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Bleiche Haut wird zugeschneit, in
braunem Laub dein schwarzes Haar,
lausch! ich höre ringsum weithin
noch den Hauch vom letzten Jahr.
Blut tränkt langsam weiße Flocken -
Abschied - so verlässt du mich?
deine Augen bleiben trocken,
meine weinen mit für dich -
Deine sanften roten Lippen
lächeln mir vergessen zu;
hinter deinen zarten Rippen
schlägt kein Herz zur ewgen Ruh.
Max B. Blindow
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Bleiche Haut wird zugeschneit, in
braunem Laub dein schwarzes Haar,
lausch! ich höre ringsum weithin
noch den Hauch vom letzten Jahr.
Blut tränkt langsam weiße Flocken -
Abschied - so verlässt du mich?
deine Augen bleiben trocken,
meine weinen mit für dich -
Deine sanften roten Lippen
lächeln mir vergessen zu;
hinter deinen zarten Rippen
schlägt kein Herz zur ewgen Ruh.
Max B. Blindow
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#2
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Sterben einer Sommerphantasie
in Liebe und Leidenschaft 21.11.2005 14:33von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi M.B.B.
Sommerphantasie – weisse Flocken? Hm, das ist aber eine lange Phantasie, wenn sie bis zum ersten Schneefall dauert.
Teile davon gefallen mir gut, anderes hats wieder, das ist mir zu trivial. Die ewge Ruh zum Beispiel. Das klingt mir zu sehr nach Abdankung. Im Weiteren fallen die Zeilenanfänge 7-9 unschön auf: deine, meine, deine ... Auch die Zeichensetzung erscheint mir etwas unlogisch. Wenn mich nicht alles täuscht müsste ‚vergessen’ gross geschrieben werden.
Inhaltlich sehe ich hier – da es sich um eine Phantasie handelt – wohl die gedankliche Ermordung einer Sehnsuchtsliebe. Strophe 1 gefällt mir – allein schon wegen den Enjambements – sehr gut, die letzte Str. erscheint mir die schwächste.
Gruss
Margot
Sommerphantasie – weisse Flocken? Hm, das ist aber eine lange Phantasie, wenn sie bis zum ersten Schneefall dauert.
Teile davon gefallen mir gut, anderes hats wieder, das ist mir zu trivial. Die ewge Ruh zum Beispiel. Das klingt mir zu sehr nach Abdankung. Im Weiteren fallen die Zeilenanfänge 7-9 unschön auf: deine, meine, deine ... Auch die Zeichensetzung erscheint mir etwas unlogisch. Wenn mich nicht alles täuscht müsste ‚vergessen’ gross geschrieben werden.
Inhaltlich sehe ich hier – da es sich um eine Phantasie handelt – wohl die gedankliche Ermordung einer Sehnsuchtsliebe. Strophe 1 gefällt mir – allein schon wegen den Enjambements – sehr gut, die letzte Str. erscheint mir die schwächste.
Gruss
Margot
#3
von Mattes • | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Sterben einer Sommerphantasie
in Liebe und Leidenschaft 21.11.2005 15:26von Mattes • | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
[i]...
deine Augen bleiben trocken,
meine weinen mit für dich -[/i]
[QUOTE][b]M.B.B. schrieb am 15.11.2005 17:32 Uhr:[/b]
Ich frag mich da immer: Widerstrebt es nur mir intuitiv wenn die deutschen Satzbauregeln so misshandelt werden?[/QUOTE]
Contradictio in adjecto?
Zum Gedicht: Wahrscheinlich ist Winter, Marge und daher stirbt die Sommerphantasie, denn es schneit ja schon in Zeile 1. Das Enjambement dort finde ich übrigens nicht so gelungen, da es eher ein Auftakt der Zeile 2 ist und mir dadurch des Reimes wegen ziemlich gemogelt erscheint. Egal. Obwohl die Haut schon zugeschneit ist, liegt das schwarze Haar noch offensichtlich auf braunem Laub. In Strophe 1 wird dann auch noch ein Hauch gehört und das alles überzeugt mich eher nicht.
Die blutgetränkten Flocken zu Beginn der Strophe 2 stören mich noch mehr, da ich Schneeflocken immer als vom Himmel fallenden Schnee assoziiere und wie soll der in der Luft bereits getränkt werden? Am Boden liegt ja schon Strophe 1 zufolge einiges an Schnee, da nimmt man keine einzelnen Flocken mehr wahr. Bei der eingestreuten, ungläubigen Frage [i]so verlässt du mich?[/i] weiß ich gar nicht, ob meine Augen ungerührt trocken bleiben oder lachtränennnass werden wollen, so unfreiwillig komisch finde ich das. Das lyr.Du wird hier doch nicht aktiv, es ist einfach nur tot. Angesichts der Szenerie kann man gar nicht umhin, davon auszugehen, dass das lyrische Ich der Totmacher ist und dann besitzt so eine Frage durchaus seltsamen Beigeschmack. Das ist so, als wenn man seine Eltern erschlägt und vor Gericht dann um Milde bittet, weil man doch Vollwaise sei.
