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#1
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Nachtfieber
in Gesellschaft 02.11.2005 19:52von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Nachtfieber
Die Nacht legt ihre kühle Hand
Behutsam um des Tages Schein
Sie schliesst den Bund der sie verband
Und will nun mit den Sternen sein
In Gleichmut glitt der Morgen hin
In Sehnsucht rann der Abend fort
Verlangen wog durch ihren Sinn
Und goß Begier in jedes Wort
Der Aufbruch mit dem Untergang
Sie raunt ihn in das Abendrot
Und fiebert mit dem dunklen Drang
Und träumt sich aus dem Zeitenlot
Sie tanzt vereinigt ausser sich
Ertränkt in wilder Euphorie
Im lichten Schein lebendiglich
Erstrahlt die Nachtlichtszenerie
Da perlt der Hauch von Ewigkeit
Und Frieden steigt im Nebel auf
Und süße sanfte Müdigkeit
Erweckt des nächsten Tages Lauf.
Gefällt mir außerordentlich gut, mein lieber Willie und man sieht, was für ein Verlust es ist, wenn du hier so gar nicht vorkommst.
Dieses Spiel mit Worten, auch wenn es mir nicht immer ganz stringent bzw. chronologisch erscheint, beherrscht du sehr fein. Vel. hat das fiebrige Element ja schon erwähnt, tatsächlich ist der Text etwas atemlos, da den ausschließlich männlichen Kadenzen kein Klang entgegengestellt wird. Das passt hier aber sehr gut und findet in der conclusion dann ja auch die konsequente Auflösung. Das Gedicht gefällt mir außerordentlich gut.
Damit du nicht abhebst und ich meinem Ruf treu bleibe, noch ein paar Mäkeleien: Den Titel, mit Verlaub, finde ich alleine schon deswegen scheiße, weil ich beständig an Night Fever von den Bee Gees denken muss (würg). In S3Z1 mag der Aufbrauch gewollt sein, ich kann hier nicht anders, als es immer als Schreibfehler zu sehen. Und in der allerletzten Zeile benötigst du nach meinem Geschmack auch einen auftaktigen Jambus und wenn du das Wörtchen "nach" einfügtest, dann läge das doch auch total im Sinne des Erfinders: "ruft nach des nächsten Tages Lauf". Oder etwa nicht?
LG
Mattes
Dieses Spiel mit Worten, auch wenn es mir nicht immer ganz stringent bzw. chronologisch erscheint, beherrscht du sehr fein. Vel. hat das fiebrige Element ja schon erwähnt, tatsächlich ist der Text etwas atemlos, da den ausschließlich männlichen Kadenzen kein Klang entgegengestellt wird. Das passt hier aber sehr gut und findet in der conclusion dann ja auch die konsequente Auflösung. Das Gedicht gefällt mir außerordentlich gut.
Damit du nicht abhebst und ich meinem Ruf treu bleibe, noch ein paar Mäkeleien: Den Titel, mit Verlaub, finde ich alleine schon deswegen scheiße, weil ich beständig an Night Fever von den Bee Gees denken muss (würg). In S3Z1 mag der Aufbrauch gewollt sein, ich kann hier nicht anders, als es immer als Schreibfehler zu sehen. Und in der allerletzten Zeile benötigst du nach meinem Geschmack auch einen auftaktigen Jambus und wenn du das Wörtchen "nach" einfügtest, dann läge das doch auch total im Sinne des Erfinders: "ruft nach des nächsten Tages Lauf". Oder etwa nicht?
LG
Mattes
#4
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Nachtfieber
in Gesellschaft 02.11.2005 23:06von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
@Vel: Vielen Dank für das Lob
@Muh: Aufbrauch? Verdammt da habe ich im Dunkeln abgetippt Ein Hug für deine Aufmerksamkeit
zu den chronologischen Ungereimtheiten: In Strophe 2 findet eine Art Rückblende statt. Anders war es nicht hinzubekommen. Du weisst ja wie das ist, wenn man sein eigenes Gedicht nur oft genug liest erscheit jeder Mist schlüssig Deshalb sollte man eigentlich ein fertiges Gedicht ein wenig ruhen lassen und nochmals mit frischem Wind heran, aber wenn es schonmal fertig ist
Dein Vorschlag in Sachen S5Z4 wird überdacht. Der Bruch in der letzten Zeile ist gewollt, aber klingt besch...eiden.
