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Entgleist
Neujahr. Im Müll vom letzten sitzt ein Vater.
Zerknüllter Vorsatz. Wieder nur ein Kater,
der um den kalten Brei vom Vortag schleicht.
Ein Notruf von den Freunden aus den Kisten.
Wir packen`s nicht. Klein-Hannes an den Brüsten
Greift nach der Zeit, die rücksichtslos verstreicht.
Auch wir sind auf dem Zug ins neue Leben.
Gekündigt hier, soll’s dort was Bess’res geben,
das dann für ein, zwei, drei, vier Jahre reicht.
Schon rücken wir an Betten und an Schränken.
Da platzt das Telefon in unser Denken,
wieweit der neue Flur dem alten gleicht.
Ach, die Vermieterin ist an der Strippe.
Mein Mann ist weg, tropft es von ihrer Lippe,
sie braucht, sagt sie, es fiele ihr nicht leicht,
die Wohnung selbst. - Der Zug fällt aus den Gleisen.
Nur mit dem Finger kann man nicht verreisen.
Die Welt ist Wachs, der in der Hand erweicht.
Neujahr. Im Müll vom letzten sitzt ein Vater.
Zerknüllter Vorsatz. Wieder nur ein Kater,
der um den kalten Brei vom Vortag schleicht.
Ein Notruf von den Freunden aus den Kisten.
Wir packen`s nicht. Klein-Hannes an den Brüsten
Greift nach der Zeit, die rücksichtslos verstreicht.
Auch wir sind auf dem Zug ins neue Leben.
Gekündigt hier, soll’s dort was Bess’res geben,
das dann für ein, zwei, drei, vier Jahre reicht.
Schon rücken wir an Betten und an Schränken.
Da platzt das Telefon in unser Denken,
wieweit der neue Flur dem alten gleicht.
Ach, die Vermieterin ist an der Strippe.
Mein Mann ist weg, tropft es von ihrer Lippe,
sie braucht, sagt sie, es fiele ihr nicht leicht,
die Wohnung selbst. - Der Zug fällt aus den Gleisen.
Nur mit dem Finger kann man nicht verreisen.
Die Welt ist Wachs, der in der Hand erweicht.
Lieber Ulli!
Ich vermute, Deinen Gedankengang nachvollziehen zu können.
Abgesehen von Deiner Arbeit und dem 'Gehirnschmalz', den er Dich kostete,
verdient er es nicht, unbeachtet zu bleiben.
Ich stellte mir auch die Frage nach dem Warum
und kam zur Vermutung, daß für dieses Thema, das Du behandelst,
eine etwas zu anspruchsvolle Schreibart durchscheint;
auch eine einfachere Reimform wäre eventuell günstiger gewesen.
Freundlichen Gruß
Joame
Ich vermute, Deinen Gedankengang nachvollziehen zu können.
Abgesehen von Deiner Arbeit und dem 'Gehirnschmalz', den er Dich kostete,
verdient er es nicht, unbeachtet zu bleiben.
Ich stellte mir auch die Frage nach dem Warum
und kam zur Vermutung, daß für dieses Thema, das Du behandelst,
eine etwas zu anspruchsvolle Schreibart durchscheint;
auch eine einfachere Reimform wäre eventuell günstiger gewesen.
Freundlichen Gruß
Joame
Danke für die nicht mehr erwartete Resonanz auf meine "Entgleisung". Etwas mehr Einfachheit hätte dem Gedicht sicher gut getan. Ich weiß nicht, ob es am Reimschema lag, ich glaub, es lag an meiner "Jugend" So ganz verstehe auch ich den jungen Mann nicht mehr, der das schrieb (es ist schon etwas her). Die erste Strophe ist ein Beispiel dafür, wie man sich in Metaphern verirren kann. Statt bedeutungsschwer klingt es eher konfus und wichtigtuerisch. Die Änderungen, die ich vorgenommen habe, konnten das Ganze auch nicht mehr retten, aber wenn ein einzelner Satz hängenbleibt, ist das schon mehr, als ich erwarten konnte.
