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Stadtwinter
Der Winter graut die bunte Häuserhaut
der Stadt, die täglich unter mir verläuft.
Im Schaukelstuhl sitz ich als Wollroulade,
wipp sie langsam hin und her.
Und draußen schneit die Welt sich selbst ihr Kleid,
das diesen Orts sich leider selten häuft.
Asphalt verschluckt das meiste ohne Gnade.
Weiß wird diese Braut nicht mehr.
Der Bräutigam bin ich und seh den Schlamm,
in dem die Ärmste nahezu ersäuft.
Doch eben darum lieb ich sie gerade,
denn sie nimmt es nicht so schwer.
Der Winter graut die bunte Häuserhaut
der Stadt, die täglich unter mir verläuft.
Im Schaukelstuhl sitz ich als Wollroulade,
wipp sie langsam hin und her.
Und draußen schneit die Welt sich selbst ihr Kleid,
das diesen Orts sich leider selten häuft.
Asphalt verschluckt das meiste ohne Gnade.
Weiß wird diese Braut nicht mehr.
Der Bräutigam bin ich und seh den Schlamm,
in dem die Ärmste nahezu ersäuft.
Doch eben darum lieb ich sie gerade,
denn sie nimmt es nicht so schwer.
Hi GW,
Winter und Stadt als Bräutigam und Braut. Er oben sie unten. Sie verläuft unter ihm, im doppelten Sinn, als Geschäftigkeit und als Schneematsch. Als spießiger Liebhaber - sind Wollrouladen nicht diese gestrickten Würste, die man vor zügige Fenster schiebt ? - vergraut er ihr den Alltag. So weit mein erstes Verstehen.
Nun kommt als dritte Kraft die "Welt" ins Spiel. Man könnte meinen, sie sei mit dem Winter identisch, denn sie läßt es schneien, aber dann heißt es, sie schneit sich ihr Kleid selbst, dann wäre es es eher die Stadt, die Braut. Oder schneien sich auch Bräutigame Kleider?
Mit dem Bräutigam habe ich noch ein anderes Problem. Warum wippt er die Stadt hin und her? Macht das ein Bräutigam mit seiner Braut? Eher ein Vater mit seinem Kind. Wenn diese schneegrauen "Personen" Mann und Frau darstellen, dann sehe ich eher ein uraltes Ehepaar vor mir als "Braut" und "Bräutigam".
Am Ende ersäuft die Stadt / die Welt beinah in feuchtem Schlamm. Das stört sie nicht, sie ist ist eine anspruchslose Braut. Und der Bräutigam liebt sie für diese Anspruchslosigkeit. Diese Bescheidenheit ist rührend, aber sie erfaßt leider auch dein Gedicht. Es verschwimmt im grauen Schneematsch, und die handelnden Mächte sind für mich nicht mehr unterscheidbar.
Sicher habe ich etwas Wichtiges übersehen, denn es ist schon nach Mitternacht. Vielleicht kann du mir das Ehepaar "Stadtwinter" ein bißchen erklären, damit ich hier durchsehe. Die Form finde ich überzeugend, auch wenn der erste Vers jeder Strophe ohne Reimpartner dasteht und der jeweils letzte Vers metrisch aus der Reihe tanzt.
Mitgrauweißen Grüßen, Ulli
Winter und Stadt als Bräutigam und Braut. Er oben sie unten. Sie verläuft unter ihm, im doppelten Sinn, als Geschäftigkeit und als Schneematsch. Als spießiger Liebhaber - sind Wollrouladen nicht diese gestrickten Würste, die man vor zügige Fenster schiebt ? - vergraut er ihr den Alltag. So weit mein erstes Verstehen.
Nun kommt als dritte Kraft die "Welt" ins Spiel. Man könnte meinen, sie sei mit dem Winter identisch, denn sie läßt es schneien, aber dann heißt es, sie schneit sich ihr Kleid selbst, dann wäre es es eher die Stadt, die Braut. Oder schneien sich auch Bräutigame Kleider?
