#1

Du hasst mich

in Liebe und Leidenschaft 15.01.2006 13:41
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Du hasst mich

Ich war dein Blütenmeer, dein Pollenflug.
Ich war der Baum, der deine Früchte trug.
Jetzt bin ich Totholz, jetzt hast du genug.
Ein Klafter Schmerz, den man ins Feuer schiebt.
Du hasst mich, du hast mich von Herzen geliebt.

Ich war dein Goldgräber, dein Glücksgarant.
Ich war der Taucher, der die Perle fand.
Jetzt läuft durch meine Finger nur noch Sand.
Hab meine letzte Chance jämmerlich versiebt.
Du hasst mich, du hast mich von Herzen geliebt.

Du warst mein Engel, meine helle Nacht.
Du warst der Blitz, der in den Dachstuhl kracht.
Jetzt hab ich Sand auf deine Glut gebracht.
Starr in die Asche, die im Morgenwind zerstiebt.
Du hasst mich, du hast mich von Herzen geliebt.

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#2

Du hasst mich

in Liebe und Leidenschaft 15.01.2006 19:37
von kein Name angegeben • ( Gast )
Hallo Ulli,

eine verpatzte Liebe, die in der letzten Zeile ihrer jeweiligen Strophen ein wenig an Rammstein erinnert.
Sehr traurig, muss ich sagen, klingen diese Worte... obwohl sie doch einen Märchenprinzen zu bezeichnen scheinen.
Der Reim ist prima gelungen. Auch die Worte sind gut und eindringlich gewählt.
Obwohl mich das umgangssprachliche "versiebt" ein wenig aus dem anmutigen Zauber der sonstigen Verben reißt.
Dennoch, ich fühle mit ihm - dem lyr. Leidensgebeutelten.
Ein schönes Stück Lyrik!

Liebe Grüße an das traurige Auge
Xyayde

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#3

Du hasst mich

in Liebe und Leidenschaft 16.01.2006 22:33
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Danke Xyayde, für die Augengrüße. Die Doppeldeutigkeit von du has(s)t ist wahrscheinlich nicht sehr originell, aber ich fand sie in diesem Fall einfach zu naheliegend - die Vergangheitsform einer solchen Art von Liebe kann nur Hass sein... Die Schlußzeile war als erstes da, übrigens schon ein paar Jahre vor dem Rammsteinlied...
Das "versiebt" entstand aus der Assoziation zu dem Goldwäscher, der den Sand siebt - vielleicht sollte ich den Bezug klarer machen... hab jedenfalls vielen Dank für dein Mitlesen und Mitfühlen, LG, Ulli


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#4

Du hasst mich

in Liebe und Leidenschaft 17.01.2006 00:43
von apple (gelöscht)
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Hallo Ulli,

auch wenn die Doppeldeutigkeit von hasst/hast verbraucht scheint, finde ich sie hier gut verwebt und eingebracht.

Insgesamt ein wirklich gelungenes Gedicht, ein runde Sache, die überzeugt und sehr gut gefällt (auch wenn in den Zeilen Trauriges schwingt)

Äußerst gern gelesen.

Liebe Grüße
Simone

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#5

Du hasst mich

in Liebe und Leidenschaft 17.01.2006 17:14
von Motte (gelöscht)
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Hallo Ulli,
also eindeutig ist, dass dieses Gedicht viel eher ein Songtext ist, unterstützt durch die Anaphern in den ersten beiden Zeilen und die sich jeweils wiederholenden letzten Verse. Dabei muss ich an diverse Deutschrock-Songtexte denken, die in Richtung Grönemeyer, Maffay gehen oder - lach bitte nicht - die Puhdys..
Die doppeldeutige Verwendung hasst - hast ist in diese Richtung zwar wirksam, aber wie du schon sagst, nicht unbedingt originell (Ich schrieb dies selbst schon in meinem Kommentar, was ich dann nicht abgeschickt habe)... wobei für dich spricht, dass du sie zuerst entdecktest.
Mir drängt sich da auch die Zeile von Matthias Reim auf „Verdammt (..) ich will dich, ich will dich nicht verliern.“ Das bezeugt vielleicht nur, was ich für schlimme Sachen in früher Kindheit zu hören bekam, doch obwohl dein Gedicht weitaus lyrischer in der Wortwahl ist und die Bildsprache weitaus anspruchsvoller, kann ich die Verbindung zu solchen Textarten nicht lösen. Das liegt vielleicht in dieser Art von Dramatik und Pathos und einer gewissen Eindimensionalität.. Rein affektiv und irgendwie schon zu oft dagewesen. Deshalb ist dieses Gedicht wohl auch nicht so ganz meine Sache..
ABER! Wenn ich mir dabei schon vorstellen muss, wie ein nach einer Liebesbeziehung aufgelöster, hochemotinalisierter Sänger seinen Gefühlen Luft macht: Gibt es zu dem Text eine Meldoie? Weil, wenn, dann wäre das wahrlich eine Audioversion wert!

