlosigkeit überkommt das Mädchen. Plötzlich öffnet sich der Wald und sie sieht in der Ferne Äcker und am Horizont einen schwachen Lichtschein. Ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals. „Die Rettung, da sind Menschen“ schiesst es ihr durch den Kopf.
„Jetzt nicht den Kopf verlieren“ warnt sie eine innere Stimme. Vorsichtig schleicht sie zurück zur letzten Tannenschonung und sucht sich ein Versteck in dem sie die Nacht abwarten kann.
Mona hat abgenommen. Sie ist aschfahl im Gesicht. „Wieder nichts, verflucht wo ist dieses Biest? Ich mag sie trotzdem. Sie ist die Erste die das erfolgreich geschafft hat. Andere hatten sich früher oder später in ihr Schicksal ergeben“ bei diesem Gedanken zündet sie sich erneut eine Zigarette an und inhaliert tief. Dann nimmt sie ihr Handy und fragt die Beobachtungsposten nach Neuigkeiten ab.
Der fahle Schein der untergehenden Sonne und der fürchterliche Drang nach Wasser und Nahrung wecken Veronica. „Ich bin am Ende, ich glaube ich schaffe das nicht mehr“ denkt sie. Trotzdem rafft sie sich auf. Ihre Kleider sind verschmutzt und teilweise zerissen. Vorsichtig schleicht sie in Richtung Waldausgang. Wieder dieses entfernte Licht. „Darauf laufe ich zu. Das kann ich schaffen“ macht sie sich Mut und stolpert aus dem Wald und betritt einen schmalen Feldweg. Im Schutze der Bäume läuft sie auf das Licht zu. Nach, für sie endlosen Stunden wird das Licht grösser. Es ist eine kleine Ortschaft. Ein Haus.
Jean und Sean sitzen in ihrem Landrover „Defender“. Sie haben das Auto am Rande des französischen Ortes Mortagne du Nord am Feldrand geparkt. So können sie sehen wer in den Ort kommt. Mitten im Ort gibt es eine Gendamerie-Station. Zwei Polizisten haben hier Dienst. „Wenn sie es bis hier schafft, kriegen wir sie bevor sie die Polizei verständigen kann“ sagt Sean zu Jean. Der grunzt nur etwas unverständliches und entzündet sich eine Gitanne an der er dann gierig saugt.
Von Zeit zu Zeit nehmen die Beiden ein Nachtsichtgerät zur Hand und streifen die Umgebung ab. „Da ist sie“ Sean hat etwas entdeckt und auch der Partner sieht die kleine Gestalt am Waldrand entlang torkeln. Schnell starten sie den Wagen und fahren ihn in das Gebüsch. Beide verlassen das Auto. Sean hat eine Äthermaske präpariert. Sie warten. Als das Kind auf ihrer Höhe ist greifen sie zu.
Veronica ist als ob sie einen Motor gehört hätte. „Unsinn, hier und um diese Zeit ich spinne schon“ dann läuft sie weiter. Plötzlich wird sie von hinten von zwei starken Armen ergriffen und etwas weiches füllt ihren Mund. Erinnerungen durchströmen sie, dann wird sie ohnmächtig.
Kapitel 13
Die beiden Männer tragen das Mädchen zum Fahrzeug und werfen es auf die Ladefläche, dann starten sie den Motor und fahren ohne Licht bis zu Landstrasse. Sie biegen Richtung belgische Grenze ab und schalten die Beleuchtung ein.
Jean fährt und Sean greift zum Handy.
Mona`s Handy klingelt grell. „Ja, was gibt`s? Bravo ihr beiden gut gemacht. Nein nicht hierher sofort auf`s Schiff. Morgen beginnt die Kreuzfahrt. Nein keine Erziehungsmassnahme seid nett zu ihr.“ Sie beendet das Gespräch dann wählt sie Marcel`s Nummer.
Droitux telefoniert in seinem Büro. „Oui Messieur im Preis ist alles inklusive. Ja alles sie wissen doch bis zum Finale das ist doch unsere spezielle Kreuzfahrt. No, keine Komplikationen wir kümmern uns auch um die Beseitigung. Bis, dann“ zufrieden legt er auf ,als das Telefon erneut schellt. „Ja, Mona, na endlich, nein sofort auf`s Schiff. Gut, ja. Nein, keine Erziehungsmassnahmen ,das ist ihr letzter Ausflug ,von dem keiner von denen zurückkommt. Ja, bis bald“ Er hat sich in seinem ledergepolsterten Stuhl zurückgelehnt und nickt befriedigt. „Das hätte schlecht ausgehen können. Wir müssen die Sicherheitsmassnahmen verschärfen“ er steht auf und verlässt das Büro um zu seiner Familie zu fahren. Er ist ein recht fürsorglicher Familienvater und guter Ehemann. Seinen beiden Töchter, Agnes und Monique, zwölf und dreizehn Jahre alt, liebt er über alles.
Sean und Jean erreichen mit dem Mädchen den kleinen, abgelegenen Anleger in den frühen Morgenstunden. Das Schlauchboot wartet schon. Vier starke Männerhände greifen Veronica und stossen sie auf das Boot, dass sofort danach ablegt und mit dröhnenden Motoren am Horizont verschwindet.
Antonio und seine Söhne suchen angestrengt den Horizont ab. „Es kommt noch eine auf die müssen wir warten, dann sind wir komplett und es kann losgehen“ sagt er zu ihnen.
Das grosse ganz weisse Schiff hat keinen Namen und keinen Heimathafen und liegt auf Reede, vor Anker. Ein kleineres Motorschiff nähert sich der Yacht und geht längsseits. Etwas wird an Bord gehoben. Dann verschwindet das kleinere Fahrzeug wieder Richtung Küste. Nach wenigen Minuten werden die Anker gelichtet und die Yacht läuft mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Ärmelkanal ,den sie bald darauf erreicht.
„Wann erreichen wir die Rendezvous Position?“ fragt Domingo. „In ungefähr fünfzehn Minuten geht auf Ausguck“ antwortet Antonio und konzentriert sich auf das Radarbild.
Nach ungefähr dieser Zeit kommt eine Barkasse in Sicht. Sie legt sich neben die Yacht und eine Art Brücke wird zwischen die beiden Schiffe geschoben. Acht Männer ,deren Gesichter vermummt sind, wechseln auf die Yacht. Danach wird das Gepäck übergeben und die Schiffe trennen sich wieder.
Die Barkasse kommt schnell ,Richtung Küste, ausser Sichtweite und das grosse weisse Schiff beschleunigt und läuft Kurs Nordatlantik.
Die Neuankömmlinge gehen sofort unter Deck in die für sie vorbereiteten Kabinen. Kein Wort wird gewechselt. Die grossen, mit allem Luxus ausgestatteten Räume, lassen keine Wünsche offen. Ein zweiter Raum gehört jeweils zu einer Suite. Hier sieht es aus wie in einer Mischung aus Folterkammer und Frauenarztoperationsraum. Wände und Fussboden sind weiss gekachelt und in der Mitte steht ein Gynäkologenstuhl über dem eine grosse weisse Operationslampe schwebt.
Mr. Peddington aus Bristol nickt zufrieden. „Alles wie immer gut organisiert“ stellt er befriedigt fest. Er geht in den Hauptraum, öffnet die Flasche Champagner und füllt sich ein Glas ein. Er ist erregt bei der Vorstellung welchen Genuss ihm diese Reise wieder bereiten wird. Peddington gehört zum kleinen Kreis der besonders perversen Pädophilen. Sie erreichen nur eine nachhaltige Befriedigung ihrer Lust, wenn sie die Kinder, nachdem sie diese stundenlang gequält haben, anschliessend bei lebendigem Leib verstümmeln und ermorden.
„Zugegeben kein billiges Vergnügen. Immerhin pro Reise einhunderttausend Dollar. Ich kann mir das leisten. Keine Komplikationen und eine normale Kreuzfahrt, wie er sie regelmässig mit seiner Frau macht, kostet ja auch fast so viel.“ Denkt er fast vergnüglich.
Sein Gepäck ist schon ausgeräumt, bis auf den kleinen schwarzen Lederkoffer. Darin befindet sich alles, was er zur Durchführung seines Plans benötigt. Er legt den Koffer auf den grossen Tisch und öffnet ihn. Ein ausgesuchtes Sortiment an chirurgischen Zangen, Sägen, Löffeln und Skalpells sind dort eingeordnet. Zufrieden schliesst er die Tasche und stellt sie neben den Tisch. Er muss noch etwas warten, bis sie die hohe See erreicht haben. Dann kommt das Kernvergnügen dieser Reise.
Wie Peddington geht es auch seinen Mitreisenden. Sie haben monatelang diese Reise herbeigesehnt. Und zwischen den Reisen erfreuen sie sich an den Videoaufnahmen, die vom Veranstalter kostenlos am Ende der Kreuzfahrt an die Gäste verteilt werden. Eine Aufmerksamkeit des Hauses sozusagen.
Veronica wird durch lautes Kinderweinen geweckt. Sie liegt in einem stockfinsteren Raum auf dem Boden. Um sie herum sind noch andere Personen, wie es scheint Kinder die jammern und schluchzen. Kleine Hände tasten nach ihr und krampfen sich in ihre Arme. Auch sie hat fürchterliche Angst. Vorbei die Gelöstheit, die sich immer nach der Spritze einstellte. Sie zittert und Tränen laufen ihr über die Wangen. „Welcher Teufel kann so etwas machen?“ bohrt es in ihrem kleinen Kopf.
Sie hat Unterleibschmerzen und auch der Rücken tut ihr weh. Die Tür wird unvermittelt geöffnet. Das gleissende Licht blendet die Kinder. Zwei junge Männer, dunkelhaarig und unmaskiert stehen im Türausschnitt. Sie kommen hinein, greifen wahllos zwei Kinder, die sich verzweifelt wehren, und schliesssen die Tür wieder. Die Kinder kommen nicht wieder. In den nächsten Tagen wiederholt sich der Vorgang. Bald ist Veronica und ein kleines Mädchen allein im Raum. Wieder wird die Tür aufgerissen und auch sie werden mitgenommen. Das kleine Mädchen verliert Veronica sofort aus den Augen. Sie wird entkleidet, geduscht und in einen weiss gekachelten Raum gebracht. Dort muss sie sich auf eine Liege legen und wird festgeschnallt.
Dann ist sie allein. Die Tür öffnet sich und ein Mann mit Gesichtsmaske und bodenlanger Gummischürze kommt auf sie zu. Vor Angst hat sie ihre Augen weit aufgerissen und starrt ihn an. Ohne Eile kommt er zum Stuhl, entnimmt einem Koffer Gerätschaften. Dann fühlt sie einen bestialischen Schmerz im Unterleib und schreit in Todesangst. Sie fühlt zwischen den Beinen etwas warmes und wird ohnmächtig.
Der Mann am Tisch schüttelt den Kopf. Er wirkt enttäuscht und versucht krampfhaft das Mädchen aus der Ohnmacht zu holen. Ohne Ergebnis. Zwischen ihren Beinen schiesst das Blut heraus, ihre Zunge hängt seitlich etwas aus dem Mund.