Edit: Ich hab mal ein "erweckt"-Surrogat angedacht .
Dieses Gedicht habe ich übrigens dir zu verdanken, Muh! Ohne deinen Tritt in den Hintern hätte ich mich heut nie ans Reißbrett gerappelt. Bedankt habe ich mich ja schon
...Nightfever, Nightfeva-aha, uh... das ist doch absoluter Kult
@Muh: Aufbrauch? Verdammt da habe ich im Dunkeln abgetippt Ein Hug für deine Aufmerksamkeit
zu den chronologischen Ungereimtheiten: In Strophe 2 findet eine Art Rückblende statt. Anders war es nicht hinzubekommen. Du weisst ja wie das ist, wenn man sein eigenes Gedicht nur oft genug liest erscheit jeder Mist schlüssig Deshalb sollte man eigentlich ein fertiges Gedicht ein wenig ruhen lassen und nochmals mit frischem Wind heran, aber wenn es schonmal fertig ist
Dein Vorschlag in Sachen S5Z4 wird überdacht. Der Bruch in der letzten Zeile ist gewollt, aber klingt besch...eiden.
Edit: Ich hab mal ein "erweckt"-Surrogat angedacht .
Dieses Gedicht habe ich übrigens dir zu verdanken, Muh! Ohne deinen Tritt in den Hintern hätte ich mich heut nie ans Reißbrett gerappelt. Bedankt habe ich mich ja schon
...Nightfever, Nightfeva-aha, uh... das ist doch absoluter Kult
Zitat: |
Wilhelm Pfusch schrieb am 02.11.2005 23:06 Uhr: ...Nightfever, Nightfeva-aha, uh... das ist doch absoluter Kult |
Aber nicht für jemanden, der Travolta gehasst hat und mit 13 von drei Klassenkameradinnen mit ins Kino gezerrt wurde...
Schön zu hören, dass der freundliche Klaps (Tritt in den Hintern?) etwas bewirkt hat.
Hi Willie,
Um neben meinem Wohlgefallen auch inhaltlich und formal etwas dazu loszuwerden:
Du beschreibst also eine lyr. Sie, die dem Nachtleben entgegenfiebert.
Schön beschrieben, wie der Tag vom Morgen an, der nächtlichen Erfüllung entgegenschreitet.
Wie ich das lese, wechselt die Perspektive zur lyr. Sie ab Mitte 2.Strophe und endet wieder Mitte der 4.Strophe. Also die Tageszeitbeschreibung umrahmt quasi das Erleben der Protagonistin, und die nächtliche, ekstatische Szenerie bildet dazu den Focus, das erstrebenswerte Ziel liegt somit auch formal im Mittelpunkt des Geschehens. Würde mir sehr gefallen, wären da nicht meine Zweifel ob der Beschreibung in der ersten Strophe. Ist dort mit dem ’Sie’ denn die Nacht gemeint oder ist das schon die Handlung der lyr. Sie?
Nun, wie auch immer, das schmälerte mir persönlich nur geringfügig den schönen Gesamteindruck, aber etwas schade finde ich dann die zweite Strophe, die den Abend direkt dem Morgen folgen lässt. Wieso hier nicht zuerst Mittag? Den Abend erwähnst du doch mit dem Abendrot in der nächsten Strophe.
Ansonsten bleibt es wie es ist, schön gelöst, sprachlich fein - gefällt mir sehr,
Liebe Grüsse, Vel
edit: Im Ernst, ich hatte auch sofort den Song von den 'Quietschies' im Ohr, als ich die Überschrift las...
