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#1
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Die Hand und der Bär
in Philosophisches und Grübeleien 02.02.2006 10:45von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Die Hand und der Bär
Wie könnte ich verzeihen,
was mich so bekümmert,
da man mich einst lehrte
hinter vorbehaltener Hand,
über die Dinge im Leben,
als wenn sie so wären
wie sie gern wären.
So band man mir einen
schwatzenden Bären auf
meine jungen Schultern,
und ich trug ihn weit.
Er brummte die ganze Zeit
alles, was Recht sei
und wie er mich kröne
durch seinen Rückhalt.
Doch bei seinem Abschied
sagt er mir schließend:
"Jeder braucht Urlaub,
sogar die Gerechtigkeit".
Verwirrt wende ich mich
zur einst lenkenden Hand.
Die erhobenen Finger erschlaffen
und falten ein stummes Gebet.
Eine ältere Kamelle
Wie könnte ich verzeihen,
was mich so bekümmert,
da man mich einst lehrte
hinter vorbehaltener Hand,
über die Dinge im Leben,
als wenn sie so wären
wie sie gern wären.
So band man mir einen
schwatzenden Bären auf
meine jungen Schultern,
und ich trug ihn weit.
Er brummte die ganze Zeit
alles, was Recht sei
und wie er mich kröne
durch seinen Rückhalt.
Doch bei seinem Abschied
sagt er mir schließend:
"Jeder braucht Urlaub,
sogar die Gerechtigkeit".
Verwirrt wende ich mich
zur einst lenkenden Hand.
Die erhobenen Finger erschlaffen
und falten ein stummes Gebet.
Eine ältere Kamelle
#2
von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Die Hand und der Bär
in Philosophisches und Grübeleien 02.02.2006 17:29von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Lieber GeradeWohl!
Jetzt stehe ich offensichtlich auf der Leitung. Vielleicht weil ich übermüdet bin, verstehe ich nicht alles so, wie es von Dir geschrieben wurde.
Ob meine Annahme richtig ist, daß man Dich lehrte, die Wahrheit und Tatsachen des Lebens laut auszusprechen. Für Dich sagte dann der Bär alles und predigte die Gerechtigkeit. Bis er eines Tages dann meinte, er brauche Urlaub.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich es richtig erfasste.
Wenn ich aber noch andere Kommentare abwarte, wird es sicher daraus hervorgehen.
Der Idee ist ausgefallen und interessant.
Ich warte lieber noch ab, ob ich es richtig verstand.
Freundlichen Gruß!
Joame
Jetzt stehe ich offensichtlich auf der Leitung. Vielleicht weil ich übermüdet bin, verstehe ich nicht alles so, wie es von Dir geschrieben wurde.
Ob meine Annahme richtig ist, daß man Dich lehrte, die Wahrheit und Tatsachen des Lebens laut auszusprechen. Für Dich sagte dann der Bär alles und predigte die Gerechtigkeit. Bis er eines Tages dann meinte, er brauche Urlaub.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich es richtig erfasste.
Wenn ich aber noch andere Kommentare abwarte, wird es sicher daraus hervorgehen.
Der Idee ist ausgefallen und interessant.
Ich warte lieber noch ab, ob ich es richtig verstand.
Freundlichen Gruß!
Joame
#3
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Die Hand und der Bär
in Philosophisches und Grübeleien 04.02.2006 10:48von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hallo GW
Auch ich komme nicht ganz dahinter. Zuerst meine ich zu erkennen, dass dem Jungen Lügen über das Leben und die Welt aufgetischt werden. Ich denke, dass es sich um die Erziehung handelt. Das abstreifen des aufgebundenen Bären, steht für das Bilden einer eigenen Sichtweise. Aber warum der Bär die Gerechtigkeit symbolisiert verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht. Die Hände die dann gefaltet werden, kann ich auch in dem Zusammenhang nicht einordnen. Möglicherweise, tauscht das Lyri den Bären gegen den Glauben. So könnte ich es verstehen.
Ich finde, dass es sehr schwer zu lesen ist, durch die vielen Absätze. Es macht ein wenig den Eindruck, dass du hier auf eine optische Gedichtform Wert legtest. Ich musste es ein paar Mal lesen.
LG Gem
Auch ich komme nicht ganz dahinter. Zuerst meine ich zu erkennen, dass dem Jungen Lügen über das Leben und die Welt aufgetischt werden. Ich denke, dass es sich um die Erziehung handelt. Das abstreifen des aufgebundenen Bären, steht für das Bilden einer eigenen Sichtweise. Aber warum der Bär die Gerechtigkeit symbolisiert verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht. Die Hände die dann gefaltet werden, kann ich auch in dem Zusammenhang nicht einordnen. Möglicherweise, tauscht das Lyri den Bären gegen den Glauben. So könnte ich es verstehen.
