#1

Der letzte Tag

in Gesellschaft 05.03.2006 19:12
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Rauch- und stinkend schweißgeschwängert war die schwüle Atmosphäre
und selbst die letzte Küchenschabe wand in Todesqualen sich.
Sie walkten und sie kopulierten für den allerletzten Stich,
auf daß man sich noch lebend fühle und der Saft besonders gäre.

Nackte Leiber bogen sich im eignen dick geronn`nen Blute,
erstickten elend teils den über, teils den unter sich bewußt.
Kein Laut durchzog das Schmatzen, still ergab man sich der feigen Lust,
speiste selbst des Andern Fleisch, im Glauben an das ewig Gute.

Anderntags blieb wenig nur von jenen übrig, den Verfluchten -
Die Welt stand unbeirrbar noch und auch die Greuel letzter Nacht
und wem die Augen nicht entfernt, der hat sich schnell noch umgebracht,
manche nur verweilten, die es unter „wohl geirrt“ verbuchten.

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#2

Der letzte Tag

in Gesellschaft 06.03.2006 21:52
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Sehr gut beschrieben unsere Zukunft, richtig g'schmackig!

Gruß von Joame

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#3

Der letzte Tag

in Gesellschaft 07.03.2006 18:24
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Ich danke, meine Liebe!

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#4

Der letzte Tag

in Gesellschaft 07.03.2006 19:08
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo Richard,

ich muss gestehen, so richtiges Verstehen mag mir nicht gelingen... zunächst dachte ich an OneNightStands, bei denen man sich angesichts des morgendlichen Gegenübers besser die Augen entfernte, auch wenn es einige nur als Irrtum mit einem Achselzucken abtun.

Inzwischen sehe ich mich mit diesem ersten Gedanken auf dem Holzweg. Aber was für eine Endzeitstimmung liegt denn hier vor? Ich meine, wenn selbst schon die hartnäckigen Küchenschaben (von denen es doch heißt, dass sie im Gegensatz zu uns einen Atomkrieg überleben können) verenden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der (die) letzte(n) Tag(e) angebrochen sind, recht hoch.

Die Todgeweihten kopulieren also als Reaktion darauf. Das erinnert mich an diese Affenart, die Sex zum Stressabbau benutzt. Aber das Blut rinnt bereits während des Aktes? Und warum ist die Lust eine feige? Vielleicht weil man sich den eigenen Lüsten hingibt, sich aber nicht den eigentlichen Problemen stellt? Geht es womöglich gar grundsätzlich hier um Verdrängung? Es ist schwer zu fassen, ich muss gestehen, mit gelingt es zur Zeit nicht.

Sprachlich ist dabei an Deinen Zeilen nichts auszusetzen, sie klingen (passend zum Inhalt) sehr schwer, aber gut. Ein 8-hebiger Trochäus und ein 8-hebiger Jambus, mein lieber Scholli, nicht unbedingt kurzweilig, dennoch gefällt es mir. Es klingt gut. Leider bleibe ich etwa ratlos davor stehen...

Don

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#5

Der letzte Tag

in Gesellschaft 09.03.2006 18:33
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Schön das es dir trotz deiner Ratlosigkeit gefällt oder meintest du nur die Metrik?
Naja, also richtigen Sinn kann ich dir hier nicht versprechen. ES ging mir um die Darstellung des Wahnsinns des Menschen im Angesichts des letzten Tages der WElt, wie ich ihn den Menschen zutrauen würde und was ich ihnen noch zutrauen würde, wenn sie erkennen würden, daß sie sich geirrt haben. Die Schabe funktionierte eigentlich nur als Stellvertreter, damit klar wird, daß es sich um den Weltuntergang dreht.
Aber sinnvoll ist das Gedicht nicht besonders, das stimmt schon. Wahrscheinlich wollte ich nur ein wenig provozieren, was mir natürlich nicht gelungen ist, dafür bin ich viel zu zart besaitet...

Vielen Dank für das Kommentar, Don!

Liebste Grüße Richard

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#6

Der letzte Tag

in Gesellschaft 10.03.2006 15:36
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte

Zitat:

Richard III schrieb am 09.03.2006 18:33 Uhr:
Schön das es dir trotz deiner Ratlosigkeit gefällt oder meintest du nur die Metrik?


Keine Sorge, so durchgeknallt bin ich noch nicht ...


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#7

Der letzte Tag

in Gesellschaft 10.03.2006 19:18
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Puh! *schweißabwisch

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#8

Der letzte Tag

in Gesellschaft 11.03.2006 12:31
von Knud_Knudsen • Mitglied | 994 Beiträge | 994 Punkte
hi Ric,
wohin treibst Du? Wo ist Deine, von mir so geschätzte Kunst? Der Inhalt hat schon was, er würde auch in eine Prosa passen.
Gruss
Knud

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#9

Der letzte Tag

in Gesellschaft 11.03.2006 22:04
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Bedeutet das "Wo ist deine...Kunst" , daß es dir nicht gefällt? Nujo man muß auch mal was anderes proben...
Aber danke für das "geschätzte" Kompliment!

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