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#1
von Krabü2 (gelöscht)
Karussell
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 12.01.2006 19:34von Krabü2 (gelöscht)
Karussell
Wir Beide kennen diese Oper nicht. Wir beobachten Gondeln auf sich kräuselnden Wellen und hören zwar die Gesänge, verstehen jedoch den Text nicht. Das Orchester auf der Bühne neben uns lässt sich aus diesem Winkel nur schlecht fotografieren. Mattes Licht quetscht sich durch Wolkenrisse. Wir stehen auf und folgen den ausgetretenen Wegen. Der weiße Pantomime maschiniert mit Seifenblasen, und still kommuniziere ich mit ihm, während Du am wahren Lebensstand den Rotwein bestellst. Glaskörper wandern weiter, und es drängt mich in dieses Karussel dort vor uns. Ob ein Zusteigen noch möglich ist, frage ich, ernte ein Nicken des Chaufeurs und setze mich an den Tisch zu der Toten. Du setzt dich neben mich, Glas an Glas sitzen wir, und das Personal reicht uns einen Becher mit Apfelessig, Ginever und fremden Kräutern gegen den Schwindel. "Weil die Fahrt links herum geht und es den Chakren wohl bekommt. Apfelessig ist auch linksdrehend", krächzt der Vogel. An der Decke hängen noch anderen Leichen, ihre Nervenkostüme baumeln uns entgegen, dazwischen sehe ich einige nackte Putten im Flug. "Die Fahrt dauert eineinhalb Stunden", erklärt uns der Rabe, und bläht sein purpurnes Samtkleid kurz auf. Er lacht Dich geräuschvoll und mit verzerrtem Gesicht an oder aus, das kann ich nicht sehen. Ich lege derweil meine Hand in die offene, versteifte Hand der Frau bei mir, streichle ihr strohiges graublondes langes Haar, richte es und drappiere es über ihre Schulter. Schön ist sie, schön. Der Rabe bringt das Karussel in Schwung und grinst verschmitzt. Auch Kinder sitzen hier, sie entlächeln etwas tröstlich Frisches, und ich nehme ihre Frische auf wie dieses linksdrehende geheimnisvolle Elexir. In voller Fahrt, die Fahrt in den Tod dauert solange wie das Leben, gerate ich in Kontakt mit dem Widersinnlichen. Eineinhalb Stunden lang verfliegen wir. In Erwartung auf den Empfang. Ein Mann spielt das Banjo, dazu singt eine Frau das Lied ewiger Liebe. Einige der Rondellgäste klatschen, konsumieren amüsiert. Als wir aussteigen, sehe ich nur noch Deine hellen Beine, Dein dunkles Hemd ist von der Nacht verschluckt. Du bist der Grashüpfer und ich der Nachtfalter. Bald hat die Dunkelheit Dich aufgesogen. Ich laufe allein durchs stille Schwarz und fühle mich geborgen. Du wähntest Dich in meiner Begleitung, zusammen waren wir nicht.
Wir Beide kennen diese Oper nicht. Wir beobachten Gondeln auf sich kräuselnden Wellen und hören zwar die Gesänge, verstehen jedoch den Text nicht. Das Orchester auf der Bühne neben uns lässt sich aus diesem Winkel nur schlecht fotografieren. Mattes Licht quetscht sich durch Wolkenrisse. Wir stehen auf und folgen den ausgetretenen Wegen. Der weiße Pantomime maschiniert mit Seifenblasen, und still kommuniziere ich mit ihm, während Du am wahren Lebensstand den Rotwein bestellst. Glaskörper wandern weiter, und es drängt mich in dieses Karussel dort vor uns. Ob ein Zusteigen noch möglich ist, frage ich, ernte ein Nicken des Chaufeurs und setze mich an den Tisch zu der Toten. Du setzt dich neben mich, Glas an Glas sitzen wir, und das Personal reicht uns einen Becher mit Apfelessig, Ginever und fremden Kräutern gegen den Schwindel. "Weil die Fahrt links herum geht und es den Chakren wohl bekommt. Apfelessig ist auch linksdrehend", krächzt der Vogel. An der Decke hängen noch anderen Leichen, ihre Nervenkostüme baumeln uns entgegen, dazwischen sehe ich einige nackte Putten im Flug. "Die Fahrt dauert eineinhalb Stunden", erklärt uns der Rabe, und bläht sein purpurnes Samtkleid kurz auf. Er lacht Dich geräuschvoll und mit verzerrtem Gesicht an oder aus, das kann ich nicht sehen. Ich lege derweil meine Hand in die offene, versteifte Hand der Frau bei mir, streichle ihr strohiges graublondes langes Haar, richte es und drappiere es über ihre Schulter. Schön ist sie, schön. Der Rabe bringt das Karussel in Schwung und grinst verschmitzt. Auch Kinder sitzen hier, sie entlächeln etwas tröstlich Frisches, und ich nehme ihre Frische auf wie dieses linksdrehende geheimnisvolle Elexir. In voller Fahrt, die Fahrt in den Tod dauert solange wie das Leben, gerate ich in Kontakt mit dem Widersinnlichen. Eineinhalb Stunden lang verfliegen wir. In Erwartung auf den Empfang. Ein Mann spielt das Banjo, dazu singt eine Frau das Lied ewiger Liebe. Einige der Rondellgäste klatschen, konsumieren amüsiert. Als wir aussteigen, sehe ich nur noch Deine hellen Beine, Dein dunkles Hemd ist von der Nacht verschluckt. Du bist der Grashüpfer und ich der Nachtfalter. Bald hat die Dunkelheit Dich aufgesogen. Ich laufe allein durchs stille Schwarz und fühle mich geborgen. Du wähntest Dich in meiner Begleitung, zusammen waren wir nicht.