Um neben meinem Wohlgefallen auch inhaltlich und formal etwas dazu loszuwerden:
Du beschreibst also eine lyr. Sie, die dem Nachtleben entgegenfiebert.
Schön beschrieben, wie der Tag vom Morgen an, der nächtlichen Erfüllung entgegenschreitet.
Wie ich das lese, wechselt die Perspektive zur lyr. Sie ab Mitte 2.Strophe und endet wieder Mitte der 4.Strophe. Also die Tageszeitbeschreibung umrahmt quasi das Erleben der Protagonistin, und die nächtliche, ekstatische Szenerie bildet dazu den Focus, das erstrebenswerte Ziel liegt somit auch formal im Mittelpunkt des Geschehens. Würde mir sehr gefallen, wären da nicht meine Zweifel ob der Beschreibung in der ersten Strophe. Ist dort mit dem ’Sie’ denn die Nacht gemeint oder ist das schon die Handlung der lyr. Sie?
Nun, wie auch immer, das schmälerte mir persönlich nur geringfügig den schönen Gesamteindruck, aber etwas schade finde ich dann die zweite Strophe, die den Abend direkt dem Morgen folgen lässt. Wieso hier nicht zuerst Mittag? Den Abend erwähnst du doch mit dem Abendrot in der nächsten Strophe.
Ansonsten bleibt es wie es ist, schön gelöst, sprachlich fein - gefällt mir sehr,
Liebe Grüsse, Vel
edit: Im Ernst, ich hatte auch sofort den Song von den 'Quietschies' im Ohr, als ich die Überschrift las...
#8
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Nachtfieber
in Gesellschaft 03.11.2005 15:21von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
@Vel:
Ich habe einen "Mittag" weggelassen weil das nicht unbedingt wichtig und vor allem unromantisch gewesen wäre. Der Morgen duftet nach Poesie, der Abend nach Romantik...aber der Mittag? Der Mittag duftet nach Essen
Eigentlich ist "Sie" die Nacht. Der missverständliche Titel will hier leider nicht weg : Das Wesen der Nacht wird umschrieben und soll sich gleichzeitig in einem Mädchen wiederfinden, dass wie im Fieber ist vor Verlangen nach der Nacht. Die Nacht selbst steht dem Alltag (Gleichmut) entgegen. So könnte man z.B. Strophe 4 als die Umschreibung ihres Empfindens in der Disko sehen. Deshalb z.B. auch das Nachtlicht, es soll eine Brücke zur Kindheit schlagen und steht mit dem "lichten Schein" in Zusammenhang, welcher wiederum den "Schein des Tages" in S1Z2 berühren soll.
Das ganze Gedicht ist wegen der vielen sie's und der Uneindeutigkeit ihres Bezugs wohl etwas undeutlich, aber so wie es sich ergeben hat finde ich eine unklare Grenze zwischen der Nacht und "ihr" doch ganz passend. Das war nicht geplant sondern hat sich einfach beim Werkeln ergeben, falls du das kennen solltest (was ich nicht hoffe und mir bei dir nicht vorstellen kann )
Mich wundert übrigens warum sich noch niemand über die Begier beschwert hat
@Muh: Du hast zwar einen Klaps ausgeteilt, aber er hat eingeschlagen wie ein Tritt (im positiven Sinne)
@Margot: Wo würde es denn eher passen? Allso um Natur geht es eigentlich nicht, also eben Gesellschaft. Und Nachtfieber, Alltäglichkeit und das Verlangen auszubrechen und frei zu sein, das sind doch alles auch gesellschaftliche Themen.