„Verflucht, das darf nicht sein“ knurrt Padington. Nach seiner Erfahrung durfte das jetzt noch nicht passieren. „Die hatte eine Vorschädigung“ denkt er und fühlt sich betrogen. Dann verlässt er den Raum und ruft über das Bordnetz den Skipper an. „Die hat sofort schlappgemacht, ich will Ersatz, dafür zahle ich nicht“. Antonio beruhigt den „Gast“ und verspricht, da „alle Ware verbraucht ist“, eine kostenlose Teilnahme an der neuen Kreuzfahrt. Heute wird er mit Videomaterial versorgt. Langsam beruhigt sich Padington. Antonio und Domingo tragen das leblose, stark blutende Kind in`s Innere des Schiffes, öffnen eine schwere Tür und werfen sie hinein. „So morgen gehen die Gäste wieder von Bord, dann noch den Abfall beseitigen und dann heim zu Mama“ sagt Domingo zu seinem Bruder. Beide grinsen sich an.
Veronica spürt einen Schlag. Sie ist auf etwas weiches gefallen. Vorsichtig tastet sie mit den Händen ihre Umgebung ab. Alles kalte, kleine Leiber auf denen sie liegt. Ihr schaudert. Dann fasst sie sich zwischen die Beine und fühlt etwas klebriges warmes. Sie riecht an ihrer Hand. Es stinkt. Sie denkt „Ich muss jetzt auch sterben“, dann verliert sie wieder das Bewusstsein.
„Bereite das Abbergen der Gäste vor“ sagt der Skipper zu Domingo. „In einer Stunde haben wir die vereinbarte Position ,42 Grad 45 Min Nord und 60 Grad 24 Min. West, vor der Küste von Halifax erreicht. „ „Ja Papa“ kommt es zurück. „Danach laufen wir vor die Küste North Carolina`s. Wie sieht es mit dem Wetter aus?“ „Nichts Papa wir schaffen das“ sagt der Sohn. Der Alte nickt zufrieden.
Das schnelle Schiff nähert sich der Küste der Vereinigten Staaten. Antonio weis, dass in den Gewässern von Kap Hatteras, vor der Hurrikan-Saison ,der sicherste Platz ist um die brisante Fracht loszuwerden. Plötzlich wird er durch ein tiefes Brummen aufgeschreckt. Im Tiefflug umrundet sie eine grosser ,grauer Fernaufklärer des amerikanischen Küstenschutzes. Das Funkgerät schlägt an. „Hier Eagle 64, Küstenschutz der Vereinigten Staaten von Amerika, identifizieren sie sich. Was ist ihr Vorhaben. Sie sind in den Hoheitsgewässern der USA. Wir fordern sie noche einmal auf sich zu identifizieren“ Antonio`s Gesicht ist fahl. Sie haben frühen Nachmittag und auch nachts hätte er gegenüber dem Flugzeug keine Chance sich zu verstecken. „Los alles aus den Laderäumen und in die See“ befiehlt er. Die leblosen Körper werden an Deck gebracht und in`s Wasser geworfen, während die Yacht schon wieder, mit hoher Geschwindigkeit abläuft um möglichst schnell die Hoheitsgewässer der USA zu verlassen.
Noch einmal überfliegt die Maschine das Schiff, dann verschwindet sie am Horizont. Gleichzeitig sieht der Skipper wie ein neues Objekt sich mit hoher Geschwindigkeit nähert. Er ist entsetzt. „Wir sind draussen“ Domingo hat soeben die neue Position ausgewertet und festgestellt, dass sie die Hoheitsgewässer soeben verlassen haben. Fast zeitgleich ändert das anfliegende Objekt auf dem Radarschirm seinen Kurs und fliegt zurück.
Unvermittelt wird Veronica aus der Ohnmacht gerissen und schluckt salziges Wasser. „Ich lebe und ich bin im Wasser“. Sie öffnet die Augen und stellt fest, dass sie knapp unter der Wasseroberfläche ist. Dann taucht ihr Kopf auf. Instinktiv fängt sie an zu schwimmen. Grosse Wellen schlagen über sie hinweg, aber mit dem Schwimmen im Meer ist sie von klein auf vertraut. Von Zeit zu Zeit, wenn sie auf einem Wellenberg treibt, sieht sie die sich entfernende weisse Yacht. Sie ist erleichtert. „Wo bin ich“ durchströmt es sie. Um sie herum treiben kleine Körper. Sie bewegen sich nicht und treiben an der Wasseroberfläche. Dazwischen Rückenflossen, hässliche Dreiecke , die an den Körpern zerren. Sie hat Todesangst. „Haie, diese Teufel“ schluckt sie. Tapfer ist sie bemüht die Ruhe zu behalten, ihre Kräfte zu schonen. Doch sie merkt, dass sie immer schwächer wird. Jede Bewegung ist eine Überwindung. Sie kämpft gegen die Ohnmacht an. Da hört sie ein Brummen, das näher kommt. Mit letzter Kraft versucht sie einen Arm über die Wasseroberfläche zu strecken. Etwas schwarzes fällt aus dem Flugzeug, das fast über ihr in der Luft zu stehen scheint. Sie spürt noch starke Hände nach ihr greifen, dann wird es schwarz um sie.
#9
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
broken roses
in Märchen, Fabeln, Sci-Fi und Fantastisches 07.12.2005 00:04von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Kapitel 14
Im NSA-Abhörzentrum sitzt Mc Neel an seiner Computerkonsole als das Telefon schrillt. „Was, verdammt. Glückwunsch. Ja ich informiere das Headquarter. Bleibt dran. Ich habe den Satelliten QRW523 über Phoenix auf Dauerfocus gebracht. Ja die automatische Rückverfolgung wird sofort aktiviert wenn dieses Signal wieder auftaucht. Ja. „ Er hängt ab. Und lehnt sich zurück. „Die haben den Code geknackt. Teufelskerle und das Ergebnis ist eine Katastrophe. Eine Liste aller ehemaliger Geheimagenten der untergegangenen DDR. Informationen die nur wir, die USA haben. Das wird für Aufsehen sorgen!“ überlegt er und öffnet mit einem Spezialschlüssel einen kleinen Safe. Ihm entnimmt er einen versiegelten Umschlag, erbricht die Siegel und zieht ein weisses Papier heraus. „In Fällen der nationalen Sicherheit und dem Verdacht eines Maulwurfes diese Person über Spezialtelefon anrufen und den CODE >Bomerang 1> nennen. Danach Unterlage vernichten“ Mc Neel greift zum Hörer eines roten Telefons, tippt einige Tastenkombinationen und wartet.
Nach zweimaligem Rufsignal: “Brave, wer spricht da?“ „Hier Mc Neel, 348. NSA West, ich habe eine Meldung Bomerang 1“ Absolute Stille am anderen Ende der Leitung. Nachdem Mc Neel den Chef der CIA informiert hat ,vernichtet er den Umschlag weisungsgemäss.
Brave ist fassungslos. Das war nicht möglich.Nachdenklich streicht er sich über sein graues Stoppelhaar und dann schüttelt er fassungslos den Kopf. Ausser ihm und einer handvoll EDV-Spezialisten hat keiner Zugang zu diesem Material. Es wird ja noch ausgewertet. Und der zweite Teil der Meldung, die ihn von der NSA gerade erreichte, macht ihn noch unsicherer. „Was hat eine Ladung weisser Weizen aus Ostdeutschland damit zu tun“ nachdenklich lehnt er sich im Stuhl zurück. „Verdammt“
North Carolina. Die erste Krisensitzung ist beendet und Mc Cloy hat an seinem spartanischen Schreibtisch Platz genommen. Er ist fassungslos und erschüttert von den Vorgängen der letzten Stunden. Immer wieder muss er an seine Familie denken. An seine drei kleinen Kinder. Was müssen die Eltern der Toten Kinder alles durchgemacht haben. Wie viele Kinder waren sonst noch betroffen? Er blättert in den ersten Obduktionsberichten der getöteten Kinder. Dann schlägt er das ärztliche Bulletin des geretteten Kindes auf. „Oh, sie musstem dem Mädchen die Gebärmutter entfernen. Wie schrecklich. Diese vielen Verletzungen. Und die kleine Seele?“ Der Soldat bekommt feuchte Augen und tief im Inneren einen ungeheuren Zorn auf die Verursacher dieses Massakers.
Der Admiral wird aus seinen Gedanken gerissen als Mr. Brave zur Tür hineinkommt. „So Admiral wir wollen jetzt die ersten Massnahmen beraten und dann Aktionen anschieben“ mit diesen Worten setzt er sich .
„Das weisse Schiff ist zur Zeit der erste Fahndungsansatz“ fährt er fort. Ich habe die NSA schon um Amtshilfe gebeten. Die werten die Satellitenbilder der letzten achtundvierzig Stunden aus. Wir können, wenn wir keine Wetterhindernisse haben ,alles bis zur Grösse einer Butterbrotdose identifizieren“ Die beiden Männer sehen sich schweigend an und beginnen dann mit ihrer Arbeit.
Unvermittelt werden sie durch das Läuten des Telefons in ihrer Beratung gestört.
Mc Cloy hebt ab, „für sie“ sagt er und reicht Brave den Hörer.
„das ist schlecht. Welche Möglichkeiten haben wir? Ich gebe ihnen den Admiral“ mit diesen Worte reicht er den Telefonhörer zurück. „Ja mc cloy, wir haben einen Verband auf der Höhe von Hallifax. Ich veranlasse das sofort“, er legt auf.
„Sie haben die Yacht verloren. Eine ausgeprägte Schlechtwetterfront. Bevor sie auf Infrarotpeilung schalten konnten war das Schiff weg. „ Mc Cloy schüttelt den Kopf und greift erneut zum Telefon.
„Hier Mc Cloy. Ich brauche ihr schnellstes Schiff“ dann gibt er dem Flottenkommando die Koordinaten durch an denen die Yacht zuletzt geortet wurde.
Veronica sieht in ein freundliches Frauengesicht mit weisser Kopfhaube.
„Hello darling, wat`s your name?“ Zuerst begreift das Kind nicht. „Wo bin ich? Das muss Englisch sein!“ Kaum hörbar antwortet sie „Veronica I`m a German girl“ Hinter der Krankenschwester taucht das Gesicht einer jungen Frau auf. „Fein, mein Mädchen wie heisst du denn?“ fragt sie das Kind in einwandfreiem Deutsch. „Ich habe ein paar Fragen an dich .Meinst du, du kannst sie schon beantworten?“ Veronica nickt verstört.
Fregattenkapitän M.G. Goffrey legt den Hörer des Funktelefon`s auf die Gabel. Er steht auf der Brücke des Zerstörers USS-Essex. Goffrey ruft seinen ersten Offizier, Snider, zu sich. „Berechnen sie bitte diesen Kurs, er überreicht dem jungen Marineoffizier einen Zettel. Danach scheren wir aus dem Flottenverband. Wir haben einen Sonderauftrag.In wenigen Minuten kommen noch vier Leute mit dem Hubschrauber auf die müssen wir noch warten. Danach sofort auf Kurs. Mit aller Kraft.“ Wenig später vernehmen die Männer ein Brummen in der Luft. Ein Hubschschrauben schwebt über dem Vordeck und vier SEAL`s seilen sich blitzschnell auf Deck ab. „Ok Snider es geht los. Alle Mann auf Gefechtstation. Wir suchen eine Yacht....“ danach erfolgt eine detaillierte Anweisung des Kapitän`s.
