#1

Weltende

in Düsteres und Trübsinniges 24.11.2005 19:05
von Stigma (gelöscht)
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Weltende

Umnächtig ist der klare Schein der Sonne
Der schleichend in dem Wolkengrau verschwimmt
Tangiert von kalter Luft enttropft die Zeit
Und Vanitas regiert nun mit dem Dunkel

Fassaden ohne Sein sind noch beständig
Verweilen in dem sonst verwaisten Hier
Sie dienen fraglos jener schwarzen Macht
Die schamlos Philosophen in den Styx treibt

Der fahle Mond versinkt in trüben Wolken
Der grauen Nächtigkeit Gesicht erschwärzt
Nun ganz zerbrochen ist das Stundenglas -
Die Zeit verneigt sich sterbend vor dem Leben

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#2

Weltende

in Düsteres und Trübsinniges 25.11.2005 16:56
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Stigma, dir auch ein Willkommen hier

Weisst du eigentlich, dass es für deinen Nick drei Bedeutungen gibt? Man denkt da immer gleich an Brand- oder Wundmale, aber es gibt noch andere, die weniger „düster“ sind, aber das nur am Rande.

Zu deinem Gedicht. So sieht also das Weltende aus.... hm, recht unerquicklich. Du beschreibst das gut und mir gefällt das auch, womit ich Mühe habe ist der Schluss. Für mich ist am Ende eben Ende. Auch mit dem Leben im Allgemeinen und da steht, dass sich die Zeit davor verneigt. Leuchtet mir nicht ganz ein, wobei man ja dann auch vom ewigen Leben sprechen könnte, dann würde das (für mich) wieder Sinn ergeben. Aber die Zeit ist ja schon in der 1. Strophe enttropft, also weg und jetzt verneigt sie sich? Ich bin verwirrt!

Zeitlich gesehen spielt sich das Ganze im Laufe eines Tages ab, nicht? Zuerst die Sonne, dann der Mond. Was mir nicht gefällt ist die Wiederholung der Wolken in Str. 1 und 3. Da gäbe es sicher noch andere Wörter, die das selbe verdeutlichen.

Soweit von mir.
Gruss
Margot

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#3

Weltende

in Düsteres und Trübsinniges 25.11.2005 19:08
von Stigma (gelöscht)
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Hallo Margot,

erst einmal vielen dank für die nette Begrüßung.


Zitat:

Weisst du eigentlich, dass es für deinen Nick drei Bedeutungen gibt?


Drei? Hm, die Male Jesu, dann gibts das noch irgendwo in der Botanik und was noch?


Zitat:

womit ich Mühe habe ist der Schluss.


Okay, dann werde ich die letzte Strophe Stück für Stück erklären:

Der fahle Mond versinkt in trüben Wolken
Der grauen Nächtigkeit Gesicht erschwärzt


In S1 hatten wir schon das Tageslicht, welches sich verdunkelt als erstes Anzeichen für den Weltuntergang. Nun ist das Ende vollzogen, auch das "Nachtlicht", der Mond, verschwindet.


Nun ganz zerbrochen ist das Stundenglas -
Die Zeit verneigt sich sterbend vor dem Leben


Die Zeit, welche in S1 nur langsam "enttropft", ist nun fast ganz verschwunden. Es reicht noch für einen Knicks vor dem Leben, bevor das Spiel beendet ist.
Nun gut, aber was ist mit dem Leben gemeint? Vielleicht das restliche Leben, welches noch in dem "verwaisten Hier" vorhanden ist, die schwarze Macht? Man weiß es nicht und es soll auch ein Rätsel bleiben.

