|
|
Passant
Er steht am Hang, die Parkbank ist verschneit,
und lauscht dem rauen Klang der Schlittenkufen
auf der vereisten Piste, weit und breit
nur Glücksgekreisch, und ab und zu ein Rufen.
Er zieht den Reißverschluss bis unters Kinn,
sieht seine Stadt im blauen Himmel treiben,
die Wintersonne legt sich müde hin
und blendet ihn aus fernen Fensterscheiben.
Beim Fortgehn summt er, rutscht auf einem Bein
zum Ausgang hin, stapft auf verharschten Spuren
ins Straßenland, nach Hause, ins Gestein,
wo er sich ausruht von den Weltentouren.
Wenn er am Abend seine Angst bewacht.
sieht er ins Leben, wie von großen Hügeln,
er jagt mit Schlitten durch die weiße Nacht
und schlägt das Meer mit seinen Adlerflügeln.
Am nächsten Morgen geht er ins Büro.
Er macht den gleichen Job wie die Kollegen.
Tritt jemand bei ihm ein, sagt er Hallo.
Und kommt der Tod, dann geht er ihm entgegen.
Mit freundlicher Unterstützung von Margot und Joame
Er steht am Hang, die Parkbank ist verschneit,
und lauscht dem rauen Klang der Schlittenkufen
auf der vereisten Piste, weit und breit
nur Glücksgekreisch, und ab und zu ein Rufen.
Er zieht den Reißverschluss bis unters Kinn,
sieht seine Stadt im blauen Himmel treiben,
die Wintersonne legt sich müde hin
und blendet ihn aus fernen Fensterscheiben.
Beim Fortgehn summt er, rutscht auf einem Bein
zum Ausgang hin, stapft auf verharschten Spuren
ins Straßenland, nach Hause, ins Gestein,
wo er sich ausruht von den Weltentouren.
Wenn er am Abend seine Angst bewacht.
sieht er ins Leben, wie von großen Hügeln,
er jagt mit Schlitten durch die weiße Nacht
und schlägt das Meer mit seinen Adlerflügeln.
Am nächsten Morgen geht er ins Büro.
Er macht den gleichen Job wie die Kollegen.
Tritt jemand bei ihm ein, sagt er Hallo.
Und kommt der Tod, dann geht er ihm entgegen.
Mit freundlicher Unterstützung von Margot und Joame
#2
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Passant
in Ausgezeichnete Lyrik 22.01.2006 21:10von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Ulli
Das gefällt mir. Ich mag solche, etwas wehmütigen, Betrachtungen.
Ein paar Anmerkungen. ‚Rauen’ würde ich ohne ‚h’ schreiben. Adlerflügeln aber mit ‚l’. *g In der dritten Str. – die mir übrigens die schwächste erscheint – würde ich nicht auch noch mit ‚er’ beginnen. Wie wär’s zB. mit: Dann schlittert er durch schneevergnügtes Sein ... ? Sowieso, gebrauchst du etwas viel das Wörtchen ‚er’. Ersetze das doch mal mit einem ‚und’. Zb. in der letzten Str. / 2. Zeile. In der 4 Str. nach ‚Leben’ ein Koma und 2x ‚kommt’ in der letzten Str. ist etwas unschön. Vielleicht, wenn jemand zu ihm spricht oder zu ihm tritt?
Beste Grüsse
Margot
Das gefällt mir. Ich mag solche, etwas wehmütigen, Betrachtungen.
Ein paar Anmerkungen. ‚Rauen’ würde ich ohne ‚h’ schreiben. Adlerflügeln aber mit ‚l’. *g In der dritten Str. – die mir übrigens die schwächste erscheint – würde ich nicht auch noch mit ‚er’ beginnen. Wie wär’s zB. mit: Dann schlittert er durch schneevergnügtes Sein ... ? Sowieso, gebrauchst du etwas viel das Wörtchen ‚er’. Ersetze das doch mal mit einem ‚und’. Zb. in der letzten Str. / 2. Zeile. In der 4 Str. nach ‚Leben’ ein Koma und 2x ‚kommt’ in der letzten Str. ist etwas unschön. Vielleicht, wenn jemand zu ihm spricht oder zu ihm tritt?
Beste Grüsse
Margot
Hi Margot,
danke für dein Gefallen und deine aufmerksamen Anmerkungen, die ich sofort umsetze. Das wiederkehrende "Er" am Zeilenanfang war anfangs als Strukturelement gedacht, jetzt hast du mich ins Grübeln gebracht, ebenso mit dem doppelten "kommt" am Ende ...