Das schnittige Kriegsschiff löst sich aus dem Verband und entfernt sich, mit überkommender See rasch auf sein neues Ziel zu. „Käp`tn im Zielgebiet ist schlechtes Wetter mit acht Beaufort ich habe alle Schotts schliesen lassen, wir sind auf Kurs“ Der Kapitän nickt kurz als seiner erster Offizier ihm diese Meldung macht.
Tief imstählernen Bauch des Kriegsschiffes, sitzen ein Dutzend Marinesoldaten vor grossen kreisenden Beobachtungsgeräten. „Sergant ich glaube ich hab ihn“ Maat Conrad hat es ,wie beiläufig ,in seine headset-Sprechgarnitur gesagt und gibt danach sofort die Koordinaten durch.“Keinen Sichtkontakt. Wir folgen ihm. Er soll sich sicher fühlen,“ befiehlt Goffrey.
Mc Cloy`s rotes Telefon schellt. Sofort weiss er Bescheid. Alle Telefongespräche zum Fall „broken rose“ laufen nur noch über diese Hochsicherheitsleitung. „Mc Cloy. Sehr gut. Geben sie die neue Position an die NSA. Diesmal sollen sie das Schiff nicht mehr aus den Krallen lassen Der Militär hängt ein.
Tage später.
Brave hatte ihn gerade darüber informiert, dass man den Weg des Schiffes verfolgen konnte. Dann war es wieder plötzlich weg. An der angenommenen Position war dann ein anderes Schiff. Anderes Aussehen, andere Farbe. Eine „Swantje“ Heimathafen Ostende. „Die wollen uns reinlegen. Wir müssen dieses Schiff verfolgen“ hatte Brave noch gesagt. Die Verfolgung hat begonnen.
Antonio und seine Söhne fühlten sich sicher. Das hatte, wie immer, gut geklappt. Nun ging es zurück. Hätten sie gewusst, dass dieses Mal alles anders ausgehen würde und das sie ganz und gar nicht sicher waren, wären sie nicht so ausgelassen gewesen.
Sie hatten nun den mächtigsten Feind auf Erden. Ihr Ende war nicht mehr aufzuhalten.
Mc Neel sitzt wie gebannt vor seinem grossen Bildschirm auf dem sich ein kleiner Punkt westwärts bewegte. „Ich hab dich. Du entkommst mir nicht mehr“ dann schaltetet er zusätzlich noch auf Infrarotverfolgung um. Damit kann das Gefährt selbst bei widrigen Wetterumständen der Verfolgung nicht mehr entkommen. Die US Navy hatte von Halifax einen schnellen Zerstörer auf die Fährte der flüchtigen Swantje gesetzt. Zusätzlich verfolgte ein Radarleitflugzeug, sogenanntes AWACS, den Flüchtigen der sich der Westküste Europas näherte. Um unnötiges Aufsehen zu vermeiden und an die Hintermänner heranzukommen ,hatte man darauf verzichtet die Swantje auf See zu stoppen. Sie sollten sich sicher fühlen und die Fahnder in das Zentrum der Schweinerei führen.
Der Zerstörer kreuzt vor der belgischen Küste. Es ist Nacht. Plötzlich löst sich ein kleines schwarzes Schlauchboot aus dem Schatten des mächtigen Schiffes. An Bord vier drahtige junge Männer in schwarzen Gummianzügen. Es sind Seals . Sie haben einen geheimen Auftrag. Das ist kein Manöver. Die zwei starken Aussenbordmotore treiben das Gefährt mi hoher Geschwindigkeit auf den Hafen von Ostende zu.
Tage später läuft die Swanje im Hafen von Ostende ein. Das Schiff wird der Charterfirma wieder übergeben. Die Besatzung macht sich auf den Weg zum Flughafen um mit der nächsten Maschine nach Palermo zu fliegen.
Kaum haben Antonio und seine Söhne das Schiff verlassen , springen vier junge Männer auf die Yacht. Der Büroleiter der Charterfirma sieht das . Er springt den Steg entlang und geht an Bord der Swanje. „Wir chartern die Swanje“ sagt der eine junge Mann. „Wir nehmen das Boot vier Wochen“ Einwände, das Boot sei erst zurückgekehrt und müsste kontrolliert werden ,lassen sie nicht gelten. Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen ,legen sie einen Stapel Hundertdollarnoten auf den Tisch und ihre seemännischen Zeugnisse dazu. Der Vermieter ist nicht bereit das Schiff zu vermieten, er setzt sich mit einer unversehend gezogenen Minipistole zur Wehr. Ein trockener Schlag mit der Handkante beendet die Diskussion. Die anderen lösen die Leinen und nach einer halben Stunde ist die Swanje am Horizont verschwunden. Das Schiff läuft in Richtung englischer Kanalinseln wo die US Navy einen geheimen Flottenstützpunkt unterhält.
Der Bewusslose Vercharterer wird in einer der Kabinen auf den dort installierten OP-Stuhl gebunden. Das Seal-Team hat schon eine Videoanlage aufgebaut. Einer zieht eine Spritze auf. „Dieser Droge kann keiner widerstehen“ scherzt ein Soldat der Elitetruppe und grinst. Nachdem man den Belgier geweckt und befragt hat nimmt man noch eine DANA-Probe. Der Mann wird losgebunden und mit Handschellen an Händen und Füssen gefesselt. Man bringt ihn an Deck. Die Yacht ist auf hoher See. Der Leiter des Team`s zieht die Minipistole deas Verbrecher`s aus seinem Overall, drückt sie dem Gefangenen zwischen die Augen und drückt ab. Dann wirft er die Waffe in`s Meer. Wie vom Blitz getroffen bricht der Belgier zusammen. Schnell befestigt man einen Anker an seinen Fussfesslen und wirft ihn in die See. „Wir hoffen, dass du gut schwimmen kannst“ sagt noch einer der Männer.
Antonio und seine Söhne haben es sich in den Sitzen der Mittelstreckenmaschine bequem gemacht. Es hatte sie nicht weiter überrascht, dass sie schneller als sonst abgefertigt wurden und auch die neue Fluglinie ,mit der sie heute fliegen sollten ,machte sie nicht misstrauisch.
Ausser ihnen war noch eine handvoll Männer und Frauen im Flugzeug sodass sie keinerlei Verdacht schöpften.
Das schmucke weisse Schiff mit den blauen Aufbauten läuft ,auf der Kanalinsel Guerney, in den Hafen von Saint Peter Port ein. Es nimmt Kurs auf den militärischen Teil der Hafenanlage und wird augenscheinlich schon erwartet. Nachdem es zwischen den hoch aufragenden Wänden eines Trockendocks festgemacht hat, beginnt sich dieses sofort zu heben. Nach kurzer Zeit liegt das Schiff, wie ein Winzling, trocken in einem gigantischen Dock. Eine Anzahl weiss gekleideter Männer geht an Bord. Das Boot wird förmlich auseinadergenommen. Die Spurensicherung der CIA hat ihre Arbeit aufgenommen. Nichts auf der Yacht wird ausgelassen. Jedes Fundstück akribisch aufgezeichnet.
Das Flugzeug hebt sanft ab und gewinnt schnell an Höhe. In zwanzigtausend Fuss geht es in den Horizontalflug über. Die Anschnallhinweise erlöschen und Antonio und seine Söhne machen es sich gemütlich. „So der Job wäre wieder einmal erledigt. Zu Hause gibt es dann die hohe Prämie“ sinniert er vor sich hin. Wie auf Kommando haben sich die anderen Passagiere erhoben und innerhalb von Sekunden sind die drei Italiener in Handschellen gefesselt. Dann werden sie in den rückwärtigen Teil der Kabine gestossen und auf drei Tischen festgeschnallt. Fernsehkameras und Tonbandgeräte sind dort installiert. Ein CIA-Agent zieht Spritzen mit der sogenannten Wahrheitsdroge auf und spritzt sie den Männern in die Armvenen. Dann nach kurzer Zeit erfolgt die detaillierte Befragung. Die Mafiosi sagen alles was sie wissen. Danach entnimmt ein Agent die Videobänder und verstaut sie in einen Rucksack. Die anderen und auch die Piloten die, die Maschine vom Automatikpilot steuern lassen, haben ihre Fallschirme angelegt. Am Heck fliegt mit ohrenbetäubendem Knall eine Luke weg. Alle haben tragbare Sauerstoffmasken angelegt. Das Flugzeug fliegt in achtzehntausend Fuss über unbewohntem Gebiet der Provence. Einer nach dem anderen geht zur Luke und lässt sich in die schwarze Nacht fallen. Die Italiener hat man auf ihren Sitzen mit Klebeband festgebunden. Ihre Augen sind vor Angst weitaufgerissen. Bevor der Pilot sich aus der Maschine stösst, drückt er noch einen roten Knopf an der Bordwand. Dann verschwindet auch er im Dunkeln. Ruhig zieht das Flugzeug weiter durch die Nacht, bis eine rotgelbe Stichflamme den Himmel erleuchtet. Dann ist es still.
Admiral Mc Cloy und Mr. Brave sitzen im Konferenzzimmer. „Nicht schlecht“ sagt der Admiral. „ Das nenne ich Präzision“ Brave nickt zustimmend. „Wir haben eine Spur. Die Befragung hat ergeben, dass ein Marcel Droitux ein Teil dieser Schweinerei ist. Den kaufen wir uns als Nächsten. Auch das gerettete Kind konnte Angaben machen.“ sagt Brave. „Ich habe auch schon den Vice-President informiert. Der hält uns den Rücken frei. „ Beide Männer wirken entspannter als noch vor Tagen.
Marcel Droitux ist auf dem Weg nach Hause.
Er bemerkt nicht, dass ihm ein heller Peugeot folgt. Aus dem Radio säuselt harmonische Tanzmusik.
Wie immer ist es spät. Er wirkt nachdenklich. „Der Skipper und seine Mannschaft sind bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen und auch der Mann von Donato ist plötzlich verschwunden“ Hoffentlich steckt nichts dahinter. „Wer sollte sich denn mit ihnen, der grossen Organisation anlegen? Unmöglich“ so beruhigt er sich wieder.
Er wohnt etwas ländlich in einem schönen alten Haus mit zehntausend Quadratmeter Wald, und Buschland. Seine drei Frauen sind begeisterte Reiterinnen und geniessen diese ländliche Idylle. Er biegt von der Hauptverkehrsstrasse auf eine Landstrase ab. „Bald bin ich bei meiner Familie“ freut er sich. „Was ist das?“ er tritt auf die Bremse. Vor Ihm hat sich ein PKW mit Wohnwagen quergestellt und der Fahrer winkt. Arglos steigt der Gangster aus. Kaum hat er sein Auto verlassen wird ihm von hinten etwas weiches auf Mund und Nase gedrückt. Er verliert das Bewusstsein.