Das Vergessen in Strophe 3 ist kein substantiviertes Verb, sondern ein adjektiviertes und daher korrekt kleingeschrieben, wie mir scheint. Die zarten Rippchen setzen mir allerdingens mindestens so zu, wie die ewge Ruh. Erstens weiß ich gar nicht, wie ein Herz überhaupt zur ewigen Ruhe schlagen sollte, zweitens ist das dermaßen abgeschmackter Kitsch, dass mir glatt die Kotze hochkommen könnte, wenn ich den Blindow-Max überhaupt ernst nehmen würde. [13]
Aber das tu ich nicht. Ich rege mich lieber künstlich auf. [12]
Grußlos
deine Augen bleiben trocken,
meine weinen mit für dich -[/i]
[QUOTE][b]M.B.B. schrieb am 15.11.2005 17:32 Uhr:[/b]
Ich frag mich da immer: Widerstrebt es nur mir intuitiv wenn die deutschen Satzbauregeln so misshandelt werden?[/QUOTE]
Contradictio in adjecto?
Zum Gedicht: Wahrscheinlich ist Winter, Marge und daher stirbt die Sommerphantasie, denn es schneit ja schon in Zeile 1. Das Enjambement dort finde ich übrigens nicht so gelungen, da es eher ein Auftakt der Zeile 2 ist und mir dadurch des Reimes wegen ziemlich gemogelt erscheint. Egal. Obwohl die Haut schon zugeschneit ist, liegt das schwarze Haar noch offensichtlich auf braunem Laub. In Strophe 1 wird dann auch noch ein Hauch gehört und das alles überzeugt mich eher nicht.
Die blutgetränkten Flocken zu Beginn der Strophe 2 stören mich noch mehr, da ich Schneeflocken immer als vom Himmel fallenden Schnee assoziiere und wie soll der in der Luft bereits getränkt werden? Am Boden liegt ja schon Strophe 1 zufolge einiges an Schnee, da nimmt man keine einzelnen Flocken mehr wahr. Bei der eingestreuten, ungläubigen Frage [i]so verlässt du mich?[/i] weiß ich gar nicht, ob meine Augen ungerührt trocken bleiben oder lachtränennnass werden wollen, so unfreiwillig komisch finde ich das. Das lyr.Du wird hier doch nicht aktiv, es ist einfach nur tot. Angesichts der Szenerie kann man gar nicht umhin, davon auszugehen, dass das lyrische Ich der Totmacher ist und dann besitzt so eine Frage durchaus seltsamen Beigeschmack. Das ist so, als wenn man seine Eltern erschlägt und vor Gericht dann um Milde bittet, weil man doch Vollwaise sei.
Das Vergessen in Strophe 3 ist kein substantiviertes Verb, sondern ein adjektiviertes und daher korrekt kleingeschrieben, wie mir scheint. Die zarten Rippchen setzen mir allerdingens mindestens so zu, wie die ewge Ruh. Erstens weiß ich gar nicht, wie ein Herz überhaupt zur ewigen Ruhe schlagen sollte, zweitens ist das dermaßen abgeschmackter Kitsch, dass mir glatt die Kotze hochkommen könnte, wenn ich den Blindow-Max überhaupt ernst nehmen würde. [13]
Aber das tu ich nicht. Ich rege mich lieber künstlich auf. [12]
Grußlos
#4
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Sterben einer Sommerphantasie
in Liebe und Leidenschaft 23.11.2005 15:27von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Max,
also, ich sehe da einen klaren Todesfall im Schnee.
Blut tränkt die weißen Flocken, die nicht auf den Schnee, sondern auf die Leiche fallen. Die Leiche ist schwarzhaarig. Die Farbkombination weis wie Schnee, rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz lässt gleich an Schneewittchen denken, aber die wurde vergiftet. Das Blut ist noch flüssig, also ist das Todesopfer frisch. Es lächelt vergessen, was etwas abstrus ist, da tote nicht lächeln, sondern Ausdruckslose Gesichter haben, also bildet das Ich sich das wohl ein.
Das ist seltsam. Das ich rafft schon, dass da eine Leiche liegt von jemandem, der ihm bekannt ist, aber hat irgendwie, trotz allem Bedauern und aller Trauer so einen komisch verklärten Blick darauf. Vielleicht hat er das Gegenüber ermordet? Steht einfach unter Schock? Mir unklar. Die Geschichte drum herum wäre noch interessant. Textlich find ich es ganz schön.
Grüße,
GW
also, ich sehe da einen klaren Todesfall im Schnee.
Blut tränkt die weißen Flocken, die nicht auf den Schnee, sondern auf die Leiche fallen. Die Leiche ist schwarzhaarig. Die Farbkombination weis wie Schnee, rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz lässt gleich an Schneewittchen denken, aber die wurde vergiftet. Das Blut ist noch flüssig, also ist das Todesopfer frisch. Es lächelt vergessen, was etwas abstrus ist, da tote nicht lächeln, sondern Ausdruckslose Gesichter haben, also bildet das Ich sich das wohl ein.
Das ist seltsam. Das ich rafft schon, dass da eine Leiche liegt von jemandem, der ihm bekannt ist, aber hat irgendwie, trotz allem Bedauern und aller Trauer so einen komisch verklärten Blick darauf. Vielleicht hat er das Gegenüber ermordet? Steht einfach unter Schock? Mir unklar. Die Geschichte drum herum wäre noch interessant. Textlich find ich es ganz schön.
Grüße,
GW
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