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reste
abendreste stumm verbracht
ferngeschaut wie jede nacht
partner um den schlaf gebracht
vor dem frühstück schon verkracht
bahn hat zum büro gebracht
graue angestelltenfracht
morgens abends fahrstuhlschacht
auch dazwischen nicht gelacht
gongschlag wieder aufgewacht
schnell noch einen draufgemacht
dann nach hause aufgemacht
abendreste stumm verbracht
abendreste stumm verbracht
ferngeschaut wie jede nacht
partner um den schlaf gebracht
vor dem frühstück schon verkracht
bahn hat zum büro gebracht
graue angestelltenfracht
morgens abends fahrstuhlschacht
auch dazwischen nicht gelacht
gongschlag wieder aufgewacht
schnell noch einen draufgemacht
dann nach hause aufgemacht
abendreste stumm verbracht
Okay, Mattes! Da Du in diesem Forum nach meinen ersten Eindrücken hochgelobt bist, muss ich mich ja früher oder später mit Dir und Deinen Werken befassen. Das hier scheint ganz geeignet:
XxXxXxX
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Das wäre dann auf jeden Fall ersteinmal metrisch perfekt durchgehalten. Reimtechnisch ein echter Genuss: alles reimt sich auf "acht".
Die Begründung für Deine Form ist schnell gefunden:
In einem Gedicht, das die Monotonie des Alltags beschreibt, macht es sich nicht schlecht, eine monotone Form zu wählen. Die Unterstreichung des Inhalts durch die Form ist in jedem Fall sehr gelungen!
Ob man nun noch die Endsilbe jedes Verses "acht" (im Sinne von "gebt Acht", oder auch im Sinne der Zahl "8", die insbesondere im biblischen Kontext "Unendlichkeit" ausdrückt) interpretieren möchte, bleibt wohl dem Leser überlassen und sind mehr Gedankenausflüge meinerseits.
Du verwendest in dem Gedicht desweiteren ausschließlich Ellipsen, was Dein Gedicht nicht gerade ästhetisch aufwertet, aber sich in dem Kontext sehr gut macht. Die Ellipsen erzeugen eine sehr triste Wirkung, und durch die konsequente Einhaltung sind auch sie Ausdruck der Monotonie. Man könnte sogar so weit gehen zu sagen, dass die Monotonie des Alltages dem lyrischen Ich die Realitätswahrnehmung verstellt. Es nimmt die Welt fragmentiert wahr, findet keinen Ausgleich, hat kein "Ganzheitsgefühl" mehr.
Auffällig ist auch, dass in dem gesamten Gedicht nicht einmal das Wort "Ich" vorkommt. Also fehlt selbst die Wahrnehmung des eigenen Selbst in diesem Brei aus Alltag.
Der Mensch wird insbesondere durch diese Art der Wahrnehmung immer weniger Mensch und immer mehr Zahnrädchen in den Mühlen der postindustriellen Gesellschaft.
Wir haben hier also ein Gedicht, dessen Aussage größtenteils über die Form vermittelt wird.
Fazit: Großartig.
Habe ich Dich irgendwo falsch verstanden?
Gruß,
Arkanus
XxXxXxX
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Das wäre dann auf jeden Fall ersteinmal metrisch perfekt durchgehalten. Reimtechnisch ein echter Genuss: alles reimt sich auf "acht".
Die Begründung für Deine Form ist schnell gefunden:
In einem Gedicht, das die Monotonie des Alltags beschreibt, macht es sich nicht schlecht, eine monotone Form zu wählen. Die Unterstreichung des Inhalts durch die Form ist in jedem Fall sehr gelungen!
Ob man nun noch die Endsilbe jedes Verses "acht" (im Sinne von "gebt Acht", oder auch im Sinne der Zahl "8", die insbesondere im biblischen Kontext "Unendlichkeit" ausdrückt) interpretieren möchte, bleibt wohl dem Leser überlassen und sind mehr Gedankenausflüge meinerseits.
Du verwendest in dem Gedicht desweiteren ausschließlich Ellipsen, was Dein Gedicht nicht gerade ästhetisch aufwertet, aber sich in dem Kontext sehr gut macht. Die Ellipsen erzeugen eine sehr triste Wirkung, und durch die konsequente Einhaltung sind auch sie Ausdruck der Monotonie. Man könnte sogar so weit gehen zu sagen, dass die Monotonie des Alltages dem lyrischen Ich die Realitätswahrnehmung verstellt. Es nimmt die Welt fragmentiert wahr, findet keinen Ausgleich, hat kein "Ganzheitsgefühl" mehr.