Kurze Zeit später verlassen zwei PKW und ein PKW mit Wohnwagen den Tatort. Nichts weist mehr auf das nächtliche Vorkommnis hin.
Die Agenten stellen den Wohnwagen auf einem Waldweg ab. Sie bringen den Verbrecher in`s Innere des Anhänger`s, schnallen ihn auf einem Bett fest. Auch hier wieder die Videoanlage und die Spritze mit der Droge. Nachdem der Belgier alles gesagt hat, wird er in sein Auto gesetzt. An der Stelle wo er gekidnappt wurde wird der Wagen abgestellt. Den Auspuff verlängern sie mit einem Schlauch in`s Wageninnere, legen einen Stein auf das Gaspedal und schliessen Türen und Fenster, die nach kurzer Zeit von innen beschlagen. Die Männer vom CIA warten eine halbe Stunde, stellen dann den Tod des Mannes fest und verlassen den Platz.
Einer nimmt sein Handy und wählt die Nummer der Polizei.
Fast zeitgleich im Hafen von Ostende. Genauer am Anleger von Donato`s Schiffsverleih. Hier liegen mehr als zwanzig grosse hochseetüchtige Schiffe. Vier schwarze Gestalten huschen zwischen den Booten herum. Dann wie auf ein Kommando springen sie in`s Wasser und sind verschwunden. Keine fünf Minuten später zerreissen gewaltige Detonationen die Luxusyachten. Aus dem Büro der Charterfirma schiesst eine Stichflamme die kurze Zeit später alles verzehrt hat.
Mona hatte gerade den letzten Kunden verabschiedet und es sich bequem gemacht. „Der ist sehr gut“ sagt sie leise als sie das Glas mit dem erfrischenden Champagner von den schönen vollen Lippen nimmt.
Ein greller Blitz blendet die Frau und sofort reisst eine Druckwelle sie vom Sofa. Glas splittert. Schwarz maskierte Männer stürmen durch den Raum und einer ist direkt über ihr und schlägt mit einem Gegenstand brutal zu. Sie wird ohnmächtig.
Als sie wieder zu sich kommt sitzt sie in Handschellen gefesselt auf einem Stuhl. Schwer bewaffnete ,schwarz maskierte Männer ,sind um sie und in allen Räumen des Gebäudes. Vorn und hinten auf ihren Overalls steht Polizei. „Es ist aus denkt sie“ und versucht noch ihr schwarzes Notizbuch beiseite zuschieben als sie emporgerissen wird und man sie durch den Flur zum Hof schiebt. Ein Polizist von Sondereinsatzkommando nimmt das Buch auf und gibt es den Kollegen der Spurensicherung ,die sich schon ans Werk gemacht haben. Danach stösst man sie auf einen Lastwagen. Schreiende und verängstigte Kinder werden von Polizistinnen beruhigt und dann in einem Bus fortgebracht. Grelle Scheinwerfer sind aufgebaut und jeder Winkel wird sorgfältig abgesucht. Die toten Leibwächter Marcel`s ,die sich zur Wehr setzen wollten ,werden nach kurzer Zeit abtransportiert.
Einige hundert Kilometer entfernt, in einer Wohnwagensiedlung. „Was jetzt noch?“ Lydia geht zur Tür und ruft hinaus „Wir haben heute geschlossen mein Schatz komme morgen wieder“ Sie hat den Satz noch nicht beendet als die Tür nach innen fällt und sie unter sich begräbt. Schwere Stiefel laufen über sie hinweg. Die Männer des Kommado`s zerren sie hoch und die Handschellen klicken. Dann wird auch sie abtransportiert. Auch hier werden alle Kinder mit grosser Vorsicht und Einfühlungsvermögen von speziell geschulten Kräften der Justiz betreut und zuerst in ein kleines Hotel gebracht. Die Wachmannschaft hatte noch fliehen wollen. Das war aber ihr letzter Fehler.
Mc Neel springt aus seinem Stuhl. „Wohow, wir haben ihn“ sofort fingert er an einigen Knöpfen und eine Landkarte von Arizona wird übergross eingeblendet. „Im Nationalpark, das ist ja fast nicht möglich“ sofort greift er zum roten Telefon.“Hier Mc Neel, NSA, Mr. Brave wir haben ihn. Dann gibt er die genaue Position des georteten Sender`s durch und legt auf.
Beuchler ist geschockt. Das kann er nicht glauben. Der ganze Bereich Belgien ausgelöscht? Er setzt sich an das Satellitengerät und macht eine Verbindung mit George. „Hier Beuchler, ja alle aufgeflogen. Zelte abbrechen jawohl“ er legt auf.
Schnell nimmt er einen Koffer, räumt den Save aus und verlässt das Haus.
Unbemerkt, dass ist in dem kleinen Ort Krippen nicht so leicht, schleichen sich nachts zwei junge Männer zum Haus Beuchler`s. Mit geschicktem Handgriff öffnen sie das Garagentor. Alles bleibt ruhig. Dann schlüpfen sie hinein. Sie haben Nachtsichtbrillen , sogenannte Restlichtverstärker, aufgesetzt. Aus einer Tasche ziehen sie ein kleines technisches Gerät. Ein Mini Gaskonverter. Dieses Teil wird im Innenraum angeschlossen und nach kurzer Fahrzeit produziert es tödliche Dämpfe. Der dann verunglückte Autofahrer scheint ein Opfer des Strassenverkehrs. Die Profi`s installieren das Gerät und verschwinden so unauffällig wie sie gekommen sind.
In Washigton DC , in einem unterirdischen Konferenzraum, sitzen Mr. Green, Mr. Brave und Admiral Mc Cloy an einem riesigen Tisch.
„Broken Rose zieht gewaltige Kreise“ hebt Green an. „Wir wissen, dass ehemalige DDR-Agenten involviert sind. So ein Beuchler aus Ostdeutschland. Der stand auch auf der Liste, die ein Maulwurf im CIA, den Verbrechern zugespielt hat. Und jetzt das noch. Ein leibhaftiger Gouverneur, Präsidentschaftskanditat, aus Arizona. Ich glaube das alles nicht“ mit diesen Worten schüttelt er nur den Kopf. „Bei mir gibt es nur einige Leute die in Frage kommen. Die werden abgecheckt und innerhalb der nächsten sechs Stunden haben wir den Maulwurf“ ergänzt Brave. „Die belgische Polizei hat sofort richtig gehandelt als wir den Tipp gegeben haben“ sagt Mc Cloy. „Allerdings fehlt uns immer noch der Empfänger dieser Informationen. Süditalien konnten wir lokalisieren. Mehr nicht“
Die Männer erheben sich und verabreden einen Termin für den nächsten Tag.
Beuchler geht zur Garage und fährt mit seinem Auto, an der Elbe entlang ,Richtung Dresden. Er beschleunigt. Die Strasse ist leer. „Schnell hier weg und mit dem nächsten Flugzeug in die Karibik“ träumt er, als ihm unvermittelt schlecht wird . Mit einem gewaltigen Satz schiesst der schwere BMW über die Uferböschung und verschwindet in der Elbe. Kurze Zeit sieht man noch die Rücklichter, bis auch diese erlöschen.
Lucretia und ihr Grossvater sitzen sich in dessen Arbeitszimmer gegenüber. „So mein Kind wir müssen Ruhe bewahren“ hebt dieser an. “Schicke alle weg, weit weg. Wir machen hier den Laden zu. Keine Kommunikation mehr. Hast du verstanden?“ „Ja Grossvater“ nickt die Schönheit. „Du und ich werden in einer halben Stunde in unser Haus nach Rom fliegen. Den Hubschrauber habe ich schon bestellt. Heute Abend sind wir bei Benitkosi ,dem Präsidenten und Freund eingeladen. Bis dahin muss hier, bis auf das Hauspersonal alles weg sein.“
Der schmalgesichtige, fast dünn, wirkende Mann mit dem blassen Teint entzündet sich wieder eine Zigarette. Miles Spider ist nur noch ein Nervenbündel. Hätte er gewusst was Big mit dem Band vor hat ,hätte er es ihm nie gegeben. Er hat sich entschieden. „Ich stelle mich, so kann und will ich nicht weitermachen. Landesverrat, vielleicht kann ich dadurch die Todesstrafe umgehen?“ er greift zum Telefon und wählt die Nummer seines Chefs, Mr. Brave. Kurze Zeit später wird die Tür aufgerissen und er wird in Handschellen abgeführt.
Das Broken Rose – Team hat sich wieder zu einer Sitzung zusammengefunden.
„Wir haben ihn“ beginnt Brave mit seiner Einführung. „Es ist Spider, das hätte ich nie gedacht. So eine Ratte. Er hat an den Gouverneur von Arizona verkauft. Das ist unser Kopf. Aus Italien bisher Fehlanzeige. Wir müssen es dem Big aber auch beweisen können, dass ist unser Problem. Ich habe ihm zuerst einmal, mit Hilfe des Finanzministers, die Steuerfahnder in`s Haus geschickt. Der hat alles versucht um das zu verhindern. Lastwagenweise haben wir seine Rechenzentren geplündert. Die Presse stürzt sich nur so auf ihn. Der wird in naher Zukunft weder Präsident noch wieder Gouverneur. Auch geschäftlich hat das Auswirkungen. Der muss mit dem Überleben kämpfen. Wir werden den Druck weiter erhöhen und sicherstellen, dass uns der Vogel nicht noch abhaut.“ Green lächelt böse, hatte er doch damit auch den politischen Gegner kaltgestellt. „Meine Leute sind schon vor Ort. Da kann sich keine Maus bewegen ohne das wir das merken“ sagt Brave. Der Admiral :„Meine Leute haben das Schiff auseinandergenommen. Es war schrecklich meine Herren. Wenn sie Details wollen, die stehen in dem Bericht, der ihnen vorliegt. Ich rate jedoch nicht zur Lektüre“. “Doch, doch ich bestehe darauf“ fährt Green dazwischen „das wird uns die letzte Motivation geben“. Mit diesen Worten hat er sich noch steiler aufgesetzt. Seine markante Adlernase bebt. Seine Augen sind nur noch zwei schwarze Kugeln und in der rechten Hand hat er den Schreibstift wie einen Pfeil nach oben gestreckt. Er hat in dieser Position grosse Ähnlichkeit mit dem Adler, auf dem Wappen der USA.
KOFA – Wildschutzpark Arizona. In den letzten Tagen sind mehr Ranger in der Nähe der Gouverneurresidenz als sonst. Man will, dass Big Fehler macht. Immer wieder rufen ihn seine Angestellten im Büro in Phoenix an und informieren ihn, dass Ranger auf dem Gelände sind.
Rattlesnake ist nervlich am Ende. Er greift zum Telefon „Fox, kommen sie sofort und alles Verfügbare mitbringen. Ja auch die Sachen aus der Abstellkammer.“ Das war der Code für alles Geld was verfügbar war.
Kurze Zeit später sitzen beide in der kleinen Chessna. Von ihnen unbemerkt hat sie die Radarüberwachung der Airforce stets im Visier.