Ich werde gleich in mich hören und nach eleganteren Lösungen suchen, aber wie du weißt, ist das eigene Sprachgefühl manchmal fürchterlich wählerisch und freundet sich nur mit wenigen Wendungen an, ohne genau zu wissen warum...
Schönste Grüße
Ulli
danke für dein Gefallen und deine aufmerksamen Anmerkungen, die ich sofort umsetze. Das wiederkehrende "Er" am Zeilenanfang war anfangs als Strukturelement gedacht, jetzt hast du mich ins Grübeln gebracht, ebenso mit dem doppelten "kommt" am Ende ...
Ich werde gleich in mich hören und nach eleganteren Lösungen suchen, aber wie du weißt, ist das eigene Sprachgefühl manchmal fürchterlich wählerisch und freundet sich nur mit wenigen Wendungen an, ohne genau zu wissen warum...
Schönste Grüße
Ulli
#4
von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Passant
in Ausgezeichnete Lyrik 24.01.2006 01:38von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Mir gefällt es sehr gut. Die Spielerei mit dem ER würde ich nochmals überdenken.
-Beim Worte 'rau' zum Beispiel merke ich, wie gräßlich diese von so 'Weisen' beschlossene Reform der Rechtschreibung ist. Ich kann und will mich damit gar nicht anfreunden.-
Doch zurück zum Gedicht, das Dein ausgeprägtes Talent zeigt. Es sind nur einige Kleinigkeiten, beispielsweise 'denselben' ist sinngemäß nicht richtig. Es müßte 'den gleichen' lauten.
Ein gutes Gedicht!
Freundlichen Gruß!
-Beim Worte 'rau' zum Beispiel merke ich, wie gräßlich diese von so 'Weisen' beschlossene Reform der Rechtschreibung ist. Ich kann und will mich damit gar nicht anfreunden.-
Doch zurück zum Gedicht, das Dein ausgeprägtes Talent zeigt. Es sind nur einige Kleinigkeiten, beispielsweise 'denselben' ist sinngemäß nicht richtig. Es müßte 'den gleichen' lauten.
Ein gutes Gedicht!
Freundlichen Gruß!
Ich kann nur sagen, dass es mir gefällt.
Es macht mich so gefühlsgeladen, dass ich das nicht mit einer langen und breiten Abhandlung zerstören will - sry.
In Ruhe genießen.
Lg Thomas
Es macht mich so gefühlsgeladen, dass ich das nicht mit einer langen und breiten Abhandlung zerstören will - sry.
In Ruhe genießen.
Lg Thomas
Hi Ulli.
Das ist ein richtiges Leckerli... . Leise, melancholisch, unaufdringlich transportierst du den Inhalt durch die Sprache, die durch Form und Reim im besten Klang sich schon selbst pointiert.
Da brauche ich den klasse Abgang erst gar nicht zu erwähnen.
Kurz kommentiert, intensiv genossen,
Vel
Das ist ein richtiges Leckerli... . Leise, melancholisch, unaufdringlich transportierst du den Inhalt durch die Sprache, die durch Form und Reim im besten Klang sich schon selbst pointiert.
Da brauche ich den klasse Abgang erst gar nicht zu erwähnen.
Kurz kommentiert, intensiv genossen,
Vel
Hallo Ulli!
Jetzt kann ich doch endlich einmal das tun, was ich schon immer tun wollte, mir aber bislang noch nie gestattete:
Schön. Einfach schön.
DG
Mattes
P.S.: Nein, das hast du jetzt nicht wirklich geglaubt, dass ein solcher Schwätzer sich damit begnügt, oder etwa doch?
In deinem Gedicht gibt es sehr vieles, was gefällt und das liegt natürlich besonders an der – bereits erwähnten – unaufdringlichen Art, in der du eine eindringliche Geschichte erzählst. Das Werk ist ein wunderbares Beisipiel dafür, dass es eben weniger die ach so einfallsreichen Metaphern und/oder Neologismen oder die zum Erbrechen häufig zitierte, sogenannte poetische Sprache ist, die in nachhaltigen Bann ziehen, sondern der Inhalt und wie er beschrieben ist. Und wie so häufig ist das Einfache das Geniale. Natürlich kommt glücklich hinzu, dass du hier keinerlei Verrenkungen benötigst und das soll dir erst einmal jemand nachmachen: Keine Ellipsen, keine Elisionen, keine syntaktischen, grammatikalischen, orthografischen Zugeständnisse. Bis auf die müde Wintersonne kommen die Metaphern lediglich in der Traumsequenz und im Tod zum Zuge. Und wie wunderbar lakonisch wird der hingenommen. Dieser Passant (ist übrigens in meine Titel-Hall-of-Fame aufgenommen) begegnet selbst dem Tod so beiläufig, wie allem anderen in seinem Leben.