Ich finde, dass es sehr schwer zu lesen ist, durch die vielen Absätze. Es macht ein wenig den Eindruck, dass du hier auf eine optische Gedichtform Wert legtest. Ich musste es ein paar Mal lesen.
LG Gem
Hallo GW,
Ich seh das auch so, dass der Bär eine falsche, vielleicht irgendwie philisterhafte, moralinsauere, sich selbst angepasst Sichtweise der Welt verkörpert, die aber behauptet “Gerechtigkeit” zu sein. Dass sie es selbst behauptet zeigt irgendwie an, dass sie sich verselbständigt hat und nicht mehr an die Leute gebunden ist, die sie dem lyrIch auftrugen.
Dass sie plötzlich Urlaub macht, verstehe ich auch nicht. Dachte zuerste, dass sie sich mit dem Fortschreiten des Lebens selbst entlarvt, also ihre Falschheit und Entstelltheit nicht mehr vor der Realität verbergen kann. Aber dann würde der Bär dem lyrIch ja eher vom Buckel rutschen, anstatt sich höflich zu verabschieden.
Ohne den Bären kommt das Ich jedenfalls nicht klar und wendet sich an die früherigen Verantwortlichen, die ihn mit den falschen Vorstellungen in die Welt geschickt haben. Mit den erhobenen Händen sind wohl nicht die des lyrIchs, sondern die dieser Leute gemeint...? (erhobene Hand vs. lenkende/ führende Hand - drohende Hand vs. erschlaffende Hand) Also, diese Hände sind nicht mehr bereit oder können sich nicht mehr des lyrIchs annehmen. Sie falten die Hände zum Gebet (wobei man kein Gebet falten kann... )... wie Leute es tun, die das Weltgeschehen selbst nicht mehr verstehen und nicht damit klarkommen, dass nicht alles gerecht und gut ist und sich doch nicht nach einem subjektiven moralischen Prinzip einordnen lässt... also nun alles “Gottes unergründlichem Plane” zuschreiben und schicksalsergeben auf Erlösung hoffen.
Naja, irgendwie ein bißchen schief interpretiert...
Liebe Grüße,
Motte
#5
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Die Hand und der Bär
in Philosophisches und Grübeleien 04.02.2006 14:07von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo ihr drei,
ja, ich glaube, dieses Gedicht ist wie so oft, wenn ich Dinge kombiniere, die nicht so offensichtlich zusammengehören, wie der Bär und die Hände, etwas schief gegangen.
Es geht natürlich um Erziehung und Moral. Ein junger Mensch, dem gesagt wird, was richtig und falsch ist, Werte und Gebote werden mit erhobenem Zeigefinger vermittelt. Der Bär sollte die Last dieser Werte darstellen, die dem Jungen Menschen mit gegeben wird, wenn er sich in die Welt aufmacht. Er sagt ihm stets was entsprechend dem was er gelernt hat gut und richtig ist, ein Sprachrohr der Erziehenden.
In der letzten Strophe gibt der Bär dem Ich noch eine letzte Lektion, wobei der Bär nicht die Gerechtigkeit darstellen soll, sondern nach wie vor die Stimme der Moral. Der Bär verschwindet nicht, weil er Urlaub macht wie die Gerechtigkeit, sondern weil er sich mit dieser Aussage überflüssig macht. Das moralische Gerüst zum Einsturz bringt. Die lenkende, erziehende Hand senkt den erhobenen Zeigefinger, stellt jedoch seine Moral nicht in frage, sondern zieht sich nur von seiner Moralhüter-Position zurück auf die des Moraldieners indem es sich der über ihr stehenden Instanz zuwendet, was gegenüber dem ich doch recht verlogen erscheint.
Dieser Satz "die Gerechtigkeit braucht auch mal Urlaub" kam mir letztes Jahr so in den Sinn, als in der Politik doch zunehmend zu beobachten war, wie sich die hohen Hüter der Moral und Ethik immer wieder berechtigt sahen mit fadenscheinigen Begründungen sich über ihre eigenen Maßstäbe hinweg zu setzen. Daraus folgend die Erinnerung daran, dass es eigentlich immer so ist.