Die Maschine rollt zwischen den Bäumen aus und bleibt nahe dem Hangar stehen. „Sie zerstören alles im Keller und dann Gott mit ihnen“ sagt Big und schiebt die grosse Hangartür zurück. Vor ihm steht ein weisser Lear-Jet. Vollgetankt für den Notfall. Er setzt sich ins Cockpit und geht die Checkliste für den Start durch. Die Zielflugkoordinaten von Kolumbien gibt er in den Automatikpiloten ein. Dann startet er die beiden Turbinen und nach kurzem Start hebt der Jet ab und reckt seine Nase steil in den Himmel.
Fox ist schnell in den Keller des Hauses gespurtet. Er greift im Weinregal nach der Flasche Champagner,schraubt den Kopf ab. Zum Vorschein kommt ein kleiner roter Knopf. Als er ihn gerade drücken will hört er noch ein trockenes „Plopp“. Wie von einer Riesenfaust wird er herumgerissen. Fox fällt auf das Gesicht. „Der ist hinüber“ sagt ein breitschultriger Hüne und steckt die Waffe zurück in`s Holster.
Captain Donners befindet sich auf einem Patrouillenflug über Arizona. Er ist Staffelführer einer F16 Abfangjägereinheit der US AIR FORCE. Plötzlich hört er in den Ohrhörern seines Helmes:
„Observer Pool an Hawk 14“ „Hier Hawk 14“ meldet sich der Kampfpilot aus seinem F16 Abfangjäger. Inmitten einer Unmenge von Schaltern und Anzeigegeräten, in seinem Druckanzug mit dem geschlossenen Helm und der Atemmaske, sieht er aus wie ein Astronaut. „Subjekt versucht mit weissem Lear-Jet zu fliehen. Halten sie ihn auf. Zwingen sie ihn zur Landung.“ Dann werden die Koordinaten durchgegeben. Die behandschuhte linke Hand des Kampfpiloten schiebt die beiden Gashebel der Turbinen nach vorn. Mit einem gigantischen Schub beschleunigt der Jäger, getrieben von den Nachbrennern in seinen zwei Triebwerken und etlichen tausend PS. Kurze Zeit später hat die F16 den Privatjet in Sichtweite. Sie umrundet die Maschine von Big und gibt Signal „Bitte folgen und landen“ Das Signal wird ignoriert und das weisse Flugzeug nähert sich mit hoher Geschwindigkeit der Grenze zu Mexiko. „Hier Hawk 14, Zielobjekt reagiert nicht.“ Da hört der Pilot laut und deutlich „Hier ist Green, Vice-President der Vereinigten Staaten von Amerika. Ich befehle ihnen das Ziel zu zerstören“ Lakonisch wiederholt der Pilot die Anweisung und lässt sich das von seiner Einsatzzentrale bestätigen.
Der Jäger hat den Learjet schräg unter sich. Beide fliegen auf eine Regenfront zu. Das Overheaddisplay der Kampfmaschine mit dem eingeblendeten Fadenkreuz erfasst das weisse Flugzeug. Als es im Zentrum des Displays zur Deckung kommt ertönt ein schriller Ton. Der Pilot schiebt die Sicherungskappe, am Steuerknüppel hoch und die belederten Handschuhe drücken den schwarzen Gummiknopf. Mit leichtem Ruck lösen sich zwei längliche Gebilde unter dem Jet und schiessen mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit auf das Ziel zu. Der Pilot weiss, dass er nicht mehr gebraucht wird. Die Babys finden ihr Ziel selbständig. Der weisse Learjet ist in der Wolkenwand verschwunden. Direkt hinter ihm tauchen die beiden Verfolger auch ein. Dann ist die Wolke plötzlich hell. Hawk 14 zieht seine Maschine in einer Steilkurve nach oben.
„Destination destroied, ich komme zurück“ sagt er lakonisch und geht auf Heimatkurs.
Der Comte und seine Enkelin sitzen mit einem fleischigen Endfünfziger vor einem übergrossen Marmorkamin. Der grosse Salon ist auf das Erlesenste mit wertvollen Möbeln ausstaffiert.
Überall frische Blumen. Im Hintergrund säuselt klassische Musik. Man unterhält sich über den neuesten Gesellschaftsklatsch Rom`s. „Lucretia meine Liebe, du musst mal mit meinem Sohn David einen Nachtbummel machen. So schön wie du bist, darfst du dich den Männern nicht immer entziehen und dich nur mit dem alten Zausel einschliessen“ Der Dicke grinst und zwinkert dem Comte zu. Beide lachen und Lucretia nickt zustimmend. In ihrem lachsfarbigen Köstüm seht sie umwerfend aus.„Ach Alfredo ,die Amerikaner haben mich kontaktiert und gesagt im Süden der Republik würde eine Mafiaorganisation mit Kinderhandel und so ihr Unwesen treiben. Ganz bei die in der Nähe. „setzt der Präsident das Gespräch fort. „Mein lieber Präsidente, du weist doch ,das mir nichts entgeht. Das müsste ich doch wissen“ er lächelt gütig und beide sagen fast gleichzeitig „Ja, ja die Amerikaner die hören immer das Kraut wachsen“ dann brechen sie in Gelächter aus.
Big wird im Cockpit von roten Kontrollleuchten aufgeschreckt. Er hatte sich extra das Flugzeug mit Warngeräten und einem Schleudersitz nachrüsten lassen. „Verdammt, der schiesst ja tatsächlich“ Die Piepstonintervalle werden immer kürzer, das heisst, die Raketen kommen immer näher. Rattlesnake greift zwischen seine Beine und reisst einen schwarzgelben Bügel zu sich hoch. Mit einem Ruck wird sein Körper fest an den Sitz gepresst. Unter seinen Füssen öffnet sich ein Loch und er schiesst mit dem Sitz nach unten. Er sieht nur alles grau in grau. „Wolken denkt er noch“ dann verliert er das Bewusstsein.
Der Sitz mit dem Piloten fällt der Erde entgegen. Nach kurze Zeit löst sich der Körper automatisch vom Sitz und ein Fallschirm öffnet sich. Es regnet. Big erwacht aus der Ohnmacht. Unter ihm liegt Mexiko und die Erde kommt auf ihn zu.
Nachtrag
Mona und Lydia wurden wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Bande, Menschenhandel, Zuhälterei und Freiheitsberaubung von der belgischen Justiz zu langen Haftstrafen verurteilt.
Gegen die „Kunden“ aus Mona`s Notizbuch wurde Klage wegen Kinderschändung erhoben. In keinem Fall kam es zu einer Verurteilung. Die Beweise reichten nicht aus. Dennoch kam es durch die Medienberichterstattung zu grosser Beunruhigung unter der Bevölkerung Belgiens. Hohe Persönlichkeiten aus allen Teilen der Gesellschaft waren betroffen.
Die befreiten Kinder kamen in psychologische Behandlung und konnten anschliessend alle an Adoptiveltern vermittelt werden.
Veronica wurde in das Zeugenschutzprogramm des FBI aufgenommen und lebt heute, zusammen mit einer Freundin, irgendwo unter einer neuen Identität in den USA.
Veronica`s Grosseltern sind kurz nach der Entführung verstorben.
Marcel Droitux wurde als Freitod in der Polizeiakte aufgenommen. Sein gesamtes Vermögen beschlagnahmt.
Bei Vertiefungsarbeiten des Flussbettes fand man bei Krippen in der Elbe einen BMW. In ihm sass der vermisste Kaufmann Beuchler.
Beuchler`s Witwe ist zu ihren Kindern nach Westdeutschland gezogen
Lucretia hat den Sohn des italienischen Präsidenten geheiratet. Er arbeitet als Anwalt die Woche über in Rom. Sie lebt auf dem Adelssitz der Familie und kümmert sich um ihren Grossvater ,der noch sehr rüstig ist.
Ihr ständiger Begleiter, Fahrer und Leibwächter ist ein blonder Hüne mit Namen George.
„rattlesnake“ – Big ?
Es gibt keine Spuren, wenn man von dem ,sorgfältig unter einem Steinhaufen verborgenen ,Fallschirm absieht ,der auf einer mexikanischen Hochebene liegt. Einer Gegend übrigens ,die für die vielen Klapperschlangen berüchtigt ist.
ENDE
Im NSA-Abhörzentrum sitzt Mc Neel an seiner Computerkonsole als das Telefon schrillt. „Was, verdammt. Glückwunsch. Ja ich informiere das Headquarter. Bleibt dran. Ich habe den Satelliten QRW523 über Phoenix auf Dauerfocus gebracht. Ja die automatische Rückverfolgung wird sofort aktiviert wenn dieses Signal wieder auftaucht. Ja. „ Er hängt ab. Und lehnt sich zurück. „Die haben den Code geknackt. Teufelskerle und das Ergebnis ist eine Katastrophe. Eine Liste aller ehemaliger Geheimagenten der untergegangenen DDR. Informationen die nur wir, die USA haben. Das wird für Aufsehen sorgen!“ überlegt er und öffnet mit einem Spezialschlüssel einen kleinen Safe. Ihm entnimmt er einen versiegelten Umschlag, erbricht die Siegel und zieht ein weisses Papier heraus. „In Fällen der nationalen Sicherheit und dem Verdacht eines Maulwurfes diese Person über Spezialtelefon anrufen und den CODE >Bomerang 1> nennen. Danach Unterlage vernichten“ Mc Neel greift zum Hörer eines roten Telefons, tippt einige Tastenkombinationen und wartet.
Nach zweimaligem Rufsignal: “Brave, wer spricht da?“ „Hier Mc Neel, 348. NSA West, ich habe eine Meldung Bomerang 1“ Absolute Stille am anderen Ende der Leitung. Nachdem Mc Neel den Chef der CIA informiert hat ,vernichtet er den Umschlag weisungsgemäss.
Brave ist fassungslos. Das war nicht möglich.Nachdenklich streicht er sich über sein graues Stoppelhaar und dann schüttelt er fassungslos den Kopf. Ausser ihm und einer handvoll EDV-Spezialisten hat keiner Zugang zu diesem Material. Es wird ja noch ausgewertet. Und der zweite Teil der Meldung, die ihn von der NSA gerade erreichte, macht ihn noch unsicherer. „Was hat eine Ladung weisser Weizen aus Ostdeutschland damit zu tun“ nachdenklich lehnt er sich im Stuhl zurück. „Verdammt“
North Carolina. Die erste Krisensitzung ist beendet und Mc Cloy hat an seinem spartanischen Schreibtisch Platz genommen. Er ist fassungslos und erschüttert von den Vorgängen der letzten Stunden. Immer wieder muss er an seine Familie denken. An seine drei kleinen Kinder. Was müssen die Eltern der Toten Kinder alles durchgemacht haben. Wie viele Kinder waren sonst noch betroffen? Er blättert in den ersten Obduktionsberichten der getöteten Kinder. Dann schlägt er das ärztliche Bulletin des geretteten Kindes auf. „Oh, sie musstem dem Mädchen die Gebärmutter entfernen. Wie schrecklich. Diese vielen Verletzungen. Und die kleine Seele?“ Der Soldat bekommt feuchte Augen und tief im Inneren einen ungeheuren Zorn auf die Verursacher dieses Massakers.