Auffällig ist auch, dass in dem gesamten Gedicht nicht einmal das Wort "Ich" vorkommt. Also fehlt selbst die Wahrnehmung des eigenen Selbst in diesem Brei aus Alltag.
Der Mensch wird insbesondere durch diese Art der Wahrnehmung immer weniger Mensch und immer mehr Zahnrädchen in den Mühlen der postindustriellen Gesellschaft.
Wir haben hier also ein Gedicht, dessen Aussage größtenteils über die Form vermittelt wird.
Fazit: Großartig.
Habe ich Dich irgendwo falsch verstanden?
Gruß,
Arkanus
Hi Mattes,
wie von Arkanus schon beschrieben soll wohl die Monotonie des lyr. Ich das Thema sein. Das ist auch von Dir perfekt im Reimschema dargestellt. (obwohl es mich nicht anspricht)Die Idee mit der Unendlichkeit ist für mich nachvollziehbar, eine unendliche Monotonie der „Reste des lyr. Ich“ Das hat etwas von Metropolis, und Reste sind Fragmente in denen Du sprachlich Deine Aussagen kleidest. Hier könnte ich mir in St2/Z2 auch „angestelltenfracht“ vorstellen.
Gruss
Knud
wie von Arkanus schon beschrieben soll wohl die Monotonie des lyr. Ich das Thema sein. Das ist auch von Dir perfekt im Reimschema dargestellt. (obwohl es mich nicht anspricht)Die Idee mit der Unendlichkeit ist für mich nachvollziehbar, eine unendliche Monotonie der „Reste des lyr. Ich“ Das hat etwas von Metropolis, und Reste sind Fragmente in denen Du sprachlich Deine Aussagen kleidest. Hier könnte ich mir in St2/Z2 auch „angestelltenfracht“ vorstellen.
Gruss
Knud
Zitat: |
Arkanus schrieb am 24.02.2006 20:26 Uhr: Habe ich Dich irgendwo falsch verstanden? |
@Arkanus: Ich denke nicht. Danke, dass du dich mit dem Gedicht und nicht mit mir befasst hast. Alles ist gesagt, ergänzen könnte man noch, dass die "Acht" trotz der Unendlichkeit beschnitten ist. Nicht nur, dass sie eine doppelte Ellipse ist, das Wort stammt wohl auch von der Bezeichnung der beiden Hände ohne Daumen her (die beiden Vierer).
@Gemini: Jein. Diese Acht kennt kein Oben und kein Unten und insofern kein Groß und Klein. Außerdem bin ich derzeit in einer Kleinschreibphase.
@Knud: Ja, hier geht die Form vor, worunter die Ästhetik zweifellos leidet. Die "angestelltenfracht" gefällt mir mittlerweile eindeutig besser, also wenn du gestattest, würde ich das gerne aufnehmen.
DG
Mattes
Kingt des Dichters Wort zu barsch,
wird sich in die Hos' gemacht.
Ist es für das Hirn gedacht,
sind die Zeilen für den Arsch.
Kommt der Schiss jedoch nur dünn,
wird sehr gerne abgelacht.
Wirkt der Reim auch abgeflacht,
keiner fragt mehr nach dem Sinn.
Denn es ist zum Haareraufen:
Wird der größte Scheiß gebracht,
setzt der Teufel mit Bedacht
noch auf diesen seinen Haufen.
Willst du also, Plebs Joame,
was dem Bandwurm Freude macht?
Oder dient des Schlammes Schlacht
einzig deiner Selbstreklame?
wird sich in die Hos' gemacht.
Ist es für das Hirn gedacht,
sind die Zeilen für den Arsch.
Kommt der Schiss jedoch nur dünn,
wird sehr gerne abgelacht.
Wirkt der Reim auch abgeflacht,
keiner fragt mehr nach dem Sinn.
Denn es ist zum Haareraufen:
Wird der größte Scheiß gebracht,
setzt der Teufel mit Bedacht
noch auf diesen seinen Haufen.
Willst du also, Plebs Joame,
was dem Bandwurm Freude macht?
Oder dient des Schlammes Schlacht
einzig deiner Selbstreklame?
Eigentlich hätte ich gerne,
wenn ich hier so lieb befragt,
etwas feines für mein Zwerchfell,
was erheitert. - Du verstehst, gell?
Nur Dein ganzes Reimeschema
deutet doch nicht auf Dilemma?