Liebe Grüße, Ulli
Liebe Grüße, Ulli
Hallo Ulli,
da man jetzt erfahren darf, wo das Jahr bald schon wieder einen ganzen Monat alt ist, wie man sich doch von manchem Vorsatz entfernt, kommen die Kommentare zu diesem Gedicht vielleicht gerade zu “gegebener” Zeit..
Der Desillusionismus, der aus deinen Zeilen spricht, ist erschütternd. Zum Neujahr wollte ich das ganz und gar nicht haben und meine lange Vorsatzliste hängt noch, wobei ich kein grünes Häckchen hinter irgendeinen Punkt so recht setzen kann.
Doch hier wiegt sich der Vater nicht lange in der Illusion, dass ein neues Jahr auch ein neues Leben bringen oder unterstützen wird. Bereit zum Aufbruch, gerade hier käme es wirklich gelegen, hier könnte das Neujahr seine Güte beweisen... und doch schlägt das Leben in seiner Grausamkeit gerade jetzt zu, nicht Halt machend vor Zuversichts- und Hoffnungsträgern, die Menschen sich erschaffen haben! Und das, obwohl die Menschen aus deinem Gedicht garnichtmal mehr so viel erwarten..
Wirklich, ich habe nie nicht ein Gedicht gelesen, das mehr “Desillusionierung” in sich trägt und einem so radikal und gleichzeitig so beiläufig die Hoffnungsschleier vor dem Gesicht wegzieht.
Die Umsetzung gefällt mir übrigends ganz gut! Weiß nicht mehr so genau, wie ich es beim ersten Lesen empfand.. Ich glaub, der Inhalt hat mich vergessen lassen, auch auf die Form zu achten. Die Ellipsen passen sehr gut hinein: kurz, bündig, umunwunden - so wie das Schicksal seinen Lauf nimmt! Die Dreizeiler unterstützen die Bündigkeit.
Harter Tobak! Da finde ich auch kein lustiges Wort zum Abschluss.. der Zug ist aus den Gleisen gefallen. Und während man noch selbst verdutzt und erschrocken dasteht das Szenario betrachtend und sein Mitleid garnicht anbringen kann.. geht es für die Gefallenen wohl schon wieder tüchtig weiter. Das Leben ist Wachs in ihren Händen. Aber das ist bloß eine Tatsache.
Liebe Grüße,
Motte
edit: Hab dein letztes Kommentar grad erst gelesen und nicht in meines einbezogen. Die Doppeldeut. von "Kater" ist doch ganz originell!
da man jetzt erfahren darf, wo das Jahr bald schon wieder einen ganzen Monat alt ist, wie man sich doch von manchem Vorsatz entfernt, kommen die Kommentare zu diesem Gedicht vielleicht gerade zu “gegebener” Zeit..
Der Desillusionismus, der aus deinen Zeilen spricht, ist erschütternd. Zum Neujahr wollte ich das ganz und gar nicht haben und meine lange Vorsatzliste hängt noch, wobei ich kein grünes Häckchen hinter irgendeinen Punkt so recht setzen kann.
Doch hier wiegt sich der Vater nicht lange in der Illusion, dass ein neues Jahr auch ein neues Leben bringen oder unterstützen wird. Bereit zum Aufbruch, gerade hier käme es wirklich gelegen, hier könnte das Neujahr seine Güte beweisen... und doch schlägt das Leben in seiner Grausamkeit gerade jetzt zu, nicht Halt machend vor Zuversichts- und Hoffnungsträgern, die Menschen sich erschaffen haben! Und das, obwohl die Menschen aus deinem Gedicht garnichtmal mehr so viel erwarten..
Wirklich, ich habe nie nicht ein Gedicht gelesen, das mehr “Desillusionierung” in sich trägt und einem so radikal und gleichzeitig so beiläufig die Hoffnungsschleier vor dem Gesicht wegzieht.
Die Umsetzung gefällt mir übrigends ganz gut! Weiß nicht mehr so genau, wie ich es beim ersten Lesen empfand.. Ich glaub, der Inhalt hat mich vergessen lassen, auch auf die Form zu achten. Die Ellipsen passen sehr gut hinein: kurz, bündig, umunwunden - so wie das Schicksal seinen Lauf nimmt! Die Dreizeiler unterstützen die Bündigkeit.