Der Admiral wird aus seinen Gedanken gerissen als Mr. Brave zur Tür hineinkommt. „So Admiral wir wollen jetzt die ersten Massnahmen beraten und dann Aktionen anschieben“ mit diesen Worten setzt er sich .
„Das weisse Schiff ist zur Zeit der erste Fahndungsansatz“ fährt er fort. Ich habe die NSA schon um Amtshilfe gebeten. Die werten die Satellitenbilder der letzten achtundvierzig Stunden aus. Wir können, wenn wir keine Wetterhindernisse haben ,alles bis zur Grösse einer Butterbrotdose identifizieren“ Die beiden Männer sehen sich schweigend an und beginnen dann mit ihrer Arbeit.
Unvermittelt werden sie durch das Läuten des Telefons in ihrer Beratung gestört.
Mc Cloy hebt ab, „für sie“ sagt er und reicht Brave den Hörer.
„das ist schlecht. Welche Möglichkeiten haben wir? Ich gebe ihnen den Admiral“ mit diesen Worte reicht er den Telefonhörer zurück. „Ja mc cloy, wir haben einen Verband auf der Höhe von Hallifax. Ich veranlasse das sofort“, er legt auf.
„Sie haben die Yacht verloren. Eine ausgeprägte Schlechtwetterfront. Bevor sie auf Infrarotpeilung schalten konnten war das Schiff weg. „ Mc Cloy schüttelt den Kopf und greift erneut zum Telefon.
„Hier Mc Cloy. Ich brauche ihr schnellstes Schiff“ dann gibt er dem Flottenkommando die Koordinaten durch an denen die Yacht zuletzt geortet wurde.
Veronica sieht in ein freundliches Frauengesicht mit weisser Kopfhaube.
„Hello darling, wat`s your name?“ Zuerst begreift das Kind nicht. „Wo bin ich? Das muss Englisch sein!“ Kaum hörbar antwortet sie „Veronica I`m a German girl“ Hinter der Krankenschwester taucht das Gesicht einer jungen Frau auf. „Fein, mein Mädchen wie heisst du denn?“ fragt sie das Kind in einwandfreiem Deutsch. „Ich habe ein paar Fragen an dich .Meinst du, du kannst sie schon beantworten?“ Veronica nickt verstört.
Fregattenkapitän M.G. Goffrey legt den Hörer des Funktelefon`s auf die Gabel. Er steht auf der Brücke des Zerstörers USS-Essex. Goffrey ruft seinen ersten Offizier, Snider, zu sich. „Berechnen sie bitte diesen Kurs, er überreicht dem jungen Marineoffizier einen Zettel. Danach scheren wir aus dem Flottenverband. Wir haben einen Sonderauftrag.In wenigen Minuten kommen noch vier Leute mit dem Hubschrauber auf die müssen wir noch warten. Danach sofort auf Kurs. Mit aller Kraft.“ Wenig später vernehmen die Männer ein Brummen in der Luft. Ein Hubschschrauben schwebt über dem Vordeck und vier SEAL`s seilen sich blitzschnell auf Deck ab. „Ok Snider es geht los. Alle Mann auf Gefechtstation. Wir suchen eine Yacht....“ danach erfolgt eine detaillierte Anweisung des Kapitän`s.
Das schnittige Kriegsschiff löst sich aus dem Verband und entfernt sich, mit überkommender See rasch auf sein neues Ziel zu. „Käp`tn im Zielgebiet ist schlechtes Wetter mit acht Beaufort ich habe alle Schotts schliesen lassen, wir sind auf Kurs“ Der Kapitän nickt kurz als seiner erster Offizier ihm diese Meldung macht.
Tief imstählernen Bauch des Kriegsschiffes, sitzen ein Dutzend Marinesoldaten vor grossen kreisenden Beobachtungsgeräten. „Sergant ich glaube ich hab ihn“ Maat Conrad hat es ,wie beiläufig ,in seine headset-Sprechgarnitur gesagt und gibt danach sofort die Koordinaten durch.“Keinen Sichtkontakt. Wir folgen ihm. Er soll sich sicher fühlen,“ befiehlt Goffrey.
Mc Cloy`s rotes Telefon schellt. Sofort weiss er Bescheid. Alle Telefongespräche zum Fall „broken rose“ laufen nur noch über diese Hochsicherheitsleitung. „Mc Cloy. Sehr gut. Geben sie die neue Position an die NSA. Diesmal sollen sie das Schiff nicht mehr aus den Krallen lassen Der Militär hängt ein.
Tage später.
Brave hatte ihn gerade darüber informiert, dass man den Weg des Schiffes verfolgen konnte. Dann war es wieder plötzlich weg. An der angenommenen Position war dann ein anderes Schiff. Anderes Aussehen, andere Farbe. Eine „Swantje“ Heimathafen Ostende. „Die wollen uns reinlegen. Wir müssen dieses Schiff verfolgen“ hatte Brave noch gesagt. Die Verfolgung hat begonnen.
Antonio und seine Söhne fühlten sich sicher. Das hatte, wie immer, gut geklappt. Nun ging es zurück. Hätten sie gewusst, dass dieses Mal alles anders ausgehen würde und das sie ganz und gar nicht sicher waren, wären sie nicht so ausgelassen gewesen.
Sie hatten nun den mächtigsten Feind auf Erden. Ihr Ende war nicht mehr aufzuhalten.
Mc Neel sitzt wie gebannt vor seinem grossen Bildschirm auf dem sich ein kleiner Punkt westwärts bewegte. „Ich hab dich. Du entkommst mir nicht mehr“ dann schaltetet er zusätzlich noch auf Infrarotverfolgung um. Damit kann das Gefährt selbst bei widrigen Wetterumständen der Verfolgung nicht mehr entkommen. Die US Navy hatte von Halifax einen schnellen Zerstörer auf die Fährte der flüchtigen Swantje gesetzt. Zusätzlich verfolgte ein Radarleitflugzeug, sogenanntes AWACS, den Flüchtigen der sich der Westküste Europas näherte. Um unnötiges Aufsehen zu vermeiden und an die Hintermänner heranzukommen ,hatte man darauf verzichtet die Swantje auf See zu stoppen. Sie sollten sich sicher fühlen und die Fahnder in das Zentrum der Schweinerei führen.
Der Zerstörer kreuzt vor der belgischen Küste. Es ist Nacht. Plötzlich löst sich ein kleines schwarzes Schlauchboot aus dem Schatten des mächtigen Schiffes. An Bord vier drahtige junge Männer in schwarzen Gummianzügen. Es sind Seals . Sie haben einen geheimen Auftrag. Das ist kein Manöver. Die zwei starken Aussenbordmotore treiben das Gefährt mi hoher Geschwindigkeit auf den Hafen von Ostende zu.
Tage später läuft die Swanje im Hafen von Ostende ein. Das Schiff wird der Charterfirma wieder übergeben. Die Besatzung macht sich auf den Weg zum Flughafen um mit der nächsten Maschine nach Palermo zu fliegen.
Kaum haben Antonio und seine Söhne das Schiff verlassen , springen vier junge Männer auf die Yacht. Der Büroleiter der Charterfirma sieht das . Er springt den Steg entlang und geht an Bord der Swanje. „Wir chartern die Swanje“ sagt der eine junge Mann. „Wir nehmen das Boot vier Wochen“ Einwände, das Boot sei erst zurückgekehrt und müsste kontrolliert werden ,lassen sie nicht gelten. Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen ,legen sie einen Stapel Hundertdollarnoten auf den Tisch und ihre seemännischen Zeugnisse dazu. Der Vermieter ist nicht bereit das Schiff zu vermieten, er setzt sich mit einer unversehend gezogenen Minipistole zur Wehr. Ein trockener Schlag mit der Handkante beendet die Diskussion. Die anderen lösen die Leinen und nach einer halben Stunde ist die Swanje am Horizont verschwunden. Das Schiff läuft in Richtung englischer Kanalinseln wo die US Navy einen geheimen Flottenstützpunkt unterhält.
Der Bewusslose Vercharterer wird in einer der Kabinen auf den dort installierten OP-Stuhl gebunden. Das Seal-Team hat schon eine Videoanlage aufgebaut. Einer zieht eine Spritze auf. „Dieser Droge kann keiner widerstehen“ scherzt ein Soldat der Elitetruppe und grinst. Nachdem man den Belgier geweckt und befragt hat nimmt man noch eine DANA-Probe. Der Mann wird losgebunden und mit Handschellen an Händen und Füssen gefesselt. Man bringt ihn an Deck. Die Yacht ist auf hoher See. Der Leiter des Team`s zieht die Minipistole deas Verbrecher`s aus seinem Overall, drückt sie dem Gefangenen zwischen die Augen und drückt ab. Dann wirft er die Waffe in`s Meer. Wie vom Blitz getroffen bricht der Belgier zusammen. Schnell befestigt man einen Anker an seinen Fussfesslen und wirft ihn in die See. „Wir hoffen, dass du gut schwimmen kannst“ sagt noch einer der Männer.
Antonio und seine Söhne haben es sich in den Sitzen der Mittelstreckenmaschine bequem gemacht. Es hatte sie nicht weiter überrascht, dass sie schneller als sonst abgefertigt wurden und auch die neue Fluglinie ,mit der sie heute fliegen sollten ,machte sie nicht misstrauisch.
Ausser ihnen war noch eine handvoll Männer und Frauen im Flugzeug sodass sie keinerlei Verdacht schöpften.
Das schmucke weisse Schiff mit den blauen Aufbauten läuft ,auf der Kanalinsel Guerney, in den Hafen von Saint Peter Port ein. Es nimmt Kurs auf den militärischen Teil der Hafenanlage und wird augenscheinlich schon erwartet. Nachdem es zwischen den hoch aufragenden Wänden eines Trockendocks festgemacht hat, beginnt sich dieses sofort zu heben. Nach kurzer Zeit liegt das Schiff, wie ein Winzling, trocken in einem gigantischen Dock. Eine Anzahl weiss gekleideter Männer geht an Bord. Das Boot wird förmlich auseinadergenommen. Die Spurensicherung der CIA hat ihre Arbeit aufgenommen. Nichts auf der Yacht wird ausgelassen. Jedes Fundstück akribisch aufgezeichnet.