Ich bin, wer nicht, bekennender Rilke-Fan. Dieses Gedicht erinnert mich in weiten Teilen an Rilke oder zumindest an mein Vergnügen, welches ich hüben wie drüben empfinde. Größeres Lob habe ich nicht zu verteilen.
Jetzt kann ich doch endlich einmal das tun, was ich schon immer tun wollte, mir aber bislang noch nie gestattete:
Schön. Einfach schön.
DG
Mattes
P.S.: Nein, das hast du jetzt nicht wirklich geglaubt, dass ein solcher Schwätzer sich damit begnügt, oder etwa doch?
In deinem Gedicht gibt es sehr vieles, was gefällt und das liegt natürlich besonders an der – bereits erwähnten – unaufdringlichen Art, in der du eine eindringliche Geschichte erzählst. Das Werk ist ein wunderbares Beisipiel dafür, dass es eben weniger die ach so einfallsreichen Metaphern und/oder Neologismen oder die zum Erbrechen häufig zitierte, sogenannte poetische Sprache ist, die in nachhaltigen Bann ziehen, sondern der Inhalt und wie er beschrieben ist. Und wie so häufig ist das Einfache das Geniale. Natürlich kommt glücklich hinzu, dass du hier keinerlei Verrenkungen benötigst und das soll dir erst einmal jemand nachmachen: Keine Ellipsen, keine Elisionen, keine syntaktischen, grammatikalischen, orthografischen Zugeständnisse. Bis auf die müde Wintersonne kommen die Metaphern lediglich in der Traumsequenz und im Tod zum Zuge. Und wie wunderbar lakonisch wird der hingenommen. Dieser Passant (ist übrigens in meine Titel-Hall-of-Fame aufgenommen) begegnet selbst dem Tod so beiläufig, wie allem anderen in seinem Leben.
Ich bin, wer nicht, bekennender Rilke-Fan. Dieses Gedicht erinnert mich in weiten Teilen an Rilke oder zumindest an mein Vergnügen, welches ich hüben wie drüben empfinde. Größeres Lob habe ich nicht zu verteilen.
#11
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Passant
in Ausgezeichnete Lyrik 01.02.2006 21:45von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo Ulli,
ich bin schon öfters um diese Zeilen herumgeschlichen, wollte immer etwas schreiben, hatte dann aber meist zuwenig Zeit. Zumindest zu wenig von der Zeit, die ich gerne für diese Zeilen aufgewendet hätte. Nun ist eigentlich schon alles gesagt, aber ganz vorüberziehen lassen wollte ich diesen Text nun auch nicht.
Mattes hat Recht: es braucht keine Neologismen, keine abgefahrenen Reimschemata und keine onomatopoetischen Klangbilder, es genügt, wenn eine gute Geschichte erzählt wird. Was mich aber noch mehr beeindruckt, ist, wie sehr eigentlich der Wehmut schon von Anfang an durch die Zeilen sickert und auf das Ende vorbereitet. Die letzte Zeile ist zwar letztlich überraschend, aber nicht störend. Es wäre zuviel gesagt, dass das Gedicht zwangsläufig darauf hinauslaufen würde, so ist es nicht, aber das Ende gibt Deinen Zeilen eine gewisse tragische Harmonie, es macht das alles richtig rund. Du beschreibst in Deinem Gedicht zwei Tage im Winter, gefühlsmäßig bin ich aber eher in der Melancholie des Herbstes. Und bevor ich anfange, gänzlich unerträglich in meinem Geseier zu werden, höre ich lieber auf .
Gefällt mir sehr.
Don
ich bin schon öfters um diese Zeilen herumgeschlichen, wollte immer etwas schreiben, hatte dann aber meist zuwenig Zeit. Zumindest zu wenig von der Zeit, die ich gerne für diese Zeilen aufgewendet hätte. Nun ist eigentlich schon alles gesagt, aber ganz vorüberziehen lassen wollte ich diesen Text nun auch nicht.
