#1

Ich ebbe, wenn ich flute

in Philosophisches und Grübeleien 08.11.2005 18:40
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Ich brande über Dünen
Ich ströme übern Deich
Mir ist so leicht zumute

und schwer zugleich
Ich ebbe, wenn ich flute...
bin Ozean und Teich.


Faul lieg ich in den Pfützen
versickere im Sand
Ich fühl mich schwach und mutig

am großen Strand
Denn wenn ich ebbe, flut ich...
bald wieder über Land.

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#2

Ich ebbe, wenn ich flute

in Philosophisches und Grübeleien 09.11.2005 13:50
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Hallo Ulli!

Hier könnte ich deinen Button auch gebrauchen.

Im Ernst: Interessanter Gedanke und in Strophe 1 auch wunderbar ausgeführt. Das spricht mich sehr an, einfache Worte in deren wahrsten Sinne flüssig geschrieben und dennoch mit Tiefgang. Auch wenn Strophe 2 deutlich abfällt, weil es sprachlich zusammengesuchter und inhaltlich über-flüssig wirkt, verbleibt ein positiver Gesamteindruck.

Gerne gelesen.
Mattes

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#3

Ich ebbe, wenn ich flute

in Philosophisches und Grübeleien 10.11.2005 00:12
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Ulli

Ja, das gefällt mir auch. Schade, dass du die Leichtigkeit nicht konsequent durchhältst. Sobald man sich nämlich dem Sing-Sang der 1. Str. hingegeben hat, knallt man an die 2. Str. Wie wäre es denn – nur so als Beispiel – wenn du es metrisch schreiben würdest? Vielleicht so:

Ich brande über Dünen
xXxXxXx 7
Ich ströme übern Deich
xXxXxX 6
Mir ist so leicht zumute
xXxXxXx 7
und doch auch schwer zugleich
xXxXxX 6
Ich ebbe, wenn ich flute...
xXxXxXx 7
bin Ozean und Teich.
xXxXxX 6


Faul lieg ich in den Pfützen
xXxXxXx 7
versickere im Sand
xXxxxX 6
Ich fühl mich schwach und mutig
xXxXxXx 7
am grossen, weissen Strand
xXxXxX 6
Denn wenn ich ebbe, flut ich...
xXxXxXx 7
bald wieder über Land.
xXxXxX 6

Dies soll lediglich ein Beispiel sein, ok? Manche reagieren extrem empfindlich, wenn man an ihren Texten rumbastelt, ich hoffe aber, du siehst das nicht so eng.

Gruss
Margot


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#4

Ich ebbe, wenn ich flute

in Philosophisches und Grübeleien 11.11.2005 09:37
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi Ulli,

zunächst einmal ein Willkommensgruß im Tümpel, wir hatten ja noch nicht das Vergnügen^^.

Der Metrikschelte von Margot kann ich mich nur bedingt anschließen, hört es sich doch so an, als wäre gar kein Metrum vorhanden. Doch Du wiederholst in der 2. Gedichthälfte ja exakt das Schema der ersten:

xXxXxXx
xXxXxX
xXxXxXx

xXxX
xXxXxXx
xXxXxX

Bei dem Thema hätte es mich allerdings noch glücklicher gemacht, wenn Du mit der Anzahl der Hebungen Ebbe und Flut symbolisiert hättest. Wobei: vielleicht willst Du mit dem 2-hebigen Jambus ja genau die Ebbe darstellen, dann aber hätte mich mehr Deutlichkeit gefreut, z.B. in dem in der Zeile davor und/oder danach vielleicht eine Hebung weniger verwendet worden wäre.

Insgesamt scheint es mir zudem, als hättest Du in die beiden Gedichthälften auch hinsichtlich der Wortwahl das Gezeitenthema eingeflochten. Dem entsprechend finden sich auch jeweils der "anderen Seite" zuordbare Wortpaare in einigen Zeilenendungen: Dünen/ Pfützen, Deich/ Sand, Teich/ Land... Egal ob dies Zufall oder beabsichtigt ist, wirkt dass schlüssig.

Interessant gemacht und trotz des zweihebigen Ausbruchs gut zu lesen, gefällt mir,

Don

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#5

Ich ebbe, wenn ich flute

in Philosophisches und Grübeleien 15.11.2005 09:01
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Hallo Mattes, Margot und Don:

Ich war einige Tage abgetaucht und komme erst jetzt dazu auf Eure Kommentare zu antworten, die mich natürlich allesamt gefreut haben.

Deine Texterweiterung, Margot, kann ich verstehen, da sie das ganze Gedicht auf drei Beine (Hebungen) stellt und es damit flüssiger läuft. Aber - wie Don schon andeutet - die erste Zeile der 2. Strophe "und schwer zugleich" soll tatsächlich schwerer daherkommen und die Melodie etwas "verebben" lassen. Ich habe auch darüber nachgedacht, dies konsequenter zu betreiben und Ebbe und Flut noch klarer metrisch voneinander abzuheben. Die eigentliche Aussage des Gedichts hat mich aber dann daran gehindert. Denn ich will ja gerade die Gleichheit betonen: dass in der Flut schon die Ebbe ist und in der Ebbe die Flut. Deswegen finde ich auch die zweite Hälfte des Gedichts nicht "über-flüssig", sondern komplementär notwendig. Tatsächlich holpert sie ein bißchen. Ich glaube, das ist auch der Grund, Margot, dass du an die zweite Strophe "geknallt" bist. Zunächst einmal das Einstiegswort "Faul", das sich nur schwer als Senkung lesen läßt. Und weiter das Wörtchen "versickere", das du richtig als Daktylos darstellst und sich als ver-sik-ke-reh nicht so gut liest.

Ich habe mir zu dem Text eine Melodie geschrieben, da haut es dann ganz gut hin, weil man ja auch das Einstiegs-"Ich" als Hebung lesen kann.

Liebe Grüße

Ulli Nois

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#6

Ich ebbe, wenn ich flute

in Philosophisches und Grübeleien 16.11.2005 10:28
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi Ulli,

bei der Intention des Gedichtes macht es dann tatsächlich auch keinen Sinn, Ebbe und Flut metrisch deutlicher zu trennen. Gefällt mir zumindest aber formal ja eh auch so...

Don

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