Das Flugzeug hebt sanft ab und gewinnt schnell an Höhe. In zwanzigtausend Fuss geht es in den Horizontalflug über. Die Anschnallhinweise erlöschen und Antonio und seine Söhne machen es sich gemütlich. „So der Job wäre wieder einmal erledigt. Zu Hause gibt es dann die hohe Prämie“ sinniert er vor sich hin. Wie auf Kommando haben sich die anderen Passagiere erhoben und innerhalb von Sekunden sind die drei Italiener in Handschellen gefesselt. Dann werden sie in den rückwärtigen Teil der Kabine gestossen und auf drei Tischen festgeschnallt. Fernsehkameras und Tonbandgeräte sind dort installiert. Ein CIA-Agent zieht Spritzen mit der sogenannten Wahrheitsdroge auf und spritzt sie den Männern in die Armvenen. Dann nach kurzer Zeit erfolgt die detaillierte Befragung. Die Mafiosi sagen alles was sie wissen. Danach entnimmt ein Agent die Videobänder und verstaut sie in einen Rucksack. Die anderen und auch die Piloten die, die Maschine vom Automatikpilot steuern lassen, haben ihre Fallschirme angelegt. Am Heck fliegt mit ohrenbetäubendem Knall eine Luke weg. Alle haben tragbare Sauerstoffmasken angelegt. Das Flugzeug fliegt in achtzehntausend Fuss über unbewohntem Gebiet der Provence. Einer nach dem anderen geht zur Luke und lässt sich in die schwarze Nacht fallen. Die Italiener hat man auf ihren Sitzen mit Klebeband festgebunden. Ihre Augen sind vor Angst weitaufgerissen. Bevor der Pilot sich aus der Maschine stösst, drückt er noch einen roten Knopf an der Bordwand. Dann verschwindet auch er im Dunkeln. Ruhig zieht das Flugzeug weiter durch die Nacht, bis eine rotgelbe Stichflamme den Himmel erleuchtet. Dann ist es still.
Admiral Mc Cloy und Mr. Brave sitzen im Konferenzzimmer. „Nicht schlecht“ sagt der Admiral. „ Das nenne ich Präzision“ Brave nickt zustimmend. „Wir haben eine Spur. Die Befragung hat ergeben, dass ein Marcel Droitux ein Teil dieser Schweinerei ist. Den kaufen wir uns als Nächsten. Auch das gerettete Kind konnte Angaben machen.“ sagt Brave. „Ich habe auch schon den Vice-President informiert. Der hält uns den Rücken frei. „ Beide Männer wirken entspannter als noch vor Tagen.
Marcel Droitux ist auf dem Weg nach Hause.
Er bemerkt nicht, dass ihm ein heller Peugeot folgt. Aus dem Radio säuselt harmonische Tanzmusik.
Wie immer ist es spät. Er wirkt nachdenklich. „Der Skipper und seine Mannschaft sind bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen und auch der Mann von Donato ist plötzlich verschwunden“ Hoffentlich steckt nichts dahinter. „Wer sollte sich denn mit ihnen, der grossen Organisation anlegen? Unmöglich“ so beruhigt er sich wieder.
Er wohnt etwas ländlich in einem schönen alten Haus mit zehntausend Quadratmeter Wald, und Buschland. Seine drei Frauen sind begeisterte Reiterinnen und geniessen diese ländliche Idylle. Er biegt von der Hauptverkehrsstrasse auf eine Landstrase ab. „Bald bin ich bei meiner Familie“ freut er sich. „Was ist das?“ er tritt auf die Bremse. Vor Ihm hat sich ein PKW mit Wohnwagen quergestellt und der Fahrer winkt. Arglos steigt der Gangster aus. Kaum hat er sein Auto verlassen wird ihm von hinten etwas weiches auf Mund und Nase gedrückt. Er verliert das Bewusstsein.
Kurze Zeit später verlassen zwei PKW und ein PKW mit Wohnwagen den Tatort. Nichts weist mehr auf das nächtliche Vorkommnis hin.
Die Agenten stellen den Wohnwagen auf einem Waldweg ab. Sie bringen den Verbrecher in`s Innere des Anhänger`s, schnallen ihn auf einem Bett fest. Auch hier wieder die Videoanlage und die Spritze mit der Droge. Nachdem der Belgier alles gesagt hat, wird er in sein Auto gesetzt. An der Stelle wo er gekidnappt wurde wird der Wagen abgestellt. Den Auspuff verlängern sie mit einem Schlauch in`s Wageninnere, legen einen Stein auf das Gaspedal und schliessen Türen und Fenster, die nach kurzer Zeit von innen beschlagen. Die Männer vom CIA warten eine halbe Stunde, stellen dann den Tod des Mannes fest und verlassen den Platz.
Einer nimmt sein Handy und wählt die Nummer der Polizei.
Fast zeitgleich im Hafen von Ostende. Genauer am Anleger von Donato`s Schiffsverleih. Hier liegen mehr als zwanzig grosse hochseetüchtige Schiffe. Vier schwarze Gestalten huschen zwischen den Booten herum. Dann wie auf ein Kommando springen sie in`s Wasser und sind verschwunden. Keine fünf Minuten später zerreissen gewaltige Detonationen die Luxusyachten. Aus dem Büro der Charterfirma schiesst eine Stichflamme die kurze Zeit später alles verzehrt hat.
Mona hatte gerade den letzten Kunden verabschiedet und es sich bequem gemacht. „Der ist sehr gut“ sagt sie leise als sie das Glas mit dem erfrischenden Champagner von den schönen vollen Lippen nimmt.
Ein greller Blitz blendet die Frau und sofort reisst eine Druckwelle sie vom Sofa. Glas splittert. Schwarz maskierte Männer stürmen durch den Raum und einer ist direkt über ihr und schlägt mit einem Gegenstand brutal zu. Sie wird ohnmächtig.
Als sie wieder zu sich kommt sitzt sie in Handschellen gefesselt auf einem Stuhl. Schwer bewaffnete ,schwarz maskierte Männer ,sind um sie und in allen Räumen des Gebäudes. Vorn und hinten auf ihren Overalls steht Polizei. „Es ist aus denkt sie“ und versucht noch ihr schwarzes Notizbuch beiseite zuschieben als sie emporgerissen wird und man sie durch den Flur zum Hof schiebt. Ein Polizist von Sondereinsatzkommando nimmt das Buch auf und gibt es den Kollegen der Spurensicherung ,die sich schon ans Werk gemacht haben. Danach stösst man sie auf einen Lastwagen. Schreiende und verängstigte Kinder werden von Polizistinnen beruhigt und dann in einem Bus fortgebracht. Grelle Scheinwerfer sind aufgebaut und jeder Winkel wird sorgfältig abgesucht. Die toten Leibwächter Marcel`s ,die sich zur Wehr setzen wollten ,werden nach kurzer Zeit abtransportiert.
Einige hundert Kilometer entfernt, in einer Wohnwagensiedlung. „Was jetzt noch?“ Lydia geht zur Tür und ruft hinaus „Wir haben heute geschlossen mein Schatz komme morgen wieder“ Sie hat den Satz noch nicht beendet als die Tür nach innen fällt und sie unter sich begräbt. Schwere Stiefel laufen über sie hinweg. Die Männer des Kommado`s zerren sie hoch und die Handschellen klicken. Dann wird auch sie abtransportiert. Auch hier werden alle Kinder mit grosser Vorsicht und Einfühlungsvermögen von speziell geschulten Kräften der Justiz betreut und zuerst in ein kleines Hotel gebracht. Die Wachmannschaft hatte noch fliehen wollen. Das war aber ihr letzter Fehler.
Mc Neel springt aus seinem Stuhl. „Wohow, wir haben ihn“ sofort fingert er an einigen Knöpfen und eine Landkarte von Arizona wird übergross eingeblendet. „Im Nationalpark, das ist ja fast nicht möglich“ sofort greift er zum roten Telefon.“Hier Mc Neel, NSA, Mr. Brave wir haben ihn. Dann gibt er die genaue Position des georteten Sender`s durch und legt auf.
Beuchler ist geschockt. Das kann er nicht glauben. Der ganze Bereich Belgien ausgelöscht? Er setzt sich an das Satellitengerät und macht eine Verbindung mit George. „Hier Beuchler, ja alle aufgeflogen. Zelte abbrechen jawohl“ er legt auf.
Schnell nimmt er einen Koffer, räumt den Save aus und verlässt das Haus.
Unbemerkt, dass ist in dem kleinen Ort Krippen nicht so leicht, schleichen sich nachts zwei junge Männer zum Haus Beuchler`s. Mit geschicktem Handgriff öffnen sie das Garagentor. Alles bleibt ruhig. Dann schlüpfen sie hinein. Sie haben Nachtsichtbrillen , sogenannte Restlichtverstärker, aufgesetzt. Aus einer Tasche ziehen sie ein kleines technisches Gerät. Ein Mini Gaskonverter. Dieses Teil wird im Innenraum angeschlossen und nach kurzer Fahrzeit produziert es tödliche Dämpfe. Der dann verunglückte Autofahrer scheint ein Opfer des Strassenverkehrs. Die Profi`s installieren das Gerät und verschwinden so unauffällig wie sie gekommen sind.
In Washigton DC , in einem unterirdischen Konferenzraum, sitzen Mr. Green, Mr. Brave und Admiral Mc Cloy an einem riesigen Tisch.
„Broken Rose zieht gewaltige Kreise“ hebt Green an. „Wir wissen, dass ehemalige DDR-Agenten involviert sind. So ein Beuchler aus Ostdeutschland. Der stand auch auf der Liste, die ein Maulwurf im CIA, den Verbrechern zugespielt hat. Und jetzt das noch. Ein leibhaftiger Gouverneur, Präsidentschaftskanditat, aus Arizona. Ich glaube das alles nicht“ mit diesen Worten schüttelt er nur den Kopf. „Bei mir gibt es nur einige Leute die in Frage kommen. Die werden abgecheckt und innerhalb der nächsten sechs Stunden haben wir den Maulwurf“ ergänzt Brave. „Die belgische Polizei hat sofort richtig gehandelt als wir den Tipp gegeben haben“ sagt Mc Cloy. „Allerdings fehlt uns immer noch der Empfänger dieser Informationen. Süditalien konnten wir lokalisieren. Mehr nicht“
Die Männer erheben sich und verabreden einen Termin für den nächsten Tag.
Beuchler geht zur Garage und fährt mit seinem Auto, an der Elbe entlang ,Richtung Dresden. Er beschleunigt. Die Strasse ist leer. „Schnell hier weg und mit dem nächsten Flugzeug in die Karibik“ träumt er, als ihm unvermittelt schlecht wird . Mit einem gewaltigen Satz schiesst der schwere BMW über die Uferböschung und verschwindet in der Elbe. Kurze Zeit sieht man noch die Rücklichter, bis auch diese erlöschen.
Lucretia und ihr Grossvater sitzen sich in dessen Arbeitszimmer gegenüber. „So mein Kind wir müssen Ruhe bewahren“ hebt dieser an. “Schicke alle weg, weit weg. Wir machen hier den Laden zu. Keine Kommunikation mehr. Hast du verstanden?“ „Ja Grossvater“ nickt die Schönheit. „Du und ich werden in einer halben Stunde in unser Haus nach Rom fliegen. Den Hubschrauber habe ich schon bestellt. Heute Abend sind wir bei Benitkosi ,dem Präsidenten und Freund eingeladen. Bis dahin muss hier, bis auf das Hauspersonal alles weg sein.“
Der schmalgesichtige, fast dünn, wirkende Mann mit dem blassen Teint entzündet sich wieder eine Zigarette. Miles Spider ist nur noch ein Nervenbündel. Hätte er gewusst was Big mit dem Band vor hat ,hätte er es ihm nie gegeben. Er hat sich entschieden. „Ich stelle mich, so kann und will ich nicht weitermachen. Landesverrat, vielleicht kann ich dadurch die Todesstrafe umgehen?“ er greift zum Telefon und wählt die Nummer seines Chefs, Mr. Brave. Kurze Zeit später wird die Tür aufgerissen und er wird in Handschellen abgeführt.