#2
von Nonverbal • Mitglied | 407 Beiträge | 407 Punkte
Karussell
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 12.01.2006 20:16von Nonverbal • Mitglied | 407 Beiträge | 407 Punkte
Hallo Kratzbürste,
willkommen bei uns im Tümpel.
Ich muss sagen ich fand es anstrengend den Text zu lesen, so holprig, lose Worte ohne Zusammenhalt, irgendwie.
Wenn jetzt das nächste Kapitel folgen würde, würde ich nicht weiter lesen wollen. Es ist verwirrend, weil du dich wie ich finde auch auf unwichtiges konzentrierst.
ich weis noch nichtmal worum es geht. zwei menschen sitzen in einer Oper, und dann stehen sie plötzlich selber auf der bühne? habe ich das richtig verstanden? wie soll das funktionieren? oder sind es nur gedankliche ausschweifungen? und wenn, warum können die beiden dann trotzdem soviel sehen, obwohl sie doch einen schlechten platz erwischt haben?
Und mir fehlt auch hier die Info zu den Protagonisten, wer sind die beiden? wie heißen sie? warum wollen sie auf die Bühne, usw usw.
Hmmm.. da mir der genaue Inhalt immernoch verschlüsselt bleibt kann ich mir keine Meinung über eine Umgestaltung bilden.
Liebe Grüße
Franzi
willkommen bei uns im Tümpel.
Ich muss sagen ich fand es anstrengend den Text zu lesen, so holprig, lose Worte ohne Zusammenhalt, irgendwie.
Wenn jetzt das nächste Kapitel folgen würde, würde ich nicht weiter lesen wollen. Es ist verwirrend, weil du dich wie ich finde auch auf unwichtiges konzentrierst.
ich weis noch nichtmal worum es geht. zwei menschen sitzen in einer Oper, und dann stehen sie plötzlich selber auf der bühne? habe ich das richtig verstanden? wie soll das funktionieren? oder sind es nur gedankliche ausschweifungen? und wenn, warum können die beiden dann trotzdem soviel sehen, obwohl sie doch einen schlechten platz erwischt haben?
Und mir fehlt auch hier die Info zu den Protagonisten, wer sind die beiden? wie heißen sie? warum wollen sie auf die Bühne, usw usw.
Hmmm.. da mir der genaue Inhalt immernoch verschlüsselt bleibt kann ich mir keine Meinung über eine Umgestaltung bilden.
Liebe Grüße
Franzi
#3
von Krabü2 (gelöscht)
Karussell
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 12.01.2006 20:22von Krabü2 (gelöscht)
Hallo und Danke!
Nein-nein, die Geschichte spielt in keiner Oper... Du kannst es nicht 1:1 lesen, es ist nicht so gemeint, es sind Gefühle, hauptsächlich und fast ausschließlich. Vielleicht steht's falsch hier und hätte eher in eine andere Rubrik, unter so was wie 'surrealistisch' oder so... gepostet werden sollen. Sorry, wenn ich Dich jetzt mit 'falschem' Posting-Ort verwirrt habe.
Grüße von der
Kratzbürste
PS: Ja, in 'Zwischenwelten', ich seh's gerade, hätte es wohl gemusst.
