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#1
von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Sweetheart
in Liebe und Leidenschaft 12.12.2005 20:06von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
[b]Sweetheart[/b]
Ich hab mein Herz am Hermannplatz im U-Bahnhof verlorn.
Du rempeltest mich an, da fiel es aus mir raus, hier vorn
klafft jetzt ein grosses rotes Loch. Das hat dich nicht geschreckt.
Du hast das pochende Organ gleich in den Mund gesteckt.
Ich schrie laut auf, du lachtest nur:
Oh sweetheart, don´t be shy.
Ich lutsch doch nur, ich lutsch doch nur.
Calm down! Big boys don’t cry!
Du hast an meinem besten Stück zwei Wochen lang gekaut
und hast damit mein ganzes Glück für alle Zeit versaut.
doch wie es auch geblutet hat, so kläglich es gezuckt,
trotzdem hast du`s nicht kleingekriegt und es am Stück verschluckt.
Ich schrie laut auf, du lachtest nur:
Oh sweetheart, don´t be shy.
Ich ess doch nur, ich ess doch nur.
Calm down! Big boys don’t cry!
Mein Herz lag schwer in deinem Bauch, du aber sagtest barsch,
dass Liebe durch den Magen geht. Da war sie längst im Arsch.
Du warst so ätzend, doch mein Herz hat all dem zäh getrotzt.
Du hast es einfach nicht verdaut und wütend ausgekotzt.
Ich schrie laut auf, du lachtest nur:
Oh sweetheart, don´t be shy.
Ich spuck doch nur, ich spuck doch nur.
Calm down! Big boys don’t cry!
Du hast dein Frust ins Klo gespuckt, wo es entsetzlich roch.
Doch in dem Brei, da zuckte was, mein Herz, es lebte noch,
es wollte heim in meine Brust, es hüpfte wie verzückt.
Doch du hast uns nur angegrinst und auf den Knopf gedrückt.
Ich schrie laut auf, du lachtest nur:
Oh sweetheart, don´t be shy.
Ich spül doch nur, ich spül doch nur.
Nun sag dem Herz "Good bye"!
[i][i]special thanx to Arno Boldt & Matt Cowpox[/i]
Ich hab mein Herz am Hermannplatz im U-Bahnhof verlorn.
Du rempeltest mich an, da fiel es aus mir raus, hier vorn
klafft jetzt ein grosses rotes Loch. Das hat dich nicht geschreckt.
Du hast das pochende Organ gleich in den Mund gesteckt.
Ich schrie laut auf, du lachtest nur:
Oh sweetheart, don´t be shy.
Ich lutsch doch nur, ich lutsch doch nur.
Calm down! Big boys don’t cry!
Du hast an meinem besten Stück zwei Wochen lang gekaut
und hast damit mein ganzes Glück für alle Zeit versaut.
doch wie es auch geblutet hat, so kläglich es gezuckt,
trotzdem hast du`s nicht kleingekriegt und es am Stück verschluckt.
Ich schrie laut auf, du lachtest nur:
Oh sweetheart, don´t be shy.
Ich ess doch nur, ich ess doch nur.
Calm down! Big boys don’t cry!
Mein Herz lag schwer in deinem Bauch, du aber sagtest barsch,
dass Liebe durch den Magen geht. Da war sie längst im Arsch.
Du warst so ätzend, doch mein Herz hat all dem zäh getrotzt.
Du hast es einfach nicht verdaut und wütend ausgekotzt.
Ich schrie laut auf, du lachtest nur:
Oh sweetheart, don´t be shy.
Ich spuck doch nur, ich spuck doch nur.
Calm down! Big boys don’t cry!
Du hast dein Frust ins Klo gespuckt, wo es entsetzlich roch.
Doch in dem Brei, da zuckte was, mein Herz, es lebte noch,
es wollte heim in meine Brust, es hüpfte wie verzückt.
Doch du hast uns nur angegrinst und auf den Knopf gedrückt.