Liebe Grüße,
Stigma

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#4

Weltende

in Düsteres und Trübsinniges 25.11.2005 22:18
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte

Hi Sonja,
ich gebe Marg recht, der Schluss ist für mich nicht schlüssig. Denn die Zeit verneigt sich nie vor dem Leben höchstens umgekehrt
Zeit und Raum sind, egal wie das Ende aussieht für mich unendlich
Liebe Grüsse
Knud

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#5

Weltende

in Düsteres und Trübsinniges 26.11.2005 07:40
von Stephan Santfort (gelöscht)
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Hi,


weil ich den Inhalt nicht verstehe, eine kleine Stellungnahme zur Sprache:

S1V1 xXxXxXxXxXx
"UmnächtigT"?
Die verschobene Grammatik ist berechtigt, aber vielleicht gibt es noch eine andere, klingendere Version. Vor allem im ersten Vers des Gedichtes sollte man nicht so vertrackt einsteigen.
Vielleicht ist es aber auch ein Stilmittel, wer weiß wer weiß.

S1V2 xXxXxXxXxX
das "in dem" klingt plump (und das dritte PP in zwei Versen)

S1V3 xXxXxXxXxX
das "enttropft" klingt unbeholfen, vor allem nach einem "tangiert"

S1V4 xXxXxXxXxXx
"Dunklen" oder "Dunkeln"?
Fliesender und harmonischer übergang zur nächsten Strophe

S2V1xXxXxXxXxXx
Der Vers klingt ausgesprochen gut. Das "s" geht gut von den Lippen.

S2V2xXxXxXxXxX
Schöne sprachliche Spielerei

S2V3xXxXxXxXxX
das "jener" wirkt entzaubernd, zu kryptisch

S2V4xXxXxXxXxXx
Das "Styx treibt" klingt abgehackt und beendet die Strophe etwas unbefriedigend.

S3V1xXxXxXxXxXx
Das Bild ist ziemlich verbraucht und auch ein wenig verbraucht geschildert.

S3V2xXxXxXxXxX
Hier machst du genau das, was du in der ersten Strophe in V1/2 vermeiden wolltest. (nur umgekehrt)
Zwei "der" in V1/2 und eine umständliche Grammatik.

S3V3xXxXxXxXxX
Hier wirkt es komisch, daß du das "das" am Versanfang so umständlich umgehst.

S3V4xXxXxXxXxXx
Das "sterbend" ist ein wenig melodramtisch, aber der letzte Vers ist ein schöner, unkomplizierter Ausstieg.




Grüße

Kyle

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#6

Weltende

in Düsteres und Trübsinniges 29.11.2005 20:16
von Stigma (gelöscht)
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Hallo Knud,


Zitat:

Denn die Zeit verneigt sich nie vor dem Leben höchstens umgekehrt



Wie kannst du dir da so sicher sein? Hast du die Zeit schon sterben sehen? Nein! Denn dann gäbe es auch kein Leben mehr

Hallo Kyle,

Vielen Dank für deine ausführliche Analyse.

Zitat:

"Dunklen" oder "Dunkeln"?


Nein, das "Dunkel" ist schon so beabsichtig. Frag mich nicht, wieso, meistens kann ich meine Entscheidungen nicht erklären.


Zitat:

Das "Styx treibt" klingt abgehackt und beendet die Strophe etwas unbefriedigend.



Mir gefällt das auch nicht so gut. Allerdings kommt es mir hier eher auf den Inhalt an.

Liebe Grüße,
Stigma

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#7

Weltende

in Düsteres und Trübsinniges 29.11.2005 23:21
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
Ja Sonja das ist die Frage, wer war zuerst da das Ei oder das Huhn. Der Mensch hat zwar die Zeiteinteilung erdacht, aber die Zeit als kosmische Dimension ist wie der Kosmos fast unendlich und bestimmt die Lebensdauer der Kreatur, deshalb verneigt sich das Leben vor der Zeit.
Zugegeben auch Universen werden geboren und sterben so wie alles was uns umgibt oder verändern mit ihrem Tod ihre wahrnehmbare Gestalt um dann nach unendlichen Prozessen neu zu entstehen. Nur so konnten in unzähligen Supernovae Sternenexplosionen die schweren Elemente, wie z.B. Gold entstehen. Das alles ist aber für unser kleines Dasein unerheblich
Liebe Grüsse
Knud

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