Nein-nein, die Geschichte spielt in keiner Oper... Du kannst es nicht 1:1 lesen, es ist nicht so gemeint, es sind Gefühle, hauptsächlich und fast ausschließlich. Vielleicht steht's falsch hier und hätte eher in eine andere Rubrik, unter so was wie 'surrealistisch' oder so... gepostet werden sollen. Sorry, wenn ich Dich jetzt mit 'falschem' Posting-Ort verwirrt habe.
Grüße von der
Kratzbürste
PS: Ja, in 'Zwischenwelten', ich seh's gerade, hätte es wohl gemusst.
#4
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Karussell
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 12.01.2006 20:26von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Liebes Kratzbürsterl
Ich fand deinen Text sehr anregend mit sehr schönen Bildern. Ich habe momentan nicht die Ruhe um mich ganz von dir mitnehmen zu lassen, aber trotzdem konntest du mich gefangen nehmen.
LG Gem
edit: Ich freue mich, dass du dich für Surrealismus interessierst und unseren Tümpel in dieser Richtung hoffentlich bereichern wirst.
Ich fand deinen Text sehr anregend mit sehr schönen Bildern. Ich habe momentan nicht die Ruhe um mich ganz von dir mitnehmen zu lassen, aber trotzdem konntest du mich gefangen nehmen.
LG Gem
edit: Ich freue mich, dass du dich für Surrealismus interessierst und unseren Tümpel in dieser Richtung hoffentlich bereichern wirst.
#6
von Motte (gelöscht)
Karussell
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 15.01.2006 15:01von Motte (gelöscht)
Hallo Kratzbürste,
Dieser Text hat wirklich was. Man wähnt sich in einer chaotischen Welt, in der sich phantastische Gestalten herumtreiben, bunt und kaleidoskopartig durcheinander wirbeln (unterstützt durch das Karussell) . Das Szenario erinnert an einen Jahrmarkt, die Gestalten erwecken den Eindruck, als wären sie aus einem Gruselkabinett getürmt. Und die Ausgelassenheit des Erzählers lässt an Fastnacht denken.
Die Figur des sprechenden (oder auch gelehrten) Raben ist keine selten vorkommende in Märchen und Fabeln. Oder im Poe-Gedicht “The Raven”, da fungiert er doch gewissermaßen als Mittler/Bote oder wenigstens Präsenz aus einer jenseitigen Welt, als ein Tier, dass die Grenzen überschreitet.
Wenn man den ganzen Text als einen Zustand von Psyche und Gefühlen liest, dann würde ich diese als verwirrt bezeichnen. Aber es wird auch die Bereitschaft sich mitreißen zu lassen deutlich, das Vergnügen am Kontrollverlust... eine Mischung aus Trieben und Ängsten, von Lebenslust und den Übeln von Tod und Verfall. (Kennst du Schnitzlers “Traumnovelle“?)
Schön finde ich auch, wie du am Ende die Beschreibung stärker an den Ich-Erzähler bindest:
„Als wir aussteigen, sehe ich nur noch Deine hellen Beine, Dein dunkles Hemd ist von der Nacht verschluckt.“
Seine Perspektive, die Ausschnitte der Umwelt, die ihm ins Auge treffen und in einer verzerrten Art von ihm wahrgenommen werden oder unvollständig sind... Wenn du den Text noch ein wenig verrückter gestalten wolltest und ein bißchen mehr zersplittern, könntest du noch ein paar ähnliche Sätze einstreuen.
Ich fand´s inspirierend!
Liebe Grüße, Motte
#7
von Krabü2 (gelöscht)
Karussell
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 15.01.2006 16:31von Krabü2 (gelöscht)
Hallo Motte,
vielen Dank, dass Du Dich so intensiv mit dem Text auseinandergesetzt hast - das zeigt mir Deine Antwort. Ich freue mich darüber, dass Du ihn offensichtlich gern gelesen hast, und Du bist auch meiner Motivation und Inspiration zu diesem Text nahe gekommen. Das finde ich h verblüffend und habe es andernorts das erste Mal bei Don Carvalho bezüglich meiner Gedichte erlebt.
Ich freue mich, hier zu sein, und ich danke Dir für Deine Kommentierung.
Grüße
Kratzbürste
vielen Dank, dass Du Dich so intensiv mit dem Text auseinandergesetzt hast - das zeigt mir Deine Antwort. Ich freue mich darüber, dass Du ihn offensichtlich gern gelesen hast, und Du bist auch meiner Motivation und Inspiration zu diesem Text nahe gekommen. Das finde ich h verblüffend und habe es andernorts das erste Mal bei Don Carvalho bezüglich meiner Gedichte erlebt.
Ich freue mich, hier zu sein, und ich danke Dir für Deine Kommentierung.
Grüße
Kratzbürste
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