Ich schrie laut auf, du lachtest nur:
Oh sweetheart, don´t be shy.
Ich spül doch nur, ich spül doch nur.
Nun sag dem Herz "Good bye"!
[i][i]special thanx to Arno Boldt & Matt Cowpox[/i]
#5
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Sweetheart
in Liebe und Leidenschaft 17.12.2005 11:42von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hallo Ulli
Ich werde oft mit Jemandem verglichen und weiß daher wie nervig das ist, aber ich habe gerade einen Song von Nirvana gehört, in dem eine ähnliche Passage vorkommt.
Deine Darstellung, schrammt hart am guten Geschmack entlang und erzeugt Bilder, die ich nicht wirklich vor Augen haben will. Herz im Arsch...
Naja, aber ich bin ja nicht das Maß der Dinge.
LG Gem
Ich werde oft mit Jemandem verglichen und weiß daher wie nervig das ist, aber ich habe gerade einen Song von Nirvana gehört, in dem eine ähnliche Passage vorkommt.
Deine Darstellung, schrammt hart am guten Geschmack entlang und erzeugt Bilder, die ich nicht wirklich vor Augen haben will. Herz im Arsch...
Naja, aber ich bin ja nicht das Maß der Dinge.
LG Gem
@ulli:
keine angst, du textest sicher nicht besser als rio reiser (zumindest wenn man nicht unbedingt "könig von deutschland" zum maßstab wählt). rios texte sind lyrisch und vor allem tiefgründig. dein text bleibt jedoch durch seine epische anlage und das aufreihen von sprachlichen klischees (vor allem auch die englsichen phrasen) völlig oberflächlich. die beziehung der beiden protagonisten wird in keinster weise reflektiert dargestellt, sondern lediglich wie eine terra bemalte pappe präsentiert, die im hintergrund dudeln kann, damit es nicht so gänzlich still und leer im kopf ist. er ist langweilig und austauschbar wie zeitgenössischer mainstream-pop. auch sprachlich zeugt er nicht von einem individuellen dichterstil. kurzum: er entspricht ganz und gar nicht meiner idee von dichtkunst.
keine angst, du textest sicher nicht besser als rio reiser (zumindest wenn man nicht unbedingt "könig von deutschland" zum maßstab wählt). rios texte sind lyrisch und vor allem tiefgründig. dein text bleibt jedoch durch seine epische anlage und das aufreihen von sprachlichen klischees (vor allem auch die englsichen phrasen) völlig oberflächlich. die beziehung der beiden protagonisten wird in keinster weise reflektiert dargestellt, sondern lediglich wie eine terra bemalte pappe präsentiert, die im hintergrund dudeln kann, damit es nicht so gänzlich still und leer im kopf ist. er ist langweilig und austauschbar wie zeitgenössischer mainstream-pop. auch sprachlich zeugt er nicht von einem individuellen dichterstil. kurzum: er entspricht ganz und gar nicht meiner idee von dichtkunst.
#7
von Mattes • | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Sweetheart
in Liebe und Leidenschaft 19.12.2005 10:14von Mattes • | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Hallu Ulli!
Obwohl ich ja nun einige Donnerstage in Berlin gelebt habe, kann ich nicht behaupten, dass der U-Bahnhof Herrmannplatz in Neukölln mir als Hinweis irgend etwas sagen würde. Gäbe es dort z.B. regen Drogenhandel oder käufliche Liebe oder oder oder, könnte man sicher jede andere Interpretation, als die einer flüchtigen Liebe entwickeln. So aber bleibt mir nur diese, wobei das lyrI sich offenbar Hals über Kopf in eine amour fou wirft, bei der er benutzt und schließlich weggeworfen wird (ob nun von einer Sie oder einem Er muss offen bleiben und ist auch irrelevant). Hierbei benutzt du tatsächlich grenzwertige Bilder aber dass nun ausgerechnet der böseste Bube von allen die bemängelte, ließ mich einigermaßen stutzen. Ich kann jedenfalls auch nicht behaupten, dass mir das zuckende Herz in der vollgekotzten Kloschüssel zusagt, aber das soll es wohl auch gar nicht.