Vielen Dank für eure Mühe
Ich habe einen "Mittag" weggelassen weil das nicht unbedingt wichtig und vor allem unromantisch gewesen wäre. Der Morgen duftet nach Poesie, der Abend nach Romantik...aber der Mittag? Der Mittag duftet nach Essen
Eigentlich ist "Sie" die Nacht. Der missverständliche Titel will hier leider nicht weg : Das Wesen der Nacht wird umschrieben und soll sich gleichzeitig in einem Mädchen wiederfinden, dass wie im Fieber ist vor Verlangen nach der Nacht. Die Nacht selbst steht dem Alltag (Gleichmut) entgegen. So könnte man z.B. Strophe 4 als die Umschreibung ihres Empfindens in der Disko sehen. Deshalb z.B. auch das Nachtlicht, es soll eine Brücke zur Kindheit schlagen und steht mit dem "lichten Schein" in Zusammenhang, welcher wiederum den "Schein des Tages" in S1Z2 berühren soll.
Das ganze Gedicht ist wegen der vielen sie's und der Uneindeutigkeit ihres Bezugs wohl etwas undeutlich, aber so wie es sich ergeben hat finde ich eine unklare Grenze zwischen der Nacht und "ihr" doch ganz passend. Das war nicht geplant sondern hat sich einfach beim Werkeln ergeben, falls du das kennen solltest (was ich nicht hoffe und mir bei dir nicht vorstellen kann )
Mich wundert übrigens warum sich noch niemand über die Begier beschwert hat
@Muh: Du hast zwar einen Klaps ausgeteilt, aber er hat eingeschlagen wie ein Tritt (im positiven Sinne)
@Margot: Wo würde es denn eher passen? Allso um Natur geht es eigentlich nicht, also eben Gesellschaft. Und Nachtfieber, Alltäglichkeit und das Verlangen auszubrechen und frei zu sein, das sind doch alles auch gesellschaftliche Themen.
Vielen Dank für eure Mühe
Ok, Willie.
Wenn du immer so 'werkelst' dann werde ich noch öfter meinen Gefallen an deinen Werken bekunden müssen .
Und mit dem 'Mittag' kann ich dir nachempfinden, es hat einen etwas profanen Beigeschmack und wäre mir nur inhaltlich wohlgelegen an der Stelle. Und ausserdem beschwere ich mich hiermit offiziell über die 'Begier'. Ist mir schon aufgefallen, aber ich halte es für eine dichterisch frei-assoziative Verquickung von 'Begierde' und 'Gier' und dies läge somit als Neologismus noch innerhalb meines wortschöpferischen Erfühlungshorizontes.
Ich hoffe ich konnte mich somit gespreizt genug in zukünftige Ausreden flüchten...
Grüße,
Vel
edit: Nein, ich revidiere. Ich halte 'Begier' sogar für einen kleinen wortschöpferischen Geniestreich, da es gleich drei Worte miteinander vereinen mag. So trifft hier 'Begierde', 'Gier' und 'Begehr' in einem Wort zusammen. Von daher schon auf meiner Hitliste vermerkt. Und das ist jetzt keine Ausrede.
Wenn du immer so 'werkelst' dann werde ich noch öfter meinen Gefallen an deinen Werken bekunden müssen .
Und mit dem 'Mittag' kann ich dir nachempfinden, es hat einen etwas profanen Beigeschmack und wäre mir nur inhaltlich wohlgelegen an der Stelle. Und ausserdem beschwere ich mich hiermit offiziell über die 'Begier'. Ist mir schon aufgefallen, aber ich halte es für eine dichterisch frei-assoziative Verquickung von 'Begierde' und 'Gier' und dies läge somit als Neologismus noch innerhalb meines wortschöpferischen Erfühlungshorizontes.
Ich hoffe ich konnte mich somit gespreizt genug in zukünftige Ausreden flüchten...
Grüße,
Vel
edit: Nein, ich revidiere. Ich halte 'Begier' sogar für einen kleinen wortschöpferischen Geniestreich, da es gleich drei Worte miteinander vereinen mag. So trifft hier 'Begierde', 'Gier' und 'Begehr' in einem Wort zusammen. Von daher schon auf meiner Hitliste vermerkt. Und das ist jetzt keine Ausrede.
#10
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Nachtfieber
in Gesellschaft 04.11.2005 00:14von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
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