Stimmung wirkt nicht angenehm,
durch Fäkalienproblem,
das in Wortwahl manifest
und sich kaum verschweigen läßt.
Nun zur mir und Selbstreklame:
Mann, Du hast es voll erfaßt,
keine Zeile und kein Wörtchen
werden dazu je verpaßt.
Denn das Große bleibe groß
auch das Kleine möge bleiben;
nicht nur Schreiben ist betroffen,
auch die Dichter, die so schreiben.
wenn ich hier so lieb befragt,
etwas feines für mein Zwerchfell,
was erheitert. - Du verstehst, gell?
Nur Dein ganzes Reimeschema
deutet doch nicht auf Dilemma?
Stimmung wirkt nicht angenehm,
durch Fäkalienproblem,
das in Wortwahl manifest
und sich kaum verschweigen läßt.
Nun zur mir und Selbstreklame:
Mann, Du hast es voll erfaßt,
keine Zeile und kein Wörtchen
werden dazu je verpaßt.
Denn das Große bleibe groß
auch das Kleine möge bleiben;
nicht nur Schreiben ist betroffen,
auch die Dichter, die so schreiben.
Ach, Plebis, mein Lieber, ich habe gar keine
Probleme mit Reimen. Ich werfe nur Schweine
im Schlachthaus. Zu gerne würd ich dich erheitern
und noch nebenbei Horizonte erweitern,
doch können die Kloschüsseln gar nicht mehr klopfen,
wenn Brocken wie meine die Därme verstopfen.
Doch Willie kennt Hilfe, zu der ich dir rate:
Humanadäquate Fäkalimitate!
Probleme mit Reimen. Ich werfe nur Schweine
im Schlachthaus. Zu gerne würd ich dich erheitern
und noch nebenbei Horizonte erweitern,
doch können die Kloschüsseln gar nicht mehr klopfen,
wenn Brocken wie meine die Därme verstopfen.
Doch Willie kennt Hilfe, zu der ich dir rate:
Humanadäquate Fäkalimitate!
Männer,
so schlecht war dattoch janich, datt ihr dat jetzt so vereimbeuteln müsst...
ein schöner Hamburger Reigen - n bisschen trostlos wie der dortige Himmel, aber wahr, wahr, war-
um machen wir immer wieder mit in diesem Karussell?
Bevor ich zu inhaltlich werde, noch ein Satz zur Form: quadratisch, praktisch, gut.
so schlecht war dattoch janich, datt ihr dat jetzt so vereimbeuteln müsst...
ein schöner Hamburger Reigen - n bisschen trostlos wie der dortige Himmel, aber wahr, wahr, war-
um machen wir immer wieder mit in diesem Karussell?
Bevor ich zu inhaltlich werde, noch ein Satz zur Form: quadratisch, praktisch, gut.
Hallo Mattes!
Mach doch aus Deinem Herzen keine Mördergrube,
wenn es Dich juckt, nur zu dann, Bube!
Wirfst Du im Schlachthaus auch nur Schweine,
gebrauchst Du das Wort hier zum unechten Reime.
Wenn jemand gar von 'nur Schwein' spricht,
sage ich gleich, geringschätze nicht,
das liebe und grunzende kluge Tier,
es ist gar sehr sympathisch mir.
Dann Zeilen weiter lese ich,
von Kloschüsseln, Därmen und Fäkalimitaten.
Da spricht doch einiges für sich,
war er zu fett, Dein Sonntagsbraten?
Zu guter Letzt noch Dein Beteuern,
nullo problemo mit dem Reimen
und gerne wolltest Du mich erheitern,
Dir nebenbei Horizonte erweitern.
Das ist nicht vonnöten, bemühe Dich nicht,
denn Lachen fällt mir immer so schwer;
und Horizont ist nur perspektivische Sicht,
- soviel für heute - ich grüße Dich sehr!
Joame
Mach doch aus Deinem Herzen keine Mördergrube,
wenn es Dich juckt, nur zu dann, Bube!
Wirfst Du im Schlachthaus auch nur Schweine,
gebrauchst Du das Wort hier zum unechten Reime.
Wenn jemand gar von 'nur Schwein' spricht,
sage ich gleich, geringschätze nicht,
das liebe und grunzende kluge Tier,
es ist gar sehr sympathisch mir.
Dann Zeilen weiter lese ich,
von Kloschüsseln, Därmen und Fäkalimitaten.
Da spricht doch einiges für sich,
war er zu fett, Dein Sonntagsbraten?