Mit dem Bräutigam habe ich noch ein anderes Problem. Warum wippt er die Stadt hin und her? Macht das ein Bräutigam mit seiner Braut? Eher ein Vater mit seinem Kind. Wenn diese schneegrauen "Personen" Mann und Frau darstellen, dann sehe ich eher ein uraltes Ehepaar vor mir als "Braut" und "Bräutigam".
Am Ende ersäuft die Stadt / die Welt beinah in feuchtem Schlamm. Das stört sie nicht, sie ist ist eine anspruchslose Braut. Und der Bräutigam liebt sie für diese Anspruchslosigkeit. Diese Bescheidenheit ist rührend, aber sie erfaßt leider auch dein Gedicht. Es verschwimmt im grauen Schneematsch, und die handelnden Mächte sind für mich nicht mehr unterscheidbar.
Sicher habe ich etwas Wichtiges übersehen, denn es ist schon nach Mitternacht. Vielleicht kann du mir das Ehepaar "Stadtwinter" ein bißchen erklären, damit ich hier durchsehe. Die Form finde ich überzeugend, auch wenn der erste Vers jeder Strophe ohne Reimpartner dasteht und der jeweils letzte Vers metrisch aus der Reihe tanzt.
Mitgrauweißen Grüßen, Ulli
Hi GerateWohl!
Interessanter Ansatz aber für meine Begriffe auf hohem Niveau gescheitert. Du bastelst hier ein interessantes Reim- und auch Metrikschema. Der Reim verweigert sich in der jeweils ersten Zeile der Strophen, die Metrik will in der jeweils letzten nicht mit den anderen harmonieren. Damit wird unterstrichen, dass Stadt und Winter eben doch nicht so sehr gut miteinander harmonieren.
Nur leider ist der Metrikbruch (für mich) so heftig, dass ich jedes Mal neu ansetzen muss und das nervt mich. Inhaltlich habe ich auch so meine Schwierigkeiten. Da verläuft (wie bitte?) die Stadt, derweil der Winter im Schaukelstuhl sitzt!? Ohne die Hilfe des Winters schneit sich die Welt selbst ihr Kleid, welches sich "diesen Ortes"(?) selten häuft. Verstehe, aber ist das korrekt? Der Asphalt schluckt (?), die Braut nimmt das Ersaufen nicht so schwer und so ist das nicht nur eben, sondern auch gerade.
Nee, mein Lieber, gute Idee mit guten Ansätzen, weshalb die B-Note deutlich besser ausfällt aber in der A-Note fällst du leider auf den ... Hintern. Nichts für ungut aber hier würde ich an deiner Stelle noch einmal Anlauf nehmen.
DG
Mattes
Interessanter Ansatz aber für meine Begriffe auf hohem Niveau gescheitert. Du bastelst hier ein interessantes Reim- und auch Metrikschema. Der Reim verweigert sich in der jeweils ersten Zeile der Strophen, die Metrik will in der jeweils letzten nicht mit den anderen harmonieren. Damit wird unterstrichen, dass Stadt und Winter eben doch nicht so sehr gut miteinander harmonieren.
Nur leider ist der Metrikbruch (für mich) so heftig, dass ich jedes Mal neu ansetzen muss und das nervt mich. Inhaltlich habe ich auch so meine Schwierigkeiten. Da verläuft (wie bitte?) die Stadt, derweil der Winter im Schaukelstuhl sitzt!? Ohne die Hilfe des Winters schneit sich die Welt selbst ihr Kleid, welches sich "diesen Ortes"(?) selten häuft. Verstehe, aber ist das korrekt? Der Asphalt schluckt (?), die Braut nimmt das Ersaufen nicht so schwer und so ist das nicht nur eben, sondern auch gerade.