Schelmische Grüße,
Motte


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#6

Du hasst mich

in Liebe und Leidenschaft 18.01.2006 10:49
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Ulli,

auch auf die Gefahr hin, dass ich Dich damit ärgere
meine erste Assoziation bei der Endzeile war dieser Schlager von Matthias Reim "Verdammt ich lieb Dich", undzwar die Passage "Verdammt ich will dich - ich will dich nicht - ich will dich nicht verliern". Dieses hast/hasst gefällt mir nicht. Dabei finde ich das Gedicht ansonsten echt gelungen. Nur der Endvers stört mich halt.
Mag ja sein, dass es vor Rammstein war, aber mir gefällt das bei Rammstein auch nicht.
Nur eine Meinung.

Grüße,
GerateWohl

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#7

Du hasst mich

in Liebe und Leidenschaft 18.01.2006 11:27
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Hohes Gericht, liebe Motte, du Schelm,

ich bekenne mich in allen Punkten schuldig. Außer Reim, Maffay und Puhdys.

Ja, es ist als Songtext geschrieben. Daher auch diese Plakatversion von Liebe, die es nur in der Popmusik gibt und bei ihren Anhängern - das heisst allerdings: bei der Hälfte der Menschheit.

Ich persönlich würde Liebe, die in Haß umschlägt, nicht Liebe nennen.

Zuerst gab es die Schlußzeile. Und ausgehend von diesem Refrain fand sich dann irgendwann der Text, mit dem ich das Pathos der Popliebe karikieren wolte. Während des Schreibens aber gab es gewisse dramatische Momente, wo ich mich von dem lyrischen Ich mitreißen ließ und ihm einiges glaubte, was ich ihm nüchtern niemals abgenommen hätte. Nachdem die ersten beiden Strophen standen, fand ich die Selbstmitleids- und Anklagepose auch sehr eindimensional und wollte dem Ich zeigen, dass es an dem Liebeskitsch (Engel, Blitz) genauso mitgewirkt hat wie das Du und sich nicht wirklich beklagen kann. Aber der Ansatz von Nüchternheit (Sand auf die Glut bringen) wird dann von der Schlußzeile doch wieder übertönt, so dass das Affektive und Plakative einseitig triumphiert.

Ich nehme das Urteil an. Kitsch und Selbstreflexion gehen nicht zusammen. Von der Höchststrafe, der Audioversion, bitte ich jedoch im Namen aller sensiblen Ohren abzusehen.

Stille Grüße, Ulli

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#8

Du hasst mich

in Liebe und Leidenschaft 24.01.2006 10:41
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Sorry, GW, ich sehe jetzt erst, dass sich unsere Kommentare wohl überschnitten haben. Es war keine Absicht, dich zu übersehen ... es sei denn mein Unbewußtes ...
Natürlich ärgerst du mich mit dem verdammten Reim --- genauer gesagt ärgere ich mich über diese Assoziationsmöglichkeit, von der Motte auch sofort Gebrauch machte...
In einer früheren Fassung hieß der Schlußvers:

Du hast mich
Du hast mich von Herzen
Du hast mich von Herzen geliebt

das "hasst" konnte man lesen, musste man aber nicht...

Aber alles Rechtfertigen zieht den Text aus dem Popsumpf nicht mehr heraus...

Wer sich mit Hunden schlafen legt, der wacht mir Flöhen wieder auf.

(auch geklaut).

Trotzdem danke für die Rückmeldung

with love from Ulli

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#9

Du hasst mich

in Liebe und Leidenschaft 31.03.2006 18:39
von Stephan Santfort (gelöscht)
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Hallo Herr Noise,


ich weiß nicht genau warum meine Kitschrezeptoren bei diesem Gedicht nur halb anschlagen, wo doch der Verstand so tobt.
Das Gedicht gefällt mir ziemlich gut, weil es (jetzt kommts) meine Gefühle angesprochen hat. Egal wie ich das meine, das Gedicht beschreibt mit (teilweise fast witzigen) Vergleichen, jedoch mit einem traurigen Unterton. Da sich das so bricht, entsteht eine sehr nachvollziehbare Szene.

Perle würde ich die Mehrzahl setzen.


Grüße

KK

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#10

Du hasst mich

in Liebe und Leidenschaft 31.03.2006 19:29
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Herr kuk Kyle Meiner Santfort,

wer Sie sind und wie du genannt werden willst, weiß ich nicht und ist auch nicht so wichtig - ich versteck mich ja auch hinter einem Pseudonym , aber dass ich deine Gefühle ansprechen konnte, gefällt mir natürlich.

Ic habe "Perle" in die Einzahl gesetzt, weil das Du (die das Ich hassende Frau) damit gemeint ist.

Danke für den Kommentar

Gruß, Ulli-what-a-beautiful-noise

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#11

Du hasst mich

in Liebe und Leidenschaft 31.03.2006 19:46
von Stephan Santfort (gelöscht)
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Hallo Ulli,

ich habe das "Perle" in einem anderen Zusammenhang gelesen.
Kuhkotter ist wohl der gängigste Nick.

Grüße

KK

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