Zu guter Letzt noch Dein Beteuern,
nullo problemo mit dem Reimen
und gerne wolltest Du mich erheitern,
Dir nebenbei Horizonte erweitern.
Das ist nicht vonnöten, bemühe Dich nicht,
denn Lachen fällt mir immer so schwer;
und Horizont ist nur perspektivische Sicht,
- soviel für heute - ich grüße Dich sehr!
Joame
#16
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
reste
in Gesellschaft 28.02.2006 23:47von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Hallo Mattes,
mein Kompliment zu deinem Gedicht - wirklich eine wundervolle Symbiose von Inhalt und Form. Da bleibt nicht anderes zu tun als es staunend zu genießen. Nur eine einzige Kleinigkeit, die mich gestört hat: S2Z4 - das klingt mir einfach ein bisschen zu platt, als ob die Zeile nur des Reimes wegen hier stehen würde. Vielleicht bezieht sich mein Unbehagen bei dieser Zeile hauptsächlich auf das "auch", da ich das mit der vorigen Zeile inhaltlich nicht wirklich verknüpfen kann, wenn du verstehst, was ich meine. Anyway, ein großartiges Gedicht.
Grüße
Thomas
mein Kompliment zu deinem Gedicht - wirklich eine wundervolle Symbiose von Inhalt und Form. Da bleibt nicht anderes zu tun als es staunend zu genießen. Nur eine einzige Kleinigkeit, die mich gestört hat: S2Z4 - das klingt mir einfach ein bisschen zu platt, als ob die Zeile nur des Reimes wegen hier stehen würde. Vielleicht bezieht sich mein Unbehagen bei dieser Zeile hauptsächlich auf das "auch", da ich das mit der vorigen Zeile inhaltlich nicht wirklich verknüpfen kann, wenn du verstehst, was ich meine. Anyway, ein großartiges Gedicht.
Grüße
Thomas
@Willie: Auf diesem Wege noch einmal herzlichen Dank für Aufstöberung und Nennung meines definitiven Lieblingsreimes. Ich hoffe, du findest ihn hier würdig angewendet.
@Roadie (immerhin derzeit in apple ): Besten Dank. S2Z4 ist nicht reimtechnisch geschuldet, sondern schon beabsichtigt, wenn auch wohl nicht gelungen. Das "auch" bezieht sich auf die Fahrstuhlfahrten und ist vielleicht wirklich nur zu verstehen, wenn man weiß, wie sehr ich diese Fahrten gehasst habe: eingesperrt mit flöhlichen Kollegen, zu denen man auch noch fleundlich sein musste! Na ja, und dazwischen gibt es eben auch für viele nichts zu lachen. Wie auch immer: Dein Kommentar hat mich sehr gefreut und aufgebaut, nachdem ich schon fürchten musste, das Gédicht wäre echt voll für den Arsch.
@Roadie (immerhin derzeit in apple ): Besten Dank. S2Z4 ist nicht reimtechnisch geschuldet, sondern schon beabsichtigt, wenn auch wohl nicht gelungen. Das "auch" bezieht sich auf die Fahrstuhlfahrten und ist vielleicht wirklich nur zu verstehen, wenn man weiß, wie sehr ich diese Fahrten gehasst habe: eingesperrt mit flöhlichen Kollegen, zu denen man auch noch fleundlich sein musste! Na ja, und dazwischen gibt es eben auch für viele nichts zu lachen. Wie auch immer: Dein Kommentar hat mich sehr gefreut und aufgebaut, nachdem ich schon fürchten musste, das Gédicht wäre echt voll für den Arsch.
#20
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
reste
in Gesellschaft 01.03.2006 23:40von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Ich wollte ja gar nicht stören, disst euch ruhig weiter
Zum Gedicht: Ich finde die Idee mit dem Reim "acht" als versteckter Hinweis auf die Unendlichkeit genial, erst Arkanus' Kommentar brachte Erleuchtung.
Das Gedicht wirkt einfach, es steckt aber in Sachen Umsetzung viel dahinter und gerade diese Einfachheit ist das beste an diesem Stück. Gefällt mir, ein würdiger Mattes
Zum Gedicht: Ich finde die Idee mit dem Reim "acht" als versteckter Hinweis auf die Unendlichkeit genial, erst Arkanus' Kommentar brachte Erleuchtung.
Das Gedicht wirkt einfach, es steckt aber in Sachen Umsetzung viel dahinter und gerade diese Einfachheit ist das beste an diesem Stück. Gefällt mir, ein würdiger Mattes
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