Harter Tobak! Da finde ich auch kein lustiges Wort zum Abschluss.. der Zug ist aus den Gleisen gefallen. Und während man noch selbst verdutzt und erschrocken dasteht das Szenario betrachtend und sein Mitleid garnicht anbringen kann.. geht es für die Gefallenen wohl schon wieder tüchtig weiter. Das Leben ist Wachs in ihren Händen. Aber das ist bloß eine Tatsache.
Liebe Grüße,
Motte
edit: Hab dein letztes Kommentar grad erst gelesen und nicht in meines einbezogen. Die Doppeldeut. von "Kater" ist doch ganz originell!
Kaum krieg ich ein Lob, liebe Motte, finde ich mein Gedicht selbst auch wieder ganz gut Stutzig macht nicht nur, dass du es als erschütternd desillusionierend empfindest. Jetzt geht es mir mit den Entgleisten ähnlich wie mit dem "Passanten". Ich kriege offenbar das Destruktive besser rüber als das Konstruktive. Aber wie du schon andeutestes - die Gefallenen gehen weiter. Einsichten haben auch etwas Erhellendes. Eine Enttäuschung ist die Aufhebung einer Täuschung. Und auch in diesem Fall erwies sich das Unglück als ein "blessing in disguise". Die Wohnung, die sie anstelle der abgesagten bekamen, war die schönere. Aus der ich übrigens gerade im Moment Kisten packend ausziehe...
Aber das ist eine andere Geschichte...
Ich muss unbedingt mal etwas schreiben über das Glück des Scheiterns, aber so, dass man das Glück auch wahnehmen kann! Fast alles Wichtige in meinem Leben ist ohne, wenn nicht gegen meinen Willen passiert. Die Welt hat sich unter meinen planenden und gestaltenden Händen immer wieder selbständig macht und angefangen mich zu kneten. Das war allemal besser. Aber was quatsch ich hier rum. Wir sind hier schließlich nicht im Psycho-Forum. Mattes wird bestimmt böse, wenn er das liest, Das nächste Gedicht muss ein Glücksgedicht werden, das verspreche ich hiermit, damit ich nicht zum Wehmutsspezialisten verkomme. Oh, wird das langweilig...
Ich fürchte, freundlicher Joame, das wird die eigentliche Entgleisung...
Lucky Ulli
Aber das ist eine andere Geschichte...
Ich muss unbedingt mal etwas schreiben über das Glück des Scheiterns, aber so, dass man das Glück auch wahnehmen kann! Fast alles Wichtige in meinem Leben ist ohne, wenn nicht gegen meinen Willen passiert. Die Welt hat sich unter meinen planenden und gestaltenden Händen immer wieder selbständig macht und angefangen mich zu kneten. Das war allemal besser. Aber was quatsch ich hier rum. Wir sind hier schließlich nicht im Psycho-Forum. Mattes wird bestimmt böse, wenn er das liest, Das nächste Gedicht muss ein Glücksgedicht werden, das verspreche ich hiermit, damit ich nicht zum Wehmutsspezialisten verkomme. Oh, wird das langweilig...
Ich fürchte, freundlicher Joame, das wird die eigentliche Entgleisung...
Lucky Ulli
Hey Ulli,
ich weiß nicht, ob es funktioniert über etwas zu schreiben, zu dem man sich zwingen muss... also das Gedicht zu einer bestimmten, berechneten emotinalen Wirkung zu bringen und so, dass es "echt" und nicht konstruiert wirkt. Obwohl Mattes da vielleicht auch widersprechen würde..
Jedenfalls finde ich nicht, dass du als der Melancholiker schlechthin hier im Forum rüberkommst. Und deine Gedichte unterscheiden sich in der Wirkung deutlich voneinander. Dieses empfand ich wirklich als erschütternd. Der Passant hat mich aber ganz anderswo gepackt, den fand ich auf eine "leichte" Weise melancholisch.. und auf eine melancholische Weise heiter. Deine Gedichte geben halt komplexere Gefühle wieder, eben nicht "nur" Freude/ Heiterkeit oder tiefe Trauer, Depression etc. Sie sind emotinal vielschichtig und das kommt definitiv rüber.
Also: mach lieber weiter, wie du magst und nicht, wie du meinst zu müssen!
Liebe Grüße,
Motte
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