Nee, mein Lieber, gute Idee mit guten Ansätzen, weshalb die B-Note deutlich besser ausfällt aber in der A-Note fällst du leider auf den ... Hintern. Nichts für ungut aber hier würde ich an deiner Stelle noch einmal Anlauf nehmen.
DG
Mattes
Hallo Ulli, Mattes,
danke für Eure Kommentare.
Habe es jetzt nochmal überarbeitet und die Bezüge, die ich ursprünglich intendierte deutlicher gemacht, indem ich einiges auf das lyrische Ich bezogen habe, was ich im Laufe des Schreibens auf den Winter abwälzte. War wohl schon etwas müde als ich das schrieb.
So ganz reimlos ist der jeweils erste Vers ja auch nicht.
Würde mich freuen, wenn ich noch einen kleinen zweiten Blick drauf werfen könntet und zumindest eine Daumen-hoch-oder-runter-Rückmeldung geben könntet.
Ich persönlich finde es jetzt wesentlich besser, wobei ich fürchte, die Metrik ist trotz Überarbeitung noch immer etwas holperig.
Schöne Grüße und Danke nochmal.
GerateWohl
danke für Eure Kommentare.
Habe es jetzt nochmal überarbeitet und die Bezüge, die ich ursprünglich intendierte deutlicher gemacht, indem ich einiges auf das lyrische Ich bezogen habe, was ich im Laufe des Schreibens auf den Winter abwälzte. War wohl schon etwas müde als ich das schrieb.
So ganz reimlos ist der jeweils erste Vers ja auch nicht.
Würde mich freuen, wenn ich noch einen kleinen zweiten Blick drauf werfen könntet und zumindest eine Daumen-hoch-oder-runter-Rückmeldung geben könntet.
Ich persönlich finde es jetzt wesentlich besser, wobei ich fürchte, die Metrik ist trotz Überarbeitung noch immer etwas holperig.
Schöne Grüße und Danke nochmal.
GerateWohl
Ja, aber sie verweigert sich dir. Sorry, GW, aber wenn in einer Sache mal so richtig der Wurm ist, dann wird das auch nichts mehr. Die Betonung bleibt jetzt auf dem "denn" und es trägt einen wieder aus der Kurve heraus. Vorschlag zur Güte: "denn sie nimmt das alles nicht so schwer". Aber warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?
Entschuldige, jetzt habe ich dich geärgert.
Entschuldige, jetzt habe ich dich geärgert.
Hallo Mattes,
nein, Du ärgerst mich doch nicht.
Nein wirklich. Denn ich nehm das alles nicht so schwer.
Nehme deine Anregung gerne an. Bei der Metrik mag ich mir unsicher sein. Aber Dein letzter Satz klingt einfach besser. Ohne hier allzu oportunistisch erscheinen zu wollen, übernehme ich den jetzt einfach.
Hatte ich den in der alten Version nicht genauso?
Keine Ahnung. Ich bin etwas verwirrt.
Dank Dir jedenfalls.
Grüße,
GerateWohl
nein, Du ärgerst mich doch nicht.
Nein wirklich. Denn ich nehm das alles nicht so schwer.
Nehme deine Anregung gerne an. Bei der Metrik mag ich mir unsicher sein. Aber Dein letzter Satz klingt einfach besser. Ohne hier allzu oportunistisch erscheinen zu wollen, übernehme ich den jetzt einfach.
Hatte ich den in der alten Version nicht genauso?
Keine Ahnung. Ich bin etwas verwirrt.
Dank Dir jedenfalls.
Grüße,
GerateWohl
Kann sein, ich glaube ich bin auch verwirrt. Ich weiß momentan selbst nicht, warum ich in der letzten Zeile zwei Auftaktsilben benötige. "sie nimmt das alles nicht so schwer" wäre im Metrum der anderen beiden Strophen, klingt mir aber trotzdem seltsam im Ohr. Allerdings spreche ich die meine Wunschzeile jetzt so: "denn sie nimmt das alles nicht so schwer". Seltsam. Entschuldige die Einmischung.
