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Sünden aus der Anfangszeit..
Hatte ich vor ein paar Wochen im Archiv gefunden..
Ist eine, tja.. wenn man so will.. Trilogie.
Der Zyniker
Er kam auf mich zu, mit den Worten:
„Ich bin Zyniker.“ Und brachte
ein breites Grinsen hervor.
„Wo“, so fragte ich, „hast du ihn versteckt? Klebt er
zwischen deinen Zähnen als dein letztes Mahl,
so daß ich ihn erst herauspulen muß,
schwimmt er auf der Zunge, so daß
ich nur darauf warten muß, bis er
säurig an mir herunterläuft, ist es
der Dreck hinter deinen Ohren, den ich
jetzt nicht sehen kann oder ist es
das Messer in der offenen Linken
hinter dir, das du fest umgriffen glaubtest?“
Er schaute mich gebrochen an und ging.
Das Bescheidene
Es kam nackt auf mich zu, mit den Worten:
„Ich bin bescheiden.“ Und fügte
ein spärliches Gesicht bei.
„Bescheiden“, so fragte ich, „worin? Ist es
die blanke Haut im Winter, die
dich wärmt, ist es das lebensferne Gesicht, das
dich zum Schattenmenschen werden läßt, ist es
der dankend angenommene Dank oder sind es
deine Begleiter neben dir - sind sie
das Etikett deiner Bescheidenheit?“
Ich lächelte bedauernd und ging blutend weiter.
Die Spontane
Sie kam auf mich zu, mit den Worten:
„Ich bin spontan.“ Und hielt
den Terminplaner in der Hand.
„Wo“, so fragte ich, „hast du sie vergraben? Ist es
die Reise in letzter Minute, die du jedes Jahr
zur gleichen Zeit begehst, ist es
die Ausrede, die verwegene Haltung, die
du variiert anwendest, mich zu vertrösten –
oder ist es der einsame Kuß in der
verlorenen Nacht am See, der mich seitdem
auf deine Spontanität hoffen läßt.“
Sie kam mir nahe, küßte mich und wir gingen.
2000-11-18
Hatte ich vor ein paar Wochen im Archiv gefunden..
Ist eine, tja.. wenn man so will.. Trilogie.
Der Zyniker
Er kam auf mich zu, mit den Worten:
„Ich bin Zyniker.“ Und brachte
ein breites Grinsen hervor.
„Wo“, so fragte ich, „hast du ihn versteckt? Klebt er
zwischen deinen Zähnen als dein letztes Mahl,
so daß ich ihn erst herauspulen muß,
schwimmt er auf der Zunge, so daß
ich nur darauf warten muß, bis er
säurig an mir herunterläuft, ist es
der Dreck hinter deinen Ohren, den ich
jetzt nicht sehen kann oder ist es
das Messer in der offenen Linken
hinter dir, das du fest umgriffen glaubtest?“
Er schaute mich gebrochen an und ging.
Das Bescheidene
Es kam nackt auf mich zu, mit den Worten:
„Ich bin bescheiden.“ Und fügte
ein spärliches Gesicht bei.
„Bescheiden“, so fragte ich, „worin? Ist es
die blanke Haut im Winter, die
dich wärmt, ist es das lebensferne Gesicht, das
dich zum Schattenmenschen werden läßt, ist es
der dankend angenommene Dank oder sind es
deine Begleiter neben dir - sind sie
das Etikett deiner Bescheidenheit?“
Ich lächelte bedauernd und ging blutend weiter.
Die Spontane
Sie kam auf mich zu, mit den Worten:
„Ich bin spontan.“ Und hielt
den Terminplaner in der Hand.
„Wo“, so fragte ich, „hast du sie vergraben? Ist es
die Reise in letzter Minute, die du jedes Jahr
zur gleichen Zeit begehst, ist es
die Ausrede, die verwegene Haltung, die
du variiert anwendest, mich zu vertrösten –
oder ist es der einsame Kuß in der
verlorenen Nacht am See, der mich seitdem
auf deine Spontanität hoffen läßt.“
Sie kam mir nahe, küßte mich und wir gingen.
2000-11-18
#2
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Trilogie..
in Diverse 13.02.2006 11:33von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hallo Arno
Ich weiß nicht recht, was ich hier sagen soll. Der Text an sich gefällt mir durch die Formgebung gut. Man wird ohne larifari in die Situation geworfen, was bei mir etwas ausgelöst hat. Denoch verstehe ich das Ziel nicht. Ich sehe das Lüri als einen abgehobenen Zyniker, der alle Fehler und Lügen durchschaut. Am Ende sehe ich durch das nehmen der Hand, das Annehmen seines Schicksals, mit Unzulänglichkeit Leben zu müssen.