Mattes hat Recht: es braucht keine Neologismen, keine abgefahrenen Reimschemata und keine onomatopoetischen Klangbilder, es genügt, wenn eine gute Geschichte erzählt wird. Was mich aber noch mehr beeindruckt, ist, wie sehr eigentlich der Wehmut schon von Anfang an durch die Zeilen sickert und auf das Ende vorbereitet. Die letzte Zeile ist zwar letztlich überraschend, aber nicht störend. Es wäre zuviel gesagt, dass das Gedicht zwangsläufig darauf hinauslaufen würde, so ist es nicht, aber das Ende gibt Deinen Zeilen eine gewisse tragische Harmonie, es macht das alles richtig rund. Du beschreibst in Deinem Gedicht zwei Tage im Winter, gefühlsmäßig bin ich aber eher in der Melancholie des Herbstes. Und bevor ich anfange, gänzlich unerträglich in meinem Geseier zu werden, höre ich lieber auf .
Gefällt mir sehr.
Don
Danke Don,
nachdem Margot schon von Wehmut sprach, möchte ich doch sagen, dass ich selbst den Passanten mehr heiter als melancholisch wahrnehme. Das "Weh" ist schon drin, weil das Leben nun mal vorübergeht, aber für einen, der den "Mut" aufbringt, nicht daran festzuhalten, seinen Ängsten entgegenzugehen, für einen. der selbst zum Vorübergehenden wird, ist das Leben voll von kleinen schönen Dingen, die einfach "passieren".
Also Wehmut war schon gemeint, aber mit Betonung auf Mut. Dieses Empfinden kann man natürlich niemanden ver-schreiben. Bei dem Passanten siegt das Harmonische über das Tragische.
Aber sicher ist man nie. Ich werde nochmal nachfragen.
Schöne Grüße, Ulli
nachdem Margot schon von Wehmut sprach, möchte ich doch sagen, dass ich selbst den Passanten mehr heiter als melancholisch wahrnehme. Das "Weh" ist schon drin, weil das Leben nun mal vorübergeht, aber für einen, der den "Mut" aufbringt, nicht daran festzuhalten, seinen Ängsten entgegenzugehen, für einen. der selbst zum Vorübergehenden wird, ist das Leben voll von kleinen schönen Dingen, die einfach "passieren".
Also Wehmut war schon gemeint, aber mit Betonung auf Mut. Dieses Empfinden kann man natürlich niemanden ver-schreiben. Bei dem Passanten siegt das Harmonische über das Tragische.
Aber sicher ist man nie. Ich werde nochmal nachfragen.
Schöne Grüße, Ulli
#14
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Passant
in Ausgezeichnete Lyrik 01.02.2006 22:22von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Ja, seltsam, die postive Seite, die man sehen kann, berührt mich viel weniger. Dabei ist es wohl etwas großartiges, wenn man dem Tod erhobenen Hauptes entgegen gehen kann, dafür muss man dann vermutlich sehr mit sich im Reinen sein.
Geradezu mutmachend. Ich mag die wehmutmachende Sicht dennoch lieber ...
Don
Geradezu mutmachend. Ich mag die wehmutmachende Sicht dennoch lieber ...
Don
Hmmm…sorry, Ulli.
Aber eine überwiegend heitere, positive Konnotation kommt m.E. hier nicht zum Tragen. Reimschema, Sprache, Klang und vor allem die Wortwahl hinterlassen bei mir einen Gesamteindruck, der mehr nach Melancholie und tragischem Moment klingt, als du es vielleicht beabsichtigtest. Ich sehe eher einen Protagonisten, der sich selbst nicht wirklich in der Gesellschaft wiederfindet, vielmehr als Aussenseiter recht einsam zurückbleibt.
Du schreibst von verschneiten Parkbänken, rauen Klängen, vereisten Pisten, Glücksgekreisch (was doch eher abwertend klingt), einer müden Wintersonne, geblendet sein, einem Zuhause im Gestein, sich ausruhen, Angst (die, wenn man dieselbe bewacht, doch nicht wirklich Befreiung, sprich innere Harmonie bringen kann), usw.
Nein, da überwiegt für mich Melancholie und Abgeschiedenheit, die da an den Leser herangetragen wird, da kannst du mir erzählen was du willst. Wo sind denn die wirklich positiven, realen Momente dabei?