Insofern kann ich nur sagen, dass das teilweise extrem ungewöhnliche Bilder sind und das ist, zumal in einem Songtext, erst einmal und per se positiv, denn die anderen hatten wir doch nun wahrlich zur Genüge. Levs Vorwurf der Oberflächlichkeit kann ich ebensowenig nachvollziehen, denn um genau diese Oberflächlichkeit der (körperlichen) Liebe geht es hier doch und das wird nach meinem Dafürhalten besonders durch den halb-englischen Refrain überdeutlich. Letzterer gefällt mir überdies einfach, ich bin vermutlich ebenso simpel gestrickt.
Alles in allem finde ich das ziemlich gut gelungen und ich würde den Song gern hören, um es abschließend beurteilen zu können. Ich fühlte mich übrigens alleine wegen des entfernten Herzes sofort an „Dear Doctor“ von den Stones erinnert, in dem das Herz vom lieben Doktor ektomiert und in einem Glas aufgehoben werden soll. Auch kein großer Songtext und auch ziemlich oberflächlich aber ein starker Song, insofern muss man mit dem abschließenden Urteil wirklich warten.
Eindeutig nicht gut, aber vielleicht im Vortrag auszumerzen, empfinde ich folgende Stellen:
Verlorn – vorn
so kläglich es gezuckt
dein(en) Frust
verzückt? verrückt!
uns angeschaut? Liegt das lyrI auch in der Kloschüssel?
Und für den Refrain schlage ich vor, die jeweils dritte Zeile abzuändern:
Ich lutsche doch, ich lutsch’ doch nur...
Ich esse doch, ich ess’ doch nur... usw.
Das gefiele mir noch besser.
Interessantes Stück.
Gruß
Mattes
Obwohl ich ja nun einige Donnerstage in Berlin gelebt habe, kann ich nicht behaupten, dass der U-Bahnhof Herrmannplatz in Neukölln mir als Hinweis irgend etwas sagen würde. Gäbe es dort z.B. regen Drogenhandel oder käufliche Liebe oder oder oder, könnte man sicher jede andere Interpretation, als die einer flüchtigen Liebe entwickeln. So aber bleibt mir nur diese, wobei das lyrI sich offenbar Hals über Kopf in eine amour fou wirft, bei der er benutzt und schließlich weggeworfen wird (ob nun von einer Sie oder einem Er muss offen bleiben und ist auch irrelevant). Hierbei benutzt du tatsächlich grenzwertige Bilder aber dass nun ausgerechnet der böseste Bube von allen die bemängelte, ließ mich einigermaßen stutzen. Ich kann jedenfalls auch nicht behaupten, dass mir das zuckende Herz in der vollgekotzten Kloschüssel zusagt, aber das soll es wohl auch gar nicht.
Insofern kann ich nur sagen, dass das teilweise extrem ungewöhnliche Bilder sind und das ist, zumal in einem Songtext, erst einmal und per se positiv, denn die anderen hatten wir doch nun wahrlich zur Genüge. Levs Vorwurf der Oberflächlichkeit kann ich ebensowenig nachvollziehen, denn um genau diese Oberflächlichkeit der (körperlichen) Liebe geht es hier doch und das wird nach meinem Dafürhalten besonders durch den halb-englischen Refrain überdeutlich. Letzterer gefällt mir überdies einfach, ich bin vermutlich ebenso simpel gestrickt.
Alles in allem finde ich das ziemlich gut gelungen und ich würde den Song gern hören, um es abschließend beurteilen zu können. Ich fühlte mich übrigens alleine wegen des entfernten Herzes sofort an „Dear Doctor“ von den Stones erinnert, in dem das Herz vom lieben Doktor ektomiert und in einem Glas aufgehoben werden soll. Auch kein großer Songtext und auch ziemlich oberflächlich aber ein starker Song, insofern muss man mit dem abschließenden Urteil wirklich warten.