Das Broken Rose – Team hat sich wieder zu einer Sitzung zusammengefunden.
„Wir haben ihn“ beginnt Brave mit seiner Einführung. „Es ist Spider, das hätte ich nie gedacht. So eine Ratte. Er hat an den Gouverneur von Arizona verkauft. Das ist unser Kopf. Aus Italien bisher Fehlanzeige. Wir müssen es dem Big aber auch beweisen können, dass ist unser Problem. Ich habe ihm zuerst einmal, mit Hilfe des Finanzministers, die Steuerfahnder in`s Haus geschickt. Der hat alles versucht um das zu verhindern. Lastwagenweise haben wir seine Rechenzentren geplündert. Die Presse stürzt sich nur so auf ihn. Der wird in naher Zukunft weder Präsident noch wieder Gouverneur. Auch geschäftlich hat das Auswirkungen. Der muss mit dem Überleben kämpfen. Wir werden den Druck weiter erhöhen und sicherstellen, dass uns der Vogel nicht noch abhaut.“ Green lächelt böse, hatte er doch damit auch den politischen Gegner kaltgestellt. „Meine Leute sind schon vor Ort. Da kann sich keine Maus bewegen ohne das wir das merken“ sagt Brave. Der Admiral :„Meine Leute haben das Schiff auseinandergenommen. Es war schrecklich meine Herren. Wenn sie Details wollen, die stehen in dem Bericht, der ihnen vorliegt. Ich rate jedoch nicht zur Lektüre“. “Doch, doch ich bestehe darauf“ fährt Green dazwischen „das wird uns die letzte Motivation geben“. Mit diesen Worten hat er sich noch steiler aufgesetzt. Seine markante Adlernase bebt. Seine Augen sind nur noch zwei schwarze Kugeln und in der rechten Hand hat er den Schreibstift wie einen Pfeil nach oben gestreckt. Er hat in dieser Position grosse Ähnlichkeit mit dem Adler, auf dem Wappen der USA.
KOFA – Wildschutzpark Arizona. In den letzten Tagen sind mehr Ranger in der Nähe der Gouverneurresidenz als sonst. Man will, dass Big Fehler macht. Immer wieder rufen ihn seine Angestellten im Büro in Phoenix an und informieren ihn, dass Ranger auf dem Gelände sind.
Rattlesnake ist nervlich am Ende. Er greift zum Telefon „Fox, kommen sie sofort und alles Verfügbare mitbringen. Ja auch die Sachen aus der Abstellkammer.“ Das war der Code für alles Geld was verfügbar war.
Kurze Zeit später sitzen beide in der kleinen Chessna. Von ihnen unbemerkt hat sie die Radarüberwachung der Airforce stets im Visier.
Die Maschine rollt zwischen den Bäumen aus und bleibt nahe dem Hangar stehen. „Sie zerstören alles im Keller und dann Gott mit ihnen“ sagt Big und schiebt die grosse Hangartür zurück. Vor ihm steht ein weisser Lear-Jet. Vollgetankt für den Notfall. Er setzt sich ins Cockpit und geht die Checkliste für den Start durch. Die Zielflugkoordinaten von Kolumbien gibt er in den Automatikpiloten ein. Dann startet er die beiden Turbinen und nach kurzem Start hebt der Jet ab und reckt seine Nase steil in den Himmel.
Fox ist schnell in den Keller des Hauses gespurtet. Er greift im Weinregal nach der Flasche Champagner,schraubt den Kopf ab. Zum Vorschein kommt ein kleiner roter Knopf. Als er ihn gerade drücken will hört er noch ein trockenes „Plopp“. Wie von einer Riesenfaust wird er herumgerissen. Fox fällt auf das Gesicht. „Der ist hinüber“ sagt ein breitschultriger Hüne und steckt die Waffe zurück in`s Holster.
Captain Donners befindet sich auf einem Patrouillenflug über Arizona. Er ist Staffelführer einer F16 Abfangjägereinheit der US AIR FORCE. Plötzlich hört er in den Ohrhörern seines Helmes:
„Observer Pool an Hawk 14“ „Hier Hawk 14“ meldet sich der Kampfpilot aus seinem F16 Abfangjäger. Inmitten einer Unmenge von Schaltern und Anzeigegeräten, in seinem Druckanzug mit dem geschlossenen Helm und der Atemmaske, sieht er aus wie ein Astronaut. „Subjekt versucht mit weissem Lear-Jet zu fliehen. Halten sie ihn auf. Zwingen sie ihn zur Landung.“ Dann werden die Koordinaten durchgegeben. Die behandschuhte linke Hand des Kampfpiloten schiebt die beiden Gashebel der Turbinen nach vorn. Mit einem gigantischen Schub beschleunigt der Jäger, getrieben von den Nachbrennern in seinen zwei Triebwerken und etlichen tausend PS. Kurze Zeit später hat die F16 den Privatjet in Sichtweite. Sie umrundet die Maschine von Big und gibt Signal „Bitte folgen und landen“ Das Signal wird ignoriert und das weisse Flugzeug nähert sich mit hoher Geschwindigkeit der Grenze zu Mexiko. „Hier Hawk 14, Zielobjekt reagiert nicht.“ Da hört der Pilot laut und deutlich „Hier ist Green, Vice-President der Vereinigten Staaten von Amerika. Ich befehle ihnen das Ziel zu zerstören“ Lakonisch wiederholt der Pilot die Anweisung und lässt sich das von seiner Einsatzzentrale bestätigen.
Der Jäger hat den Learjet schräg unter sich. Beide fliegen auf eine Regenfront zu. Das Overheaddisplay der Kampfmaschine mit dem eingeblendeten Fadenkreuz erfasst das weisse Flugzeug. Als es im Zentrum des Displays zur Deckung kommt ertönt ein schriller Ton. Der Pilot schiebt die Sicherungskappe, am Steuerknüppel hoch und die belederten Handschuhe drücken den schwarzen Gummiknopf. Mit leichtem Ruck lösen sich zwei längliche Gebilde unter dem Jet und schiessen mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit auf das Ziel zu. Der Pilot weiss, dass er nicht mehr gebraucht wird. Die Babys finden ihr Ziel selbständig. Der weisse Learjet ist in der Wolkenwand verschwunden. Direkt hinter ihm tauchen die beiden Verfolger auch ein. Dann ist die Wolke plötzlich hell. Hawk 14 zieht seine Maschine in einer Steilkurve nach oben.
„Destination destroied, ich komme zurück“ sagt er lakonisch und geht auf Heimatkurs.
Der Comte und seine Enkelin sitzen mit einem fleischigen Endfünfziger vor einem übergrossen Marmorkamin. Der grosse Salon ist auf das Erlesenste mit wertvollen Möbeln ausstaffiert.
Überall frische Blumen. Im Hintergrund säuselt klassische Musik. Man unterhält sich über den neuesten Gesellschaftsklatsch Rom`s. „Lucretia meine Liebe, du musst mal mit meinem Sohn David einen Nachtbummel machen. So schön wie du bist, darfst du dich den Männern nicht immer entziehen und dich nur mit dem alten Zausel einschliessen“ Der Dicke grinst und zwinkert dem Comte zu. Beide lachen und Lucretia nickt zustimmend. In ihrem lachsfarbigen Köstüm seht sie umwerfend aus.„Ach Alfredo ,die Amerikaner haben mich kontaktiert und gesagt im Süden der Republik würde eine Mafiaorganisation mit Kinderhandel und so ihr Unwesen treiben. Ganz bei die in der Nähe. „setzt der Präsident das Gespräch fort. „Mein lieber Präsidente, du weist doch ,das mir nichts entgeht. Das müsste ich doch wissen“ er lächelt gütig und beide sagen fast gleichzeitig „Ja, ja die Amerikaner die hören immer das Kraut wachsen“ dann brechen sie in Gelächter aus.
Big wird im Cockpit von roten Kontrollleuchten aufgeschreckt. Er hatte sich extra das Flugzeug mit Warngeräten und einem Schleudersitz nachrüsten lassen. „Verdammt, der schiesst ja tatsächlich“ Die Piepstonintervalle werden immer kürzer, das heisst, die Raketen kommen immer näher. Rattlesnake greift zwischen seine Beine und reisst einen schwarzgelben Bügel zu sich hoch. Mit einem Ruck wird sein Körper fest an den Sitz gepresst. Unter seinen Füssen öffnet sich ein Loch und er schiesst mit dem Sitz nach unten. Er sieht nur alles grau in grau. „Wolken denkt er noch“ dann verliert er das Bewusstsein.
Der Sitz mit dem Piloten fällt der Erde entgegen. Nach kurze Zeit löst sich der Körper automatisch vom Sitz und ein Fallschirm öffnet sich. Es regnet. Big erwacht aus der Ohnmacht. Unter ihm liegt Mexiko und die Erde kommt auf ihn zu.
Nachtrag
Mona und Lydia wurden wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Bande, Menschenhandel, Zuhälterei und Freiheitsberaubung von der belgischen Justiz zu langen Haftstrafen verurteilt.
Gegen die „Kunden“ aus Mona`s Notizbuch wurde Klage wegen Kinderschändung erhoben. In keinem Fall kam es zu einer Verurteilung. Die Beweise reichten nicht aus. Dennoch kam es durch die Medienberichterstattung zu grosser Beunruhigung unter der Bevölkerung Belgiens. Hohe Persönlichkeiten aus allen Teilen der Gesellschaft waren betroffen.
Die befreiten Kinder kamen in psychologische Behandlung und konnten anschliessend alle an Adoptiveltern vermittelt werden.
Veronica wurde in das Zeugenschutzprogramm des FBI aufgenommen und lebt heute, zusammen mit einer Freundin, irgendwo unter einer neuen Identität in den USA.
Veronica`s Grosseltern sind kurz nach der Entführung verstorben.
Marcel Droitux wurde als Freitod in der Polizeiakte aufgenommen. Sein gesamtes Vermögen beschlagnahmt.
Bei Vertiefungsarbeiten des Flussbettes fand man bei Krippen in der Elbe einen BMW. In ihm sass der vermisste Kaufmann Beuchler.
Beuchler`s Witwe ist zu ihren Kindern nach Westdeutschland gezogen
Lucretia hat den Sohn des italienischen Präsidenten geheiratet. Er arbeitet als Anwalt die Woche über in Rom. Sie lebt auf dem Adelssitz der Familie und kümmert sich um ihren Grossvater ,der noch sehr rüstig ist.
Ihr ständiger Begleiter, Fahrer und Leibwächter ist ein blonder Hüne mit Namen George.
„rattlesnake“ – Big ?
Es gibt keine Spuren, wenn man von dem ,sorgfältig unter einem Steinhaufen verborgenen ,Fallschirm absieht ,der auf einer mexikanischen Hochebene liegt. Einer Gegend übrigens ,die für die vielen Klapperschlangen berüchtigt ist.
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