Wortwechsel ist einfach schon mal ein tolles Wort und ein toller Titel, und wenn dann noch so ein leichtes klares witziges Poem hinterherkommt, will man nicht meckern.
Aber man mu8 ja, dazu ist man ja hier angestellt, den Polierer auf ein paar Unebenheiten hinzuweisen.
Wenn das Ich Worte wechseln will, heißt das dann nicht, dass er für seine Sprachwährung eine andere Währung zurückbekommt, also Worte gegen Worte tauscht? Dieses Ich will aber - scheints - nur seine Worte loswerden, damit das Du an ihnen drechselt, nicht aber andere dafür zurückbekommen.
Ich will begriffen werden. Sagt Ich in Strophe 3. Notfalls pfeift es sogar auf die Ohren des anderen. Das könnte ein Hinweis auf nonverbale Kommunikation sein. Freilich werden grobe Worte meist verbal übermittelt, und dazu braucht es Ohren auf der anderen Seite. Achtung: Unklarheit, Widerspruch. In ziemlich geschliffenen Worten führt uns der Dichter hier sein Dilemma vor Augen. Dass er grob und deutlich werden möchte, aber sich stattdessen in den feinen Verästelungen der Sprachlogik verliert.
Das kann man traurig finden und als Wortdrechsler fällt mir das Mitfühlen auch nicht schwer. schließlich steht schon in der Bibel: Deine Rede sei Ja, Ja und Nein, Nein. Während unsereins immer wieder nur ein Janein und Neinja hinkriegt.
Auf der anderen Seite glaub ich dem Ich nicht ganz seine Grobheitsphantasie. Wir wissen alle, das Muh sehr grob sein kann
Aber hat ihm seine Grobheit mehr Verständnis eingebracht als seine Feinheit?
Wortewechseln ist ein mühsames Geschäft, aber ich glaube, es lohnt sich, sonst säße ich nicht an dieser Tastatur. Man hat mir so oft Unklarheit vorgeworfen, dass ich persönlich dazu übergegangen bin, mit meiner Unklarheit klar umzugehen und sie nicht hinter aufgesetzter Deutlichkeit zu kaschieren.
Im übrigen glaube ich, dass Klarheit im Tun noch wichtiger ist als in Worten.
Der Worte sind genug gewechselt, ich muss jetzt an die Arbeit!