Ich bin selber katholisch erzogen worden und daher weiß ich, dass einem da wirklich ein ziemlich dickes Päkchen mitgegeben wird als heranwachsendem Mensch. Das Leben lehrt einen, dass man sich da mit seinem Gewissen und moralischer Unterwerfung teilweise mehr Stress gemacht hat als nötig, dass alles doch nicht so schwarz/weiß ist, wie einem gesagt wurde. Man wird aber als Kind für so dumm gehalten, dass man noch nicht in der Lage wäre, ein so differenziertes Weltbild zu verstehen, also wird mit Druck und Androhung von Strafe gearbeitet, um einen auf den rechten Weg zu führen.
Darum ging es mir in dem Gedicht, dass diese Prozedur zwar funktioniert, einen aber mit einem gewissen Misstrauen gegenüber den erziehenden Instanzen zurückläßt und möglicherweise mit ein wenig Bitterkeit.
Wie dem auch sei. Das vermag mein Text wohl nicht zu transportieren.
Also, GW, Thema verfehlt, setzen.
Danke Euch.
Grüße,
GerateWohl
ja, ich glaube, dieses Gedicht ist wie so oft, wenn ich Dinge kombiniere, die nicht so offensichtlich zusammengehören, wie der Bär und die Hände, etwas schief gegangen.
Es geht natürlich um Erziehung und Moral. Ein junger Mensch, dem gesagt wird, was richtig und falsch ist, Werte und Gebote werden mit erhobenem Zeigefinger vermittelt. Der Bär sollte die Last dieser Werte darstellen, die dem Jungen Menschen mit gegeben wird, wenn er sich in die Welt aufmacht. Er sagt ihm stets was entsprechend dem was er gelernt hat gut und richtig ist, ein Sprachrohr der Erziehenden.
In der letzten Strophe gibt der Bär dem Ich noch eine letzte Lektion, wobei der Bär nicht die Gerechtigkeit darstellen soll, sondern nach wie vor die Stimme der Moral. Der Bär verschwindet nicht, weil er Urlaub macht wie die Gerechtigkeit, sondern weil er sich mit dieser Aussage überflüssig macht. Das moralische Gerüst zum Einsturz bringt. Die lenkende, erziehende Hand senkt den erhobenen Zeigefinger, stellt jedoch seine Moral nicht in frage, sondern zieht sich nur von seiner Moralhüter-Position zurück auf die des Moraldieners indem es sich der über ihr stehenden Instanz zuwendet, was gegenüber dem ich doch recht verlogen erscheint.
Dieser Satz "die Gerechtigkeit braucht auch mal Urlaub" kam mir letztes Jahr so in den Sinn, als in der Politik doch zunehmend zu beobachten war, wie sich die hohen Hüter der Moral und Ethik immer wieder berechtigt sahen mit fadenscheinigen Begründungen sich über ihre eigenen Maßstäbe hinweg zu setzen. Daraus folgend die Erinnerung daran, dass es eigentlich immer so ist.
Ich bin selber katholisch erzogen worden und daher weiß ich, dass einem da wirklich ein ziemlich dickes Päkchen mitgegeben wird als heranwachsendem Mensch. Das Leben lehrt einen, dass man sich da mit seinem Gewissen und moralischer Unterwerfung teilweise mehr Stress gemacht hat als nötig, dass alles doch nicht so schwarz/weiß ist, wie einem gesagt wurde. Man wird aber als Kind für so dumm gehalten, dass man noch nicht in der Lage wäre, ein so differenziertes Weltbild zu verstehen, also wird mit Druck und Androhung von Strafe gearbeitet, um einen auf den rechten Weg zu führen.
Darum ging es mir in dem Gedicht, dass diese Prozedur zwar funktioniert, einen aber mit einem gewissen Misstrauen gegenüber den erziehenden Instanzen zurückläßt und möglicherweise mit ein wenig Bitterkeit.
Wie dem auch sei. Das vermag mein Text wohl nicht zu transportieren.
Also, GW, Thema verfehlt, setzen.
Danke Euch.
Grüße,
GerateWohl
#6
von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Die Hand und der Bär
in Philosophisches und Grübeleien 04.02.2006 17:50von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Aber nein, lieber GeradeWohl, das Thema ist deswegen doch nicht verfehlt!
Ob nun die Symbole entschlüsselt werden oder die Geschichte 1:1 genommen wird, was mir sehr gut gefällt.
Tatsache ist doch, Du hast hier einen Beitrag geleistet, der Gefallen gefunden hat und außerdem müde Denker aufweckte.
Mache nur weiter!
Freundlichen Gruß!
Joame
Ob nun die Symbole entschlüsselt werden oder die Geschichte 1:1 genommen wird, was mir sehr gut gefällt.
Tatsache ist doch, Du hast hier einen Beitrag geleistet, der Gefallen gefunden hat und außerdem müde Denker aufweckte.
Mache nur weiter!
Freundlichen Gruß!
Joame
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