Hallo Ric,
ja, ein anspruchsvolles Gedicht! Einerseits durch die Langzeile, andererseits durch die Thematik. Es wird die Sicht zweier Menschen auf die gleiche Sache bzw. die Sicht der lyrDu aus der Sicht des lyrIchs beschrieben. Das wird wohl die gemeinsame Beziehung sein. Zum Formalen muss/kann ich nichts sagen außer: ausgereift! Wenn was zu verbessern wäre, würde ich das nicht sehen. Schön fand ich den Wechel im Zeilenanfang, also 1.und 3. ohne, 2. und. 4. mit Auftakt. Es ist nur etwas schwierig zu Lesen, weil man eben immer im rechten Rhythmus bleiben muss und bei solchen Langzeilen ist das halt mühsamer, da Lesetempo und Worte, die man herausheben/ besonders betonen möchte, nicht immer mit der Gleichmäßigkeit der Metrik zusammengehen wollen. Nach mehrmaligem Lesen gelang es mir aber dann und es hat Spaß gemacht, es zu rezitieren.
Allerdings finde ich: Man merkt dem Gedicht an, dass es nicht einfach zu schreiben war. Es ist (soweit ich sehe) metrisch einwandfrei, trotzdem ist es etwas zähflüssig und die Verse gehen inhaltlich nicht ohne weiteres ineinander über, da die Formulierungen eben so lang sind. Gut, dass du keine komplizierten, langen Wörter verwendest.
Zum Inhalt: LyrIch und Du stehen in einer Beziehung zueinander, die aber an einem toten Punkt angelangt ist, was das lyrIch sehr bewusst reflektiert. Es wirkt sehr desillusioniert und glaubt nicht mehr daran, etwas retten zu können. Auch die Versuche des lyrDu - das noch nicht zur gleichen Erkenntnis wie das lyrIch gelangt ist, sich aber auf dem Weg dorthin befindet - bewirkten das Gegenteil.
Das lyrIch ist depressiv und festgefahren, es sieht keine Zukunft und hält deshalb in der 3. Strophe rückwärtsgewandt für eine kurze Betrachtung die Reste eines verlorenen Glücks in den Händen. Das Gitter könnte die Trennung zwischen den Zeiten symbolisieren.. oder halt auch die Trennung der ehemals Liebenden..
Es ist ein schweres und schwerwiegendes Gedicht, musst es mir erarbeiten. Hab´s aber dennoch gerne gelesen..
Liebe Grüße,
Motte