Da bleibt nur die Phantasie, die auf Adlerschwingen über Meere trägt. Nirgends deutet etwas darauf hin, dass hier echte Zufriedenheit empfunden würde und wenn überhaupt, dann doch sehr vordergründig, und ich würde Hallo sagen, wenn sich nur ein anderes Empfinden bei mir einstellen würde. Wenn dann schlussendlich vom Büro aus dem Tod entgegen gegangen wird, muss ich das dann nicht unweigerlich als Sarkasmus auffassen?
Sorry, das kann ich leider nicht anders lesen, als dass hier das Leben recht eigentlich ’passiert’ und wenn möglich, es doch eher früher als später vorübergehen solle, da hilft auch ein Summen nicht, um mir die Wehmut dieses ausgegrenzten LyrIchs auszutreiben. Hier fehlt mir der Gegenpart, sprich irgendeinen menschlichen Bezug - und der zu seinen Kollegen bleibt doch eher oberflächlich. So bleibt der Protagonist einfach zu isoliert (im Reissverschluss) und kann für mich gar keine andere Rolle, als die eines tragischen Helden einnehmen. Das ist aber meine persönliche Meinung .
Alles andere schrieb ich ja schon in meinem ersten Post,
LG, Vel
Aber eine überwiegend heitere, positive Konnotation kommt m.E. hier nicht zum Tragen. Reimschema, Sprache, Klang und vor allem die Wortwahl hinterlassen bei mir einen Gesamteindruck, der mehr nach Melancholie und tragischem Moment klingt, als du es vielleicht beabsichtigtest. Ich sehe eher einen Protagonisten, der sich selbst nicht wirklich in der Gesellschaft wiederfindet, vielmehr als Aussenseiter recht einsam zurückbleibt.
Du schreibst von verschneiten Parkbänken, rauen Klängen, vereisten Pisten, Glücksgekreisch (was doch eher abwertend klingt), einer müden Wintersonne, geblendet sein, einem Zuhause im Gestein, sich ausruhen, Angst (die, wenn man dieselbe bewacht, doch nicht wirklich Befreiung, sprich innere Harmonie bringen kann), usw.
Nein, da überwiegt für mich Melancholie und Abgeschiedenheit, die da an den Leser herangetragen wird, da kannst du mir erzählen was du willst. Wo sind denn die wirklich positiven, realen Momente dabei?
Da bleibt nur die Phantasie, die auf Adlerschwingen über Meere trägt. Nirgends deutet etwas darauf hin, dass hier echte Zufriedenheit empfunden würde und wenn überhaupt, dann doch sehr vordergründig, und ich würde Hallo sagen, wenn sich nur ein anderes Empfinden bei mir einstellen würde. Wenn dann schlussendlich vom Büro aus dem Tod entgegen gegangen wird, muss ich das dann nicht unweigerlich als Sarkasmus auffassen?
Sorry, das kann ich leider nicht anders lesen, als dass hier das Leben recht eigentlich ’passiert’ und wenn möglich, es doch eher früher als später vorübergehen solle, da hilft auch ein Summen nicht, um mir die Wehmut dieses ausgegrenzten LyrIchs auszutreiben. Hier fehlt mir der Gegenpart, sprich irgendeinen menschlichen Bezug - und der zu seinen Kollegen bleibt doch eher oberflächlich. So bleibt der Protagonist einfach zu isoliert (im Reissverschluss) und kann für mich gar keine andere Rolle, als die eines tragischen Helden einnehmen. Das ist aber meine persönliche Meinung .
Alles andere schrieb ich ja schon in meinem ersten Post,
LG, Vel
#16
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Passant
in Ausgezeichnete Lyrik 02.02.2006 12:45von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Ulli
Da melde ich mich doch auch noch mal zu Wort. Ich stimme Vel zu. Es war vielleicht aus meinem Kommentar nicht ersichtlich, da ich zu kurz auf den Inhalt eingegangen bin. Aber alleine schon dein Titel, lässt, bevor man sich überhaupt mit dem Text befasst, auf jemanden schliessen, der das Leben mehr aus der Beobachterseite erlebt. Ein Vorübergehender. Das ist vor allem in der 1. und letzten Str. zu spüren. Er ist einer, der abseits steht, der zuschaut, sich nicht einmischt, nicht auffällt. Das ist nichts Negatives, sondern vermittelt dem Leser ein Gefühl des Bedauerns, vielleicht sogar des Mitleids. Weil wir auch solche Menschen kennen, vielleicht uns sogar selber (manchmal) so fühlen. Wir verstehen den Protagonisten. Deswegen berühren deine Zeilen.