Eindeutig nicht gut, aber vielleicht im Vortrag auszumerzen, empfinde ich folgende Stellen:
Verlorn – vorn
so kläglich es gezuckt
dein(en) Frust
verzückt? verrückt!
uns angeschaut? Liegt das lyrI auch in der Kloschüssel?
Und für den Refrain schlage ich vor, die jeweils dritte Zeile abzuändern:
Ich lutsche doch, ich lutsch’ doch nur...
Ich esse doch, ich ess’ doch nur... usw.
Das gefiele mir noch besser.
Interessantes Stück.
Gruß
Mattes
#9
von Mattes • | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Sweetheart
in Liebe und Leidenschaft 19.12.2005 12:05von Mattes • | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Vermutlich habe ich mehr Donnerstage in Berlin bewusst erlebt (*), als du; ganz sicher jedoch mehr Donnerstage in freier Wildbahn. Nur gehörte Neukölln definitiv nicht zu meiner Rennstrecke und es ist ja auch mittlerweile 10 Jahre her. Was weiß denn ich, was da los ist.
edit: (*) Diese meine Aussage ist offenbar zutiefst missverständlich. Ich bezog sie lediglich auf meine Aufenthaltsdauer in Berlin und Levs zartes Alter. Es hat nichts mit Bewusstseinszuständen zu tun. Ich entschuldige mich, falls das jemand außer der vermeintlich Beleidigten auch so verstanden haben sollte.
edit: (*) Diese meine Aussage ist offenbar zutiefst missverständlich. Ich bezog sie lediglich auf meine Aufenthaltsdauer in Berlin und Levs zartes Alter. Es hat nichts mit Bewusstseinszuständen zu tun. Ich entschuldige mich, falls das jemand außer der vermeintlich Beleidigten auch so verstanden haben sollte.
#10
von Arno Boldt • | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Sweetheart
in Liebe und Leidenschaft 19.12.2005 13:23von Arno Boldt • | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Hallo Ulli!
Zwei kleine Anmerkungen:
1.) Str4/Zeile1: "deinen Frust" müsste es heißen.
2.) Ich hätte mir beim letzten Refrain eine Änderung gewünscht, damit der Abschluss offensichtlicher wird.
Vielleicht so:
Ich schrie laut auf, du lachtest nur:
Oh sweetheart, don´t be shy.
Ich spül doch nur, ich spül doch nur.
Nun sag' dem Herz "Good bye"!
-> erstens würde das Du dem Ich dieses Mainstream-Englisch (von Songtexten) in den Mund legen und zweitens eine Trennung (aus Sicht des Dus) durch den Artikel "dem" - der Anstelle eines "deinem" steht - proklamieren.
Beste Grüße,
arno.
Zwei kleine Anmerkungen:
1.) Str4/Zeile1: "deinen Frust" müsste es heißen.
2.) Ich hätte mir beim letzten Refrain eine Änderung gewünscht, damit der Abschluss offensichtlicher wird.
Vielleicht so:
Ich schrie laut auf, du lachtest nur:
Oh sweetheart, don´t be shy.
Ich spül doch nur, ich spül doch nur.
Nun sag' dem Herz "Good bye"!
-> erstens würde das Du dem Ich dieses Mainstream-Englisch (von Songtexten) in den Mund legen und zweitens eine Trennung (aus Sicht des Dus) durch den Artikel "dem" - der Anstelle eines "deinem" steht - proklamieren.
Beste Grüße,
arno.
#11
von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Sweetheart
in Liebe und Leidenschaft 19.12.2005 13:41von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Vielen Dank erstmal für die herz-liche Anteilnahme.
Den Deutschen, mehr noch den Niederdeutschen und insbesondere den Westfalen wird nachgesagt, dass sich ihr Humor vorzugsweise im erweiterten Verdauungstrakt aufhält, während Wiener zum Beispiel - das geht jetzt an Dich, Gemini - eher den Bereich der anatomischen Zerstückelung und Verwesung favorisieren. Die Tatsache, dass allein die Deutschen über eine Kloschüssel, man muß genauer sagen über ein Klotableau verfügen, auf dem sie ihr mehr oder weniger Verdautes begutachten können, dürfte als Rechtfertigungsgrund für dieses Machwerk doch schon ausreichen....?