Das Bluten, fällt mir gerade ein, könnte ich in dem Zusammenhang mit Herzblut stellen. Das Lüri weint "Herzenstränen".
Das Lüri beweint eine unzulängliche Welt. Jep!
So
LG Gem
Ich weiß nicht recht, was ich hier sagen soll. Der Text an sich gefällt mir durch die Formgebung gut. Man wird ohne larifari in die Situation geworfen, was bei mir etwas ausgelöst hat. Denoch verstehe ich das Ziel nicht. Ich sehe das Lüri als einen abgehobenen Zyniker, der alle Fehler und Lügen durchschaut. Am Ende sehe ich durch das nehmen der Hand, das Annehmen seines Schicksals, mit Unzulänglichkeit Leben zu müssen.
Das Bluten, fällt mir gerade ein, könnte ich in dem Zusammenhang mit Herzblut stellen. Das Lüri weint "Herzenstränen".
Das Lüri beweint eine unzulängliche Welt. Jep!
So
LG Gem
hi Arno,
hier habe ich auch ,wie Gem ,den Eindruck, dass Dein lyr. Ich selbts der Zyniker ist, zeichnet diesen doch in hohem Masse die Distanz zur Gefühlwelt und der Pessimismus aus ;und wenn ein Zyniker einen solchen beschreibt, beschreibt er sich selbst. Das ist sehr gut gelungen
Deine Sprache überzeugt mich vollends. Sie ist treffend und ohne Schnörkel und das passt super in dieses Umfeld.
Gern gelesen, auch wenn es Frühwerke sind.
Gruss
Knud
hier habe ich auch ,wie Gem ,den Eindruck, dass Dein lyr. Ich selbts der Zyniker ist, zeichnet diesen doch in hohem Masse die Distanz zur Gefühlwelt und der Pessimismus aus ;und wenn ein Zyniker einen solchen beschreibt, beschreibt er sich selbst. Das ist sehr gut gelungen
Deine Sprache überzeugt mich vollends. Sie ist treffend und ohne Schnörkel und das passt super in dieses Umfeld.
Gern gelesen, auch wenn es Frühwerke sind.
Gruss
Knud
Hallo zusammen.
Man könnte sagen, dass das Lyr. Ich am Ende mit den Unzulängigkeiten leben muss. Allerdings steht dem gegenüber, dass die Sprache sich wandelt. "Er" scheint am Ende von Erinnerungen eingeholt. Man könnte deshalb vielleicht eher sagen, dass der Zynismus wie eine Maske war, die sich im Laufe verhärtet hat. Bei "Die Spontane" hingegen merkt man schon im Eröffnungsteil, dass hier etwas nicht stimmt. Das zieht sich bis zum Ende hin fort bzw. wird kurz vor Ende scheinbar wieder gebrochen, um schlussendlich wieder zum Ausgangspunkt des dritten Teils zu finden.
Man könnte auch meinen, dass das Lyr. Ich seinen jeweiligen Gegenüber enttarnt, demaskiert, nur um am Ende neben der Entschleierung der "sie" auch selbst enttarnt zu sein. Dieses macht ihm anscheinend nichts aus. Die Frage lautet, weshalb? Und hier sind wir wieder bei den Anfängen.
Besten Dank für's Lesen und Kommentieren.
AB.
Man könnte sagen, dass das Lyr. Ich am Ende mit den Unzulängigkeiten leben muss. Allerdings steht dem gegenüber, dass die Sprache sich wandelt. "Er" scheint am Ende von Erinnerungen eingeholt. Man könnte deshalb vielleicht eher sagen, dass der Zynismus wie eine Maske war, die sich im Laufe verhärtet hat. Bei "Die Spontane" hingegen merkt man schon im Eröffnungsteil, dass hier etwas nicht stimmt. Das zieht sich bis zum Ende hin fort bzw. wird kurz vor Ende scheinbar wieder gebrochen, um schlussendlich wieder zum Ausgangspunkt des dritten Teils zu finden.
Man könnte auch meinen, dass das Lyr. Ich seinen jeweiligen Gegenüber enttarnt, demaskiert, nur um am Ende neben der Entschleierung der "sie" auch selbst enttarnt zu sein. Dieses macht ihm anscheinend nichts aus. Die Frage lautet, weshalb? Und hier sind wir wieder bei den Anfängen.
Besten Dank für's Lesen und Kommentieren.
AB.
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