Du musst dich nicht rechtfertigen, wenn du anderes im Sinn hattest, geniesse doch einfach die allg. Zustimmung.
Gruss
Margot
Da melde ich mich doch auch noch mal zu Wort. Ich stimme Vel zu. Es war vielleicht aus meinem Kommentar nicht ersichtlich, da ich zu kurz auf den Inhalt eingegangen bin. Aber alleine schon dein Titel, lässt, bevor man sich überhaupt mit dem Text befasst, auf jemanden schliessen, der das Leben mehr aus der Beobachterseite erlebt. Ein Vorübergehender. Das ist vor allem in der 1. und letzten Str. zu spüren. Er ist einer, der abseits steht, der zuschaut, sich nicht einmischt, nicht auffällt. Das ist nichts Negatives, sondern vermittelt dem Leser ein Gefühl des Bedauerns, vielleicht sogar des Mitleids. Weil wir auch solche Menschen kennen, vielleicht uns sogar selber (manchmal) so fühlen. Wir verstehen den Protagonisten. Deswegen berühren deine Zeilen.
Du musst dich nicht rechtfertigen, wenn du anderes im Sinn hattest, geniesse doch einfach die allg. Zustimmung.
Gruss
Margot
Ich möchte nicht zu viel für den Passanten sprechen, weil ich das Gefühl habe, er "gehört" mir nicht mehr. Er hat sich selbständig gemacht und Franzi nimmt ihn als glücklichen, offenen Menschen wahr, die anderen eher als melancholische und tragische Gestalt. Er ist sicher keiner, der mitten im Leben steht, er steht am Rande, er ist ein Schauender, er lebt in Abgeschiedenheit - aber nur weil ein solches - meinetwegen auch "einsames"- Dasein für die meisten von uns unerträglich, traurig und tragisch ist, gibt es nicht auch Formen der Verbundenheit (angedeutet in der 4. Strophe) die das All-ein-sein mehr als erträglich machen, die zu einem inneren Frieden führen, der tatsächlich etwas ganz anderes ist als vordergründige Zufriedenheit?
Aber ich will euch in eure Wahrnehmungen nicht hineinreden. Ich wollte euch nur meine mitteilen.
Salut, Ulli
Aber ich will euch in eure Wahrnehmungen nicht hineinreden. Ich wollte euch nur meine mitteilen.
Salut, Ulli
Hallo Ulli,
jetzt ist schon so viel zu diesem Gedicht gesagt worden, dass ich nur ein paar Worte über die Wirkung, die es auf mich gemacht hat, loswerden will. (Hat ja jeder schon, ich will auch! ) Und ich kann den Passanten eigentlich nicht als rein tragische Figur sehen, irgendwie erinnert er mich an eine Figur aus irgendeiner Geschichte von Dostojewski.. Zwar einsam und für sich, neben dem Weltgeschehen hergehend.. aber er ist nicht auf eine tragische Weise unglücklich, sondern irgendwie auf eine verborgene, innere Weise gereift und erkennend. Ich finde ihn jedenfalls nicht schwach und verloren. So jemand muss sicherlich schmerzerfahren sein, aber er geht nicht dem Tod entgegen wegen eines unerträglichen Leidens oder seiner Isolation, sondern bewusst und aus freien Stücken. Dass er sein Leben wie von fernen Hügeln aus sieht, zeigt, dass er sich über es erhoben hat. Ein einfacher Mensch, der natürlich Ängste aussteht, aber doch durch tiefes, inneres Erkennen stark ist und große Ruhe und Gleichgewicht ausstrahlt.
Naja, jetzt hab ich viel reingelesen. Aber die Figur ist unglaublich anziehend, eben weil man sie nur so nach innen gekehrt gehen und stehen sieht und die Verse wie einen Gesichtsausdruck oder eine Körperhaltung zu lesen versucht..
Liebe Grüße,
Motte
#20
von Arno Boldt • | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Passant
in Ausgezeichnete Lyrik 08.02.2006 22:01von Arno Boldt • | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
|
Forum Statistiken
Das Forum hat 8220
Themen
und
61619
Beiträge.
Heute waren 0 Mitglieder Online: Besucherrekord: 420 Benutzer (07.01.2011 19:53). |
Ein Kostenloses Forum | Einfach ein Forum erstellen |