De gustibus non est disputandum, über Geschmack läßt sich nicht streiten, wohl aber über die handwerklichen und inhaltlichen Qualitäten dieses Textes. Ich gebe vorsorglich zu, dass ich bei der Anfertigung dieses Songtextes großzügiger, gröber und effekthaschender vorgegangen bin als ich das bei Gedichten tue, wo ich gewöhnlich die sensibleren Zwischentöne zu treffen versuche. Eine derart einseitige Auflösung einer "Liebesgeschichte", wie ich sie hier darstelle, ist mir in der Realität nicht vorstellbar. Selbst im Zustand tiefster Kränkung müßte ein "Opfer" in der Lage sein, seiner Täterrolle ein bißchen mehr zu reflektieren, als es dieses "sweetheart" tut.
Deshalb, liebe lev, sind "oberflächlich" und "mainstream" die richtigen Stichworte. Auch bei Rio Reiser könnte ich dir einige Klischees nachweisen, aber er ist weit erhaben über das, was in der Pop-Literatur an flachen und geradezu sinnlosen Texten dargeboten wird. Versuch es einmal als Parodie zu lesen. Vielleicht erinnerst du dich an den Schlagerklassiker "Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren". Schon als Kind habe ich mich gefragt, wie man sein Herz verlieren kann, wer es findet und was er dann damit macht. In der Popwelt und Alltagssprache verliert man sein Herz gewöhnlich an jemand anderen, der es dann nicht selten einfach bricht. Das war mir dann selbst für eine Parodie zu langweilig. Das Herz des anderen wird einverleibt, du lutscht und kaust auf ihm. Das trifft die Liebesgier gerade flüchtiger Beziehungen, finde ich, gar nicht so schlecht. Außerdem wollte ich endlich einmal der Behauptung, dass Liebe durch den Magen geht, mit der Frage nachgehen - wohin geht sie dann?
Nun zu meinem Lieblingskritiker, der immer etwas Gutes in meinen Texten findet. Mattes, das mit dem Vorspielen wird schon aus technischen Gründen leider ausfallen müssen. Du hast einige (nicht alle!) Schwachstellen entdeckt, und deine Verbesserungsvorschläge habe ich allesamt erwogen, aber vermutlich aus westfälischer Sturheit dann doch nicht annehmen können. Das "nur" im 1. Refrain habe ich schlicht vergessen, es soll aber bleiben, damit es wirklich lakonisch-unschuldig klingt "Ich lutsch doch nur". Und wo ist das lyrische Ich in der Schlußszene? Ich imaginierte es neben der Kloschüssel - der Erbrecher starrt also sowohl auf das zuckende Herz als auch auf den sich darüberbeugenden ehemaligen Besitzer. In der gesungenen Fassung ließ ich ihn übrigens grinsen. Dies werde ich (zusammen mit zwei weiteren Umstellungen) gleich ändern.
Mit allen Herzenswünschen
Ulli
Den Deutschen, mehr noch den Niederdeutschen und insbesondere den Westfalen wird nachgesagt, dass sich ihr Humor vorzugsweise im erweiterten Verdauungstrakt aufhält, während Wiener zum Beispiel - das geht jetzt an Dich, Gemini - eher den Bereich der anatomischen Zerstückelung und Verwesung favorisieren. Die Tatsache, dass allein die Deutschen über eine Kloschüssel, man muß genauer sagen über ein Klotableau verfügen, auf dem sie ihr mehr oder weniger Verdautes begutachten können, dürfte als Rechtfertigungsgrund für dieses Machwerk doch schon ausreichen....?
