#1

aufgestossen

in Philosophisches und Grübeleien 04.03.2006 14:19
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte


    aufgestossen


    Jetzt stehst du da und redest flüssig,
    als hättest du den Text vergessen,
    Von Müssen, Können, Schicksalsfugen
    und Weichen, die in Schienen pressen.

    Sprichst wortgewandt, doch überdrüssig,
    von dir und mir und diesem Leben.
    Du scheidest Dumme von den Klugen
    anhand der Wege, die gegeben.

    Ich hör dir zu, verpackt in Watte,
    und sehe Münder Worte formen;
    und fühle, wie sich Süchte normen,
    an der Distanz, die ich nie hatte.





    (c) Margot S. Baumann

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#2

aufgestossen

in Philosophisches und Grübeleien 05.03.2006 11:57
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Ein sehr nüchterner "Margot", aber es weiß trotzdem zu gefallen. Was mir unangenehm aufstößt ist allerdings die 3. Zeile der 3. Strophe. "Süchte normen" klingt eigenartig und will für mich nicht so ganz in den Zusammenhang passen. Süchte werden zur Norm an der Distanz? Damit kann ich nichts anfangen. Und weil es so sehr ins Gewicht fällt in der letzten Zeile, raubt es mir die Freude hieran. Schade.

Liebste Grüße
Richard

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#3

aufgestossen

in Philosophisches und Grübeleien 05.03.2006 12:50
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Ric

Ja, nüchtern - das war meine Intention. Der Titel sagt's bereits, da ist was aufgestossen. Vielleicht eine Erkenntnis, wer weiss ....

Hm.... und ich dachte gerade, dass das mit den (Sehn)Süchten, die anhand der jetzigen Distanz auf ein erträgliches Mass schrumpfen oder eben genormt werden, ein Geisteblitz war. Mist, war wohl nichts!

Danke fürs Lesen und Kommentieren.
Drück dich!
Margot

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#4

aufgestossen

in Philosophisches und Grübeleien 05.03.2006 12:51
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Nö, wars nicht. Jedenfalls nicht für mich! Sehnsüchte normen ist für mich etwas anderes als sie schrumpfen zu lassen.

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#5

aufgestossen

in Philosophisches und Grübeleien 05.03.2006 16:13
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Ja, stimmt, ich hab's schlecht erklärt. Anyway, schrecklich ist's allemal.

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#6

aufgestossen

in Philosophisches und Grübeleien 05.03.2006 16:24
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Hi Margot!

A-B-C-B
D-E-C-E
F-G-G-F

Eigenwilliges Reimschema, das. Du entwicklest daran immer mehr Freude, wie mir scheint.

Dein Werk gefällt mir, wenn ich auch manche Formulierung nicht gaz unterbringen kann. Das lyrDu redet flüssig wie jemand, der den Text vergessen hat? Ich glaube zu verstehen, was du meinst, so finde ich es aber ebenfalls eigenwillig ausgedrückt. Warum pressen Weichen in die Schienen? Zumindest gibt es doch welche. Das lyrDu unterscheidet Dumme und Kluge. Tun wir das nicht alle? Schon klar, klingt aber...genau. Das in Watte gepackte lyrI ist so schön ausgedrückt, dass ich nachsehe, dass es gleich mehrere Münder Worte formen sieht, auch weil ich die an der Distanz genormten Süchte schlicht und einfach großartig finde! Bei mir verfängt dieser Geniestreich, Marge, so unterschiedlich sind die Geschmäcker.

Ein eher ernüchterndes, als nüchternes (siehe Watte) Werk, welches mir in seiner Eigenwilligkeit gut gefällt.

DG
Mattes

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#7

aufgestossen

in Philosophisches und Grübeleien 05.03.2006 16:44
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Mattes

Ja, ja .... ich pröble des Öfteren mal mit den Reimen rum. Ist noch witzig, was da manchmal entsteht. Man will ja weiter kommen, ne?

Jupp, es hat da ein paar Formulierungen drin, die ... ehm... wie soll ich sagen, recht eigenwillig sind. Bewusst so gesetzt, anhand verschiedener Erfahrungswerte. Ich will sie gar nicht alle zerbröseln, nur vielleicht die, welche du mit Fragezeichen versehen hast.

Die flüssige Rede..... Wörter, die - wie auswendig gelernt - daher kommen. Kopflastig und nicht so, wie sie evtl. vorher waren oder wie sie sich das lyr. Ich wünscht. Deshalb findet es, dass das lyr. Du den (wahren) Text vergessen hat.
Die Weichen sind natürlich Lebensabschnitte. Es sind Orte/Zeiten, die zu einer Veränderung der Umstände hätte führen können, wenn der Mut dagewesen wäre, Müssen und Können miteinander zu verbinden. Sie pressen das lyr. Du aber weiterhin in die alltägliche Schiene zurück. Will heissen, es lässt alles so, wie es ist.

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren und es freut mich ungemein, dass noch jemand anderes die genormten Süchte gut findet.

Lieben Gruss
Margot

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#8

aufgestossen

in Philosophisches und Grübeleien 07.03.2006 16:43
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
'allo Margo:

Noch bevor ich Mattes las, wollte ich mich positiv zu den genormten Süchten äußern, überhaupt zu der Schlußpointe, die andeutet, dass es mit der Distanz immer noch eine wackelige Angelegenheit ist.

Das tue ich hiermit.

Aufgestossen ist mir allein die Stelle mit den Weichen, die du aber plausibel erklärt hast und sich jetzt auch gut liest, und S2Z4 finde ich nicht so elegant.

Die Münder (des Gegenübers), die Worte formen, sehe ich plastisch vor mir. Eben weil da kein Persönlichkeit spricht, sondern ein Erklärungautomat, kommt mir der Plural richtig vor: Zu jedem Argument gibt es offenbar auch einen entsprechenden Mund.

Lieben Gruß, Ulli


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#9

aufgestossen

in Philosophisches und Grübeleien 07.03.2006 20:16
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Ulli

Auch dir herzlichen Dank für die Rückmeldung. Ja, die Distanz wackelt, aber ich habe Hoffnung. Freut mich wirklich, dass ich nicht komplett am Leser vorbei geschrieben habe. Ich hatte - nach Hoheits Einwand - schon Befürchtungen.

Lieben Gruss zurück.
Margot

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