Hi GW, wollte mich noch einmal gemeldet haben, auch wenn der Direktor schon CUT gerufen hat. Die Zurordnungen sind jetzt deutlich, der metrisch abgehobene Schlußvers gefällt mir weiterhin gut (wenn man`s einmal kapiert hat, holpert man nicht - zu bequem muß man es dem Leser ja auch nicht machen).
Ich fürchte, ich habe mich in das Bild des Winterbräutigams, der auf seine Braut, die Stadt, niederkommt, so hineingesteigert, dass ich mich mit der Vorstellung, das Ich sei der Bräutigam, nicht recht anfreunden kann. Zumal dieser im Schaukelstuhl sitzende und aus dem Fenster schauende Bräutigam, vor dessen Augen die Stadt anscheinend hoch und runter wippt, für mich so wenig Züge eines Liebhabers oder Freiers hat, wenn man dieses Auf und Ab nicht sexuell deuten will. Sicher gibt es auch genüßlich-passive-spießige Ehemänner in spe, aber das Verhältnis bleibt für mich unklar. Gibt es ein neues Gesetz, nach dem Wollrouladen Städte heiraten dürfen? Ich nehme an, du hattest eher ein anderes Verhältnis im Sinn, nämlich das des "Dichters" zu seiner "Muse". Die Stadt inspiriert das Ich zu dichterischer Liebe, und sympathischerweise braucht dieser Dichter nicht das große Pathos, ein weißes Brautkleid, um zu seiner Braut zu stehen. So verstanden, gefällt mir das Gedicht durchaus, aber durch die Bilderfolge Winter-Stadt-Bräutigam wirkt es auf mich irgendwie gestückelt. Wäre es aus einem Guß, wäre auch der erklärende Hinweis "der Bräutigam bin ich" nicht nötig.
So, genug gekrittelt, der Daumen hebt sich um 25 Grad nach oben, ich verdanke dir ein intensives Nachdenken über den Stadtwinter und frage mich, ob ich mit einer solchen Eisbraut jemals etwas anfangen könnte...
Beste Grüße, Ulli
Ich fürchte, ich habe mich in das Bild des Winterbräutigams, der auf seine Braut, die Stadt, niederkommt, so hineingesteigert, dass ich mich mit der Vorstellung, das Ich sei der Bräutigam, nicht recht anfreunden kann. Zumal dieser im Schaukelstuhl sitzende und aus dem Fenster schauende Bräutigam, vor dessen Augen die Stadt anscheinend hoch und runter wippt, für mich so wenig Züge eines Liebhabers oder Freiers hat, wenn man dieses Auf und Ab nicht sexuell deuten will. Sicher gibt es auch genüßlich-passive-spießige Ehemänner in spe, aber das Verhältnis bleibt für mich unklar. Gibt es ein neues Gesetz, nach dem Wollrouladen Städte heiraten dürfen? Ich nehme an, du hattest eher ein anderes Verhältnis im Sinn, nämlich das des "Dichters" zu seiner "Muse". Die Stadt inspiriert das Ich zu dichterischer Liebe, und sympathischerweise braucht dieser Dichter nicht das große Pathos, ein weißes Brautkleid, um zu seiner Braut zu stehen. So verstanden, gefällt mir das Gedicht durchaus, aber durch die Bilderfolge Winter-Stadt-Bräutigam wirkt es auf mich irgendwie gestückelt. Wäre es aus einem Guß, wäre auch der erklärende Hinweis "der Bräutigam bin ich" nicht nötig.
So, genug gekrittelt, der Daumen hebt sich um 25 Grad nach oben, ich verdanke dir ein intensives Nachdenken über den Stadtwinter und frage mich, ob ich mit einer solchen Eisbraut jemals etwas anfangen könnte...
Beste Grüße, Ulli
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