De gustibus non est disputandum, über Geschmack läßt sich nicht streiten, wohl aber über die handwerklichen und inhaltlichen Qualitäten dieses Textes. Ich gebe vorsorglich zu, dass ich bei der Anfertigung dieses Songtextes großzügiger, gröber und effekthaschender vorgegangen bin als ich das bei Gedichten tue, wo ich gewöhnlich die sensibleren Zwischentöne zu treffen versuche. Eine derart einseitige Auflösung einer "Liebesgeschichte", wie ich sie hier darstelle, ist mir in der Realität nicht vorstellbar. Selbst im Zustand tiefster Kränkung müßte ein "Opfer" in der Lage sein, seiner Täterrolle ein bißchen mehr zu reflektieren, als es dieses "sweetheart" tut.
Deshalb, liebe lev, sind "oberflächlich" und "mainstream" die richtigen Stichworte. Auch bei Rio Reiser könnte ich dir einige Klischees nachweisen, aber er ist weit erhaben über das, was in der Pop-Literatur an flachen und geradezu sinnlosen Texten dargeboten wird. Versuch es einmal als Parodie zu lesen. Vielleicht erinnerst du dich an den Schlagerklassiker "Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren". Schon als Kind habe ich mich gefragt, wie man sein Herz verlieren kann, wer es findet und was er dann damit macht. In der Popwelt und Alltagssprache verliert man sein Herz gewöhnlich an jemand anderen, der es dann nicht selten einfach bricht. Das war mir dann selbst für eine Parodie zu langweilig. Das Herz des anderen wird einverleibt, du lutscht und kaust auf ihm. Das trifft die Liebesgier gerade flüchtiger Beziehungen, finde ich, gar nicht so schlecht. Außerdem wollte ich endlich einmal der Behauptung, dass Liebe durch den Magen geht, mit der Frage nachgehen - wohin geht sie dann?
Nun zu meinem Lieblingskritiker, der immer etwas Gutes in meinen Texten findet. Mattes, das mit dem Vorspielen wird schon aus technischen Gründen leider ausfallen müssen. Du hast einige (nicht alle!) Schwachstellen entdeckt, und deine Verbesserungsvorschläge habe ich allesamt erwogen, aber vermutlich aus westfälischer Sturheit dann doch nicht annehmen können. Das "nur" im 1. Refrain habe ich schlicht vergessen, es soll aber bleiben, damit es wirklich lakonisch-unschuldig klingt "Ich lutsch doch nur". Und wo ist das lyrische Ich in der Schlußszene? Ich imaginierte es neben der Kloschüssel - der Erbrecher starrt also sowohl auf das zuckende Herz als auch auf den sich darüberbeugenden ehemaligen Besitzer. In der gesungenen Fassung ließ ich ihn übrigens grinsen. Dies werde ich (zusammen mit zwei weiteren Umstellungen) gleich ändern.
Mit allen Herzenswünschen
Ulli
#13
von Arno Boldt • | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Sweetheart
in Liebe und Leidenschaft 19.12.2005 13:58von Arno Boldt • | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Ups, matte, ja, den hatte ich überlesen. sry.
An Ulli:
Ich würde meinen Vorschlag verwandeln.
Der Grund:
Nun sag' ... ist ganz in der Sprache des Dus.. Im Sinne von "Nun mach schon, kleiner" Ferner find ich auch die Trennung des Herzchens vom ehemaligen Trägerchen nicht unwichtig: Das Du möchte dem Ich bewusst machen, dass das Herz abhanden gekommen ist - nicht mehr zu ihm oder einfach zur Beziehung zwischen den beiden gehört.
Ansonsten: Es ist dein Text.
An Ulli:
Ich würde meinen Vorschlag verwandeln.
Der Grund:
Nun sag' ... ist ganz in der Sprache des Dus.. Im Sinne von "Nun mach schon, kleiner" Ferner find ich auch die Trennung des Herzchens vom ehemaligen Trägerchen nicht unwichtig: Das Du möchte dem Ich bewusst machen, dass das Herz abhanden gekommen ist - nicht mehr zu ihm oder einfach zur Beziehung zwischen den beiden gehört.
Ansonsten: Es ist dein Text.
#15
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Sweetheart
in Liebe und Leidenschaft 19.12.2005 14:49von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Seltsam, du hast Recht. Das Bild eines verwesenden Herzens würde bei mir keinen Ekel erzeugen. Wir Wiener habens mit dem Verwesen scheints. Da kannst du den Padre fragen. Der hat mich bei seinem Wien Trip in die Katakomben geschleppt.
Es ist ein Songtext, man sollte ihn hören (gesungen von Mattes )
LG Gem
In einer Gruft
Es ist ein Songtext, man sollte ihn hören (gesungen von Mattes )
LG Gem
In einer Gruft
#17
von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Sweetheart
in Liebe und Leidenschaft 19.12.2005 16:30von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Danke Arno für deine ich-weiß-nicht-welcher-Stammes-Mentalität-typischen Hartnäckigkeit. Das Ende ist schon verändert. Das Lied muß nun allerdings neu eingespielt werden, was Jahre dauern kann, so dass ich die Vertonung vollkommen eurem Kopfstudio überlasse...
Liebe Grüße
Euer/Eure* Ulli
*Wem ist das eigentlich wichtig?
Liebe Grüße
Euer/Eure* Ulli
*Wem ist das eigentlich wichtig?
#18
von Arno Boldt • | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Sweetheart
in Liebe und Leidenschaft 19.12.2005 16:33von Arno Boldt • | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
@ulli:
ja, der text ist, wenn, dann auch nur als parodie zu verstehen. dennoch reizt er mich nicht. ich meine, was ist mir krasse scheisse (die ästhetik des kotzenden, blutenden, sterbenden, gefolterten, ...) in einer welt, deren künstleravantgarde krasse scheisse zum modegag gemacht hat?
natürlich muß der ganze romanz-kitsch, kräftig auf's korn genommen werden. auch ich antworte den caritas-engeln am bahnhof, die mich fragen, ob ich ein herz für kinder hätte, dass ich untröstlich sei, mein herz aber aus biologischen gründen momentan leider nicht hergeben könne, da ich es selbst bräuchte. dennoch ist es gerade auch bei texten mit gesellschaftskritischer motivation wichtig, sich selbst und den eigenen kitsch-strukturen gegenüber höchst kritisch zu sein und zu fragen, ob es nicht einen ebensolchen klischee entspricht, sich der ewigen kack- und kotz-nudel anheimzugeben.
technische kritik bleibt von meiner seite hier erstmal außen vor, denn es ist in der tat eine geschmacksfrage. darüber kann man vielleicht nicht streiten, aber dennoch reflektieren. denn irgendwie muss sich ja auch geschmack bilden.
ja, der text ist, wenn, dann auch nur als parodie zu verstehen. dennoch reizt er mich nicht. ich meine, was ist mir krasse scheisse (die ästhetik des kotzenden, blutenden, sterbenden, gefolterten, ...) in einer welt, deren künstleravantgarde krasse scheisse zum modegag gemacht hat?
natürlich muß der ganze romanz-kitsch, kräftig auf's korn genommen werden. auch ich antworte den caritas-engeln am bahnhof, die mich fragen, ob ich ein herz für kinder hätte, dass ich untröstlich sei, mein herz aber aus biologischen gründen momentan leider nicht hergeben könne, da ich es selbst bräuchte. dennoch ist es gerade auch bei texten mit gesellschaftskritischer motivation wichtig, sich selbst und den eigenen kitsch-strukturen gegenüber höchst kritisch zu sein und zu fragen, ob es nicht einen ebensolchen klischee entspricht, sich der ewigen kack- und kotz-nudel anheimzugeben.
technische kritik bleibt von meiner seite hier erstmal außen vor, denn es ist in der tat eine geschmacksfrage. darüber kann man vielleicht nicht streiten, aber dennoch reflektieren. denn irgendwie muss sich ja auch geschmack bilden.
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